Auswirkungen der Meeresströmungen auf das Klima Auswirkungen des Golfstroms auf Europa und die Entstehung von Wüsten am Meer In Küstenregionen sind Meeresströmungen ein bedeutender Klimafaktor. Warme Meeresströmungen – wie der Golfstrom – verursachen ein milderes Klima, während kalte Strömungen niedrigere Temperaturen bewirken oder aber auch Wüsten entstehen lassen können. Im globalen Zusammenhang transportieren Meeresströmungen warmes Wasser vom Äquator zu den Polen und kaltes Wasser von den Polen zum Äquator. Sie sorgen damit – wie die Winde der allgemeinen Zirkulation der Atmosphäre – für den globalen Temperaturausgleich. Klimatische Auswirkungen des Golfstroms auf Europa Der Golfstrom verursacht in Europa ein wärmeres Klima als auf der gleichen geographischen Breite an der Ostküste Nordamerikas. Die Folgen dessen werden an diesem Beispiel deutlich: In Angmagssalik (Grönland), das auf 65 °N liegt, beträgt die Jahresdurchschnittstemperatur -1,5 °C. In Bodö (Norwegen), auf sogar 67 °N, ist die Durchschnittstemperatur 4,5 °C hoch. Obwohl beide Orte auf annähernd der gleichen geographischen Breite liegen, sind die Temperaturunterschiede beträchtlich. Der Golfstrom bewirkt in Europa also eine Nordverlagerung der Klimazonen: Während sich in Europa auf 60 °N die gemäßigte Klimazone befindet, ist an der nordamerikanischen Ostküste bereits die subpolare Klimazone. Warum entstehen die Wüsten Atacama und Namib durch "nasse" Meeresströmungen? Die Wüste Atacama an der südamerikanischen Westküste gehört zu den trockensten Regionen der Erde. Sie liegt am Pazifischen Ozean. Die Namib befindet sich im südlichen Afrika am Atlantischen Ozean. Die Entstehung von Wüsten am Meer erscheint auf dem ersten Blick paradox. Verantwortlich dafür sind kalte Meeresströmungen. Vor der Atacama strömt im Pazifik der Humboldtstrom (Perustrom); bei der Namib ist dies der Benguelastrom. Die kalten Meeresströmungen kühlen die Luft über dem Meer ab. Diese Luft kann nur sehr wenig Feuchtigkeit aufnehmen, weil bei niedriger Temperatur die maximale Luftfeuchtigkeit ebenfalls gering ist. Außerdem liegt über dieser kalten Meeresluft warme Passatluft. Hier nimmt also mit zunehmender Höhe die Temperatur zu. Man nennt dies Temperaturinversion. Da die kalte Luft schwerer ist als die warme Luft, kann sie auch nicht aufsteigen. Somit können sich also auch keine Wolken bilden. Durch die geringe Luftfeuchtigkeit und die Passatinversion ist die Wolkenbildung eingeschränkt, wodurch auch keine Niederschläge fallen können. So verursachen der kalte Humboldtstrom und der Benguelastrom die Entstehung der Wüsten Atacama und Namib in Küstenregionen. Quelle: Geographie Infothek Autor: Matthias Forkel Verlag: Klett Ort: Leipzig Quellendatum: 2012 Seite: www.klett.de Bearbeitungsdatum: 19.05.2012 Humboldtstrom Ursachen und Auswirkungen des Humboldtstroms Humboldtstrom (Klett) Entdeckung Schon sehr früh gab es Überlegungen, dass der trockene Küstenstreifen in Südamerika mit Wind und den Wasserströmungen in Zusammenhang steht. Dieses Thema wurde jedoch erst von Alexander von Humboldt wissenschaftlich behandelt: Er maß 1802 die Temperatur des Wassers vor der peruanischen Küste. Dabei stellte er fest, dass ein kalter nach Norden setzender Strom besteht, der jedoch nur eine schmale Strömung vor der Küste darstellt. Diese Strömung wurde ihm zu Ehren Humboldtstrom benannt. Was ist der Humboldtstrom? Der Humboldtstrom ist ein kalter Meeresstrom, der kaltes, sauerstoffreiches Wasser aus der Antarktis an der Westküste Südamerikas entlang nach Nord transportiert. Der Strom schwenkt etwas südlich des Äquators nach Westen und strömt an den Galapagos-Inseln vorbei. Dort geht er in den Südäquatorialstrom über. Während der Westströmung kommt es zur Wassererwärmung. Der Strom schwenkt vor Neuguinea und den Inseln Indonesiens nach Süden. Danach führt er an den Küsten Australiens und Neuseelands entlang in Richtung Antarktis. Der Humboldtstrom hat mehrere Ursachen Ein stationäres Hochdruckgebiet in der Nähe der Osterinseln bewirkt einen steten, nach Nordwesten gerichteten Wind. Dieser Wind befördert das Oberflächenwasser vom Land fort, dadurch kann das kalte Tiefenwasser der Antarktis an die Meeresoberfläche aufsteigen. Dieser Vorgang wird auch als Upwelling bezeichnet. Südostpassat Das nach Norden strömende Wasser wird durch den Südostpassat erfasst und nach Westen transportiert, wo es in den Südäquatorialstrom übergeht. Durch den Nordäquatorialstrom kann das Wasser nicht weiter nach Norden driften und muss somit vor den großen Inseln Indonesiens und Neuguinea sowie dem australischen Kontinent nach Süden ausweichen. Eis der Arktis Das durch das Eis der Antarktis abgekühlte Wasser sinkt in die Tiefe und wird am Grund von dem ständig weiter absinkenden Wassermassen nach Norden gedrückt. Corioliskraft Die Corioliskraft bewirkt auf der Südhalbkugel eine Ablenkung der Strömungen nach links, sodass das Oberflächenwasser eine ablandige Tendenz erhält, die sich zur Tiefe hin verstärkt. Das Ergebnis dieser vielfältigen Ursachen ist, dass die Thermokline (Grenzlinie zwischen kaltem Tiefenwasser und wärmerem Oberflächenwasser) vor Südamerika nur ca. 50 m tief liegt. So kann sich das kalte Tiefenwasser leicht mit dem Oberflächenwasser vermischen. Die Oberflächentemperatur des Wassers liegt vor Equador trotz Äquatorlage bei nur 18 °C. Die Thermokline vor Indonesien dagegen liegt ca. 200 m tief. Folgen des Humboldtstroms Die peruanischen und nordchilenischen Küstenlandschaften haben generell eine einheitliche Ausprägung als Trockenräume und bilden mit dem Humboldtstrom eine Region, die durch ihren ursächlichen Zusammenhang als maritim-kontinentale Großlandschaft des Humboldtstroms und seines Wirkungsbereiches gekennzeichnet ist. Als typisch ausgeprägte Region gilt diejenige von Nordchile bis Nordperu. Das Bestehen der Atacamawüste beispielsweise (eine der trockensten Wüsten der Erde) kann durch den Humboldtstrom erklärt werden. Über dem kalten Humboldtstrom ist auch die Luft recht kalt und kann damit nur wenig Feuchtigkeit aufnehmen. Wenn die Luft auf die Küste trifft, erwärmt sie sich und Wolken und Nebel lösen sich auf. Dadurch wird das Entstehen von Niederschlag verhindert. Eine weitere Folge ist das reichhaltige Vorkommen von Nährstoffen in Form von Plankton und anderem Meeresgetier durch den hohen Sauerstoffgehalt des kalten Wassers. Davon können vor allem die Fischer dieser Region profitieren. Auch die Tiere der Galapagos-Inseln, z. B. Meeresechsen, Seelöwen oder Pinguine nutzen diesen Fischreichtum bzw. das Algenvorkommen, so können sie nur durch den Humboldtstrom dort existieren. Quelle: Geographie Infothek Autor: Katja Müller Verlag: Klett Ort: Leipzig Quellendatum: 2012 Seite: www.klett.de Bearbeitungsdatum: 09.04.2012 Infoblatt Pazifischer Ozean (Pazifik) Der Pazifische Ozean - Basisdaten und Meeresgeologie Basisdaten Typ: Ozean, Teil des Weltmeeres Lage: zwischen Asien und Australien im Westen, Amerika im Osten, der Beringstraße im Norden und der Antarktis im Süden Grenzen: Meridian vom Südkap Tasmaniens 147º ö. L. zum Indik, Beringstraße sowie Meridian von Kap Horn 68º w. L. zum Atlantik Tiefe: durchschnittlich 3.940 m, max. 11.034 m (Witjastiefe I im Marianen-Graben) Fläche: 181,34 Mio. km² Volumen: 714,41 Mio. km³ Festländisches Einzugsgebiet: 19 Mio. km² Salzgehalt: durchschnittlich 34,62 ‰ Wichtigste Nebenmeere: Beringsee, Ochotskisches Meer, Ostchinesisches Meer, Japanisches Meer Größte Inseln: Neuguinea (786.000 km²), Borneo (743.107 km²), Honshu (230.316 km²) Ressourcen: Erdöllagerstätten in den Schelfbereichen Alaskas, Kaliforniens, Chinas und Indonesiens; große Vorkommen an Manganknollen auf dem Meeresgrund Anteil von etwa 60 % am weltweiten Fischereiertrag; wichtige Fanggründe liegen vor Chile sowie im Japanischen und im Ochotskischen Meer Meeresgeologie Platten: größtenteils Pazifische Platte, außerdem Philippinische Platte, Nazca-Platte, Cocos-Platte, Juan de Fuca-Platte sowie Anteile an der Eurasischen, der Indisch-Australischen und der Antarktischen Platte Plattenränder: aktive Kontinentalränder; Zirkumpazifischer Feuerring mit ausgeprägtem Vulkanismus und Ausbildung von markanten Tiefseerinnen zwischen Kontinentalabhang und Tiefseeebene (z. B. Japangraben, Marianengraben oder Philippinengraben) Struktur: als Fortsetzung des Indisch-Antarktischen Rückens zieht der Pazifisch-Antarktische Rücken in weitem Bogen von Südwesten nach Norden und geht in den Ostpazifischen Rücken über, der in einer Triple Junction auf den Chilerücken trifft; zahlreiche ozeanische Inseln, Seamounts und Guyots beiderseits der Spreizungszonen und in Folge von Hot-Spots Quelle: Autor: Verlag: Ort: Quellendatum: Seite: Bearbeitungsdatum: 10.06.2012 Geographie Kristian Infothek Uhlenbrock Klett Leipzig 2012 www.klett.de Infoblatt Atacama Beschreibung der Lage, Klima, Rohstoffe, Tier- und Pflanzenwelt und Wüstenbewohner Die Atacama ist eine sehr alte Wüste und zählt zu den trockensten Wüsten der Welt. Sie birgt jedoch eine Fülle an Bodenschätzen und gerät zunehmend ins Visier moderner Forschungsarbeit. Dazu zählt unter anderem die Erprobung neuer Technologien für die Marserkundung, da die Atacama aufgrund ihrer Witterung und Bodenbeschaffenheit ein ideales Terrain hierfür bietet. Die Atacama liegt in Chile, an der Westküste Südamerikas. Sie erstreckt sich über 8 - 10 Breitengrade und reicht im Norden bis nach Peru hinein. Im Westen grenzt sie an den Pazifik und im Osten stellt das bis zu 6.000 m hohe Andengebirge eine Barriere zum Landesinneren dar. Die Wüste nimmt eine Fläche von 75.573 km² ein. Mit bis zu 4.000 m über dem Meeresspiegel liegt sie auf einer Hochfläche, welche von Osten nach Westen absinkt. Wüstentyp und Klima Der Westen der Wüste zählt zur klassischen Küsten- bzw. Nebelwüste. Grund hierfür ist der Humboldtstrom, ein kalter Meeresstrom an der Westküste des südamerikanischen Kontinents. Die heiße ablandige Luft aus der Wüste stößt auf die kalte Küstenluft. Es bildet sich eine Inversionsschicht, womit der Niederschlag verhindert wird. Jedoch bleibt es relativ feucht, es bilden sich große Nebelwolken und eine starke Himmelsbedeckung durch niedrige Schichtwolken. Die täglichen Temperaturschwankungen sind gering. Mit zunehmender Entfernung von der Küste geht das Klima zum Landesinneren allmählich in ein Binnenwüstenklima über. Die Feuchtigkeit sinkt, die Wolkendecke löst sich auf und die täglichen Temperaturschwankungen nehmen zu. Eine weitere Ursache für die Trockenheit sind die NO- und SO-Passatwinde. Durch diese herrscht an der Westseite Südamerikas eine ständig ablandige Luftbewegung, so dass sie keine feuchte Luft vom Ozean erhält. Die Trockenheit dieser Winde wird durch den Regenschatteneffekt, den die Anden auf die Atacama ausüben, verstärkt. Naturräumliches Erscheinungsbild Die Atacama liegt am Westrand der südamerikanischen Kontinentalplatte. Die Wüste erstreckt sich entlang eines aktiven, unruhigen und erdbebenreichen Gebietes. Das Erscheinungsbild der Atacama ist entsprechend geprägt durch einzelne Inselberggruppen, dem Auftreten aktiver Vulkanberge, Geysiren sowie Schutt- und Steinwüsten, welche mit Gebirgsabtragungen angefüllt sind. Die Anden selbst stellen mit 7.500 km das Längste durch aktive Subduktionsvorgänge gebildete Gebirge an einem aktiven Plattenrand dar. Ein besonderes Gepräge geben der Wüste die mit Salzbrei gefüllten und schlammigen Pfannen, welche auch "Salares" genannt werden. Der größte Teil der Wüste wird von lang geprägten Trockenbetten eingenommen. Nur ein einziger Fluss, der Rio Loa, schafft den Weg durch die Atacama bis zum Pazifischen Ozean, ohne in der Hitze zu verdunsten. Rohstoffe In der Atacama lagern die weltweit größten Vorräte an Kupfer, Nitrat, Borax und Guano. Ferner wurden auch Silberlagerstätten entdeckt. Durch die Entdeckung von Salpeter (auch weißes Gold genannt) in der Atacama vor 200 Jahren durch den Österreicher Thaddäus Haencke setzte ein Boom bei dessen Abbau ein. In dieser Zeit wuchs der Reichtum der Küstenstädte, von denen aus das Salpeter verschifft wurde, rapide an. Erst 1914, als man Nitrat synthetisch herstellen konnte, ging die Nachfrage nach dem Salpeter aus der Atacama zurück. Flora und Fauna Die Vegetation der Wüste ist sehr dürftig. Nur an den mit Grundwasser versorgten Oasen kommt es zu vielfältigen Ausprägungen der Vegetation. Aber auch an den Flüssen, die an den Anden herabfließen, ist Vegetation vorhanden. Jedoch reichen der Trockenheit wegen nur die wenigsten Flüsse über weitere Strecken in die Wüste hinein. In der Kernwüste erscheint gegen Ende des Winters und nur unter dem Einfluss des Küstennebels die Loma-Vegetation. "Loma", das sind einjährige Gewächse, welche der Landschaft fahlgrüne Flecken verleihen. Die meisten Pflanzen können erst ab einer Höhe von 1.000 2.000 m existieren. Das heißt aber nicht, dass die Kernwüste gänzlich ohne Leben ist. Die Vegetation hat sich sehr gut an das Klima angepasst. So überdauert sie als Samen- oder Zwiebelform so lange im Boden, bis ein entsprechendes Niederschlagsereignis auftritt. Zwischen Juli und September kann so in regenreicheren Jahren ein Blütenmeer aus dem Sand emporwachsen. Die Tierwelt findet man überwiegend an den Randbereichen der Wüste. Insbesondere an der Küste des Nationalparks "Pan de Azucar" leben einige Pinguine. Bekannt und häufig vorkommend ist die Wanzenart Vinchucas, welche die gefährliche Chagas-Krankheit übertragen kann. Skorpione, Eidechsen und Wüstenfüchse sind weitere Tiere der Atacama. Außerdem gibt es die Guanacos, eine wildlebende Lamaart, die zu den Kamelen zählt und zeitweise vom Aussterben bedroht war. Besiedlung der Wüste Die Besiedlung der Wüste begann bei den Oasen. Später, als man die bedeutenden Rohstofflagerstätten entdeckte, kam es auch an diesen Stellen zu Ansiedlungen. Die Ureinwohner waren die Acatamenos, Aymara, Chinchorros und die Diagnitas. Später gehörte die Wüste zum Reich der Inkas, bis sie schließlich komplett in spanischen Besitz kam. Nach dem so genannten Salpeterkrieg (1879 bis 1884) ging die Atacama an das Siegerland Chile über. Heute drängen sich die Bewohner der Atacama vor allem in den Küstenstädten, Oasensiedlungen, Fischerdörfern und Bergwerkstädten. Eine der bekanntesten Oasensiedlungen ist San Pedro de Atacama, ein spanisch-indianisches Dorf auf 2.436 m ü. NN. Mit etwa 231.000 Einwohnern ist die Wüste sehr dünn besiedelt (entspricht etwa 3,1 EW/km²). Umweltschäden Aufgrund der vielen Bodenschätze wurden die Menschen immer wieder in die Wüste gelockt. Doch der Abbau der Rohstoffe bleibt nicht ohne Folgen. Kupfer verbraucht beim Abbau sehr viel Wasser. Dieses wird aus den Anden bis in die Wüste transportiert. Es handelt sich hierbei jedoch um wertvolles fossiles Grundwasser, welches heute nicht mehr erneuert wird, das auf dem Wasser basierende Ökosystem der Anden droht in der Folge aus dem Gleichgewicht zu geraten. Zudem gefährdet die Verschmutzung durch die Bergbaugruben die Grund- und Trinkwasservorräte. Auch die Zeit des Salpeterbooms hat Spuren hinterlassen. Viele ehemalige Abbaugebiete gleichen heute einer Mondlandschaft. Quelle: Autor: Verlag: Ort: Quellendatum: Seite: Bearbeitungsdatum: 10.06.2012 Geographie Petra Infothek Müller Klett Leipzig 2012 www.klett.de Atacama - Entstehungsbedingungen einer Küstenwüste Atacama (von der Ruhren) Entlang der peruanisch-chilenischen Pazifikküste erstreckt sich über 3.500 km zwischen 5°S und 28°S eines der niederschlagsärmsten Gebiete der Erde: die Atacama. Nackte vegetationslose Flächen mit ausgetrockneten Dünenfeldern und Salztonebenen, abflusslose Becken und Trockenschluchten, öde aschfahle Ebenen und sonnendurchglühte Steinpflaster beherrschen weithin das Land. Klimatische Gegebenheiten Kaum eine Station an der Küste hat Niederschlagswerte von mehr als 20 mm im Jahr aufzuweisen. Die Pampa del Tamarugal, Teil der chilenischen Atacama, darf thermisch und hygrisch als die extremste Wüste der Erde angesehen werden. Bei einer potenziellen Verdunstung von bis zu 4.000 mm fallen in weiten Bereichen nicht mehr als 10 mm Niederschlag im Jahr. An manchen Stellen wurde dort in historischer Zeit noch niemals Regen festgestellt. Die extreme Aridität ist insofern ungewöhnlich, als diese Atacama im unmittelbaren Einflussbereich der tropischen Gewässer des Pazifiks liegt und - trotz der Lage in den Inner- bzw. Randtropen - relativ gemäßigt ist. Die Lufttemperaturen weisen eine für diese Breiten ungewöhnliche negative Anomalie von 4 - 6 °C auf. Unter dem Einfluss des Meeres sind auch die Jahres- und Tagesschwankungen sehr gering. Die Atacama ist durch ein gegensatzschwaches Klima gekennzeichnet. Januar- und Julitemperaturen der südlichen Breitenkreise (Kurve) im Vergleich Durchschnittstemperaturen von sechs chilenischen Stationen (Punkte) (von der Ruhren) mit den Die klimatischen Verhältnisse der Atacama sind noch durch eine weitere Besonderheit gekennzeichnet: Trotz der Niederschlagsarmut ist die Luftfeuchtigkeit bemerkenswert hoch. Sie liegt vielfach zwischen 80 und 89 Prozent. In den Wintermonaten liegt ständig eine Wolkendecke über dem Land und dem küstennahen Meer. Nur selten reißt sie auf. Die Luftfeuchtigkeit kann dann tagelang Werte von bis zu 100 Prozent erreichen. Aber es regnet nicht. So erklären sich die Bezeichnungen „Feuchtluftwüste“ bzw. „Nebelwüste“. Schließlich trifft auf die peruanisch-nordchilenische Wüste auch die zonale Anordnung der Vegetationsgürtel der Tropen nicht zu, welche der meridionalen Ausdehnung der Atacama über 3.500 km entsprechen würde: tropischer Regenwald, Feuchtsavanne, Trockensavanne, Dornsavanne, Halbwüste. Die Atacama reicht meridional durch die genannten Zonen hindurch. Sie ist eine „azonale“ Wüste. Im Norden am Golf von Guayaquil erfolgt der Übergang zum tropischen Regenwald fast unmittelbar; im Süden geht die Wüste auf nur schmalem Grenzsaum in die Winterregengebiete Chiles über. Entstehungsbedingungen der Küstenwüste Zum Verständnis der speziellen Klimabedingungen und zur Erklärung der Entstehung der Küstenwüste sind mehrere Faktoren zu nennen: 1. die fast ganzjährig küstenparallel wehenden Passatwinde aus südlicher bis südöstlicher Richtung mit ablandiger Tendenz, 2. die Sperrwirkung der Hochgebirgsketten der Anden, 3. die außergewöhnlich stabile Lage der pazifischen Antizyklone vor der Küste, 4. der Einfluss des kalten Humboldtstroms und kalter Auftriebswässer vor der Küste. Die Passatwinde und die Sperrwirkung der Anden Die aus Süden und Südosten wehenden Passatwinde bringen dem Küstenbereich Perus und Nordchiles keine Niederschläge. Als trockene Winde wehen sie fast während des ganzen Jahres äquatorwärts, also von kühleren in wärmere Gebiete, entweder küstenparallel oder mit geringer ablandiger Tendenz. Sie erwärmen sich also und bringen somit auch keine Niederschläge. Gegen einen möglichen Feuchtetransport von Osten ist die chilenisch-peruanische Wüste durch den Gebirgsblock der Anden abgeschirmt. Mit seinen Höhen von über 6.000 m ist er für den Wasserdampftransport praktisch unüberwindbar. Beim Abstieg in die Küstenzone erwärmt sich die Luft unter Wolkenauflösung. Die Wirkung der pazifischen Antizyklone Die Luftdruckverteilung an der Westküste Perus und Nordchiles ist außerordentlich stabil. Das Zentrum der klimabestimmenden Antizyklone liegt in der Regel bei 30°S und 100°W. Im Südsommer verlagert sie sich bis auf etwa 35°S, im Südwinter rückt sie nach Norden bis auf etwa 25°S. Auch der Abstand vom Festland wechselt nur minimal. Dieses subtropische Hoch bildet eine Sperrschicht (Inversion) über dem kalten Meerwasser. Durch Absinkvorgänge kommt es an der Untergrenze der Inversion zur Bildung von Hochnebeln, die auch durch die Sonnenstrahlung kaum aufgelöst werden. Für den unmittelbaren Küstenbereich ist außerdem entscheidend, dass der Ostrand der Antizyklone mehr oder weniger genau mit der Küstenlinie übereinstimmt. Dadurch ergibt sich über der Küste ein zusätzlicher Divergenzeffekt: Die Luftmassen sinken zum Erdboden ab, erwärmen sich und haben somit eine austrocknende Wirkung. Die klimatischen Auswirkungen des Humboldtstroms und der kalten Auftriebswässer Der Humboldtstrom, auch Perustrom genannt, ist die primäre Ursache sowohl für die Regenarmut als auch für die Bildung der Küstennebel und der tiefliegenden Wolkendecke am westlichen Andenrand. Als kalter, nach Nordwesten fließender Strom begleitet er die Westküste Südamerikas über 8.000 km von etwa 45°S bis zu den Galpapagos-Inseln, wo er nach Westen umbiegt und sich unter dem Äquator nach Neuguinea fortsetzt. In einem 140 bis 270 km breiten Streifen bringt er kaltes subantarktisches Wasser von Süden nach Norden. Der ständig wehende Südostpassat und die ablenkende Corioliskraft bewirken eine ablandige Bewegung des Oberflächenwassers, wodurch ein Auftrieb von kaltem Wasser aus tieferen Schichten im unmittelbaren Küstenbereich verursacht wird. So rufen der Humboldtstrom und die kalten Auftriebswässer eine beachtliche klimatische Abweichung hervor. An der peruanischen Küste, also im Bereich der inneren Tropen (5 °S - 18 °S) herrschen Oberflächentemperaturen, wie sie normalerweise nur in den Meeren in einer Breitenlage von 40° vorkommen. Die niedrigsten Temperaturen werden in unmittelbarer Küstennähe gemessen. Diese negative Anomalie muss als die primäre Ursache der Wüstenbildung im Küstenbereich angesehen werden. Luftdruck- und Strömungsverhältnisse am äquatorialen Westrand Südamerikas (Klett) Die im Kontakt mit dem Humboldtstrom und dem kalten Auftriebswasser abgekühlte untere Schicht der Atmosphäre wird in ca. 800 bis 900 m NN von der tropischen Warmluft überlagert. Dadurch bildet sich in der Grenzzone der beiden Luftmassen ein Temperatursprung von ca. 10 °C, der als Sperrzone nicht nur die Sonneneinstrahlung einschränkt, sondern auch jede vertikale Luftbewegung weitgehend verhindert. Unterhalb der Sperrzone sammelt sich zwar viel Luftfeuchtigkeit, die durch Strahlungsabkühlung zu einer dünnen Wolkendecke kondensiert wird. Diese Sperrzone unterbindet aber eine weitere Verdichtung der Wolken und damit eine Kondensationsbildung. Das Ergebnis: Die Atacama liegt während des gesamten Jahres, mit Unterbrechungen von allenfalls zwei bis drei Stunden am Nachmittag, unter einer geschlossenen Wolkendecke. Die mittlere relative Luftfeuchtigkeit übersteigt im bodennahen Bereich ganzjährig 80 % (Station Lima), die mittleren jährlichen Niederschläge betragen jedoch nur 10 mm. Literatur Abele, G.: Die nordchilenisch-peruanische Andenabdachung – eine Landschaft der Extreme. In: Geographische Rundschau H. 2/1987, S. 98-106 Veit, H.: Klima- und Landschaftswandel in der Atacama. In: Geographische Rundschau H. 9/2000, S. 4-9 Weischet, W.: Zur Klimatologie der Nordchilenischen Wüste. In: Meteorologische Rundschau 1966, H. 1, S. 1-7 Quelle: Geographie Infothek Autor: Norbert von der Ruhren Verlag: Klett Ort: Leipzig Quellendatum: 2012 Seite: www.klett.de Bearbeitungsdatum: 12.02.2012