Indonesien - Raumanalytischer Überblick

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Indonesien
Raumanalytischer
Überblick
Koblenz, 11.4.1999
Jan Pies
Inhaltsübersicht
1. Landschaftskundlicher Überblick
1.1. Lage und Gesamtübersicht
1.2. Geologie und Lagerstätten
1.2.1.Großtektonische Übersicht und Geologische Baueinheiten und Lagerstätten
1.3. Klima
1.3.1.Jahresgang des Niederschlags
1.4. Oberflächenformen und Böden
1.5. Vegetation und Fauna
2. Historische Betrachtung, politische Situation
2.1. Indonesien – ein historischer Rückblick
2.1.1.Indonesien in vorkolonialer Zeit
2.1.2.Indonesien unter niederländischer Kolonialherrschaft
2.1.3.Das nachkoloniale Indonesien
2.1.4."Gelenkte Demokratie" unter Sukarno
2.1.5.Die "Neue Ordnung" unter Suharto
2.2. Das politische System Indonesiens
2.2.1.Aufbau des Regierungs- und Verwaltungssystem
3. Wirtschaftsgeographische Analyse
3.1. Bevölkerungsstruktur
3.2. Agrarstruktur
3.3. Industriestruktur
3.4. Verstädterung
3.5. Wirtschaftliche Besonderheiten
3.5.1.Wichtige Handelspartner
3.5.2.Monatliche Inflationsraten
3.5.3.Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes
3.5.4.Wechselkurs des Rupiah
3.6. Auslandsstatistiken des Statistischen Bundesamtes
4. Schlußanalyse
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1. Landschaftskundlicher Überblick
1.1. Lage und Gesamtübersicht
Indonesien ist der größte Archipelstaat der Erde. Das Staatsgebiet von 1 904 569 km² (etwa
die achtfache Größe der Bundesrepublik Deutschland) verteilt sich über insgesamt 13 677
Inseln. Mit Sumatra, Kalimantan (Borneo) und Irian Jaya (West - Neuguinea) gehören die
nach Grönland größten Inseln der Erde teilweise bzw. vollständig zum Staatsgebiet von
Indonesien. Mindestens 3000 Inseln besitzen eine nennenswerte Bevölkerung und rund 350
Inseln sind größer als 100 km².
Indonesiens Inseln erstrecken sich von ca. 94° bis 141° östlicher Länge und von 6° nördlicher
bis 11° südlicher Breite, so daß sie bei einer Nord - Süd - Breite von rund 1880 km und einer
Längserstreckung von ca. 5100 km beiderseits des Äquators etwa ein Achtel des
Erdumfangs umspannen. Indonesien bildet somit eine Übergangsregion zwischen
Südostasien und Australien. Die indonesischen Inseln verbinden nämlich den zur asiatischen
Festlandsmasse gehörenden, heute vom Flachmeer bedeckten, Sunda - Schelf, über dem
Sumatra, Java, Kalimantan und einige kleinere, unbedeutendere Inseln (z.B. Bangka,
Bilitung, der Riau - Archipel...) aufragen, mit dem Sahul - Schelf und damit mit dem
australischen Kontinentsockel. Insgesamt kann man Indonesien dem Gebiet Südostasien
zuordnen, eine Ausnahme bildet jedoch Neuguinea, da diese Insel sowohl ethnisch als auch
mit seinen nördlichen Teilen geotektonisch zu Melanesien (und somit nicht Südostasien)
gehört.
Mit 203,369 Millionen Einwohnern ist Indonesien der Bevölkerung nach der viertgrößte Staat
der Erde. Der Großteil der Bevölkerung lebt jedoch auf der am dichtesten besiedelten Insel
Java mit der Hauptstadt Jakarta. Eine ebenfalls hohe Bevölkerungsdichte findet sich auf der
Tourismusinsel Bali, die "Außeninseln" Sumatra, Kalimantan(Borneo), Sulawesi(Celebes)
oder Irian Jaya(West - Neuguinea) sind dagegen nur sehr dünn besiedelt und sind
infrastrukturell kaum entwickelt.
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1.2. Geologie und Lagerstätten
Aus geologischer Sicht ist Indonesien ein recht junger Archipel, das macht sich auch heute
noch insofern bemerkbar, als die Erdkruste in diesem Gebiet noch sehr mobil ist und auch
häufig Erdbeben und Vulkanausbrüche die Oberfläche heimsuchen.500 bis 1000 Erdbeben
werden jährlich auf Indonesien registriert und mindestens 200 von den zahlreichen
Vulkankegeln auf den Inseln sind seit deren Besiedlung bereits ausgebrochen. Im
indonesischen Großraum konvergieren drei größere Schollen, die Eurasische Scholle mit
ihrem Ausläufer, der Sunda - Scholle, die Indisch - Ozeanisch - Australische mit ihrem
östlichen Teil, dem Sahul - Schelf und die Pazifische Platte. Die daraus resultierenden
Orogene (Zonen der Gebirgs - und Mineralbildung), die sich zunächst an den mobilen
Plattenrändern befanden und mit der Zeit den kontinentalen Platten "angefaltet" wurden, sind
nun in West - und Südindonesien das Sunda - Orogen, das sich über den Bogen Sumatra –
Java – Bali – Timor und West - Sulawesi erstreckt, das Sumatra - Orogen, das sich
hauptsächlich auf Sumatra und Teilen Ost - Kalimantans befindet, das Malaysia - Orogen als
älteste Baueinheit Indonesiens erstreckt sich über die malayische Halbinsel und West Kalimantan und das Molukken - Orogen, das sich von Ost - Sulawesi über die Inseln Buru,
Tanimbar und Timor und über einen untermeerischen Rücken westwärts bis nach Java
erstreckt, jedoch nicht nur Faltengebirgszüge hervorbrachte, sondern auch deutlich
vulkanische Ablagerungen miteinbezieht. Die Gebirgszüge in all diesen Gebieten gipfeln
normalerweise in Höhen von 2000 - 3000 Metern, auf Irian Jaya jedoch auch in bis zu
5300m. Die Gliederung der Inseln bildete sich während des Meeresspiegelanstiegs im
Holozän letztendlich heraus.
Der Betrachtung der Erz - , Kohle - und Erdöl - /Erdgaslagerstätten kommt in Indonesien
eine relativ große Bedeutung zu, da die Einflüsse auf die Wirtschaft, insbesondere die
Exportwirtschaft und dadurch auch auf den Arbeitsmarkt sehr bedeutend sind. Die Inseln
Bangka, Bilitung, Singkep und einige Inseln des Riau - Archipels gelten als die indonesischen
Zinninseln und gehören damit zum südostasiatischen Zinngürtel, der von über die malayische
Halbinsel und West - Thailand bis nach Zentral - Burma reicht und insgesamt etwa 2500 km
Länge hat. Auf West - Kalimantan und auf der Insel Bintan im Riau - Archipel haben sich auf
einigen Plateaus wirtschaftlich nutzbare Bauxitlagerstätten gebildet. Auf Sulawesi sind bereits
wichtige Nickel - und Eisenförderstätten erschlossen. Auf Java werden an den Südstränden
Eisenvorkommen abgebaut und im Inland Mangan und Gold. Auf Sumatra finden sich neben
den oben besprochenen Zinnvorkommen auch einige Kohlelagerstätten, ebenso wie auf
Südost - Kalimantan. Auf Irian Jaya findet sich vorwiegend Nickel und Kupfer und auf einigen
kleineren Inseln vor Irian Jaya (Gebe, Waigeo) sind bedeutende Nickellagerstätten
erschlossen.
Die wirtschaftliche Bedeutung dieser Rohstoffe – weniger Zink aber durchaus Kupfer gehören
zu den wichtigsten Exportgütern Indonesiens – ist aber im Vergleich zu den Erdöl - und
Erdgasvorkommen ziemlich gering. Sedimentbecken mit Erdöl - und Erdgasfeldern ziehen
sich vom Atjeh - Becken (nördlich von Sumatra) über Zentral - und Süd - Sumatra, Nord Java und die Java - See bis Süd - Ost - Kalimantan und die Celebes - See (nördlich von
Sulawesi, der Name Celebes - See ist jedoch auch in neueren Atlanten geblieben). Ebenso
finden sich große Erdöl - und Erdgasvorkommen unter ganz Irian Jaya und dem restlichen
Neu - Guinea. Die Vorkommen werden häufig in den Küstengebieten gefördert.
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1.2.1.Großtektonische Übersicht und Geologische Baueinheiten und Lagerstätten
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1.3. Klima
Das Klima Indonesiens wird übereinstimmend als "Monsunklima" bezeichnet und damit
regional in den Rahmen des tropischen, insbesondere asiatischen Monsunklimas gestellt.
Der Wintermonsun, der über Indonesien von Dezember bis März herrscht, dreht nördlich des
Äquators von einem Nordost - in einen Nord - und Nordwestwind, südlich des Äquators
schließlich in einen Westwind, weshalb zum Beispiel auf Java der Wintermonsun den Namen
Westmonsun trägt. Von Juni bis September zur Zeit des Sommermonsuns herrschen
hingegen andere Verhältnisse, während hier nördlich des Äquators ein Südwestwind
herrscht, hat der Wind südlich des Äquators eine Ost - bis Südostrichtung. Damit ist auch für
Indonesien das sogenannte Monsun - Kriterium erfüllt, daß die jahreszeitlich wechselnden
Hauptwindrichtungen einen Winkel von mindestens 120° bilden, da die Winde fast exakt
entgegengesetzt zueinander stehen. Das indonesische Monsunklima unterscheidet sich
jedoch bedeutend darin vom allgemeinen tropischen Monsunklima, daß das indonesische
Klima ein "immerfeuchtes Tropenklima" ist und es z.B. keine echte Trockenperiode gibt.
Diese Veränderung des traditionellen Monsunklimas läßt sich durch die maritime Umgebung
Indonesiens (Indischer und Pazifischer Ozean) und den Archipelcharakter des Landes
erklären. Weiterhin bietet Indonesiens Landfläche im Bereich der inneren Tropen (zwischen
10° nördlich und südlich des Äquators) eine relativ geringe Breitenerstreckung, was die Höhe
der Temperaturen und die täglichen Temperaturschwankungen deutlich reduziert.
Allgemein finden sich in Indonesien eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit und damit verbunden
auch an den meisten Orten eine Mindestniederschlagsmenge von 2000mm im Jahr. Eine
bedeutende Rolle spielen jedoch auch relativ große lokale Unterschiede, die sich durch die
zahlreichen Gebirgszüge und den ständigen Wechsel von Land - und Wassermassen
ergeben. Auch die jährlichen Unterschiede bei den Niederschlagsmengen sind beträchtlich,
so wurden bei Tendjo auf Zentral - Java bereits 7069 mm Niederschlag im Jahr gemessen
und im Paloe Valley auf Sulawesi nur 547 mm. Auch wenn in Jakarta durch eine Messung
über den Zeitraum von 77 Jahren ein Niederschlagsmittel von 1770 mm ermittelt wurde, so
läßt sich doch für den Großteil von Indonesien ein Jahres - Niederschlagsmittel von 2000 –
3000 mm veranschlagen, was bedeutet, daß der Naturraum Indonesien auch klimatisch sehr
interessant ist, da es zu den regenreichsten Klimaten der Erde gehört. Insbesondere in den
Gebirgsstaulagen können durchaus höhere Niederschlagssummen auftreten, während
Zentral - und Ost - Java, sowie die östlich anschließenden Sunda - Inseln eher als das
Trockengebiet Indonesiens gelten können, dort läßt sich ein Niederschlagsmittel von 1000 –
2000 mm im Jahr festlegen. Ebenfalls sehr hoch ist die Anzahl der Regentage im Jahr, die
von 91 (Denpasar) bis 191 (Padang) reicht (für den größten Teil Indonesiens lassen sich
etwa 140 – 150 veranschlagen) und damit ebenfalls sehr hoch ist.
Wie bereits oben erwähnt verteilt sich in Indonesien der Niederschlag über das gesamte Jahr
und es lassen sich kaum Trockenperioden feststellen. Dies beruht besonders darauf, daß in
Indonesien sowohl Winter - als auch Sommermonsun als Regenbringer wirksam werden. Es
läßt sich jedoch auch sagen, daß der Wintermonsun generell für ganz Indonesien der
regenreichere ist und in den oben genannten trockeneren Gebieten Indonesiens durchaus im
Sommer auch regelrechte Trockenperioden auftreten können.
Betrachtet man die Verteilung der Niederschläge über den Tag hinweg, so läßt sich sagen,
daß ein deutliches Niederschlagsmaximum am Nachmittag besteht und es früh - morgens bis
vormittags kaum regnet. Dies bedeutet, daß der Niederschlag der Entstehung nach, wie in
den meisten tropischen Klimaten, hauptsächlich Zenitalregen ist, worauf auch durch die hohe
Gewitterhäufigkeit hingewiesen wird, die in Bogor mit 322 Tagen im Jahr möglicherweise die
höchste der Erde ist. Ausnahmen von dieser Tagesverteilung entstehen lediglich in den
Wintermonsunmonaten Dezember, Januar und Februar, wenn Niederschläge über den
ganzen Tag verteilt auftreten können.
Aufgrund seiner geographischen Lage unterliegt Indonesien selbstverständlich einem
typischen Tropenklimat, was z.B. durch die intensive Sonneneinstrahlung und damit
verbundene generell hohe Temperatur (Jahresmittel von 26° - 27° C) und die geringen
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Schwankungen der Temperatur über den Zeitraum eines Jahres betrachtet hinweg deutlich
wird. Generell gilt auch in Indonesien die für die Tropen übliche hohe
Temperaturschwankung über den Tag hinweg, diese tageszeitenabhängige
Temperaturschwankung liegt allerdings in Indonesien bei, für die Tropen geringen, 5 - 10° C,
was durch die hohe Maritimität des Archipels bewirkt wird. Wichtig für die Temperaturen sind
natürlich auch die Höhenlagen der Orte, die ja aufgrund des gebirgigen Charakters vieler
Inseln auch stark differenzieren. Sehr interessant ist nämlich das Auftreten eines für die
Tropen unerwarteten Phänomens sogenannter Strahlungsfröste, in gebirgigen Lagen
sammelt sich nämlich in Geländemulden die nächtlich abgestrahlte Kaltluft und somit kommt
es vereinzelt zu Nachtfrösten.
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1.3.1.Jahresgang des Niederschlags
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1.4. Oberflächenformen und Böden
Indonesien zählt etwa 300 Vulkane, von denen 76 noch zwischen 1600 und jetzt tätig waren.
Der Ausbruch des Krakatau in der Sunda - Straße zwischen Java und Sumatra 1883 war
eine der größten Vulkankatastrophen der Neuzeit. 36 000 Menschen kamen durch die
Flutwellen oder Lava - oder Ascheauswürfe um. In den Gebirgen wurden vulkanische
Einbruchbecken mit Seen gefüllt, besonders auf Sumatra (z.B. der Toba - See, 1146 km² zum Vergleich: Laacher - See: 3,3 km² Wasserfläche). Trotz der Gefahren und Zerstörungen
sammeln sich aber um die Vulkane immer wieder Bevölkerungsballungen, da auf den
Aschen sehr fruchtbare Böden entstanden und durch erneute Aschenregen auch ihre
Fruchtbarkeit behielten, während anderswo die tropischen Niederschlags - und
Verwitterungsbedingungen die Nährstoffe aus den Böden herauswuschen. Man trifft in
Indonesien immer wieder auf die großangelegten bewässerten Reisterrassen, die eine
optimale Bebaubarkeit der Hänge um die Vulkane herum gewährleisten sollen. Diese
Terrassen trifft man besonders auf Java, Bali und Lombok an, wo sich auch die größten
Bevölkerungsdichten ergeben haben und wo man auf ideale Anbaubedingungen
(insbesondere in den Becken Zentral - Javas) trifft, wo auch bis zu 3 Reisernten im Jahr
möglich sind. In den höheren Lagen ist diese Art des Anbaus allerdings aufgrund des steilen
Ansteiges der Hänge nicht mehr möglich. In diesen höheren Lagen sind die Vulkanhänge
besonders von Bergwäldern bewachsen, erst in Krater - und Gipfelregionen trifft man auf
blanke Aschen. Weiterhin prägt der Vulkanismus das indonesische Landschaftsbild durch
zahlreiche Plateaus und Hochländer.
Insgesamt bestehen etwa 70% der Oberfläche Indonesiens – und 99% der von Java – aus
neogenen, d.h. relativ jungen Sedimenten. Neben den vulkanischen Laven, Tuffen,
Bimssteinen und Aschen gehören dazu auch Sandsteine, Kalke und Mergel. Die jüngsten,
völlig ebenen Landflächen sind dagegen die Fluß - und Küstenebenen. Sie bestehen aus
tonigen Gleyböden oder sind große Torfmoore. Diese Sumpf - und Moorgebiete befinden
sich auch häufig unter dichtem Regenwald und ihre agrarische Nutzbarkeit hängt
hauptsächlich davon ab, ob sie – wie es meist vorkommt - im ständigen
Überschwemmungsbereich liegen und damit für den Getreideanbau untauglich sind.
Interessante Relief - und Bodenformen in Küstennähe sind ebenfalls die Steilküsten und die
zahlreichen Korallenriffe und - inseln im tropischen Flachmeer, wie z.B. die 1000 Inseln vor
der Küste Jakartas, die als Touristenattraktion vermarktet werden und sonst nur von Fischern
bewohnt werden.
Ziemlich unfruchtbar sind die Böden auf Basaltplateaus oder Kalkgestein, wie z.B. auf West Kalimantan oder Sulawesi. Hier finden sich hauptsächlich mittelmäßig bis schlecht
bebaubare Latosole und noch ungünstigere Podsole, die sich besonders auf den Graniten,
Sandsteinen, Mergeln und Schiefertönen von Sumatra, Kalimantan und Irian Jaya
wiederfinden. Von Natur aus sind diese Böden großflächig mit tropischem Regenwald
überwuchert, der auf seinem eigenem organischen Untergrund lebt, doch sobald dieser
Regenwald etwa durch Brandrodung zerstört wird, verarmen die Böden sehr schnell.
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1.5. Vegetation und Fauna
Indonesien ist auch heute noch zu fast 90% bewaldet, zum vorwiegenden Teil findet man den
immergrünen tropischen Regenwald wieder. Wenn auch diese Vegetationsform die üppigsten
Pflanzenformationen der Erde bildet so finden sich tatsächlich aber auf einem Hektar
Waldfläche relativ wenige Baumstämme (etwa 24,2m² pro Hektar werden von Baumstämmen
eingenommen), was bedeutet, daß man auch den forstwirtschaftlichen Nutzen des
Regenwaldes nicht überschätzen sollte (es finden sich etwa 10 - 15 wertvolle Baumstämme
pro Hektar). Die indonesische Vegetation ist eine der üppigsten und artenreichsten der Erde
überhaupt (allein ca. 25 000 verschieden Blütenpflanzenarten). Etwa 40% aller Pflanzen
findet man nur in Indonesien wieder (es sind sogenannte Endemiten). Der tropische
Regenwald ist jedoch kein monotones Gebilde, Variationsformen sind z.B. die Wälder in den
Sumpf - und Moorgebieten oder die Mangrovengebiete entlang der Küsten.
In der Verteilung der indonesischen Fauna spiegeln sich auch die geotektonischen
Zusammenhänge des Gebietes wieder. Es läßt sich eine westliche Zone mit Sumatra,
Kalimantan, Java und Bali feststellen, wo die asiatische Tierarten vorherrschen, sowie eine
östlich Zone mit den Molukken und Irian Jaya, wo sich hauptsächlich australische Tierarten
wiederfinden und eine Übergangszone mit Sulawesi und den kleineren Sunda - Inseln. Tiger,
Nashorn oder Elefant findet man z.B. lediglich in jener westlichen Zone, während man in der
östlichen Zone eher australische Schnabel - und Beuteltiere, Fledermausarten oder auch
Paradiesvögel wiederfindet. In der Übergangszone finden sich Tierarten der beiden anderen
Zonen sowie einige endemitische Arten, die teilweise recht seltsam anmuten, wie z.B.
Hirscheber, Waldkuh, Zwergbüffel oder Hundsaffe, sowie diverse Riesenwaranarten.
11
2. Historische Betrachtung, politische Situation
2.1. Indonesien – ein historischer Rückblick
2.1.1.Indonesien in vorkolonialer Zeit
Die Anfänge der Besiedlung Indonesiens finden sich in den Einwanderungen der
Malaien aus dem chinesischen Raum, einem Volk mongolider Abstammung, von 3000 –
1000 v. Chr., wobei Historiker aber bis heute darüber streiten, ob diese Einwanderungen
in Form von Wellen stattfanden, durch die die damals vorzüglich in den Küstengebieten
ansässigen Völker dann von neuen Einwanderern ins Inland verdrängt wurden, ober ob
hier eher ein kontinuierlicher Prozeß stattfand. Damals ließ sich unterscheiden zwischen
drei verschiedenen Siedlungsformen. Einmal waren da die im Inland lebenden Völker,
die in einer Stammeshierarchie lebten und immer hinter ihren Brandrodungen her zogen
und dort Ackerbau betrieben. Zweitens die in Dörfern angelegten Siedlungen in den
Flußtälern und in küstennahen Regionen, die bewässerten Reisanbau betrieben und
drittens das seefahrende und handeltreibende Volk direkt an den Küsten der
indonesischen Inseln.
Die nächste Epoche der indonesischen Geschichte wird als die "Indisierung" des
Archipels bezeichnet. Über die, immer als Tor zur Außenwelt dienenden, Hafenstädte
Indonesiens wurden zunehmend indische Einflüsse "importiert". Man geht nicht davon
aus, daß eine große Einwanderungswelle aus Indien stattgefunden hat, da ansonsten
auch Sprache oder Kastensystem von Indien her übernommen worden wären. Beispiele
für die Indisierung findet man aber in den Schattenspielen, die zunehmend nun auch
indische Legenden und Sagen übernahmen und darstellten. Viel wichtiger aber war nun
die Verbreitung der hinduistischen Religion im indonesischen Raum. Dieser Religion
kam eine besondere Bedeutung zu, da durch sie eine religiöse Legitimation für die
aristokratischen Herrschaftsformen in den Siedlungen geschaffen werden konnte, auch
wenn sie mit der von den Hochkulturen Javas entwickelten Form des Buddhismus
konkurrierte. In der Folgezeit bildeten sich auch einige Fürstentümer und Königreiche in
den Küstensiedlungen, die besonders darauf ausgerichtet waren den Handel zu
kontrollieren und so ihre Macht zu halten. Das bedeutendste dieser Reiche war wohl das
Großreich Sriwijaya, das vom 7. bis 13. Jahrhundert n. Chr. seine Blütezeit erlebte. Der
Seeverkehr von Indien nach China nahm in dieser Zeit auch eine sehr bedeutende Rolle
für Indonesien ein, da die Schiffe in den Häfen von Indonesien auf die Monsunwinde
warteten. Die Herrscher des Sriwijaya - Reiches bekannten sich allerdings zum
Buddhismus und in der Folgezeit gab es in Indonesien auf der einen Seite zwischen den
beiden Religionen (Hinduismus und Buddhismus) zahlreiche Konflikte, auf der anderen
Seite ergänzten sich aber auch Elemente beider Religionen zur Legitimation der
Herrschaftsansprüche mancher Königsfamilien.
Unter den Trägern des für Indonesien so wichtigen Handelsverkehrs zwischen Indien
und China waren aber von Anfang an auch persische und arabische Handelsleute, die
für die Weiterleitung der fernöstlichen Waren nach Persien und später auch Europa
sorgten. Erst aber Ende des 13. Jahrhunderts setzte die Islamisierung Indonesiens ein.
Der Islam fand hier durch die persischen und arabischen Handelsleute eine rasche
Verbreitung in den Hafenstädten, wurde mehr und mehr akzeptiert und auch zugunsten
der Konfliktvermeidung mit dem Buddhismus und Hinduismus entradikalisiert und bald
waren ganze Städte zum Islam bekehrt. Dies war auch die Zeit (15. Jahrhundert), als
Malakka sich als Handelshauptstadt herausbildete und gewaltigen Einfluß auf das
Handelsgeschehen in und durch Indonesien ausüben konnte. Aber die fortschreitende
Islamisierung war auch besonders dadurch bedingt, daß, da sich die Handelsstädte
zunehmend dem Islam zuwendeten, sich auch deutliche wirtschaftliche Vorteile durch
den Übergang zum Islam ergaben. Später wurden dann sogar von manchen Städten
heilige Kriege zur Verbreitung des Islams in Indonesiens ausgerufen. Heutzutage
bekennen sich etwa 90% der indonesischen Bevölkerung zum Islam.
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2.1.2.Indonesien unter niederländischer Kolonialherrschaft
Ein weiterer Einfluß aus dem Westen, nämlich die vorstoßenden europäischen Forscher
und Handelsleute sollten bald eine mindestens genauso bedeutende Rolle in dem
Archipel spielen. Zuerst setzten sich Portugiesen in Indonesien fest und nahmen 1511
die Handelsmetropole Malakka gewaltsam ein. Aber auch niederländische und
englische Kaufleute zeigten bald Interesse an den fruchtbaren Böden und reichen
Rohstoffen der Insel. 1602 schlossen sich mehrere niederländische Handelsfirmen zur
VOC, der Vereinigten Ostindischen Handelscompagnie, zusammen, diese Vereinigung
wurde von der niederländischen Krone mit dem Recht Landbesitz zu erwerben
ausgestattet. Sie setzten sich erfolgreich gegen die Engländer durch und entwickelten
sich in der Folgezeit zu den Kolonialherren Indonesiens.
Die niederländischen Eindringlinge ließen die indonesischen Herrschaftsformen
zunächst unberührt, manipulierten aber die Thronfolgen in den Königreichen – wer am
meisten Schmiergelder zahlte, wurde Thronfolger - und setzten einfach hohe
Pflichtabgaben an Tabak, Zucker, Kaffee und anderen einträglichen Agrarprodukten für
alle Siedlungen fest. Die Einwohner von Java wollten sich gegen diese Ausbeutung ihrer
Heimatwelt zur Wehr setzen, wurden aber von der überlegenen Waffentechnologie der
Niederländer abgewehrt.
Die VOC konnte beträchtliche Reichtümer während ihrer Kolonialherrschaft anhäufen,
war aber immer von Korruption betroffen und beutete die indonesischen Siedlungen in
profitsüchtiger Art und Weise über deren Kapazitäten hinaus aus. Das Ende der VOC
kam schlußendlich mit der französischen Revolution, als Folge wurde in den
Niederlanden eine Republik ausgerufen und im Endeffekt erlag die VOC ihrer enormen
Verschuldung die durch die englische Seeblockade gegen Napoleon und seine
Verbündeten aufrecht erhalten wurde. Im Laufe d es 19. Jahrhunderts gab es
angespornt von den Idealen der französischen Revolution mehrere Versuche von
niederländische und englischer Seite, die Verhältnisse für die unterdrückten Bewohner
Indonesiens zu verbessern, diese Versuche scheiterten jedoch daran, daß man
versuchte mit europäischen Maßstäben an die andersartige indonesische Gesellschaft
heranzugehen versuchte, z.B. war die Aufhebung der alten indonesischen
Herrschaftsstrukturen, die meist aristokratische Züge aufwies, eine Verletzung des
indonesischen Herrschaftsverständnis, aber später endeten diese Bestrebungen auch in
rein wirtschaftlichen Bestrebungen (z.B. Annektierung des gesamten Staatsgebietes und
Verkauf an Privatleute) und Korruption. Zu dieser Zeit versuchten auch wieder englische
und niederländische Kaufleute, den größtmöglichen Profit aus den sehr beliebten
indonesischen Gewürzen, wie z.B. Pfeffer, sowie dem Kaffee, Tabak und Zucker, der
dort angebaut wurde. Letztendlich behielten die Niederländer, wenn auch nicht mittels
der VOC, eine Art Kolonialherrschaft in Indonesien. Diese Herrschaft hielt bis 1940,
wobei jedoch Unabhängigkeitsbewegungen Anfang des 20. Jahrhunderts zumindest
dafür sorgten, daß nun eine Politik von Seiten der Niederlande geführt wurde, die auch
darauf aus war, den Zustand der Bevölkerung des Archipels zu verbessern, diese
"milde" Gesinnung der Kolonialherren ließ sich auch durch den enormen wirtschaftlichen
Erfolg indonesischer Produkte auf dem europäischen Markt, der besonders Anfang des
20. Jahrhunderts boomte, erklären. Der spätere Gründungspräsident Sukarno war einer
jener Unabhängigkeitskämpfer und wurde 1933 zusammen mit Hatta ins Exil verbannt.
13
2.1.3.Das nachkoloniale Indonesien
Mit Beginn des 2. Weltkrieges kam dann das Ende der langen niederländischen
Vorherrschaft in dem Archipel, da die Niederlande von Deutschland besetzt wurden,
doch kurz darauf wurde Indonesien von Japanern besetzt und ab 1942 fingen diese
damit an, das Land zugunsten der eigenen Kriegsindustrie auszubeuten, wichtig waren
hier natürlich besonders die reichen Erdölvorkommen. 1944 mußten die Japaner wegen
der nahenden Kriegsniederlage jedoch den Indonesiern ihre Unabhängigkeit
versprechen. Mehr als ein inoffizielles Versprechen gab es hierzu jedoch von Japan
nicht und somit verkündeten Sukarno und Hatta einfach selbst die Unabhängigkeit
Indonesiens wenige Tage nach der Kapitulation Japans. Hauptstadt der neuen Republik
war Jakarta (früher Batavia) und es wurde ein parlamentarisches Regierungssystem
unter Präsident Sukarno eingerichtet.
Sjahir, ein guter Freund Hattas, wurde bald zu einem der führenden Politiker des
Staates und rief am 3.11.1945 gegen den Willen Sukarnos zur Parteienbildung auf, dem
auch viele Parteien folgten.
Die inzwischen zurückkehrenden Niederländer kannten die Republik Indonesien jedoch
zunächst nicht als Staat an und wollten ihre alten Herrschaftsansprüche nun wieder
geltend machen. Die indonesische Armee setzte sich dagegen unter der Führung des
Altkommunisten Tan Malakka zur Wehr und es folgten Guerilla - Krieg und blutige
Racheaktionen der Niederländer. Die UNO und die USA nahmen ebenfalls das
Bestreben der Niederlande nicht hin, so daß die Niederlande letztendlich dazu bewegt
wurden, die Republik Indonesien zumindest für Sumatra und Java anzuerkennen, man
versuchte aber immer noch gegen einen einheitlichen Staat Indonesien vorzugehen,
indem man nun kleine Einzelstaaten auf den anderen Inseln in Indonesien kreierte.
Unter amerikanischem Druck kehrte man aber bald wieder an den Verhandlungstisch
zurück und am 27.12.1949 erkannten die Niederlande die "Vereinigten Staaten von
Indonesien" an. Aber diese "Vereinigten Staaten von Indonesien" entsprachen nicht dem
Ziel der indonesischen Nationalisten, so daß im August 1950 wieder ein Gesamtstaat
Indonesien unter dem Staatsmotto "Einheit in der Vielfalt" ausgerufen wurde. Kurzfristige
Unabhängigkeitsbewegungen auf den Molukken wurden schnell niedergeworfen, 1967
wurde Irian Jaya unter Hilfe der UNO von den Niederlanden dem Staat Indonesien
angegliedert und Mitte der 70er Jahre wurde Ost - Timor unter Suharto gewaltsam
annektiert.
14
2.1.4."Gelenkte Demokratie" unter Sukarno
Aber nach 1950 entwickelten sich zunächst sehr viele verschiedene Kräfte, auf der
einen Seite bildeten sich islamische Parteien, auf der anderen Seite nationalistische und
sozialistische Parteien, sowie Parteien, die andere Religionen vertraten, die mit allen
Mitteln einen islamischen Staat verhindern wollten. 1955 gab es zum ersten Mal Wahlen
in Indonesien, nachdem zunächst einige Vorbereitungen getroffen werden mußten, da
damals 80% der Einwohner Analphabeten waren – diese Wahlen brachten jedoch
lediglich ein Gleichgewicht der Kräfte zustande Dies, die zunehmende
Regierungsuntreue des Militärs und eine kommunistische Revolution 1958 führten
letztendlich zum Zusammenbruch der Parlamentsregierung. Sukarno war jedoch immer
noch der Held der Massen und hatte auch durchaus gute Beziehungen zum Militär, so
daß er mit der Wiederherstellung der Ordnung im Staate beauftragt wurde und 1959 auf
dem Dekretwege gegen den Willen der islamischen Parteien erneut als Präsident
eingesetzt wurde und nun weitreichende Vollmachten in allen Regierungsbereichen
zugesprochen kam. Sukarno versuchte in der Folgezeit in einer sogenannten "gelenkten
Demokratie" die 3 Hauptströmungen in Indonesien, nämlich Nationalismus,
Kommunismus und Islam unter Kontrolle unter einen Hut zu bringen, aber inzwischen
lag die Wirtschaft des Landes am Boden und Sukarno führte durch seine eigene
Mißwirtschaft und teure Militärausgaben nur zu einer Verschlechterung der Lage.
Während dieser Zeit entwickelten sich Kommunisten und das Militär zu den
bedeutendsten politischen Kräften im Lande und so versuchte also die kommunistische
Partei PKI ab 1964, das Militär zu unterwandern und auf seine Seite zu schlagen, was
1965, als man gewaltsam die Militärführung übernahm, in einem Putschversuch der
Kommunisten gipfelte, es blieb jedoch bei einem Versuch, denn es folgte kein
Massenaufstand des Volkes sondern vielmehr allgemeine Unruhe.
Außenpolitisch schlug Sukarno einen antiwestlichen Kurs mit Annäherung an die
Volksrepublik China und die UdSSR ein, der allerdings Indonesien von sämtlicher
wirksamer (westlicher) Entwicklungshilfe abschnitt. Indonesien setzte sich an die Spitze
der Bewegung blockfreier Länder, die eine antiimperialistische Politik zum Ziel hatte.
Schließlich sollte eine "Gegen - UNO" gegründet werden, und Indonesien trat aus der
westlich dominierten UNO aus.
Im regionalen Umfeld machte die indonesische Führung Vormachtsansprüche geltend.
1962/63 annektierte Indonesien in Auseinandersetzungen mit der ehemaligen
niederländischen Kolonialmacht die ethnisch nicht zum Staat passende westliche
Teilprovinz von Neuguinea Irian Jaya. 1963 - 1965 folgte die sogenannte, letztlich
erfolglose Konfrontationspolitik gegen die von den Briten unterstützte Gründung
Malaysias. 1965 war Indonesien politisch und wirtschaftlich weitgehend isoliert, da die
Beziehungen zur UdSSR aufgrund der weiteren Annäherung an China abgekühlt waren.
Im Innern schien dieses autoritäre System der "gelenkten Demokratie" zur Regierung
des Landes wesentlich besser geeignet zu sein, als das frühere parlamentarische
System. Der "Landesvater" konnte in geschickt inszenierten Großveranstaltungen die
Massen nach wie vor fesseln wie kein anderer.
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2.1.5.Die "Neue Ordnung" unter Suharto
In dieser Unruhe hatte nun der Mann, der die Ära Sukarno ablösen sollte, der bis dahin
relativ unbekannte Suharto den Anfang seiner politischen Karriere, als er 2 Bataillone in
Jakarta überredete ihm zu folgen und mit ihm die von den kommunistischen Rebellen
besetzten öffentlichen Gebäuden unter seine Gewalt zu bringen. In den folgenden
Jahren vollzog sich der Übergang von der Alten Ordnung unter Sukarno zu der Neuen
Ordnung unter Suharto. Sukarno hatte bisher immer versucht, das Land nach dem
NASAKOM - Prinzip, das sich aus den Anfangsbuchstaben der 3 Wörter nas
(Nationalismus), agama (Religion) und kom (Kommunismus) zusammensetzt und darauf
beruhte, diese 3 politischen Kräfte zu vereinigen und ein Gleichgewicht zwischen diesen
herzustellen, wobei diese Ziele immer mit anspornenden Reden des ehemaligen
Unabhängigkeitskämpfers verdeutlicht wurden. Suharto dagegen ging einen
sogenannten "konstitutionellen" Weg, einen Weg der Stabilisierung mit einiger Weitsicht,
der auch immer darauf ausgerichtet war seine eigene Macht zu entwickeln.
Suharto wurde von Sukarno selbst dazu berufen, wieder Ordnung in die politischen
Gefüge zu bringen, er ließ am 18. März insgesamt 15 Minister festnehmen und durch
seine Beauftragten ersetzen. In der Folgezeit berief er mit Unterstützung des Militärs
einen Volkskongreß ein, der ihm daraufhin seine bedeutenden Vollmachten zusprach.
Am 21. Juni 1970 verstarb der Gründungspräsident Sukarno im Alter von 69 Jahren, er
erhielt ein von Suharto inszeniertes offizielles Staatsbegräbnis.
Suharto verschaffte dem arg gebeutelten Land wieder internationales Ansehen. Als
kompromißloser Kommunistengegner hatte er bald die Vereinigten Staaten auf seiner
Seite, die ihn dabei unterstützten, die unter Sukarno vernachlässigte Wirtschaft wieder
in Schwung zu bringen. Indonesien trat wieder der UNO bei und stärkte somit seine
Rolle in der internationalen Politik zur Zeit des kalten Krieges.
Die Politik der "Neuen Ordnung" wurde von einem starken Präsidenten bestimmt, der
seine Macht vor allem auf der Unterstützung des Militärs aufbaut.
Die politische Ära Suharto hielt bis in Mai 1998, als Präsident Suharto aufgrund von
Protesten der Bevölkerung zurücktreten mußte und durch seinen selbsternannten
Nachfolger Habibie abgelöst wurde. Während dieser Zeit verstand es Suharto immer
wieder, mit relativ wenigen gewaltsamen Aktionen die Durchsetzung seiner eigenen
Macht, sowie das politische Gleichgewicht unter Kontrolle zu halten.
16
2.2. Das politische System Indonesiens
In der Verfassung von 1945 wird Indonesien als eine Präsidentialrepublik mit dem Präsident
als Staatsoberhaupt und Regierungschef definiert, der umfassende Machtbefugnisse hat. Er
wirkt bei der Gesetzgebung mit, er ernennt die Minister, die Vertreter der Streitkräfte sowie
die Vertreter der funktionalen Gruppen. Außerdem hat er den Oberbefehl über die 280.000
Mann starke Armee und die ca. 175.000 paramilitärischen Kräfte und die Polizei. Trotzdem
ist Indonesien kein "Militärstaat", da das Verhältnis zur Gesamtbevölkerung relativ klein ist.
Ein Vizepräsident, zur Zeit General Tri Sutrismo, und der Oberste Beratende Rat (Dewan
Pertimbangan Agung DPA) unterstützen den Präsidenten. Dieser Rat besteht aus 45 vom
Präsidenten ernannten älteren verdienten Beamten und ehemaligen politischen und
wirtschaftlichen Funktionären.
Die Legislative bildet das Parlament oder Repräsentantenhaus (Dewan Perwakilan Raykat,
DPR), das aus 425 in nationalen Wahlen gewählten Abgeordneten der Parteien und 75 vom
Präsidenten ernannten Militärs besteht. Dies ist dadurch zu erklären, daß das Militär sich
nicht an den Wahlen beteiligen darf und trotzdem in der sogenannten "Militärfraktion" im
Parlament vertreten sein soll.
Das Parlament übt vor allem Gesetzgebungsfunktion aus, hat aber kaum Kontrollfunktionen,
da der Präsident dem DPR nicht verantwortlich ist. Auch die Minister, die vom Präsident
ernannt werden, sind nur ihm selbst verantwortlich.
Eine Absetzung des Präsidenten wäre nur theoretisch über den Volkskonsultativrat möglich.
Dieser Volkskonsultativrat oder Beratender Volkskongress (Majelis Permushawaratan
Raykat, MPR), den man etwa mit der deutschen Bundesversammlung vergleichen kann,
setzt sich aus den 500 DPR - Abgeordneten und weiteren 500 Vertretern der
Provinzparlamente und berufsständischen Gruppen zusammen, die allerdings weitgehend
unter Einfluß der Regierung ernannt werden.
Entwicklungspolitisch hat es unter der Regierung Suharto immer sogenannte
Fünfjahrespläne gegeben, die die entwicklungspolitischen Ziele des Landes festlegen und
auch erreichen sollten.
Die Aufgabe dieses Volkskonsultativrates besteht in der Wahl des Präsidenten und in der
Festlegung der allgemeinen Richtlinien der Politik Indonesiens. Gewöhnlich tritt der MPR nur
alle 5 Jahre nach den Wahlen zusammen, um den Präsidenten zu wählen. Man kann also
sagen, daß der Präsident auf 575 der 1000 Abgeordneten, die ihn wählen direkten Einfluß
hat.
Die Sammelbewegung der Regierung, die mit GOLKAR, einer Abkürzung von "Golongan
Karya", was soviel heißt, wie Sekretariat der funktionalen Gruppen, bezeichnet wird, war
ursprünglich keine Partei, sondern ein "Sammelbecken" sogenannter Funktionsgruppen. Dies
sind also Gewerkschaften, Berufsverbände, Standesgruppen und Militärs. GOLKAR hat sich
allerdings bis heute zu einer normalen politischen Partei entwickelt und von den 425
wählbaren Abgeordneten des Repräsentantenhauses gehören ihr 325 an. Daneben gibt es
noch die PPI (Partai Persatuan Pembangunan = Vereinigte Entwicklungspartei), die von
islamischen Kräften unterstützt wird und die PDI (Partai Demokrasi Indonesia), die
Indonesische Demokratische Partei, die aus der früheren Nationalistischen Partei
hervorgegangen ist. Diese beiden Parteien hatten bis heute weder den Einfluß noch den
Stimmenanteil, um irgendwelche Macht ausüben zu können.
Die Streitkräfte der Republik Indonesien haben entscheidenden politischen Einfluß und
nehmen auch zahlreiche zivile Aufgaben wahr, wie z.B. Hilfe bei der Entwicklung ländlicher
Regionen. Noch heute gilt für das Militär die 2 - Funktionen - Theorie, nämlich daß es sowohl
militärische als auch sozio - politische Funktionen ausübt. Die Ausrüstung und Bewaffnung
der erst nach dem Unabhängigkeit entstandenen Streitkräfte entspricht modernsten
Anforderungen.
Aufgrund der Übergangssituation, in der sich Indonesien seit dem Frühjahr 1998 befindet, ist
mit einer Veränderung des politischen Systems zu rechnen. Insbesondere eine Stärkung des
Repräsentantenhauses sowie des Beratenden Volkskongresses gegenüber dem Präsidenten
sind zu erwarten. Darüber hinaus ist die Gestellung von 75 Angehörigen der Streitkräfte in
17
das Repräsentantenhaus umstritten.
Nach dem Rücktritt Suhartos und der Amtsübernahme durch seinen Nachfolger Jusuf B.
Habibie wird es voraussichtlich im Mai 1999 zu vorgezogenen Neuwahlen kommen.
18
2.2.1.Aufbau des Regierungs- und Verwaltungssystem
19
3. Wirtschaftsgeographische Analyse
3.1. Bevölkerungsstruktur
Indonesien hatte nach [2] 1998 eine Bevölkerung von 203,369 Millionen Menschen.
Indonesien ist der Bevölkerungszahl nach das viertgrößte Land der Erde. Es ist zugleich das
bei weitem größte islamische Land. Die Bevölkerung wächst stark bei einer jährlichen
Zuwachsrate von 1,6 %. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte beträgt 108 Einwohner /
km², jedoch gibt es beträchtliche regionale Unterschiede. 60% der Bevölkerung Indonesiens
leben auf der Insel Java auf 7% der Gesamtfläche. Dort beträgt die Bevölkerungsdichte 925
Einwohner / km², auf der Inseln Kalimantan nur 19 Einwohner / km² und auf Irian Jaya 5
Einwohner / km². Das Bevölkerungsproblem von Indonesiens besteht nicht nur in der hohen
Zuwachsrate, sondern in der überproportionalen Konzentration der Bevölkerung auf Java,
Bali und Madura und der daraus resultierenden Übervölkerung dieser Inseln.
Die Entwicklung der Bevölkerung Indonesiens wurde von Anfang an stark von der
Bevölkerungsentwicklung auf Java bestimmt. Einigermaßen zuverlässige
Bevölkerungszahlen liegen allerdings für Java erst seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts
und für das übrige Indonesien erst seit 1920 vor. Die für Java für 1815 gegebene Zahl von
4,6 Millionen ist zu niedrig, denn ihr Vergleich mit späteren genaueren Zahlen wie 19,8
Millionen für 1880 würde eine Zuwachsrate von einer Höhe ergeben, die unglaubhaft ist,
selbst wenn man bereit wäre, einen gewissen Rückgang der Sterblichkeit durch Besserung
der wirtschaftlichen Lage, durch die Einführung der Pockenschutzimpfung und sonstige
Verbesserung der medizinischen Versorgung und der hygienischen Verhältnisse, sowie
durch die Auswirkungen der humaneren Kolonialpolitik der Niederländischen Kolonialherren.
Bis 1900 war die Bevölkerung Javas auf 28,7 Millionen Menschen angewachsen.
angewachsen. Wegen Mißernten und Choleraepidemien zu Anfang des 20.Jahrhunderts und
der Grippeepidemie 1918 blieb die Zuwachsrate bis 1920 etwas geringer als vorher. Damals
lebten auf Java 35,9 Millionen Menschen. Erstmals läßt sich auch die Bevölkerung für das
übrige Indonesien (bzw. Außeninseln) mit 16,4 Millionen und damit für das gesamte damalige
Niederländisch Ostindien mit 52,3 Millionen angeben. Die japanische Besetzung während
des 2.Weltkrieges und der Freiheitskampf in den darauffolgenden Jahr bedingte eine
Verschlechterung der Nahrungsmittelversorgung und führte häufig zur Trennung von
Familien. Infolgedessen sank die Zuwachsrate deutlich. Nach den Unabhängigkeitskriegen
normalisierte sich die sozialökonomische Situation und es kam zur Bevölkerungsexpansion.
Seitdem beträgt die jährliche Bevölkerungszunahme über 2 %.
In den letzten Jahren des 2. Weltkrieges und in den darauffolgenden Unabhängigkeitskriegen
waren die Geburtenjahrgänge auffällig schwach besetzt. Diese Erscheinung hatte
Schwankungen zunächst in der Zahl der Kinder im Schulalter und dann in der Zahl der in das
Erwerbsleben drängenden Jugendlichen zur Folge und schließlich in der Zahl der jungen
Ehen. Letzteres hat wohl die geringere Zuwachsrate der Bevölkerung 1961 bis 1971 eher
bewirkt als ein allgemeiner Rückgang der ehelichen Fruchtbarkeit. Außer dieser
vorübergehenden Unebenheiten zeigt der Altersaufbau der indonesischen Bevölkerung das
für eine seit längerer Zeit stark wachsende Bevölkerung typische Bild einer Pyramide mit
breitem Unterbau. Auffällig sind lediglich noch die Lücken in der Geburtenrate von 1983 bis
1992, diese lassen sich wohl auf die Familienplanungsinitiativen der Regierung zurückführen.
44 % der Bevölkerung sind unter 15 Jahre alt. Ihr Unterhalt und ihre schulische und
berufliche Ausbildung bilden eine schwere Last für die erwerbstätige Bevölkerung, die nur
dadurch erleichtert wird, daß es relativ wenige alte Leute gibt. Auf 100 Personen im Alter von
15 bis 65 Jahren kommen in Indonesien 87 Kinder und Alte, in Deutschland sind es 57.
Die höhere Lebenserwartung der Frauen dürfte der Grund dafür sein, daß im Ganzen
gesehen auf 100 Männer 103 Frauen kommen. Durch Wanderungsbewegungen sind die
Geschlechtsproportionen regional verzerrt. In Zuwanderungsgebieten gibt es mehr Männer
als Frauen, in Abwanderungsgebieten ist es umgekehrt.
In Anbetracht der großen Unterschiede in der Bevölkerungsdichte auf Java und den
Außeninseln ist bereits seit dem vorigen Jahrhundert die Auffassung vertreten worden, daß
das Bevölkerungsproblem Indonesiens durch eine Umverteilung der Bevölkerung gelöst
20
werden könnte. Dabei wurde übersehen, daß die Dichte in den Außengebieten meist so viel
geringer ist, weil die Tragfähigkeit wegen ungünstiger naturgeographischer Bedingungen
geringer ist. Auch wurden die finanziellen, technischen und psychologischen Schwierigkeiten
eines umfangreichen Bevölkerungstransfers unterschätzt. Aktuelle Meldungen aus
Indonesien beinhalten oft neue Konfrontationen Ortsansässiger auf den Außeninseln mit
Einwanderern, wie z.B. auf Kalimantan, wo eine regelrechte Kopfjagd auf Einwanderer aus
Madura stattfindet. Seit 1905 gab es eine staatlich geförderte Umsiedlung bäuerlicher
Familien von Java nach den Außeninseln. 1932 bis 1941 wurden im ganzen 250 000
Personen umgesiedelt. Von der Regierung der Republik Indonesien wurde der "transmigrasi
Bewegung" große Bedeutung beigemessen. So wurde, von größeren Plänen einmal
abgesehen, im Fünfjahresplan 1956 bis 1961 eine Quote von 400 000 Personen jährlich
vorgesehen. Tatsächlich sind von 1951 bis 1972 im ganzen mit 473 000 wenig mehr als
diese Zahl umgesiedelt worden; von ihnen gingen 209 000 nach Lumpung und 130 000 in
das übrige Südsumatra.
36,4 % der Bevölkerung leben in Städten. Erst seit den frühen 80er Jahren hat sich hier ein
steigender Trend bemerkbar gemacht, dafür schritt die Verstädterung in den letzten 15
Jahren enorm voran.
3.1.1.Bevölkerungsentwicklung in Indonesien und Java
1825
1875
1905
1930
1940
1961
1995
Indonesien
Ew. in Mio.
Ew./km²
37,7
20
60,6
32
70,5
37
96,4
51
194,8
102
Java
Ew. in Mio.
6,0
18,0
30,1
41,7
67,1
63,1
115,0
Ew./km²
45
136
228
316
353
477
868
3.1.2.Bevölkerungspyramide
21
3.2. Agrarstruktur
Kautschuk, Palmöl, Tee, Kaffee und Kakao sind die wichtigsten Agrarexportgüter.
Gleichzeitig ist Indonesien der größte Holzexporteur. Die Wälder sind im Staatsbesitz, die
Nutzungsrechte in privater Hand.
In den letzten Jahren scheint die steigende inländische Nachfrage einen zunehmenden
Einfluß auf die wirtschaftliche Entwicklung zu nehmen, denn die Exporte der Sektoren
Holzverarbeitung und Textil verringerten sich.
58% der Erwerbstätigen sind in der Landwirtschaft tätig und erwirtschaften 22% des BIP.
Seit 1993 ist die Reisproduktion rückläufig. Durch den Verlust von Anbauflächen an Industrie
- und Tourismusprojekte sowie infolge Bevölkerungswachstum müssen Reis, Weizen,
Sojabohnen, Mais, Mehl, Fleisch und Zucker importiert werden. Ebenfalls wurde unter der
Regierung Suharto ein deutlicher Kurs zugunsten der sogenannten Cash - Crops
eingeschlagen, wie z.B. Mais, Maniok, Süßkartoffeln, Sojabohnen, Erdnüssen, Gemüse oder
Obst.
Jakarta empfindet als besonders mißlich, daß die 1984 erreichte Selbstversorgung beim
Hauptnahrungsmittel Reis seit 1993 nicht mehr besteht. 1994 erreichte man mit 48,2
Millionen t das niedrigste Ergebnis seit 15 Jahren. So mußten 1995 1,8 Millionen t Reis
importiert werden. Dies hat auch zu einer starken Abholzung der Regenwälder geführt.
Dafür hat Indonesien aber auch eine bedeutende Stellung auf dem Weltmarkt erlangt. So ist
Indonesien der Welt zweitgrößter Kautschukexporteur und beim Kaffee liegt man auf Platz 4.
In keinem asiatischen Staat muß die Landwirtschaft mit so extremen Standortbedingungen
ringen wie in Indonesien. So ist das Klima z.B. sehr feucht und heiß, die Karstböden auf Ost Java z.B. sind im Gegensatz zu den Vulkanböden auf dem restlichen Java sehr unfruchtbar
und die Inseln sind von sehr vielen hohen Gebirgen durchzogen.
Auch die wirtschaftlichen Standortfaktoren sind schwierig und durch das Land sehr
unterschiedlich. Auf Java ist die Bodenverknappung infolge Übervölkerung so weit
vorangeschritten, daß die mittlere Betriebsgröße unter 1 ha absank und man eigentlich von
Nebenerwerbslandwirtschaft sprechen müßte. Da es aber keine Zuerwerbsmöglichkeiten
gibt, besteht hier versteckte Arbeitslosigkeit in sehr großem Maße. Demgegenüber können
auf Sumatra und Kalimantan sehr große Gebiete landwirtschaftlich nicht genutzt werden, da
dort Arbeitsplätze fehlen. Auf Irian Jaya betreiben fast 1 Millionen Menschen
landwirtschaftliche Produktion mit fast steinzeitlichen Methoden und Werkzeugen.
Die betriebswirtschaftlichen Fähigkeiten der Bauern sind durchaus bemerkenswert und auf
Java ist die Technik des Reisanbaus fast perfektioniert worden, so daß sehr hohe Erträge
möglich sind. Heute ist der Naßreisfeldbau immer noch der wichtigste Teil der Landwirtschaft.
Über 70 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche sind Naßreisfelder.
Das vornehmste Ziel der indonesischen Agrarpolitik ist die Ernährungssicherung der
Bevölkerung. Dies soll durch die Steigerung der Flächenproduktivität, vor allem bei Reis,
erreicht werden. Zu diesem Zweck setzt man verstärkt produktionssteigernde Mittel ein, vor
allem Hochzucht - Saatgut, Mineraldünger und Schädlingsbekämpfungsmittel ein, wobei
man, um diese Mittel auch kleineren Betreiben zugänglich zu machen, den Verkauf dieser
Mittel an ein zinsverbilligtes Kreditsystem koppelt. Dieses System hat bereits großen Erfolg
gezeigt.
Der Produktion der Cash - Crops wird hohe Bedeutung zugemessen, da sie nach Öl und
Holz die größte Devisenquelle ist. Lange Zeit galten die Plantagen als die als wichtigste
Produktionszentren dieser Produkte, aber in den letzten Jahren hat sich die Erkenntnis
durchgesetzt, daß bäuerliche Plantagen hier weitaus ertragsfähiger operieren können.
Deshalb wurden solche bäuerlichen Plantagebetriebe vom Staat finanziell unterstützt.
Weiterhin sollen durch die Transmigrationsprojekte die großen ungenutzten Gebiete auf den
Außeninseln für den Anbau von Welthandelspflanzen (Cash - Crops) nutzbar gemacht
werden.
22
3.3. Industriestruktur
Der industrielle Sektor Indonesiens hat sich erst seit 1970 rasch entwickelt. Damals schaffte
die Regierung im Rahmen des ersten Fünfjahresplanes die gesetzlichen Grundlagen über
den Einsatz in - und ausländischen Kapitals. Zum ersten Mal wurde nun auch der private
Sektor verstärkt gefördert, bisher lief fast die gesamte Wirtschaftspolitik auf die Unterstützung
des staatlichen Sektors hinaus. Schon zu Beginn der neuen Industrialisierungspolitik zeigte
sich, daß die meisten Investitionen – ganz gleich, ob mit in - oder ausländischem Kapital der sogenannten Substitutionsindustrie zuflossen, das sind Werke, die bisher importierte
Güter herstellten, dadurch wollte man ein weitergehende Unabhängigkeit vom Weltmarkt
erreichen. Dies hatte unter anderem auch den Einfluß, daß die Nachfrage nach Luxusgütern
stimuliert wurde. Bis zu der schwerwiegenden Wirtschaftskrise in Asien erreichte die
Entwicklungspolitik unter Suharto durchschnittliche jährliche Wirtschaftswachstumsraten von
6%. Unter Suharto war das gesamte wirtschaftliche Leben in Indonesien jedoch dadurch
geprägt, daß alle bedeutenden Unternehmen sich in der Hand von Familienmitgliedern und
Freunden des Regierungspräsidenten befanden. Von 1983 bis 1996 stieg der Beitrag der
Industrie zum BIP von 13 % auf 40 %.
Seit Sommer 1997 befindet sich Indonesien in einer schweren Wirtschaftskrise. Die
Landeswährung Rupiah stürzte während der ersten Hälfte des letzten Jahres gegenüber dem
US - Dollar auf ein Fünftel ihres früheren Wertes, die Inflationsrate betrug 1998 rund 77
Prozent, eine Vielzahl von Privatunternehmen sind Bankrott und mehr als 20 Millionen
Menschen sind von Arbeitslosigkeit betroffen. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte 1998
gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent und wird auch in 1999 um ca. 3 Prozent sinken. Unter
dem Druck der Krise mußte Suharto, der Indonesien 32 Jahre lang regierte, vom
Präsidentenamt zurücktreten und die Amtsgeschäfte an seinen bisherigen Vize, Jusuf B.
Habibie, übergeben. Unter Habibie, der früher Technologieminister war, soll
wirtschaftspolitisch ein Weg der High-Tech Förderung eingeschlagen werden
Vor Einsetzen der Krise wies die Wirtschaft des Landes ein relativ hohes durchschnittliches
Wachstum (7,5 % jährlich seit Mitte der 80er Jahre bzw. über 11 % jährlich im
Verarbeitenden Gewerbe) auf und war durch große strukturelle Veränderungen
gekennzeichnet. Die ehemals für Entwicklungsländer typische starke Abhängigkeit vom
Export einheimischer Ressourcen (Erdöl und Erdgas, Holz, Kautschuk, Kaffee, Kakao, Zinn,
Gewürze) konnte durch den konsequenten Ausbau einer breitgefächerten und
exportorientierten Verarbeitungsindustrie im Rahmen einer umfassenden Liberalisierungs und Deregulierungspolitik erheblich verringert werden. Unterstützt wurde dieser Prozeß durch
einen deutlichen Anstieg privater Investitionen, vor allem aus dem Ausland.
Zu den wichtigsten Industriezweigen gehören die Textil - und Bekleidungsindustrie, die
Schuhherstellung, die Holzverarbeitung, die petrochemische Industrie, der Fahrzeugbau und
die Nahrungsmittelverarbeitung. Mit einem Anteil von 25,6 % am Bruttoinlandsprodukt (1997)
hat das aufstrebende Verarbeitende Gewerbe in seiner Bedeutung mittlerweile den
Agrarsektor (16,1 % des BIP) weit hinter sich gelassen. Industriell gefertigte Produkte stellen
darüber hinaus inzwischen mehr als die Hälfte der Gesamtexporte.
Mehr als 85% der Importe bestehen aus Kapitalgütern, Rohmaterial und Zwischenprodukten.
Die exportorientierte Industrie ist sehr stark importabhängig. In den letzten Jahren übertrafen
die Zuwachsraten des Imports die des Exports. Dauerhafte Konsumgüter, aufbereitete
Nahrungsmittel und Getränke, sowie nicht aufbereitete Lebensmittel werden überwiegend
nachgefragt. Handel und Tourismus entwickeln sich positiv. Insgesamt muß man Indonesiens
Dienstleistungsbereich jedoch weiterhin als schwach bezeichnen.
Größere Hemmnisse für die weitere Entwicklung sind neben dem zusammengebrochenen
Finanzsektor die hohen Auslandschulden der Privatwirtschaft, das mangelhafte
Rechtssystem und die alle Maße sprengende Korruption. Besondere Schwierigkeiten
ergeben sich aber auch aus dem Übergang von einem autoritären in ein demokratisches
System. Die Auslandsverschuldung beträgt ca. 110 Mrd. US$.. Zwei Drittel der Verschuldung
entstammen dem öffentlichen, ein Drittel dem privaten Bereich. Für den Schuldendienst
werden ca. 30% der Exporterlöse aufgebraucht.
23
Das Pro - Kopf - Einkommen betrug 1995 ca. 920 US - $ und soll 1997 die 1000 - US$ Grenze durchstoßen haben. Aufgrund der extremen Abwertung der Landeswährung Rupiah
gegenüber dem US - Dollar um mehr als 80 % dürfte das Pro - Kopf - Einkommen nunmehr
auf unter 200 US$ gefallen sein.
In der Industrie erwirtschaften 15 % der Erwerbstätigen 40 % des BIP.
Indonesien ist absolutes Niedriglohnland. Das Industrielles Lohnniveau beläuft sich für gering
qualifizierte Angestellte auf 300 - 500 DM und 1250 - 3000 DM/Monat für Angestellte mit
Universitätsabschluß. Die Lohnnebenkosten machen etwa 30 - 40% der Lohnkosten aus.
Indonesien ist jedoch auf dem besten Wege, sich nicht nur in den oberen und mittleren,
sondern auch in den unteren Lohngruppen langsam vom Niedriglohnland weg zu entwickeln.
Arbeitgeber haben folgende Lohnnebenleistungen zu erbringen:
 Arbeitskleidung
 Fahrtkosten, Essengeld
 13.Monatsgehalt vor Schulbeginn oder anläßlich des moslemischen Lebaran Festes
 Übernahme von Arzt - /Krankenhauskosten bis zu einer bestimmten Höhe
 Persönliche Darlehen
Weiterhin sind folgende Abwesenheitszeiten vom Arbeitgeber zu zahlen:
 Krankheit bis zu 12 Monaten
 mindestens 12 Arbeitstage Urlaub p.A.
 drei Monate Mutterschaftsurlaub
Die Wochenarbeitszeit bei 5 oder 5 ½ Arbeitstagen beträgt 40 Stunden. Bei Beendigung des
Arbeitsverhältnisses ist der Arbeitgeber normalerweise zu einer Zahlung von 1 - 2
Monatsgehälter pro Jahr der Betriebszugehörigkeit verpflichtet. Die Probezeit beträgt in der
Regel 3 Monate. Eine Beendigung des Arbeitsverhältnisse nach dieser Zeit kann eventuell
eine Genehmigung des Arbeitsministeriums erfordern.
Je nach Branche und Standort weist die Lohn - und Gehaltsstruktur große Unterschiede auf.
Noch vor kurzem zahlte Indonesien die niedrigsten Löhne in der verarbeitenden Industrie der
ASEAN Länder.
Frauen erhalten 15 - 20% weniger Lohn bei gleicher Tätigkeit. Die Erwerbstätigkeit liegt bei
40%.
Das Straßennetz ist auf Java und Bali relativ gut ausgebaut, ansonsten ist die Situation auf
den anderen Inseln äußerst mangelhaft. Auf Java existiert ein dichtes und gutausgebautes
Eisenbahnnetz.
Zwischen der Hauptstadt Jakarta und dem Industriezentrum Bandung verkehrt ein Schnellug.
Auf der Hannover Messe (´95) hat Suharto starkes Interesse am Transrapid für Java
geäußert. Häufigstes Verkehrsmittel auf den anderen Inseln stellen Überlandbusse dar.
Zwischen den Inseln verkehren zahllose Passagierschiffe und Fähren. Die staatliche
Schiffahrtsgesellschaft PELNI setzt nur Schiffe aus Deutschland ein.
Im innerstädtischen Verkehr existieren trotz mehrerer Millionenstädte (ca. 6) noch keine
Nahverkehrssysteme. Allerdings ist eine Metro für Jakarta bereits im Planungsstadium (dt.
Konsortialführer ist Ferrostaal/Essen). Ansonsten regiert in den Städten das Chaos:
Transportalternativen sind neben Taxis, Bemos auch Mopeds, Rikschas und Pferdekutschen.
Für lange Distanzen in Indonesien bietet sich an, eine der sechs indonesischen Airlines zu
nutzen. Alle größeren Städte sind hiermit schnell zu erreichen. Dies ist um so wichtiger wenn
man bedenkt, daß sich Indonesien über ca. 5000 km erstreckt. Abgelegene Gebiete werden
in der Regel von kleinen Missionars - Airlines angeflogen.
24
3.3.1.Außenhandel nach Waren
Export in Millionen US-$
Öl und Gas
Holz
Gummi
Kaffee
Möbel
Shrimps
Bekleidung
Tee
Schuhe
Tabak
Gewürze
Fisch
Kupfer
Kohle
Kakaobohnen
Gesamt
Import in Millionen US-$
1995
10 464
4 990
2 220
596
858
1 032
6 204
85
2 053
49
213
426
1 538
1 033
224
34 954
1996
11 722
5 131
2 226
589
946
1 016
6 552
109
2 195
75
158
430
1 748
1 121
263
38 093
Stahlerzeugnisse
Chemikalien
Elektronik
Nahrungsmittel und
Getränke
Textilien
Elektrowaren
Papier
Chemische Produkte
Kupfer und Zink
Futtermittel
Pharmazeutika
Plastikprodukte
Düngemittel
Gummiwaren
Gesamt
1995
16 958
4 975
1 985
1996
17 635
4 498
2 550
1 363
1 656
1 103
1 274
897
662
461
334
267
169
165
37 718
1 729
1 577
1 097
1 068
1 025
660
604
353
274
267
203
39 333
25
3.4. Verstädterung
Trotz der Tatsache, daß die städtische Lebensform in Indonesien nicht zu Hause ist, weisen
die meisten großen Städte Indonesiens ein rapides Wachstum auf. Mit dieser Urbanisierung
ist jedoch für die städtische Bevölkerung, insbesondere für die Zuwanderer keine
unmittelbare Verbesserung des Wohlstandes zu verzeichnen. Vielmehr ist es oft so, daß
gerade in den Städten soziale Ungleichheiten viel häufiger Vorkommen als auf dem Lande.
Die starke Zuwanderung der indonesischen Städte zeigt sich auch besonders in der
Slumbildung, die inzwischen ein beträchtliches Ausmaß angenommen hat. Diese Slums
bilden sich auch häufig in der Form sogenannter Kampongs, diese sind kleine dorfähnliche
Siedlungen innerhalb der Stadtgebiete, die sich optisch auch besonders durch die vielen
Bananenstauden, Bambushecken und Fruchtbäumen hervorheben. Dadurch wird auch
nochmals deutlich gezeigt, daß die Tendenz zur Bildung urbaner Ballungszentren erst von
Europa in das Land geführt wurde.
Die Zuwanderung vom Land in die Städte hat meist die Gründe, daß die Absatzmärkte für
Agrarprodukte dort besser erreichbar sind und daß es dort auch höherwertige Arbeitsplätze
außerhalb des Agrarsektors gibt. Weiterhin kommt auf Java die spezielle Entwicklung hinzu,
daß das nutzbare Ackerland inzwischen zu kleinflächig für die rapide wachsende
Bevölkerung geworden ist, weshalb auf Java auch die höchste Zuwanderungsrate zu
verzeichnen ist. Ebenfalls, auch gerade in jüngster Zeit, hat sich auf den Außeninseln infolge
des "Transmigrasi" – Projektes der Trend bemerkbar gemacht, daß viele Umsiedler in die
nächstgelegenen größeren Städte flüchten, um den teilweise feindseligen Übergriffen der
Ortsansässigen zu entgehen.
Jakarta ist mit über 15 Millionen Einwohnern die bei weitem größte Stadt des Archipels. Die
Bestrebungen Suhartos, Jakarta zu einer prestigeträchtigen und internationalen Stadt zu
machen, führten dazu, daß über die Hälfte aller ausländischen Investitionen inzwischen in die
Region Jakarta fließen.
Probleme der Urbanisierung finden sich besonders in den Slums oder Kampongs. Zum
Beispiel wurde ein Großteil dieser Kampongs illegal auf fremden Grund errichtet, außerdem
fehlen hier meist wichtige sanitäre Anlagen, Wasser oder Stromleitungen. Über die Hälfte
aller Bauten in Jakarta sind keine dauerhaften Gebäude, der Wohnungsbau kommt dem
großem Bevölkerungszuwachs nicht nach. Oft trifft man nur auf behelfsmäßige Holz- oder
Bambushütten mitten innerhalb der Großstädte. Viele Gebäude sind außerdem nicht mit dem
Auto zu erreichen, der Verkehr in den Städten stellt die Infrastruktur inzwischen vor
unlösbare Probleme und die Folgen für die Umwelt, die sich aus dieser Übersiedlung
ergeben, sind kaum abzusehen. Die Arbeitsmarktsituationen in Jakarta ist inzwischen sehr
schlecht, die Arbeitslosenquote liegt hier in astronomischen Höhen, wobei innerhalb der
Städte natürlich eine deutliche Verschiebung des Arbeitsmarktes zum tertiären Sektor hin
verzeichnet werden kann.
Eine weitere Form der Urbanisierung ist erst noch etwas später ins Rollen gekommen, es
haben sich nämlich künstlich angelegte Industriestädte an rohstofftechnisch günstigen Orten
gebildet, die enorme Zuwachsraten, besonders aufgrund des Arbeitsplatzangebotes,
verzeichnen können. Solche Siedlungen finden sich besonders auf Java und Sumatra bei
Stahlwerken, Bergbaubetrieben oder Erdölförderanlagen.
26
3.5. Wirtschaftliche Besonderheiten
Wie schon im Unterpunkt Agrarwirtschaft betont, zeichnet sich der Naturraum Indonesiens
durch eine einzigartige Vielfalt aus und läßt immer wieder extreme Bedingungen
aufeinandertreffen. So ist es auch bei den verschiedenen Formen der Landwirtschaft. Die
nährstoffreichen Vulkanböden auf Java eignen sich hervorragend für den dort vorrangigen
Naßreisfeldbau, auf den Innenländereien von Neuguinea oder Kalimantan findet man aber
immer noch sogenannten Wanderfeldbau, der daraus besteht, daß einzelne Stämme mit fast
steinzeitlichen Werkzeugen brandrodend durch den Urwald ziehen und ihre Felder ständig
dorthin verlagern, wo sie gerade gerodet haben bis der Boden dort ausgelaugt ist. Rohstoffe
sind reich vorhanden und haben natürlich besonders im Bereich Bergbau einen
entscheidenden Einfluß auf die Wirtschaftsstandorte. Ebenfalls hat jedoch diese Verteilung
der Rohstoffe auch einen entscheidenden Einfluß auf die Verteilung der
rohstoffverarbeitenden Industrie, da man versucht eine gewisse Unabhängigkeit von den
Weltmärkten und größere Devisengewinne herauszuschlagen, indem man die
rohstoffverarbeitende Industrie gleich im Land selbst ansiedelt.
Von deutscher Seite her spielt Indonesien auch als Handelspartner eine entscheidende
Rolle. Wichtigster Handelspartner Indonesiens ist Japan gefolgt von den USA. Die
Bundesrepublik Deutschland ist der drittwichtigste Handelspartner. Die Bundesrepublik
bezog 1997 aus Indonesien vor allem Bekleidung (21,0% der Importe), Nahrungs- u.
Genußmittel (18,8%), Holzwaren (8,2%) sowie elektrotechnische Erzeugnisse (7,4%).
Indonesien kaufte in Deutschland Maschinen (36,3% der Exporte), Elektrotechnik (21,9%)
und chemische Erzeugnisse (8,2%). Es gibt sowohl von deutscher wie auch von
indonesischer Seite her große Bestrebungen, diese Handelsbeziehungen auch weiterhin
aufleben und sich weiter verdichten zu lassen.
Auch der Tourismus hat in Indonesien inzwischen eine entscheidende Bedeutung gewonnen.
Die 3 Millionen Einwohner von Bali werden beispielsweise jedes Jahr von 4 Millionen
Touristen besucht, die kleine hinduistische Insel stellt sowohl kulturell als auch landschaftlich
ein touristisches Traumziel dar. Kulturelle Zusammenstöße sind damit unausweichlich
verbunden. Die Hauptziele der Touristen sind auch gerade die Inseln Java, Bali oder
Lombok, also sehr stark bevölkerte Inseln. Im Falle von Lombok hat jedoch auch dieses
starke Tourismusaufkommen erst für eine sprunghafte Bevölkerungsentwicklung gesorgt.
Kulturell besonders faszinierend ist die hinduistische Religion auf Bali, da sich der
Hinduismus dort in Verbindung mit Naturreligionen zu einer Religion entwickelt hat, die auch
heute noch das Leben vieler Einheimischer prägt. Die Touristen wohnen manchmal den sehr
exotischen religiösen Zeremonien bei, was von den Einheimischen ungern gesehen wird. Die
Politik, die in Indonesien zugunsten des Tourismus betrieben wird, läuft oftmals darauf
hinaus, daß die Landschaft und die Kultur der Menschen oftmals rücksichtslos vermarktet
wird.
Problematisch ist jedoch auch die Art und Weise durch die Indonesien zu seinem enormen
Wirtschaftswachstum in den letzten Jahren gekommen ist. Westliche Berater haben der
Regierung Suhartos immer wieder zu einer raschen Industrialisierung geraten, was zur Folge
hatte, daß sich die Wirtschaftspolitik unter anderem stark darauf konzentriert hat, die
reichhaltigen naturgegebenen Rohstoffe abzubauen und zu verarbeiten. Die "New Krakatau
Steel Works", das erste Stahlwerk Indonesiens sind ein Zeugnis dieser Wirtschaftspolitik.
Trotz allem wirtschaftlichen Aufschwung und einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage
selbst für die ärmsten Schichten (der Prozentsatz der unter der Armutsgrenze lebenden
Menschen konnte von 1969 bis 1994 von 60 % auf 13,7 % gesenkt werden) sind die Folgen
für die Umwelt noch nicht abzusehen. Die verheerenden Waldbrände des Jahres 1997
zeugten davon, wie bedenkenlos die Holz- und Plantagekonzessionäre vorgehen. Zählt man
die Fläche, die vom intensiven Reisanbau, den von der Regierung vergebenen
Holzkonzessionen und Erdöl- und Erdgasexplorationen im Verhältnis zur Fläche des
Regenwaldes beansprucht wird, so kommt man auf eine Veränderung in der Größenordnung
von 50 %. Das bedeutet, daß etwa die Hälfte des tropischen Regenwaldes in Indonesien bald
zerstört, oder zumindest stark beeinträchtigt sein wird.
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Auch bedenklich sind die in der Agrarwirtschaft stark eingesetzten Pflanzenschutz- und
Düngemittel, die an zahlreichen Stellen das Grundwasser belasten. Ein sehr geringer Teil der
Bevölkerung ist darüber hinaus mit einer Kläranlage verbunden, was die zunehmende Sorge
um das Trinkwasser rechtfertigt. Unter 30 % der Bevölkerung können eine sichere
Trinkwasserversorgung genießen, der restliche Teil ist auf sauberes Grund-, Regen- oder
Flußwasser angewiesen.
3.5.1.Umstrukturierung der Arbeitskräfte
28
3.5.2.Wichtige Handelspartner
3.5.3.Monatliche Inflationsraten
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3.5.4.Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes
3.5.5.Wechselkurs des Rupiah
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3.6. Auslandsstatistiken des Statistischen Bundesamtes
Fläche, Bevölkerungsstand und Dichte
Fläche in km²
Bevölkerung 1998
Einwohner je km² 1998
Städtische Bevölkerung 1996
Natürliche Bevölkerungsbewegung
Lebendgeborene je 1000 Einwohner
Gestorbene insgesamt je 1000 Einwohner
Gestorbene im 1.Lebensjahr je 1000 Lebendgeborene
Natürliches Bevölkerungswachstum
Wichtige demographische Kennziffern
Durchschnittliche Kinderzahl je Frau
Lebenserwartung bei Geburt insgesamt
Lebenserwartung bei Geburt Männer
Lebenserwartung bei Geburt Frauen
Erwerbstätigkeit und Arbeitsmarkt
Erwerbstätige insgesamt 1996
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 1996
Erwerbsquote der Gesamtbevölkerung 1996
Arbeitslosenquote 1996
Außenhandel
Import
Export
Saldo
Export in % der Einfuhr
1 904 569
206 522 000
108
36,4 %
23,1
7,6
102
2,2 %
2,70
65,1 Jahre
63,3 Jahre
67,0 Jahre
85 702 000
44,0 %
45,8 %
4,0 %
41 693 Milliarden US-$
53 444 Milliarden US-$
11 750 Milliarden US-$
128,2
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4. Schlußanalyse
Indonesien ist nicht nur ein sehr großes und bevölkerungsreiches Land, sondern es wird sich auch
immer mehr zu einem bedeutungsvollem Land entwickeln. Indonesien ist auch ein raumanalytisch
hoch interessantes Land. Der Naturraum zeichnet sich durch eine einzigartige Vielfalt aus, die
Geschichte des Landes unterstreicht und erklärt die kulturellen und religiösen Konflikte die sich in
diesem Land mit dem Staatsmotto "Einheit in der Vielfalt" ergeben und gerade in jüngster Zeit
wieder in den Nachrichten auftauchen, sowie die Einflüsse, die eine Kolonialmacht auf die
Entwicklung eines Staates haben kann. So ist ja der Bestand des Staates Indonesien
hauptsächlich durch die niederländische Kolonialherrschaft zu begründen, sowohl ethnisch als
auch geographisch paßt der Staat ansonsten kaum zusammen. Erst durch Gründungspräsident
Sukarno wurde das Bewußtsein für Indonesien als einen Staat geprägt und Sukarno tat viel für
den inneren Zusammenhalt des Staates, wie z.B. die Einführung der indonesischen Amtssprache
Bahasa Indonesia.
Letztlich verdeutlicht der Wirtschaftsraum Indonesien die Chancen und Risiken einer raschen
Industrialisierung und die Auswirkungen auf eine traditionell beeinflußte und von den
europäischen Konzepten dahingehend stark abweichende Bevölkerung.
Lange zeigte sich dieser Aspekt deutlich in den Statistiken über Urbanisierung und wirtschaftliche
Entwicklung. 1971 etwa wohnten nur etwa 17 % der indonesischen Bürger in Städten, was auch
deutlich hinter Werten aus anderen Entwicklungsländern lag. Später jedoch zeigte Indonesien die
Dynamik und Aufschwungskraft vieler südostasiatischer Staaten, wie z.B. Malaysia oder Singapur.
Die asiatische Wirtschaftskrise 1997 setzte dieser Tendenz allerdings ein jähes Ende. Ein großer
Teil des entstandenen Reichtums ging so wieder verloren und werfen ihre Schatten auf die
weitere Entwicklung. Größere Hemmnisse für die weitere Entwicklung sind neben dem
zusammengebrochenen Finanzsektor die hohen Auslandschulden der Privatwirtschaft, das
mangelhafte Rechtssystem und die alle Maße sprengende Korruption. Besondere Schwierigkeiten
ergeben sich aber auch aus dem Übergang von einem autoritären in ein demokratisches System.
Im Moment besteht die Frage ob die wirtschaftliche Talfahrt Indonesiens inzwischen ihren tiefsten
Punkt überschritten hat. Mit einer wirtschaftlichen Erholung ist weder in diesem noch in dem
nächsten Jahr zu rechnen, da schwerwiegende Hiobsbotschaften die wirtschaftliche Erholung
belasten. Die Änderungen am Konkursrecht und die Privatisierung der Staatsbetriebe haben sich
bisher als Flop herausgestellt. Ebenso sanken die Weltmarktpreise für Rohöl und Primärgüter in
den letzten Monaten. Zwar konnte die rapide Inflation seit der Wirtschaftskrise inzwischen unter
Kontrolle gebracht werden, doch Aktien- und Währungskurse bröckeln langsam wieder ab.
Bisher hatten sich in Zeiten wirtschaftlicher Krisen, wie zu Beginn der "Neuen Ordnung" Suhartos
oder nach dem Ende des Ölbooms Mitte der 80er Jahre, die liberalen Wirtschaftspolitiker (sog.
Technokraten) stark gemacht und erreichten bisher erfolgreich erstaunliche Wachstumsraten für
Indonesien. Ohne Rückhalt in der Bevölkerung waren sie auf einen starken Präsidenten
angewiesen, der ihre Rezepte der Marktöffnung und Deregulierung durchsetzte.
Doch jetzt nach Suharto sind mit Präsident Habibie und Wirtschaftsminister Ginandjar zwei
führende sog. Technologen an der Macht. Sie sprechen von Begriffen wie "Volkswirtschaft" oder
"demokratischer Wirtschaft". Eine befriedigende Definition dieser Begriffe gibt es bisher nicht, aber
die Ziele sind in etwa darin festzumachen, daß besonders kleine Betriebe gefördert werden sollen,
der wirtschaftliche Einfluß der chinesischen Minderheit eingedämmt werden soll und mehr
Unabhängigkeit vom Weltmarkt erreicht werden sollte. Eine liberale Marktwirtschaft westlichen
Zuschnitts steht in der indonesischen Wirtschaftspolitik jedoch nicht auf dem Programm.
Meine persönliche Meinung diesbezüglich ist, daß man auch hier nach wirtschaftlichen
Erfahrungswerten handeln sollte und die Wirtschaftspolitik weiterhin so autoritär durchsetzen
sollte und auf Verbindung zum Weltmarkt (Globalisierung) und Deregulierung setzen sollte. Man
sollte sich von der Illusion lösen, daß eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik am Willen der Wirtschaft
vorbei betrieben werden könnte. Eine nachhaltige Verbesserung der Lage auch für die ärmeren
Bevölkerungsschichten läßt sich dann beispielsweise durch Bildungsinitiativen und die von
Habibie angestrebte High-Tech Freundlichkeit erreichen. Zwar ist eine wirtschaftliche Stärke von
Indonesien bisher der Fakt, daß es ein extremes Niedriglohnland ist, doch die Löhne lassen sich
meiner Meinung nach nur durch eine Kopplung an den Weltmarkt steigern, da gerade diese
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Stärke, daß Indonesien ein Niedriglohnland ist, auf dem Weltmarkt entscheidend ist, d.h. daß die
Löhne erst gesteigert werden können sobald die Unternehmen auf dem Weltmarkt erfolgreich
sind. Ebenfalls steigende Löhne würden sich durch den Aufbau von bildungsintensiven High-Tech
Arbeitsplätzen erreichen lassen, dahin ist es aber noch ein weiter Weg.
5. Quellenangaben
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
Indonesien
Erdmann Verlag
ISBN 3-7711-0321-5
Auslandsstatistiken des Statistischen Bundesamtes
http://194.95.119.6/basis/d/ausl/
Indonesien – Raumanalytische Skizzen
Gerd R. Zimmermann
Ressourcennutzung und Hightech-Entwicklung
Winfried Kunz
Beten und Baden auf Bali
Hans-Henje Hild
Raduga Indonesien Report
http://raduga.com/ir.htm
Allgemeine Wirtschaftsinformationen Indonesien
http://www.construction.de/info/asiainfo/business/indones.htm
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