Fischereiforschung im Einzelnen: Einsatzgebiete der Fischereiforschungsschiffe und Zielarten der Fischereiforschung (Grafik: F. Hartmann) Fischereiforschung im Nordatlantik und anderen Konventionsgebieten Das Institut für Seefischerei Hamburg (ISH) erforscht und überwacht die Fischbestände im EU-Meer, in den von der deutschen Fernfischerei genutzten Gebieten des Nordatlantiks und in Bereichen, in denen Deutschland Mitglied internationaler Schutz- und Nutzungskonventionen ist, wie der Internationalen Walfang-Konvention (IWC) oder der Kommission für die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR). Die Arbeiten zielen darauf ab, die Nutzung der lebenden Meeresressourcen an den Kriterien der Nachhaltigkeit und Ökosystemverträglichkeit auszurichten und damit zum langfristigen Erhalt einer ökologisch und ökonomisch stabilen Fischerei beizutragen. Neben der Weiterführung der Langzeitdatenserien an Bord von Forschungsschiffen zur Bewertung der Fischbestände und Erfassung wichtiger hydrographischer Umweltparameter befasste sich das ISH im Jahre 2006 sowohl mit Aufgaben zum Fischereimanagement als auch mit Fragen zum Schutz von marinen Ökosystemen und Organismen, wie Meeressäugern und Seevögeln. SEITE 2 VON 10 In der EU haben sich die Überlegungen zur Umsetzung der in Johannesburg (2002) gefassten politischen Beschlüsse zur nachhaltigen Bewirtschaftung der Fischbestände nach dem Maximum-Sustainable-Yield(MSY)-Modell bis 2015 weiter verfestigt. Die geplante Einbeziehung von Umweltparametern in die Managementmodelle macht eine Intensivierung der Forschung und der Datenerhebung in der kommerziellen Fischerei notwendig. Deshalb hat die Weiterentwicklung der internationalen Bewertungsmaßstäbe für genutzte marine Ressourcen und die Diskussion über eine umweltfreundlichere Fischerei einen wichtigen Stellenwert in den Arbeiten des Instituts. Die Wissenschaftler des ISH beteiligten sich auch 2006 intensiv an diesen Diskussionen und sind in Gremien und Arbeitsgruppen des Internationalen Rats für Meeresforschung (ICES), der Europäischen Gemeinschaft (EU), der Nordatlantischen Fischereiorganisationen (NAFO und NEAFC), der Kommission für die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR), der Internationalen Walfang-Kommission (IWC), des Abkommens zum Schutz der Kleinwale in Ost- und Nordsee (ASCOBANS) und anderer Organisationen vertreten. Es besteht ebenfalls eine aktive Mitwirkung des Instituts in den Arbeitsgruppen des Scientific, Technical and Economic Committee for Fisheries (STECF) der EU. Zentrale Themen sind hier die Überprüfungen der Wiederaufbaupläne für die Kabeljaubestände und die Erstellung mehrjähriger Bewirtschaftungspläne für Scholle und Seezunge in der Nordsee sowie die Modellierungen für ein Fischereiaufwandsmanagement. Einen neuen Schwerpunkt der Institutsarbeiten bildet inzwischen die ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) der Nordsee. Nicht nur für diesen Bereich, sondern auch für die Gebiete innerhalb der 12-sm-Zone werden die Monitoringaktivitäten des Instituts in den Dienst des erweiterten Bund-Länder-Messprogramms „BLMP+“ gestellt, so dass die gegenwärtigen und zukünftigen Anforderungen der EU an Deutschland hinsichtlich der Fischfauna und der Marinen Strategie, der Wasserrahmenrichtlinie, der FFH-Richtlinie (Natura 2000) und des Trilateralen Monitoring- und Assessmentprogramms (TMAP) erfüllt werden können. Weiterhin hat das Thema „Raumnutzung“ in den letzten Jahren weiter an Aktualität gewonnen. Weitere anthropogene Nutzungen wie Offshore-Windparks, Kies- und Sandentnahme und die Errichtung von Schutzgebieten treten zunehmend in Konkurrenz zur Fischerei. Der Einfluss dieser neuen Nutzungen und der Klimaänderungen auf das Ökosystem müssen untersucht werden. SEITE 3 VON 10 Fischereiforschung in der Ostsee Das Institut für Ostseefischerei (IOR) liefert die wissenschaftlichen Grundlagen, um die Fischereiressourcen der Ostsee zu erhalten und nachhaltig zu nutzen. Nur wenn die Fischbestände sich ausreichend fortpflanzen und eine gesunde Altersstruktur aufweisen, ist die wirtschaftliche Existenz der Fischerei dauerhaft gesichert. Die Aufgaben des Instituts gliedern sich in die Generalthemen Bestands- und Rekrutierungsforschung; Statistik, Bestandsberechnung und Modellierung; Selektionsforschung; Umweltforschung sowie Managementberatung. In der Ostsee sind die für die kommerzielle Fischerei bedeutendsten Fischarten Dorsch, Hering, Sprotte, Flunder, Steinbutt und Kliesche. Deren Bestände werden durch das IOR kontinuierlich wissenschaftlich beprobt und analysiert. Ziel ist es, die Altersstruktur, den Nachwuchs und die Populationsentwicklung dieser Arten zu erfassen und für unterschiedliche Lebensphasen mit Umweltparametern in Beziehung zu setzen. Ebenso werden Beziehungen von Fischarten untereinander und die Einwirkungen der Fischerei auf die Bestände erforscht. Die Wissenschaftler arbeiten an Bord von Forschungs- und kommerziellen Fangschiffen und nehmen Proben von den Fischereianlandungen entlang der deutschen Ostseeküste. Die so gewonnenen Arten-, Populations- und Umweltdaten werden mit Hilfe mathematisch-statistischer Verfahren und Methoden der Modellierung analysiert und die Methodik dabei weiterentwickelt. Weitere Arbeitsgebiete sind die Reproduktionsfähigkeit der Dorschbestände in der westlichen Ostsee, die Reproduktion des Heringsbestands der westlichen Ostsee, die Beprobung der deutschen Angelfischerei sowie Untersuchungen zur Selektion von Netzen, die von der Fischerei in der Ostsee eingesetzt werden. Die Forschungsarbeiten des Instituts sind mit den internationalen Konventionen zur Ostsee verbunden und erfolgen in enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus allen Anrainerländern der Ostsee. Wissenschaftler des IOR arbeiteten im Jahre 2006 in internationalen Gremien und Arbeitsgruppen des ICES (in verschiedenen Arbeitsgruppen und dem Advisory Committee for Fishery Management sowie dem Baltic Committee und dem Living Ressources Committee), der Europäischen Gemeinschaft sowie in verschiedenen internationalen und nationalen umweltorientierten Gremien (z. B. BLANO) mit. Fortgesetzt wurde außerdem die aktive Beteiligung an einer Reihe laufender Studien und Projekte, die im Rahmen der europäischen wissenschaftlichen Zusammenarbeit von der EU-Kommission finanziert werden. SEITE 4 VON 10 Fischereiökologie Das Institut für Fischereiökologie (IFÖ) betreibt fischereirelevante ökologische Forschung und Überwachung in Ökosystemen der Meere und der Binnengewässer. Die IFÖ-Wissenschaftler untersuchen die Schadstoffbelastung von Fischen und Fischnährtieren, die biologischen Effekte der Schadstoffbelastung und anderer anthropogener und natürlicher Umweltstressoren auf den Gesundheitszustand und die Reproduktionsfähigkeit. Ferner werden die genetische Vielfalt (Biodiversität) von Fischpopulationen, die ökologischen Auswirkungen der Aquakultur, ökologische, ökonomische und Tierschutz relevante Aspekte bezogen auf Fischhaltungs- und Fischaufzuchtsysteme sowie bestandskundliche Veränderungen bei diadromen Fischarten (z. B. Aal) untersucht. Im Rahmen der Untersuchungen zur Schadstoffbelastung fungiert das IFÖ gemäß der nationalen Gesetzgebung zur Strahlenschutzvorsorge als Leitstelle des Bundes für Radioaktivitätsuntersuchungen. Das Ziel dieser Arbeiten ist u. a. die Entwicklung von Indikatoren, die die Einflüsse anthropogener und anderer Umweltbelastungen auf aquatische Organismen anzeigen. Diese Umweltindikatoren bilden den Ausgangspunkt für eine Risikobewertung für aquatische Ökosysteme, die die Grundlage für die Durchführung von regulatorischen und umweltpolitischen Maßnahmen im Rahmen nationaler und internationaler Meeresschutzabkommen (Gemeinsames Bund-Länder-Messprogramm (BLMP), OsloParis-Konvention (OSPAR) und Helsinki-Konvention (HELCOM)) und der Umweltgesetzgebung darstellt. Das IFÖ ist zudem national Ansprechpartner bei Fragen zu Schadstoffen und Radionukliden in Fischen, Fischkrankheiten und biologischen Schadstoffeffekten in der hohen See im Bereich Nord- und Ostsee und angrenzenden Seegebieten. Es arbeitet in diesem Bereich eng zusammen mit nationalen Forschungseinrichtungen, wie dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI), Umweltlabor des Umweltbundesamtes (UBA), Institut für Ostseeforschung (IOW) und wissenschaftlichen Einrichtungen der Universitäten in Bremen, Hamburg und Kiel. Außerdem übergibt das IFÖ seine eigenen Überwachungsdaten an die am Deutschen Ozeanographischen Datenzentrum (DOD) angesiedelte Meersumweltdatenbank (MUDAB) des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH) und des Umweltbundesamtes (UBA) sowie an die Umweltdatenbank des ICES. Im Bereich Aquakultur und Binnenfischerei bestehen z. B. Kooperationen mit dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin und den Fischereiforschungseinrichtungen der Länder (insbesondere in Langenargen und Starnberg). SEITE 5 VON 10 Fischereitechnik Die Arbeiten im Institut für Fischereitechnik und Fischereiökonomie (IFF) sind gekennzeichnet durch eine fächerübergreifende Zusammenarbeit, in der Kenntnisse aus Fischereibiologie, Fischereitechnik, angewandter Physik und Mathematik zusammengeführt werden. In der Arbeitsgruppe Technisch-biologische Effekte von Fanggeräten werden selektiv fischende Fanggeräte, mit deren Hilfe sich Fischbestände schonend bewirtschaften lassen und unnötige Beifänge vermieden werden, entwickelt und erprobt. Im Zusammenhang mit den Selektionsuntersuchungen wird ein kabelloses Videoübertragungssystem zur Unterwasserbeobachtung von Fanggeräten und Fischverhalten eingesetzt, das zum Verständnis der Selektionswirkung notwendige Informationen liefert. Des Weiteren wurden im Rahmen der nationalen Umsetzungen von EU-Regulierungen für die Fischerei von der Industrie entwickelte Kontrollgeräte für Kleinwalscheucheinrichtungen an passiven Fanggeräten in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) erprobt und begutachtet. Die Beteiligung an einem EU-Projekt beschäftigt sich mit der Fangvermeidung von Meeressäugern in großen Schwimmschleppnetzen. Innovative Techniken zur Kennzeichnung von Netzbestandteilen und Fanggeräten mit RFID(Radio Frequency IDentification)-Tags werden in Zusammenarbeit mit der Universität Dortmund auf ihre Seetauglichkeit getestet. Die Arbeitsgruppe Fischereitechnik beteiligt sich an der Entwicklung von neuen Standardnetztypen für die Bestandsüberwachung. Durch Modifikation von bereits in der Praxis verwendeten Schleppnetzen wird der negative Umwelteinfluss verringert. Die fortlaufende technische Dokumentation und Überprüfung der Standardfanggeräte der BFAFi ermöglicht die Kontrolle über die Fangeffizienz der Geräte in Zeitserienuntersuchungen. In der Arbeitsgruppe Hydroakustik werden die im Rahmen des hydroakustischen Monitorings gewonnenen Daten zur Bestandserfassung sowie -überwachung bearbeitet und die Methodik weiterentwickelt. Mit mathematischen Modellen wird daran gearbeitet, die Ertragsstrategien zu verbessern und die Fanggeräteselektion zu berechnen. Fischereiökonomie In dem neuen Arbeitsbereich Fischereiökonomie werden fangtechnische Maßnahmen in ihren wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Fischerei untersucht und Zusammenhänge zwischen Fangtechnik, Fischereistrategien und Szenarien zur Entwicklung der Fischbestände analysiert. Das Arbeitsgebiet ist derzeit auf die Arbeit im SEITE 6 VON 10 nationalen Datenerhebungsprogramm der Europäischen Kommission fokussiert. Von der Fischereiflotte und der Fisch verarbeitenden Industrie werden betriebswirtschaftliche Kerndaten erhoben und für die Analyse der wirtschaftlichen Situation der Sektoren gesammelt und aufbereitet. Die Daten sind Grundlage für die Beurteilung von Fördervorhaben und weiteren politischen Steuerungsmaßnahmen. Nationale und internationale Zusammenarbeit Auf nationaler Ebene werden Fragen des Fischereimanagements und des marinen Umweltschutzes im Gesprächskreis Fischerei und Umwelt des Bund-LänderAusschusses für die Nord- und Ostsee (BLANO) sowie im Forum für bestandserhaltende Fischerei, einem Gremium der deutschen Fischwirtschaft, unter Beteiligung von Verbraucher- und Umweltgruppen diskutiert. Die jeweils aktuellen wissenschaftlichen Gutachten des ICES präsentieren Wissenschaftler der BFAFi den Vertretern der Fischereiverbände und der Fischindustrie in Veranstaltungen der Reihe Praxis–Wissenschaft. Die Deutsche Wissenschaftliche Kommission für Meeresforschung (DWK) ist ein interministerielles Beratungsgremium unter der Federführung des BMELV und der Geschäftsführung der BFAFi. In Fragen der Themenbereiche Meeresnutzung, Meeresschutz und Meeresforschung kooperiert die Kommission eng mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) sowie dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Die DWK stellt die Verbindung der deutschen Fischerei- und Meeresforschungseinrichtungen zum Internationalen Rat für Meeresforschung (International Council for the Exploration of the Sea ICES -) her. Sie koordiniert seit Gründung des ICES die vielfältigen Aktivitäten, mit denen die Meeresforschung in Deutschland Rechte und Pflichten aus den internationalen Konventionen auf dem Gebiet der Fischerei- und Meeresforschung wahrnimmt bzw. erfüllt. Die DWK entscheidet über die Teilnahme deutscher Wissenschaftler in den ICES-Arbeitsgruppen, Komitees und Beratungsgremien und stellt die Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Fachdisziplinen und -instituten her. Zurzeit arbeiten mehr als 100 deutsche Experten in den Wissenschaftlergruppen des ICES mit. Ein großer Teil der Forschungsarbeit und -koordination der BFAFi bezieht sich auf Untersuchungen, zu denen Deutschland im Rahmen der Mitgliedschaft in Meereskonventionen oder durch EU-Ratsverordnungen und -direktiven verpflichtet ist. Sie dienen ausschließlich der Politikberatung im öffentlichen Interesse. Die Forschungsergebnisse gehen unmittelbar an die unterschiedlichsten nationalen und internationalen Institu- SEITE 7 VON 10 tionen: Bundesministerien (BMELV, BMU, BMBF, BMVBS), Länderministerien, die Europäische Kommission (GD Fischerei, GD Umwelt) im Rahmen der gemeinsamen EU-Fischereipolitik, den Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES), die Kommissionen internationaler Fischerei- und Meeresschutzkonventionen (Oslo-Paris-Konvention (OSPAR), Helsinki-Kommission (HELCOM), Nordwestatlantische Fischereiorganisation (NAFO), Nordostatlantische Fischereikommission (NEAFC), Beratungkommission für Europäische Binnenfischerei (EIFAC), Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), Internationale Walfang-Kommission (IWC), Abkommen zum Schutz der Kleinwale in Ost- und Nordsee ASCOBANS, Konvention über die biologische Diversität (CBD), Kommission für die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR), u. a.) sowie an Verbände, Verbraucherschutzorganisationen und Nichtregierungsorganisationen. Wissenschaftliche Mitarbeit im Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) Die Fischereiforschungsinstitute des nordatlantischen Bereiches arbeiten im Rahmen des ICES untereinander und mit den Universitätsinstituten und anderen Forschungseinrichtungen eng zusammen. Unter dem Dach des ICES kooperieren ca. 1 600 Meereswissenschaftler in allen Bereichen der biologischen, chemischen und physikalischen Meeresforschung. Diese Zusammenarbeit stellt sicher, dass die nationalen Ressourcen arbeitsteilig zur Erforschung der immensen Meeresgebiete eingesetzt werden können. Geräte und Methoden (Forschungsschiffe, Netze, Probennahmestrategien, Messverfahren, Standards, Datenbanken, Auswertesoftware usw.) werden in speziell dazu eingerichteten Studien- und Arbeitsgruppen gemeinsam entwickelt und dann länderübergreifend eingesetzt. Die BFAFi nimmt selbst oder über die DWK - soweit erforderlich und personell durchführbar - an allen relevanten ICESAktivitäten teil. In den Jahren 2006 und 2007 arbeiteten BFAFi-Mitarbeiter in 85 der ca. 140 ICES-Arbeits- und Expertengruppen mit; in 18 dieser Gruppen führten sie den Vorsitz. Ein Beispiel für die Einbindung der BFAFi und ihrer Forschungsschiffe in die internationale Kooperation der Nordseeanliegerstaaten ist die Durchführung des International Bottom Trawl Survey (IBTS). Die von den hieran teilnehmenden Ländern jährlich zweimal gemeinsam erhobenen Daten werden in der ICES-IBTS-Working Group analysiert und zu einem Index verarbeitet, der in die Vorhersagemodelle der bestandskundlichen Arbeitsgruppen eingearbeitet wird. Aus diesen Vorhersagemodellen werden die wissenschaftlichen Empfehlungen abgeleitet, die Grundlage für das internationale Fischereimanagement der EU und der weiteren ICES-Mitgliedsländer sind. Oslo-Paris-Konvention (OSPAR), Helsinki-Konvention (HELCOM) Eine entsprechende Zusammenarbeit wie mit ICES findet bei der Überwachung der Meeresumwelt statt, u. a. im Hinblick auf Schadstoffe (einschließlich Eutrophierung) SEITE 8 VON 10 und ihre biologischen Effekte sowie auf Veränderungen der Biodiversität, im Rahmen der Gremien der internationalen Gewässerschutzkonventionen, deren Ergebnisse die Durchführung und Weiterentwicklung von internationalen Meeresüberwachungsprogrammen ermöglichen. Forschung und Zusammenarbeit in der Europäischen Union (EU) Innerhalb der EU besteht eine sehr enge Kooperation zwischen den Fischereiforschungsinstituten der Mitgliedsstaaten und der zuständigen Generaldirektion (GD Fischerei und Maritime Angelegenheiten) der Europäischen Kommission im Rahmen des Scientific, Technical and Economical Committee for Fisheries (STECF). Im STECF und seinen zahlreichen Untergruppen arbeiten Fachwissenschaftler der BFAFi mit Wissenschaftlern anderer Länder an praktischen Fragen zusammen, die von der GD Fischerei und Maritime Angelegenheiten im Rahmen ihrer Zuständigkeit für das europäische Fischereimanagement an die Mitgliedsstaaten gestellt werden. Mitarbeiter der BFAFi sind in diesem Zusammenhang auch beratend für die Regional Advisory Committees (RACs) der EU (insbes. für Nord- und Ostsee, nordwestliche Gebiete, Arktis, pelagische Bestände) tätig. Die Fischereiforschungsinstitute der EUMitgliedsländer sind in einem Netzwerk organisiert, das zu einer EU Concerted Action weiter entwickelt wurde. In diesem Rahmen treffen sich die Leiter der Institute jährlich mit hochrangigen Vertretern der EU-Kommission zu Planungs- und Koordinierungsgesprächen. Innerhalb der oben skizzierten Kooperationsstrukturen besteht seitens der BFAFi Zusammenarbeit mit allen Instituten, die in den gemeinsamen ICES-Arbeitsgruppen und in der EU mitarbeiten. Koordinierung des deutschen Fischereidatenerhebungsprogramms zur Unterstützung der Gemeinsamen Fischereipolitik der EU (GFP) Zur Durchführung der Gemeinsamen Fischereipolitik werden wissenschaftliche Bewertungen fischereilicher Aspekte benötigt. Dazu müssen Daten über Fischbestandsentwicklung, Fangflotten sowie die Fischereiwirtschaft gesammelt werden. In der Verordnung (EG) Nr. 1543/2000 hat der Rat der Europäischen Union mit dem gemeinschaftlichen Datenerhebungsprogramm ein Mittel geschaffen, diese notwendigen Daten zu sammeln. Jeder Fischerei betreibende Mitgliedsstaat muss ein nationales Fischereidatenerhebungsprogramm in Anlehnung an das gemeinschaftliche Programm vorlegen. Das nationale deutsche Fischereidatenerhebungsprogramm wird von der BFAFi in Zusammenarbeit mit der BLE und der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) koordiniert. Die Institute der BFAFi in Hamburg und Rostock sind für die biologischen Daten verantwortlich. Auf kommerziellen Fischereifahrzeugen und durch Probennahmen und hydroakustische Untersuchungen auf Forschungsschiffen erheben Wissenschaftler Daten zu folgenden Parametern: SEITE 9 VON 10 - Fangzusammensetzung der kommerziellen Fischerei nach Arten, - Anteile der Anlandungen und Rückwürfe in der Fischerei, - Längen- und Altersstruktur der Arten in der kommerziellen Fischerei, - Fischereiunabhängige Längen- und Altersstruktur der Arten, - Abschätzung der Bestandsgröße anhand eigener Untersuchungen, - Wachstums- und Fortpflanzungsparameter (eigene Messungen). Datenbanken Die BFAFi erfasst in der Forschungsprogrammdatenbank (FPD) des BMELV ihre Forschungsaktivitäten und beschreibt hier ihre Beiträge zu den Hauptaufgaben und Hauptzielen des BMELV-Forschungsplans. Die FPD ist Bestandteil des Forschungsmanagementkonzeptes des BMELV und erlaubt damit u. a. auch eine Erfolgskontrolle der im Forschungsbereich eingesetzten öffentlichen Mittel. Im Jahre 2007 wurden 62 laufende Forschungsaktivitäten der BFAFi in der FPD beschrieben. Die Öffentlichkeit kann unter der Adresse http://www.bmelv-forschung.de/ auf gefilterte Datensätze der FPD zugreifen. Gemeinsam mit der BLE wird die vollständige Neuentwicklung einer Fischereidatenbank erarbeitet. Künftig sollen nicht nur sämtliche Datenserien der kommerziellen und wissenschaftlichen Fischerei, einschließlich der Umweltdaten, in die Datenbank aufgenommen werden, sondern auch von der BLE geführte Fangstatistiken und Fahrzeuglisten. Die geplante Vernetzung aller im Fischereiressort erhobenen bzw. gelagerten Daten bringt erhebliche Vorteile für alle Beteiligten, insbesondere mit Hinblick auf die Qualität der Daten und die Anforderungen, die sich aus dem Informationsfreiheits- und dem Umweltdatengesetz ergeben. Fang- und VMS(Vessel Monitoring System)-Daten der BLE müssen dann nicht mehr umständlich der Wissenschaft übermittelt und von ihr korrigiert werden; die integrierte Auswertung auch über Umwelt- und Ökonomiedaten ermöglicht völlig neue Analysen. Zur besseren Sichtbarkeit der im gesamten Ressortbereich publizierten wissenschaftlichen Veröffentlichungen laufen Bestrebungen, diese in einer gemeinsamen Datenbank zusammenzuführen und in den Internetangeboten der jeweiligen Einrichtungen recherchierbar bereitzustellen. Die internationale Literaturdatenbank Aquatic Sciences and Fisheries Abstracts (ASFA), die weltweit größte im Bereich aquatischer biologischer, fischereibiologischer und ozeanographischer Wissenschaften – 1970 in der Bundesforschungsanstalt für Fischerei gegründet – hat die Marke von 1,2 Millionen Datensätzen überschritten. Durch die Mitarbeit von mittlerweile 62 Partner-Forschungseinrichtungen und internationalen Organisationen ist SEITE 10 VON 10 ASFA zur größten und wichtigsten Literaturdatenbank für die Bereiche Fischerei, Meereskunde und Limnologie geworden. Hieran hat Deutschland, d. h. die BFAFi als nationales Input-Center einen hohen Anteil und ist der drittgrößte nationale Zulieferer zu ASFA. Publikationen Die Forschungsergebnisse werden der Öffentlichkeit auf der Homepage der BFAFi (www.bfa-fisch.de) zur Verfügung gestellt Die Bibliotheken der BFAFi in Hamburg und Rostock Die Bibliothek der BFAFi ist die größte „Fischereibibliothek“ in Deutschland und der Bibliotheksbestand ist u. a. im Gemeinsamen Verbundkatalog (GVK) des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV) und in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) jederzeit aktuell recherchierbar. Neben der Mitarbeit in der Senatsarbeitsgruppe „Neue Bibliothekskonzepte“ des BMELV bestehen aktive Mitgliedschaften in den Arbeitsgemeinschaften meereskundlicher Bibliotheken (AMB), der Spezialbibliotheken (ASpB), der Parlaments- und Behördenbibliotheken (APBB), European Association of Aquatic Sciences Libraries and Information Centres (EURASLIC) und der International Association of Aquatic Sciences Libraries and Information Centres (IAMSLIC).