Bericht Nr.1

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STUDIERENDEN-ENDBERICHT 2006 /2007
Gastuniversität: Chang Jung Christian Universtity, Tainan, Taiwan
Aufenthaltsdauer: 25.08.2006 – 31.07.2007
1.
Stadt, Land und Leute
2.
Soziale Integration
3.
Unterkunft
4.
Kosten
5.
Sonstiges (Visum, Versicherung, etc.)
6.
Beschreibung der Gastuniversität
7.
Anmelde- und Einschreibformalitäten
8.
Einführungswoche bzw. –veranstaltungen
9.
Kursangebot und besuchte Kurse (kurze Beschreibung und evtl.
Bewertung)
10.
Credits-Verteilung bezogen auf Kurse, „study workload“ pro Semester
11.
Benotungssystem
12.
Akademische Beratung/Betreuung
13.
Resümee
14.
Tipps und was man sonst noch unbedingt wissen sollte
CJCU Tainan, Taiwan
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1. Stadt, Land und Leute
Ni hao erstmals!
Taiwan ist nicht groß – Flächentechnisch gesehen kaum die Hälfte von der
Ausdehnung Österreichs. Das merkt man schon, wenn man in Geographie nie
Klassenbeste/r war und der chinesischen Ostküste entlang drei mal auf und ab
schweift bevor man realisiert, dass der kleine grüne Fleck da, zwischen Japan und
den Philippinen tatsächlich Taiwan ist. Um gleich allen misleitenden Vorstellung von
ländlicher Idylle auf einer kleinen Pazifischen Insel den Nährboden zu nehmen:
„Klein aber Oho!“ ist die Devise.
Taiwan liegt etwa auf Hong Kong Höhe. Taipei, die Hauptstadt, befindet sich im
Norden. Die großen Städte und Industrien fädeln sich alle entlang der Westküste ein;
von oben nach unten also: Taipei, Taoyuan (wo der Internationale Flughafen liegt),
Taichung (tolle Museen!), Changhua (große Buddha Statue auf dem Haushügel,
oder Busstation nach Lugang1), Chiayi (Station zum Alishan Nationalpark), Tainan
(darauf komme ich noch detaillierter zurück), Kaohsiung (zweitgrößte Stadt,
Hafenstadt), Kenting (Südspitze, Traumstrände sondergleichen!). Das Zentrum
Taiwans ist ein Bergmassiv (knappe 4000er). Abgesehen vom Zugnetz gibt es zwei
abenteuerliche Passstraßen zur Ostküste.
Die Ostküste Taiwans zählt vermutlich zu den oberen Rängen der schönsten
Naturschätze, die der Globus zu bieten hat. Es ist atemberaubend! Zwei größere
Städte finden sich dort: Taitung (Süden) und Hualien (Norden). Dort und
zwischendurch begegnet man Stammesangehörigen und ihren jeweiligen
Besonderheiten und Bräuchen, archäologischen Ausgrabungsstätten (die ältesten
Siedlungen befinden sich im Taitung Gebiet), sieht hohe steile Klippen senkrecht ins
Meer fallen, kann man sich im Taroko Nationalpark an den himmelhohen
Marmorfelsen ergötzen oder von Taitung aus eine Fähre zu der Grünen Insel oder
zur Orchideen Insel nehmen.
Und nun zu Tainan. Tainan ist die älteste Stadt Taiwans und frühere Hauptstadt.
‚Geschichtsträchtig’ ist eine sehr passende Beschreibung. Hier hat der westliche
Einfluss eingesetzt, soll heißen: die Kolonialisierung durch die Spanier, dann die
Portugiesen. Es ist unglaublich, wenn man mitten in der Stadt die alten Tore und
Pflastersteine sieht, die den Hafen markiert haben bzw. Bootanbindeplätze waren –
das Meer ist heutzutage Kilometer weiter rausgewandert. Es gibt zahllose
Tempelanlagen, Parks und Sehenswürdigkeiten, das Landesliteraturmuseum
befindet sich ebenfalls in Tainan. Gourmets und Freunde der kulinarischen
Neueroberungen (und Herausforderungen) aufgepasst: Tainan hat einfach das beste
Essen! Viel Spaß beim Ausprobieren und ‚Sowas ess’ ich normalerweise nicht’Grenzen überwinden 
1
Lugang: mein absolutes Lieblingskaff in Welt wo gibt! Die Häuser dort stammen aus den
verschiedensten Epochen, so enge, winkelige Gassen findet man sonst nirgends auf der Welt, dann
diese alten roten Ziegelsteinbauten und erst der Wochenendmarkt und die authentischen Souvenire ...
CJCU Tainan, Taiwan
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Wie alle Städte Taiwans hat auch Tainan alles zu bieten, was man braucht und mehr
und das zu den „unmöglichsten“ Zeiten: Einkaufen bis 10 Uhr Nachts und später ist
keine Frage, das gilt auch an den Wochenenden – Ausnahmen bilden die Feiertage,
aber die sind spärlich gesät und richten sich nach dem Mondkalender (sie fallen also
für den für uns gebräuchlichen Sonnenkalender jährlich auf einen anderen Tag).
Interessant ist, dass sich die gleichen Geschäftsfelder immer im selben Bereich
ansammeln: wo ein Elektrogeschäft ist, sind auch 15 andere, selbiges gilbt für
Frisöre, Restaurants, Kleidung, Bücher und Papierwaren, .... Und im Falle des Falles
findet sich an der nächsten Ecke ohnehin ein 7-Eleven, oder ein Family Mart oder ein
Hi-Life – diese sind 24 h geöffnet und das JEDEN TAG!
Wenn ich nur eine Sache aus Taiwan mitnehmen dürfte; es wäre ohne Zweifel ein 711. Diese Ladenkette hat einfach alles, was das körperliche Wohl nur braucht,
inklusive Bankomaten, Mikrowelle, Kopierer, Telefonwertkarten, undundund. Merke:
ist ein 7-11 in Sichtweite, ist alles guuuut und nix kann passieren (man stelle sich nun
ein wohliges Gefühl von Kaminfeuer in Winternacht vor). Ok, lassen wir das. Der
ehrenwerte Leser, der noch nicht in Taiwan war, kann die 7-11 Glorie ohnehin nicht
greifen.
Tainan ist eine tolle Stadt, daran gibt es wenig zu nörgeln, außer: das öffentliche
Verkehrssystem ist unzureichend. Das System ist vor ca. 3 Jahren mal kollabiert und
sie arbeiten daran2, aber es hat einen entscheidenden (bösen) Nebeneffekt: der
Verkehr. Als ob die hohe Bevölkerungsdichte Taiwans (+23 Millionen) nicht schon
genug wäre: viele fahren auch noch Scooter. Das Ganze wirkt am Anfang wie eine
Schlacht aus Star Wars – im Grunde habe ich diesen Eindruck immer noch – aber
man gewöhnt sich daran, sich NICHT auf die Ampelfarbe, oder auf Verkehrsregeln
und schon gar nicht auf Vorrangregeln zu verlassen. Vorsicht ist geboten. Die Hupe
ist DAS Kommunikationsmittel, die lingua franca, im Straßenverkehr: nie persönlich
nehmen, bloß nicht ablenken lassen – Taxifahrer tun es auch ständig und wenn man
darauf reagiert, fühlen sie sich angesprochen und halten an.
Taxifahren funktioniert ganz gut. Einfach darauf achten, dass der Taxometer
eingeschaltet wird. Die ersten 1,5 km kosten 70 TWD3, danach springt der Zähler in 5
TWD Schritten pro 500 m weiter – fairer Preis, Trinkgeld unüblich, obwohl meistens
auf Zehner auf- oder abgerundet wird. Wenn man alleine fährt und eine
grottenschlechte chinesische Aussprache hat (zu Beginn nicht unüblich *hust*), ist es
sinnvoll, das Wunschziel zuvor schon abzuschreiben/abzupausen. Ich hatte nie
Probleme mit den Taxifahrern und wurde nie abgezockt – bei längeren Strecken und
mehreren Fahrgästen lohnt es sich, den Preis vorzuverhandeln und abzuklären, ob
das nun der Gesamtpreis oder die „Pro-Person“-Rechnung ist.
2
Wichtig: Die Busse bleiben nicht selbstverständlich an den Haltestellen stehen, man muss zeitig
versuchen den Fahrer durch das Heben der Hand auf sich aufmerksam zu machen und man sollte
stets genug Kleingeld mit sich führen.
3 Taiwandollar, Umrechnungsfaktor zu Euro ist zur Zeit 42-Komma-Irgendwas; Faktor 40 ist aber zum
Kopfrechnen die einfachere Methode. In Taichung beginnt der Taxometer mit 85 TWD und es gibt
Gerüchte, dass das in Kaohsiung auch bald so sein wird.
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Was mir zu Beginn nahe gelegt wurde, und woran ich mich auch ausnahmslos
gehalten habe, ist NICHT mit den Taxifahrern mitzugehen, die die Fahrgäste an
Flughäfen, Bahnhöfen, Busstationen etc. ansprechen und zu ihrem Fahrzeug bringen
wollen. Es gibt an den Bahnhöfen, Flughäfen und großen Busstation immer eine
Schlange von wartenden, klassisch gelben Taxis – diese sind die öffentlichen und
registrierten, man nimmt einfach das an der Spitze und los gehts.
Die Leute sind das beste an Taiwan. Sie sind nett, sie sind herzlich, sie lächeln viel
und wenn man als ‚bloody foreigner’ zwei Minuten ratlos in der Gegend steht, macht
man sogleich Erfahrung mit der unvergleichlichen Hilfsbereitschaft dieser Leutchen.
Im Falle des Falles findet man Rat und Tat an den Bahnhöfen in den Visitor
Information Centres, oder englischbewanderte Studenten hinter Geschäftstresen
(vorzugsweise 7-11 oder Watson4-Store).
Taiwanesen zu beschreiben ist unglaublich schwierig. Viele lieben die Farbe Pink
und alles was mit dieser Farbe in Zusammenhang gebracht werden kann (Hello Kitty,
...), sie lieben Glitzer, sie lieben Markenkleidung, sie ziehen sich manchmal
unmöglich an (zb: weiße Hotpants und darunter schwarze Strumpfhosen und das im
Sommer), sie ziehen ihre Jacken verkehrt an, um die Haut vor Sonnenstrahlen und
Bräune zu schützen5, sie fahren Scooter, wie die Verrückten aber können unheimlich
langsam sein, wenn sie zu Fuß gehen, wenn die Sonne rauskommt, spannen sie
Regenschirme auf, sie lieben es zu tanzen6, und sind gut darin. KTV (Karaoke) ist
das wichtigste soziale Ereignis, aber erst nach einem guten und ausgedehnten
Festmahl – WO sie diese Unmengen allerdings hinessen, ist mir nach wie vor
unerklärlich.
Natürlich findet sich eine Vielzahl von Charakteren und Typen und mit der Zeit teilen
sich die wirklich Netten von denen, die im Grunde nur damit angeben wollen, dass
sie einen ‚Forgeigner’ im Freundeskreis haben. Sie stellen gleich zu Beginn Fragen,
die für Österreicherer vermutlich zu persönlich wirken: Beruf, Verdienst, Alter,
Bildungsgrad, Familienverhältnisse, .... Genauso unverhohlen teilen auch sie sich mit
(zB: „Hello, my name is Winny, I am 22 and I have no boyfriend“ – Liebe Burschen:
das ist KEINE Aufforderung. Gut, manchmal schon, aber nicht zwingend!).
Fotografiert wird auch ständig, also sollte man sich ein fotogenes Lächeln
zurechtlegen, dass man in Sekundebruchteilen parat hat.
2. Soziale Integration
An der Chang Jung Christian Universtity war die Situation eine ganz spezielle. Ich
kam als erste Austauschstudentin überhaupt hierher. Die Studenten wussten
zunächst nicht wirklich, was sie mit mir anfangen sollten, oder besser gesagt; wie sie
mit mir umgehen sollten, da sie mit ‚Foreigners’ an der Uni automatisch Lehrer in
4
Das Logo ist türkis mit einem roten Kreuz. Ein gut sortierter Drogeriemarkt, wo man die meisten von
zu Hause bekannten Marken findet. Sensible Haut sollte sich an Neutrogena orientieren (The Body
Shop findet sich auch leicht), denn die meisten anderen Produkte versprechen weißere Haut und das
kann einfach nicht gesund sein.
5 Die Devise ist: man kann noch so unattraktiv sein; weiße Haut macht alles wett.
6 Hip Hop, Streetdance, ...
CJCU Tainan, Taiwan
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Verbindung bringen. Ich wurde also zunächst für einen Lehrer gehalten, was es
anfangs erschwerte, mit den Studenten in eine unkomplizierten Unterhaltung zu
kommen. Zu meinem Glück gibt es hier das große Translation Department, wo
Englisch hoch im Kurs ist, auch Deutsch wird angeboten. Die Studenten von diesem
Department sind sehr darauf erpicht sich der Austauschstudenten anzunehmen.
Ich gehe davon aus, dass es für die Austauschstudenten, die nach mir kommen
werden, um ein vielfaches leichter werden wird, mit den Studenten hier gleich auf
Anhieb freundschaftliche Bande zu knüpfen. Zudem gibt es immer noch die Cheng
Kung University in Tainan City, die schon über Jahre ein ausgereiftes Netzwerk an
Austauschprogrammen betreibt und dort trifft man garantiert ein Vielzahl Leute aus
aller Welt.
Soziale Integration verlangt auch ungeheuer viel Selbstüberwindung, also auch das
Ablegen von bestimmten Erwartungen. Beispielsweise ist Pünktlichkeit in Taiwan
eher Zufall, es kommt auch nicht selten vor, dass lang vereinbarte Unternehmungen
kurzfristig (sehr sehr kurzfristig) abgesagt werden. Viele taiwanesische Studenten
ziehen stundenlange Chats über MSN einem Treffen in Natura vor, selbst dann,
wenn man nur wenige Zimmer voneinander entfernt ist. Aber wenn es denn klappt,
sind sie atemberaubend gastfreundlich: zu den wichtigen Feiertagen wurde ich
immer zu wem nach Hause eingeladen – wenn man dann die Familie kennenlernt,
wird man, ehe man sich versieht, quasi adoptiert.
3. Unterkunft
Im ersten Semester wohnte ich im Studentenheim Nummer 4 der Chang Jung
Universität. Alle vier Studentenheime befinden sich am Campus und sind sehr
günstig: NTD7 50,-- pro Tag inklusive Internetanschluss, Strom und Wasser. Die
Zimmer sind auf vier Personen ausgelegt und verfügen über eine eigenes Bad mit
Dusche und WC. Wasserspender befinden sich auf den Gängen sowie Räume mit
Waschmaschinen und Trockenräumen in jedem Stock. Es herrscht strikte Trennung
nach Geschlechtern! Die Zimmer sind auf Funktion ausgelegt, die Räume sind hoch,
die Betten befinden sich allesamt auf ca. 2 m Höhe und darunter befinden sich die
Schreibtische, Regale und Kästen – Ferienlagerstimmung pur. Es ist natürlich
gewöhnungsbedürftig, aber lädt durchaus zum Wohlfühlen ein und die Klimaanlagen
sind über die heißen Monate ein Segen.
Im Dezember fasste ich den Entschluss, mir für das zweite Semester eine Wohnung
in der Stadt zu suchen. Ich postete mein Vorhaben in die Tainan Bulletin List
(http://groups.yahoo.com/group/Tainan_bulletin/) und bekam binnen weniger Tage
zahlreiche Angebote. Im Jänner sah ich mir drei Wohnungen an und wurde bei einer
WG fündig – seit Februar lebeich hier mit einer Taiwanesin, einem Engländer und
einem Amerikaner und zahle nun monatlich 3.500 TWD fix, dazu kommen die
Kostenpunkte Strom, Internet, TV Gebühr und Wasser, was aufs Monat gerechnet
ca. 500 TWD ausmacht. Punkto Miete; zwischen 3.000 und 5.000 NTD sollte man
durchaus passable, möblierte Angebote finden.
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National Taiwandollar = TWD
CJCU Tainan, Taiwan
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4. Kosten
Das Leben am Campus ist sehr günstig. Hier zu wohnen ist wirklich nicht teuer und
auch die Nahversorgung ist überraschend gut. Die Studentenheime sind unterkellert
und dort befinden sich zahlreiche Restaurants, Take-Aways, Tea und Snack-Shops,
ein Copy-Shop und auch ein paar andere Geschäfte. Weiters befinden sich am
Gelände auch zwei 7-11 (diese werden von Studenten betrieben und sind daher
nicht 24 h geöffnet und verkaufen auch keinen Alkohol und keine Zigaretten – ein
‚richtiger’ 7-11 mit allem drum und dran befindet sich ca. 10 min. zu Fuß außerhalb
des Campus) und im 3. Universitätsgebäude ein Papier und Buchladen, der etwas
größer ist, als der Thalia am JKU Campus. Die Preise halten sich allesamt in
Grenzen, die großen Mahlzeiten bekommt man um durchschnittlich NTD 50,--.
Außerhalb des Campus sind die Preise natürlich höher, aber – wenn man weiß wo8 –
unter Österreichischem Niveau. Es findet sich was für jedes Budget.
Preise sind im Grunde immer (mal mehr mal weniger) unter Österreichischem
Standard, das gilt für Essen, Bücher, Unizeugs, CDs, DVDs, Kleidung, Elektrogeräte,
Souvenirs, .... Der öffentliche Transport ist ebenfalls günstig. Busfahren ist auf langen
Strecken günstiger als Zugfahren, braucht aber auch länger. Seit Anfang des Jahres
hat Taiwan entlang der Westküste einen Hochgeschwindigkeitszug (kurz: HSR, High
Speed Rail). Die Strecke Tainan (die Tainanstation ist in der Nähe der Chang Jung
Universität) Taipei dauert gerade mal 90 Minuten. Mit einem normalen Zug würde es
mehr +4 h dauern und mit einem Bus +5 bis +6 h. Der Kostenfaktor ist natürlich
dementsprechend höher: 1.350 NTD von Tainan nach Taipei, aber die Leistung ist es
allemal wert.
5. Sonstiges (Visum, Versicherung, etc.)
Das Visum kann man beantragen, sobald man das offizielle Schreiben von der
Gastuniversität erhält, das die Bestätigung des Studienaufenthaltes enthält. Für das
Einreisevisum für Taiwan ist das Wirtschafts- und Kulturbüro in Wien9 zuständig.
Sobald man in Taiwan gelandet ist und den Flughafen verlassen will, muss man sich
auch gleich registrieren lassen, dabei sollte man die Adresse der Universität zur
Hand haben und sich gleich als Austauschstudent präsentieren – das macht vieles
einfacher. Innerhalb der ersten zwei Wochen in Taiwan, muss man sich bei der
zuständigen Behörde um ein Alien Resident Certificate (ARC) bemühen10. Alles in
allem hat mich das ca. EUR 75,-- gekostet, aber keine Nerven, da sich meine
Gastuniversität praktisch um alle Formalitäten gekümmert hat, ich wurde nur noch
zum Unterschreiben vorgeladen und eine knappe Woche später hatte ich das
eingeschweißte Visumkärtchen in Händen. Den Pass sollte man immer bei sich
haben, ein paar Passfotos werden gebraucht und die beiden Universitäten
betreffende Dokumente mit nach Taiwan zu nehmen schadet auch nicht.
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In Tainan City, beim Rear Exit des Bahnhofs beginnt das Terrain der Cheng Kung Universität, wo
sich auch irrsinnig viele, supergünstige Restaurants befinden.
9 http://www.taipei.at/
10 Im International Office der CJCU sitzt Tina – sie nun ist für die Formalitäten der Austauschstudenten
zuständig. Einfach das Stichwort ‚ARC’ fallen lassen, dann weiß sie schon, was zu tun ist.
CJCU Tainan, Taiwan
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Betreffend der Versicherung wollte ich auf alle Fälle auf Nummer sicher gehen. Ich
habe für den einjährigen Zeitraum meines Auslandsaufenthaltes einen Reiseschutz
bei der ELVIA Reiseversicherung abgeschlossen. Der Spaß hat mich zwar EUR
939,-- gekostet, allerdings bin ich da nach allen erdenklichen Seiten hin abgesichert
– das war mir insofern wichtig, da ich viel innerhalb Taiwans herumreise, aber auch
die Chance nutzen möchte, Südostasien kennenzulernen. Zudem kann man auch nie
wissen, was passiert. Beispielsweise hatte ich anfang November plötzlich schlimme
Zahnschmerzen, ein Arztbesuch wurde nötig. Das Kiefer musste geröngt werden,
was natürlich nicht billig ist, dazu kamen dann noch andere Kosten, da meine
Weisheitszähne gezogen werden mussten. An dieser Stelle möchte ich gleich
loswerden, dass die Ärzte und Krankenhäuser ausgesprochen gut (und
weitestgehend schmerzfrei) arbeiten!
6. Beschreibung der Gastuniversität
Die Chang Jung Christian University liegt im Grünen in Tainan County – mit
öffentlichen Verkehrsmitteln ca. 20 Minuten außerhalb der Stadt. Die Universität ist
sehr kompakt – wie eine Marktsiedlung. Ihre Ausdehnung ist groß und beinhaltet vier
große Universitätsgebäude (das vierte wird im Herbst eingeweiht und wird eine
riesige Bibliothek und ein neues Department beinhalten), vier Studentenheime,
zahlreiche Sportfelder (Basketball, Volleyball, Fußball, American Football, Tennis,
Squash und Baseball), eine Sporthalle, einen Skate-Parcours, Kraftkammer und
verschiedene Ateliers und Künstlerwerkstätten, sowie einen Bogenschießplatz. Der
Golfplatz liegt etwas außerhalb. Noch Wünsche?
Wie bereits erwähnt, lässt die Nahversorgung kaum Wünsche offen und die vielen
Sportmöglichkeiten und Studentenclubs (unter anderem Kendo, Tae Kwon Do,
Tischtennis,...) sorgen für Unterhaltung. Die Bibliothek hat auch eine gute Auswahl
an Englischer Literatur, aber auch Französisch, Spanisch und Deutsch fehlen nicht.
Zudem hat sie einen Medienraum, wo man sich jede Menge Filme aus den
verschiedenen Genren ansehen kann und englischsprachige Tageszeitungen lassen
sich täglich aktuell vorfinden.
Die Universität wächst kontinuierlich und gerade ist eine Tram in Bau, die die Uni mit
der HSR Station und Tainan City verbinden soll. Die Arbeiten haben erst kürzlich
begonnen, aber es geht zügig voran. Dennoch empfehle ich, dass man sich ein
Fahrrad zulegt – einfach die Studenten fragen; viele haben ein Fahrrad rumstehen,
das sie nicht mehr benützen, weil sie ihre Eltern doch noch dazu gebracht haben,
ihnen einen Scooter zu kaufen. Man kann sich natürlich auch einen Scooter zulegen,
aber das kostet natürlich viel mehr, dann der Ärger im Straßenverkehr usw.
Jedenfalls ist ein Gefährt sinnvoll, da es auch im County einiges zu entdecken gibt;
kleine Ortschaften, alte Tempel, Hot Springs, etc.
Mittagessen an der CJCU hat ein ganz besonderes Flair: zu dieser Zeit kommen
immer diverse Studentenclubs rein und führen irgendwelche Tänze und Gesänge
auf, begleitet von rhythmischem Geklatsche und Gekreische um auf ihren Club oder
ihre Veranstaltungen aufmerksam zu machen. Ich denke, das gibt es einfach nur in
CJCU Tainan, Taiwan
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Taiwan – die Leute finden es toll und alle machen mit und irgendwann kann man sich
sein Mittagessen nicht mehr ohne dieses ganze TamTam vorstellen.
7. Anmelde- und Einschreibformalitäten
Hingegen der allgemeinen Tendenz zu immer mehr Bürokratie und komplizierter
Anmeldeverfahren, glänzt die CJCU durch freundschaftliche Einfachheit. Alle
Schritte, die zu tun sind wurden stets mit mir persönlich und ausführlich besprochen.
Die Anmeldeformalitäten waren zügig und unkompliziert erledigt, meistens durch
Tina. Einmal mehr musste ich einfach nur noch zum Hallosagen und Unterschreiben
auftauchen.
Ich weiß nicht, ob sie das ändern werden (ich habe es ihnen nahegelegt, mal sehen),
aber bei mir waren alle Dokumente und Schriftstücke, die es zu unterschreiben galt,
auf Chinesisch. Ich finde den Gedanken nicht toll, etwas zu unterschreiben (mich zu
verpflichten), was ich nicht lesen kann. Natürlich meinen sie es an der Uni nur gut,
keine Frage, und im Endeffekt habe ich auch alles Unterschrieben, was verlangt war.
Ein klitzekleines Problem hat es dann am Ende des Wintersemesters gegeben: ich
bin, wie schon erzählt, ausgezogen und wollte die Kaution, die ich für das Zimmer
hinterlegen musste, wiederhaben. Ich hatte den Wohnvertrag unterschrieben, er war
natürlich in Chinesisch. In diesem, für mich unlesbaren, Vertrag stand aber, dass die
Kaution nicht zurückgezahlt wird, wenn man das Zimmer nur im Wintersemester
bewohnt.
Die Kaution betrug 2.000 TWD, nicht wenig also, und ich war sauer. Tina meinte
zunächst, dass das die Regeln wären, aber ich blieb stur und konnte letztendlich ein
Gespräch darüber mit der Studentenheimleitung führen, die dann eingewilligt hat, die
Kaution zurückzuzahlen. Betroffen war auch noch ein anderer Austauschstudent, der
ohnhin nur für das Wintersemester her gekommen war, insofern hatten wir eine gute
Argumentationsbasis. Meinen Nachfolgern würde ich raten, ebenso zu handeln,
wenn die Verwaltung es verabsäumt, solche wichtigen Punkte im Vorhinein
abzuklären.
8. Einführungswoche bzw. –veranstaltungen
Typisch Taiwan: es gab ein gigantisches Aufgebot an Einführungsveranstaltungen zu
Beginn des Semester. Zuvor aber noch war eine Delegation Studenten aus Okinawa,
Japan, zugegen, in deren Gefolge ich, gleich in der ersten Woche nach meiner
Ankunft, Taiwan etwas kennenlernen konnte. Das ganze Spektakel inklusive eines
Intensivkurses in Chinesisch wurde von der Universität gesponsert. Besonders viel
Augenmerk wurde darauf gelegt, mich und die Kollegen aus Japan mit der
Taiwanesischen Essenskultur vertraut zu machen. Essen spielt hier eine überaus
wichtige Rolle, wenn es um soziale Kontakte geht. Zum offiziellen Semesterauftakt
gab es viele Reden und Werbeaktionen seitens der Studentenclubs. All die Farben,
die laute Musik, die ganzen Eindrücke, das viele Essen... es traf mich der
Kulturschock – doch war es kein unangenehmer.
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Die ersten Wochen bestehen vorwiegend darin, unglaublich viele Leute
kennenzulernen. Man bekommt irrsinnig viele Visitenkarten und es wäre vermutlich
nicht schlecht, wenn man eigene mitbringt (ich hatte keine). Ich würde empfehlen,
sich auf den Visitenkarten später Notizen zu machen, wer das nun war – ich habe ein
grottenschlechtes Namensgedächtnis und wenn die Namen dann auch noch alle so
ähnlich und unvertraut wirken, wie hier, kann man peinlichen Situationen („Ok,
offensichtlich kennst du mich, aber wer bitte bist du?“) vorbeugen, wenn man die
Visitenkarten hie und da durchgeht und seine MSN Kontakte ebenso kategorisiert.
Apropos: MSN Account rechtzeitig zulegen – man braucht ihn wirklich! Skype ist
ebenfalls sehr populär, ICQ hingegen kaum bekannt.
9.
Kursangebot und besuchte Kurse (kurze Beschreibung und evtl. Bewertung)
Ich besuchte in beiden Semestern zwei Chinesisch Sprachkurse à jeweils 2
Wochenstunden. Der eine richtete sich auf Kommunikation, der andere auf das
Lesen und Schreiben in der Chinesischen Sprache – wobei ich nicht nur in der
traditionellen Schriftform unterrichtet wurde, sondern parallel dazu auch die
vereinfachten, auf dem Festland praktizierten, Schriftzeichen erlernte. Der
Schreibkurs macht mir besonders viel Spaß, ist aber auch eine große
Herausforderung; man lernt eine komplett neue Weise, Laute zu bilden, dabei muss
man auf die Tonlage achten und dann sollte man das noch in Beziehung zu einem
abstrakten Schriftzeichen setzen.
Meine ‚Chinesisch Lesen und Schreiben’ Professorin war sehr gut – sie hat die
Geschichte der Schrift erklärt und die Evolution der Zeichen und wie man in diesen
abstrakten Linien ‚lesen’ kann. Der Sprachkurs war auf Alltagstauglichkeit ausgelegt.
Wir haben den Professor zB gebeten uns „Restaurantchinesisch“, oder
„Nightmarketchinesisch“ oder „Öffentliche Verkehrsmittel Chinesisch“ beizubringen
und das wurde dann auch gemacht. Im Sprachkurs wurde die Mitarbeit benotet, im
Schreibkurs gab es einen schriftlichen Midtermtest und ein etwas umfassenderes
Abschlussexamen mit fairem Schwierigkeitsgrad.
Die CJCU hat eigentlich auf meinen Wunsch hin damit angefangen, überhaupt
Chinesischkurse anzubieten. Meine Klassenkameraden bestanden aus dem zweiten
Austauschstudent und einigen Professoren aus Schottland und Kanada. Der
Sprachkurs begann weitgehend ohne Konzept, die ersten Stunden wurden damit
verbracht, die Lautbildung zu erlernen (Vorsicht: Kieferkrampfgefahr!), danach lag es
an uns Studenten, die weiterführenden Themenkreise auszusuchen. Zusätzlich zu
den Kursen ist Language Exchange das um und auf. Es gibt jede Menge Studenten
an der CJCU, die gerne Englisch, Deutsch, oder welche Fremdsprache auch immer,
üben möchten und im Ausgleich dazu Chinesischstunden geben, und das ganze bei
einem frischen Mango-Papaya Shake unter einem schattigen Baun ... es hat schon
was.
Ein Kurs hieß ‚International Finance’; dieser war insofern interessant, als ich das
Schwerpunktfach International Management an der JKU mache, aber auch vielmehr
dadurch, dass es einen Blickwinkel aus der asiatischen Perspektive erschließt. Die
Diskussionen waren interessant, da der europäische Markt eine sehr große Rolle für
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Taiwan spielt und man als ‚Vertreter’ dessen sehr gefordert ist. Mitarbeit und Wissen
um aktuelle Themen waren gern gesehen. Der Kurs wurde in Chinesisch abgehalten,
aber das war kein Problem, denn die CJCU verfügt über ein exzellentes
Überstetzungsinstitut und dessen Studenten freuen sich, wenn sie ihre simultanen
Übersetzungskünste trainieren können. Ich saß also mit Headset und Mikrofon in der
Klasse, hörte durch das eine Ohr den Professor Chinesisch sprechen, während
durch mein anderes Ohr die englische Übersetzung simultan einsetzte. Ich musste
für diesen Kurs zwei Präsentationen halten, eine Hausübung machen und zu einer
Präsentation ein Paper einreichen – alles auf Englisch.
Business English; dass ich diesen Kurs belegt habe, ist wohl auf einen nostalgischen
Effekt zurückzuführen. Tatsächlich mache ich ihn, um im Bereich Fachsprache
Englisch nicht zu lange auszusetzen, aber auch um die Möglichkeit zu nutzen, in
einer vertrauten Sprache frei und unkompliziert kommunizieren zu können. Es war
ein interessanter Kurs, obwohl ich mich zunächst unterfordert fühlte, da dass Niveau
meiner Klassenkollegen offensichtlich ein gutes Stück unter meinem lag. Der
Professor, ein Kanadier, hat mich dann aktiv in die Kursgestaltung eingebunden;
mich zB Gruppendiskussionen moderieren lassen. Ich habe zwei Paper eingereicht,
ein 10 seitiges und ein 15 seitiges, wobei das 15 seitige über Ökotourismus war und
ich über diese Thematik 2 h tatsächlich unterrichten durfte: Powerpointpräsentation,
Handouts, Vokabellisten, Brainstorming, Fragen, Diskussionen,... Es hat Spaß
gemacht und ich habe weit mehr gelernt, als einfach nur mein English etwas
aufzubessern.
Ganz besonders möchte ich die Kurse von M. P. Joseph empfehlen. Dieser
Professor stammt aus Indien und seine Kurse sind mir mit Abstand die liebsten in
meiner gesamten Schul- und Studienlaufbahn. Sie sind hochgradig interaktiv und
lernintensiv, immer wieder werden neue Denkansätze erschlossen und wird das
kritische Denken gefordert. Ich belegte vier Kurse bei diesem Professor: Theory of
Social Work, Philosophy of Social Work, Human Rights and Ethics11 und Seminary in
Globalization. Das Verfassen von wöchentlichen Reflection Paper ist Pflicht, und er
schätzt es sehr, wenn man sich auf den Stoff vorbereitet und einliest, da eine
informierte Teilnahme die gemeinsame Erarbeitung des Stoffes leichter und
intensiver macht. Pro Kurs war eine Präsentation über ein Thema aus dem Syllabus
verlangt, sowie ein dazugehöriges Paper. Im Globalisierungsseminar musste zudem
über ein Buch aus dem Syllabus krtisch reflektiert werden.
Dr. Steve Chen hält einen Kurs namens Conflictresolution. In diesem wurde
Augenmerk auf die aktuellen Geschehnisse in der politischen Landschaft Taiwans
und Chinas gelegt (es tut sich viel). Dem Professor ist es wichtig, friedvolle Methoden
in Kommunikation und Handlung zu implementieren, die zu einer ebensolchen
11
Dieser Kurs war ausgelagert: Studenten der CJCU und des TTCS (Tainan Theological College and
Seminary, Tainan City, unweit vom Bahnhof) können problemlos wechselseitig Kurse belegen.
Obwohl unter der Obhut von M. P. Joseph, wurde dieser Kurs von Professor C. K. Park, aus Korea,
abgehalten. Meine Klassenkollegen waren Akademiker, aktive Menschenrechtler und Pastoren aus
aller Herren Länder (sogar aus solchen, von denen ich nie zuvor gehört hatte, bzw. nicht recht viel
gewusste hatte). Jeder Teilnehmer musste zwei 15 minütige Präsentationen halten und ein kurzes
Handout dazu verfassen und zum Abschluss eine 15 seitige Seminararbeit zu einem Thema aus dem
Syllabus verfassen.
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Lösung von Konflikten führen. Der Kurs baut auf aktive Diskussionen auf, aber auch
auf Gedankenexperimente und Rollenspiele, was mir persönlich sehr viel geholfen
hat, die Denkweise meiner Taiwanesischen Studienkollegen zu begreifen und damit
umgehen zu lernen. Mit dem Professor selbst hatte ich kein allzu gutes Verhältnis.
Ich weiß nun nicht, ob es daran lag, dass ich die einzige weibliche Studentin in der
Klasse war, oder weil ich ihn hie und da korrigiert habe, wenn er geschichtliche
Fakten komplett durcheinander gebracht bzw. verfälscht hat, aber da war ein
dezenter Hauch von Missgunst in der Luft. Ich war immer pünktlich im Unterricht, hab
brav mitgearbeitet und alle Anforderungen erfüllt. Allerdings habe ich einmal gefehlt,
weil mir da die Weisheitszähne gezogen wurden, weswegen er mir 4 Punkte von der
Gesamtnote abgezogen hat. Resultat: Note B statt Note A. Als ich es merkte, war die
Einspruchsfrist schon verstrichen.
10. Credits-Verteilung bezogen auf Kurse, „study workload“ pro Semester
Von den Wochenstunden her betragen die Sprachkurse 2h / Woche und alle anderen
3h / Woche. Vom Aufwand her kann man es sich so leicht oder so intensiv machen
wie man möchte. Wenn man eine neue Sprache lernen will, sollte man da besonders
dahinter sein und viel üben. Bei den anderen Kursen wurde mir als
Austauschstudentin etwas genauer auf die Finger geschaut. Ansonsten denke ich,
dass ich mit meine sieben Kursen im Wintersemester und vier Kursen im
Sommersemester gut ausgelastet war.
In der Mitte der Semester gibt es die sogenannte Mid-Term Week, dabei wird in
praktisch allen Gegenständen geprüft. Eine schriftliche Arbeit hatte ich allerdings nur
im Chinesisch Schreiben und Lesen Kurs. Die meisten Kurse haben eine mündliche
Reflektion über das bisher Gelernte verlangt. Beim International Finance Kurs
musste ich eine 30-40 minütige Präsentation über Acer und die Wirtschaft
Österreichs halten (inklusive mündlicher Übersetzung ins Chinesische durch
Studenten des Translationdepartments und anschließender Diskussion). In Business
English wiederum war es die bereits erwähnte Präsentation über Ecotourism in
Taiwan.
11. Benotungssystem
Aktive Mitarbeit ist das Um und Auf (20 - 25 %). Große Abschlussklausuren gibt es
kaum, die Noten bilden sich über die schriftlichen Arbeiten, die man im Laufe des
Semesters einreicht und natürlich über die Qualität der Präsentationen, Referate und
Mitarbeit. Wie die Noten zu Stande kommen, wird im Syllabus erklärt. Sobald das
Zeugnis ausgestellt ist, beträgt die Einspruchsfrist vier Wochen. Abgesehen vom
Conflictresolution Kurs habe ich mich immer fair benotet gefühlt und gutes Feedback
von den Professoren bekommen.
12. Akademische Beratung/Betreuung
In diesem Punkt sticht die CJCU besonders postiv hervor. Jeder einzelne Professor
hat mit mir zu Beginn des Semesters den Kursaufbau und die Gestaltung
genauestens durchbesprochen, zudem waren Feedback und Anregungen
meinerseits höchst erwünscht und fanden zum Teil sogar Berücksichtigung. Generell
CJCU Tainan, Taiwan
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war mein Verhältnis zu den Professoren eher freundschaftlich geprägt, was gewiss
auf meinen Sonderstatus als die erste von Außerhalb zurückzuführen war. Zudem
stand und steht mir Dr. Lan, meine Koordinatorin hier, stets mit Rat, Tat und einem
offenen Ohr zur Seite. Fazit: es werden einem nicht nur keine Steine in den Weg
gelegt, man ist bemüht den Austauschstudenten alles so angenehm und
unkompliziert wie möglich zu machen.
13. Resümee
Taiwan ist absolut Spitze. Das Land ist traumhaft schön, die Menschen sind
unglaublich nett und das Essen erst.... Tainan ist ein nahezu perfekter
Ausgangspunkt, um die Insel zu erkunden. Zu den große Nationalparks im Zentrum
hat man es nicht weit und die Hauptstadt im Norden, wie auch die Traumstrände im
Süden sind bequem erreichbar. Abgesehen davon, dass es ohnehin eine
unbezahlbare Erfahrung ist, sich für längere Zeit in einem fremden Land behaupten
zu müssen, dort zu leben, zu interagieren, ist Tainan in Taiwan wie die Kirsche auf
dem Sahnehäubchen – eine Stadt und ihre Menschen zwischen Tradition und
Hochmoderne, die einen einfach willkommen heißen.
Die Chang Jung Christian University ist im Aufbruch. Die Uni ist noch jung aber sie
wächst kontinuierlich und schnell. Natürlich kann man es sich als potentieller
Austauschstudent einfacher machen und in die ausgetretenen Pfade von vielen
Vorgängern treten, indem man sich eine Uni sucht, die bereits über ein ausgereiftes
und gut geöltes Austauschprogramm verfügt. Es war am Anfang nicht leicht für mich.
Ich kam alleine hierher und war die erste, die als Austauschstudentin an die CJCU
kam. Neben dem krassen Klimaschock musste ich auch mit der anfänglichen
Schüchternheit und den spärlichen Englischkenntnissen der Leute um mich herum
umzugehen lernen (ich selbst kam gänzlich ohne Chinesischkenntnisse hierher),
aber ich habe meine Entscheidung nie bereut!
Ich habe hier nun ein Jahr gelebt, Taiwan ist ein Teil von mir geworden und Tainan
sehe ich als ein „zu Hause“. Mit Stäbchen zu Essen, Shrimps zu schälen und selber
eine reife Mango oder eine Banane von einem Baum zu pflücken ist so
selbstverständlich geworden, dass es fast erschreckend ist. Leute aus aller Welt
bilden nun die zahlreichen Kontakte meines eigens für Taiwan angelegten MSN
Accounts und mittlerweile bestelle ich mein Essen, meine Getränke und meine Taxis
in Chinesisch, als ob mir diese Sprache nie unverständlich gewesen wäre.
Dank der CJCU und ihrer Leute bin ich nicht nur in den sagenhaften Genuss einer
internationalen, mulitkulturellen Bildung gekommen sondern konnte auch meinen
eignen Fähigkeiten des aktiven Mitdiskutierens und sogar Unterrichtgestaltens12
Raum zur Entwicklung geben. Alles in allem eine Erfahrung, die ich jedem von
ganzem Herzen wünsche – mit allen Höhen und Tiefen, kulinarischen Freuden und
Verzweiflungen und zwischenmenschlichen Wundern und Katastrophen.
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Zusätzlich zu meinen eigenen Kursen wurde ich in andere Lehrveranstaltungen eingeladen, um mit
den Studenten über dieses und jenes in Deutsch oder Englisch zu reden, zweimal lag es an uns
Austauschstundenten ein zweistündiges Seminar, einmal über Europa, einmal über Österreich, zu
gestalten, mit allem drum und dran.
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14. Tipps und was man sonst noch unbedingt wissen sollte
Mit Stäbchen zu essen sollte einem nicht komplett fremd sein, zudem empfiehlt es
sich zum Schutze der Umwelt ein eigenes Besteckset (bekommt man in jedem 7-11)
bestehend aus Stäbchen und Löffel mit sich zu führen. Das machen die meisten hier
und es macht auch wirklich Sinn, spätestens wenn man sich das erste Mal die Zunge
an einem rauhen Holzstäbchen verletzt. Nudeln mit Metallstäbchen zu Essen ist eine
Kunst die den meisten Verschlossen bleibt (das gilt nicht minder für die
Einheimischen selbst). Mit Holzstäbchen geht es sehr viel einfacher und an denen
verbrennt man sich auch nicht.
Ich habe die Standardimpfungen alle auffrischen lassen und mir zusätzlich die Japan
B Enzephalitis spritzen lassen. Diese ist in Österreich teuer und nur bestimmte
Institute dürfen sie verabreichen, aber ich wollte auf Nummer sicher gehen und wenn
man länger im asiatischen Raum lebt und sich gerne in der Botanik aufhält lohnt es
sich bestimmt. Es gibt sogar einen Arzt in Linz, der die Befugnis hat. Seine Adresse
und Telefonnummer kann man am Gesundheitsamt im Neuen Rathaus, Eingang
Fiedlerstraße, 1. Stock, Zimmer 1055, erfragen.
Für die Wintermonate sind Haube und ein warmer Pulli zeitweise sehr sinnvoll, da
der Wind in Kombination mit der hohen Luftfeuchtigkeit eine grausame Mischung
ergeben kann. Für den Nicht-Winter gilt: nie ohne Sonnenschutz raus. Die Sonne
brennt nicht unangenehm, auch wenn es sehr heiß ist, deshalb könnte man unter
Umständen ausreichenden Schutz vernachlässigen, sollte man aber nicht.
Sonnenschutz ist hier preislich höher angesiedelt als in Österreich – also lieber mehr
von zu Hause mitnehmen und darauf achten, dass er schweißbeständig und
wasserfest ist!
Tampons waren, als ich ankam, nicht leicht zu bekommen. Mittlerweile finden sie
sich in den meisten 7-11 und Watson Stores, aber auch in den größeren
Einkaufsmärkten wie Carrefour und RT Mart. In Österreich sind sie allerdings
günstiger zu bekommen und ich würde raten, lieber auf Vorrat mitzunehmen.
Der Lonely Planet Taiwan Reiseführer war und ist mir eine sehr große Hilfe! Sich
diesen zu besorgen kann ich wirklich wärmstens empfehlen, wenn man reisefreudig
ist. Ansonsten kann man kostenlose Stadtpläne und andere informative Brochüren in
den Visitor Information Centres and den Bahnhöfen und Flughäfen bekommen.
Wenn man zudem stolzer Besitzer einer ISIC Card (International Student Identity
Card, beziehbar übers Internet, ca. EUR 10,-- / Jahr, aber auch in den Hostels in
Taipei für ca. 250 TWD, Passfoto nicht vergessen) kommt man vielerorts leichter und
günstiger hinein.
Wenn man ein ganz besonders netter Austauschstudent sein möchte, nimmt man
massig Mannerschnitten und Gummibärchen mit – die kommen immer gut an! Auf ins
Abenteuer!
CJCU Tainan, Taiwan
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