266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) Marketing und Profilierung & Standortanforderungen zwischen lokalen und globalen Aktivitäten Betreuer: Univ.Prof. Mag.rer.nat. Dr.techn. Rudolf GIFFINGER Verfasser: STB 2 Constantin FRISCH - Richard HOFSTÄTTER Birgit HUNDSTORFER - Bernhard POIMER Felix PFARRHOFER & IFOER 3 Susanne ELEND – Tanja EL SANADIDY Florian HORNYIK – Marek LEDZINSKI Matthias STROMER STAND: 31.01.2007 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) INHALTSVERZEICHNIS 1. EINLEITUNG ............................................................ 4 1.1. Vorwort ....................................................................... 4 1.2. Ziel der Projektarbeit................................................... 5 1.3. Erhebungsziele ............................................................ 5 2. ANALYSE DES BESTEHENDEN ZUSTANDS ................ 7 2.1. Stellung Bad Vöslaus in der Region ............................. 7 2.2. Analyse der Wirtschaftsfaktoren ................................. 9 2.2.1. Allgemeines und Theorie ..................................................... 9 2.2.2. Differenzierte Betrachtung ................................................ 10 2.2.3. Standortfaktoren ............................................................. 10 3. 2.2.3.1. Allgemeines ........................................................................ 10 2.2.3.2. Spezielle Betrachtung Bad Vöslau .......................................... 12 ENTWICKLUNGSZIELE BAD VÖSLAUS .....................14 3.1. Regionale Entwicklung ...............................................14 3.2. Örtliche Entwicklung ..................................................15 3.2.1. Bad Vöslau als Wohnstandort ............................................ 15 3.2.2. Bad Vöslau als Wirtschaftsstandort ..................................... 16 3.2.3. Bad Vöslau als Tourismusstandort ...................................... 16 3.2.4. Interviews mit Wirtschaftstreibenden zum Wirtschaftsstandort Bad Vöslau ............................................................................... 17 4. 3.2.4.1. Betriebscharakteristik der Befragten ...................................... 17 3.2.4.2. Ergebnisse der Interviews .................................................... 19 3.2.4.3. Zusammenfassung der Interviewauswertung .......................... 22 PROFILIERUNGSBEREICHE ....................................24 4.1. Kurstadt Bad Vöslau ...................................................24 4.1.1. Kurzentrum Bad Vöslau ..................................................... 25 4.1.2. Tourismusverband Thermenregion Wienerwald .................... 25 4.1.3. Bedeutung des Kurzentrums für die Wirtschaftstreibenden .... 25 4.2. Weinort Bad Vöslau ....................................................25 4.2.1. ARGE Weinstraße Thermenregion ....................................... 26 4.2.2. Wein & Genuss-Reisepass ................................................. 27 4.2.3. Heurigenkalender ............................................................. 27 4.2.4. Feste und Veranstaltungen ................................................ 27 4.2.5. Dr. Robert-Schlumberger-Spazierweg ................................. 27 4.3. Naturnahes Bad Vöslau ..............................................27 4.3.1. Wanderwege ................................................................... 28 4.3.2. Radwege ......................................................................... 28 4.3.3. Mountainbiking – „Harzbergstrecke“ ................................... 28 4.3.4. Nordic Fitness Sports Park ................................................. 28 4.3.5. „Stadtwald. Sinneswald“ ................................................... 29 4.3.6. Biosphärenpark Wienerwald ............................................... 29 4.4. Umweltfreundliches Bad Vöslau .................................29 4.4.1. Klimabündnis Österreich ................................................... 30 4.4.2. Projekt „Verkehrssparen Wienerwald“ ................................. 30 4.4.3. Biomasseheizkraftwerk ..................................................... 31 FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 2 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) 4.4.4. Klärschlammverwertungsanlage ......................................... 31 4.4.5. Thermalschnecken – Naturdenkmal Hansybach .................... 31 4.5. Gesundheitsbewusstes Bad Vöslau .............................31 4.5.1. Aktion „Gesunde Gemeinde“ .............................................. 32 4.5.2. Onlineliste der Gesundheitsdienste ..................................... 32 4.6. Seniorenfreundliches Bad Vöslau ...............................32 5. 4.6.1. Seniorenfreizeitangebote ................................................... 33 4.6.2. Seniorenbetreuungsangebote ............................................ 33 4.6.3. Seniorenmobilität – City Taxi ............................................. 33 STADTMARKETING .................................................34 5.1. Zielsetzungen des Stadtmarketings ............................34 5.2. Institutionen des Stadtmarketings .............................35 5.3. Umsetzung des Stadtmarketings ................................35 5.4. Akzeptanz des Stadtmarketings bei den Wirtschaftstreibenden .......................................................37 6. 7. 8. SCHLUSSFOLGERUNGEN .........................................38 QUELLEN ................................................................40 ANHANG – INTERVIEWS ........................................41 I. Bürgermeister DI Christoph Prinz ..................................41 II. DI Andreas Hacker – Stadt-Umland Management .........47 III. Tourismusstadtrat Gerhard Sevcik ..............................50 IV. Kurdirektorin Maria Haarhofer .....................................52 FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 3 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) 1. EINLEITUNG 1.1. Vorwort Die vorliegende Arbeit ist ein Gemeinschaftsprodukt der Gruppen „IFOER 3“ und „Städtebau 2“ und repräsentiert die Arbeit eines ganzen Semesters der Bestandserhebung in der Stadtgemeinde Bad Vöslau. Von Vertretern beider Gruppen wurden viele Interviews – u.a. mit Gewerbetreibenden, Politikern und Tourismusverantwortlichen – geführt und viele persönliche Meinungen zu den Themenstellungen eingefangen. Wenn nun im Text des Berichts auf diese Meinungen Bezug genommen wird, so geschieht dies im Sinne jedes wissenschaftlichen Arbeitens durch eine deutliche Kennzeichnung der direkt und der sinngemäß wiedergegebenen Meinungen. Gerade der direkte Bezug vieler Befragten zu Bad Vöslau als ihrem Wohn- und/oder Arbeitsort hat zu vielen interessanten und differenzierten Meinungen und Wortspenden geführt. Es sei in diesem Rahmen darauf hingewiesen, dass die Verfasser dieses Berichts zu diesen privaten Meinungen abseits der wissenschaftlichen Analyse keine Stellung beziehen können und wollen. Im Laufe dieses Wintersemesters 2006/07 ist es nun zu einer spannenden Wende im Bereich des Stadtmarketings, welches ein wichtiges Untersuchungsfeld dieser Arbeit ist, gekommen. Anfang Dezember wurde die Zusammenarbeit mit Lutz Nowotny, einem Marketingfachmann, der bei der Erstellung des neuen Marketingkonzeptes ehrenamtlich mitarbeitete, beendet. Jene Teile des Konzepts, die von ihm erstellt wurden (z.B. Motto, Logo, Marketingnewsletter), können somit nicht mehr weiter verwendet werden – somit wurde eine Überarbeitung des Stadtmarketings notwendig. Alle Interviews mit den Vertretern der Gemeinde wurden vor dieser Entwicklung geführt, in ihnen wird deshalb häufig Bezug auf das alte „neue“ Stadtmarketing genommen. Allfällige Unterschiede zwischen der Analyse des Marketingkonzeptes und den Aussagen in den Interviews sind also keine Fehler, sondern dokumentieren im Gegenteil diese aktuellen Entwicklungen im Gemeindeleben. Um die bestmögliche Aktualität dieses Berichtes zu gewährleisten, wurde das Kapitel, das sich mit dem Stadtmarketing beschäftigt, (aber selbstverständlich nicht die Interviews) anhand der zur Verfügung stehenden Quellen überarbeitet. Gruppe Städtebau 2 und Gruppe IFOER 3 Wien, im Jänner 2007 FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 4 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) 1.2. Ziel der Projektarbeit Die Projektarbeit „Projekt 2 – Kommunale Entwicklungsplanung“ wird im Rahmen des Studiums „Raumplanung und Raumordnung“ an der Technischen Universität Wien innerhalb von zwei Semestern absolviert. Möglichst praxisnah wird dabei versucht, die Fertigkeiten, die für die kommunale Entwicklungsplanung von Bedeutung sind, in einer Projektgemeinde – im diesjährigen Fall in der Stadtgemeinde Bad Vöslau – zu erproben und zu erlernen. Verschiedene Fachbereiche beteiligen sich an der Projektarbeit, so auch der „Fachbereich Stadtund Regionalforschung“. In dessen Lehrveranstaltungsbeitrag „Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext“ sollen folgende Lehrinhalte vermittelt werden: Erarbeitung eines Standortkonzepts für die Gemeinde im regionalen Kontext Vermittlung von Methoden zur Standortplanung und Standortbewertung im Rahmen eines örtlichen Entwicklungskonzeptes Standortplanung als eine interdisziplinäre Aufgabe im sozioökonomischen und regionalen Kontext 1.3. Erhebungsziele In der ersten Phase der Projektarbeit werden die für die Planung notwendigen Grundlagenkenntnisse erhoben, darauf aufbauend folgen dann die eigentlichen Planungsschritte. In einer gemeinsamen Arbeit untersuchen die Gruppen „IFOER 3“ und „Städtebau 2“ zwei Themenstellungen, die einige gemeinsame Bezüge und Überschneidungen aufweisen. Neben den gemeinsam wahrgenommen Besprechungs- und Korrekturterminen erfolgen auch eine gewisse Abstimmung bei einzelnen Interviewfragen und die Erstellung dieses gemeinsamen Berichtes. Die Aufgabe der Gruppe „Städtebau 2“ ist die qualitative Analyse des Themas „Marketing und Profilierung der Stadtgemeinde Bad Vöslau“. Hierbei sind folgende Bereiche von Interesse: a. Strategischen Positionierung der Stadtgemeinde Bad Vöslau Stellung der Gemeinde in der Region Positionierung der Gemeinde gegenüber anderen Gemeinden (Alleinstellungsmerkmale, Gemeinsamkeiten) Funktionelle Verbindungen Untersuchung des Entwicklungskonzeptes b. Profilierungsbereiche der Stadtgemeinde Bad Vöslau Zielvorstellungen der Gemeinde Profilierungsbereiche der Gemeinde Leitprojekte c. Marketing der Stadtgemeinde Bad Vöslau Ziele des Stadtmarketings Aufbau und Konzepte FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 5 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) Mitgliedschaften und Kooperationen Methodisch werden einerseits qualitative Interviews mit ausgewählten Vertretern des politisch-administrativen Systems in Bad Vöslau und der Region geführt, andererseits findet eine umfangreiche Recherche von Medien wie dem Internet oder Broschüren, die für Profilierungsauftritte genutzt werden können, statt. Zusätzlich wird ein wichtiges Dokument für die zukünftige Entwicklung Bad Vöslaus – das örtliche Entwicklungskonzept – einer genauen Betrachtung unterzogen. Dieses Konzept, das 2004 vom Gemeinderat beschlossen wurde, dokumentiert auch die politischen Vorstellungen der kommunalen Entwicklung. Das Analysethema „Standortanforderungen zwischen lokalen und globalen Aktivitäten“ der Gruppe IFOER 3 beinhaltet die Beurteilung der Standortfaktoren in der Gemeinde Bad Vöslau, sowie die qualitative Auswertung von Befragungen zum Thema Wirtschaftsstandort Bad Vöslau. Das Ziel der Arbeit ist es, einen Überblick über die wirtschaftliche Situation in Bad Vöslau zu erlangen, welche Entwicklungen und Veränderungen geschehen sind. Auf der einen Seite wird der „Wirtschaftsstandort Vöslau“ von außen betrachtet. Es wird versucht, relevante Standortfaktoren, die für eine Ansiedelung von Unternehmen und Industrie wichtig sind, aufzuzeigen, sowie die Standortzufriedenheit von innen, aus Sicht der Gewerbetreibenden darzustellen. Ein Vergleich ist in dieser Arbeit enthalten. Durch die eher theoretische Darstellung der vorhandenen bzw. nicht vorhandenen Anforderungen an einen Standort, sollte die Auswertung der Interviews über die Standortzufriedenheit für sich sprechen und zeigen inwieweit theoretische Fakten vom tatsächlichen Befinden der Betreffenden abweichen oder übereinstimmen kann. FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 6 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) 2. ANALYSE DES BESTEHENDEN ZUSTANDS 2.1. Stellung Bad Vöslaus in der Region 1 Ba de Tr n ai sk irc he n Be rn do Ko rf tti ng br un Le n ob er sd or f Ba d Vö sl au Personen Ba de Tr n ai sk irc he n Be rn do Ko rf tti ng br un Le n ob er sd or f Ba d Vö sl au Personen Bad Vöslau ist Teil des politischen Bezirks Baden und des Gerichtsbezirkes Baden und ist mit knapp 11000 Einwohnern die drittgrößte Gemeinde nach Baden und Traiskirchen. Vöslau liegt entlang zweier wichtiger Hauptverkehrsachsen – der Südbahn und der Südautobahn – ungefähr auf halbem Weg zwischen Wien und Wiener Neustadt und ist nur etwa 20 km von der südlichen Grenze der Bundeshauptstadt entfernt. In Bad Vöslau gibt es zwei große Betriebe – Grasl Druck & neue Medien und Vöslauer Mineralwasser AG – mit 130 bzw. 150 Mitarbeitern. Insgesamt gab es im Jahr 2001 2667 Beschäftigte in Bad Vöslau, die in ungefähr 85 landwirtschaftlichen und 524 nichtlandwirtschaftlichen Arbeitsstätten arbeiten. Arbeitsplatzangebot in ausgewählten Gemeinden des Bezirks Baden im Jahr 2001 Von den 4791 Erwerbstätigen, die in 25000 Bad Vöslau wohnen, 20000 pendeln 3655, also mehr als drei Viertel, in einen 15000 Einwohner Beschäftigte am Arbeitsort anderen Ort zur Arbeit.1 10000 davon: Einpendler Wenn man nun die sechs 5000 größeren Orte des 0 Bezirkes Baden hinsichtlich ihres Arbeitskraftund Arbeitsplatzangebotes Quelle: http://www.noel.gv.at/RegionalesGemeinden/Bezirk e/Bezirk vergleicht, so bestätigt _Baden.htm, 6.12.06 - Eigene Darstellung sich doch recht deutlich die Annahme, dass Bad Vöslau mehr eine Wohngemeinde wie Kottingbrunn und Leobersdorf ist, als ein regionales Arbeitsplatzzentrum wie Baden und Traiskirchen. Arbeitskraftangebot in ausgewählten Gemeinden des Das Angebot an Bezirks Baden im Jahr 2001 Arbeitsplätzen gleicht 25000 jenem von Kottingbrunn 20000 und Leobersdorf, wenn man es aber auf die 15000 Einwohner Erwerbstätige am Wohnort Einwohnerzahl bezieht, ist davon: Auspendler 10000 es sogar noch niedriger; 5000 dasselbe Bild zeigt sich auch beim Vergleich der 0 Auspendlerzahlen. Ein weiterer wirtschaftlicher Faktor ist der Kur- und Quelle: http://www.noel.gv.at/RegionalesGemeinden/Bezirk e/Bezirk Thermaltourismus. Die _Baden.htm, 6.12.06 - Eigene Darstellung Errichtung des neuen Vgl. http://www01.noel.gv.at/scripts/ru/ru2/stat.asp?NR=30603, 6.12.06, S. 1 FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 7 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) Kurzentrums im Februar 2006 verhilft der Gemeinde neben einem Anstieg der Bettenzahlen von circa 400 auf 800 in weiterer Folge zu einem starken Anstieg der Nächtigungszahlen, wobei mittelfristig sogar von einer Vervierfachung ausgegangen wird. Baden verfügt zum Vergleich über etwa 4000 Gästebetten und kommt auf circa 404000 Nächtigungen im Jahr. 2 Bad Vöslau ist aber nicht nur Wohn-, Wirtschafts- und Tourismusstandort sondern hat mehrere Schulen im Gemeindegebiet. Neben den beiden Volksschulen – eine in Bad Vöslau und eine in Gainfarn – und der Sonderschule befindet sich am Standort Raulestraße im Ortsteil Vöslau auch eine Sporthauptschule mit überregionaler Bedeutung. Vor zwei Jahren erfuhr die Stadtgemeinde eine weitere Aufwertung als Schulstandort, als das BG und BRG Baden in der ehemaligen Försterschule Gainfarn eine Außenstelle ihres Gymnasiums eingerichtet haben und sich somit für viele Schüler aus der Gemeinde und den umliegenden Nachbargemeinden eine nähere Ausbildungsmöglichkeit ergibt. Die Frage, ob es in der wirtschaftlich starken Region im südlichen Wiener Umland ähnlich wie in peripheren Regionen eine ausgeprägte regionale Identität gibt, wird vom Bürgermeister Bad Vöslaus und einem Regionalmanager in der Bezirkshauptmannschaft Baden im direkten Gespräch übereinstimmend verneint. Als Gründe dafür werden die wirtschaftliche Position der Stärke der einzelnen Gemeinden, die sich aus der verhältnismäßig hohen Standortgunst in der Region ergeben, und der daraus folgende Standortwettbewerb angeführt. Die wirtschaftlichen Eigeninteressen der Gemeinde bzw. die Sorge um die eigenen Gemeindebürger wiegen in diesem Bereich zu schwer.3 Eine funktionierende regionale Zusammenarbeit findet dafür im Bereich der technischen Infrastruktur statt, wo die regionalen Interessen und die Notwendigkeit zur Kooperation überwiegen. Die Wasserversorgung von 150000 Einwohnern übernimmt der „Wasserleitungsverband der Triestingtal- und Südbahngemeinden“, der auch seinen Sitz in Bad Vöslau hat. Der „Gemeindeverband Abwasserbeseitigung Raum Bad Vöslau“ übernimmt die Abwasserentsorgung für 11 Gemeinden des Triestingtales und hat seinen Hauptsitz ebenfalls in Vöslau. Die Abfallentsorgung in Bad Vöslau wird durch den „Gemeindeverband für Abfallwirtschaft und Abgabeneinhebung im Verwaltungsbezirk Baden“ erledigt, zudem ist der GVA Baden auch für die Einhebung Vgl. http://www.purkersdorf-online.at/gablitz/tourismus-in-niedersterreich.php, 6.12.06, S. 1 3 Vgl. Anhang – Interviews, II: DI Andreas Hacker – Stadt-Umland Management, 15.11.06, S. 47 2 FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 8 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) der Kommunalsteuern von 23 der 30 Mitgliedsstaaten zuständig. Neben der regionalen Zusammenarbeit bei der technischen Infrastruktur kommt es oft in solchen Bereichen, die nur „weiche“ Maßnahmen erfordern, zur Zusammenarbeit.4 Darunter sind solche Kooperationen zu verstehen, die es allen Teilnehmern ermöglichen, davon zu profitieren, wie beispielsweise die Einrichtung regionaler Radnetze oder Tourismuszusammenschlüsse. 2.2. Analyse der Wirtschaftsfaktoren 2.2.1. Allgemeines und Theorie Die Ausstattung, welche ein Standort bietet, beeinflusst die Ansiedelung von Wirtschaft und Unternehmen und auch die Möglichkeit an diesem aktiv zu sein. Die Ausprägung von Faktoren, die einen Standort ausmachen, haben räumliche Disparitäten zur Folge und erschweren einen möglichen Wettbewerb bestimmter Regionen oder Orte untereinander. Die wirtschaftliche Lage einer Region, Gemeinde oder Stadt repräsentiert unter anderem auch die Attraktivität des Standortes und ist oft maßgeblicher Faktor für die Ansiedelung von Unternehmen oder Industrie. Es gibt verschiedene Standorttheorien, die versuchen die Ansiedlung von Betrieben zu untersuchen und darzustellen. Diesen liegen unterschiedliche Betrachtungsweisen zugrunde. Um einen kurzen Überblick zu erhalten wird im Folgenden eine Standorttheorie erläutert. Volkswirtschaftliche Standorttheorie nach Alfred Weber Alfred Weber gilt unter anderem als einer der Begründer der Standorttheorien in der Volkswirtschaft. Es handelt sich um ein häufig kritisiertes Modell, unter anderem deshalb, weil es sich ausschließlich auf die Kostenfrage beschränkt. Trotzdem findet es auch heute noch Anwendung in der Wirtschaftsgeografie zur Erklärung der räumlichen Verteilung von Industriebetrieben. Das Modell wurde von einigen Personen weiterentwickelt, unter anderem auch von David M. Smith. Die Standortfaktoren werden im Modell nach Weber auf die Arbeitskosten, die Transportkosten und die Agglomerationswirkung reduziert. In weiterer Folge unterscheidet er diese Standortfaktoren hinsichtlich: ihres Geltungsbereichs Hier erfolgt eine Unterscheidung in generelle (z.B. das Lohnniveau) und spezielle (z.B. das Vorkommen von Bodenschätzen) Standortfaktoren. ihrer räumlichen Wirkung In diesem Punkt wird unterschieden, ob sie zu einer Streuung oder Konzentration von Unternehmen führen, bzw. ob sie eine geografische Begrenzung der Unternehmen vornehmen. Vgl. Anhang – Interviews, II: DI Andreas Hacker – Stadt-Umland Management, 15.11.06, S. 47 4 FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 9 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) der Art ihrer Beschaffenheit Sie werden unterschieden in natürlich-technische Faktoren, wie z.B. die Bodenbeschaffenheit, und gesellschaftlich-strukturelle Faktoren, wie etwa Freizeitgestaltungsmöglichkeiten. Durch die sukzessive Einbeziehung dieser 3 Standortfaktoren wird schließlich der optimale Standort ermittelt 2.2.2. Differenzierte Betrachtung In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage der Sichtweise, aus welcher man einen Wirtschaftsstandort betrachtet, und an dieser messen sich auch Anforderungen an diesen. Standortfaktoren lassen sich aufgrund mehrerer Eigenschaften einordnen. Im Folgenden wird eine Unterscheidung der Standortfaktoren nach ihrem Geltungsbereich vorgenommen. Diese erfolgt in globale und lokale Einflussgrößen, wobei hier unter dem Begriff global für ganz Österreich geltende Bedingungen fallen, und unter lokal eher regions- und ortsspezifische Faktoren verstanden werden. Die folgenden Parameter entstammen der Arbeit „Standortanforderungen multifunktionaler Sportarenen“ aus dem Jahr 2003, die an der Technischen Universität Wien im Rahmen des Projekts 3 der Studienrichtung Raumordnung und Raumplanung erarbeitet wurde. Die Bezeichnungen wurden zwar wörtlich verändert, jedoch sinngemäß übernommen: Globale Standortfaktoren - Einkommenssteuer - Rechtssystem - Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum - Politische und Wirtschaftliche Stabilität - Äußere und Innere Geldwertstabilität - Wirtschaftsgesinnung und –verfassung Lokale Standortfaktoren - Wirtschaftsgeographische Lage zu anderen Regionen - Regionales Arbeitsplatzangebot in Bezug auf Qualität und Quantität - Staatlich zur Verfügung gestellte Infrastruktur (technisch u. sozial) In weiterer Folge wird sich die Analyse der Standortfaktoren auf die Ansiedelung von Industrie und Unternehmung an einem bestimmten Ort beziehen und für die Gemeinde Bad Vöslau ausführlich betrachtet. 2.2.3. Standortfaktoren 2.2.3.1. Allgemeines Die Wahl eines geeigneten Standortes ist von verschiedenen Einflussgrößen abhängig. Prinzipiell richten sich diese Größen nach den anzusiedelnden Unternehmen. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass z.B. FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 10 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) für ein produzierendes Unternehmen, die Nähe zum Markt, zu Rohstoffen und Abnehmern früher eine wichtige Rolle eingenommen hat, heutzutage aber untergeordneter Wichtigkeit entspricht. Infrastruktur, Arbeitskraftpotential, sowie staatliches Rechtsystem sind in dieser Betrachtung bedeutender. Je nach Wirtschaftssektor bzw. Branche ist die Gewichtung der Parameter unterschiedlich und zählt zu den Grundentscheidungen eines erfolgreichen Unternehmens. In Zeiten der Globalisierung hat der sonst doch so wichtige Faktor der Erreichbarkeit etwas an Bedeutung verloren. Durch günstigere Transportkosten und schnelle Verkehrsverbindungen ist die Nähe zwischen produzierenden Standorten und jenen die den Vertrieb durchführen nicht unbedingt von größter Relevanz. Die beeinflussenden Faktoren gliedern sich in: HARTE FAKTOREN: Diese sind Faktoren die quantifizierbar sind und einem Unternehmen die Möglichkeit bieten, sie direkt in ihre Bilanz mit ein zu beziehen. Sie sind teilweise für die Wahl des Standortes unabdinglich und im Voraus abschätzbar. Aufgrund dieser Tatsache, werden die Fakten der harten Standortfaktoren, den weichen in der Beurteilung eines optimalen Firmen bzw. Unternehmensstandort vorgezogen. WEICHE FAKTOREN: Diese sind jene, die einen Unternehmer nicht direkt zur Wahl des Standortes beeinflussen. Es handelt sich hierbei auch um Parameter, die eine Entscheidung ausmachen, jedoch nicht direkt von wirtschaftlicher Bedeutung sind und nicht in die Kostenrechnung des Unternehmens auf legalem Wege integrierbar sind. Wie bereits erwähnt gliedert sich solch eine Aufzählung von relevanten einflussreichen Faktoren auch immer nach persönlichen, firmen- bzw. branchenspezifischen Bedürfnissen. Die folgende Aufzählung von „harten“ und „weichen“ Standortfaktoren ist nicht vollständig. Um zu veranschaulichen wie komplex sich der Bereich der Einflussgrößen darstellt, wurde ein Auszug aus den klassischen Parametern vorgenommen. HARTE STANDORTFAKTOREN INFRASTRUKTUR: o Verkehrsanbindung o Technische Ver- und Entsorgung: - Energie - Wasser –und Abwasser - Telekommunikation WIRTSCHAFT: o staatliche Förderung o Steuern und Abgaben o politische, ökonomische, soziale Stabilität o Arbeitskräfte o Arbeitslosenquote o Kaufkraft o Markteintrittsbarrieren FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 11 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) Wettbewerbsintensität WEITERES IM BEREICH DER WIRTSCHAFT: o Kündigungsschutz o Lohnstückkosten o Lohnkosten o Markttransparenz VORHANDENES BAULAND: o Widmung: Verfügbarkeit von erschlossenen Flächen o Grundstückspreise/Mietkosten WEITERE FAKTOREN SIND: o Nähe zu Forschungs-, BildungsEntwicklungseinrichtungen o Nähe, Größe und Zugang zum relevanten Absatzmarkt o Umweltschutzauflagen o Klima und Ökologie o und WEICHE STANDORTFAKTOREN UNTERNEHMENSBEZOGENE FAKTOREN o Wirtschaftsklima am Standort o Image des Standortes und der Region o Unternehmensfreundlichkeit der öffentlichen Verwaltung o Konkurrenz bzw. Fühlungsvorteile (Beziehungsgeflecht, Agglomeration) PERSONENBEZOGENE STANDORTFAKTOREN o Wohnumfeld, Mentalität der ansässigen Bevölkerung o Umweltqualität o Bildungsangebot o Erholungs-, Kultur- und Freizeitangebot o Einkaufsmöglichkeiten 2.2.3.2. Spezielle Betrachtung Bad Vöslau Es stellt sich hier die Frage, ob Bad Vöslau ein geeigneter „Wirtschaftsstandort“ ist: Um diese Frage beantworten zu können wurden einige Parameter genauer untersucht. Die Spezialisierung richtet sich auf die klassischen, meist „harten“, aber auch teilweise „weichen“ Standortfaktoren und soll einen Eindruck über die Befindlichkeit der Gemeinde als derzeitiger, oder zukünftiger Wirtschaftstandort liefern. Eine weitere Zuordnung zu der Gliederung der Einflussgrößen wird in dieser Arbeit nicht mehr vorgenommen. Verkehr: Eine Anbindung an ein hochrangiges Verkehrsnetz ist in Vöslau vorhanden. Die Gemeinde liegt an der A2- Südautobahn, derzeitige Abfahrt Kottingbrunn oder Baden. Die in Planung stehende eigene Autobahnabfahrt „Bad Vöslau“ würde die den Standort für Gewerbe und Industrie verbessern und aufwerten. Weiteres ist die Anbindung an die Südbahn gegeben, welche eine Zulieferung auf Schienen gewährleistet. FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 12 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) Vorhandene Baulandwidmung: Wie in diesem Ausschnitt des Flächenwidmungsplanes von Vöslau zu erkennen ist, befinden sich im Westen und Süden des Betriebsgebietes Freihalteflächen, die eine Erweiterung zur Ansiedlung neuer Betriebe ermöglichen. Die in der Abbildung ausgewiesen Sondergebiete, nord- westlich des Kerngebiets, sind Kureinrichtungen vorbehalten. Das Gebiet um die Hauptverkehrsachsen ist mit der Widmung Kerngebiet versehen. Hierzu ist zu sagen, dass nicht alle Flächen bebaut sind und eine Möglichkeit der Ansiedelung besteht. Arbeitskraftpotential: Der Anteil der Auspendler an den Erwerbstätigen am Wohnort ist für Bad Vöslau relativ hoch, aber ähnlich zu den Gemeinden in der Region. (Vgl. Grafik, Kapitel 2.1 Stellung Bad Vöslaus in der Region) Betriebsgrößenstruktur: Die Größe der Betriebe, welche sich in Bad Vöslau angesiedelt haben begrenzt sich fast nur auf Kleinst- bzw. Klein- und Mittelbetrieben. Großbetriebe sind nicht vorhanden. Im Vergleich von 1991 und 2001 ist die Anzahl der Kleinstbetriebe weiter angestiegen und es wurde eine weitere Minimierung der Klein- und Mittelbetriebe verzeichnet. 3. FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 13 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) 3. ENTWICKLUNGSZIELE BAD VÖSLAUS 3.1. Regionale Entwicklung Die regionale Entwicklung in diesem Bereich soll durch das „regionale Raumordnungsprogramm südliches Wiener Umland“ (LGBl. NÖ 8000/85) geregelt werden. Dieses Instrument der überörtlichen Raumordnung soll die Ziele des Landes Niederösterreich für diese Region konkretisieren und die Grundlage für die weitere räumliche Entwicklung bilden. Dieses Programm wurde schon zum zweiten Mal novelliert und am 31.5.2005 kundgemacht und gilt für die Verwaltungsbezirke Baden, Bruck an der Leitha und Mödling sowie für die Gerichtsbezirke Purkersdorf und Schwechat. Es besteht aus dem Verordnungstext, dem Kartenteil (Anlage 1), einer Liste der Eignungszonen für die Gewinnung von Sand und Kies (Anlage 2), einer Liste der Eignungszonen für Naturstein, Ton und Gips (Anlage 3) und einer Liste der Siedlungsgrenzen (Anlage 4).5 Folgende Bereiche werden durch das Programm geregelt: Eignungszonen für die Gewinnung grundeigener mineralischer Rohstoffe Landwirtschaftliche Vorrangzonen Wasserwirtschaftliche Vorranggebiete Regionale Grünzonen Erhaltenswerte Landschaftsteile Siedlungsgrenzen Insbesondere im Bereich der Siedlungsgrenzen ist die Stadtgemeinde Bad Vöslau durch die überörtlichen Vorgaben beschränkt. Sie werden im § 2 der Verordnung über ein regionales Raumordnungsprogramm südliches Wiener Umland wie folgt definiert: „6. Siedlungsgrenzen: Dienen zur Begrenzung von Baulandwidmungen oder Widmungsarten mit gleicher Wirkung zur Erhaltung eines funktionsfähigen Siedlungsnetzes, des Erholungswertes der Landschaft und einer funktionsfähigen Land- und Forstwirtschaft sowie zur vorausschauenden Vermeidung von 6 Nutzungskonflikten.“ Diese Grenzen für die Siedlungsentwicklung sollen zu einer Forcierung der räumlichen Konzentration in einer Region führen, die einem hohen Zersiedelungsdruck ausgesetzt ist. So sollen die negativen Folgen der Zersiedelung im südlichen Wiener Umland möglichst gedämpft werden. Vgl. http://www.noe.gv.at/SERVICE/RU/RU2/Raumordnungsprogramm_Wien_Sued.htm (November 2006) 6 vgl. http://ris.bka.intra.gv.at/lr-niederoesterreich/ (November 2006) 5 FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 14 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) 3.2. Örtliche Entwicklung Das 2004 durch das Büro von DI Liske erarbeitete Entwicklungskonzept legt die wichtigsten Ziele zur mittelfristigen Weiterentwicklung der Stadtgemeinde Bad Vöslau dar. Es ist in die Bereiche „Lage im größeren Raum“, „Naturraum“, „Siedlungsstruktur“, „Bevölkerung“, „Wirtschaft“, „Technische Infrastruktur und Verkehr“ sowie „Soziale Infrastruktur/Freizeit“ untergliedert und erwähnt bereits in der Einleitung auf die drei vorrangigen Bereiche für die künftige Positionierung der Gemeinde. Ziel ist es, die drei Gemeindefunktionen „Wohnstandort“, „Erwerbsstandort“ und „Tourismusstandort“ abzusichern bzw. auszubauen. 3.2.1. Bad Vöslau als Wohnstandort Die im Entwicklungskonzept definierte Höchstgrenze der Einwohnerzahl wird mit 15000 Einwohnern angegeben7 (Vgl. Einwohnerstand 2001: 124578), was einen deutlichen Spielraum für die Bevölkerungsentwicklung zulässt. Um dieses Ziel erreichen zu können, wird auf drei verschiedene Maßnahmenpakete verwiesen: Mittel- bis langfristige Neuwidmungen von zentrumsnahen Wohnbauland Vgl. Stadtgemeinde Bad Vöslau (Hg.), Erläuterungsbericht zum Entwicklungskonzept, o.O. 2004, S. 12 8 Vgl. Stadtgemeinde Bad Vöslau (Hg.), Erläuterungsbericht zum Flächenwidmungsplan, o.O. 2004, S. 1 7 FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 15 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) Nutzung von Baulandreserven durch Elemente der Vertragsraumordnung Förderung von „weichen“ Standortfaktoren (v.a. soziale Infrastruktur) Dadurch sollen einerseits neu in die Stadt Ziehende angesprochen werden, andererseits wird auch explizit der Verbleib der (jungen) ortsansässigen Bevölkerung angesprochen. Die Steigerung um circa 3000 Einwohner ist allerdings kein vorrangiges Ziel für die Stadtgemeinde, es soll sich nur um ein langsames Wachstum handeln. Wichtiger als das Wachstum sind in diesem Zusammenhang der Erhalt und die Förderung der sozialen Infrastruktur, um den Bewohnern einen möglichst guten Versorgungsgrad zu bieten.9 3.2.2. Bad Vöslau als Wirtschaftsstandort Hinter der sehr allgemein gehaltenen Leitzielformulierung „Sicherung und Schaffung von Standortqualitäten für Betriebe“ verbirgt sich ein umfangreicher Maßnahmenmix für alle drei Wirtschaftssektoren. Im landwirtschaftlichen Bereich gilt es, vor allem auf die Weinbaubetriebe und ihre Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen aber auch die dafür notwendige Kulturlandschaft durch entsprechende naturräumliche Maßnahmen zu erhalten. Im sekundären Sektor ist es ein Ziel der Gemeinde, Betriebsstandorte an den ausgewiesenen Betriebsgebieten östlich der Südbahntrasse zu schaffen bzw. abzusichern. Die Ansiedelung dort soll neben den Standortvorteilen „Verkehrserschließung“, „Erweiterungsmöglichkeiten“ und „keine Durchfahrt durch das Ortsgebiet“ auch Nutzungskonflikte zwischen emissionsreicheren Betrieben und Wohnen bzw. Tourismus verringern. Im Dienstleistungsbereich ist neben der Gemeindefunktion „Tourismusstandort“ auch der Zentrumsbereich von besonderem Interesse. Hier ist es vor allem die Aufwertung des Zentrums und der Hauptstraße von Gainfarn durch das Verkehrskonzept, die Ausweisung von umfangreicheren Kerngebietszonen und der künftigen ausschließlichen Ausweisung von Einkaufszentren im Ortszentrum. Somit sollen die ortsansässigen Handels- und Dienstleistungsbetriebe gestärkt und ihr Einzugsbereich vergrößert werden. 3.2.3. Bad Vöslau als Tourismusstandort Bad Vöslau wird im Entwicklungskonzept als ein Tourismusstandort mit dem besonderen Schwerpunkt „Kurtourismus“ definiert. Die drei W „Wein – Wasser – Wald“ der Stadtgemeinde mit dem dazugehörigen Angebot gelten als besondere Chance im touristischen Sinn. Die Gemeinde bekennt sich zur Qualitätssicherung und Imagebildung durch eine aktive Förderungspolitik. 9 Vgl. Anhang – Interviews, I: Bürgermeister DI Christoph Prinz, 13.11.06, S. 45 FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 16 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) Maßnahmen zur Umsetzung dieses wichtigen, vielleicht sogar wichtigsten Leitzieles betreffen die Sicherung bestehender Standorte und künftig notwendiger Erweiterungsflächen sowie die Erhaltung des Erholungspotentials der naturräumlichen Grundlagen Bad Vöslaus. Die Tourismusinfrastruktur in Form von Beherbergungsbetrieben und Freizeiteinrichtungen soll durch entsprechende Widmungen längerfristig abgesichert bzw. aufgewertet werden. Eine wichtige Maßnahme ist auch die Schaffung eines einprägsamen und medienwirksamen Stadtprofils. 3.2.4. Interviews mit Wirtschaftstreibenden zum Wirtschaftsstandort Bad Vöslau Zur Beurteilung der Situation und der Zufriedenheit der Wirtschaftstreibenden in Bad Vöslau, wurden qualitative Interviews mit wenigen, ausgewählten Betrieben geführt. Um auch einen Einblick von „außen“ zu erhalten, wurden zusätzlich 2 Personen aus dem Bankenwesen in Bad Vöslau befragt. Die Gesprächsbasis sollte möglichst offen gehalten werden und sich nicht an einen strengen Rahmen halten, um eine lockere, angenehme Atmosphäre zu schaffen. Zu diesem Zwecke wurde zunächst ein Gesprächsleitfaden entworfen, der als Stütze für die geführten Interviews dienen sollte. Wichtige Aspekte waren hierbei: das Geschäftsfeld die Einzugsbereiche der Kunden die Wettbewerbs- bzw. Konkurrenzsituation die Standortzufriedenheit Um mit den Betreffenden ein Gespräch zu führen wurden telefonisch Termine vereinbart. Als Ort der Befragung diente der jeweilige Firmenstandort des Befragten. Oftmals wurden die Gespräche in den kurzen Pausen zwischen der Kundenbetreuung abgehalten. Da der Gesprächsleitfaden nur als grober Anhaltspunkt durch verschiedene Themenbereiche dienen sollte, ist der Zeitraum der Befragung relativ unterschiedlich ausgefallen. Der Zeitrahmen des Gesprächs lag zwischen einer halben Stunde, wobei manch einer/eine sich der Befragung auch gerne mal eine bzw. eineinhalb Stunden widmete. Diese waren besonders aufschlussreich und boten auch Informationen zu den nicht befragten Themen an, die sich auch als interessant erwiesen und die Beziehung zwischen den Bürgern der Gemeinde, und den Wirtschaftstreibenden unterstrich. 3.2.4.1. Betriebscharakteristik der Befragten Weingut Schachl Das Weingut besteht bereits seit 1787 und ist ein Familienunternehmen, in dessen Rahmen seit etwa 20 Jahren zusätzlich ein Heurigenbetrieb geführt wird. Das Einzugsgebiet des Kundenkreises reicht zwar bis Wien FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 17 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) und Wiener Neustadt, der Großteil sind allerdings Kunden aus dem Ort oder der näheren Umgebung. Intocast Die Firma besteht seit 2004 und ist ein 1-Mann-Unternehmen. Herr Dipl.-Ing. Thomas Kösch beschäftigt sich mit dem Handel von Industrieteilen. Den Transport seiner Produkte übernehmen Speditionen. Er ist in ganz Österreich und den angrenzenden Nachbarstaaten tätig und seine Kunden sind Industrie- und Gewerbebetriebe. Architektin Dipl.-Ing. Diane Liszt Frau Dipl.-Ing. Liane Liszt ist freiberufliche Unternehmerin. Das Architekturbüro besteht seit 1995 und beschäftigt derzeit 5 Mitarbeiter. Ihr Tätigkeitsfeld liegt hauptsächlich in Wien und Umgebung. Zu den Projekten, die von dem Unternehmen ausgeführt werden zählen sowohl Wohn- als auch Industriebauten. Baumeister Indra Herr Ing. Christian Indra ist der Geschäftsführer und Inhaber seines Unternehmens. Er beschäftigt derzeit etwa 10 Mitarbeiter und die Firma besteht seit 10 Jahren. Er ist Stadtbaumeister der Gemeinde Vöslau und entwickelt derzeit ein Verkehrskonzept zur Entlastung des Zentrums. Sein Tätigkeitsfeld reicht von Wien, Niederösterreich bis ins Burgenland, wobei das Hauptaugenmerk aus wirtschaftlichen Gründen im südlichen Niederösterreich liegt. Elektro Landauer Das Unternehmen besteht bereits seit 17 Jahren, Geschäftsführerin ist Frau Roswitha Landauer. Elektro Landauer ist Handelsunternehmen im Bereich des Verkaufs von Elektrogeräten und deren Ersatzteile, führt aber auch Reparaturarbeiten durch. Es sind 3 Mitarbeiter in der Firma beschäftigt. Der Einzugsbereich der Kunden liegt zunächst in der näheren Umgebung von Bad Vöslau wie Sooß, Kottingbrunn und Baden, aber auch weitreichender bis zum Wiener Umland. Referenz Immobilien GmbH Die Firma Referenz Immobilien besteht seit 15 Jahren und beschäftigt derzeit 4 Mitarbeiter. Der Geschäftsführer des Unternehmens ist Herr Zeyda. Das Angebot an Immobilien seitens des Betriebs reicht bis Baden und auch darüber hinaus. FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 18 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) Newmagic Datensysteme Newmagic Datensysteme ist seit 2000 in Bad Vöslau ansässig. Der Betrieb umfasst 5 Mitarbeiter und den Geschäftsführer, Herrn Maly. Es handelt sich um ein Dienstleistungsunternehmen der elektronischen Datenverarbeitung, der Schwerpunkt liegt hierbei in den Bereichen Netzwerktechnik, SecurityFragen und Software-Entwicklung. Der Kundenkreis des Unternehmens reicht bis Wien. Grasl Druck und neue Medien Die Druckerei Grasl ist ein Familienbetrieb, der bereits seit 1905 besteht. Derzeit beschäftigt das Unternehmen etwa 130 Mitarbeiter. Das Angebot der Produkte reicht von Büchern und Broschüren über Kunstbücher, Werbemittel und Geschäftsberichte. Der Betrieb war ursprünglich im Zentrum angesiedelt und liegt jetzt außerhalb des Kerngebietes. Vöslauer Mineralwasser AG Die Zentralsparkasse Wien gründete 1936 die Vöslauer Heilquellenverwertungsgesellschaft – die heutige Vöslauer Mineralwasser AG. Das Unternehmen beschäftigt derzeit etwa 150 Mitarbeiter. Der Unternehmenssitz liegt in einem Industriegebiet im Osten des Gemeindegebietes, auf einer Fläche von 60.000m², die zu 50% verbaut ist. Die Vöslauer Mineralwasser AG besitzt 7 Quellen, wobei nur von 2 aus abgefüllt wird. Die Vöslauer Mineralwasser AG liegt zu 99% im Eigentum der Getränkeindustrie Holding AG. Leider war es nicht möglich, einen Interviewtermin bei der Firma zu erhalten, die Informationen wurden bei einer Exkursion im Rahmen des Projektes aufgenommen. Des Weiteren wurden Filialleiter der ortsansässigen Volksbank und der Raiffeisenkasse Gainfarn zur Wirtschaftssituation in Bad Vöslau interviewt. 3.2.4.2. Ergebnisse der Interviews Bad Vöslau als Wohnstandort Die Wirtschaftstreibenden, die auch teilweise ihren Wohnsitz in Bad Vöslau haben, loben durchwegs die gute Wohnqualität in der Gemeinde. Als große Stärken wurden der Grünraum, die Naherholung, aber auch das Einkaufsangebot genannt. Wirtschaftsstandort Bad Vöslau Hinsichtlich der Bezeichnung Wirtschaftsstandort für die Gemeinde Bad Vöslau gab es geteilte Meinungen bei den Wirtschaftstreibenden. So waren manche Befragten der Ansicht, es gibt den Wirtschaftsstandort Bad Vöslau als solchen nicht, beziehungsweise fanden sie die Bezeichnung für Bad FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 19 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) Vöslau als nicht zutreffend. Diese Meinung wurde zum Beispiel dadurch begründet, dass hier der Bedarf an Dienstleistungen nicht so überaus hoch ist, aber auch das sich Bad Vöslau von den umliegenden Gemeinden nicht wesentlich unterscheidet. Andere wiederum meinten Bad Vöslau sei aufgrund seiner Größe ein optimaler Wirtschaftsstandort, da es hier die Möglichkeit gibt, auf andere Betriebe einzuwirken. Einige Befragten lobten die gute Branchenverteilung in Bad Vöslau, auch das Angebot an Fachgeschäften sei gegeben. Andere wiederum bemängelten ein fehlendes Industriegebiet, bzw. erachteten es als sinnvoll, dieses auszubauen. Ein weiteres interessantes Statement zu diesem Thema war die Feststellung, dass Bad Vöslau allein schon aus seinem Namen profitiert, was wahrscheinlich auch für die Wirtschaft von Bedeutung ist. Dieser „bekannte“ Name lässt sich vermutlich unter anderem auch auf die Vöslauer Mineralwasser AG zurückführen. Als Schwäche für den Wirtschaftsstandort Bad Vöslau wurde der starke Verkehr durch die Gemeinde bezeichnet. Einschätzung der Wirtschaftslage aus Sicht des Finanzwesens Die beiden Personen, die als Vertretung für das Finanzwesen befragt wurden, nannten vor allem das Aussterben des Zentrums als Problem des Wirtschaftsstandortes. Gründe für das Leerstehen von Geschäftsgebäuden im Zentrum führen sie eventuell auf die Mietpreise oder die Parkplatzsituation zurück. Sie sehen auch die kleinen Betriebe in Konkurrenz zu den Großmärkten, die ja bereits in Bad Vöslau an der Peripherie des Gemeindegebietes vorhanden sind. Hier sehen die Befragten vor allem darin eine Möglichkeit, für Kleinbetriebe, sich zu etablieren, indem sie sich Nischen suchen und zu Spezialisten werden. Hinsichtlich der Wirtschaftsstruktur sehen sie auch eine Dominanz der Einzel- und Kleinhandelsbetriebe, es gibt wenige Großbetriebe, diese sind allerdings von großer Bedeutung. Die meisten Neuansiedlungen sehen sie im Bereich des Gesundheitswesens, aber auch bei Lebensmittelmärkten. Auf die Frage ob es Entwicklungen hinsichtlich neuer Branchen wie IT und EDV gibt, meinten sie, dieser ist eher weniger vorhanden. Es gibt allerdings ein W-Lan Projekt, das bis Kottingbrunn und Teesdorf reicht. Gründe der Standortwahl Einige der befragten Betriebe sind Traditionsunternehmen, die zum Teil schon mehrere Generationen bestehen. Als Gründe für die Standortwahl wurde überwiegend angegeben, dass diese Entscheidung aufgrund des Wohnsitzes getroffen wurde bzw. es ergab sich familiär eine günstige Gelegenheit Bad Vöslau als Firmenstandort zu wählen. Viele der Wirtschaftstreibenden erachteten den Standort für ihr Gewerbe als sekundär bzw. zum Teil vollkommen unbedeutend. Auch wurde oft erwähnt, das Wien für die Firma der wirtschaftlich bessere Standort wäre, aber aus Bequemlichkeit bzw. aus dem Vorteil des Wohnsitzes in Bad FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 20 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) Vöslau, entschieden sich die Wirtschaftstreibenden dazu, ihren Firmensitz nach Bad Vöslau zu verlegen. Räumliche Ausdehnung des Geschäftsfeldes Von den Befragten Betrieben sind die meisten zumindest regional tätig. Auch bis zum Großraum Wien erstrecken sich einige Einzugsbereiche. Andere Betriebe wiederum orientieren sich auch in Richtung Burgenland und ins südliche Niederösterreich. Nur wenige Betriebe sind international tätig, hier vor allem die befragten Großbetriebe, oder „Spezialisten“ unter den Kleinbetrieben. Dabei wurden vor allem die Nachbarstaaten Österreichs als Exportziele genannt. Wettbewerb/Positionierung Die befragten Wirtschaftstreibenden empfinden die Konkurrenz für ihr Unternehmen eher außerhalb der Gemeinde. Manche Branchen sind durch umliegende Einkaufszentren und Groß-Fachmärkte durchaus beeinflusst, dies betrifft allerdings alle umliegenden Gemeinden gleichermaßen. Die meisten Befragten bezeichneten ihren Geschäftsgang als zufrieden stellend. Sie sehen durch den bestehenden Angebotsmix auch eine positive Auswirkung auf den Kundenmix. Von einer Befragten wurde unter anderem auch die Aussage getroffen, sie sei glücklich keine Innenstadtlage Nahe am Zentrum für ihren Betrieb inne zu haben, was zwar für die Kundenfrequenz eventuell Nachteile mit sich bringen könnte, aufgrund des Angebotes ihrer Produkte. Jene werden gerne mit dem Auto an- und abtransportiert, welches in Zentrumsnähe schwieriger zu gestalten wäre. Andererseits entstehen dadurch auch Probleme, wie Beschwerden über die Parkplatzsituation nicht mehr. Bezüglich der Zentrumssituation wurde von einigen Befragten erwähnt, sie halten es als schwierig durchsetzbar für Geschäfte im Zentrum wirtschaftlich „zu überleben“. Dies führen sie auch darauf zurück, dass die momentane Gestaltung des „Hauptplatzes“ nicht unbedingt der, einer Einkaufsstraße entspricht. Bei einem Interview wurde von einer „Negativstimmung unter den Wirtschaftstreibenden“ berichtet. Auf der anderen Seite wurde der Verein VÖWI als Institution genannt, die dazu beitragen soll der Wirtschaft von Bad Vöslau eine gemeinsame Richtung zu geben. Seitens der Interviews der Bankangestellten wurde das Kurzentrum als Vorteil für die Wirtschaftstreibenden erwähnt, da durch die Steigerung der Nächtigungen auch eine Zunahme an potentiellen Kunden zu erwarten ist. Was kann am Standort Bad Vöslau verbessert werden? Nach der Frage der Verbesserungsmöglichkeiten für den Standort Bad Vöslau wurde häufig die Zentrumssituation erwähnt. Hier wurde vor allem bemängelt, dass das Zentrum durch den Verkehr zerstört wird, die Befragten sehen es als Chance für die Wirtschaft in Bad Vöslau das Zentrum zu entwirren. Auch sehen einige die Problematik der Klein- und Mittelbetriebe im Zentrum und sind der Meinung, diesen Betrieben sollte geholfen werden. FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 21 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) Im Gegensatz dazu war ein Statement: „die Wirtschaft kann sich nur selber helfen“ oder „die Wirtschaft muss Impulse setzen“. Jedenfalls wird es als notwenig erachtet, das Zentrum wieder zu beleben, wieder mehr Betriebe im Zentrum anzusiedeln. In diesem Zusammenhang wurde auch eine Parkplatzproblematik im Zentrum angesprochen. Auch die Achse zum Zentrum, also das Gebiet zwischen Zentrum und Bahnhof wurde des Öfteren erwähnt. Die Wirtschaftstreibenden sehen auch hier die Möglichkeit dieses Gebiet aufzuwerten. Als Problem werden hier die leerstehenden, zentrumsnahen Gebäude bezeichnet. Die neue Autobahnabfahrt für Bad Vöslau wurde von den meisten Gewerbetreibenden als positive Entwicklung betrachtet, vor allem die Großbetriebe sehen dadurch eine Möglichkeit zur Verbesserung der Verkehrssituation in Bad Vöslau. Einige Wirtschaftstreibende erachten eine Erweitung des Industrie- und Gewerbegebiets für sinnvoll. Dies sollte vor allem in der Nähe der geplanten Autobahnabfahrt liegen. Ein weiterer Kritikpunkt galt der Ortsbildgestaltung, so wäre es für eine Kurstadt sinnvoll, seine Parkanlagen und Freiflächen im Straßenraum attraktiver zu gestalten. Wie ist die Zusammenarbeit mit bzw. gibt es Förderungen durch die Gemeinde? Seitens der Zusammenarbeit der Gemeinde mit den Betrieben gibt es geteilte Meinungen. Einige Betriebe loben die gute Gesprächsbasis mit Vertretern der Gemeinde und empfinden es auch als durchaus erfüllt, dass die Gemeinde bemüht ist, Aufträge vor allem an ortsansässige Betriebe zu erteilen. Andere Befragte waren wiederum der Meinung die Betriebe in der Gemeinde sollten mehr in öffentliche Projekte miteinbezogen werden. Das Angebot der Gemeinde auf deren Homepage eine Visitenkarte bzw. einen Link auf die eigene Firmenhomepage zu hinterlassen, wurde von allen befragten Betrieben wahrgenommen. Hinsichtlich finanzieller Förderungen gab es nur von wenigen Befragten konkrete Angaben. Allerdings war zu diesem Thema auch die Meinung vertreten, ein zu starkes Einbringen seitens der Gemeinde hätte eine Wettbewerbsverzerrung zur Folge. 3.2.4.3. Zusammenfassung der Interviewauswertung Abschließend ist zu sagen, dass die Interviews bzw. Gespräche mit den Vertretern der ansässigen Wirtschaft aufschlussreich waren. Es war eine allgemeine Kooperationsbereitschaft spürbar und auch die Haltung gegenüber den Studierenden war angenehm. Teilweise verliefen die Gespräche sehr offen, obwohl manchmal ein Gefühl der Distanzierung zu bestimmten Fragen zu spüren war. Zum Inhalt der Befragung ist von Seiten der Projektgruppe die Standortproblematik und Zufriedenheit ausführlich beantwortet worden und dient im Allgemeinen der Ergänzung zu den sonst faktischen Stanorttheorien. So ergaben sich teilweise Diskrepanzen zwischen FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 22 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) theoretischen Hintergründen und tatsächlichen Fakten zu einem Wirtschaftstandort „Bad Vöslau“. Hier ist vor allem die Erfüllung einiger Anforderungen an einen Wirtschaftstandort gemeint, welches in der Praxis für Gewerbetreibende keine Auswirkung auf die Stanortzufriedenheit hat. FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 23 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) 4. PROFILIERUNGSBEREICHE 4.1. Kurstadt Bad Vöslau Bad Vöslau kann als Kur- und Badeort auf eine sehr lange Geschichte zurückblicken. Bereits 1787 wird erstmalig ein Objekt zum Baden erwähnt, 1822 wird die erste Badeanlage nach zweijähriger Bauzeit eröffnet, welche wiederum 1873 nach einem Konzept von Theophil Hansen erweitert wurde. Am 26. April 1904 wurde Bad Vöslau offiziell zum Kurort erklärt.10 Die Nähe zu Wien und der Südbahnanschluss lockten um die Jahrhundertwende mondänes Wiener Publikum an; viele der Gäste errichteten Prunkvolle Zweitwohnsitze, die auch heute noch im Bad Vöslauer Stadtbild zu finden sind. Die beiden Weltkriege und die Wirtschaftskrisen der Zwischenkriegszeit bereiteten diesem Aufschwung ein Ende und schmälerten die Bedeutung Bad Vöslaus als Kurort. Die Stadtgemeinde war eher als Industrieort bekannt und konnte so vielen Menschen Arbeit bieten, dass sogar Gastarbeiter in den Ort geholt wurden. Die Textilkrise in den 70er Jahren führte zu großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten für die Kammgarnfabrik und in weiterer Folge zur Schließung derselben. Der Verlust der Steuereinnahmen für die Gemeinde führte zu einer stärkeren Forcierung des Tourismus und somit zu einer Rückbesinnung auf den alten Status.11 Die wirtschaftliche Umgestaltung in den letzten 20 Jahren mit einer stärkeren Betonung des Tourismus beim gleichzeitigen Versuch, die Stadt nicht als Standort für die produzierenden Wirtschaftstreibenden zu vernachlässigen, zeigt sich auch in der Beschäftigtenstruktur. 61,2% der Beschäftigten am Arbeitsort sind im tertiären Sektor – also in den Dienstleistungsgewerben – tätig, 32,9% hingegen im sekundären Sektor.12 Den bedeutendsten Schub in Sachen Kurtourismus brachte das neu errichtete Kurzentrum, welches im Februar 2006 eröffnet wurde. Die Zahl der Gästebetten in Bad Vöslau verdoppelte sich dadurch auf fast 800, die gesamten Nächtigungen waren bis August 2006 mit 52000 bereits mehr als doppelt so hoch wie im ganzen Jahr 2005; das langfristige touristische Ziel ist eine jährliche Nächtigungszahl von 100000.13 Dieses zusätzliche Kurangebot ist aber weniger Konkurrenz denn komplementäres Angebot zur benachbarten Kurstadt Baden. Durch die Unterschiedlichkeit der Heilangebote und die unterschiedlichen Wassertemperaturen erwarten sich die lokalen und regionalen Tourismusverantwortlichen im Gegenteil einen zusätzlichen touristischen Impuls für die gesamte Region.14 Vgl. Dippelreiter M., Bad Vöslau 1136-1986. Ein historischer Streifzug, S. 88 ff. Vgl. Dippelreiter M., Bad Vöslau 1136-1986. Ein historischer Streifzug, S. 135 ff. 12 Vgl. Stadtgemeinde Bad Vöslau (Hg.), Erläuterungsbericht zum Flächenwidmungsplan, o.O. 2004, S. 1 13 Vgl. Anhang – Interviews, III: Tourismusstadtrat Gerhard Sevcik, 17.11.06, S. 50 14 Vgl. Anhang – Interviews, IV: Kurdirektorin Maria Haarhofer, 21.11.06, S. 52 10 11 FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 24 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) 4.1.1. Kurzentrum Bad Vöslau Im Februar 2006 wurde das Kurzentrum Bad Vöslau eröffnet. Als Besonderheit wird neben den Anwendungen des Thermalwassers aus der Vöslauer Ursprungsquelle VII, aus der akratisches CalciumMagnesium-Hydrogencarbonat-Sulfat Thermalwasser mit einer Temperatur von 36°C fließt, auch eine Ganzkörperkältetherapie bei -110°C angeboten. 4.1.2. Tourismusverband Thermenregion Wienerwald Bad Vöslau ist ein Mitglied des Tourismusverbandes Thermenregion Wienerwald. Das Gebiet erstreckt sich entlang des Wienerwaldes, beginnend in Perchtoldsdorf über Mödling und Baden nach Wiener Neustadt. Geworben wird vor allem mit den Kur- und Thermalangeboten, Radund Wanderwegen, Weinfesten, Weinherbstwochen, Trabrennen, dem Casino Baden, dem Golfplatzangebot, dem kulturellen Angebot in Form von Operetten und der Nähe zu Wien. 4.1.3. Bedeutung des Kurzentrums für die Wirtschaftstreibenden In Anbetracht der Aktualität des erst 2006 errichteten Kurzentrums wurden die Betriebe auch zu diesem befragt. Hier war vor allem von Interesse, welche Erwartungen die Wirtschaftstreibenden in diese neue Einrichtung setzen. Eine Wortmeldung dazu war, dass bei der Umwerbung des neuen Kurzentrums der Anschein erweckt wurde, es wäre auch zumindest ein öffentlicher Bereich vorhanden, was nicht der Fall ist. Das Kurzentrum wird als Aufwertung für den Ort verstanden, wenngleich es auch Bemerkungen gab wie „die Gemeinde profitiert nicht wirklich davon“. Von Seiten der Wirtschaftstreibenden wurde doch öfters berichtet, dass die Erwartung einer Umsatzsteigerung oder einer neuen Auftragslage durchaus vorhanden war, diese jedoch nicht bzw. noch nicht eingetreten ist. Hier wird seitens der Befragten mehr Initiative der Gemeinde gefordert. 4.2. Weinort Bad Vöslau Bad Vöslau kann im Weinbau auf eine ähnlich lange Tradition verweisen wie beim Kur- und Thermalbetrieb. 1772 setzte Johann Reichsgraf von Fries den Blauen Portugieser, der in weiterer Folge auch oft als Blauer Vöslauer bezeichnet wurde, erstmals an und begründete damit eine lange (Rot-)Weintradition. Für den Durchbruch des Vöslauer Weines sorgte 1846 FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 25 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) Robert Schlumberger, der den ersten Champagner aus österreichischen Trauben in der ersten österreichischen Sektkellerei erzeugen konnte.15 Auch heute ist der Weinbau ein wichtiger Faktor und seine Bedeutung wird auch in den drei „W“ – Wein, Wasser, Wald – welche die Stadtgemeinde oft als ihre wichtigsten Ressourcen bezeichnet, hervorgehoben. Die Wichtigkeit des Weinbaus wird auch im Entwicklungskonzept betont, welches die Freihaltung der Kulturlandschaftsflächen für den Weinbau und die Sicherung der Entwicklungsmöglichkeiten der bestehenden Betriebe explizit vorsieht. Rund 140 ha Weingärten werden von rund 65 (meist) nebenberuflichen Hauerfamilien mit einem durchschnittlichen Jahresertrag von circa 400000 Litern Wein bewirtschaftet. Von dieser Menge werden rund 70% im Buschenschank- und Flaschenweinverkauf vermarktet, der Rest wird noch als Traube verkauft oder über die Winzergenossenschaft vertrieben.16 Neben den Erträgen, die das Wirtschaftsgut Wein liefert und von denen die Gemeinde direkt und indirekt (steuerlich) profitiert, wird auch eine Verknüpfung mit dem Tourismus hergestellt. Die oben beschriebene „Dreieinigkeit“ Wein, Wasser und Wald soll den (Kur-)Touristen so vermittelt werden, dass ihnen bewusst ist, sich in einer Kurstadt zu befinden, die ihnen gleichzeitig die Naherholungsmöglichkeiten des Wienerwaldes und die Vergnügungsmöglichkeiten einer Weingemeinde liefert. Dazu werden der Weinbau und die Weinvermarktung intensiv in die touristische Vermarktung Bad Vöslaus eingebunden, was sich beispielsweise in der Personalunion der Kurdirektorin und Vorsitzenden der ARGE Weinstraße Thermenregion Maria Haarhofer oder in verschiedenen Leitprojekten äußert. 4.2.1. ARGE Weinstraße Thermenregion Die Weinstraßen Thermenregion wurde 2001 ins Leben gerufen und hat ihren Sitz in Bad Vöslau. Ziel ist die Etablierung eines Bündnisses zur besseren Vermarktung der in der Region angesiedelten Betriebe im Bereich des Weinbaus. Hierzu dient ein Führer, in dem die Weinstraße mit ihren Weinbaubetrieben, Restaurants, Vinotheken und Beherbergungsbetrieben erfasst ist, die Herausgabe eines Weinstraßenkalenders mit den wichtigsten Terminen der Saison und die ausreichende Beschilderung entlang der Straßen. Um die Umsetzung zu ermöglichen, sind diese Betriebe, die Weinbau- und Tourismusverbände sowie die 22 Weinbaugemeinden (Perchtoldsdorf, Gießhübl, Hinterbrühl, Mödling, Gumpoldskichen, Pfaffstätten, Baden, Sooß, Bad Vöslau, Kottingbrunn, Leobersdorf, Sollenau, Schönau, Günselsdorf, Teesdorf, Tattendorf, Oberwaltersdorf, Trumau, Vgl. Dippelreiter M., Bad Vöslau 1136-1986. Ein historischer Streifzug, S. 101 ff. Vgl. Stadtgemeinde Bad Vöslau (Hg.), Bürgerinfo. Bad Vöslau – Gainfarn – Großau, Bad Vöslau 2006, S. 45 15 16 FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 26 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) Traiskirchen, Guntramsdorf, Maria Enzersdorf und Brunn/Gebirge) Mitglied der Weinstraßenorganisation. 4.2.2. Wein & Genuss-Reisepass Die ARGE Weinstraße Thermenregion legt diesen Pass gemeinsam mit einer Karte der gesamten Region auf, die neben der Route auch Informationen über Heurige, Einkaufsmöglichkeiten und Unterkunftsmöglichkeiten bietet. Für jeden Heurigenbesuch, Direktkauf beim Winzer oder Übernachtung in einer gekennzeichneten Weinstraßenunterkunft erhält der Gast einen Stempel in seinem Pass. Bei 6 Stempeln erhält der Gast ein Überraschungsgeschenk und nimmt an einer Verlosung teil. 4.2.3. Heurigenkalender Die Broschüre „Ausg’steckt ist…2006: Gainfarn, Bad Vöslau, Großau“ liefert einen Überblick über die verschiedenen Vöslauer Weinsorten, einem kompletten Hauerverzeichnis, den dazugehörigen Ausschankzeiträumen und einer Karte, in der die Betriebe verzeichnet sind. Außerdem ist ein weinspezifischer Veranstaltungskalender enthalten. 4.2.4. Feste und Veranstaltungen Verschiedene weinspezifische Veranstaltungen sollen die Bedeutung Bad Vöslaus als Weinort unterstreichen und ein attraktives Angebot für Touristen bieten. Darunter fallen beispielsweise die „Portugieser FestivalRotweintage“ mit einer internationalen Weinverkostung im Rathaus, das Stadtfest, der „Weinherbst-Frauentag“, die „Weinherbstwoche“, das „Vöslauer Traubenkur-Pilgern“ oder die „Weinsegnung“. 4.2.5. Dr. Robert-Schlumberger-Spazierweg Dieser Weg ist nach dem Sektpionier Dr. Robert Schlumberger benannt und führt vom Kursalon über die Florastraße am Rande der Weinberge zur „Roten Aussicht“ oberhalb der Riede Hupfenberg. 4.3. Naturnahes Bad Vöslau Die dritte Ressource Bad Vöslaus ist der Wald. Im westlichen und nördlichen Gemeindegebiet befinden sich an den Hängen des Harzberges die Ausläufer des Wienerwaldes, die insgesamt 22,2 km² der gesamten 38,8 km² Bad Vöslaus bedecken. Innerörtlich sind vor allem viele Straßen mit Bäumen üppig begrünt und einige schöne Gärten und Parks angelegt, die für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Der Wienerwald und seine umfangreichen Naherholungsmöglichkeiten werden in Bad Vöslau ebenfalls als Chance gesehen, den Tourismus zu beleben und ein für die Gäste passendes Angebot zu liefern. Der FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 27 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) Bürgermeister spricht in diesem Zusammenhang von einem richtigen Standortvorteil gegenüber anderen Gemeinden in der Südregion, der es ermöglicht „authentisch als Erholungsort“17 zu sein. Folgende Projekte sollen die Leitidee „Vöslau als naturnaher Erholungsort“ in die Praxis umsetzen: 4.3.1. Wanderwege Es wurden mehrere Wanderwege am Harzberg durch den Wienerwald eingerichtet und markiert. Diese werden in einer eigenen Wanderkarte aufgelegt und auch auf der Rückseite des offiziellen Stadtplanes in einer eigenen Karte vermerkt. Viele dieser Wanderwege sind gleichzeitig auch einem Thema (z.B. Geologielehrpfad, Waldlehrpfad) gewidmet, wodurch dieses auf entsprechenden Schildern und Hinweistafeln entsprechend aufgearbeitet wird. Zusätzlich wurde umfangreiches Broschürenmaterial produziert, welches als Ergänzung zum Kartenmaterial auf interessante und sehenswerte Plätze und Ausflugsziele im Ortsgebiet verweist (z.B. „Bad Vöslau – Besondere Platzerln“). 4.3.2. Radwege Ähnlich wie bei den Wanderwegen wurde auch für die Radwege ein Konzept und dazu passendes Kartenmaterial erstellt. Einige der in den Broschüren genauer beschriebenen Radwege, sind nach entsprechender Abstimmung mit den umliegenden Gemeinden in ein regionales Radwegenetz eingebunden, das dann teilweise durch das Gemeindegebiet von Bad Vöslau führt (z.B. „Radweg Thermenregion“, „Merkenstein- und Triestingtal-Radweg“). Zielgruppe dieser Radwege sind vor allem Familien und die Streckenführung ist auf sie angepasst durch geringe Höhenunterschiede, die zu überwinden sind oder eine möglichst sichere Routenführung. 4.3.3. Mountainbiking – „Harzbergstrecke“ Neben den normalen Radwegen wurde am Harzberg eigens eine Mountainbikestrecke installiert, die direkt durch den Wienerwald führt. Der Rundkurs mit Ausgangs- und Endpunkt im Kurpark umfasst eine Länge von 19,2 km und man überwindet dabei zu einem Großteil auf Forststraßen und Schotterwegen 650 Höhenmeter. 4.3.4. Nordic Fitness Sports Park Die drei Gemeinden Baden, Sooß und Bad Vöslau haben den „Nordic Fitness Sports Park“ ins Leben gerufen, welcher 12 Nordic-Walking-Strecken 17 Vgl. Anhang – Interviews, I: Bürgermeister DI Christoph Prinz, 13.11.06, S. 45 FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 28 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) verschiedener Schwierigkeitsstufen teilweise gemeindeübergreifend verbindet. Zusätzlich wurde eine Hochglanzbroschüre produziert, die eine kurze Beschreibung der Thermenregion Wienerwald für Touristen und die genaue Streckenbeschreibung enthält. 4.3.5. „Stadtwald. Sinneswald“ Im Rahmen der Einführung des neuen Kurstadtmarketings soll eine „Waldinsel“ im Durchgang zur Hügelgasse mit Ruhezonen, Lehrtafeln, usw. in der Stadt eingerichtet werden. Sie soll als großer Merkpunkt für das Element Wald im Stadtbild dienen und so die Assoziation „Naherholung“ mit dem Image der Kurstadt verknüpfen. 4.3.6. Biosphärenpark Wienerwald Auf einem beträchtlichen Teil des Gemeindegebiets befindet sich der „Biosphärenpark Wienerwald“. Biosphärenparks sind Gebiete, die im Rahmen des UNESCO Programms "Der Mensch und die Biosphäre" nach internationalen Kriterien anerkannt sind. Das Biosphärenparkkonzept soll Schutz und Nutzung verbinden und will gleichzeitig die Menschen mit einbeziehen – es bezieht sich deshalb vor allem auf Kulturlandschaften mit hohen Naturwerten, vor allem großflächige Ökosysteme von herausragender Bedeutung für die Erhaltung der biologischen Vielfalt. Die UNESCO nennt gleichrangig drei Hauptfunktionen von Biosphärenparks: - Schutz von Ökosystemen und Landschaften, Erhaltung der biologischen und kulturellen Vielfalt und der genetischen Ressourcen - Entwicklung und Förderung von ökologisch, wirtschaftlich und soziokulturell nachhaltigen Formen der Landnutzung - Unterstützung von Forschung, Umweltbeobachtung und Bildungsaktivitäten für besseres Verstehen von Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur 4.4. Umweltfreundliches Bad Vöslau Die Stadtgemeinde setzt einige Akzente zum Schutz und zur Schonung ihrer natürlichen Ressourcen. Hierzu zählen die Mitgliedschaften in verschiedenen Vereinigungen wie das Klimabündnis Österreich oder „Verkehrssparen Wienerwald“, welche ihre Mitglieder zur Umsetzung von kleinen und großen umweltfreundlichen Projekten animieren. Ein weiterer Bereich, in dem die Gemeinde auf Nachhaltigkeit setzt, ist die technische Infrastruktur. Im Gewerbegebiet östlich der A2 befinden sich beim Abfallsammelzentrum die Kläranlage des Abwasserverbandes und ein FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 29 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) Biomasseheizkraftwerk. Bei beiden Anlagen wurden innovative Konzepte der Klärschlammverwertung bzw. der Fernwärmegewinnung entwickelt, die es der Gemeinde ermöglichen ihren Emissionsausstoß deutlich zu verringern. 4.4.1. Klimabündnis Österreich Bad Vöslau ist seit dem 25. September 2003 Klimabündnisstadt. Das "Klima-Bündnis der europäischen Städte mit indigenen Völkern der Regenwälder" ist das größte thematische Städtenetzwerk in Europa. Über 1.200 europäische Städte und Gemeinden sind seit der Gründung im Jahr 1990 Mitglied im Klimabündnis geworden und eine globale Partnerschaft mit den Indianervölkern der Regenwälder eingegangen, um gemeinsam für den Schutz des Weltklimas zu arbeiten. Dem „Klimabündnis Österreich“ haben sich mittlerweile alle 9 Bundesländer, 550 Städte und Gemeinden, sowie ungefähr 100 Schulen – darunter auch die Sporthauptschule Bad Vöslau – und 250 Betriebe angeschlossen. Mit dem Beitritt hat sich die Stadtgemeinde Bad Vöslau zur aktiven Mitarbeit bei folgenden Klimabündniszielen bekannt: - Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen - Einstellung der Verwendung von Ozonschicht zerstörenden Gasen - Unterstützung der Bevölkerung Amazoniens bei der Erhaltung ihrer Regenwälder 4.4.2. Projekt „Verkehrssparen Wienerwald“ Die niederösterreichische Landesregierung hat 26 Gemeinden – darunter Bad Vöslau – in ein Verkehrssparprogramm aufgenommen. Ziel dieses Projektes ist es, vor allem durch Bewusstseinsbildung und einfache bauliche Maßnahmen, die Einwohner zur Reduktion der Autofahrten zu bewegen und das Verkehrsaufkommen zu verringern. Die einzelnen Maßnahmen sollen Hand in Hand mit einer Verbesserung der Lebensqualität – z. B. durch Belebung der lokalen Geschäfte, den Ausbau des Radwegenetzes oder Tempo-30-Zonen – gehen. Die Reduktionen sollen möglichst nachhaltig und dauerhaft sein. Die Umsetzung von solchen Maßnahmen und der damit verbundenen Kosten – mit Ausnahme der rein baulichen Maßnahmen – werden durch das Land NÖ mit bis zu 50% der entstandenen Kosten gefördert. Beispiele für Aktionen im Sinne des Projektes "Verkehrssparen Wienerwald": - Aufstellung von 200 neuen Fahrradständern im Gemeindegebiet - Gratisverleih von Fahrrädern im Rahmen der „Aktion ZweiRadFreirad“ von Mai bis September 2005 - Errichtung eines Fußgängerleitsystems im Frühjahr 2007 - Verbesserung und Erweiterung des Radwegenetzes FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 30 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) - - Zusammenarbeit mit sämtlichen Wienerwaldgemeinden zur Realisierung ortsübergreifender Radwegeverbindungen € 100,Förderung der Stadtgemeinde und der niederösterreichischen Landesregierung bei Ankauf eines „Wienerwaldrades“ im „Bike Shop Kreuzer“ in Bad Vöslau Zusammenstellung und kostenlose Aussendung eines Fahrplanheftes an jeden Bad Vöslauer Haushalt Belebung der Nahversorgung in Bad Vöslau im Rahmen von NAFES 4.4.3. Biomasseheizkraftwerk Das Biomasseheizkraftwerk ist im Herbst 2004 in Bad Vöslau in Betrieb gegangen. Die EVN errichtete in Zusammenarbeit mit einer örtlichen bäuerlichen Fernwärmegenossenschaft eine Anlage, die Naturwärme aus Holz der umliegenden, zum Teil gemeindeeigenen Wälder produziert. Durch den Jahreseinsatz von rund 18000 Schüttraummetern Biomasse können in Bad Vöslau pro Jahr ungefähr 3200t an CO2-Emissionen eingespart werden. 4.4.4. Klärschlammverwertungsanlage Der Klärschlamm der Verbandskläranlage, der vor der Einführung des neuen Systems deponiert wurde, wird so aufbereitet und verwertet, dass die darin enthaltenen Schadstoffe entfernt werden und nur mehr ein geringer Anteil anorganischen Materials (Asche) deponiert werden muss. Die bei den einzelnen Prozessschritten entstehenden Produkte (z.B. Faulgas, Abwärme) werden zudem für die Energiegewinnung (Blockheizkraftwerk, Fernwärmenetz) genutzt, was für eine nachhaltige Energiebilanz sorgt. Für das innovative Klärschlammverwertungskonzept (solare Trocknung und anschließende thermische Verwertung) wurde die Stadtgemeinde Bad Vöslau mit dem Sonderpreis für die innovativste Gemeinde 2005 ausgezeichnet. 4.4.5. Thermalschnecken – Naturdenkmal Hansybach In Bad Vöslau wurde ein Schneckenreservat eingerichtet für drei Wasserschneckenarten, die nur im Vöslauer Thermalbad und im Hansybach vorkommen. Bei den Schneckenarten handelt es sich um Relikte aus dem Tertiär, die einzigartig auf der Welt sind. 4.5. Gesundheitsbewusstes Bad Vöslau Mit der Profilierung als Kurstadt geht die Entwicklung eines Gesundheitsbewusstseins für die Gemeinde Hand in Hand. Neben dieser Bewusstseinsbildung gibt es große Chancen für Gesundheitsdienstleister, FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 31 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) sich zu etablieren und die Kureinrichtungen mit ihren vielen Gästen zu nutzen. 4.5.1. Aktion „Gesunde Gemeinde“ Diese Aktion des Gesundheitsforum NÖ hat seit 1995 zum Ziel, die Gesundheitsvorsorge und die Verstärkung des Gesundheitsbewusstseins in der Gemeinde aktiv zu unterstützen. Mit dieser Unterstützung durch einen Ansprechpartner des Gesundheitsforum NÖ – in Bad Vöslau handelt es sich um Frau Sabine Pappenheim – in Form von Beratung, Hilfe bei der Organisation und finanziellen Mitteln versuchen engagierte Personen aus der Gemeinde, das Gesundheitsbewusstsein zu verstärken. In einem Arbeitskreis, der vom Gesundheitsforum NÖ betreut wird, erstellen die Teilnehmer ein Gesundheitskonzept für ihre Gemeinde und setzen gemeinsam diverse Aktivitäten wie Kurse, Vorträge oder Gesundheitstage in die Tat um. Einmal pro Jahr haben die Arbeitskreisteilnehmer die Möglichkeit, an einem „Gesunde Gemeinde Tag“ teilzunehmen, um über ihre Erfahrungen zu berichten sowie um neue Anregungen von anderen Gemeinden zu erhalten. Jeder Gemeindebewohner hat die Möglichkeit beim Gesundheitsforum NÖ die „Gesunde Gemeinde Zeitung“ anzufordern, welche aus den verschiedenen Gemeinden berichtet, Themen der Gesundheitsvorsorge aufbereitet und einen Veranstaltungskalender beinhaltet. Um Mitglied bei diesem Projekt werden zu können, bedarf es eines Beschlusses des Gemeinderates, einer Bewerbung beim Gesundheitsforum und der Bereitstellung eines Rahmenbudgets – der Richtwert liegt hier bei ca. 0,4,- € bis 1,- € je Einwohner – für den Arbeitskreis. 4.5.2. Onlineliste der Gesundheitsdienste Auf der Gemeindehomepage ist eine umfangreiche Liste von Ärzten, Apotheken und verschiedenen Gesundheitsdiensten zu finden, die unter anderem folgende Bereiche umfassen: TaiChi-, TaeBo- oder ChiGongExperten, Physiotherapeuten, Diätberatung, Homöopathie, Bachblütenberatung, Kinesiologen, Chiropraktiker, Ergotherapeuten, Akupressur, Orthopäden und TCM Experten. 4.6. Seniorenfreundliches Bad Vöslau Am 27. September 2006 wurde der Stadtgemeinde Bad Vöslau von der Volkshilfe Österreich und dem Pensionistenverband Österreich die Auszeichnung „seniorenfreundliche Gemeinde“ verliehen. Bad Vöslau wurde in der mittleren Kategorie (zwischen 5000 und 15000 Einwohner) die zweite unter 90 österreichischen Gemeinden. Diese Auszeichnung soll Initiativen der Gemeinden würdigen, die den Bedürfnissen der Senioren entsprechen und die dafür nötigen Rahmenbedingungen schaffen. Folgende Angebote waren ausschlaggebend für die Verleihung: FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 32 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) 4.6.1. Seniorenfreizeitangebote Die speziellen Angebote für diese Altersgruppe umfassen unter anderem Seniorenurlaube, Seniorennachmittage, Ausflüge, Gymnastik- und Sportangebote, Heurigenabende, Tanzveranstaltungen, Gesundheitstage, Seminare und Informationsveranstaltungen. Die Stadtgemeinde fördert beispielsweise Seniorenreisen mit einem kleinen Betrag (ca. € 30,-/ Person), um einen günstigeren Urlaub zu ermöglichen. 4.6.2. Seniorenbetreuungsangebote In diesem Bereich gibt es ein dichtes Betreuungsangebot im stationären und ambulanten Bereich, das sich aus der Hauskrankenpflege, Essen auf Rädern oder Besuchs- und Begleitdiensten zusammensetzt. Darunter fallen auch die verschiedenen privaten und öffentlichen Pflegeheime (z.B. Seniorenresidenz Bad Vöslau, Jakobusheim, Privatpflegeheim Jakel Laine), die sich in Bad Vöslau befinden. 4.6.3. Seniorenmobilität – City Taxi Die Einführung des City Taxis als ergänzendes Angebot zum öffentlichen Nahverkehr, ermöglicht den Bad Vöslauer Senioren eine höhere Mobilität. Inhaber der Bad Vöslau Card können auf diese Weise innerhalb des gesamten Gemeindegebiets um nur € 2,6,- ihre Ziele mit dem Taxi erreichen und so z.B. ihre Einkäufe tätigen. FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 33 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) 5. STADTMARKETING 5.1. Zielsetzungen des Stadtmarketings Im September 2006 wurde der erste Marketingnewsletter der Stadtgemeinde Bad Vöslau auf der Homepage veröffentlicht, der die wichtigsten Ziele des neuen Stadtmarketings darlegen soll. Im Dezember 2006 wurde die Zusammenarbeit mit Lutz Nowotny, der ehrenamtlich bei der Erstellung dieses Konzeptes mitgearbeitet hat, beendet und alle von ihm verfassten Newsletter und Texte aus urheberrechtlichen Gründen von der Homepage genommen und der Bereich neu überarbeitet. Dennoch bleiben die grundlegenden Ziele und Überlegungen die gleichen, Einfluss hat diese Entwicklung vor allem aber auf die Ausführung und Umsetzung der Ziele. Die Eröffnung des Kurzentrums zu Beginn des Jahres 2006 wird dabei als Chance verstanden, den Ort so zu gestalten, dass „die Kurgäste…Bad Vöslau auch als Kurstadt außerhalb des eigentlichen Kurzentrums wahrnehmen“18. Auf diesem Gedanken bauen auch jene Ziele auf, die sich mit der Ortsbildgestaltung insbesondere im Bereich des Zentrums beschäftigen. Neben diesen Gedanken über das Stadtbild finden sich auch Zielsetzungen für das wirtschaftliche und touristische Angebot. Der Kurtourismus ist ein Wirtschaftsfaktor, der über ein entsprechend qualitätsvolles Angebot verfügen muss. In diesem Sinne soll die kurtouristische Infrastruktur weiter ausgebaut werden und das bestehende Angebot auf gewisse Qualitätsniveaus erhöht werden. Hand in Hand geht damit eine Zielgruppenorientierung auf die über 50-jährigen, für die das neue Kurzentrum nach Meinung des Tourismusstadtrates Sevcik am attraktivsten ist.19 Ein dritter Bereich, der das Ziel, Bad Vöslau als Kurstadt neu zu positionieren, umsetzen helfen soll, betrifft die Einbindung der Unternehmer. Es wird von vielen Seiten betont, dass es auch unter den Wirtschaftstreibenden eine Aufbruchsstimmung gibt und sich viele hier auch beteiligen wollen.20 In diesem Sinne soll vor allem im Zentrum die Beteiligung der Unternehmer gesichert werden und die bisherigen Leerstände für einen zum Kurort passenden Branchenmix genutzt werden. Die schwierigste Zielsetzung des neuen Stadtmarketings ist sicher jene, auch die Bevölkerung zu erreichen, ihr die Vorstellung von Bad Vöslau als Kurstadt näher zu bringen und das Bewusstsein für ihre Kurstadt zu stärken. Die Bad Vöslauer sollen aber auch dazu animiert werden, das Angebot der Stadt selbst zu nützen, und so die Identifikation zu erhöhen.21 18 19 20 21 Anhang – Interviews, I: Bürgermeister DI Christoph Prinz, 13.11.06, S. 44 Vgl. Anhang – Interviews, III: Tourismusstadtrat Gerhard Sevcik, 17.11.06, S. 51 Vgl. Anhang – Interviews, III: Tourismusstadtrat Gerhard Sevcik, 17.11.06, S. 51 Vgl. Anhang – Interviews, IV: Kurdirektorin Maria Haarhofer, 21.11.06, S. 53 FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 34 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) 5.2. Institutionen des Stadtmarketings Die Etablierung dieses neuen Marketingkonzeptes wirft neben der Frage der Umsetzung auch jene nach einer etwaigen Neuorganisation der Marketingagenden auf. In Bad Vöslau wird versucht einen Kompromiss aus einer Neuorganisation und einer Nutzung und Vernetzung von bereits bestehenden Strukturen zu finden.22 Die Marketingleitstelle rund um den Bürgermeister soll diese Vernetzung von jenen Stellen im Stadtamt vorantreiben, die auch schon bisher mit diversen Marketingagenden befasst waren; darunter fallen die Tourismusstelle und die Kurverwaltung sowie Verantwortliche für die Gemeindezeitungen oder Projektaussendungen. Außerdem sollen verschiedenste Projekte, wie z.B. bauliche Maßnahmen, so vor- und aufbereitet werden, dass sie in den zuständigen Ausschüssen schnellstmöglich behandelt und umgesetzt werden können. Neu eingerichtet wurde der Marketingbeirat, der ganz neue Projekte diskutieren und in einem kleineren Kreis besprechen soll, um sie für die Diskussion im Gemeinderat vorzubereiten. Dieser Marketingbeirat setzt sich aus dem Bürgermeister, dem Tourismusstadtrat, dem Wirtschaftsstadtrat, den sonstigen Verantwortlichen für Marketing und aus je einem Mitglied der Bad Vöslauer Gemeinderatsfraktionen zusammen. Beschlussfassende Organe für die Umsetzung oder Finanzierung sind dann je nach Zuständigkeit der Stadt- oder Gemeinderat bzw. die jeweiligen Unterausschüsse. Neben diesen institutionalisierten Formen der Marketingarbeit ist es ein Ziel der Stadtgemeinde, ihre Bürger und Unternehmen über informellere Strukturen wie z.B. Wettbewerbe und Mitmachaktionen einzubinden. 5.3. Umsetzung des Stadtmarketings Das neue Stadtmarketing soll dazu beitragen, Bad Vöslau wieder als Kurstadt zu positionieren und hervorzuheben. Das alte Grundkonzept WWW „Wein-Wald-Wasser“ soll neu belebt werden und besser ins Stadtbild integriert werden. Die Aufwertung des Stadtbildes soll durch viele kleine Maßnahmen erfolgen. So wurden und werden in der Gemeinde verschiedene Merkpunkte errichtet, die an die „WWW“ erinnern und so den Wein, das Wasser oder den Wald über (un-)bewusste Assoziationen mit Bad Vöslau verbinden sollen. Im Rahmen von Stadterneuerungsprojekten haben Unternehmen und Privatleute die Möglichkeiten, Förderungen für Fassadensanierungen zu erhalten. Das Cafe Residenz wurde beispielsweise bewusst zu Beginn des Jahres 2006 im Hinblick auf die Kurzentrumseröffnung erneuert.23 22 23 Vgl. Anhang – Interviews, I: Bürgermeister DI Christoph Prinz, 13.11.06, S. 43 Vgl. Anhang – Interviews, III: Tourismusstadtrat Gerhard Sevcik, 17.11.06, S. 50 FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 35 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) Bei der Verbesserung der kurtouristischen Infrastruktur ist nicht nur der Neubau oder die Neueinrichtung von Angeboten gefragt, sondern auch die Vernetzung von bereits vorhandenen Angeboten. Dies betrifft Dinge wie die Erstellung von Broschüren oder die Einrichtung von Wanderwegen genauso wie das Nutzen des bereits vorhandenen Potentials aus den Bereichen Weinbau, Gesundheitseinrichtungen oder Naherholung. Die Beteiligung der Unternehmen an der Neupositionierung als Kurstadt erfolgt auf verschiedenen Ebenen und Intensitätsgraden. Neben der klassischen finanziellen Unterstützung versucht die Gemeinde verschiedene Interessensvertretungen einzubinden und für das Projekt zu begeistern. So werden die Gastgewerbetreibenden über einen „Wirtestammtisch“ angesprochen oder die ortsansässigen Ärzte und Therapeuten über Tagungen des „Forums Gesundheit“ im Kursalon. Die Bad Vöslauer Gärtner wurden zur Vorbereitung eines Blumenschmuckwettbewerbes eingeladen, der zur Verschönerung des Stadtbildes beitragen soll.24 Für zusätzliche Inputs wurde eine „Ideenbörse“ seitens der Gemeinde eingerichtet, um die Vorschläge von interessierten Bürgern sammeln zu können. Außerdem werden vier Arbeitsgruppen eingerichtet, welche die Leitthemen zusammenfassen und bearbeiten und allen interessierten Bürgern offenstehen. Sie fassen folgende Themen zusammen: Umwelt und Ökologie, Erholung und Landschaft, Landwirtschaft Kultur, Jugend, Soziales, Freizeit Wirtschaft, Innenstadt, Handel, Tourismus, Kur, Gastronomie Verkehr, Ortsbild Eine entsprechende fachmännische Betreuung der Marketingbestrebungen kann über die Teilnahme an „Aktion Stadterneuerung“ der niederösterreichischen Landesregierung gesichert werden. Über dieses Programm, an dem Bad Vöslau schon einmal von 1995 bis 2000 teilgenommen hat, hat die Gemeinde Zugang zu zusätzlichen Fördermitteln und Kontakt mit entsprechenden Fachleuten. Für gewisse Bereiche (v.a. Design und Ausführung) will man aber auch Marketingprofis zuziehen. Abseits der „klassischen“ Marketingarbeit gibt es einige Bereiche, die Einfluss auf das Kurstadtimage haben und dementsprechend wichtig für die Gemeinde sind. So werden große Hoffnungen in den neuen Autobahnanschluss gesetzt, der auch eine Entlastung der Verkehrssituation im Zentrum bringen soll. Ein heikles Thema, das den Bereich Service für Kurgäste betrifft, ist das Thema der Ladenöffnungszeiten der Unternehmen im Zentrum. Prinzipiell wären in Bad Vöslau aufgrund des Kurortstatus sehr lange Öffnungszeiten, die sogar den Sonntag umfassen, möglich. Die Marketingund Tourismusverantwortlichen würden sich einheitliche Öffnungszeiten wünschen, da die meisten Kurgäste nicht mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut sind und deshalb eine einheitliche Regelung bevorzugen. Dies erweist sich aber als schwierig, da einige Unternehmer nicht auf den 24 Vgl. Anhang – Interviews, I: Bürgermeister DI Christoph Prinz, 13.11.06, S. 44 FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 36 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) geschlossenen Donnerstagnachmittag und Samstagnachmittag verzichten wollen. 5.4. Akzeptanz des Wirtschaftstreibenden Stadtmarketings bei den Den meisten Befragten war das „neue“ Stadtmarketing durchaus bekannt, wenn auch nur die wenigsten konkrete Informationen zu diesem Thema wiedergeben konnte. Bei der Frage nach dem Stadtmarketing wurde dieses oft mit dem Kurzentrum in Verbindung gebracht, dieses wird sozusagen als „Kernpunkt“ der Orientierung von den Wirtschaftstreibenden verstanden. Die freiwillige unterstützende Tätigkeit des Herrn Dipl.- Marketingberaters Lutz Nowotny war unter den Wirtschaftstreibenden auch weitläufig bekannt. Die Befragten wussten vor allem aufgrund von Zeitungsinterviews über die Verbindung zwischen ihm und dem neuen Stadtmarketing bescheid. Es gab aber auch Stellungnahmen seitens der Befragten, die es als wünschenswert erachteten, professionelle Firmen mit dem Entwurf des Logos zum Marketingkonzept der Gemeinde, zu beauftragen. Hier sollten vor allen Dingen die hervorragenden ortsansässigen Designfirmen in den Vorgang des Entwurfs mit eingebunden werden. Ein weiterer Befragter lobte zwar den guten Ansatz der Marketingstrategie, bemängelte allerdings die Vermarktung und Durchführung desselben. Andere Befragte fühlten sich von dem Stadtmarketing nicht betroffen oder angesprochen, sie wussten anscheinend lediglich über die Profilierung als Tourismusstandort bescheid. Einige verstanden die Notwendigkeit einer Fremdenverkehrsabgabe aufgrund der Bezeichnung als Kurstadt nicht, bzw. kam hier der Vorschlag diese von jenen Betrieben einzuheben, die von dem Kurtourismus auch wirklich profitieren, wobei das in diesem Fall vermutlich nur schwer abzugrenzen ist. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die meisten Wirtschaftstreibenden über das neue Stadtmarketing zumindest in groben Zügen bescheid wussten, und sich mit diesem anscheinend auch identifizieren können. FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 37 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) 6. SCHLUSSFOLGERUNGEN Die Stadtgemeinde Bad Vöslau befindet sich seit Februar 2006 an einem neuen Punkt. Das neue Kurzentrum wurde fertig gestellt und hat die hohen Erwartungen bezüglich der zusätzlichen Nächtigungszahlen auf Anhieb erfüllt. Das hat vor allem in der Gemeindepolitik eine große Euphorie bewirkt und zur Entwicklung eines neuen Marketingkonzepts geführt, dessen ursprüngliches Motto „Wir sind Kurstadt!“ diese Freude auch widergespiegelt hat. Hier muss man allerdings hinterfragen, wieso das Marketingkonzept erst nach der Eröffnung eingeführt wurde, da einige der darin vorgeschlagenen Maßnahmen bereits vor bzw. während der Errichtung des Kurzentrums umgesetzt werden hätten können (z.B. Leerflächenmanagement, Gestaltung des Stadtbildes). Die Einführung des Marketingkonzeptes ist auf jeden Fall ganz klar zu begrüßen, da dadurch einerseits die positive touristische Entwicklung gestützt und ausgebaut werden kann, andererseits auch die Möglichkeiten und die öffentliche Akzeptanz für die kommunale Entwicklung in anderen Bereichen (z.B. Zentrumsgestaltung, Verkehrsprobleme) steigen. Unter diesen Gesichtspunkten ist es ganz besonders wichtig, dass das Bekenntnis zum Stadtmarketing trotz der personellen und inhaltlichen Änderungen Ende des Jahres 2006 vorhanden bleibt. Klar ist aber auch, dass der Abgang des Beraters – zumindest in den wichtigsten Bereichen – durch professionelle Marketingfachkräfte kompensiert werden muss. Der Aufbau einer touristischen Marke bedarf einer fachkundigen Unterstützung, es reicht hier nicht – wie landläufig oft gemeint wird – die Investition in die touristische Infrastruktur. Dies bedeutet aber keine Geringschätzung der Versuche, die Bürger und die Unternehmer einzubinden. Im Gegenteil sind die Bekenntnisse der Lokalpolitik bei diesem Punkt sehr zu begrüßen, da eine mangelnde Beteiligung seitens der direkt „Betroffenen“ jedes noch so professionelle Projekt scheitern lassen wird. Eine umfassende Bewertung des Konzeptes im Sinne von „gut“ oder „schlecht“ ist im Rahmen der laufenden Projektarbeit nicht mehr möglich. Der Zeitraum seit der Einführung und die Änderungen verhindern hier eine klare Wertung, es lassen sich nur die Ansätze klar beurteilen. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit eines Marketingkonzepts ist vorhanden, es gibt ein klares Bekenntnis zur Beteiligung von Spezialisten und der Bürger bzw. Unternehmer gleichermaßen. Die Zielformulierungen und die Umsetzung einiger Ziele sind aber sehr vage formuliert (z.B. Neugestaltung zentraler Bereiche der Kurstadt). Hier sind konkretere Vorgaben unbedingt notwendig, damit das Marketingkonzept nicht zu einer leeren Hülse wird. Eine weitere Profilierung als Kurstadt mit Hilfe des Stadtmarketings ist auf jeden Fall möglich, besonders wenn man an die frühere Bedeutung Bad Vöslaus in diesem Bereich denkt. Die übrigen Profilierungsbereiche können diese Bemühungen gut ergänzen, es stellt sich aber die Frage, ob die klare Tourismusorientierung nicht etwas einseitig ist. Die Vorgaben des kommunalen Entwicklungskonzepts sind besonders im Bereich der FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 38 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) wirtschaftlichen Entwicklung allgemeiner gehalten, als Profilierungsbereiche Bad Vöslaus vermuten lassen würden. dies die Aufgrund der betrachteten Standortfaktoren zeichnete sich ab, dass Bad Vöslau in manchen Bereichen durchaus ein geeigneter „Wirtschaftsstandort“ sein könnte. In Abstimmung mit den erarbeiteten Faktoren und den qualitativen Interviews mit den Gewerbetreibenden erwies sich der Standort als nicht unqualifiziert für künftige wirtschaftliche Entwicklung. Durch die Befragung ergab sich zwar, dass die meisten ihre Standortwahl mit dem gleichen Wohnort begründeten, allerdings doch eine wirtschaftliche Zufriedenheit gegeben ist. Aus Sicht der Projektgruppe IFOER 3, könnte eine Ansiedelung verschiedenster Unternehmen auf dem Betriebsgebiet östlich der Bahntrasse einen wirtschaftlichen Aufschwung hinsichtlich Industrie und Gewerbe mit sich bringen. Dafür spricht auch der geplante eigene Autobahnanschluss „Bad Vöslau“, der direkt an diesem Gebiet vorbeigeht und eine gesicherte Zu- und Ablieferung gewährleistet. Es wird auch als sinnvoll erachtet im Zentrum die derzeitigen Leerstände wieder neu zu beleben, um auch hier eine gesicherte wirtschaftliche Konstruktion zu schaffen. FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 39 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) 7. QUELLEN Stadtgemeinde Bad Vöslau (Hg.), Erläuterungsbericht zum Entwicklungskonzept, o.O. 2004 Stadtgemeinde Bad Vöslau (Hg.), Erläuterungsbericht zum Flächenwidmungsplan, o.O. 2004 Dippelreiter M., Bad Vöslau 1136-1986. Ein historischer Streifzug, Stadtgemeinde Bad Vöslau (Hg.), Bürgerinfo. Bad Vöslau – Gainfarn – Großau, Bad Vöslau 2006 http://www.badvoeslau.at/kurstadt/ http://www.badvoeslau.at/buergers/home.htm http://www.biosphaerenparkwienerwald.org/cms/cat_re_deklarat_de/index.php http://www.gfnoe.at/gesundheitsforum/projekte/gesunde_gemeinde/ http://www.industrieviertel.at/ http://www.klimabuendnis.at/root/start.asp http://www.neu-isenburg.de/start.phtml http://www.noe.gv.at/SERVICE/RU/RU2/Raumordnungsprogramm_Wien_ Sued.htm, 6.12.06, S. 1 http://www01.noel.gv.at/scripts/ru/ru2/stat.asp?NR=30603, 6.12.06, S. 1 http://www.purkersdorf-online.at/gablitz/tourismus-inniedersterreich.php, 6.12.06, S. 1 http://ris.bka.intra.gv.at/lr-niederoesterreich/ http://www.stadt-umland.at/ http://www.tiscover.at/at/guide/5,de/objectId,RGN143544at/home.html http://www.vspar.at/vww/ http://www.weinstrassen.at/wein/d/default1.asp?medium=wstr&sprache= d&tt=WSTR_R11 www.srf.tuwien.ac.at/lva/p3_sportarenen FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 40 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) 8. ANHANG – INTERVIEWS I. Bürgermeister DI Christoph Prinz Das Interview fand am 13.11.06 im Rathaus von Bad Vöslau statt: Welchen Stellenwert hat eine Stadtgemeinde wie Bad Vöslau mit circa 12000 Einwohnern in der Region südliches Wiener Umland? Vöslau ist in der Region dritt-, viert-, fünftgrößte Gemeinde, wobei es hier mit einigen auf demselben Rang steht. Baden ist der wichtigste Bezugspunkt der Region, da es hier sehr viele wichtige Einrichtungen gibt, die für das gesamte Umland von Bedeutung sind, wie z.B. das Finanzamt, die Bezirkshauptmannschaft oder das Bezirksgericht. Wiener Neustadt ist – auch wenn es schon etwas weiter weg ist – ebenfalls wesentlich und teilt sich mit Baden die Funktion des Anbieters von infrastrukturellen Einrichtungen, Dienstleistungsangeboten und des Anziehungspunktes für die Kaufkraft. Denselben Status wie Bad Vöslau hat Traiskirchen, die übrigen Gemeinden spielen eine unterschiedliche Rolle. Kottingbrunn und Leobersdorf orientieren sich nach Vöslau, aber auch Sooß als kleine, aber eigenständige Gemeinde. Bad Vöslau ist also eine typische mittlere Gemeinde, die einige wesentliche Funktionen auch für das Umfeld miterfüllt. Zum einen ist dies der Sitz des regionalen Abwasserverbandes für 11 Gemeinden in Bad Vöslau, zum anderen der des Wasserleitungsverbands – ein paar zentralörtliche Funktionen also. Beim Einkaufen kann man hier keine so große regionale Bedeutung feststellen, da hier einige Geschäfte fehlen; als Nahversorger kommt aber dem Geschäftsbereich rund um den Merkurmarkt eine Bedeutung sogar für Leute aus Baden zu. Im Unterschied zu den Nachbargemeinden wie Kottingbrunn oder Leobersdorf hat Bad Vöslau – auch wenn es ebenfalls eine Wohngemeinde ist – doch einige Funktionen mehr zu bieten, so z.B. mehr Wirtshäuser, mehr Feuerwehren oder mehr Hotels. Die südlichen Wiener Umlandgemeinden haben oft einen etwas schlechten Ruf wenn es um die regionale Zusammenarbeit oder um eine regionale Identität geht, weil es sich hier doch oft um (finanziell) sehr starke Gemeinden handelt. Wie steht es wirklich um diese Zusammenarbeit und welche Auswirkungen hat diese? Diese Region ist natürlich bei weitem nicht so homogen wie „das Waldviertel“, wo es wahrscheinlich einen viel größeren Zusammenhalt gibt. Eine Regionsbildung gibt es in Ansätzen in der Kleinregion Triestingtal, wo Bad Vöslau aber nicht dabei ist. Man ist aber eben in den oben genannten Verbänden (Wasserleitungs- und Abwasserverband) zusammengeschlossen. Bad Vöslau hat mit dem Weinbau und dem Tourismus Angebote und Positionen, die gut zu Baden passen, andererseits auch einige Betriebsgebiete und ist zudem auch als Wohngemeinde bekannt, was wiederum eher zu Kottingbrunn und FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 41 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) Leobersdorf passt. Es sind also die Gemeinden in der Region sehr unterschiedlich. Dadurch stimmt es sicher, dass Gemeinden, die durch ihre Positionen sehr stark sind, die regionale Zusammenarbeit in Verbänden weniger brauchen. Die Zusammenarbeit findet dann meist punktuell statt, die klassische Regionalplanung ist also ein ganz schwieriges Thema. Zusammenfassend, welche Stellung hat Bad Vöslau in der Region? Vöslau ist nicht die führende Gemeinde, wenn man verschiedene Kenngrößen wie die Einwohnerzahl heranzieht oder einzelne Funktionen betrachtet; die Rangordnung in der Region würde mit Baden, Mödling und Wiener Neustadt je nach Bezirk als Dominante beginnen. Im Bezirk Baden folgen dann darauf Bad Vöslau und Traiskirchen, knapp dahinter Leobersdorf und Kottingbrunn und dann die kleineren und sehr kleinen Gemeinden. Sind Sie zufrieden mit dem Stellenwert Vöslaus? Wohin soll sich dieser entwickeln? Zufrieden kann man sicher sein, da man nicht vergessen darf, dass jede zusätzliche zentralörtliche Funktion auch Geld kostet. Wo man sich mehr profilieren möchte, ist sicherlich der Fremdenverkehr, was aber nicht gegen Baden sondern mit Baden erfolgen soll. Ein weiterer Punkt ist hier auch der Stellenwert Bad Vöslaus als Schulstadt. Wir haben nicht nur eine normale Hauptschule sondern auch eine Sporthauptschule, die ein großes Einzugsgebiet hat, sowie das Gymnasium in Gainfarn, wodurch eine starke Aufwertung erfolgt ist, da früher alle nach Baden und Perndorf pendeln mussten. Neben dem Fremdenverkehr möchte man auch wieder auf die Betriebe schauen – momentan haben wir aber kaum mehr freie Flächen dafür, da ist aber wieder etwas in Entwicklung. Was uns Südbahngemeinden hier sehr hilft, uns aber auch schaden kann, ist der Anschluss an die hochrangigen Verkehrsverbindungen. Dies trägt ja mitunter auch dazu bei, dass die Gemeinden im Süden von Wien eine so starke Position haben. Die Gemeinden die den eigenen Autobahnanschluss haben, haben hier noch mehr Vorteile, weil ihr Name auch für Betriebsgebietsentwicklungen öfter fällt und der direkte Anschluss, die schnelle Auffahrt an sich viel wert sind. Deshalb ist der eigene Autobahnanschluss auch für uns wichtig. In der Geschichte Bad Vöslaus war die Gemeinde einmal eher als Kurort und dann wieder eher als Industrieort bekannt. Kann die neuerliche Konzentration auf den Kurstandort als Neupositionierung verstanden werden? Ja, auf jeden Fall. Bad Vöslau hat voriges Jahr ca. 25000 Nächtigungen verzeichnen können, bis zum August dieses Jahres konnten – auch wenn das neue Kurzentrum bei weitem noch nicht ausgelastet ist – waren es bereits 51000 Nächtigungen. Insgesamt werden es im Jahr 2006 wohl 80000 Nächtigungen werden. FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 42 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) Das bedingt natürlich auch eine Überarbeitung des Tourismuskonzeptes, angefangen bei Broschüren bis hin zur bewussten Neupositionierung. Es hilft uns nichts, wenn es in Bad Vöslau nur das Kurzentrum alleine gibt, wir müssen auch rundherum die Infrastruktur vernetzen und verbinden. Obwohl viele dieser Dinge und Einrichtungen auch in den letzten Jahren schon vorhanden waren, gilt es trotzdem diese zu vernetzen und passend in den Vordergrund zu stellen – hier befinden wir uns am Anfang. Während des Baus des Kurzentrums sind da bereits einige Dinge passiert, wie die Erstellung von Broschüren oder die Einrichtung von Wanderwegen, es fehlt aber noch immer die Vernetzung. Wie ist das Stadtmarketing organisatorisch aufgebaut? Es gibt im Stadtamt bereits einige Personen, die sich mit all diesen Dingen beschäftigen – die Tourismusstelle und die Kurverwaltung, welche den Fremdenverkehr betreuen, Personen in der allgemeinen Verwaltung, welche sich um die Gemeindezeitung und diverse Aussendungen kümmern, und jene Personen in meinem direkten Umfeld, welche Projektaussendungen machen und Briefe schreiben. Diese Struktur ist also sehr verteilt und nun muss man sich um die Vereinheitlichung, selbst bei so einfachen Dingen wie einheitlichen Briefköpfen oder einem einheitlichen Layout, kümmern. Es gibt mehrere Methoden, wie man diese Zusammenführung erreichen könnte. Man könnte sich wieder jemand neuen holen, der die Aufgabe aller vorher genannten Abteilungen übernimmt, oder man versucht die drei Abteilungen zu vernetzen. Nun war es also so, dass man einen Vöslauer Marketingfachmann (Anm. d. I.: Herrn Lutz Nowotny) zugezogen hat, der ein Konzept als eine Art Starthilfe erstellt hat, wie man hierbei beginnen könnte. Dieses Konzept teilt sich nun in mehrere Phasen bzw. Kreise. Das eine ist die Marketingleitstelle, die befindet sich hier im Haus rund um den Bürgermeister. Diese hat die Aufgabe Dinge so vorzubereiten, dass sie z.B. bei baulich notwendigen Maßnahmen sofort im Bauausschuss behandelt werden können, und die Vernetzung voranzutreiben. Daneben gehören gerade neue Projekte diskutiert und in einem kleinen Kreis besprochen. Dazu dient der Marketingbeirat, der sich aus dem Tourismusstadtrat, dem Wirtschaftsstadtrat, dem Bürgermeister, den vorher genannten Verantwortlichen sowie aus je einem Mitglied jeder Bad Vöslauer Gemeinderatsfraktion zusammensetzt. Dadurch lassen sich auch Dinge leichter für den Gemeinderat vorbereiten. Die eigentlichen Beschlüsse bei Umsetzung, Realisierung und Finanzierung gehen dann je nach Zuständigkeit durch den Stadt- oder Gemeinderat und die jeweiligen Ausschüsse. Es wird zusätzlich aber immer auch versucht, die Leute einzubinden, z.B. durch Wettbewerbe und Mitmachaktionen, um die Bevölkerung und die Unternehmen hinter sich zu haben. Denn auch dem besten Marketingexperten würde das beste Konzept nichts nützen, ohne die Unterstützung der Kaffeehäuser und der Wirtshäuser. FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 43 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) Wie werden die Unternehmen dann konkret beteiligt an der Umsetzung des neuen Bildes von Bad Vöslau? Manche wird man sicher nur durch die verschiedenen Fördermöglichkeiten z.B. seitens des Landes oder durch unsere neue Stadterneuerungsaktion zur Teilnahme bewegen können. Neben der Schiene „Geld“ kann man sie aber auch durch verschiedene Aktionen, bei denen man diese Leute zu sich holt, überzeugen. Vorige Woche habe ich beispielsweise alle Gärtner eingeladen, um mit ihnen einen Blumenschmuckwettbewerb vorzubereiten. Neben den konkreten Vorbereitungen, wie der Besetzung einer Jury, sind hier auch einige Ideen entstanden (z.B. Rabattaktionen ab einem bestimmten Blumeneinkaufswert), um die Bevölkerung zum Mitmachen zu bewegen. Etwas Ähnliches ist der „Wirtestammtisch“, bei dem die Frau Haarhofer den Wirten verschiedene Projekte vorstellt. Über die Landesaktion „Forum Gesunde Gemeinde“ wird durch die Stadträtin für Gesundheit ein jährlicher Gesundheitstag organisiert oder der Kontakt mit dieser Schar an ortsansässigen Ärzten und Therapeuten erfolgt über eine Einladung zu einer Führung durch das neue Kurzentrum. Auf diese Weise kommt man mit den unterschiedlichsten Gruppierungen in Kontakt und kann so mit ihnen zusammenarbeiten. Wie wird dieses neue Bild von Bad Vöslau nach außen vermittelt? Es gibt hier mehrere Ebenen. Zum einen sollen die Kurgäste, die sich direkt im Ort befinden, dieses neue Bild spüren und Bad Vöslau auch als Kurstadt außerhalb des eigentlichen Kurzentrums wahrnehmen. Wenn es ihnen gefällt, nehmen hoffentlich einige, die aus Wien oder der näheren Umgebung sind, auch später Bad Vöslau als mögliches Wochenendausflugziel wahr. In zweiter Linie sollen dann auch gleichzeitig die Besucher der Kurgäste angesprochen werden. Die Umsetzung dieser Wahrnehmung von Bad Vöslau als Kurstadt erfordert dann viele kleinere und größere Maßnahmen. Die drei Elemente Wasser – Wein – Wald müssen im Stadtbild sichtbar gemacht werden, z.B. durch einen Brunnen, der das Vöslauer Wasser symbolisiert und so die Assoziationen hervorruft, oder durch Symbole wie die Vöslauer Nymphe. Wie gut stehen nun die Chancen sich hier als herausragender Kurort in Bad Vöslau zu positionieren und zu vermarkten? Es gibt hier noch Baden, das beim Gesundheits- und Kurtourismus sicher im Vordergrund steht, in den anderen Gemeinden der Region gibt es aber kaum Hotels und Übernachtungsmöglichkeiten. Vöslau steht hier aber nicht in Konkurrenz zu Baden, sondern will sich an Baden orientieren und damit zusammenarbeiten. Wir bewerben in unseren Broschüren die Nähe zu Wien genauso wie die Nähe zu Baden, die Nähe zum Semmering oder die Nähe zum Neusiedlersee. Die Positionierung als Betriebs- oder Wohnstandort ist in der Südregion schließlich nichts Besonders, aber wir haben zusätzlich dazu eben den Vorteil des Waldes, also der Naherholung, und des Weines, die ein Image FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 44 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) und ein Lebensgefühl vermitteln können. Dadurch sind wir dann auch authentisch als Erholungsort. In welchen regionalen Tourismusund Marketingzusammenschlüssen ist Bad Vöslau Mitglied? Das sind vor allem die Fremdenverkehrsorganisationen. Zum einen gibt es die „Weinstraße Thermenregion“ mit Sitz in Bad Vöslau, die eine unabhängige sachbezogene Zusammenarbeit darstellt, und zwei verschiedene Fremdenverkehrsorganisationen. Die überregionale „Wienerwald“ Organisation, wo ich auch Mitglied des Marketingbeirates bin, und eine regionale, bei der Baden den Vorsitz innehat und Vöslau Stellvertreter ist und die Gemeinden bis nach Alland umfasst. Neben diesen Organisationen zur Zusammenarbeit gibt es auch noch die „Cluster“ des Landes Niederösterreich, wo wir uns dem „Wellbeing – Cluster“ anschließen möchten. Der betrifft zwar hauptsächlich Betriebe, aber man kann sich hier auch als Gemeinde einbringen und kann hier dann verschiedene Vorteile nützen. So befindet man sich dann in den Broschüren des Landes Niederösterreich, kommt leichter an Fördermöglichkeiten und wird bei (inter-) nationalen Präsentationen des Landes automatisch bei der jeweiligen Vorstellung des „Wellbeing – Clusters“ mitpräsentiert. Somit bekommt man die Chance sich noch weiter nach außen zu präsentieren, was sonst nur unter Einsatz großer eigener finanzieller Mittel möglich wäre. Ein weiterer Pluspunkt für die Präsentation nach außen ist dann auch das Kurzentrum Bad Vöslau selbst, da die Betreiber sehr viel Geld in Werbung investieren und somit auch automatisch Bad Vöslau mitverkaufen. Außerdem ist die Gemeinde Mitglied im Kurort- und Heilbäderverband, der eher auf einer fachlichen Ebene mit Tagungen und ähnlichem arbeitet, im Gegensatz zur Marketingorientierung der Tourismusverbände. Wo liegen nun die Schwerpunkte der kommunalen Entwicklung, die sich aus dem kommunalen Entwicklungskonzept ableiten lassen? Schwerpunkt ist sicherlich das bereits ausführlich behandelte Thema Tourismus, dann darf auch die betriebliche Entwicklung der Gemeinde nicht vergessen werden, ebenso das Thema des Verkehrs, von dem viel in Bad Vöslau abhängt. Auf der anderen Seite wollen wir als Gemeinde nicht zu groß werden und streben kein sprunghaftes, sondern ein gemächliches Wachstum an; es werden sicher keine großen Gebiete frei für die Bebauung gemacht werden. Beim Thema Wohnen mit allen damit verbundenen Bereichen wie der sozialen Infrastruktur wollen wir weiterhin diesen Level aufrechterhalten, das ist uns sehr wichtig. Trotzdem wird hier sicher nicht bei weitem so viel Energie und Zeit wie bei den anderen drei Themen eingesetzt werden müssen. FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 45 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) Es wird oft von einem Druck durch neue, zukünftige Anforderungen für die Gemeinden gesprochen. Welchen neuen Herausforderungen muss sich Bad Vöslau stellen? Die größte Herausforderung ist sicher, dass die finanzielle Seite immer schwieriger wird, ganz egal in welchen Bereichen. Auch bei jeder geplanten Umsetzung von Maßnahmen des Entwicklungskonzeptes muss finanziell genauer überprüft werden, für was und wie man das Geld verwendet. Weiters ist der Standortkampf zwischen den Gemeinden, was die betriebliche Entwicklung oder die Siedlungsentwicklung betrifft, stärker geworden gerade, wenn es sich um Gemeinden mit einer besonderen infrastrukturellen Lagegunst handelt. Kann es nicht für produzierende Betriebe zu Problemen kommen, wenn sich Bad Vöslau so intensiv um die Neupositionierung als Kurstadt bemüht? In Bad Vöslau haben wir hier das Glück, dass sich durch die Südbahn und die Südautobahn solche Probleme leichter geographisch lösen lassen. Die Forcierung der betrieblichen Entwicklung findet also im Gebiet östlich davon statt, wodurch auch die Positionierung als Kurstadt leichter möglich ist. Zudem hat mein Vorgänger bereits Aussiedelungen von größeren Betrieben, z.B. der Druckerei Grasl, in dieses Gebiet vorgenommen. Das größere Problem für die Entwicklung zur Kurstadt sind also nicht die Betriebe sondern der Verkehr. Wenn also der eigene Autobahnanschluss kommt, verringert sich der Verkehr im Zentrum und ermöglicht gleichzeitig den Betrieben im Betriebsgebiet einen noch besseren hochrangigen Anschluss. Gibt es eigentlich Überlegungen oder Ideen Betriebe, die zum Kurund Wellnessbereich (z.B. als Zulieferer) passen würden, nach Bad Vöslau zu holen? Da wird man sich wohl nur mit dem Bereich der Ärzte und Therapeuten sowie eventuell bestimmten Gesundheitsgeschäften – z.B. Bandagisten – beschäftigen können, also mehr in Richtung Dienstleistungen. Betriebe aus diesem Bereich nach Bad Vöslau zu holen ist schwierig. Jedem der einen Themenbetriebspark entwickeln will, wünsche ich viel Glück, da dies nur sehr, sehr schwer funktioniert. Man kann sich kaum die Betriebe aussuchen und bewusst ein Betriebsgebiet einfach unter ein Motto stellen, ist wohl ein Luxus, den sich kaum eine Gemeinde leisten kann. Dies hat seinen Grund vor allem im oben angeführten Standortwettbewerb der Gemeinden gerade entlang hochrangiger Verkehrsverbindungen. Funktionieren kann so etwas nur, wenn man in guten Lagen bereits einige passende Betriebe im Betriebsgebiet hat und dann tatsächlich nach selbst gewählten Kriterien auswählen kann. In Ansätzen ist so etwas in unserem Betriebsgebiet mit dem Biomasseheizkraftwerk und der Kläranlage möglich, welches man unter einem „grünen“ Gedanken sehen kann. FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 46 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) II. DI Andreas Hacker – Stadt-Umland Management Das Interview fand am 15.11.06 in der BH Baden statt und ist gekürzt: Grenzen Sie bitte die Region um Bad Vöslau ab und ordnen Sie Bad Vöslau darin ein! Die Stadtumlandregion südlich von Wien ist schwer abzugrenzen, die Südbahngemeinden wie Bad Vöslau sind aber auf jeden Fall auch für das Stadtumlandmanagement von besonderem Interesse. Allgemein wird meist davon gesprochen, dass zum sogenannten „Speckgürtel“ auch die Südbahngemeinden bis Leobersdorf zu zählen sind. Kann man hier von einer eigenen regionalen Identität sprechen? Nein. Bei diesem Thema werden die Grenzen eines Regionalmanagements aufgezeigt. Man kann von einer Art politischen Ökonomie sprechen, bei der ein Bürgermeister immer vor allem darauf achten muss, sich zuallererst um seine Bürger, seine Wähler zu kümmern. Trotzdem gibt es ja auch Formen der regionalen Zusammenarbeit. In welchen Bereichen findet diese statt? Im Bereich der technischen Infrastruktur, z.B. bei den Abfallverbänden. Beim GVA Baden beispielsweise wurde diese Form der Zusammenarbeit sogar weiterentwickelt, indem der hiesige Abfallverband auch die Kommunalsteuern von ungefähr zwei Dritteln der beteiligten Gemeinden einhebt und die Gebührenverschreibung durchführt. Der Sitz dieses Verbandes befindet sich ganz bewusst in Mitterndorf – einer eher strukturschwächeren Gemeinde – und nicht in Baden selbst als eine Art regionaler Ausgleich. Auch in anderen Bereichen kommt es oft zur regionalen Zusammenarbeit, hier handelt es sich aber meistens um eher „weiche“ Maßnahmen. Beste Beispiele dafür sind die Einrichtung regionaler Radwegenetze oder Tourismuskooperationen wie die „Weinstraße“, wo auch jeder Teilnehmer davon profitieren kann. Probleme gibt es im Bereich der wirtschaftlichen Kooperation, wo meist dann die Eigeninteressen der Gemeinde im Vordergrund stehen. Ein Projekt in Kottingbrunn hätte vor einigen Jahren auf einem ehemaligen Semperitgelände versucht, in diesem Bereich eine gemeindeübergreifende Kooperation in Form eines gemeinsamen Ankaufs und einer gemeinsamen Vermarktung zustande zu bringen. Trotz der bereits weit fortgeschrittenen politischen Willensbildung wurde das Projekt dann doch durch die Gemeinde Kottingbrunn selbst in Zusammenarbeit mit der Betriebsansiedelungsgesellschaft ecoplus des Landes Niederösterreich durchgeführt. Diese Probleme liegen aber nicht nur an einem etwaigen Unwillen der Gemeinden zusammenzuarbeiten, sondern auch an der Stärke der Gemeinden in einer Region, in der die Nachfrage nach Betriebsgebieten immer sehr hoch ist im Vergleich zu peripheren Regionen. FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 47 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) F: Welche Tourismuszusammenschlüsse gibt es in der Region und wie wichtig sind diese für die Vermarktung der Region? Am Beginn der Tourismuszusammenarbeit stand der Verband „Thermenregion“. Mittlerweile hat sich auch die Wienerwald Tourismus GmbH gegründet, die versuchen soll die Stärken der Region herauszuheben, da die Kunden mit der Vermarktung jedes noch so kleinen Angebotes in einem Ort überfordert werden. Die Gesellschafter dieser GmbH sind Beherbergungsbetriebe, Tourismusverbände wie die Thermenregion, das Land und Gemeinden. Ziel ist hier die Etablierung eines professionellen Marketings. Die Struktur sieht so aus, dass hier Baden bei den Gemeinden der große Nettozahler ist, da die Stadt auch die meisten Nächtigungen aufweist; der Sitz der GmbH ist in Purkersdorf. Baden, insbesondere die Kurdirektion, ist auch eines der besten Beispiele in der Region, wie man schlagkräftiges Tourismusmanagement betreibt. Sie ist sicher ein Vorbild und eine Anlaufstelle für derartige Fragen und gibt auch immer wieder gute Beispiele wie das regionale Weinfestival. Wenn die Stadt Baden hier nicht ein derartig großes Know-how hätte, würde in der Region auch viel weniger geschehen, da es heutzutage richtiger Marketingprofis bedarf – alles andere ist im Bereich des Tourismus nicht mehr zeitgemäß. Aber auch die Frau Haarhofer in Bad Vöslau, die die „Weinstraße Thermenregion“ betreut ist hier eine sehr engagierte Persönlichkeit. Beteiligt sich das Regionalmanagement hier auch im Bereich der Tourismuszusammenarbeit? Das Regionalmanagement beteiligt sich und hilft vor allem an der Projektentwicklung, was der aktuellen Rollenverteilung am besten entspricht. Der Tourismus hingegen beschäftigt sich dann mit dem Marketing der Projekte. Regionale Verbände wie z.B. die „Weinstraße Thermenregion“ oder die Kleinregion Triestingtal führen Projekte durch und holen sich dann die jeweiligen Profis aus den Tourismusverbänden für die passende Vermarktung. Diese Vernetzung wird auch weiterhin so beibehalten werden. Es sitzen aber auch Mitglieder aus den Regionalmanagements in den Aufsichtsräten der oben genannten GmbHs, so z.B. eine Person aus dem Regionalmanagement Niederösterreich-Mitte in der Wienerwald Tourismus GmbH, und erzeugen so auch eine organisatorische Vernetzung. Wie beurteilen Sie die Neupositionierung Bad Vöslaus als Kurstadt bezogen auf das regionale Tourismusangebot? Ich halte das für eine absolut sinnvolle Ergänzung, auch in Baden wird das so gesehen. Die Badener haben sich bereits vor Jahren eine Reaktivierung Bad Vöslaus gewünscht, weil das Angebot Vöslaus komplementär mit jenem von Baden ist. Dieses Kurprogramm stellt keine Konkurrenz da, weil das etwas kältere Vöslauer Heilwasser für andere Anwendung geeignet ist als das Badener – somit kann man regional ein besseres Angebot bieten. FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 48 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) Dies würde auch die Chance bieten, den Begriff „Thermenregion“, der mittlerweile im Bewusstsein der Österreicher eher mit der Region um Loipersdorf in der Steiermark verbunden wird, als mit der Region südlich von Wien, wieder mit Leben zu füllen. In Vöslau selbst ist es wahrscheinlich ein wenig schwierig, da die Neupositionierung – wie ich aus der regionalen Presse erfahren habe – erst wieder in die Köpfe der Bewohner selbst muss. Diese Entwicklung wird nicht von alleine passieren können, sondern es wird auch eine Umfeldentwicklung notwendig sein. FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 49 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) III. Tourismusstadtrat Gerhard Sevcik Das Interview fand am 17.11.06 in der Bad Vöslau statt und ist gekürzt: In welchen regionalen Tourismusund Marketingzusammenschlüssen ist Bad Vöslau Mitglied? Wir sind Mitglied in der Wienerwald Tourismus GmbH, die eine wichtige Werbeschiene für uns ist. Weiters sind wir Mitglied des Kurorte- und Heilbäderverbandes, in dem sämtliche Thermen, Kurzentren und Gemeinden miteingebunden sind. Hier kann sich Bad Vöslau bei einer einmal jährlich stattfindenden Tagung über diverse Vergleichszahlen (z.B. Nächtigungen) austauschen. Daneben sind wir auch Mitglied in der Weinstraße Thermenregion und noch vieles mehr. Welche regionale touristische Bedeutung hat Bad Vöslau? Bad Vöslau ist meines Erachtens ein Kurort mit Zukunft, alleine schon wegen der Wiennähe. Aus einer Gästebefragung wissen wir einige wichtige Gründe, weshalb sie zu uns kommen. Einerseits sind das eben die Nähe zu Wien, das Land rund um Wien, das Wohnen im Grünen, andererseits die Stadt zu besichtigen und die Kultur zu genießen. Der Standort hat eben den Vorteil, dass man schnell an wichtigen Punkten, wie dem Semmering, dem Schneeberg, der Rax oder dem Neusiedlersee sein kann. Ist Bad Vöslau als Kurort eine Konkurrenz zu Baden? Nein. Bad Vöslau hat auf jeden Fall ein komplementäres Angebot zu Baden und das kann nur gut sein für die gesamte Region und kann beiden Seiten nur nützen. Welchen Einfluss hat die Neupositionierung Bad Vöslaus als Kurstadt auf die touristische Entwicklung? Früher hatten wir in Bad Vöslau circa 400 Gästebetten, heute sind es nach dem Bau des Kurzentrums mit seinen 420 neuen Betten 789; ein paar sind also auch so weggekommen. Die Nächtigungszahl betrug 2005 etwas über 25000, heuer waren es im August bereits 52000 und bis zum Ende des Jahres erwarten wir uns circa 80000 Nächtigungen – das langfristige Ziel sind 100000 Nächtigungen. An diesen Zahlen alleine sieht man also schon, wie wichtig das Kurzentrum für Bad Vöslau und den Tourismus ist. Wie kann man nun den Bürgern diese Neupositionierung näher bringen und sich ihre Unterstützung dabei sichern? Hier hilft uns der ortsansässige Marketingexperte Lutz Nowotny unentgeltlich und hat auch bereits ein Konzept erstellt. Außerdem wollen wir die drei Marken Wein, Wald und Wasser mehr herausheben. 2007 soll z.B. ein Stadterneuerungsprojekt durchgeführt werden, bei dem der Tourismus auch ein Thema in den Arbeitskreisen, in denen auch die Bürger mitarbeiten, sein wird. Die Bürgerinformation ist uns sehr wichtig und wir wollen sie bei dem einen oder anderen Projekt auffordern mitzumachen. FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 50 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) Wie kann man nun Unternehmer dazu bringen, sich dabei anzuschließen? Im Rahmen dieser Stadterneuerung haben Unternehmen aber auch Privatleute die Chance, Unterstützung vom Land in Form von Subventionen bei der Fassadensanierung zu erhalten. Auch dieses Cafe in der Seniorenresidenz wurde Anfang dieses Jahres bewusst erneuert, im Hinblick auf die zu erwartenden Gäste im Rahmen der Kurzentrumseröffnung. Das Cafe Post im Zentrum, das vorher immer am Sonntag geschlossen war, hat ebenfalls aus diesem Grund seine Öffnungszeiten auf Sonntag ausgedehnt. Es gibt eine gewisse Aufbruchsstimmung und es hat sich auch ein neuer Verein gegründet – VÖWI (Vöslauer Wirtschaft) – dessen Mitglieder es sich zum Ziel gemacht haben, ihre Produkte gewissermaßen zu bündeln und gemeinsam zu vermarkten. Einzig das Thema der einheitlichen Öffnungszeiten wird sehr schwierig umzusetzen sein, aber wir wollen dahin, da der Kurgast sich das auch erwartet. Könnte es aber nicht Probleme mit produzierenden Betrieben geben, die nicht zum Kurstadtimage passen? Im Zentrumsbereich überwiegt der Handel der damit keine großen Probleme haben wird und die größeren Betriebe befinden sich ja in den Betriebsgebieten Nord und Ost. Wie wird nun das neue Bild von Bad Vöslau nach außen kommuniziert? Hier hilft uns die Mitgliedschaft in den verschiedenen Verbänden, wir besuchen aber auch verschiedene Messen, z.B. in Hamburg oder Salzburg. Das ist nichts Neues, das gibt es schon lange, aber nun versuchen wir das Ganze zu bündeln und auf die Position abzustimmen. Dann gibt es noch das Stadtfest oder die Trauben-Most-Tage, die über die Grenzen hinaus bekannt sind und beworben werden. Welches sind nun die Hauptzielgruppen des Tourismus? Die Hauptzielgruppe ist sicher 50+, weil diese Leute auch durch das neue Kurzentrum angesprochen werden und dieses Angebot auf sie besser abgestimmt ist; das Kurzentrum ist nun einmal keine Therme mit Funbereichen. Natürlich wollen wir auch auf Ehepaare mit Kindern nicht vergessen und versuchen diese beispielsweise über Pauschalangebote anzusprechen. FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 51 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) IV. Kurdirektorin Maria Haarhofer Das Interview fand am 21.11.06 in der Bad Vöslau statt und ist gekürzt: In welchen regionalen Tourismusund Marketingzusammenschlüssen ist Bad Vöslau Mitglied? Wie wichtig sind diese für die Vermarktung? Wir sind in einigen Zusammenschlüssen Mitglied, die wichtigsten sind aber sicherlich der Wienerwalddachverband, die Weinstraße Thermenregion und der Kur- und Heilbäderverband. Wichtig sind sie alle durch die gesicherten Messeauftritte im Inland und Ausland und der Teilnahme an der Niederösterreichwerbung bzw. der Österreichwerbung. Welche regionale touristische Bedeutung hat Bad Vöslau? Gibt es ein Konkurrenzverhältnis zu Baden? Wenn man die Bettenanzahl vergleicht, so wird man einen großen Unterschied zwischen Baden und Bad Vöslau erkennen können. Baden hat circa 4000 Gästebetten, wir seit dem Ausbau des Kurzentrums circa 800. Trotzdem gibt es hier keine Konkurrenz sondern unser neues Kurzentrum ist im Gegenteil eine gesunde Ergänzung für die gesamte Region. Durch den Unterschied zwischen dem Badener und dem Vöslauer Thermalwasser gibt es auch hier keine Konkurrenz sondern ein komplementäres Angebot. Welchen Einfluss hat die stärkere Betonung des Kurtourismus auf die Tourismusentwicklung? Das neue Kurzentrum ist wohl der beste Werbeträger für die Stadt – die Eröffnung war in allen Medien sogar bis nach Deutschland ein Thema. Damit einher ging auch eine unglaubliche Steigerung der Gästezahl. Auch für Bad Vöslau selbst ist die Eröffnung eine positive Entwicklung. Das Grundstück des Kurzentrums, da sich ja in zentraler Lage befindet, ist früher nur brach gelegen; bei den Unternehmern gibt es neue Entwicklungen für ein besseres Angebot. Inwieweit beteiligen sich die Unternehmen an der Neuorientierung als Kurstadt? In den Köpfen der Wirtschaftstreibenden ist leider noch nicht so klar verankert, dass sich nun mehr Gäste in Bad Vöslau befinden und sie davon profitieren können. Deshalb ist ein sensibler Umgang mit dem Kurgast notwendig und man muss Rücksicht auf seine Bedürfnisse nehmen. Im Zentrum profitieren die Händler auch schon davon, aber es gibt leider noch immer viele Leerstände, weshalb man sich klare Gedanken machen muss, welche Art von Ergänzungen man zum bisherigen Angebot haben will. Hier kommen natürlich allgemeine Probleme, wie der Druck auf die Zentrumslagen durch umliegende Einkaufszentren hinzu und machen diese Überlegungen nicht gerade einfacher. Auf der anderen Seite ist aber die Wirtschaft nicht wirklich zu einer Vereinheitlichung der Ladenöffnungszeiten bereit und will nicht auf den geschlossenen Donnerstagnachmittag und Samstagnachmittag verzichten. FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 52 266.107 – Kommunale Standortplanung im regionalen Kontext (Beitrag zu Projekt 2) Während des kommenden Weihnachtsmarktes wird es den Versuch geben, die Händler zu überreden, auch am Samstag länger offen zu halten – vielleicht wird es für sie dann attraktiver. Die Öffnung am Sonntag oder sehr lange Öffnungszeiten unter der Woche wären übrigens kein Problem, da Bad Vöslau ja Kurstadt ist. Dies ist aber kein Thema in der Gemeinde oder unter den Wirtschaftstreibenden. Wie kann man den eigenen Bürgern dieses Bild der Kurstadt näher bringen? Durch die neue Marketinginitiative „Wir sind Kurstadt“ versuchen wir das über die Stadtzeitung und das Internet zu erreichen. Außerdem soll den Bad Vöslauern das reichhaltige Angebot der Stadt (z.B. Waldlehrpfad, Historischer Stadtspaziergang) so näher gebracht werden, dass sie es auch selbst nutzen. Man muss aber realistisch sein und klar sagen, dass eine derartige Identifikation kein Projekt ist, das sich von heute auf morgen umsetzen lässt. Welche Zielgruppen will man ansprechen? Neben den klassischen Kurtouristen versuchen wir auch auf die Wünsche jener Zielgruppen aus dem Wienereinzugsbereich eingehen, die sich klassische „3-Tages-Angebote“ wünschen. Die Öffnung des Kurzentrums selbst ist nicht vorgesehen, auch nicht für die Vöslauer Bevölkerung. Es sind aber ambulante Behandlungen auf Krankenschein möglich. Wo sind die Grenzen des Marketings? Wir sind überzeugt davon, dass der deutsche Urlauber, dessen Besuche in Österreich in den letzten Jahren sehr nachgelassen haben, wieder mehr beworben werden muss in der Österreichwerbung. Bad Vöslau nimmt hier auch an Messen in Hamburg, München und Stuttgart teil, um sich präsentieren zu können. Auch Westösterreich ist für uns sehr interessant, hier sind wir in Linz und Salzburg auf den dortigen Messen vertreten. Die östlichen Nachbarländer sind zurzeit noch nicht so interessant für uns, da hier auch das notwendige Geld für den Kurtourismus noch nicht vorhanden ist. FRISCH – HOFSTÄTTER – HUNDSTORFER – POIMER – PFARRHOFER ELEND – EL SANADIDY – HORNYIK – LEDZINSKI – STROMER 53