1 l DOSB l Sport bewegt DOSB I Presse Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) Nr. 31/ 29. Juli 2008 Nr. 31 l 29. Juli 2008 2 l DOSB l Sport bewegt Impressum: Verantwortlich für den Inhalt: Gerd Graus l Redaktion: Walter Mirwald (Leitung), Markus Böker, Michael Schirp, Stefan Volknant Deutscher Olympischer Sportbund l Otto-Fleck-Schneise 12 l D-60528 Frankfurt am Main l Tel. +49 (0) 69 / 6700228 l www.dosb.de E-Mail [email protected] Nr. 31 l 29. Juli 2008 3 l DOSB l Sport bewegt Inhaltsverzeichnis DOSB l Presse l Nr. 31 l 29. Juli 2008 Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) l KOMMENTAR l Olympia muß seine Zukunft beherrschen 5 l PRESSE AKTUELL l 440 deutsche Sportler fahren nach Peking 6 l Bundespräsident Köhler verabschiedet deutsche Olympia-Mannschaft 6 l Meilenstein für das Spiegelkabinett des DOSB 7 l Stichwort: 1. Olympischer Sportkongress / Acht Fragen an Eberhard Gienger 11 l Die tägliche Mathe-Frage zu olympischen Sportarten auf dosb.de 13 l Deutsche Telekom wird Partner des DOSB 14 l Entscheidung gegen „Rekordlinien“ und für den Sport 15 l Luftbrücke für das deutsche Team 16 l Frage der Woche auf www.dosb.de 17 l Grüne Spiele oder außer Atem? 18 l DOSB-Kooperation zu „Sport und Krebs“ mit der Deutschen Krebshilfe 19 l Hilfe für Straßenkinder in Kabul 20 l „4. Ballspiel-Symposium“ in Karlsruhe 20 l HINTERGRUND UND DOKUMENTATION l Organisation des Sports keine Aufgabe der Politik 21 l Olympia und der gute Mensch von Sezuan 22 l Wie gehen wir mit Siegern um? 24 l Veränderungen gehören zum Wettkampfprogramm 27 Nr. 31 l 29. Juli 2008 4 l DOSB l Sport bewegt l „Golf und Natur“ in Silber für vier Golfclubs 29 l Deutsche Sportpolitik vor 20 Jahren 30 l Konferenz von adh-Konzept für Universiade-Bewerbung beeindruckt 32 l Verbindung von Hochleistungs- und Breitensport 33 l Sturzprophylaxe: der DTB hat mit dem Aufbau einer Internetseite begonnen 33 l Allianz „Bewegung für Kinder“ in Städten und Gemeinden 34 l Marathon-Medizin-Symposium in Münster 35 l World Games 2009: Kaoshiung ist gut im Zeitplan 36 l Von der „Wettkampfangst“ bis zur „Laufarbeit“ 38 l Dieter Jöhnk ist Integrations-Beauftragter des LSV Schleswig-Holstein 39 l Engagement für Frieden in Israel 40 l 6. Konferenz Sport der Älteren „Sport treiben – vital bleiben" in Thüringen 40 l Zweikampfsportarten im Fokus 41 l Lemke übernimmt Schirmherrschaft für das BSJ-Projekt „Kids in die Clubs" 41 l BÜCHER l STELLENAUSSCHREIBUNGEN l AUSSCHREIBUNG Stipendium Nr. 31 l 29. Juli 2008 5 l DOSB l Sport bewegt l Kommentar l Olympia muß seine Zukunft beherrschen Das globale Mega-Event Olympische Spiele hat Zukunft. Die Interessenten ob für Sommer- oder Winterspiele stehen Schlange. Die nutznießenden Sponsoren bleiben dem Selbstläufer erhalten. Selbst Wirtschaftskrisen können aus heutiger Sicht dem Unternehmen unter den fünf Ringen wenig anhaben. Der Verlauf und das soziopolitische Umfeld der Spiele in Peking hingegen werden die Bedingungen zukünftiger Spiele entscheidend prägen. Die jeweils aktuellen Probleme der Sicherheit der Spiele beeinflussen tiefgreifend die Konzepte. Der materielle und personelle Aufwand steigt ins Immense, was die Organisatoren von London 2012 zu spüren bekommen. Der Lauf der olympischen Fackel durch die Welt hat Emotionen, Widerstände, Aggressionen ausgelöst und die Fragwürdigkeit eines überdehnten Ereignisses bis hin zum Aufflammen auf dem Gipfel des Mount Everest vor Augen gestellt. Das Friedenssymbol mußte wie ein gefährdeter Staatsgast beschützt werden. Diese bittere Erfahrung wird Konsequenzen haben: Der Lauf sollte, um zur ursprünglichen Idee zurückzufinden, nur noch durch das Veranstalterland führen und müßte vom IOC in Streckenführung und Gestaltung direkt gesteuert werden. Die Verträge mit den Organisatoren – auch das ist eine Konsequenz ohne Anklage – sollten strenger auf die eindeutige Verwirklichung olympischer Vorgaben, wie die Reduzierung der Umweltbelastungen, der Gedanken- und Pressefreiheit und anderer Menschenrechte, abgestimmt werden, um diese unverzichtbare Dimension der olympischen Prinzipien noch konsequenter zum Ausdruck zu bringen. Niemand kann die Zukunft vorhersehen, aber nicht alle politischen Gefahren lauern im Verborgenen. So ist es auch eine olympische Mission für Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, wenn er – bisher ohne sichtbaren Erfolg – versucht, den Schwelbrand in Abchasien zu ersticken. Bleibt die Nachbarregion des Olympiaortes 2014 Sotschi ein Zankapfel zwischen Rußland und Georgien, wird auch das olympische Klima getrübt. Selbst die gewieftesten IOCJuristen vermögen eine solche Lunte nicht auszutreten. Der olympische Friede auf Zeit ist und war eine Hoffnungsformel und bleibt vorhersehbaren und unerwarteten Machtspielen ausgesetzt. Sie machen vor dem olympischen Zauber nicht Halt. Diese Wahrheit darf niemand verdrängen. Dr. Hans Dieter-Krebs Nr. 31 l 29. Juli 2008 6 l DOSB l Sport bewegt l PRESSE AKTUELL l 440 deutsche Sportler fahren nach Peking l DOSB nominiert El-Masri, Schüttler und Engelhardt für Olympia (DOSB PRESSE) Am Mittwoch, 23. Juli 2008, hat die Präsidialkommission des Deutschen Olympischen Sportbundes den Schwimmer Rafed El-Masri, Tennisprofi Rainer Schüttler und Ringerin Alexandra Engelhardt für die Spiele der XXIX. Olympiade in Peking nominiert. Wer 2008 die deutsche Fahne ins Olympiastadion trägt, entscheidet der DOSB erst in Peking. Die deutsche Olympiamannschaft wächst damit auf 440 Sportler an. Alexandra Engelhardt (KSG Ludwigshafen) wird nominiert, weil Deutschland vom Ringerweltverband kurzfristig ein weiterer Quotenplatz in der Klasse bis 48kg zugeteilt wurde. El Masri konnte nominiert werden, da er rechtzeitig die Freigabe des syrischen Nationalen Olympischen Komitees erhalten hat. Diese war notwendig, damit das Internationale Olympische Komitee seine Zustimmung zum Olympiastart von El Masri erteilen kann. Rainer Schüttler wird unter der Voraussetzung nominiert, dass er bis zum olympischen Tennisturnier die internationalen Kriterien (höchstens Platz 56 auf der bereinigten Weltrangliste vom 09.06.2008) erfüllt. Die Entscheidung, welche Athletin oder welcher Athlet die Fahne der deutschen Olympia-mannschaft bei der Eröffnungsfeier am 8. August tragen wird, wird in Peking gefällt. Bisher hat der DOSB in diesem Zusammenhang noch nicht mit Sportlern Kontakt aufgenommen. l Kathrin Boron: „Auszeichnung und Ansporn zugleich“ l Bundespräsident Köhler verabschiedet deutsche Olympia-Mannschaft (DOSB PRESSE) Bundespräsident Horst Köhler hat die deutsche Olympiamannschaft für Peking mit einem Empfang im Schloß Bellevue am Samstag in Berlin verabschiedet. 51 Mitglieder der Teams für die Olympischen und Paralympischen Spiele, darunter die Olympiasiegerinnen Yvonne Bönisch (Judo), Kathrin Boron (Rudern), Anna Dogonadze (Trampolin) und Katrin WagnerAugustin (Kanu), nahmen bei strahlendem Sonnenschein an der Veranstaltung teil. Bundespräsident Köhler wünschte der deutschen Mannschaft faire olympische und paralympische Spiele mit guten menschlichen Begegnungen: „Ich drücke Ihnen die Daumen, die selbst gesteckten Ziele zu erreichen und wünsche Ihnen allen denkbaren Erfolg“, sagte Köhler. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Thomas Bach, verabschiedete die Sportler mit den Worten: „Wir wissen, dass unsere Athleten erfolgreich sein wollen mit fairen Mitteln und gute Botschafter unserer Gesellschaft, unseres Landes und unseres Sports sein werden. Ganz Deutschland steht hinter Ihnen – viel Glück und Erfolg!“ Für die Olympiateilnehmer sagte die mehrfache Ruder-Olympiasiegerin Kathrin Boron, die in Peking ihre fünften Spiele erlebt: „Diese Verabschiedung ist für uns Auszeichnung und Ansporn zugleich. Vor uns stehen harte Wochen mit harten Wettkämpfen. Ich bin sicher, dass das Team unseren Sport und unsere Werte würdig und von Fair Play geprägt vertreten wird.“ Nr. 31 l 29. Juli 2008 7 l DOSB l Sport bewegt l Meilenstein für das Spiegelkabinett des DOSB l 1. Deutscher Olympischer Sport-Kongress in Berlin (DOSB PRESSE) Der 1. Deutsche Olympische Sport-Kongress endete am Samstagmittag in Berlin mit dem Versprechen, dass der gelungenen Auftaktveranstaltung weitere folgen werden. „Der Kongress soll jährlich eine feste Größe werden“, sagte DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach vor rund 300 Kongress-Teilnehmern. Der Sport brauche solche Ereignisse, „um besser zu verstehen, wie er von außen betrachtet, gewichtet und hoffentlich auch geschätzt wird“. Zwei Tage lang hatten bei der Premiere in der hauptstädtischen Repräsentanz der Deutschen Telekom Politiker wie Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, der frühere Außenminister Klaus Kinkel sowie Wissenschaftler, Medienvertreter, Sponsoring-Spezialisten, Funktionäre wie DFB-Präsident Theo Zwanziger sowie frühere Athleten wie Rekord-Olympiasiegerin Birgit Fischer, Schwimmer Michael Groß oder Ruderin Meike Evers das Phänomen Sport als „Spiegel und Vorbild der Gesellschaft“ betrachtet. Insgesamt diskutierten zwei Dutzend Experten auf dem hochkarätig besetzten Podium. Friedhelm Julis Beucher, der frühere Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, würdigte den Kongress unmittelbar vor den Olympischen Sommerspielen in Peking vom 8. bis 24. August als einen „Meilenstein für den Sport“. „Diese Art der Veranstaltung ist richtig und wichtig, um die Grundlagen des Sports in ihrer gesamten Breite zu behandeln.“ So gesehen ist der Meilenstein nun für jedermann sichtbar platziert, und Bachs Hinweis auf weitere Kongresse kündigte die Kreation einer Art von Spiegelkabinett an, in dem sich der Dachverband wie der Sport insgesamt fortan im Jahresrhythmus werden betrachten können. Natürlich soll dies kein Kabinett nach dem Vorbild der Jahrmarktsbelustigung sein mit ihren konvexen und konkaven Zerrbildern fürs persönliche Amüsement. Dem Sport muss es um ein Spiegelkabinett der anderen Art zu tun sein. Um die realistische, sachlich-nüchterne, distanzierte und nachhaltige Reflexion seiner Vorzüge und Schwächen, um die saubere Analyse seiner Antriebskräfte und Hemmnisse, und zwar aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Für diese Drauf- und Einsichten ist kein Spiegel der Welt groß genug, dafür braucht es vieler solcher famosen Instrumente. Ein ganzes Arsenal ist vonnöten. Allein deshalb, weil der Sport mittlerweile in so viele Teilsysteme zerfällt und zergliedert ist, dass er im Grunde ein eigenes Universum mit den herrlichsten, faszinierendsten Erscheinungen des Lichts wie den tiefsten, abstoßenden Schattierungen verkörpert. l Externe Beobachter als große Ressource Vor diesem Hintergrund war die Debatte beim 1. Deutschen Olympischen Sport-Kongress mutwillig spektral angelegt, um den Sport in möglichst viele seiner Farbnuancen zu zerlegen und in ihnen sichtbar zu machen. Die Palette reichte von den gesellschaftlichen und materiellen Werten des Sports und das Thema Doping als Existenzfrage für den Sport über die Verantwortung der Medien bis hin zur Rolle des Sports für eine friedliche und bessere Welt. Als das besonders belebende Element hat sich die Einbindung autarker Betrachter, Beobachter, Kenner und Begleiter des Sports erwiesen. Bitte mehr von diesen Fachleuten mit ihren profunden (Er)Kenntnissen ins Rennen schicken, so könnte eine der wesentlichen Schlussfolgerungen Nr. 31 l 29. Juli 2008 8 l DOSB l Sport bewegt lauten. Von seinen persönlichen Erlebnissen als Außenstehender berichtete Innen- und Sportminister Schäuble sehr plastisch. Als sein Sohn in der F-Jugend kickte und vom Trainer zur „Schwalbe“ verleitet werden sollte („wenn euch im Strafraum jemand berührt, dann fallen lassen“), sei er sofort eingeschritten. „Wenn ich das noch einmal höre, sind entweder Sie weg oder mein Sohn. Wahrscheinlich eher sie!“, erinnerte Schäuble an sein Einschreiten nach der Devise wehret den Anfängen und wertete dies als probates Mittel auch Kampf gegen Doping. „Dieser Kongress war ein erster wichtiger Schritt, dem nun weitere folgen müssen“, erklärte der Sportsoziologe Professor Karl-Heinrich Bette und hob die Einbeziehung von externen Diskutanten ausdrücklich hervor. „Wir stehen nicht im Handlungszwang des organisierten Sports. Unser unabhängiger, unverstellter Blick ist eine Ressource, die wir einbringen können.“ Gern hätte man von Bette auf dem Podium etwas mehr gehört zur bislang öffentlich kaum wahr genommenen Antwort auf die Frage, woher der Hang zur Manipulation und zum Betrug mit Doping eigentlich ursächlich rührt. Die nüchterne Analyse der „Handlungsverstrickung“ des Sports inmitten von Massenmedien, die sich verkaufen müssen, Wirtschaftsunternehmen, die ihre Produkte vorzeigen wollen, und eines Publikums, das ständig unterhalten werden will, wäre sicher ein eigenes Kapitel wert. Erst recht gilt das für die Erörterung von Lösungsstrategien. Der Mann aus Darmstadt hat mit seinen Statements zumindest bewirken können, dass Zuhörer die Ohren spitzten und vielleicht die Verszeilen eines Songs von Reinhard Fendrichs fortan noch etwas bitterer belächeln. „Gibt´s a Massenschlägerei, er ist immer live dabei. Wei, mit seim Color-TV, sicht er alles ganz genau“, betätigt sich der österreichische Barde gegenüber dem geneigten Sportkonsumenten in künstlerisch-zynischer Weise als Spiegelvorhalter. „Weltcupabfahrtsläufe machen ihn a bisserl müd, weil, er is abgebrüht. Wenn erm dabei irgendwas erregt, dann nur, wenns einen ordentlich zerlegt. Ein Sturz bei 120 km/h entlockt ihm ein erfreutes ‚Hoppala´. Und liegt ein Körper regungslos im Schnee, schmeckt erst so richtig der Kaffee.“ l Olympische Spiele als kostbares Gut bewahren! Als besonders sinnreich wurde im Publikum empfunden, im unmittelbaren Vorfeld der Olympischen Spiele dieses weltweite Ereignis im Rahmen des Kongresses gesondert zu beleuchten. „Mir ist dabei allerdings das Thema Menschenrechte etwas zu kurz gekommen und die Verantwortung des Sports gegenüber all seinen Idealen“, merkte Marianne Heuwagen, die Direktorin des Deutschland-Büros der Organisation „Human Rights Watch“, kritisch an. „Der Sport hat darauf zu dringen, dass alle Verpflichtungen, die ein Ausrichter eingeht, auch eingehalten werden.“ Mit dieser Sicht korrespondierten Ausführungen des Berliner Sport-Philosophen Gunter Gebauer. In der offiziellen Diskussionsrunde erinnerte er daran, dass Olympia ein „großartiges Gut“ sei, das an die Gastgeber in China übertragen wurde. Ergo müsse das Internationale Olympische Komitee (IOC) peinlich genau darauf achten, dass dieses Gut und mithin die olympische Idee, um Beides weiter in die Zukunft tragen zu können, nicht beschädigt werden. „Denn ohne Olympische Spiele wäre die Welt ärmer. Das ist gar keine Frage“, sagte Gebauer. Während der Philosoph vor allem mahnte, das weltweit prominenteste Sportereignis in seinen ethischen Grundzügen zu bewahren und zu schützen, betonte Willi Lemke, der UN-Sonderberater für Sport, die Vorfreude auf die Tage in Peking und den Charakter der Veranstaltung als „Wert an Nr. 31 l 29. Juli 2008 9 l DOSB l Sport bewegt sich“. An einem Ort Athleten verschiedenster Nationalität, Hautfarbe, sozialer Herkunft, unterschiedlicher Rassen, Religionen und Weltanschauungen zum friedlichen sportlichen Wettstreit zu versammeln, darin bestehe die wunderbare „Kraft der Spiele“, unterstrich der frühere Manager des Fußball-Bundesligisten Werder Bremen und Bildungssenator der HanseStadt. „Doch dem Sport darf nicht zu viel abverlangt werden. Der Sport kann nicht all die Dinge erledigen, die andere nicht erledigen können. In erster Linie sind die Spiele für die Athletinnen und Athleten da. Das ist nicht die Fortsetzung der UN-Versammlung“, fügte er hinzu. l Olympia als magische Größe für Nowitzki und Co. Dafür erntete Lemke insbesondere von Seiten der Aktiven große Zustimmung. Ein Weltstar wie Basketballer Dirk Nowitzki und hoch bezahlte Berufssportler führten dieser Tage eindringlich vor Augen, welch magische Anziehungskraft nach wie vor von Olympia ausgeht. Zu Tränen gerührt, feierte Nowitzki mit seinen Mannschaftskollegen in Athen die Qualifikation für das olympische Turnier und erfüllte sich damit einen Lebenstraum. Der brasilianische Fußballprofi Diego ausgerechnet vom Lemke-Klub Werder Bremen riskiert für das Erlebnis Olympia sogar schmerzliche persönliche und arbeitsrechtliche Konsequenzen, indem er sich über das Teilnahmeverbot seines Arbeitgebers hinwegsetzte. „Es ist nicht schlecht, in dieser Form über den Sport zu sprechen und den Sport in den Vordergrund zu rücken. Das ist ein guter Zeitpunkt dafür“, lobte Meike Evers, die deutsche Athleten-Vertreterin bei der Internationalen Anti-Doping-Agentur (WADA), den Kongress generell sowie nach all den politischen Debatten mit Blick auf Peking zugleich die Fokussierung auf die olympischen Wettkämpfe als Kern der Spiele. Völkerverständigung werde bei dieser Gelegenheit „glaubhaft gelebt“, ergänzte Christian Breuer. „Wie Sportler menschlich miteinander umgehen, das ist unser Beitrag zu einer friedlichen Welt“, sagte der frühere Eisschnellläufer und heutige Sprecher des Beirats der Aktiven. Dies gelte, wie ebenfalls die sechsmalige Olympiasiegerin Birgit Fischer bestätigte, desgleichen für alle anderen internationalen Wettkämpfe. Es gebe Werte, Normen, Regeln und Ziele, die für alle Athleten überall gelten. „Insofern sind sich alle Sportler weltweit sehr ähnlich, ganz egal, aus welchem Land sie kommen“, sagte die beste Kanutin aller Zeiten. Überdies führe Olympia nicht nur in den Stadien und bei den Gastgebern die Menschen zusammen, sondern auch weit davon entfernt in der Heimat. Die friedlichen deutsch-türkischen Feste jüngst bei der Fußball-EM etwa illustrierten eindrucksvoll, über welches Fan-Potential der Sport verfügt. Fan-Meilen, auf denen hunderttausende von Menschen zwischen Garmisch und Usedom Live-Übertragungen von Olympischen Spielen auf riesigen Leinwänden verfolgen und sich bei jedem Medaillengewinn unbekannterweise um den Hals fallen, scheinen indes noch in weiter Ferne. „Der Kongress war eine gute Auftaktveranstaltung für die Olympischen Spiele. Die Olympiateilnehmer waren am Samstag physisch präsent und wurden von Bundespräsident Horst Köhler persönlich verabschiedet. Stunden wurde über olympische Inhalte und Werte bei einem Kongress reflektiert. Das ist eine ausgezeichnete Symbiose“, befand Dr. Christa Thiel als Sprecherin der olympischen Spitzenverbände. Die Delegation ihres Schwimm-Verbandes war schon am Freitag in Richtung Asien aufgebrochen, andere Teil-Teams warteten buchstäblich Nr. 31 l 29. Juli 2008 10 l DOSB l Sport bewegt bereits am Check-in-Schalter. Ein Umstand, der manchen Funktionär, Trainer oder Betreuer davon abgehalten hatte, so kurz vor dem Abflug noch Muse und Zeit für den Kongress zu finden. „Trotzdem war es gut und richtig, diesen Kongress jetzt durchzuführen. Das ist ein guter Weg, um dem deutschen Sport neue Impulse zu geben“, meinte Professor Arnd Pfützner, der Leiter des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaften (IAT) in Leipzig. „Die Idee, Leute aus verschiedensten Bereichen einmal auf diese Art und Weise zusammenzuführen, ist gut und zu begrüßen“, sagte der Heidelberger Experte für Doping-Prävention Dr. Gerhard Treutlein. „Ich bin dankbar, dass jetzt so eine Plattform hingestellt wurde. Bei allen Diskussionsrunden galt das gesprochene Wort. Jeder konnte seine Meinung offen äußern, das sorgt für Transparenz. Ich hoffe, dass das eine Dauereinrichtung wird“, bilanzierte Hanns Michael Hölz, der Vorsitzende des Kuratoriums der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA), und war froh, dass „hier mit uns geredet wurde und nicht wie so oft nur über uns“. Ähnlich äußerte sich Beucher mit Blick auf den Behindertensport. Dass auch ein Mann wie der zweifache Paralympics-Sieger Michael Teuber auf dem Podium hatte Platz finden dürfen, so der frühere Parlamentarier, sei großartig. l „Ich wusste bis gestern gar nicht, was der Sport alles ist“ Der Spagat zwischen Geld und Moral, Hochleistungsathleten und Hobbysportlern, „Fußgängern“ und Behindertensportlern, zwischen Olympischen Spielen und 12. Liga, Doping und vorbildlichem Ethos, zwischen Pay-TV und Lokalsportberichterstattung, so viel ist schon jetzt absehbar, wird bei den nächsten Auflagen des Kongresses nicht aufrecht zu erhalten sein. Anders als beim gelungenen Auftakt, der den Sport sozusagen gleich den Olympischen Spielen in all seinen verschiedenen Disziplinen und Facetten eine Bühne gab und zur Geltung bringen wollte, wird künftig nur wenigen Themen die ausschließliche Aufmerksamkeit gelten können. Eine Beschränkung sei ohnehin angeraten, legte der Kommunikationsberater Dr. Wolfgang Storz den Protagonisten des organisierten Sports in Deutschland nahe. Der ehemalige Chefredakteur der „Frankfurter Rundschau“ gab zu Bedenken, der Sport als Konglomerat vom Leistungssport bis zur Herzsportgruppe, als mediales Schwergewicht, als Teil der Wissenschaft, als nationale Größe mit über 27 Millionen DOSB-Mitgliedern, als Motor in Sachen Leistung, Integration, Spaß und Lebensfreude, medizinische Prävention der Anti-Aging solle sich bitteschön „nicht überethisieren“. „Bis gestern wusste ich gar nicht, was der Sport alles ist“, sagte Storz und warnte davor, er solle bitteschön nicht zu viel sein wollen. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass der gesellschaftspolitische Gigant, sobald er nicht mehr glaubhaft für seine ethischen Prinzipien stehen und sie nicht mehr garantieren könne, aus einer allzu großen moralischen Fallhöhe schwer abstürzt! Nachzulesen sein werden die Äußerungen der teils kontroversen verbalen Begegnung in der Berliner Telekom-Zentrale in einer Broschüre, die für den Herbst dieses Jahres avisiert ist. In der Dokumentation über den 1. Deutschen Olympischen Sport-Kongress sollen sämtliche RedeBeiträge dokumentiert und für die Nachnutzung festgehalten werden. Nicht zuletzt auf diese Weise wird im Nachgang der grundlegenden Intention der Auftaktveranstaltung entsprochen: Anregungen, Ideen und Impulse zu vermitteln, um den weiteren Diskurs innerhalb des deutschen Sports und seines Dachverband zu befördern. Die aktuellen Herausforderungen, Bedrohungen und Erwartungen verlangen danach. Andreas Müller Nr. 31 l 29. Juli 2008 11 l DOSB l Sport bewegt l Stichwort: 1. Olympischer Sportkongress l „Deutschland ist eine echte Sportnation“ Acht Fragen an den DOSB-Vizepräsidenten Eberhard Gienger DOSB PRESSE: Beim 1. Deutschen Olympischen Sportkongress in Berlin stellte der ehemalige Bundesaußenminister Dr. Klaus Kinkel in seinem Impulsreferat die provokative Frage, ob denn Deutschland überhaupt eine große Sportnation sei. Die Antwort ließ er offen, Welche Meinung haben Sie zu diesem aufgeworfenen Thema, das sicherlich viele Menschen interessiert? GIENGER: Wenn 27 Millionen von insgesamt 80 Millionen Bundesbürgern einem der 90.000 Sportvereine angehören, dann besagt das doch eigentlich alles. Längst haben viele Menschen erkannt, dass Körper, Geist und Seele einen Dreiklang bilden. Mehr denn je wird heutzutage Wert auf die Gesundheit gelegt, wobei allerdings Studien belegen, dass es bei Kindern und Jugendlichen leider enorme Defizite im Hinblick auf die Bewegung gibt. Auf den Leistungssport bezogen, lässt sich feststellen, dass wir in der Welt gut aufgestellt sind, wie die jüngsten Erfolge der Fuß-, Hand- und Basketballer, aber auch Kanuten, Turner und Reiter beweisen. Und an bedeutenden Toppereignissen in unserem Land mangelt es ebenfalls nicht. DOSB PRESSE: Das heißt im Endeffekt nichts anderes, als dass der Sport eine große Rolle in unserer Gesellschaft spielt. Oder wie sehen Sie das? GIENGER: Ja, wir sind ein sportbegeistertes Volk, wie die Fußball-WM 2006 und jetzige EM zur Genüge bewies. Aber die Menschen identifizieren sich auch gern mit solchen Athleten, die durch ihre Vorbildfunktion viel dazu beigetragen haben, dass der Sport einen nicht zu unterschätzenden Stellenwert im öffentlichen Leben besitzt. Das gilt aber nur so lange, wie sie ihre Leistungen ohne Manipulation und Doping erreichen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass dadurch der Sport in der Gesellschaft seine Akzeptanz einbüßt, worunter dann viele zu leiden hätten. Der Verlust der Glaubwürdigkeit führt nicht nur zu einem Imageschaden, sondern er würde auch unsere Vereine treffen und sogar Arbeitsplätze gefährden, die durch den Sport entstanden sind. DOSB PRESSE: Befürchten Sie eigentlich, dass es, wie von so manch einem vorausgesagt wird, in Peking eine ganze Reihe von Dopingvergehen geben wird, die dann einen hässlichen Schatten auf das Großereignis des Sports werfen? GIENGER: Nein, obwohl es Einzelfälle geben dürfte. Jeder Athlet weiß inzwischen, dass die Kontrollen so umfangreich wie noch nie sein werden. Mehr als 4.000 sind geplant. Hinzu kommt, dass die Methoden in den WADA-Laboren immer mehr verfeinert wurden. Die Gefahr erwischt zu werden, ist beträchtlich, zumal die Proben jetzt bis zu acht Jahren aufgehoben, das heißt eingefroren, werden sollen, so dass nachträglich immer noch eine Disqualifikation möglich ist. Und gerade bei den oft ins Visier genommenen Chinesen bin ich mir ziemlich sicher, dass nichts geschieht, weil das ein sehr schlechtes Licht auf das Gastgeberland werfen dürfte. Bei unseren Athleten habe ich nicht die geringste Angst. Da wird es keine unliebsamen Überraschungen geben, denn jeder weiß, dass wir beim DOSB auf die Null-Toleranz-Grenze pochen. DOSB PRESSE: Was trauen Sie denn unseren Athleten diesmal zu. Nicht von der Hand zu weisen ist doch, dass seit Barcelona 1992 ein unaufhaltsamer Abwärtstrend festzustellen ist? Nr. 31 l 29. Juli 2008 12 l DOSB l Sport bewegt GIENGER: Ich rechne damit, dass wir uns bei dem Ergebnis von vor vier Jahren in Athen einpendeln werden, als wir den sechsten Platz in der Nationenwertung erreichten. Meine Hoffnung beruht dabei in erster Linie auf den Kanuten, Reitern, Schwimmern, Turnern, wo ich beispielweise Fabian Hambüchen am Reck durchaus eine Goldmedaille zutraue, aber auch in den Mannschaftssportarten müsste so einiges möglich sein, schließlich sind die Hockeyspieler, Handballer und Fußball-Frauen amtierende Weltmeister. Und dann hoffe ich auf die eine oder andere Überraschung, vielleicht durch die Leichtathleten oder Schützen. DOSB PRESSE: Apropos Leichtathleten. Sie galten einst als das Zugpferd des deutschen Sports. Jetzt haben sie mit großen Problemen zu kämpfen, obwohl gerade im Juniorenbereich immer wieder durch aufstrebende Talente Medaillen errungen werden. GIENGER: In kaum einer anderen Sportart ist die Konkurrenz so stark. Da haben wir es nicht nur mit den Russen und Amerikanern zu tun, sondern beispielweise auf den Laufstrecken vor allem mit den Afrikanern. Unsere Stärken liegen fast ausschließlich in den Wurfdisziplinen. Ich hoffe, dass diesmal mehr als nur zwei Silbermedaillen wie in Athen herausspringen. Eines muss man auch registrieren: Dass DDR-Erbe ist inzwischen total aufgebraucht, und der Übergang vom Junioren- in den Erwachsenenbereich gelingt längst nicht wie gewünscht. Da heißt es, Konzepte zu erarbeiten, damit sich der Einstieg ins Berufsleben und der Hochleistungssport besser miteinander vereinbaren. Ansätze sind vorhanden, wie der vor kurzem in Kienbaum stattgefundene DLV-Kongress belegt. DOSB PRESSE: Wer heutzutage in der Weltspitze mithalten will, der muss wie ein Profi leben und die entsprechenden Bedingungen vorfinden. Wie sieht es damit aus? GIENGER: Wir können sehr froh sein, dass es die Bundeswehr gibt, die uns entsprechende Stellen zur Verfügung stellt. Das gilt auch für die Bundespolizei und den Zoll, wo die Athleten neben dem Sport auch etwas zur Ausbildung für ihren späteren Beruf tun können. Nicht nur unsere Winterathleten wie Bobfahrer, Rodler und Langläufer profitieren von dem System, sondern auch viele Sommersportarten, vor allem jene, die nicht so sehr im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen und von Sponsoren gefördert werden. Wir müssen ferner nach Möglichkeiten suchen, damit unsere Studenten noch bessere Voraussetzungen vorfinden. DOSB PRESSE: Nach Olympia ist vor Olympia. Wie sehen Sie die Zukunft des deutschen Sports im Hinblick auf die Sommerspiele 2012 und 2016? GIENGER: Ganz entscheidend wird sein, dass in unseren Eliteschulen des Sports und Sportsonderschulen rechtzeitig die Basis für ein erfolgreiches Vorankommen gelegt wird. Inzwischen gibt es ja flächendeckend im gesamten Bundesgebiet diese Bildungseinrichtungen (39), wobei die neuen Bundesländer aus früheren Erkenntnissen heraus vielleicht ein Stückchen weiter sind. Dort richtet sich nämlich der Stundenplan oftmals nach dem Training, was natürlich Vorteile mit sich bringt, denn heutzutage muss auch ein junger Athlet schon wöchentlich bis zu 30 Stunden trainieren. Nr. 31 l 29. Juli 2008 13 l DOSB l Sport bewegt DOSB PRESSE: Der 1. Olympische Sportkongress des DOSB sprach viele Probleme an. Wie fällt Ihr Urteil nach den beiden Tagen von Berlin aus? GIENGER: Ich fand es gut, dass eine breite Themenpalette angepackt und auch heiße Themen nicht ausgeklammert wurden, wenngleich hier und da Altbekanntes nur neu diskutiert wurde. Es gab aber auch genügend Anregungen, die es wert sind, weiter verfolgt zu werden. Eines aber ist unabdingbar, wenn wir international im Leistungssport mithalten und schon in London den Aufwärtstrend sehen wollen, dann geht das nicht ohne die entsprechende finanzielle Unterstützung durch das Parlament und Sponsoren. Deshalb ist es sehr lobenswert, dass die Deutsche Telekom zum Partner unserer Olympiamannschaft wurde, außerdem die Stiftung Deutsche Sporthilfe unterstützt und sich verstärkt neben dem Spitzensport auch um die Nachwuchsförderung, den Breiten- und Behindertensport kümmern will. Der Sport, und das hat diese Tagung sehr deutlich gemacht, ist nämlich ein Spiegelbild unserer Gesellschaft, wobei die Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft mit dazugehören. Er ist gesundheitsfördernd, integrativ und schafft innerliche Werte wie Fairness und Anständigkeit. Deshalb darf er durch das Doping nicht in seiner Existenz gefährdet werden. l Die tägliche Mathe-Frage zu olympischen Sportarten auf dosb.de (DOSB PRESSE) Anlässlich der Olympischen Spiele in Peking hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) in seinem Internetportal www.dosb.de eine Extra-Seite „Infos Beijing 2008“ mit einer umfassenden Olympia-Datenbank und vielen aktuellen sowie grundsätzlichen Informationen eingerichtet. Unter anderem stellt der DOSB dort ab 1. August 2008 die tägliche Olympia-MatheFrage. Es ist eine gute Gelegenheit, allein, in der Familie, mit Freunden oder Nachbarn zu knobeln und die Mathematikkenntnisse aufzufrischen. Die tägliche Olympia-Frage löst im Monat August die „Frage der Woche“ ab. Das Wissenschaftsjahr 2008 ist das Jahr der Mathematik. Zahlreiche Veranstaltungen und Ausstellungen in ganz Deutschland laden dazu ein, Mathematik zu entdecken und zu begreifen. In Kooperation mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) beteiligt sich auch der Deutsche Olympische Sportbund daran, das Jahr der Mathematik erlebbar zu machen. Denn auch im Sport steckt mehr Mathe, als man denkt. Mathematik ist eine vielfältige und lebendige Wissenschaft, die das Leben stärker beeinflusst, als es die meisten wohl auf den ersten Blick für möglich halten. Denn Mathematik ist nicht nur wichtig in der Wissenschaft. Sie spielt eine ganz zentrale Rolle in Wirtschaft und Industrie - aber eben auch im Sport. Wenn man sich damit beschäftigt, wo Mathematik im Sport „drinsteckt", dann eröffnet sich eine faszinierende Welt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) veranstaltet seit dem Jahr 2000 zusammen mit der Initiative Wissenschaft im Dialog (WiD) die Wissenschaftsjahre. Gemeinsam mit der Deutsche Telekom Stiftung und der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV) wird 2008 das Jahr der Mathematik ausgerichtet. Im Jahr der Mathematik werden gerade die mathematischen Schüler- und Jugendwettbewerbe gezielt durch das BMBF unterstützt, um mehr junge Menschen für die Mathematik zu begeistern. Nr. 31 l 29. Juli 2008 14 l DOSB l Sport bewegt l Spitzensport und Breitensport im Fokus l Deutsche Telekom wird Partner der Deutschen Olympiamannschaft und Nationaler Förderer der Stiftung Deutsche Sporthilfe (DOSB PRESSE) Die Deutsche Telekom wird Partner der Deutschen Olympiamannschaft und des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) sowie Nationaler Förderer der Stiftung Deutsche Sporthilfe. Im Rahmen der neuen Partnerschaften wird die Deutsche Telekom nicht nur den Spitzensport fördern, sondern auch Breitensport und Nachwuchsförderung verstärkt unterstützen. Die Zusammenarbeit ist zunächst bis ins Jahr 2012 angelegt. Das gaben die Deutsche Telekom, DOSB und Stiftung Deutsche Sporthilfe am Freitag anlässlich des 1. Deutschen Olympischen Sport-Kongresses in Berlin bekannt. „Mit dem Deutschen Olympischen Sportbund und der Stiftung Deutsche Sporthilfe haben wir ideale Partner gefunden, um uns zukünftig noch stärker als Partner des Sports einbringen zu können", sagt René Obermann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom AG. „Als einer der größten nationalen Sportsponsoren wollen wir Verantwortung übernehmen und der wachsenden Bedeutung des Sports in der zur körperlichen Passivität verleitenden Wissens- und Informationsgesellschaft gerecht werden." „Der Sport erfüllt in Deutschland vielfältige Aufgaben. Das reicht von der sportlichen Fitness jedes Einzelnen bis hin zum olympischen Spitzensport. Dabei werden auch Werte wie Toleranz, Respekt und Fairness vermittelt", sagt DOSB-Präsident Thomas Bach. „Die Deutsche Telekom wird durch die Partnerschaft mit dem DOSB ihrer unternehmerischen und sozialen Verantwortung gerecht. Gemeinsam wollen wir den Sport in Deutschland durch vielfältige Aktionen weiter voranbringen." „Wir sind glücklich über dieses großartige Engagement der Deutschen Telekom, das den Kreis der Nationalen Förderer weiter stärkt. Mit diesen zusätzlichen Mitteln kann unsere Athletenförderung noch wirkungsvoller zur Vielfalt und Leistungsfähigkeit beitragen, die kennzeichnend ist für den deutschen Spitzensport und ihn, wie wir hoffentlich auch wieder in Peking erleben dürfen, so erfolgreich macht", sagt Ann Kathrin Linsenhoff, Vorsitzende des Vorstands der Stiftung Deutsche Sporthilfe. Europas führender Telekommunikationsanbieter ist seit vielen Jahren ein kompetenter Partner des Sports und unterstützt Athleten, Veranstaltungen und Organisationen mit innovativen Produkten, Services und Dienstleistungen. Zukünftig wird die Deutsche Telekom verstärkt soziale und gesellschaftliche Aspekte des Sports berücksichtigen und weitere Verantwortung bei seinen Engagements übernehmen. Neben der Partnerschaft mit dem DOSB und der Stiftung Deutsche Sporthilfe unterstützt das Bonner Unternehmen beispielsweise die Nationale Anti Doping Agentur (NADA). Ebenfalls unterstreicht die Partnerschaft mit dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) und dem Internationalen Paralympischen Komitee (IPC) dieses Vorhaben. Erstes Projekt der Partnerschaft mit dem DOSB ist der 1. Deutsche Olympische Sport-Kongress (25. / 26. Juli) in der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom. Unter dem Motto „Sport als Spiegel und Vorbild der Gesellschaft" wurden an zwei Kongresstagen sport- und gesellschafts-politische Themen wie die Werte des Sports, die Dopingproblematik oder auch die Rolle der Medien diskutiert. Der hochkarätig besetzte Kongress in Berlin wurde sowohl inhaltlich als auch organisatorisch von der Deutschen Telekom unterstützt. Nr. 31 l 29. Juli 2008 15 l DOSB l Sport bewegt Während der Olympischen Spiele in Peking (8. - 24. August) sorgt die Telekom für die kommunikative Infrastruktur im Deutschen Haus. Außerdem hat sie dort eine Medienlounge eingerichtet, die den Berichterstattern optimale Arbeitsbedingungen schaffen wird. Auch bei den Spielen 2010 in Vancouver und 2012 in London wird die Deutsche Telekom ihr Know-how sowie Services, Produkte und Dienstleistungen zur Verfügung stellen. Europas führender Telekommunikationskonzern wird sich darüber hinaus um die Förderung und Ausstattung der Athleten kümmern. Um die Kommunikation zwischen den Mitgliedern der Deutschen Olympiamannschaft in Peking zu vereinfachen, bietet die Telekom aktuell allen Mitgliedern der Deutschen Olympiamannschaft Peking 2008 im Paket mit dem BlackBerry Curve ein attraktives Mobilfunk-Angebot an. Als Nationaler Förderer der Stiftung Deutsche Sporthilfe wird die Deutsche Telekom dieses Angebot demnächst auf weitere Sportler ausdehnen. Außerdem wird in naher Zukunft ein Zugang zu ADAMS, dem globalen Informationssystem der Welt Anti-Doping Agentur (WADA), auf dem BlackBerry integriert werden. Somit können die Sportler jederzeit von unterwegs ihre Daten aktualisieren. Weitere Anwendungen, die die Kommunikation der Sportler mit dem BlackBerry im Sport- und Verbandsumfeld erleichtern sollen, sind in Planung. l Entscheidung gegen „Rekordlinien“ und für den Sport l DOSB-Präsident begrüßt die Maßnahmen von ARD und ZDF (DOSB PRESSE) Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Thomas Bach, hat die Entscheidung von ARD und ZDF begrüßt, bei den Übertragungen von den Olympischen Sommerspielen in Peking darauf zu verzichten, so genannte Rekordlinien einzublenden. Mit Rekordlinien hatten die Sender beispielsweise in der Leichtathletik und beim Schwimmen Weltrekorde dargestellt. Bereits bei der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) im Dezember 2007 hatte DOSB-Präsident Thomas Bach zu einem Umdenken im Sport aufgefordert. Nicht mehr der Rekord sollte im Mittelpunkt einzelner Veranstaltungen und TV-Übertragungen stehen, sondern der sportliche Wettkampf an sich. „Ich freue mich sehr, dass ARD und ZDF nach guten Gesprächen mit uns diesen Gedanken jetzt bei den Olympischen Spielen umsetzen,", sagte Thomas Bach letzte Woche in Frankfurt. „Der Wettkampf zwischen den Athleten sollte im Sport stets im Mittelpunkt stehen, nicht vordergründig der Rekord. Dieser kann natürlich aus einen guten Wettkampf resultieren, aber alle Bestrebungen nur darauf auszurichten, wird den Sportlern und dem Sport nicht gerecht. Der Verzicht auf die Einblendung der Rekordlinie verdeutlicht auch den Zuschauern, dass es der Wettkampf ist, der hauptsächlich die Spannung des Sports ausmacht." ARD und ZDF haben in diesem Zusammenhang angekündigt, neben dem Verzicht auf die Rekordlinien auch in der Kommentierung der Sportereignisse genauer hinzuschauen. ZDFSportchef Dieter Gruschwitz erklärte, vor dem Hintergrund der Dopingproblematik müsse man nicht gleich jede Leistungssteigerung hinterfragen, aber Verbesserungen, die in sehr kurzer Zeit zustande gekommen seien. Nr. 31 l 29. Juli 2008 16 l DOSB l Sport bewegt l Luftbrücke für das deutsche Team l Fast 100 Tonnen olympisches Gepäck müssen rechtzeitig in Peking ankommen (DOSB PRESSE) Mehrere Paletten warten im großen „Olympia-Lager" in Kelsterbach auf ihre Weiterreise nach China. Ein großer Lkw bringt gerade eine letzte Lieferung aus der Zentrale des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) mit Material und Technik für die Büros der deutschen Delegationsleitung im Olympischen Dorf. Die große Halle nahe des Frankfurter Flughafens ist das logistische Zentrum für die „Expedition Olympia". Etwa 100 Tonnen an Gepäck und Utensilien für die 440 nominierten deutschen Athleten und den rund 300-köpfigen Begleittross werden von hier aus umgeschlagen. Damit alles rechtzeitig vor der der Eröffnungsfeier am 8. August seinen Bestimmungsort erreicht, geht es in der Spezial-Sammelstelle zu wie in einem Taubenschlag. „Pausenlos wird angeliefert, aber die Paletten stehen hier nicht lange, sondern werden meistens gleich weitertransportiert. Allein die Mannschaftsbroschüren wiegen an die sechs Tonnen. Von den Trainings- und Wettkampftrikots für die Athleten über sämtliche Sportgeräte, Zusatzernährung und Mineralwasser bis hin zur Technik für unsere Büros muss alles bedacht werden", berichtet Achim Bueble. Der Cheflogistiker des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) führt bei dem gigantischen Unternehmen schon zum zwölften Mal Regie. Dank seiner Erfahrungen seit Los Angeles 1984 und zweier persönlichen Visiten in Peking hat er das ausgeklügelte System jetzt weiter verfeinert. Vom großen Lager in Kelsterbach aus, das am 7. Juli öffnete, wurden und werden die Lieferungen für Leichtathleten, Schwimmer, Turner, Volleyballer, Fußballerinnen und für alle anderen Fachverbände verschickt. Natürlich gehören wie üblich auch einige Kisten heimischen Bieres zum Mannschafts-Gepäck. Die rund 500 Kilo umfassende Haus-Apotheke wurde unter Aufsicht des verantwortlichen Mannschaftsarztes Wilfried Kindermann in München zusammengestellt, die Ladung für die Physiotherapeuten mit Salben, Binden, Massagebänken und Bestrahlungsgeräten in Balingen bei Freiburg. „Nach Turin und Athen konnten wir mir großen Sattelschleppern über Land fahren, diesmal ist es wieder aufwändiger. Überhaupt sind Sommerspiele immer schwieriger. Im Winter haben wir es nur mit fünf Fachverbänden zu tun, jetzt mit über 20", sagt Bueble. Die Kosten für den DOSB bewegen sich dank der unentgeltlichen Hilfe von mehreren Partnern nur zwischen 250.000 und 300.000 Euro. Insgesamt 90 Prozent der gesamten Olympia-Ausrüstung werden per Luftfracht via Frankfurt in die Olympiastadt gebracht. Eine Sonderbehandlung brauchen die Ruderboote, „die Millimeter genau auf die einzelnen Sportler zugeschnitten sind" und deswegen mit Spezialflugzeugen von Luxemburg aus starten. Für die 14 Pferde der deutschen Reiter wurde es bereits ernst. Am Freitagnachmittag wurden die Tiere in Aachen und Warendorf ab 14.30 Uhr per Transporter nach Amsterdam zum Flughafen gebracht, wo es in der Nacht zu Samstag auf den Flug nach Hongkong ging. „Die Quarantäne ist reibungslos verlaufen. Unsere Reiter konnten in der Zeit wie gewünscht trainieren. Die Stimmung ist gut, jetzt wird es Zeit, dass es losgeht", berichtete Reinhardt Wendt, Chef der deutschen Delegation in Hongkong. Noch vor dem Abflug der Pferde Nr. 31 l 29. Juli 2008 17 l DOSB l Sport bewegt ist eine erste Gruppe der Deutschen Reiterlichen Vereinigung aufgebrochen, um die Tiere vor Ort in Empfang zu nehmen. Mit den Vierbeinern zusammen flogen von der deutschen Mannschaft die viermalige Dressur-Olympiasiegerin Isabell Werth, eine Pflegerin von Springreiter Ludger Beerbaum sowie zwei Tierärzte. Heu und spezielles Kraftfutter für die Vierbeiner wurde bereits Anfang Juni in zwei Kühlcontainern auf den Seeweg gebracht. Um dieselbe Zeit wurden ebenfalls schon die ersten Boote ins Segelrevier nach Quingdao verschifft sowie 15 Fahrräder, damit die Teamleitung im Olympischen Dorf mobil ist. „Wir versuchen, optimale Bedingungen zu schaffen, damit die Sportler optimale Leistungen abrufen können", skizziert der 57-jährige Bueble sein Credo. Allein wäre er überfordert. Ohne die Spezialisten des Spediteurs Schenker und die enge Vernetzung mit den Verbänden ginge gar nichts. „Es läuft zwar alles über meinen Tisch, aber ich sehe mich als Bindeglied zwischen dem Unternehmen, dem DOSB sowie den Fachverbänden und dem Organisationskomitee." Vor 20 Jahren in Seoul schwitze der Logistiker mitten in der Nacht noch selbst beim Abladen. „Gabelstapler muss ich inzwischen zum Glück nicht mehr fahren", sagt er erleichtert. Dafür bereitet ihm aktuell die chinesische Bürokratie umso mehr Kopfschmerzen. Sämtliche eingeführten Gegenstände müssten minutiös in Chinesisch aufgelistet werden. Das gelte selbst für die Inhaltsstoffe in den Müsliriegen, die übersetzt werden müssen. Damit in Peking alles reibungslos klappt, wurde im Olympischen Dorf eine Tiefgarage sowie zwei große Container als große deutsche Lagerflächen angemietet. Dort werden die rund 750 Mitglieder des deutschen Olympiateams ihr persönliches Gepäck hoffentlich wohl behalten in Empfang nehmen können. Pro Kopf erlaubt die Lufthansa jedem Teilnehmer nur ein Freigepäck von maximal 30 Kilo. „Deshalb bieten wir den besonderen Service, dass jeder ein persönliches Gepäckstück mit uns verschicken kann", verrät Bueble, der sich am 22. Juli auf den Weg in die Olympiastadt machte. Was ihn dort zuerst erwarten würde, wusste der Mann aus Bad Vilbel ganz genau: In der Tiefgarage des Dorfes werden Hunderte gleich aussehender Reisetaschen der Verteilung harren. An diesen Moment dachte der Cheflogistiker, der während der Spiele unter anderem den deutschen Fuhrpark leitet, schon vor seinem Abflug mit Grausen. „Damit jeder seine Tasche schnell erkennt, braucht es ein ausgeklügeltes Banderolen-System", sagt er. „Ansonsten wird man ja wahnsinnig." Andreas Müller l Frage der Woche auf www.dosb.de (DOSB PRESSE) Jeden Montag fragt der Deutsche Olympische Sportbund in seinem Internetportal www.dosb.de nach interessanten oder kuriosen Hintergründen aus der Welt des Sports. Interessierte können sich beteiligen und ihre persönlichen Fragen direkt im Portal per E-Mail an das DOSB-Redaktionsteam versenden. Aktuell wird die Antwort auf folgende Frage gesucht: Welcher deutsche Sportler wurde dank seiner technischen Fertigkeiten und seines Geburtsortes auch „Der Kran von Schifferstadt" genannt? Die Auflösung erscheint wie gewohnt montags auf www.dosb.de. Nr. 31 l 29. Juli 2008 18 l DOSB l Sport bewegt l Grüne Spiele oder außer Atem? l Pekinger Olympiaorganisatoren mit ehrgeizigen Zielen im Umweltbereich (DOSB PRESSE) Smog in Peking, Algenpest in Qingdao, Marathontraining mit Atemschutzmasken. Diese und weitere Schlagzeilen zu den Umweltaspekten der Olympischen Spiele 2008 werden immer bedrohlicher und verstellen zugleich den Blick auf ein differenziertes Bild zwei Wochen vor der Eröffnung der Olympischen Spiele. Das Pekinger Organisationskomitee BOCOG hat sich im Umweltbereich ein ehrgeiziges Ziel verordnet, dessen Umsetzung ein sehr anspruchsvolles Umweltprogramm mit einem hohen technischen Standard und einem Investitionsvolumen von über zwölf Mrd. US Dollar enthält. Die Anwendungsfelder beziehen sich u.a. auf Müllvermeidung und –Management, Staubvermeidung bei den Großbaustellen, erhebliche Verbesserungen im ÖPNV (insbesondere U-Bahn Bau), Neugestaltung von Naherholungsgebieten und Grünbrücken, Solar-, Photovoltaik und Windtechnologie, Biodiversität (Verlegung der Laufstrecken wegen bedrohter Tierarten), Umweltbildungs-Maßnahmen, Nachnutzungskonzeption für Sportstätten (z.B. Kindergarten) etc. In Peking wurden darüber hinaus in den letzten Jahren Kohlekraftwerke geschlossen. Der Verbrauch des vergleichsweise sauberen Erdgases ist deutlich gestiegen, während emissionsintensive Fabriken geschlossen wurden. Verkehrsbezogene Maßnahmen ergänzen das Programm, z.B. wurde in China kürzlich der europäische Abgasstandard 4 eingeführt. Diese Stichworte und Aktivitäten sind beeindruckend. Die Austragung der Olympischen Spiele hat diese und weitere UmweltschutzMaßnahmen initiiert bzw. beschleunigt, und auf der IOC-Umweltkonferenz diskutierten im Oktober 2007 in Peking Greenpeace und lokale Umweltschutzgruppen Prinzipien einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Doch zu den vielen Widersprüchen Chinas gehört leider auch das Thema Umwelt, denn das ehrgeizige Milliardenprogramm war und ist auch nötig angesichts der insgesamt kritischen Umweltsituation, die das rasante und unkontrollierte Wachstum der chinesischen Hauptstadt, ihrer Industrie und des Verkehrs verursacht hat. So wirft die Luftverschmutzung, ein seit Jahren drängendes Problem Pekings, die Frage auf, ob an allen Tagen der Spiele der Smog auf ein angemessenes Maß entsprechend internationaler Standards reduziert werden kann. Seit 1998 ist die Einwohnerzahl von 12 auf über 16 Millionen Menschen gestiegen, und die Zahl der zugelassenen PKW ist von 1,16 auf 3,29 Millionen in die Höhe geschossen. Lebensstandard, Flächen- und Energiebedarf sowie Individualverkehr sind rasant gewachsen. Die Umweltanstrengungen Pekings werden durch den Wirtschaftsboom und die Entwicklungsdynamik der chinesischen Hauptstadt zumindest in Teilen aufgezehrt – so verbesserten sich zwar die Schwefeldioxid-Werte, doch gleichzeitig verschlechterte sich die Situation bei anderen Schadstoffen. Der äthiopische Langstreckenläufer Gebrselassie hat mit der Begründung, die Verschmutzung sei eine Gefahr für seine Gesundheit, seine Teilnahme am Marathon abgesagt und will nun die 10.000 Meter laufen. Und Arne Ljungqvist, Chef der IOC Medizinkommission, geht davon aus, dass einige Athleten nur eine leicht reduzierte Leistung erbringen können. Nr. 31 l 29. Juli 2008 19 l DOSB l Sport bewegt Neben der Luftqualität macht das Wassermanagement Probleme - in Peking wird das Wasser knapp, da der Jahresbedarf auf mittlerweile 200 Millionen Kubikmeter gestiegen ist. Zwei Drittel dieses Bedarfs werden aus dem Grundwasser bezogen. Der Grundwasserspiegel ist in den letzten Jahren um durchschnittlich 15 Meter gefallen. Doch dies reicht nicht mehr - die Hauptstadt muss ihr Umland anzapfen und Wasser über ein Leitungssystem über mehrere hundert Kilometer nach Peking führen. Dies führt zu Engpässen in den umliegenden Provinzen, vor allem in der Landwirtschaft. Auch hier sind die Ursachen für die Wasserknappheit hausgemacht und haben mit den Olympischen Spielen wenig zu tun. Olympia hat jedoch dazu geführt, dass das Wassermanagement zu einem wichtigen Teil des BOCOG-Umweltprogramms wurde und auch öffentlich an Bedeutung gewonnen hat. Bringt Peking grüne Spiele oder geht der chinesischen Hauptstadt der Atem aus? Diese und weitere Fragen nach der konkreten Umweltbilanz der Olympischen Spiele kann wohl erst nach ihrem Abschluss durch ein unabhängiges Audit beantwortet werden. Die Politikfelder Umwelt- und Klimaschutz werden zukünftig noch wichtiger – allgemein politisch wie im Sport. Diese Aussage von IOC-Präsident Rogge könnte für zukünftige Olympiabewerbungen wegweisend werden. Es scheint jedenfalls, als haben Umweltschutz und Nachhaltigkeit in der olympischen Bewegung noch eine große Zukunft. Andreas Klages l DOSB-Kooperation zu „Sport und Krebs“ mit der Deutschen Krebshilfe l ZDF-Beitrag über Hintergründe am Dienstag, 29. Juli (DOSB-Presse) Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) versucht die Bedeutung von Sport in der Prävention und in der Behandlung von Krebs stärker in die Öffentlichkeit zu tragen. Aus diesem Grund ist der DOSB eine Kooperation mit der Deutschen Krebshilfe eingegangen. In seinem Fitness-Portal www.richtigfit.de werden in einem Spezial die Hintergründe zu diesem Thema erläutert. Auch das ZDF beteiligt sich an dieser Aufklärungsarbeit. In der Sendung Drehscheibe Deutschland zeigte das ZDF am Dienstag, 29. Juli, ein Service-Stück an, um Krebspatienten wichtige Informationen zu dem Thema nahe zu bringen. Weitere Beiträge sind in der Planung. Jedes Jahr erkranken fast eine halbe Millionen Menschen in Deutschland an Krebs. Nach Erkrankungen am Herz-Kreislaufsystem ist Krebs die zweithäufigste Todesursache. Der Sport kann zwar nicht direkt heilen, aber stark zur Gesundung beitragen. Studien zeigen, dass allein ein aktiver, bewegungsreicher Lebensstil das Risiko auf Darmkrebs um die Hälfte senkt. In der Akutphase kann Sport die Bewältigung der Behandlung deutlich erleichtern, für psychische Stabilität sorgen und die soziale Isolation vermeiden. Nr. 31 l 29. Juli 2008 20 l DOSB l Sport bewegt l Hilfe für Straßenkinder in Kabul l Benefizspiel zwischen Spgg. Neu-Isenburg und Viktoria Aschaffenburg (DOSB PRESSE) Der Erlös eines Benefizfußballspiels zwischen der Spvgg. 03 Neu-Isenburg (Aufsteiger in die Verbandsliga) und Viktoria Aschaffenburg (Aufsteiger in die Regionalliga) am Dienstag, 5. August, um 19 Uhr im Neu-Isenburger Sportpark soll Straßenkinder von Kabul im kriegsgeschüttelten Afghanistan zugute kommen. Initiator dieses Benefizspiels ist der Sportjournalist Horst Reber, der bei einem Stammtisch mit Kollegen von Holger Obermann über dessen Arbeit als Botschafter des Deutschen Olympischen Sportbundes und des Deutschen Fußball-Bundes Details erfuhr und so beeindruckt war, dass er spontan sagte: „Diesen Kindern muss weiterhin geholfen werden." Obermann hat unter anderem eine Fußballschule für Kinder in Kabul gegründet, die teilweise durch den Krieg ihre Eltern verloren haben und in geradezu unglaublich schlechten und lebensgefährlichen Verhältnissen auf der Straße leben. Horst Reber konnte erreichen, dass die Stadt Neu-Isenburg für diese gute Sache das Stadion kostenlos zur Verfügung stellt. Und er stieß auch bei dem Vorsitzenden der Spielvereinigung NeuIsenburg, Günther Marx, und dem Trainer von Viktoria Aschaffenburg, Ronny Borchers, und bei Manager „Bubu" Knecht auf offene Ohren, so dass das Fußballspiel zustande kommt. Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren haben freien Eintritt, Erwachsene zahlen fünf Euro, die an das Obermann-Projekt in Kabul weitergegeben werden. In einer Pressekonferenz am Mittwoch, 30. Juli, um 11 Uhr im Hotel Wessinger in Neu-Isenburg wird Sportentwicklungshelfer Holger Obermann, der früher einer der bekanntesten Sportmoderatoren der ARD war, mit einem Filmbeitrag über seine Afghanistan-Projekte informieren. l „4. Ballspiel-Symposium“ in Karlsruhe l DFB-Präsident Zwanziger spricht zum Thema Integration durch Ballspiele (DOSB PRESSE) Es sind noch etwas mehr als drei Monate bis zur 4. Auflage des BallspielSymposiums in der Karlsruher Europahalle, doch die Vorbereitungen sind längst in vollem Gange. Elf baden-württembergische Fachverbände organisieren am 7./8. November erneut eine Veranstaltungs-reihe, die es in sich hat. Nach dem tollen Erfolg der drei vorangegangenen Ballspiel-Symposien in den Jahren 2002, 2004 und 2006 planen die Fachverbände der Sportarten Fußball, Handball, Volleyball, Basketball und Rugby des Landes nunmehr eine weitere Auflage, um dieses Mal unter dem Motto „Integration durch Ballspiel“ über die Gegenwart und Zukunft dieser Ballsportarten zu beraten, zu informieren und zu diskutieren. Federführend haben die Organisation in diesem Jahr die drei baden-württembergischen Volleyball-Verbände übernommen. Namhafte Referenten und Diskussionsteilnehmer haben ihr Kommen zugesagt. An der Spitze die Präsidenten der Dachverbände Dr. Theo Zwanziger (Fußball), Werner von Moltke (Volleyball) und Ingo-Rolf Weiss (Basketball). Die beiden Hauptvorträge halten BadenWürttembergs Innenminister Heribert Rech zum Thema „Migration und Integration aus landespolitischer Sicht“ sowie am Samsagmorgen die Integrationsbeauftragte des DFB, Gül Keskinler. Nr. 31 l 29. Juli 2008 21 l DOSB l Sport bewegt l HINTERGRUND UND DOKUMENTATION l Organisation des Sports keine Aufgabe der Politik l Arbeitstreffen zwischen FIFA, IOC und Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble Am Mittwoch, 23. Juli, haben sich im Bundesministerium des Innern Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble, FIFA-Präsident Joseph S. Blatter, FIFA-Exekutivkomiteemitglied Franz Beckenbauer und eine hochrangige Delegation des IOC und des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) zu einem Arbeitsbesuch getroffen. Anlass des Besuchs war die von der FIFA erarbeitete Resolution zu „6+5“. Im Zentrum der engagierten Diskussion standen Lösungsansätze zur Kompatibilität der 6+5-Resolution mit dem geltenden europäischen Recht. Alle am Gespräch teilnehmenden Parteien unterstützen die vom FIFA-Kongress initiierte Idee, die Fussballnationalmannschaften zu schützen, die Erziehung und die Ausbildung junger Spieler, ausbildende Klubs und die Werte von Einsatz und Motivation im Fußball vor allem für junge Spieler zu wahren und den Verlust der nationalen Identität der Klubs mittels einer Beschränkung der Anzahl ausländischer Spieler in den Klubs („6+5“) einzudämmen. Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble unterstützt die grundsätzliche Richtung der FIFAResolution. Der deutsche Sportminister betonte die Bedeutung, einen Prozess der fachlichen Meinungsbildung in den EU-Gremien zu initiieren. „Wenn der autonome Sport eine solche Regelung will, unterstützen wir ihn dabei, auf europäischer Ebene eine Lösung zu finden“, sagte er. FIFA-Präsident Blatter betonte: „Der Wert des Fussballs kann nicht nur am Wert des wirtschaftlichen Nutzens gemessen werden; der kulturelle und soziale Wert dieses Sports wiegt mindestens so stark.“ l Auch andere Sportarten sind davon betroffen Dr. Thomas Bach, Vizepräsident des IOC und Präsident des Deutschen Olympischen Komitees, unterstützt den FIFA-Vorstoss mit dem Argument, dass auch viele andere Mannschaftssportarten mit derselben Problematik zu kämpfen hätten. Im Zentrum steht insbesondere auch die Ausbildung junger Sportler verschiedenster Sportarten, die nur durch die Wiederherstellung des sportlichen und finanziellen Gleichgewichts in den Klubs erreicht werden kann. Unterstützung erhält die Idee auch von DFB-Präsident Theo Zwanziger, Ligapräsident Reinhard Rauball und FIFA-Exekutivkomiteemitglied Franz Beckenbauer, der sich bereits beim diesjährigen FIFA-Kongress in Sydney mit einem eindrucksvollen Votum für die Idee stark gemacht hatte. Alle Teilnehmer am Treffen mit Bundesminister Dr. Schäuble wollen das Anliegen in der aktuellen Diskussion weiter unterstützen und zusammen mit der französischen EU-Präsidentschaft diskutieren. Nr. 31 l 29. Juli 2008 22 l DOSB l Sport bewegt l Olympia und der gute Mensch von Sezuan l Ein Stimmungsbarometer zwischen Argwohn und zaghafter Vorfreude Nein, sie ist nicht auf Knopfdruck abrufbar, die Vorfreude auf die am 8. August in Peking beginnenden 29. Olympischen Spiele der Neuzeit. Vielleicht liegt es daran, dass die emotionale Vereinnahmung durch die Fußball-Europameisterschaft eine ungeahnt lange Halbwertszeit hat. Doch das allein ist es wohl nicht. Zu viele Fragezeichen und Vorbehalte verhindern das Entfachen des persönlichen olympischen Feuers. Doch wo ist das Streichholz, und wie lässt es sich entzünden? Ein bisschen sei es erlaubt, das Transportieren des Klischees vom stets gewinnend lächelnden Asiaten, der trotz aller vordergründigen Freundlichkeit unbeirrt seine Ziele, die in der Regel materieller oder ideologischer Natur sind, verfolgt. Und wer nun eine Analogie zu Bertolt Brechts guten Menschen von Sezuan sieht, der nur als gespaltene Persönlichkeit überleben kann, dem sei geantwortet: Könnte sein! Und das nicht nur wegen des tragischen Erdbebens in der gleichnamigen chinesischen Provinz. Denn als Shen Te vollbringt Brechts Menschenkonstrukt reihenweise gute Taten und nimmt ob seiner lebensbejahenden Art seine Mitmenschen vorbehaltlos für sich ein. Gleichzeitig ist sie aber auch der skrupellose Shui Ta, der Existenzsicherung und materiellen Wohlstand über die Menschlichkeit stellt. Zugegeben ein gewagter und sicher bisweilen hinkender Vergleich, aber abwegig? Wohl kaum! l Ambivalenz als Planungsgröße Die chinesischen Gastgeber propagieren überzeugend eine allumfassende Pressefreiheit und überreichen sich selbst – oder Shen Te - die vorolympische Goldmedaille in der Disziplin Liberalität. Gleichzeitig sind nachweislich 6.000 speziell für diesen Zweck ausgebildete chinesische Internetpolizisten im Einsatz, um die mit der Landesideologie inkompatiblen Nachrichten im Netz aufzuspüren, herauszufiltern und zu säubern. Also doch auch Shui Ta. Und gleiche Mechanismen greifen in der Dopingfrage. „Die chinesischen Athleten stehen für den sauberen Sport“, so der eingeübte Choral der linientreuen Sportfunktionäre. „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“ würde wohl Goethes Faust trefflich antworten, zumal es mehr als ein Gerücht ist, dass in den flächendeckenden chinesischen Kaderschmieden die Verschleierungsstrategien einen außergewöhnlichen Grad an Perfektion erreicht haben. Schließlich verlangt ja das von der Staatsmacht verordnete Plansoll von seinen wohlpräparierten Athleten über 100 olympische Medaillen. Das ist das Ziel, und den Weg dahin bzw. die ideologische Strategie gab schon der ehemalige Staatschef Deng-Xiaoping vor, als er sagte: „Egal, ob die Katze schwarz oder weiß ist, Hauptsache sie fängt Mäuse!“ Im Klartext heißt dieses utilitaristische Kochrezept, dass sich der Erfolg der Olympischen Spiele für die Gastgeber in erster Linie am Medaillenspiegel festmachen lässt, führt doch von der unbeirrbar angestrebten Spitzenposition ein direkter Draht zur vermeintlichen Überlegenheit des jeweiligen politischen Systems. Und dann gibt es ja auch noch Tibet. Erstmals seit 25 Jahren machte wieder das Wort vom Boykott die Runde. Die anstehenden Olympischen Spiele scheinen Nr. 31 l 29. Juli 2008 23 l DOSB l Sport bewegt also weit davon entfernt zu sein, zumindest ein kleines Sommermärchen zu werden. Skepsis ist also durchaus angebracht, um nicht zu sagen angeraten. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille... l Die andere Seite der Medaille „Olympia, fünf Ringe – eine Idee – viele Ideale“, so das Motto des Deutschen Olympischen Sportbundes. Doch das Haus der Olympischen Idee hat Risse bekommen. Kommerzialisierung, Medikamentenmissbrauch, ideologisch-politische Instrumentalisierung und mediale Überfrachtung haben zu statischen Problemen und zu Erschütterungen wie beim olympischen Fackellauf geführt. Dadurch wurde der Blick auf die olympischen Ideale nachhaltig getrübt. Doch wie antwortet ein ethisch ähnlich orientierungsloses Gretchen in Goethes Faust fast naiv auf die Frage: Wie hältst du´s mit der Religion? „Man muss dran glauben!“ Also der Glaube an das Gute – auch an den guten Menschen von Sezuan – sei erlaubt, oder sogar geboten. Die zur Schau gestellte, bisweilen zeremoniell überhöhte Glorifizierung der olympischen Ideale mag manchen als Götzenkult und als Tanz um das goldene Kalb erscheinen. Trotzdem braucht es griffiger tragfähiger Ideale um Reflexions- und Umdenkprozesse in Gang zu setzen. Derzeit gibt es auf der Welt aktuell mehr als 5o bewaffnete Konflikte, die als kriegerische Auseinandersetzung bezeichnet werden können. Dass sich zeitgleich in Peking die Athleten von 205 Nationen zum friedlichen Wettstreit versammeln und sich nach gleichen Regeln messen, ist angesichts der problematischen Weltlage keine Selbstverständlichkeit. Bleibt zu hoffen, dass der oft propagierte kommunikative Austausch der Athleten im olympischen Dorf hilft, Verständnis für den anderen zu entwickeln und – euphemistisch gedacht - auch zur Verständigung der unterschiedlichen Nationalitäten führt. Und vielleicht zeigt ja der Verlauf der Spiele, welche verbindende Kraft der Sport gerade angesichts der unerfreulichen politischen Diskussionen im Vorfeld entfalten kann. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Dr. Thomas Bach, sagte dazu: „Für den Sport ist es lebensnotwendig, politisch neutral zu sein. Er soll nicht Grenzen ziehen, sondern Brücken bauen!“ Zugegeben etwas pathetisch überhöht und bezogen auf den Sport vielleicht auch leicht überfrachtet, denn Olympia kann sicher nicht alle Probleme der Welt lösen. Aber den Blick auf das Verbindende und nicht auf das Trennende zu werfen, ist ganz nah an Pierre de Coubertins olympischer Charta, die Wegweiser aufstellt, wie es auch friedlich geht und die positiven Potenziale des Sports betont. „Sport tut den Menschen gut!“ - und zwar allen … Und eines sollte abschließend nicht vergessen werden. Es ist durchaus olympisches Gedankengut, andere Kulturen und Länder zu respektieren. China, das über eine Jahrtausend alte beeindruckende Kultur verfügt, hat stets den Wert der Gastlichkeit hochgehalten. Das fordert jedoch von allen Besuchern den Gastgebern unter den Prämissen des Gastrechts den gebührenden Respekt entgegen zu bringen. Auch das ist olympisch. Lassen wir sie also wehen, die olympische Fahne, auf dass sie nicht nur ein Fähnchen im Wind ist. Dr. Stephan Voll Nr. 31 l 29. Juli 2008 24 l DOSB l Sport bewegt l Wie gehen wir mit Siegern um? l Sport- und Dopingberichterstattung zwischen Quote und Moral Floyd Landis war 2006 als Sieger der Tour de France gedopt: Zehn Jahr zuvor hat Bjarne Riis nur durch EPO-Missbrauch die Tour gewinnen können. Beide stehen nicht mehr in den Siegerlisten, sie standen aber auf dem Siegerpodest. Die Frage stellt sich nicht nur für den Radsport: Wie gehen wir mit Siegern um? Sollten wir gar nicht mehr über Sportarten berichten, in denen Dopingfälle an der Tagesordnung sind? 2003, Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Paris: Kelly White wird Doppelweltmeisterin, erst umjubelt, dann des Dopings überführt. Ihre vakanten WM-Titel besetzt die ebenfalls aus den USA kommende Torri Edwards über 100 Meter und, über 200 Meter, die Russin Anastasia Kapaschinskaja. Die Russin wird ein halbes Jahr später 200-Meter Hallenweltmeisterin, nur für kurze Zeit, dann des Dopings überführt. Torri Edwards kommt ebenfalls nicht zu den Olympischen Spielen nach Athen. Frühjahr 2004: Auch des Dopings überführt. Wie also können wir da so kurz vor den Olympischen Spielen in Peking noch mit Siegern umgehen? Es käme einer olympischen Farce gleich, würde Ekaterini Thanou als Zweitplazierte aus dem Jahr 2000 der Olympischen Spiele von Sydney heute nun die vakante Goldmedaille von Marion Jones erhalten. Eben jene Thanou, die vier Jahre später in Athen mit dem olympischen Titelverteidiger über 200 Meter, Konstantinos Kenteris, vor der Eröffnungsfeier zum wiederholten Male eine Dopingkontrolle umgeht und gesperrt wird. Ist das die Wahrheit, wenn die emotionale Wucht von Live-Bildern einen in seinen Bann zieht, oder ist es die Wahrheit, wenn Doping-Kontrollen, Untersuchungen und aufgetaute Blutbeutel Fakten präsentieren? Wie schnell darf ein Live-Reporter mittlerweile gewichten, kommentieren und kritisch sein? Wie finde ich den richtigen Grat zwischen einem erwünschten national gefärbten Live-Kommentar und sachlichen Worten, die aber den ganzen Schwung wieder herausnehmen könnten? Dopingberichterstattung ist deshalb schwierig, weil dieses Thema kaum Quote verspricht und in Bildern nicht vorkommt: Wer lässt sich beim Dopen filmen? Was sind das für neue Anforderungen für Filmemacher oder den Live-Reporter, die nach erlebten und geforderten Emotionen die Pflicht spüren, mit fundierten und sachlichen Worten mehr abzubilden, als das, was man sieht? Selbst wenn sie es schaffen, sind sie meist nur zweiter Sieger. Weil nämlich die Recherchen der Zeitungsjournalisten gegenüber Live-Sportberichterstattungen immer tiefgründiger sind. Jeder Mensch greift zu Mitteln und Verhaltensweisen, um eigene Fähigkeiten und Kräfte zu optimieren, ob legal oder künstlich, Kern jeder medizinischen Therapie, Kern jeder Trainingsmethode, Kern jedes Ernährungsplanes, Diät-Programms oder Lernverhaltens. Aber: Doping hat im Sport nichts zu suchen, ist unmoralisch und das falsche Signal. Ein gesunder Körper soll noch besser werden und wird in Wirklichkeit zerstört. Wollen wir die menschliche Nr. 31 l 29. Juli 2008 25 l DOSB l Sport bewegt Leistungsfähigkeit bewundern oder nur noch die Dopingtoleranz des menschlichen Körpers, die sogar bis in den Tod führt? Ist Hochleistungssport ohne Doping heute überhaupt noch durchführbar, so wie es Zuschauer, Medien, Sponsoren und Funktionäre wollen? Wie halten gesunde, normale Körper das aus? 162 Spiele in neun Monaten im USamerikanischen Baseball sind ebenso Pflicht, wie annähernd 70 Partien durch Bundesliga, Pokal und internationale Einsätze eines Fußball-Nationalspielers in Deutschland. Jedes Jahr gibt es Weltmeisterschaften im Biathlon, neben all den Weltcuprennen. Die Etappen beim Giro d’ Italia, die mit Radsport nicht mehr viel gemein haben, haben Steigungen, die manch einem zu Fuß den Atmen nehmen. Manchmal wäre doch weniger mehr. Schließen sich Olympiasieg und humaner Hochleistungssport mittlerweile nicht aus? Doping gehört in vielen Sportarten heute zum Alltag dazu. Es gibt Journalisten, die es sich dabei sicherlich zu leicht machen. Verallgemeinerungen sind schnell zur Hand: nämlich den gesamten Hochleistungssport als verseucht darzustellen. Jeden Sportler aber unter Dopingverdacht zu stellen, ist mit journalistischen Prinzipien unvereinbar. Genauso unverantwortlich ist es, Fakten auszuschließen und zu behaupten: „Ich mache doch meine gute Doping-Geschichte nicht mit einer Recherche kaputt.“ Auch das gibt es. Sollten wir deshalb abschalten? Ein Problem ist sicherlich, dass Fernsehjournalisten, die über Doping berichten, mehr wissen, als sie sagen dürfen, gar behaupten können, weil angebliche Kronzeugen, Täter oder Hintermänner nicht sprechen wollen, von juristischen Winkelzügen ganz zu schweigen. Es muss ein verändertes Selbstverständnis her: Sportberichterstattung sollte vielmehr vorsichtiger damit umgehen, Menschen aus Fleisch und Blut auf den Olymp zu heben. Ebenso ist Hysterie, überhitzte Rhetorik und geheuchelte Wut fehl am Platz, wenn wieder ein Dopingfall aufgedeckt wird, zumal es kein Einzelschicksal ist, sondern System dahinter steckt: Wie bei den Freiburger Sportmedizinern, bei Balco in San Francisco oder in den 37 Fabriken in China, die unter anderem hochreines Stanozolol herstellen. Doping ist Methode - mit finanziellen Interessen. Der Hochleistungssport wurde nie ausschließlich vom edlen, guten Menschen nach FairplayRegeln betrieben, aber es wäre gut, es weiterhin anzustreben: Mit Regeln. Der Hochleistungssport ist für manchen ein narzisstisches Selbstformungsprojekt, für andere ein existenzielles Geschäft, ob als Kleinst- oder Großunternehmer, je nachdem ich in einer medienattraktiven oder weniger öffentlichkeitswirksamen Sportart zu Hause bin. Aber rechtfertigt das Doping? Oder müssen Sportler dopen, weil es das System ihnen so vorgibt? Ein Dopingfall bietet immer wieder die Chance, berechtigterweise die Rote Karte zu zeigen. Auch wenn der Ausstieg von ARD und ZDF aus der Tour de France 2007 für viele überstürzt und bis heute nicht nachvollziehbar war, hatte er eine Signalwirkung, die die öffentliche Debatte über Doping auf eine andere Ebene gehoben hat. Jeder hat plötzlich über Doping gesprochen, jeder hatte eine Meinung. Die einen empörten sich über den Ausstieg, die anderen waren entsetzt, über Nr. 31 l 29. Juli 2008 26 l DOSB l Sport bewegt die immer noch so große Dopingmentalität. Hat sich nichts geändert? War der Ausstieg doch nicht falsch oder nur ein einmaliges Ereignis? Darf überhaupt das Fernsehen so einfach aus diesem System ausbrechen? Trägt es dazu bei, dass sich durch Sanktionen etwas verändert? Ist das die Aufgabe der Medien im 21. Jahrhundert? Oder nur die Angst, von einem verseuchten Sport missbraucht und vor dessen Karren gespannt zu werden? Nach welchen Kriterien werden wir künftig entscheiden, ob es einen Ausstieg noch einmal geben wird, auch vor dem Hintergrund, dass jede weitere Drohung stumpf werden kann, wenn nichts geschieht? Beliebig kann man solche Entscheidungen nicht fällen. Den Fernsehmachern wird oft vorgeworfen: ihr berichtet ja nicht über Doping. Das ist schlichtweg falsch: Keiner schaut 24 Stunden lang ein Programm an, und wenn ein Dopingbeitrag um 15.00 Uhr gesendet wird, wiederholt der sich nicht automatisch auch um 19.00 Uhr beziehungsweise kommt im Programm nicht mehr vor. Tageszeitungen sind geeigneter, zu Hause, auf der Reise im Zug oder im Flugzeug gelesen zu werden. Wenn ich also einen Beitrag im Fernsehen verpasse, darf ich nicht urteilen, dass es diesen gar nicht gegeben hat. Wir als Journalisten können für nichts garantieren. Wir bekommen keine Garantie, dass wir Interviews mit Sportlern führen und die Wahrheit dabei erfahren. Das Leben besteht aus Unwägbarkeiten, und wir sehnen uns oft nach Sicherheit, auch im Beruf. Die Sicherheit gibt es aber nicht. Das Leben besteht aus Risiken, der Wunsch nach der perfekten Sportwelt ist daher absurd und der Anspruch darauf ungerecht. Je stärker und besser kontrolliert wird, desto mehr Dopingfälle wird es geben. Gut so! Mehr davon, aber dann mit einem unabhängigen Kontrollsystem und den entsprechenden und neuesten Nachweisverfahren, genormt und weltweit vergleichbar. Denn wenn Geräte nur 500 Stoffe aufspüren können, aber es 50 weitere gibt, die verboten sind, dann nützt es nichts, Dopingkontrollen zu erhöhen. Die Sportler werden eben die Pillen 501 bis 550 einwerfen, um nicht entdeckt zu werden. Wir brauchen im Grunde eine Kultur des Redens und Streitens, weil wir (Sportler, Funktionäre, Juristen, Journalisten, Sponsoren, Zuschauer) in unterschiedlichen Booten, aber auf ein und demselben See rudern. Früher hat sich manch einer in der Heldenberichterstattung gesuhlt. Da ging es um Quote, auch um die eine oder andere Selbstdarstellung als Journalist, der erst selbst über die Erfolge des Sportlers sichtbar wurde. Jetzt darf aber nicht die Skandalberichterstattung um der Quote wegen das Thema und die Diskussionen bestimmen, wenn wieder einmal „die Doping-Sau durchs Dorf getrieben wird“, anstatt sachlich, faktisch und aufklärend über Doping zu berichten. Das gilt besonders für die Sportberichterstattung, live oder in Nachrichtensendungen, die meist verkürzt schwierigste Dopingsachverhalte wiedergeben müssen. Es braucht ein neues Selbstverständnis: Das gilt für uns alle, sonst bekommen wir nur einen skandalfreien Sport und können den Kampf um einen sauberen Sport zu den Akten legen. Eike Schulz (Der Autor ist Reporter und Filmemacher beim ZDF und setzt sich seit vielen Jahren kritisch mit der Doping-Problematik im Sport auseinander) Nr. 31 l 29. Juli 2008 27 l DOSB l Sport bewegt l Veränderungen gehören zum Wettkampfprogramm l Sieben Disziplinen feiern in Peking ihre olympische Premiere In welchen Sportarten und Disziplinen um olympisches Edelmetall gekämpft werden darf, ist seit jeher selbst einer der wichtigsten Wettkämpfe. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat sich immer vorbehalten, Kandidaten aus dem Wettkampfprogramm zu streichen oder neu in die olympische Arena zu schicken. Entscheidungen, die für die betroffenen Athleten entweder mit Leid und Bitternis verbunden sind oder von Glücksmomenten und Freude bei den Sportlern begleitet werden. Der Wandel im Programm gehört von Beginn an zur Geschichte der Spiele wie die würdige Ehrung von Siegern und Platzierten. Das wird auch bei den Sommerspielen vom 8. bis 24. August in Peking so sein, wo insgesamt 302 Entscheidungen in 28 Sportarten stattfinden. Jubeln durften diesmal schon vorab die BMX-Radsportler. Sie werden ihre olympische Premiere erleben und auf einem rund 350 Parcours mit engen Kurven und Hindernissen zeigen können, wozu Mensch und Spezialrad in der Lage sind. Ein Novum wird in Peking ebenfalls das Langstreckenschwimmen über 10 Kilometer sein, bei dem Angela Maurer aus Wiesbaden und Thomas Lurz aus Würzburg beste Chancen haben, die Gunst der Stunde zu nutzen. Neu sein wird desgleichen ein 3000-Meter-Hindernisrennen für die Frauen, wobei auf jeder der 7,5 Stadionrunden vier Hürden sowie einmal der Wassergraben zu bewältigen sind. Auf dem Wasser tauchen erstmals im olympischen Programm die „Radial Laser" mit einer Segelfläche von knapp 6 Quadratmeter auf. Das Einer-Boot ersetzt bei den Frauen die bis 2004 olympische „Europe"-Klasse. Bei den Windsurfern folgen die kürzeren und mit 90 Zentimetern anderthalb Mal breiteren RSX-Bretter denen der „Mistral"-Klasse. Auch im Tischtennis wurde das Programm modifiziert. Erstmals tragen die Künstler am Zelluloidball statt der Doppelkonkurrenzen bei Damen und Herren einen Teamwettbewerb mit 16 Dreier-Mannschaften aus. Die Fechter, für die bei Olympia in den drei Waffengattungen stets nur vier statt sechs Team-Wettbewerbe gestattet sind und die daher ein Rotationsprinzip eingeführt haben, werden in Peking Mannschafts-Medaillen im Damen-Florett und mit dem Säbel bei den Männern vergeben. Dafür müssen diesmal die Teams im Damen-Degen bzw. im Männer-Florett pausieren. l Das strategische Zauberwort heißt Substitution Das vielfach angewandte Substitutionsprinzip verdeutlicht: Zusätzliche Wettbewerbe sind angesichts der gigantischen Gesamt-Teilnehmerzahlen nahezu tabu. Veränderungen finden nur mehr im Austausch gegen andere Disziplinen statt. Welche neu ins Programm gehoben werden, welche über Bord gehen und welche außen vor bleiben, das entscheidet allein die Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Sie reagiert damit in erster Linie auf neue Trends und Sportarten, die sich weltweit gerade unter jungen Menschen zunehmender Beliebtheit erfreuen. Das BMX-Rad kam Ende der 60er Jahre in Kalifornien in Mode, 1982 fand die erste Weltmeisterschaft statt. Weitaus rasanter war die Entwicklung bei den Mountainbikern und bei den Beach-Volleyballern, die seit den Sommerspielen 1996 in Atlanta zur olympischen Familie gehören und neue Akzente setzten. Die Beach-Wettbewerbe am berühmten Nr. 31 l 29. Juli 2008 28 l DOSB l Sport bewegt Bondi-Strand von Sydney gerieten vor acht Jahren wegen ihrer großartigen Stimmung zu einem regelrechten Renner und machten die junge Sportart auf Anhieb zum Publikumsmagneten. l Zittern als „olympische Dauerbrennerdisziplin" Oft genug ist das Votum des IOC zugleich ein existentieller Richterspruch. Entsprechend darf großes Zittern sozusagen als einer der „olympischen Dauerbrennerdisziplinen" gelten, seitdem Olympia im neuzeitlichen Gewand 1896 seine Premiere erlebte. Der olympische Status bedeutet für einzelne kleinere Sportarten zumeist, dass sie weiterhin bzw. erstmals staatliche Förderung bekommen und ihr wirtschaftliches Überleben gesichert ist. Andernfalls droht der Absturz in die totale Bedeutungslosigkeit, wie Klaus Schormann, der Präsident des Deutschen und Internationalen Verbandes für Modernen Fünfkampf, aus eigene Erfahrung weiß. „Alle Sportarten sind gefordert, mit der Zeit zu gehen und sich modern aufzustellen", sagt Schormann, dessen Weltverband das olympische Siegel nur dank einer drastischen Reform zu behalten vermochte. Aus einem Mehrtages-Ereignis wurde der traditionelle Fünfkampf zu einer Konkurrenz, die binnen sechs Stunden und für den Besucher nachvollziehbar an einem Tag über die Bühne geht. Um das Geschehen für Zuschauer attraktiver zu machen, werden die Teildisziplinen Reiten, Springen und Laufen jetzt in einem Stadion ausgetragen. Bei der WM jüngst in Budapest wurde sogar ein transportables Schwimmstadion benutzt. Während sich die Fünfkämpfer retten konnten, stehen Softball und Baseball in Peking vorerst zum letzten Mal auf dem Programm. Diese von den US-Girls bzw. von den Kubanern dominierten Teamsportarten erfahren damit dasselbe Schicksal wie Cricket, Golf, Lacrosse, Polo, Rugby, Tauziehen oder Sackhüpfen, die einst olympisch gewesen sind und allesamt schon vor dem Zweiten Weltkrieg gestrichen wurden. Im Gegenzug brachten sich Neulinge bei den Spielen über so genannte Demonstrationswettbewerbe ins Gespräch. Doch weder American Football (1932), Segelfliegen (1936) und Budo (1964) noch Wasserski (1972) und Rollhockey (1992) erreichten das erhoffte Ziel. Weit erfolgreicher setzten sich Badminton und Taekwondo in Szene. Deren Vorführeffekt überzeugte die Olympier, so dass diese Sportarten 1992 in Barcelona bzw. 2000 in Sydney ihre olympische Premiere erlebten. l Golf, Karate, Rugby und Squash hoffen auf Kopenhagen 2009 Soft- und Baseball sind derzeit von den 28 olympischen Sportarten die einzigen Streichkandidaten. Bei seiner Session im vergangenen Jahr in Guatemala legte das IOC fest, dass alle anderen 26 Sportarten zum Programm der Sommerspiele 2012 in London gehören und zumindest bis 2016 nicht zittern müssen. Im Gegenteil kann die IOC-Vollversammlung 2009 in Kopenhagen für 2016 sogar noch zwei weitere Sportarten hinzu wählen. Softball und Baseball wollen sich dem Vernehmen nach erneut bewerben. Doch Golf, Karate, Rugby oder Squash werden bessere Chancen eingeräumt, künftig den Olympischen Status zu erringen. Bridge zählt eher zu den krassen Außenseitern. Für Sotschi 2014 wurden bereits jene sieben Sportarten bestätigt, die auch 2010 in Vancouver zum Programm der Winterspiele gehören. Freifahrtscheine soll es in Zeiten immer neuer Dopingskandale jedoch nicht geben. „Wer gegen die Nr. 31 l 29. Juli 2008 29 l DOSB l Sport bewegt Antidopingregeln verstößt, muss weiter seinen Ausschluss befürchten", droht IOC-Vize Thomas Bach mit dem Äußersten. Wäre es nach der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) gegangen, dann hätte es den ersten Bannstrahl schon geben müssen. Die DOG-Forderung, den Radsport kurzerhand in Peking aus dem Programm zu nehmen und damit ein Zeichen für sauberen Sport zu setzen, fand beim IOC und seinem Präsidenten Jacques Rogge kein Gehör. l Noch Mancher wird das Kurzer-Schicksal teilen Bei allen Diskussionen um Meinungsfreiheit, Menschrechte und die Situation in Tibet, das sportliche Geschehen dürfte bei den Olympischen Sommerspielen in Peking wie schon bei den 26. Sommerspielen zuvor im Zentrum aller Aufmerksamkeit stehen. Zirka 12.000 Sportlerinnen und Sportler aus mehr als 200 Ländern werden diesmal um insgesamt 302 Goldmedaillen wetteifern. Sieger werden in 28 Sportarten gekürt, während bei der ersten Auflage der neuzeitlichen Spiele 1896 lediglich Wettbewerbe im Fechten, Gewichtheben, der Leichtathletik, im Radsport, Ringen, Schießen, Schwimmen und Turnen auf dem Pogramm standen und ausschließlich Männer startberechtigt waren. 246 Teilnehmer aus 14 Nationen hatten sich damals in Athen eingefunden. Carl Schuhmann kehrte nach der Premiere mit vier Goldmedaillen sowie einmal Bronze im Gewichtheben, Ringen und Turnen als erfolgreichster deutscher Athlet nach Hause zurück. Derlei Medaillen geschmückte Multitalente sind heutzutage undenkbar. Zu sehr und in extremer Weise ist in den einzelnen Sportarten bzw. Disziplinen die Spezialisierung fortgeschritten. Wie sehr Weltklassesportleer inzwischen festgelegt sind, zeigt das Beispiel von Manfred Kurzer aus Frankfurt/Oder. In Athen 2004 umjubelter Olympiasieger im Wettbewerb „Laufende Scheibe", musste der Meisterschütze anschließend seine Karriere beenden - seine Paradedisziplin wird in Peking fehlen. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen: Es wird noch manchen hoch dekorierten Medaillengewinner geben, der das sportliche Schicksal von Manfred Kurzer teilen und den ständigen Veränderungen ganz persönlich Tribut zollen muss. Andreas Müller l „Golf und Natur“ in Silber für vier Golfclubs Nun sind es schon elf Golfclubs, die sich mit der Silberauszeichnung des Umweltprogramms „Golf und Natur“ des Deutschen Golf Verbandes (DGV) schmücken dürfen. Gerade neu hinzugekommen sind der Golf-Club Main-Taunus e.V., der Golfclub Chieming e.V. sowie der Golfclub Lauterhofen e.V. und der Hamburger Golf-Club e.V. Sie alle haben die strengen Kriterien des Programms „Golf und Natur“ zur Vergabe der Auszeichnung in Silber erfüllt. Die Initiative „Golf und Natur“ entstand im Frühjahr 2005 in Zusammenarbeit des Deutschen Golf Verbandes (DGV) mit dem Bundesamt für Naturschutz und dem Greenkeeper Verband Deutschland und hat sich zum Ziel gesetzt, die Interessen des Golfsports mit denen des Umweltschutzes zu vereinen. Seit Mai 2008 ist auch die DQS (Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen) Partner in diesem Programm und bringt in das Zertifizierungsprogramm des DGV ihre Expertise als neutraler Begutachter ein. Die wissenschaftliche Begleitung liegt bei der RasenFachstelle der Universität Hohenheim. Das Projekt wird gefördert mit Mitteln der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Nr. 31 l 29. Juli 2008 30 l DOSB l Sport bewegt l Deutsche Sportpolitik vor 20 Jahren l Olympische Spiele standen 1988 im Vordergrund Im Olympiajahr 1988 standen für das NOK für Deutschland und den Deutschen Sportbund die Olympischen Winterspiele im Februar im kanadischen Calgary und die Sommerspiele im September im koreanischen Seoul im Mittelpunkt der Jahresarbeit, aber auch das Deutsche Sportabzeichen, das als „Olympia für jedermann" seinen 75. Geburtstag feiern konnte. Auch der deutsch-deutsche Sportverkehr weitete sich langsam aus, immerhin umfasste der zwischen DSB und DTSB verabredete Plan insgesamt 119 Veranstaltungen. Gerungen wurde weiterhin im Vorfeld des DSB-Bundestages zwischen Vertretern des DSB, des NOK, der DSH, den Spitzenverbänden und Landessportbünden um die künftigen Aufgaben des Bundesausschusses Leistungssport, die Gliederung der ehrenamtlichen Führung und des hauptamtlichen Managements sowie die Strukturen der Olympiastützpunkte. „Nur gemeinsam sind wir stark - und wenn wir mit einer Zunge reden", betonte DSB-Präsident Hans Hansen in seinem Rechenschaftsbericht vor dem DSB-Bundestag am 4. Juni im Hotel Maritim in Würzburg, zeigte im Rückblick das bereits Erreichte auf und nannte die noch zu lösenden Aufgaben, auch die Stabilisierung der Kontakte zum DTSB der DDR als Folge der veränderten politischen Großwetterlage. In einer Resolution forderten die Delegierten in Würzburg weitere Maßnahmen für das Sportabzeichen in den Vereinen und Verbänden, eine stärkere Unterstützung der Vereine in der Auseinandersetzung mit kommerziellen und anderen Anbietern, die Entwicklung und Verbreitung von Sportprogrammen für ältere Menschen sowie eine engere Kooperation des Sports mit der Wirtschaft. Neue Strukturen wurden auch für den Leistungssport beschlossen, die künftig in 14 Olympiastützpunkten in der Praxis erprobt werden sollten. l Steuerliche Verbesserungen für den Sport gefordert In seiner Würzburger Sitzung am Vortag des Bundestages forderte das DSB-Präsidium von der Bundesregierung Klarstellungen zu den geplanten steuerlichen Veränderungen für gemeinnützige Sportvereine. Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl hatte zwar in einem Schreiben Verbesserungen in sechs Punkten angekündigt, die mit der Steuerreform 1990 in Kraft treten sollten, doch befürchtete das Präsidium bei unklarer Auslegung sogar teilweise Verschlechterungen. Der Erkenntnis, dass der Sport ein besonders wichtiger Teil der Freizeitkultur der Arbeitnehmer geworden ist, sollte in der Zusammenarbeit zwischen DSB und DGB stärker als bisher Rechnung getragen werden. In einer Sitzung der DGB-DSB-Kontaktkommission wurde ein gemeinsames Seminar zum Thema „Arbeit - Freiheit - Sport" und darüber hinaus eine regelmäßige Kooperation vereinbart, wenn es um Probleme der Arbeitswelt und Freizeit- und Sportinteressen geht. Enttäuschung gab es beim DSB über ein Urteil des Berliner Kammergerichtes vom 8. Juli im Kartellverfahren gegen den DSB-Fernseh-Globalvertrag. Das Gericht hatte die gemeinsame Rechtsbeschwerde von DSB und ARD/ZDF gegen die Verfügung des Bundeskartellamtes vom August 1987 zurückgewiesen, mit der Teile des Globalvertrages für unwirksam erklärt wurden, Nr. 31 l 29. Juli 2008 31 l DOSB l Sport bewegt soweit diese die Spitzenverbände des DSB darin beschränkten, Verwertungsrechte an private Fernsehanstalten zu vergeben. In seiner 204. Sitzung am 9. September in Frankfurt verabschiedete das Präsidium den Haushaltsplan für 1989 mit einem Gesamtvolumen von 73 Mio. DM, darunter auch einen Ansatz von elf Mio. DM für einen Anbau am Haus des deutschen Sports im Frankfurter Stadtwald. Es beschloss die Aufnahme von Vorarbeiten für einen neuen „Goldenen Plan" für den Sportstättenbau, die Entwicklung einer Clearingstelle zur Koordination der Verhandlungen mit den Fernsehanstalten und einen Appell an die Mitgliedsorganisationen, in die Vorschlagslisten für ehrenamtliche Gremien zukünftig mehr Frauen aufzunehmen. Erfreuliche Ergebnisse brachte der Parlamentarische Abend des DSB am 26. Oktober in der Hamburger Vertretung in Bonn, konnte Präsident Hans Hansen doch „am guten Ende einer langen und oft verdrießlichen Entwicklung" feststellen, dass sich das Ringen um SteuerVereinfachungen gelohnt habe und das DSB-Steuermemorandum von 1978 nun „abgehakt" werden könne. Bei einem außerordentlichen Bundestag am 3. Dezember in Mainz wurde für den nach 14-jähriger Mitarbeit ausscheidenden Heinz Fallak der Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes, Ulrich Feldhoff, zum neuen Vorsitzenden des Bundesausschusses Leistungssport gewählt. In der unmittelbar anschließenden 34. Sitzung des Hauptausschusses wurden die Rahmenrichtlinien zur Bekämpfung des Dopings ergänzt und die DSJ-Jugendordnung bestätigt. Vom 20. - 23. November hatte zuvor DSB-Präsident Hans Hansen im Rahmen der bundesdeutschen Delegation an der UNESCO-Sportministerkonferenz in Moskau teilgenommen und bei dieser Gelegenheit auch Gespräche mit den Sportführern aus mehreren Ostblockländern geführt. l Frauenförderpläne auch im Sport in der Diskussion Bei der Frauenvollversammlung im Mai hatte das Thema „Frauenförderpläne im Sport Bedingungen und Perspektiven“ gelautet. Auch die Arbeitstagung für die Frauenvertreterinnen der Mitgliedsorganisationen des DSB im November setzte sich mit dieser Problematik auseinander. Intensiviert wurde die Zusammenarbeit zwischen dem BA Frauensport und der Kommission „Mädchen und Frauen im Sport" der DSJ. Bei einer gemeinsamen Tagung im Juni in der hessischen Sportschule Grünberg wurde über die Sportbedürfnisse von Mädchen und Frauen und ihre noch nicht ausreichende Umsetzung in den Angeboten der Vereine diskutiert. Verstärkt wurde vom BAF auch die Zusammenarbeit mit der Ständigen Konferenz der Landessportbünde und eine gemeinsame Kommission gebildet, die sich mit der gezielten Förderung von Frauen in der Aus- und Weiterbildung im Sport befasste. Bei der Vollversammlung der DSJ im April in Duisburg-Wedau hatte Bundesjugendministerin Prof. Dr. Rita Süßmuth zwar versichert, dass die Bundesregierung keine weiteren steuerlichen Auflagen für die Sportvereine plane, zur Bewältigung der finanziellen Engpässe in der sportlichen Nr. 31 l 29. Juli 2008 32 l DOSB l Sport bewegt Jugendarbeit aber nichts gesagt. Ein Jugendwart rechnete daraufhin etwas sarkastisch aus, dass die Bundesregierung immerhin pro Tag und Mitglied acht Pfennig in den Jugendsport investiere. DSJ-Vorsitzender Peter Hanisch hatte zuvor die unzureichende Förderung der sportlichen Jugendarbeit angeprangert und eine bessere Förderung durch den Bund und die Länder angemahnt. Die Durchführung eines bundesweiten Kongresses zur Fan-Thematik unter dem Titel „Fußball ist unser Leben" war äußerer Ausdruck einer schon mehrjährigen Kooperation mit dem DFB und den Fan-Projekten, deren übergreifende Koordination und Interessenvertretung die Deutsche Sportjugend seit Mitte der achtziger Jahre wahrnahm. Die DSJ sah sich besonders gefordert, wo es um die inhaltliche Arbeit, die Absicherung bereits existierender und die Einrichtung neuer Fan-Projekte in „kritischen" Gebieten ging. Friedrich Mevert l Konferenz von adh-Konzept für Universiade-Bewerbung beeindruckt l „Frankfurter Statement“ zur Konferenz der Verbände mit besonderen Aufgaben Die Verbände mit besonderen Aufgaben im DOSB (VmbA) trafen sich in der Sportschule des LSB Hessen in Frankfurt/M. zu ihrer Sommerkonferenz. Die Konferenzvorsitzende Dr. Barbara Oettinger konnte LSB-Präsident Dr. Rolf Müller als Hausherrn und Kollegen begrüßen, der auch neuer Vorsitzender der Konferenz der Landessportbünde ist. Olaf Tabor, Generalsekretär des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes (adh), stellte den Delegierten den beeindruckenden neuen Stand der gemeinsamen Universiade-Bewerbung 2015 des adh mit der Freien und Hansestadt Hamburg vor. Die VmbA-Konferenz stellte sich dann auch ausdrücklich hinter die Bewerbung und unterstützt diese mit aller Intensität. Nach Impulsreferaten von Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, DOSB-Vizepräsidentin Bildung und Olympische Erziehung, sowie Walter Schneeloch, DOSB-Vizepräsident Breitensport/Sportentwicklung, befassten sich die VmbA weiterhin mit dem aktuellen Sportentwicklungsbericht sowie den Rahmenrichtlinien für Qualifizierung des DOSB. Weitere Themen waren der Städtewettbewerb „Mission Olympic“ sowie die Vorstellung des Tätigkeitsspektrums der Deutschen Olympischen Akademie Willi Daume. In seinem „Bericht aus dem DOSB“ erinnerte DOSB-Generaldirektor Dr. Michael Vesper im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Peking daran, dass der DOSB bereits im vergangenen Jahr eine Erklärung zu den Menschenrechten in China abgegeben hat. Wilfried Pohler, VmbAJugendensprecher, und die VmbA-Sprecherin Dr. Barbara Oettinger gaben Impulse zur Arbeit der VmbA-Jugend- und -Erwachsenenorganisationen im organisierten Sport. Neben der Diskussion aktueller Themen ging es bei der Frankfurter Konferenz um eine Weiterentwicklung der VmbAArbeitsschwerpunkte wie Bildung, Wissenschaft, Olympische Erziehung und Werte. So soll noch in diesem Jahr ein Flyer mit Kurzporträts aller 20 VmbA-Verbände erscheinen, um die Kompetenzen dieser Verbändegruppe des DOSB zu verdeutlichen. Mit der erreichten Schärfung ihres Profils möchten die Verbände mit besonderen Aufgaben auch weiterhin ihren Beitrag zur positiven Entwicklung des Deutschen Olympischen Sportbundes leisten. Nr. 31 l 29. Juli 2008 33 l DOSB l Sport bewegt l Verbindung von Hochleistungs- und Breitensport l Speedskating-EM in Gera – drei Goldmedaillen für die 17jährige Sabine Berg Der Jugend gehört bei den Speedskatern des Deutschen Rollsport- und Inlineverband die Zukunft. Die erst 17jährige Sabine Berg war bei den Inline-Speedskating-Europameisterschaften in ihrer Heimatstadt Gera mit drei Gold- und einer Bronzemedaille die herausragende Teilnehmerin. Zunächst gewann sie den europäischen Titel im 10.000-Meter-Punkterennen, anschließend holte sie ihr zweites Gold gemeinsam mit Tina Strüver (Halle) und Jana Gegner (Berlin) im 5.000-Meter-Staffelrennen auf der Straße. Und am Finaltag triumphierte die Tochter der Bundestrainerin Katharina Berg bei tropischen Temperaturen auch noch am Ende des InlineMarathons. Als Schirmherr der einwöchigen Veranstaltung, die sowohl auf der Rollschnelllaufbahn des RSV Blau-Weiß Gera als auch im Stadtzentrum von Gera ausgetragen wurde, wies der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium des Inneren, Dr. Christoph Bergner, darauf hin, dass der Inlinesport, auch wenn er noch nicht olympisch sei, in hervorragender Weise Hochleistungssport und Breitensport verbinde. Im Rahmen der Europameisterschaften wurden am Finaltag auf der Marathontrecke unter Teilnehmern aus 22 Nationen nämlich auch die europäischen Titel in den Altersklassen (bis AK60) vergeben. Beeindruckt von den rasanten Wettbewerben war auch Gerd Heinze, Präsident der Deutschen Eisschnelllauf Gemeinschaft (DESG): „Unser Kooperationsvertrag mit dem Deutschen Rollsport- und Inlineverband ist von strategischer Bedeutung. Wenn mehr Asphaltpisten für die Inline-Speedskater gebaut würden, könnte von der deutlich kostengünstigeren Anlage eines 200-Meter-Ovals für Inline-Speedskater auch der Eisschnelllauf profitieren. Rollschnelllauf ist ein exzellenter Zubringer für den Eisschnelllauf. Die Eisschnelllaufbahn in Berlin-Hohenschönhausen wird heute schon zu 65 Prozent von Inline-Skatern genutzt, auch wenn die Eisschnellläufer dort Nutzungspriorität haben.“ Der DESG-Präsident denkt langfristig: „Sollten wir 2018 Gastgeber der olympischen Winterspiele werden, dann wollen wir natürlich im Eisschnelllauf bestens aufgestellt sein. Dazu gehören auch unsere Short-Tracker, deren Wettbewerbsformen mit ihren Massenstarts denen der InlineSpeedskater sehr nahe kommen. Ich könnte mir zudem vorstellen, dass der Rollschnelllauf auch eine Attraktion bei olympischen Sommerspielen wäre.“ l Sturzprophylaxe: der DTB hat mit dem Aufbau einer Internetseite begonnen Der Deutsche Turner-Bund (DTB) veröffentlicht unter www.sturzprophylaxe-im-verein.de zu diesem Thema Informationen für ältere Menschen und deren Angehörige. Zugleich hat er an gleicher Stelle mit der Zusammenstellung von Vereinen begonnen, die Angebote zur Sturzprophylaxe machen: Vereinsname, Ansprechpartner, Kursbezeichnung, Übungsleiter, Kosten. Nr. 31 l 29. Juli 2008 34 l DOSB l Sport bewegt l Allianz „Bewegung für Kinder“ in Städten und Gemeinden Von Rainer Brechtken, Präsident des Deutschen Turner-Bundes Es sind Sommerferien. Vermeintlich die schönste Jahreszeit für unsere Kinder. Unbeschwert von schulischen Zwängen können die Kinder draußen spielen, laufen, springen, klettern, toben oder schwimmen. Denkste! So war es früher durchgängig, die Realität heute sieht vielfach anders aus. In unseren Städten und Gemeinden gibt es immer weniger öffentlichen Raum für Spiel und Bewegung von Kindern. Turnhallen sind in den Ferien häufig wochenlang geschlossen, weil das Personal in Urlaub ist. Die Kinder bleiben im Haus, TV-Programm und Computerspiele bieten Zeitvertreib. Die Ergebnisse des von der Bundesregierung in Auftrag gegebenen Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) sind entsprechend alarmierend: 15 Prozent der Kinder haben Übergewicht und die motorische Leistungsfähigkeit der Kinder und Jugendlichen ist erschreckend schwach ausgeprägt, weil beispielsweise jedes vierte Kind im Alter von drei bis zehn Jahren nur unregelmäßig Sport betreibt. Und dann müssen wir noch lesen, dass nach Auskunft der Deutschen Lebensrettungs-Gemeinschaft (DLRG) insgesamt 34 Prozent der deutschen Kinder und Jugendlichen nicht schwimmen können, weil sie keine Gelegenheit hatten, dies im Kindergarten oder der Grundschule zu lernen. Der Deutsche Schwimmverband (DSV) hat diesen Tatbestand zu Recht als „gesellschaftspolitischen Skandal“ bezeichnet. Mit der hieraus resultierenden Forderung nach einem Aktionsbündnis für Bäder kommt an dieser Stelle die Sportstätten-Entwicklungsplanung in den Kommunen ins Spiel. Hier findet allmählich ein längst fälliger Methodenwechsel von einem flächenbezogenen Planungsansatz (Fläche pro Einwohner) zu einer verhaltensorientierten Sportstättenplanung statt. Damit entwickelt sich Sportstättenplanung weiter zu einem Prozess der Sport- und Stadtentwicklung. Der DTB hat diesem Ansatz bereits vor einiger Zeit Rechnung getragen mit dem von Prof. Dr. Jürgen Dieckert erarbeiteten Raumkonzept „Zukunftsmodell Turn-Mehrzweckhallen“ mit den Modulen KinderturnHalle, Gym-Halle und Fitness-Halle. Sport- und Stadtentwicklung in Bezug auf Kinder heißt also: In jeder Stadt und in jeder Gemeinde brauchen wir eine Allianz für Bewegung von Kindern. Stadtplaner und Politiker, Pädagogen aus Kindergärten und Schulen, Turnvereine und weitere Einrichtungen, die mit Kindern zu tun haben, gehören an einen Tisch. Aufgabe dieser Allianzen ist, für die jeweilige Kommune eine Leitplanung „Bewegung für Kinder“ aufzustellen. Dabei geht es darum, • öffentliche Räume in den Städten und Gemeinden für die Bewegung von Kindern zurück zu gewinnen, • Kindertagesstätten, Kindergärten und Grundschulen Zugang zu Schwimmbädern zu ermöglichen, • die Einrichtungen für Kinder mit Bewegungslandschaften und Kinderturngeräten zu versorgen, • das Verfahren für die Zusammenarbeit zwischen Turnvereinen und Schulen bei Angeboten in der Ganztagsbetreuung der Schulen zu koordinieren, • Eltern und Erziehungsberechtigte zu überzeugen und zu motivieren, dass Sport und Nr. 31 l 29. Juli 2008 35 l DOSB l Sport bewegt Bewegung für die Entwicklung der Kinder den gleichen Stellenwert hat wie die Ausbildung in Fremdsprachen oder Naturwissenschaften. Die Mitwirkung des organisierten Sports in dieser Leitplanung kann sich nicht vordergründig darauf beschränken, frühzeitig Talente für einzelne Sportarten gewinnen zu wollen. Damit sind möglicherweise Vorbehalte gegen den Sport bereits vorprogrammiert. Vielmehr muss es in einer Allianz „Bewegung für Kinder“ darum gehen, Kindern durch Spiel und Sport eine vielseitige motorische Grundlagenausbildung zu vermitteln und die Motivation für eine lebenslange, gesunde sportliche Betätigung zu verschaffen. Hier müssen Turnen, Leichtathletik und Schwimmen als zentrale Grundsportarten zusammenarbeiten, um eine frühe, einseitige Sportart-Spezialisierung zu vermeiden. Mit dem Kinderturnen verfügt der Deutsche Turner-Bund mit seinen Mitgliedsvereinen über ein solches Bewegungsprogramm, das nachgewiesenermaßen Grundlagen schafft in den Bereichen Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Koordination und Beweglichkeit. Wer in frühen Jahren regelmäßig Kinderturnen betreibt, ist fit für jede Sportart. Und ist fit im Kopf, denn die Hirnforschung vermittelt uns aktuell, dass eine ganzheitliche und vielseitige Bewegung im Kindesalter die Synapsenbildung im Gehirn fördert. Kinderturnen ist für die gesunde körperliche und geistige Entwicklung unserer Kinder unverzichtbar. In einer kommunalen Allianz „Bewegung für Kinder“ muss daher vor allem Kinderturnen im Mittelpunkt stehen. Der Deutsche Turner-Bund, seine Mitgliedsorganisationen, Turnvereine und Turnabteilungen stehen hier zur Mitarbeit zur Verfügung. Konzepte und Expertenwissen für mehr Bewegung für Kinder gibt es also genug. Es kommt nun darauf an, was wir auf regionaler und lokaler Ebene daraus machen. l Marathon-Medizin-Symposium in Münster Die Organisatoren des Münster-Marathon veranstalten zusammen mit dem Kompetenzteam Sportmedizin von German Road Races (GRR), dem Zentrum für Sportmedizin Münster und dem Landesinstitut für Aus- und Weiterbildung der Polizei in Nordrhein-Westfalen das 1. Münsteraner Marathon-Medizin-Symposium. Die Tagung findet am Samstag, dem 16. August 2008 (9 bis 17.30 Uhr) im Landesinstitut an der Weseler Straße in Münster statt. Eingeladen sind bis zu 200 Sportärzte, Verantwortliche von Rettungsdiensten bis hin zum Funktionspersonal von MarathonVeranstaltern, die daran mitwirken wollen, eine noch bessere Versorgung der Sportlerinnen und Sportler vor, während und nach Marathonläufen sicherzustellen. Bedauerlicherweise hat es gerade in den letzten Jahren wiederholt Todesfälle, aber auch andere gravierende gesundheitliche Beeinträchtigungen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern gegeben, die nun Anlass sein sollen, nach weiteren Möglichkeiten und Maßnamen zu suchen, wie Schäden und Verletzungen vorgreifend gemindert bzw. ganz verhindert werden können. Zum Programm gehören in erster Linie Vorträge zu Themen wie Erkennung und Behandlung von Überlastungsschäden und zu Trinkempfehlungen bis hin zu den (positiven) Auswirkungen eines Lauftrainings im Alter („Mit 70 noch Spitze“). Weitere Informationen sowie Anmeldung zum Marathon-Medizin-Symposium in Münster unter: www.zfs-muenster.de. Nr. 31 l 29. Juli 2008 36 l DOSB l Sport bewegt l World Games 2009: Kaoshiung ist gut im Zeitplan l Noch viel Arbeit für die deutschen Vorbereitungen Genau ein Jahr vor dem Start der VII. World Games 2009 (16.-26. Juli) weilte erstmals eine kleine deutsche Delegation unter Leitung von Gunter H. Fahrion, World Games-Beauftragter der DOSBSpitzenverbände, im taiwanesischen Kaohsiung, um sich vor Ort einen Eindruck zu verschaffen, was die deutschen Sportlerinnen und Sportler in einem Jahr erwartet. Die auf rund 3.500 Aktive limitierte Teilnehmerzahl bereitet dem Organisationsteam (KOC) unter Leitung von Emily Hsu keine Probleme, denn in der 1,5 Millionen großen Hafenstadt gibt es genügend Hotels, die auch westlichen Ansprüchen genügen und die so ausgesucht werden, dass es kurze Wege (teilweise mit U-Bahn-Anschluss) zu den Wettkampfstätten geben wird. Zudem sind die Aktiven nicht während der gesamten Zeit vor Ort, da das Reglement vorsieht, dass aus Übersee kommende Sportler erst zwei Tage vor dem Wettkampf Unterkunft und Verpflegung erhalten; abreisen müssen sie am Tag nach dem Wettkampf. „Dies wird uns vor einige logistische Herausforderungen stellen“, ist sich Gunter H. Fahrion, der 2005 Chef de Mission des deutschen Teams war, heute schon sicher. Da sich die Qualifikationswettkämpfe bis ins Frühjahr hinziehen werden, wird es noch einige Zeit dauern, bis klar ist, wie groß die deutsche Mannschaft sein wird (Fahrion rechnet mit 130 bis 180 Personen) und welche Sportler der 36 verschiedenen Sportarten im Vorfeld einen Akklimatisierungsaufenthalt wünschen. Dieser scheint erforderlich zu sein, denn wie in Peking beträgt der Zeitunterschied sechs Stunden, die Luftfeuchtigkeit sinkt nicht unter 70 bis 75 Prozent, wobei die Lufttemperatur zu dieser Jahreszeit 32 bis 35 Grad beträgt und auch abends um 23 Uhr noch über 30 Grad gemessen wird. Gunter H. Fahrion hat während seines Aufenthaltes in Kaohsiung die Extremsituation erlebt: Ein Taifun, mit dem man in dieser Jahreszeit zu rechnen hat, streifte Kaohsiung und brachte drei Tage lang strömenden Regen. Teilweise standen die Straßen 15 cm unter Wasser. Wegen des engen Zeitrasters in der Hotelbelegung und bei der Flugbuchung gibt es für die Outdoor-Sportarten kaum Ausweich- und Verlängerungsmöglichkeiten. „Notfalls müssen die Wettkämpfe auch bei strömendem Regen und unter Wasser stehenden Rasenflächen abgewickelt werden,“ blickt Joachim Goßow aus Duisburg, der Sportdirektor der World-Games Association (IWGA), etwas pessimistisch ein Jahr voraus. „Der Taifun kam jetzt zur rechten Zeit. Das KOC und die TWIF können sich jetzt noch überlegen ob und wie man doch noch Eventualpläne ausarbeiten kann.“ Ein Glücksfall für den DOSB ist die Tatsache, dass nicht nur Joachim Goßow dem deutschen Team mit Rat und seinen Vermittlungskünsten zur Seite stehen wird, sondern sich beim Besuch in Kaohsiung herausstellte, dass auch der KOC-Kommunikationsdirektor Dr. Alexander Habereder als Österreicher für den DOSB ein offenes Ohr hat und die deutsche Delegation fast rund um die Uhr betreute. Dr. Habereder ist seit drei Jahren bei der Stadt Kaohsiung beschäftigt und er hat – was für den DOSB sehr nützlich sein kann – sehr gute Beziehungen. Nr. 31 l 29. Juli 2008 37 l DOSB l Sport bewegt Aufgeschlossen steht den World Games auch das deutsche Außenministerium gegenüber. Vor Ort will nicht nur die als Deutsches Institut formierende Auslandsvertretung helfen, sondern vor allem das „German Department“ vom „College of Foreign Languages“ der National Kaohsiung First University of Science and Technology. Katrin Wartenberg und Wolfgang Odendahl haben bereits ein Jahr vorher ihre Zusage für die Vermittlung von Dolmetschern (Volunteers) und Kraftfahrern gegeben. Außerdem organisierte C. Joseph Jiang auf Vermittlung von Katrin Wartenberg für die deutsche Delegation einen Stammtisch mit 18 deutschsprechenden Taiwanesen, die in Deutschland studiert haben und die das deutsche Team im kommenden Jahr unterstützen wollen. Noch ein gutes Stück Arbeit wird es für die Einrichtung eines „German Centers“ geben, einem kleinen Ableger eines von Olympischen Spielen her bekannten Deutsches Hauses. Angedacht ist, dort den Sportlerinnen und Sportlern u. a. eine „Zusatzverpflegung“ anzubieten, um rechtzeitig sicher zu stellen, dass nicht eventuell ungewohnte Gewürze die deutschen Erfolge schmälern werden. Auch sollte dort eine „Brotversorgung“ sicher gestellt werden und das deutsche Mannschaftsbüro eingerichtet werden. Bei der Reise hat sich gezeigt, dass es sinnvoll sein wird, dieses „German Center“ in unmittelbarer Nähe der vom KOC geplanten „World Games-Plaza“ zu installieren. Diese ist auf einem Platz und einer Promenade am Wasser mit Anlegemöglichkeiten für Schiffe vorgesehen. Vorgespräche wurden in Kaohsiung auch für eine Ausstellung geführt, die im Anschluss an die Präsentation vor und während der World Games auch in Taiwans Hauptstadt Taipei gezeigt werden könnte, da dort im September 2009 die Weltspiele der Gehörlosen stattfinden werden. Unterstützung für dieses Projekt wurde bereits vom deutschen Außenministerium signalisiert. Die Sportlerinnen und Sportler werden von den Sportstätten her hervorragende Wettkampfbedingungen vorfinden. Dies konnten die Fallschirmspringer bei einem internationalen Testwettkampf am 20. Juli erleben, nachdem an den Tagen zuvor das Training und der erste Wettkampftag wegen des Taifuns und der tiefhängenden Wolken ausgefallen waren. Die 15.000 Zuschauer fassende Kaohsiung-Arena für die Gymnastinnen, Trampolinturner, Sportakrobaten und Tänzer wird im September fertig gestellt und soll mit einem großen Tanzevent ihrer Bestimmung übergeben werden. Außerdem wird es in dieser Halle im November einen Testwettkampf in der Rhythmischen Sportgymnastik geben. Leichte Anklänge an das Olympiastadion in Peking erkennt man beim Neubau des Stadions, dessen Fertigstellung für Januar/Februar geplant ist. Solarzellen werden das gesamte Dach bedecken und ein Zeichen für „Grüne Spiele“ setzen. Mit diesem rund 55.000 Personen fassenden Stadion (Eröffnungs- und Schlussfeier sowie Rugby und Flying Disc) sowie der neuen Arena, in deren Mantelbebauung das modernste Kaufhaus Kaohsiung bereits Anfang Juli eröffnet wurde, wird die taiwanesische Hafenstadt noch viele Akzente im internationalen Sport sorgen. Nr. 31 l 29. Juli 2008 38 l DOSB l Sport bewegt l Von der „Wettkampfangst“ bis zur „Laufarbeit“ l Aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „Leistungssport“ ist erschienen Die aktuelle Ausgabe der vom Deutschen Olympischen Sportbund herausgegebenen Fachzeitschrift „Leistungssport“, die in diesen Tagen erschienen ist, hat aus sportwissenschaftlicher sowie trainingspraktischer Sicht wie gewohnt zahlreiche interessante Themenbereiche aufgegriffen. Sportliche Begabung: Im Allgemeinen kann Begabung als eine Prädisposition für eine bestimmte Aktivität bzw. die bessere Trainierbarkeit in einer bestimmten Aktivität angesehen werden. Begabung gilt als eine genetisch übertragene Eigenschaft eines Individuums. Im Sport geht die richtige Entwicklung dieser Begabung mit sportlichen Spitzenleistungen einher. Es scheint, als könne die sportliche Vorbereitung eines Individuums umso besser gestaltet werden, je früher die betreffende Begabung erkannt wird. Der Beitrag „Zur Identifikation talentierter Sportler: Allgemeine Ansätze und praktische Einsichten“ von Vladimir Issurin und Gilad Lustig zielt darauf ab, die wichtigsten wissenschaftlichen Positionen zur sportlichen Begabung zu erläutern und eine praktische Methode zur Identifizierung begabter Jugendlicher anzubieten. Sportlerpersönlichkeit: Die Persönlichkeit hat ganz entscheidenden Einfluss darauf, was ein Athlet aus seinen Begabungen und Fähigkeiten macht. Faktoren wie Leistungsdrang, Selbstvertrauen, Systematik, Initiative oder der richtige Umgang mit Kritik und Misserfolgen sind es, die letztendlich den Unterschied zwischen einem durchschnittlichen Sportler und einem Spitzenathleten ausmachen. Da diese zu den Soft Skills gehörenden Faktoren erfolgsrelevant sind, sollte ihre genaue Ausprägung bekannt sein. Im Beitrag „Die Persönlichkeit des Spitzenfußballers als Trainingsaspekt“ von Markus Frey und Markus Gaukler wird hierzu ein spezielles DNLAExpertensystem vorgestellt. Wettkampfangst: Die Reduktion von Wettkampfangst stellt ein häufiges Ziel sportpsychologischer Interventionen dar. Im Rahmen eines Betreuungsprojekts wurde von den Autoren Felix Ehrlenspiel und Anne-Marie Elbe untersucht, inwiefern ein allgemein gehaltenes sportpsychologisches Grundlagentraining in einem Gruppenkontext bereits geeignet ist, solch spezifische Effekte der Angstreduktion zu erzielen. Hierzu wurde bei 23 Fußballspielerinnen vor und nach einem Grundlagentraining die wettkampfbezogene Ängstlichkeit mittels Wettkampfangst-Inventar erfasst. Stabilisierungstraining: Jan Schröder, Jörg Förster und Klaus Mattes stellen „Eine pragmatische Variante des Segmentalen Stabilisierungstrainings (SST) für die Sportpraxis vor dem Hintergrund auffälliger Befunde der Wirbelsäulenform am Beispiel Volleyball“ vor. Es wird ein Gesamtkonzept von (Haltungs-)Diagnostik und Prävention vor dem Hintergrund der Belastbarkeitssicherung für die Praxis aufgezeigt. Vorgestellt wird ein praxistaugliches Maßnahmenkonzept zur Stabilisierung des Achsenskeletts. Dieses knüpft als geräteunabhängige Variante an die in den letzten Jahren in dieser Zeitschrift von Meier (2005, 2006, 2007) publizierten Beiträge an. Lernprozess: Gerhard Lehmanns Beitrag lautet „Lernprozess von Kampfhandlungen“. Im Kampfsport sind in allen Phasen der sportlichen Ausbildung und Entwicklung systematisch Nr. 31 l 29. Juli 2008 39 l DOSB l Sport bewegt organisierte Lernprozesse erforderlich. Zentrale Frage dabei ist, wie Lernprozesse zu gestalten sind, um eine hohe Wettkampfwirksamkeit zu erreichen. In diesem Beitrag werden die Spezifika des Lernprozesses im Kampfsport herausgearbeitet. In die Überlegungen werden aus den Zweikampfsportarten vorliegende Ansätze zur Lernprozessgestaltung, zur Anforderungsbestimmung des Wettkampfs und zur Handlungskonzeption in der Trainingsmethodik einbezogen. Laufarbeit: Mit der „Evaluierung der Laufdistanzen in unterschiedlichen Geschwindigkeitsbereichen im Profifußball“ setzen sich Holger Broich, Sebastian Brauch und Joachim Mester auseinander. Ziel der Studie war die Untersuchung der Fragestellung, ob sich bei Profifußballern im Wettkampf ein signifikanter Zusammenhang der mittleren Laufdistanzen in unterschiedlichen Geschwindigkeitsintervallen konstatieren lässt. Untersucht wurden Bundesliga-Lizenzfußballer. Während der Wettkämpfe wurden 2D-kinematische und physische Daten wie Laufwege, Laufgeschwindigkeiten, Ballkontakte und Zweikämpfe über fest installierte Kameras erhoben. Bezogen auf sechs kategorisierte Geschwindigkeitsbereiche wurden anhand der Analysedaten für jeden Feldspieler mittlere Laufdistanzen berechnet. Beitragsserien: Mit dem Beitrag von Klaus Bartonietz „Gehirn, das (Subst.): ein Organ, mit dem wir denken, dass wir denken“ wird die Beitragsserie abgeschlossen, die einen Überblick über den gegenwärtigen Kenntnisstand der neurologischen Forschung und ihre Relevanz für den Leistungssport vermittelt. Gudrun Fröhner setzt ihre Beitragsserie über die Sicherung der Gesundheit und Belastbarkeit als wesentliche Voraussetzung für Spitzenleistungen im Erwachsenenalter fort und gibt Anregungen für Trainer, Übungsleiter und auch für Sportärzte, die sich im langfristigen Leistungsaufbau engagieren. Schließlich enthält die Ausgabe wie gewohnt ein Trainerinterview. Eva Pfaff sprach über die Geheimnisse erfolgreicher Trainings- und Wettkampfgestaltung mit Larry Stefanki – einer Trainerpersönlichkeit im Tennis, die aktuell mit dem Weltklassespieler Fernando Gonzalez arbeitet, davor aber bereits Athleten wie John McEnroe (USA) , Marcelo Rios (Chile) oder Jewgenij Kafelnikov (Russland) an die Spitze der Weltrangliste begleitete. Weitere Informationen zu dieser Zeitschrift unter www.leistungssport.net. l Dieter Jöhnk ist Integrations-Beauftragter des LSV Schleswig-Holstein Der ehemalige Sportreferent der Landesregierung, Dieter Jöhnk, ist ab sofort als Integrationsbeauftragter für den Landessportverband Schleswig-Holstein tätig. Er übernimmt die ehrenamtliche Aufgabe auf Wunsch des LSV-Vorstandes. „Ich möchte den LSV bei seiner erfolgreichen Arbeit im Bereich Integration unterstützen“, beschreibt Jöhnk seine Motivation für die neue Aufgabe. Der im vergangenen Herbst im Range eines Regierungsdirektors pensionierte 63jährige hatte in seiner langjährigen Laufbahn das LSV-Projekt „Sport gegen Gewalt, Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit“ auf Regierungsseite von Beginn an begleitet und daran mitgewirkt, dass es dauerhaft etabliert werden konnte. In seiner neuen Funktion als Integrationsbeauftragter wird Jöhnk den LSV bei öffentlichen Terminen zum Thema „Integration“ bei Fragen der Integration vor Ort und auf Landesebene vertreten und mit dem für den Bereich Breitensport zuständigen LSV-Geschäftsführer Thomas Niggemann eng zusammenarbeiten. Nr. 31 l 29. Juli 2008 40 l DOSB l Sport bewegt l Engagement für Frieden in Israel l Football 4 Peace mit Studierenden und Mitarbeitern der Sporthochschule Köln Innerhalb von zehn ereignisreichen Tagen an verschiedensten Orten in Nord-Israel gelang es Studierenden, Mitarbeitern und Unterstützern der Deutschen Sporthochschule Köln, der University of Brighton sowie jungen Menschen aus Estland und den USA, jüdische und arabische Kinder aneinander anzunähern. Football 4 Peace ist ein Projekt, das 2001 mit Unterstützung der University of Brighton, Partneruniversität der Deutschen Sporthochschule, ins Leben gerufen wurde. Seit diesem Jahr ist auch die Kölner Sportuniversität offizieller Projektpartner. Außerdem erhält „F4P“ Unterstützung vom British Council, der Israelian Sports Authority und der britischen Botschaft in Israel. Ziel ist das friedliche Koexistieren von Juden und Arabern im Norden des Landes, Realität sind hier voneinander isolierte Siedlungen. Im Vorfeld der Israelreise hatte sowohl in Deutschland als auch in England die „3 Peaks Challenge“ statt gefunden, bei der innerhalb von 24 Stunden die drei jeweils höchsten Berge des Landes bestiegen wurden. Angelegt als Spendensammelaktion war das Event ein großer Erfolg mit körperlichen Höchstleistungen aller Teilnehmer. In Deutschland wurden die Zugspitze, der Schneefernerkopf und die Wetterspitzen erwandert. Beim anschließenden Hauptprojekt im Nahost-Staat trafen sich englische und deutsche Coaches, die Leiter des Projekts sowie die estnischen und amerikanischen Teilnehmer wieder. Sie zeigten den 10- bis 14-jährigen Kindern während der Trainingstage sowohl mit Fußball als auch mit Vertrauensspielen und weiteren Aktivitäten abseits der Spielfelder, dass gemeinsame Bewegung und Teambuilding mit Menschen anderer Religionen viel Spaß machen können. Während des abschließenden Fußball-Festivals durften die Kinder ihr Können unter Beweis stellen und sowohl um den Sieg des Festivals als auch um den bedeutenderen Fair Play-Preis kämpfen. l 6. Konferenz Sport der Älteren „Sport treiben – vital bleiben" in Thüringen Der Landessportbund Thüringen e.V. (LSB) lädt im Jahr Sport der Älteren 2008 zu einem weiteren Veranstaltungshöhepunkt ein. Zur 6. Konferenz Sport der Älteren vom 29. bis 31. August werden mehr als 200 Übungsleiter, Trainer und am Sport der Älteren Interessierte in der Landessportschule in Bad Blankenburg erwartet. Die Konferenz dient dem Erfahrungsaustausch und bietet mit vier Referaten und 40 Arbeitskreisen eine attraktive Fortbildung mit vielfältigen Tipps zum „Sport treiben – vital bleiben“. Ein buntes Rahmenprogramm mit Gesundheitsmarkt, Schnupperangeboten und geselligen Abenden komplettieren die Veranstaltung. Gäste aus dem gesamten Bundesgebiet stellen ihre Konzepte zum Sport der Älteren in Theorie und Praxis vor. Weitergehende Informationen und die Konferenzausschreibung erhalten alle Interessierten in den Kreis- und Stadtsportbünden vor Ort oder im Landessportbund Thüringen unter Tel.: 0361/ 3405435. Das Konferenzprogramm, die Ausschreibung und auch online-Anmeldungen sind unter http://www.thueringen-sport.de unter Sportbereiche/Sport der Älteren/Konferenz möglich. Nr. 31 l 29. Juli 2008 41 l DOSB l Sport bewegt l Zweikampfsportarten im Fokus l Neue Ausgabe der Zeitschrift für Angewandte Trainingswissenschaft des IAT Für die internationale Konkurrenzfähigkeit des deutschen Spitzensports sind wissenschaftliche Unterstützung und Forschung unabdingbar. Dennoch bleiben beispielsweise in den Zweikampfsportarten Potenziale wie langfristig und interdisziplinär angelegte Forschungsprogramme oder sportartübergreifende Expertenforen, in denen sportartspezifische Ansätze anderer Zweikampfsportarten zur Kenntnis genommen und diskutiert werden, bislang ungenutzt. An dieser Problematik setzt das Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) an, indem es den Zweikampfsportarten die komplette aktuelle Ausgabe seiner „Zeitschrift für Angewandte Trainingswissenschaft“ widmet. Autoren aus Wissenschaft und Praxis beschäftigen sich in ihren Beiträgen mit den verschiedenen olympischen und nicht-olympischen Zweikampfsportarten aus der Perspektive unterschiedlicher sportwissenschaftlicher Disziplinen. Die Themenvielfalt reicht von trainingsmethodischen Lösungsansätzen zur Optimierung des Kampfverhaltens bei jugendlichen Boxsportlern sowie präventiven Trainingsübungen zu Anpassungen des Bewegungsapparats an Belastungen im Boxsport, über Merkmale des Kampfverhaltens und der technischen Vielseitigkeit für internationale Spitzenleistungen, die Analyse und Optimierung angriffsspezifischer Technikelemente, die Effektivität von Wettkampftechniken im weiblichen Spitzenbereich sowie die Planung und Gestaltung des Krafttrainings in der Phase vor einem Wettkampfhöhepunkt im Judo, bis hin zu Untersuchungen zur Objektivität und Reliabilität des Rollsimulators im Ringen, zur Verletzungsprävention im Wettkampfkarate sowie zur Biomechanik ausgewählter Shotokan-Karatetechniken. l Lemke übernimmt Schirmherrschaft für das BSJ-Projekt „Kids in die Clubs" Seit September 2005 läuft das Projekt „Kids in die Clubs" der Bremer Sportjugend (BSJ). Ziel dieses Projektes ist es, möglichst vielen Kindern aus einkommensschwachen Familien die Möglichkeit zu eröffnen, an Sportangeboten der Vereine teilzunehmen. Finanziert wird das Projekt ausschließlich durch Sponsoren und privaten Patenschaften. Allein seit Jahresbeginn sind über 25.000 Euro an die Vereine überwiesen worden. Seit Beginn des Projektes konnten über 520 Kinder Sportangebote in über 50 Sportvereinen wahrnehmen. Die Resonanz auf und für das Projekt ist in der letzten Zeit sehr groß geworden. Zahlreiche Sponsoren unterstützen das Projekt, meist im vierstelligen Bereich. Im Dezember wurde „Kids in die Clubs" mit dem nationalen Preis für bürgerliches Engagement für das Jahr 2007 ausgezeichnet, der jedes Jahr von der Initiative „für mich. für uns. für alle" verliehen wird. Im April gab es einen Empfang im Rathaus für alle Sponsoren und Paten, der von Senatorin Ingelore Rosenkötter in Vertretung von Willi Lemke - der dazu eingeladen hatte - wahrgenommen wurde. Die BSJ freut sich umso mehr, dass Senator a.D. Willi Lemke, Sonderberater des UNGeneralsekretärs für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden, die Schirmherrschaft für „Kids in die Clubs" übernommen hat. Nr. 31 l 29. Juli 2008 42 l DOSB l Sport bewegt l BÜCHER l Sport in China Die Olympischen Spiele und die Paralympics 2008 in Peking sind für Sportlerinnen und Sportler aus aller Welt eine besondere Herausforderung. Sie finden in einem Land statt, das einerseits durch eine Jahrtausende alte Kultur geprägt ist und sich andererseits im größten Umbruch seiner Geschichte befindet. Dass die Veranstaltung für die chinesische Regierung auch eine politische Funktion im Sinne einer umfassenden nationalen Selbstdarstellung hat, steht außer Frage und wird durch den Konflikt, der sich an der Tibetfrage entzündet hat, bereits im Vorfeld überaus deutlich. Die wirtschaftliche Dimension der Spiele hat zu einem Wettlauf der Sponsoren geführt. Allein die 12 Top-Partner zahlen insgesamt 866 Mio Dollar an das IOC, 20 Jahre davor waren es nur 96 Mio Dollar gewesen. Dabei bleibt zu fragen, ob denn die Vorstellung von Sport in China notwendiger Weise der im Westen zu gleichen hat. Körperbildung und Bewegung z.B. sind Begriffe, die in China andere Bedeutungen haben als bei uns. Mögen die Ursprünge des Sports hier und da in der Jagd und der militärischen Ertüchtigung zu suchen sein, bedingt doch der kulturelle Hintergrund verschiedene Denkweisen und Entwicklungen. Die westliche Vorstellung eines Dualismus von Körper und Geist, die auf die griechische Philosophie und ihre christliche Rezeption zurück geht, ist den Chinesen fremd. Ihr ganzheitliches Weltverständnis rückt die sportliche Betätigung schon früh in den Dienst der Gesunderhaltung und Medizin. Diese unterschiedliche Einstellung bedingte in China auch die Entwicklung anders artiger Formen des Sports. Aus Anlass des 25jährigen Bestehens der Partnerschaft mit der Sport Universität Peking veranstaltete die Deutsche Sporthochschule Köln zusammen mit der Deutschen Vereinigung für Chinastudien eine Konferenz, die sich mit Sport in China im Vorfeld der Olympischen Spiele und mit den Olympischen Spiele selbst beschäftigte. Die Beiträge hierzu sind aufgearbeitet worden und befinden sich in diesem Band. Sie beleuchten die historischen Wurzeln und Traditionen des Sports in China, landestypische Einstellungen und Strukturen, die gegenwärtigen Veränderungen sowie Perspektiven zukünftiger Entwicklung. Neben Sportwissenschaftlerinnen und – wissenschaftlern aus beiden Ländern kommen auch Sinologen zu Wort. Das Buch verfolgt das Ziel, sowohl Vertreterinnen und Vertretern aus Sport, Wissenschaft, Wirtschaft, Medien und Politik als auch Athletinnen und Athleten Orientierungshilfe zu China und seinen Menschen zu vermitteln. Volker Klöpsch, Manfred Lämmer und Walter Tokarski (Hrsg.): Sport in China. Beiträge aus interdisziplinärer Sicht. Veröffentlichungen der Deutschen Sporthochschule Köln Band 16. Köln: Sportverlag Strauß 2008 (186 Seiten). ISBN 978-3-939390-31-2 Nr. 31 l 29. Juli 2008