Pressetext dt

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ARTELIER CONTEMPORARY
Im Rahmen von „ aktuelle Kunst in Graz“
Einladung zur Ausstellungseröffnung
MEMORY - Remembering Jörg Schlick (1951 -2005)
Freitag 8. April 2011 um 18 Uhr
Es spricht die Kuratorin der Ausstellung
Dr. Elisabeth Fiedler (Universalmuseum Joanneum, Graz)
Zur Ausstellung erscheint eine Publikation in der Tradition der „Sonne-Busen-Hammer“ Hefte.
Sehr geehrte Damen und Herrn der Presse!
Jörg Schlick wäre heuer 60 Jahre alt geworden. Er war einer der wesentlichen konzeptuellen
Multiartisten, der sowohl formal als auch inhaltlich interdisziplinär gearbeitet hat. Diese
Ausstellung soll als Zeichen der gebührenden Wertschätzung Schlicks kritischem Geist gegenüber
einen kleinen Ausschnitt seines vor allem multiplen Werkes zeigen. So steht der Titel MEMORY
über seine Bedeutung für Erinnerung an ihn hinaus auch für Strategien seines Denkens und für
präzise Einprägsamkeit.
Als hoch politisch und sozial denkender Mensch hat er sich in seinen Arbeiten nicht auf ein Segment
des Lebens beschränkt, sondern es in seiner Gesamtheit als eigenartiges Konglomerat und in all
seiner Absurdität untersucht.
Im Wissen um die Unmöglichkeit der Erreichung von Wahrheit oder darum, das eine große
Meisterwerk schaffen zu können, ist er, der keine klassische Ausbildung genossen hat, bekennender
Dilettant im Sinne von Antonin Artauds Motto „Schluss mit den Meisterwerken“. In der
Verweigerung des Ausdruckes einer persönlichen Handschrift galten auch eigene handwerkliche
Qualifikationen nicht seinem Interesse.
Parallel zu eingehender Beschäftigung mit Kunst, Philosophie, Wissenschaft, Musik, Wirtschaft,
Politik oder Alltagskultur entwickelte Schlick als bildender Künstler, Musiker, Performer,
Dramatiker, Bühnenbildner, Kurator, Agitator oder Unterrichtender ein von Haltung geprägtes und
gleichzeitig seiner Hybridität bewusstes Werk.
Die Vorliebe für die Entwicklung multipler Arbeiten entspricht seiner Absage jedem Geniegedanken
gegenüber, um dem Aleatorischen, dem Spielerischen, dem Zufall und dem Seriellen breiten Raum
einzuräumen. Dies bedeutet nicht Beliebigkeit, sondern ermöglicht Schlick gleichzeitig breite
thematische Auffächerung sowie verdichtete und vernetzte Komplexität seines Werkbegriffs.
So ist die Entstehung der Lord Jim Loge, die ganz bewusst als Gemeinschaftsentscheidung mit
zahlreichen Missverständnissen kolportiert wird und die Geschichte ihres Logos nicht zufällig von
unterschiedlichen Mythen und Ungereimtheiten umrankt, wird die Verbreitung eines
bedeutungsschweren, an sich völlig bedeutungslosen Zeichens als weltumspannende Aufgabe
postuliert oder es wird ein Widerspruch in sich selbst, nämlich die These KEINER HILFT KEINEM als
Credo gewählt. Der größte Teil seiner Arbeiten ist mit diesem Logo belegt, gebrandmarkt oder
ausgezeichnet, Künstlerfreunde, wie Martin Kippenberger oder Albert Oehlen haben das Zeichen in
ihr Werk einfließen lassen.
Artelier Contemporary
Kunsthandels- & Editions GmbH
Griesgasse 3, 8020 Graz/Austria
Tel.+43/316/834411, Fax +43/316/834411-22
e-Mail: [email protected] www.artelier-contemporary.at
BKS–Bank für Kärnten u. Steiermark, BLZ 17000, Kto.-Nr. 180-067388,IBAN: 1700 000180067388 BIC: BFKKAT 2K
FN: 321633s UID: ATU 64589029 Gerichtsstand: Graz
ARTELIER CONTEMPORARY
Parallel zu dieser, jedes männerbündische Geheimnis missachtenden, Loge forciert und unterstützt
Schlick ein knappes Jahrzehnt nach deren Gründung diejenige der Queen Barbie Loge als weibliches
Pendent. Natürlich mit einem auch diese begleitenden Zentralorgan im selben Heftchen-Format,
wie dasjenige der Lord Jim Loge. Statt Sonne, Busen, Hammer gibt sich die Frauenloge das Logo
Schwanz, Tritt, Mond und wählt sich JEDE GEGEN JEDE als Motto.
In anderen Arbeiten verdichtet Schlick seine Weltsicht in Form von unzähligen Photographien,
vorzugsweise Architektur- oder Naturausschnitte, die er geordnet und in wiederholender Form in
hoher Ästhetik aneinanderreiht, um die Entwicklung der Gentechnologie zu thematisieren, aber
auch zu übersteigern und ad absurdum zu führen. Denn in der Zusammenführung von beliebig
ausgesucht erscheinenden Wirklichkeitsfragmenten zu Teilaspekten eines empirisch unmöglich
nachvollziehbaren oder erfassbaren Systems überreizt Schlick in einer Überfülle an Exponaten und
Beispielhaftigkeit der gewählten Sujets unsere mentale und emotionale Aufnahmefähigkeit.
Gleichzeitig steht diese fokussierende Mikroskopie für den Einblick in einen nicht erfassbaren
Makrokosmos, innerhalb dessen wir uns bewegen.
Einen besonderen Teil seiner Arbeit nehmen die spät entstandenen Kreiszeichnungen ein, die unter
dem Titel „Schizophrenie, Ein kleines Spiel zwischen mir und meiner Person“ eine selbstironische
Reflexion darstellen, die das Leben in seiner unaufhörlich schwankenden Ambivalenz direkt
bezeichnet.
Hohe Konzentration bei gleichzeitiger Entäußerung, surreale Vorstellungen vor dem Hintergrund
körperlicher und sprachlicher Analyse lassen ihn schließlich auch Gemeinschaftsarbeiten mit Günter
Brus entwickeln.
Bewusst gestreute Desinformation oder Intrige, die Vermischung von Alltagsgeschichte und
künstlerischer Praxis ist in Schlicks Denken, der sich selbst unter anderem als Richelieu darstellt ein
ebenso durchgängiges Thema wie politische oder religiöse Macht und deren Missbrauch.
Kommunikations- ebenso wie Verbreitungsstrukturen von Information oder Gerüchten
thematisierte er unter anderem in der Verwendung unterschiedlicher Sprachen, derer er selber
nicht mächtig war, die aber ihrer Umgebung entsprechend angewandt wurden. So ist die Schrift
einer Arbeit, die zum ersten Mal in der damaligen Tschechoslowakei gezeigt wurde, tschechisch
oder er untersucht Fernkommunikation über die Lesbarkeit des Flaggenalphabets in
unterschiedlichen Sprachen. Die Verbreitung des Logos als an sich inhaltsleeres Zeichen, erst durch
die an sich sinnlose Verwendung zum Diskussionsgegenstand werdend und an Bedeutung
gewinnend, befragt in der Systemverdrehung der Glorifizierung eines da seienden Produktes, wie
Coca Cola die Sinnhaftigkeit oder Sinnlosigkeit, also Absurdität menschlichen Tuns.
In der Absicht, etwas Inhaltsleerem Sinn zu verleihen, will Schlick Andy Warhol, der Konsumartikel
mit tatsächlichem Inhalt überhöht und auratisiert, sozusagen auf die Beine zu stellen.
Selbst an der Strategie der Überhöhung oder Übertreibung mit List und Witz arbeitend, konnte er
demnach mit Leichtigkeit postulieren: „Das Leben ist ganz einfach, kompliziert ist es nur für
Dumme.“
Elisabeth Fiedler
Artelier Contemporary
Kunsthandels- & Editions GmbH
Griesgasse 3, 8020 Graz/Austria
Tel.+43/316/834411, Fax +43/316/834411-22
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