1 Schwerin, 01.04.2011 Nummer: 85/11 1 Ministerium für Wirtschaft

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„Schiffsherzen“ sollen schon bald umweltfreundlicher
schlagen
Rostocker Caterpillar-Standort steigt in industrielle
Forschung ein und nimmt neue Serienprüfstände in
Betrieb
Im Zeitraffer sollen großmotorige Schiffe weltweit auf umweltfreundlichere Antriebe umgestellt werden. Schon in vier Jahren
müssen Schiffsmotoren in Neubauten auf schadstoffärmere Treibstoffe ausgerichtet werden, um die Schwefel- und Stickstoffemissionen deutlich zu reduzieren. Ein großer Markt, auf dem auch
Rostocker Ingenieure aktiv mitmischen wollen. In den kommenden
drei Jahren sollen sowohl bestehende Gas- und Dieselmotoren mit
Blick auf die Umweltfreundlichkeit weiterentwickelt, als auch
kombinierte Diesel- und Gasmotoren auf den Markt gebracht
werden.
Schwerin, 01.04.2011
Nummer: 85/11
Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Stefan Rudolph hat heute die
Caterpillar Motoren Rostock GmbH in der Hansestadt besucht und
sich über das neue vom Wirtschaftsministerium unterstützte
Forschungsvorhaben informiert. Das Land fördert das innovative
Projekt mit 1,2 Millionen Euro. Das Projektvolumen beträgt
insgesamt 4,0 Millionen Euro. „Mit dem Entwicklungsvorhaben
steigt der Rostocker Standort in die Forschung ein“, hob der
Staatssekretär hervor. „In dem Fertigungswerk wird jetzt eine
Forschungs- und Entwicklungsabteilung etabliert sowie industrielle
Forschung betrieben. Für das ‚Öko-Motor-Projekt‘ wurde ein neuer,
hochmoderner Serienprüfstand eingerichtet, ein zweiter befindet
sich in der Endinstallation. Mit der Fakultät Maschinenbau und
Schiffstechnik der Universität Rostock steht auch bewährtes
wissenschaftliches Know-how vor Ort bereit.“
Klimaschutz als globaler Marktfaktor
Über 90 Prozent des weltweiten Warenstroms werden über den
Seeweg abgewickelt. Erst vor kurzem ergab eine Untersuchung des
Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in
Oberpfaffenhofen und der Universität Bremen, dass die
internationale Schifffahrt die Luft stärker verschmutzt als der
Flugverkehr. Die Vorgaben der Internationalen Maritimen
Organisation (IMO) bezüglich der Reduktion der Schwefel- und
Stickoxidwerte aus dem Jahr 2008 setzen enge zeitliche Grenzen.
Bis zum Jahr 2015 bzw. 2016 soll die Umstellung bei
Schiffsneubauten auf wesentlich umweltfreundlichere Motoren und
Treibstoffe vollzogen sein. „Wir wollen einen so genannten Dual
Ministerium für Wirtschaft, Arbeit
und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern
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V. i. S. d. P.: Gerd Lange
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Fuel Motor, der sowohl mit Diesel oder Schweröl als auch mit Gas
betrieben werden kann, konstruieren und weltweit vertreiben“,
erläuterte Dr. Udo Schlemmer-Kelling, Engineering Manager von
Caterpillar. Durch die mögliche Variation der Brennstoffe soll die
Einhaltung zukünftiger Emissionsanforderungen gewährleistet
werden. „Wir gehen davon aus, dass die Kreuzschifffahrt mit ihren
umweltsensiblen Kunden als erstes umsteigen wird. Letztendlich
betrifft es aber alle großmotorigen Schiffe. Die Zeitschiene ist sehr
ambitioniert, da für den Doppelantrieb auch Gastanks in den
Schiffen und ausreichend Gastankstellen in den Häfen vorgehalten
werden müssen. Letztere existieren derzeit noch nicht.“
Ziel des Projektes ist die Neuauslegung und prototypische
Umsetzung eines Dual Fuel Motors, mit dem im Gasbetrieb die
Emissionsvorschriften ab 2016 eingehalten werden können. Zur
Erreichung dieses Projektziels sind verschiedenste innermotorische
Maßnahmen und Komponentenentwicklungen erforderlich. Im
Zusammenhang mit den unterschiedlichen Anforderungen an die
saubere
Verbrennung
der
jeweiligen
Brennstoffe
sind
beispielsweise zwei Einspritzsysteme notwendig sowie unter
anderem ein entsprechender Steuerungs- und Regelungsalgorithmus zu entwickeln. Mit der Integration des Gasbetriebs ist
die Entwicklung eines Sicherheitskonzeptes ebenfalls Bestandteil
des Vorhabens.
Der Markt im Großmotorenbereich ist überschaubar. Lediglich der
deutsche Hersteller MAN sowie der finnische Produzent Wärtsilä
sind im Segment der mehrstofffähigen Großmotoren präsent.
„Unser Ziel ist, einen Dual Fuel Motor der neuen Generation zum
Einsatz zu bringen, der durch einen optimierten Verbrennungsablauf effizienter arbeitet und weniger Treibstoff braucht“, so Dr.
Schlemmer-Kelling. Mit dem Start der Serienproduktion wird 2014
gerechnet.
„Die Klimaschutzziele im weltweiten Schiffsverkehr sind wichtig für
die Umwelt und für die Menschen, die in der Seefahrt und in den
Häfen arbeiten. Gleichzeitig erweist sich die ökologische
Umstellung des Seeverkehrs als globaler Marktfaktor und
Zukunftschance für den Standort Rostock“, so Dr. Stefan Rudolph.
„Für Hochschulabsolventen und Ingenieure ergeben sich damit
international gefragte und attraktive Arbeitsplätze. Genau das
wollen wir mit unserer Forschungsförderung erreichen.“
AIDA fährt mit Caterpillar
Die Caterpillar Inc. (www.cat.com) mit dem Hauptsitz in Peoria
(USA) ist einer der weltmarktführenden Hersteller von Baumaschinen sowie schnell- und mittelschnelllaufenden Diesel- und
Gasmotoren. Der Standort Caterpillar Motoren Rostock GmbH
wurde 1999 durch die Übernahme des ehemaligen Dieselmotorenwerkes Rostock in das Unternehmen eingegliedert. Auf einer
Produktionsfläche von 22.500 m² erfolgen die Montage, Tests und
die Auslieferung der konzernweit größten Diesel- und Gasmotoren.
Je nach Auftrags- und Wirtschaftslage werden jährlich 100 bis 170
Viertakt-Motoren mit einer Leistung von 6.000 bis 16.000 kW
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hergestellt, hauptsächlich für die Schifffahrt. Allein sechs AIDAKreuzfahrtschiffe sind mit je vier in Rostock gebauten Motoren der
Marke MaK auf den Weltmeeren unterwegs. Der größte Motor
bringt 215 Tonnen auf die Waage, bei Abmaßen von zwölf Meter
Länge, vier Meter Breite und sieben Meter Höhe.
Forschungsförderung in MV
Für die EU-Förderperiode von 2007 bis 2013 stehen rund 155
Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale
Entwicklung (EFRE) und dem Europäischen Sozialfonds (ESF) für
Forschung, Entwicklung und Innovation zur Verfügung. „In den
vergangenen vier Jahren wurde soviel wie noch nie bei uns in
Mecklenburg-Vorpommern in Forschung und Entwicklung investiert.
Klares Ziel für den eingeschlagenen Kurs ist die Schaffung von
zukunftsorientierten Arbeitsplätzen. Deshalb wurden Mittel des
Europäischen Sozialfonds in der laufenden EU-Förderperiode von
2007 bis 2013 erstmals zugunsten von Forschung und Entwicklung
eingesetzt und nicht, um den zweiten Arbeitsmarkt zu stützen. Wir
wollen den Menschen im Land Perspektiven aufzeigen, hierzu
gehören attraktive und wissensbasierte Jobs, die auf dem ersten
Arbeitsmarkt bei uns im Land entstehen“, so Rudolph. Von 2007 bis
2010 wurden insgesamt 91,2 Millionen Euro für 516 Forschungsprojekte (Gesamtzahl: Verbundvorhaben und einzelbetriebliche
Vorhaben im Bereich Forschung, Entwicklung und Innovation) und
11 Netzwerkvorhaben bewilligt.
Fotos: Caterpillar
Caterpillar in Rostock will weiter wachsen. Kontinuierlich investiert
der Global Player am Standort in Rostock/Warnemünde. In diesem
Jahr werden zwei neue Serienprüfstände für Großmotoren in
Betrieb genommen.
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