Praktikum an der österreichischen Botschaft in Washington, D.C. Monika Blattnig ABWL, 2. Abschnitt 14. April 2004 [email protected] 1. Einleitung Der Studienplan der ABWL sieht im zweiten Abschnitt ein Praktikum vor, welches ich im Wintersemester 2003/04 an der Österreichischen Botschaft in Washington, DC absolvieren durfte. Dieses Praktikum wurde von der Abteilung für Öffentliche BWL einer meiner betriebswirtschaftlichen Schwerpunkte – betreut und gab mir die Möglichkeit die Institution Botschaft hautnah für mehr als drei Monate kennen zu lernen und mich zugleich auf das Abenteuer USA einzulassen. 2. Washington, DC Washington, DC, als Hauptstadt der USA bietet eine Menge Möglichkeiten, ist jedoch mit anderen Großstädten wie NYC oder San Francisco nicht zu vergleichen. Während beispielsweise in NYC „Business“ gemacht wird, richtet sich der Focus in DC auf die Politik, genau gesagt wird hier Weltpolitik gemacht. Washington beinhaltet beeindruckende und nach den Anschlägen vom 11. September 2001 mit strengen Sicherheitsvorkehrungen behaftete Regierungsgebäude (US Capitol) und auch in kultureller Hinsicht ein vielfältiges Angebot. Es reihen sich um „die Mall“ eine Vielzahl von Museen, das Weiße Haus, das Washington Monument und der aus dem Film „Forrest Gump“ bekannte Reflecting – Pool, sowie viele andere Denkmäler. Der Eintritt zu all diesen Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt ist kostenlos, das Leben in der Stadt sowie im angrenzenden Maryland und auch in Teilen Virginias jedoch sehr teuer. Auch die Wohnungssuche kann sich unter Umständen als schwierig erweisen. Man sollte zumindest 500 USD pro Monat veranschlagen, wenn man sich in einer sicheren und zentral gelegenen Lage niederlassen möchte. Der Großraum Washington (mit Teilen von Maryland und Virginia) wird recht gut durch ein umfassendes U - Bahn System abgedeckt, die Situation anderer öffentlicher Verkehrsmittel ist jedoch bedeutend schlechter. Ein Auto erleichtert die 1 Bewältigung von meist großen Distanzen erheblich. DC bietet jedoch einen sehr guten Ausgangspunkt für weitere Ausflüge; so kann man in ca. 4 Stunden um ca. 30 USD mit dem Bus nach NYC fahren. Aber auch die Nähe zum Atlantik, zu dem man in ca. 2 Stunden gelangt, und der auf dem Weg liegende Besuch von Shopping - Malls, in denen im Bundesstaat Delaware mehrwertssteuerfrei eingekauft werden kann, ist erwähnenswert. Meine Erfahrungen im Umgang mit amerikanischen Bürgern sind durchwegs positiv, wenngleich auch gravierende Differenzen zu Österreichern feststellbar sind. Einerseits sind die amerikanischen Umgangsformen sehr höflich, freundlich und zuvorkommend – es gibt beispielsweise kaum Gedränge, andererseits habe ich einen sehr ausgeprägten und kompromisslosen Patriotismus zu spüren bekommen. Auch im „everyday – life“ sind mir öfters kleinere und auch größere Unterschiede der Kulturen aufgefallen, allerdings muss man damit rechnen und sollte diese als aufregende menschliche Herausforderungen und Erfahrungen werten. 3. Die Organisation Österreich hat ca. 150 Vertretungsbehörden auf der ganzen Welt, die unter der Administration des Bundesministeriums für auswärtige Angelegenheiten (Benita Ferrero – Waldner) stehen. Die österreichische Botschaft in Washington, DC ist dabei - nach Brüssel - die zweitgrößte Vertretungsbehörde der Republik Österreich. Innerhalb der Botschaft in DC wird zwischen Beamten des Außenministeriums, des Bildungsministeriums, des Verteidigungsministeriums und der Wirtschaftskammer unterschieden, die alle im Botschaftsgebäude tätig sind. Der Großteil der Aufgaben wird jedoch von Mitarbeitern des Außenministeriums bewältigt. Diese sind in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Information, Kultur und Konsularfragen beschäftigt. Die Mitarbeiter des Bildungsministeriums legen den Fokus auf „Science and Technologie“. 2 Aufgabenbereiche der Botschaft Botschaftsintern kann grob zwischen drei Zuständigkeitsbereichen unterschieden werden. Zum einem wird Österreich im jeweiligen Gastland repräsentiert und es werden die zwischenstaatlichen Beziehungen gepflegt; dies erfolgt beispielsweise durch Veranstaltungen oder durch Treffen mit Politikern und Vertretern internationaler Organisationen. Der zweite Aufgabenbereich ist die Berichterstattung für das Außenamt und eventuell andere betroffene österreichischen Vertretungsbehörden über wichtige Geschehnisse in den USA in den Bereichen Politik und Wirtschaft. Die dritte Aufgabe umfasst den Konsularbereich. Dabei wird österreichischen Staatsbürgern in Notsituationen geholfen – z.B. bei Verhaftungen oder bei Verlust des Reisepasses – und auch der große Teilbereich „Visa“ für Nicht – Österreicher wird hier abgehandelt. 4. Praktikum Mein Praktikum an der Botschaft erfolgte in der politischen Abteilung und beinhaltete das Verfolgen von aktuellen politischen Geschehnissen und das Verfassen von Berichten, die an das Außenamt und an andere betroffene österreichische Vertretungen versendet wurden. Exemplarisch ein kleiner Auszug meines Tätigkeitsbereiches: Besuch von „Think – Tank Veranstaltungen“, die meist von NGO´s (Non Government Organizations) veranstaltet wurden, und bei denen Experten und Intellektuelle, die oftmals auch als politische Berater tätig waren, über politisch brisante Fragestellungen diskutierten. Dabei wurde das Hauptaugenmerk auf den Irak gelegt, aber auch andere sicherheitspolitische Themen wurden behandelt. Besuch von Senate – und House – Hearings, auf deren Grundlage dann Gesetzte entworfen oder verabschiedet wurden. 3 Mitarbeit im operativen Bereich wie z.B. Research – Arbeiten und die Mitarbeit bei der Organisation von Besuchen ( Politiker, Handelsdelegierte...) aus Österreich. 5. Zusammenfassung Das Praktikum, welches mir durch die Unterstützung der Auslandsabteilung der Universität Klagenfurt erheblich erleichtert wurde, bot mir die einmalige Möglichkeit, unbezahlbare Erfahrungen zu sammeln. Dabei beziehen sich diese Erfahrungen auf fachliche Aspekte vor dem Hintergrund meiner betriebswirtschaftlichen Ausbildung die durch die Mitarbeit an der österreichischen Botschaft ermöglicht wurden, auf die sozialen Erfahrungen durch die Interaktion mit Botschaftsmitarbeitern und Amerikanern und auf die persönlichkeitsbildende Erfahrung im Umgang mit der Kultur eines anderen Landes. Ein Auslandsaufenthalt bietet somit nicht nur Vorteile im Rahmen von beruflichen Zusatzqualifikationen sondern bringt einen der wohl wichtigsten „benefits“ - die persönlichen Horizonterweiterung - mit sich. 4