Inhaltsverzeichnis - Der Deutsche Olympische Sportbund

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1 l DOSB l Sport bewegt
DOSB I Presse
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
Nr. 31/ 29. Juli 2008
Nr. 31 l 29. Juli 2008
2 l DOSB l Sport bewegt
Impressum:
Verantwortlich für den Inhalt: Gerd Graus l Redaktion: Walter Mirwald (Leitung), Markus Böker, Michael Schirp, Stefan Volknant
Deutscher Olympischer Sportbund l Otto-Fleck-Schneise 12 l D-60528 Frankfurt am Main l Tel. +49 (0) 69 / 6700228 l www.dosb.de
E-Mail [email protected]
Nr. 31 l 29. Juli 2008
3 l DOSB l Sport bewegt
Inhaltsverzeichnis
DOSB l Presse l Nr. 31 l 29. Juli 2008
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
l KOMMENTAR
l Olympia muß seine Zukunft beherrschen
5
l PRESSE AKTUELL
l 440 deutsche Sportler fahren nach Peking
6
l Bundespräsident Köhler verabschiedet deutsche Olympia-Mannschaft
6
l Meilenstein für das Spiegelkabinett des DOSB
7
l Stichwort: 1. Olympischer Sportkongress / Acht Fragen an Eberhard Gienger
11
l Die tägliche Mathe-Frage zu olympischen Sportarten auf dosb.de
13
l Deutsche Telekom wird Partner des DOSB
14
l Entscheidung gegen „Rekordlinien“ und für den Sport
15
l Luftbrücke für das deutsche Team
16
l Frage der Woche auf www.dosb.de
17
l Grüne Spiele oder außer Atem?
18
l DOSB-Kooperation zu „Sport und Krebs“ mit der Deutschen Krebshilfe
19
l Hilfe für Straßenkinder in Kabul
20
l „4. Ballspiel-Symposium“ in Karlsruhe
20
l HINTERGRUND UND DOKUMENTATION
l Organisation des Sports keine Aufgabe der Politik
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l Olympia und der gute Mensch von Sezuan
22
l Wie gehen wir mit Siegern um?
24
l Veränderungen gehören zum Wettkampfprogramm
27
Nr. 31 l 29. Juli 2008
4 l DOSB l Sport bewegt
l „Golf und Natur“ in Silber für vier Golfclubs
29
l Deutsche Sportpolitik vor 20 Jahren
30
l Konferenz von adh-Konzept für Universiade-Bewerbung beeindruckt
32
l Verbindung von Hochleistungs- und Breitensport
33
l Sturzprophylaxe: der DTB hat mit dem Aufbau einer Internetseite begonnen
33
l Allianz „Bewegung für Kinder“ in Städten und Gemeinden
34
l Marathon-Medizin-Symposium in Münster
35
l World Games 2009: Kaoshiung ist gut im Zeitplan
36
l Von der „Wettkampfangst“ bis zur „Laufarbeit“
38
l Dieter Jöhnk ist Integrations-Beauftragter des LSV Schleswig-Holstein
39
l Engagement für Frieden in Israel
40
l 6. Konferenz Sport der Älteren „Sport treiben – vital bleiben" in Thüringen
40
l Zweikampfsportarten im Fokus
41
l Lemke übernimmt Schirmherrschaft für das BSJ-Projekt „Kids in die Clubs"
41
l BÜCHER
l STELLENAUSSCHREIBUNGEN
l AUSSCHREIBUNG Stipendium
Nr. 31 l 29. Juli 2008
5 l DOSB l Sport bewegt
l Kommentar
l Olympia muß seine Zukunft beherrschen
Das globale Mega-Event Olympische Spiele hat Zukunft. Die Interessenten ob für Sommer- oder
Winterspiele stehen Schlange. Die nutznießenden Sponsoren bleiben dem Selbstläufer erhalten.
Selbst Wirtschaftskrisen können aus heutiger Sicht dem Unternehmen unter den fünf Ringen
wenig anhaben. Der Verlauf und das soziopolitische Umfeld der Spiele in Peking hingegen
werden die Bedingungen zukünftiger Spiele entscheidend prägen. Die jeweils aktuellen Probleme
der Sicherheit der Spiele beeinflussen tiefgreifend die Konzepte. Der materielle und personelle
Aufwand steigt ins Immense, was die Organisatoren von London 2012 zu spüren bekommen.
Der Lauf der olympischen Fackel durch die Welt hat Emotionen, Widerstände, Aggressionen
ausgelöst und die Fragwürdigkeit eines überdehnten Ereignisses bis hin zum Aufflammen auf
dem Gipfel des Mount Everest vor Augen gestellt. Das Friedenssymbol mußte wie ein gefährdeter
Staatsgast beschützt werden. Diese bittere Erfahrung wird Konsequenzen haben: Der Lauf sollte,
um zur ursprünglichen Idee zurückzufinden, nur noch durch das Veranstalterland führen und
müßte vom IOC in Streckenführung und Gestaltung direkt gesteuert werden.
Die Verträge mit den Organisatoren – auch das ist eine Konsequenz ohne Anklage – sollten
strenger auf die eindeutige Verwirklichung olympischer Vorgaben, wie die Reduzierung der
Umweltbelastungen, der Gedanken- und Pressefreiheit und anderer Menschenrechte, abgestimmt
werden, um diese unverzichtbare Dimension der olympischen Prinzipien noch konsequenter zum
Ausdruck zu bringen.
Niemand kann die Zukunft vorhersehen, aber nicht alle politischen Gefahren lauern im
Verborgenen. So ist es auch eine olympische Mission für Bundesaußenminister Frank-Walter
Steinmeier, wenn er – bisher ohne sichtbaren Erfolg – versucht, den Schwelbrand in Abchasien
zu ersticken. Bleibt die Nachbarregion des Olympiaortes 2014 Sotschi ein Zankapfel zwischen
Rußland und Georgien, wird auch das olympische Klima getrübt. Selbst die gewieftesten IOCJuristen vermögen eine solche Lunte nicht auszutreten.
Der olympische Friede auf Zeit ist und war eine Hoffnungsformel und bleibt vorhersehbaren
und unerwarteten Machtspielen ausgesetzt. Sie machen vor dem olympischen Zauber nicht Halt.
Diese Wahrheit darf niemand verdrängen.
Dr. Hans Dieter-Krebs
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6 l DOSB l Sport bewegt
l PRESSE AKTUELL
l 440 deutsche Sportler fahren nach Peking
l DOSB nominiert El-Masri, Schüttler und Engelhardt für Olympia
(DOSB PRESSE) Am Mittwoch, 23. Juli 2008, hat die Präsidialkommission des Deutschen
Olympischen Sportbundes den Schwimmer Rafed El-Masri, Tennisprofi Rainer Schüttler und
Ringerin Alexandra Engelhardt für die Spiele der XXIX. Olympiade in Peking nominiert. Wer 2008
die deutsche Fahne ins Olympiastadion trägt, entscheidet der DOSB erst in Peking. Die deutsche
Olympiamannschaft wächst damit auf 440 Sportler an.
Alexandra Engelhardt (KSG Ludwigshafen) wird nominiert, weil Deutschland vom Ringerweltverband kurzfristig ein weiterer Quotenplatz in der Klasse bis 48kg zugeteilt wurde. El Masri
konnte nominiert werden, da er rechtzeitig die Freigabe des syrischen Nationalen Olympischen
Komitees erhalten hat. Diese war notwendig, damit das Internationale Olympische Komitee seine
Zustimmung zum Olympiastart von El Masri erteilen kann. Rainer Schüttler wird unter der
Voraussetzung nominiert, dass er bis zum olympischen Tennisturnier die internationalen Kriterien
(höchstens Platz 56 auf der bereinigten Weltrangliste vom 09.06.2008) erfüllt. Die Entscheidung,
welche Athletin oder welcher Athlet die Fahne der deutschen Olympia-mannschaft bei der
Eröffnungsfeier am 8. August tragen wird, wird in Peking gefällt. Bisher hat der DOSB in diesem
Zusammenhang noch nicht mit Sportlern Kontakt aufgenommen.
l Kathrin Boron: „Auszeichnung und Ansporn zugleich“
l Bundespräsident Köhler verabschiedet deutsche Olympia-Mannschaft
(DOSB PRESSE) Bundespräsident Horst Köhler hat die deutsche Olympiamannschaft für Peking
mit einem Empfang im Schloß Bellevue am Samstag in Berlin verabschiedet. 51 Mitglieder der
Teams für die Olympischen und Paralympischen Spiele, darunter die Olympiasiegerinnen Yvonne
Bönisch (Judo), Kathrin Boron (Rudern), Anna Dogonadze (Trampolin) und Katrin WagnerAugustin (Kanu), nahmen bei strahlendem Sonnenschein an der Veranstaltung teil.
Bundespräsident Köhler wünschte der deutschen Mannschaft faire olympische und paralympische
Spiele mit guten menschlichen Begegnungen: „Ich drücke Ihnen die Daumen, die selbst
gesteckten Ziele zu erreichen und wünsche Ihnen allen denkbaren Erfolg“, sagte Köhler.
Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Thomas Bach, verabschiedete die
Sportler mit den Worten: „Wir wissen, dass unsere Athleten erfolgreich sein wollen mit fairen
Mitteln und gute Botschafter unserer Gesellschaft, unseres Landes und unseres Sports sein
werden. Ganz Deutschland steht hinter Ihnen – viel Glück und Erfolg!“ Für die Olympiateilnehmer
sagte die mehrfache Ruder-Olympiasiegerin Kathrin Boron, die in Peking ihre fünften Spiele
erlebt: „Diese Verabschiedung ist für uns Auszeichnung und Ansporn zugleich. Vor uns stehen
harte Wochen mit harten Wettkämpfen. Ich bin sicher, dass das Team unseren Sport und unsere
Werte würdig und von Fair Play geprägt vertreten wird.“
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7 l DOSB l Sport bewegt
l Meilenstein für das Spiegelkabinett des DOSB
l 1. Deutscher Olympischer Sport-Kongress in Berlin
(DOSB PRESSE) Der 1. Deutsche Olympische Sport-Kongress endete am Samstagmittag in
Berlin mit dem Versprechen, dass der gelungenen Auftaktveranstaltung weitere folgen werden.
„Der Kongress soll jährlich eine feste Größe werden“, sagte DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach
vor rund 300 Kongress-Teilnehmern. Der Sport brauche solche Ereignisse, „um besser zu
verstehen, wie er von außen betrachtet, gewichtet und hoffentlich auch geschätzt wird“. Zwei
Tage lang hatten bei der Premiere in der hauptstädtischen Repräsentanz der Deutschen Telekom
Politiker wie Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, der frühere Außenminister Klaus Kinkel
sowie Wissenschaftler, Medienvertreter, Sponsoring-Spezialisten, Funktionäre wie DFB-Präsident
Theo Zwanziger sowie frühere Athleten wie Rekord-Olympiasiegerin Birgit Fischer, Schwimmer
Michael Groß oder Ruderin Meike Evers das Phänomen Sport als „Spiegel und Vorbild der
Gesellschaft“ betrachtet. Insgesamt diskutierten zwei Dutzend Experten auf dem hochkarätig
besetzten Podium. Friedhelm Julis Beucher, der frühere Vorsitzende des Sportausschusses im
Deutschen Bundestag, würdigte den Kongress unmittelbar vor den Olympischen Sommerspielen
in Peking vom 8. bis 24. August als einen „Meilenstein für den Sport“. „Diese Art der Veranstaltung
ist richtig und wichtig, um die Grundlagen des Sports in ihrer gesamten Breite zu behandeln.“
So gesehen ist der Meilenstein nun für jedermann sichtbar platziert, und Bachs Hinweis auf
weitere Kongresse kündigte die Kreation einer Art von Spiegelkabinett an, in dem sich der
Dachverband wie der Sport insgesamt fortan im Jahresrhythmus werden betrachten können.
Natürlich soll dies kein Kabinett nach dem Vorbild der Jahrmarktsbelustigung sein mit ihren
konvexen und konkaven Zerrbildern fürs persönliche Amüsement. Dem Sport muss es um ein
Spiegelkabinett der anderen Art zu tun sein. Um die realistische, sachlich-nüchterne, distanzierte
und nachhaltige Reflexion seiner Vorzüge und Schwächen, um die saubere Analyse seiner
Antriebskräfte und Hemmnisse, und zwar aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Für diese
Drauf- und Einsichten ist kein Spiegel der Welt groß genug, dafür braucht es vieler solcher
famosen Instrumente. Ein ganzes Arsenal ist vonnöten. Allein deshalb, weil der Sport mittlerweile
in so viele Teilsysteme zerfällt und zergliedert ist, dass er im Grunde ein eigenes Universum mit
den herrlichsten, faszinierendsten Erscheinungen des Lichts wie den tiefsten, abstoßenden
Schattierungen verkörpert.
l Externe Beobachter als große Ressource
Vor diesem Hintergrund war die Debatte beim 1. Deutschen Olympischen Sport-Kongress
mutwillig spektral angelegt, um den Sport in möglichst viele seiner Farbnuancen zu zerlegen und
in ihnen sichtbar zu machen. Die Palette reichte von den gesellschaftlichen und materiellen
Werten des Sports und das Thema Doping als Existenzfrage für den Sport über die
Verantwortung der Medien bis hin zur Rolle des Sports für eine friedliche und bessere Welt. Als
das besonders belebende Element hat sich die Einbindung autarker Betrachter, Beobachter,
Kenner und Begleiter des Sports erwiesen. Bitte mehr von diesen Fachleuten mit ihren profunden
(Er)Kenntnissen ins Rennen schicken, so könnte eine der wesentlichen Schlussfolgerungen
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lauten. Von seinen persönlichen Erlebnissen als Außenstehender berichtete Innen- und
Sportminister Schäuble sehr plastisch. Als sein Sohn in der F-Jugend kickte und vom Trainer zur
„Schwalbe“ verleitet werden sollte („wenn euch im Strafraum jemand berührt, dann fallen lassen“),
sei er sofort eingeschritten. „Wenn ich das noch einmal höre, sind entweder Sie weg oder mein
Sohn. Wahrscheinlich eher sie!“, erinnerte Schäuble an sein Einschreiten nach der Devise wehret
den Anfängen und wertete dies als probates Mittel auch Kampf gegen Doping.
„Dieser Kongress war ein erster wichtiger Schritt, dem nun weitere folgen müssen“, erklärte der
Sportsoziologe Professor Karl-Heinrich Bette und hob die Einbeziehung von externen Diskutanten
ausdrücklich hervor. „Wir stehen nicht im Handlungszwang des organisierten Sports. Unser
unabhängiger, unverstellter Blick ist eine Ressource, die wir einbringen können.“ Gern hätte man
von Bette auf dem Podium etwas mehr gehört zur bislang öffentlich kaum wahr genommenen
Antwort auf die Frage, woher der Hang zur Manipulation und zum Betrug mit Doping eigentlich
ursächlich rührt. Die nüchterne Analyse der „Handlungsverstrickung“ des Sports inmitten von
Massenmedien, die sich verkaufen müssen, Wirtschaftsunternehmen, die ihre Produkte vorzeigen
wollen, und eines Publikums, das ständig unterhalten werden will, wäre sicher ein eigenes Kapitel
wert. Erst recht gilt das für die Erörterung von Lösungsstrategien. Der Mann aus Darmstadt hat
mit seinen Statements zumindest bewirken können, dass Zuhörer die Ohren spitzten und vielleicht
die Verszeilen eines Songs von Reinhard Fendrichs fortan noch etwas bitterer belächeln. „Gibt´s a
Massenschlägerei, er ist immer live dabei. Wei, mit seim Color-TV, sicht er alles ganz genau“,
betätigt sich der österreichische Barde gegenüber dem geneigten Sportkonsumenten in
künstlerisch-zynischer Weise als Spiegelvorhalter. „Weltcupabfahrtsläufe machen ihn a bisserl
müd, weil, er is abgebrüht. Wenn erm dabei irgendwas erregt, dann nur, wenns einen ordentlich
zerlegt. Ein Sturz bei 120 km/h entlockt ihm ein erfreutes ‚Hoppala´. Und liegt ein Körper
regungslos im Schnee, schmeckt erst so richtig der Kaffee.“
l Olympische Spiele als kostbares Gut bewahren!
Als besonders sinnreich wurde im Publikum empfunden, im unmittelbaren Vorfeld der
Olympischen Spiele dieses weltweite Ereignis im Rahmen des Kongresses gesondert zu
beleuchten. „Mir ist dabei allerdings das Thema Menschenrechte etwas zu kurz gekommen und
die Verantwortung des Sports gegenüber all seinen Idealen“, merkte Marianne Heuwagen, die
Direktorin des Deutschland-Büros der Organisation „Human Rights Watch“, kritisch an. „Der Sport
hat darauf zu dringen, dass alle Verpflichtungen, die ein Ausrichter eingeht, auch eingehalten
werden.“ Mit dieser Sicht korrespondierten Ausführungen des Berliner Sport-Philosophen Gunter
Gebauer. In der offiziellen Diskussionsrunde erinnerte er daran, dass Olympia ein „großartiges
Gut“ sei, das an die Gastgeber in China übertragen wurde. Ergo müsse das Internationale
Olympische Komitee (IOC) peinlich genau darauf achten, dass dieses Gut und mithin die
olympische Idee, um Beides weiter in die Zukunft tragen zu können, nicht beschädigt werden.
„Denn ohne Olympische Spiele wäre die Welt ärmer. Das ist gar keine Frage“, sagte Gebauer.
Während der Philosoph vor allem mahnte, das weltweit prominenteste Sportereignis in seinen
ethischen Grundzügen zu bewahren und zu schützen, betonte Willi Lemke, der UN-Sonderberater
für Sport, die Vorfreude auf die Tage in Peking und den Charakter der Veranstaltung als „Wert an
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sich“. An einem Ort Athleten verschiedenster Nationalität, Hautfarbe, sozialer Herkunft,
unterschiedlicher Rassen, Religionen und Weltanschauungen zum friedlichen sportlichen
Wettstreit zu versammeln, darin bestehe die wunderbare „Kraft der Spiele“, unterstrich der
frühere Manager des Fußball-Bundesligisten Werder Bremen und Bildungssenator der HanseStadt. „Doch dem Sport darf nicht zu viel abverlangt werden. Der Sport kann nicht all die Dinge
erledigen, die andere nicht erledigen können. In erster Linie sind die Spiele für die Athletinnen und
Athleten da. Das ist nicht die Fortsetzung der UN-Versammlung“, fügte er hinzu.
l Olympia als magische Größe für Nowitzki und Co.
Dafür erntete Lemke insbesondere von Seiten der Aktiven große Zustimmung. Ein Weltstar wie
Basketballer Dirk Nowitzki und hoch bezahlte Berufssportler führten dieser Tage eindringlich vor
Augen, welch magische Anziehungskraft nach wie vor von Olympia ausgeht. Zu Tränen gerührt,
feierte Nowitzki mit seinen Mannschaftskollegen in Athen die Qualifikation für das olympische
Turnier und erfüllte sich damit einen Lebenstraum. Der brasilianische Fußballprofi Diego
ausgerechnet vom Lemke-Klub Werder Bremen riskiert für das Erlebnis Olympia sogar
schmerzliche persönliche und arbeitsrechtliche Konsequenzen, indem er sich über das
Teilnahmeverbot seines Arbeitgebers hinwegsetzte.
„Es ist nicht schlecht, in dieser Form über den Sport zu sprechen und den Sport in den
Vordergrund zu rücken. Das ist ein guter Zeitpunkt dafür“, lobte Meike Evers, die deutsche
Athleten-Vertreterin bei der Internationalen Anti-Doping-Agentur (WADA), den Kongress generell
sowie nach all den politischen Debatten mit Blick auf Peking zugleich die Fokussierung auf die
olympischen Wettkämpfe als Kern der Spiele. Völkerverständigung werde bei dieser Gelegenheit
„glaubhaft gelebt“, ergänzte Christian Breuer. „Wie Sportler menschlich miteinander umgehen, das
ist unser Beitrag zu einer friedlichen Welt“, sagte der frühere Eisschnellläufer und heutige
Sprecher des Beirats der Aktiven. Dies gelte, wie ebenfalls die sechsmalige Olympiasiegerin Birgit
Fischer bestätigte, desgleichen für alle anderen internationalen Wettkämpfe. Es gebe Werte,
Normen, Regeln und Ziele, die für alle Athleten überall gelten. „Insofern sind sich alle Sportler
weltweit sehr ähnlich, ganz egal, aus welchem Land sie kommen“, sagte die beste Kanutin aller
Zeiten. Überdies führe Olympia nicht nur in den Stadien und bei den Gastgebern die Menschen
zusammen, sondern auch weit davon entfernt in der Heimat. Die friedlichen deutsch-türkischen
Feste jüngst bei der Fußball-EM etwa illustrierten eindrucksvoll, über welches Fan-Potential der
Sport verfügt. Fan-Meilen, auf denen hunderttausende von Menschen zwischen Garmisch und
Usedom Live-Übertragungen von Olympischen Spielen auf riesigen Leinwänden verfolgen und
sich bei jedem Medaillengewinn unbekannterweise um den Hals fallen, scheinen indes noch in
weiter Ferne.
„Der Kongress war eine gute Auftaktveranstaltung für die Olympischen Spiele. Die
Olympiateilnehmer waren am Samstag physisch präsent und wurden von Bundespräsident Horst
Köhler persönlich verabschiedet. Stunden wurde über olympische Inhalte und Werte bei einem
Kongress reflektiert. Das ist eine ausgezeichnete Symbiose“, befand Dr. Christa Thiel als
Sprecherin der olympischen Spitzenverbände. Die Delegation ihres Schwimm-Verbandes war
schon am Freitag in Richtung Asien aufgebrochen, andere Teil-Teams warteten buchstäblich
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bereits am Check-in-Schalter. Ein Umstand, der manchen Funktionär, Trainer oder Betreuer
davon abgehalten hatte, so kurz vor dem Abflug noch Muse und Zeit für den Kongress zu finden.
„Trotzdem war es gut und richtig, diesen Kongress jetzt durchzuführen. Das ist ein guter Weg, um
dem deutschen Sport neue Impulse zu geben“, meinte Professor Arnd Pfützner, der Leiter des
Instituts für Angewandte Trainingswissenschaften (IAT) in Leipzig. „Die Idee, Leute aus
verschiedensten Bereichen einmal auf diese Art und Weise zusammenzuführen, ist gut und zu
begrüßen“, sagte der Heidelberger Experte für Doping-Prävention Dr. Gerhard Treutlein. „Ich bin
dankbar, dass jetzt so eine Plattform hingestellt wurde. Bei allen Diskussionsrunden galt das
gesprochene Wort. Jeder konnte seine Meinung offen äußern, das sorgt für Transparenz. Ich
hoffe, dass das eine Dauereinrichtung wird“, bilanzierte Hanns Michael Hölz, der Vorsitzende des
Kuratoriums der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA), und war froh, dass „hier mit uns geredet
wurde und nicht wie so oft nur über uns“. Ähnlich äußerte sich Beucher mit Blick auf den
Behindertensport. Dass auch ein Mann wie der zweifache Paralympics-Sieger Michael Teuber auf
dem Podium hatte Platz finden dürfen, so der frühere Parlamentarier, sei großartig.
l „Ich wusste bis gestern gar nicht, was der Sport alles ist“
Der Spagat zwischen Geld und Moral, Hochleistungsathleten und Hobbysportlern, „Fußgängern“
und Behindertensportlern, zwischen Olympischen Spielen und 12. Liga, Doping und vorbildlichem
Ethos, zwischen Pay-TV und Lokalsportberichterstattung, so viel ist schon jetzt absehbar, wird bei
den nächsten Auflagen des Kongresses nicht aufrecht zu erhalten sein. Anders als beim
gelungenen Auftakt, der den Sport sozusagen gleich den Olympischen Spielen in all seinen
verschiedenen Disziplinen und Facetten eine Bühne gab und zur Geltung bringen wollte, wird
künftig nur wenigen Themen die ausschließliche Aufmerksamkeit gelten können. Eine
Beschränkung sei ohnehin angeraten, legte der Kommunikationsberater Dr. Wolfgang Storz den
Protagonisten des organisierten Sports in Deutschland nahe. Der ehemalige Chefredakteur der
„Frankfurter Rundschau“ gab zu Bedenken, der Sport als Konglomerat vom Leistungssport bis zur
Herzsportgruppe, als mediales Schwergewicht, als Teil der Wissenschaft, als nationale Größe mit
über 27 Millionen DOSB-Mitgliedern, als Motor in Sachen Leistung, Integration, Spaß und
Lebensfreude, medizinische Prävention der Anti-Aging solle sich bitteschön „nicht überethisieren“.
„Bis gestern wusste ich gar nicht, was der Sport alles ist“, sagte Storz und warnte davor, er solle
bitteschön nicht zu viel sein wollen. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass der gesellschaftspolitische Gigant, sobald er nicht mehr glaubhaft für seine ethischen Prinzipien stehen und sie
nicht mehr garantieren könne, aus einer allzu großen moralischen Fallhöhe schwer abstürzt!
Nachzulesen sein werden die Äußerungen der teils kontroversen verbalen Begegnung in der
Berliner Telekom-Zentrale in einer Broschüre, die für den Herbst dieses Jahres avisiert ist. In der
Dokumentation über den 1. Deutschen Olympischen Sport-Kongress sollen sämtliche RedeBeiträge dokumentiert und für die Nachnutzung festgehalten werden. Nicht zuletzt auf diese
Weise wird im Nachgang der grundlegenden Intention der Auftaktveranstaltung entsprochen:
Anregungen, Ideen und Impulse zu vermitteln, um den weiteren Diskurs innerhalb des deutschen
Sports und seines Dachverband zu befördern. Die aktuellen Herausforderungen, Bedrohungen
und Erwartungen verlangen danach.
Andreas Müller
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11 l DOSB l Sport bewegt
l Stichwort: 1. Olympischer Sportkongress
l „Deutschland ist eine echte Sportnation“
Acht Fragen an den DOSB-Vizepräsidenten Eberhard Gienger
DOSB PRESSE: Beim 1. Deutschen Olympischen Sportkongress in Berlin stellte der ehemalige
Bundesaußenminister Dr. Klaus Kinkel in seinem Impulsreferat die provokative Frage, ob denn
Deutschland überhaupt eine große Sportnation sei. Die Antwort ließ er offen, Welche Meinung
haben Sie zu diesem aufgeworfenen Thema, das sicherlich viele Menschen interessiert?
GIENGER: Wenn 27 Millionen von insgesamt 80 Millionen Bundesbürgern einem der 90.000
Sportvereine angehören, dann besagt das doch eigentlich alles. Längst haben viele Menschen
erkannt, dass Körper, Geist und Seele einen Dreiklang bilden. Mehr denn je wird heutzutage Wert
auf die Gesundheit gelegt, wobei allerdings Studien belegen, dass es bei Kindern und
Jugendlichen leider enorme Defizite im Hinblick auf die Bewegung gibt. Auf den Leistungssport
bezogen, lässt sich feststellen, dass wir in der Welt gut aufgestellt sind, wie die jüngsten Erfolge
der Fuß-, Hand- und Basketballer, aber auch Kanuten, Turner und Reiter beweisen. Und an
bedeutenden Toppereignissen in unserem Land mangelt es ebenfalls nicht.
DOSB PRESSE: Das heißt im Endeffekt nichts anderes, als dass der Sport eine große Rolle in
unserer Gesellschaft spielt. Oder wie sehen Sie das?
GIENGER: Ja, wir sind ein sportbegeistertes Volk, wie die Fußball-WM 2006 und jetzige EM zur
Genüge bewies. Aber die Menschen identifizieren sich auch gern mit solchen Athleten, die durch
ihre Vorbildfunktion viel dazu beigetragen haben, dass der Sport einen nicht zu unterschätzenden
Stellenwert im öffentlichen Leben besitzt. Das gilt aber nur so lange, wie sie ihre Leistungen ohne
Manipulation und Doping erreichen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass dadurch der Sport in der
Gesellschaft seine Akzeptanz einbüßt, worunter dann viele zu leiden hätten. Der Verlust der
Glaubwürdigkeit führt nicht nur zu einem Imageschaden, sondern er würde auch unsere Vereine
treffen und sogar Arbeitsplätze gefährden, die durch den Sport entstanden sind.
DOSB PRESSE: Befürchten Sie eigentlich, dass es, wie von so manch einem vorausgesagt wird,
in Peking eine ganze Reihe von Dopingvergehen geben wird, die dann einen hässlichen Schatten
auf das Großereignis des Sports werfen?
GIENGER: Nein, obwohl es Einzelfälle geben dürfte. Jeder Athlet weiß inzwischen, dass die
Kontrollen so umfangreich wie noch nie sein werden. Mehr als 4.000 sind geplant. Hinzu kommt,
dass die Methoden in den WADA-Laboren immer mehr verfeinert wurden. Die Gefahr erwischt zu
werden, ist beträchtlich, zumal die Proben jetzt bis zu acht Jahren aufgehoben, das heißt
eingefroren, werden sollen, so dass nachträglich immer noch eine Disqualifikation möglich ist. Und
gerade bei den oft ins Visier genommenen Chinesen bin ich mir ziemlich sicher, dass nichts
geschieht, weil das ein sehr schlechtes Licht auf das Gastgeberland werfen dürfte. Bei unseren
Athleten habe ich nicht die geringste Angst. Da wird es keine unliebsamen Überraschungen
geben, denn jeder weiß, dass wir beim DOSB auf die Null-Toleranz-Grenze pochen.
DOSB PRESSE: Was trauen Sie denn unseren Athleten diesmal zu. Nicht von der Hand zu
weisen ist doch, dass seit Barcelona 1992 ein unaufhaltsamer Abwärtstrend festzustellen ist?
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12 l DOSB l Sport bewegt
GIENGER: Ich rechne damit, dass wir uns bei dem Ergebnis von vor vier Jahren in Athen
einpendeln werden, als wir den sechsten Platz in der Nationenwertung erreichten. Meine
Hoffnung beruht dabei in erster Linie auf den Kanuten, Reitern, Schwimmern, Turnern, wo ich
beispielweise Fabian Hambüchen am Reck durchaus eine Goldmedaille zutraue, aber auch in den
Mannschaftssportarten müsste so einiges möglich sein, schließlich sind die Hockeyspieler,
Handballer und Fußball-Frauen amtierende Weltmeister. Und dann hoffe ich auf die eine oder
andere Überraschung, vielleicht durch die Leichtathleten oder Schützen.
DOSB PRESSE: Apropos Leichtathleten. Sie galten einst als das Zugpferd des deutschen Sports.
Jetzt haben sie mit großen Problemen zu kämpfen, obwohl gerade im Juniorenbereich immer
wieder durch aufstrebende Talente Medaillen errungen werden.
GIENGER: In kaum einer anderen Sportart ist die Konkurrenz so stark. Da haben wir es nicht nur
mit den Russen und Amerikanern zu tun, sondern beispielweise auf den Laufstrecken vor allem
mit den Afrikanern. Unsere Stärken liegen fast ausschließlich in den Wurfdisziplinen. Ich hoffe,
dass diesmal mehr als nur zwei Silbermedaillen wie in Athen herausspringen. Eines muss man
auch registrieren: Dass DDR-Erbe ist inzwischen total aufgebraucht, und der Übergang vom
Junioren- in den Erwachsenenbereich gelingt längst nicht wie gewünscht. Da heißt es, Konzepte
zu erarbeiten, damit sich der Einstieg ins Berufsleben und der Hochleistungssport besser
miteinander vereinbaren. Ansätze sind vorhanden, wie der vor kurzem in Kienbaum
stattgefundene DLV-Kongress belegt.
DOSB PRESSE: Wer heutzutage in der Weltspitze mithalten will, der muss wie ein Profi leben und
die entsprechenden Bedingungen vorfinden. Wie sieht es damit aus?
GIENGER: Wir können sehr froh sein, dass es die Bundeswehr gibt, die uns entsprechende
Stellen zur Verfügung stellt. Das gilt auch für die Bundespolizei und den Zoll, wo die Athleten
neben dem Sport auch etwas zur Ausbildung für ihren späteren Beruf tun können. Nicht nur
unsere Winterathleten wie Bobfahrer, Rodler und Langläufer profitieren von dem System, sondern
auch viele Sommersportarten, vor allem jene, die nicht so sehr im Blickpunkt der Öffentlichkeit
stehen und von Sponsoren gefördert werden. Wir müssen ferner nach Möglichkeiten suchen,
damit unsere Studenten noch bessere Voraussetzungen vorfinden.
DOSB PRESSE: Nach Olympia ist vor Olympia. Wie sehen Sie die Zukunft des deutschen Sports
im Hinblick auf die Sommerspiele 2012 und 2016?
GIENGER: Ganz entscheidend wird sein, dass in unseren Eliteschulen des Sports und
Sportsonderschulen rechtzeitig die Basis für ein erfolgreiches Vorankommen gelegt wird.
Inzwischen gibt es ja flächendeckend im gesamten Bundesgebiet diese Bildungseinrichtungen
(39), wobei die neuen Bundesländer aus früheren Erkenntnissen heraus vielleicht ein Stückchen
weiter sind. Dort richtet sich nämlich der Stundenplan oftmals nach dem Training, was natürlich
Vorteile mit sich bringt, denn heutzutage muss auch ein junger Athlet schon wöchentlich bis zu 30
Stunden trainieren.
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13 l DOSB l Sport bewegt
DOSB PRESSE: Der 1. Olympische Sportkongress des DOSB sprach viele Probleme an. Wie fällt
Ihr Urteil nach den beiden Tagen von Berlin aus?
GIENGER: Ich fand es gut, dass eine breite Themenpalette angepackt und auch heiße Themen
nicht ausgeklammert wurden, wenngleich hier und da Altbekanntes nur neu diskutiert wurde. Es
gab aber auch genügend Anregungen, die es wert sind, weiter verfolgt zu werden. Eines aber ist
unabdingbar, wenn wir international im Leistungssport mithalten und schon in London den
Aufwärtstrend sehen wollen, dann geht das nicht ohne die entsprechende finanzielle
Unterstützung durch das Parlament und Sponsoren. Deshalb ist es sehr lobenswert, dass die
Deutsche Telekom zum Partner unserer Olympiamannschaft wurde, außerdem die Stiftung
Deutsche Sporthilfe unterstützt und sich verstärkt neben dem Spitzensport auch um die
Nachwuchsförderung, den Breiten- und Behindertensport kümmern will. Der Sport, und das hat
diese Tagung sehr deutlich gemacht, ist nämlich ein Spiegelbild unserer Gesellschaft, wobei die
Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft mit dazugehören. Er ist gesundheitsfördernd, integrativ und
schafft innerliche Werte wie Fairness und Anständigkeit. Deshalb darf er durch das Doping nicht in
seiner Existenz gefährdet werden.
l Die tägliche Mathe-Frage zu olympischen Sportarten auf dosb.de
(DOSB PRESSE) Anlässlich der Olympischen Spiele in Peking hat der Deutsche Olympische
Sportbund (DOSB) in seinem Internetportal www.dosb.de eine Extra-Seite „Infos Beijing 2008“ mit
einer umfassenden Olympia-Datenbank und vielen aktuellen sowie grundsätzlichen Informationen
eingerichtet. Unter anderem stellt der DOSB dort ab 1. August 2008 die tägliche Olympia-MatheFrage. Es ist eine gute Gelegenheit, allein, in der Familie, mit Freunden oder Nachbarn zu
knobeln und die Mathematikkenntnisse aufzufrischen. Die tägliche Olympia-Frage löst im Monat
August die „Frage der Woche“ ab.
Das Wissenschaftsjahr 2008 ist das Jahr der Mathematik. Zahlreiche Veranstaltungen und
Ausstellungen in ganz Deutschland laden dazu ein, Mathematik zu entdecken und zu begreifen. In
Kooperation mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) beteiligt sich auch
der Deutsche Olympische Sportbund daran, das Jahr der Mathematik erlebbar zu machen. Denn
auch im Sport steckt mehr Mathe, als man denkt. Mathematik ist eine vielfältige und lebendige
Wissenschaft, die das Leben stärker beeinflusst, als es die meisten wohl auf den ersten Blick für
möglich halten. Denn Mathematik ist nicht nur wichtig in der Wissenschaft. Sie spielt eine ganz
zentrale Rolle in Wirtschaft und Industrie - aber eben auch im Sport. Wenn man sich damit
beschäftigt, wo Mathematik im Sport „drinsteckt", dann eröffnet sich eine faszinierende Welt.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) veranstaltet seit dem Jahr 2000
zusammen mit der Initiative Wissenschaft im Dialog (WiD) die Wissenschaftsjahre. Gemeinsam
mit der Deutsche Telekom Stiftung und der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV) wird
2008 das Jahr der Mathematik ausgerichtet. Im Jahr der Mathematik werden gerade die
mathematischen Schüler- und Jugendwettbewerbe gezielt durch das BMBF unterstützt, um mehr
junge Menschen für die Mathematik zu begeistern.
Nr. 31 l 29. Juli 2008
14 l DOSB l Sport bewegt
l Spitzensport und Breitensport im Fokus
l Deutsche Telekom wird Partner der Deutschen Olympiamannschaft und Nationaler
Förderer der Stiftung Deutsche Sporthilfe
(DOSB PRESSE) Die Deutsche Telekom wird Partner der Deutschen Olympiamannschaft und
des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) sowie Nationaler Förderer der Stiftung
Deutsche Sporthilfe. Im Rahmen der neuen Partnerschaften wird die Deutsche Telekom nicht nur
den Spitzensport fördern, sondern auch Breitensport und Nachwuchsförderung verstärkt
unterstützen. Die Zusammenarbeit ist zunächst bis ins Jahr 2012 angelegt. Das gaben die
Deutsche Telekom, DOSB und Stiftung Deutsche Sporthilfe am Freitag anlässlich des 1.
Deutschen Olympischen Sport-Kongresses in Berlin bekannt.
„Mit dem Deutschen Olympischen Sportbund und der Stiftung Deutsche Sporthilfe haben wir
ideale Partner gefunden, um uns zukünftig noch stärker als Partner des Sports einbringen zu
können", sagt René Obermann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom AG. „Als einer der
größten nationalen Sportsponsoren wollen wir Verantwortung übernehmen und der wachsenden
Bedeutung des Sports in der zur körperlichen Passivität verleitenden Wissens- und
Informationsgesellschaft gerecht werden." „Der Sport erfüllt in Deutschland vielfältige Aufgaben.
Das reicht von der sportlichen Fitness jedes Einzelnen bis hin zum olympischen Spitzensport.
Dabei werden auch Werte wie Toleranz, Respekt und Fairness vermittelt", sagt DOSB-Präsident
Thomas Bach. „Die Deutsche Telekom wird durch die Partnerschaft mit dem DOSB ihrer
unternehmerischen und sozialen Verantwortung gerecht. Gemeinsam wollen wir den Sport in
Deutschland durch vielfältige Aktionen weiter voranbringen." „Wir sind glücklich über dieses
großartige Engagement der Deutschen Telekom, das den Kreis der Nationalen Förderer weiter
stärkt. Mit diesen zusätzlichen Mitteln kann unsere Athletenförderung noch wirkungsvoller zur
Vielfalt und Leistungsfähigkeit beitragen, die kennzeichnend ist für den deutschen Spitzensport
und ihn, wie wir hoffentlich auch wieder in Peking erleben dürfen, so erfolgreich macht", sagt Ann
Kathrin Linsenhoff, Vorsitzende des Vorstands der Stiftung Deutsche Sporthilfe.
Europas führender Telekommunikationsanbieter ist seit vielen Jahren ein kompetenter Partner
des Sports und unterstützt Athleten, Veranstaltungen und Organisationen mit innovativen
Produkten, Services und Dienstleistungen. Zukünftig wird die Deutsche Telekom verstärkt soziale
und gesellschaftliche Aspekte des Sports berücksichtigen und weitere Verantwortung bei seinen
Engagements übernehmen. Neben der Partnerschaft mit dem DOSB und der Stiftung Deutsche
Sporthilfe unterstützt das Bonner Unternehmen beispielsweise die Nationale Anti Doping Agentur
(NADA). Ebenfalls unterstreicht die Partnerschaft mit dem Deutschen Behindertensportverband
(DBS) und dem Internationalen Paralympischen Komitee (IPC) dieses Vorhaben. Erstes Projekt
der Partnerschaft mit dem DOSB ist der 1. Deutsche Olympische Sport-Kongress (25. / 26. Juli) in
der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom. Unter dem Motto „Sport als Spiegel und
Vorbild der Gesellschaft" wurden an zwei Kongresstagen sport- und gesellschafts-politische
Themen wie die Werte des Sports, die Dopingproblematik oder auch die Rolle der Medien
diskutiert. Der hochkarätig besetzte Kongress in Berlin wurde sowohl inhaltlich als auch
organisatorisch von der Deutschen Telekom unterstützt.
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15 l DOSB l Sport bewegt
Während der Olympischen Spiele in Peking (8. - 24. August) sorgt die Telekom für die
kommunikative Infrastruktur im Deutschen Haus. Außerdem hat sie dort eine Medienlounge
eingerichtet, die den Berichterstattern optimale Arbeitsbedingungen schaffen wird. Auch bei den
Spielen 2010 in Vancouver und 2012 in London wird die Deutsche Telekom ihr Know-how sowie
Services, Produkte und Dienstleistungen zur Verfügung stellen. Europas führender
Telekommunikationskonzern wird sich darüber hinaus um die Förderung und Ausstattung der
Athleten kümmern. Um die Kommunikation zwischen den Mitgliedern der Deutschen
Olympiamannschaft in Peking zu vereinfachen, bietet die Telekom aktuell allen Mitgliedern der
Deutschen Olympiamannschaft Peking 2008 im Paket mit dem BlackBerry Curve ein attraktives
Mobilfunk-Angebot an. Als Nationaler Förderer der Stiftung Deutsche Sporthilfe wird die Deutsche
Telekom dieses Angebot demnächst auf weitere Sportler ausdehnen. Außerdem wird in naher
Zukunft ein Zugang zu ADAMS, dem globalen Informationssystem der Welt Anti-Doping Agentur
(WADA), auf dem BlackBerry integriert werden. Somit können die Sportler jederzeit von
unterwegs ihre Daten aktualisieren. Weitere Anwendungen, die die Kommunikation der Sportler
mit dem BlackBerry im Sport- und Verbandsumfeld erleichtern sollen, sind in Planung.
l Entscheidung gegen „Rekordlinien“ und für den Sport
l DOSB-Präsident begrüßt die Maßnahmen von ARD und ZDF
(DOSB PRESSE) Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Thomas Bach, hat die
Entscheidung von ARD und ZDF begrüßt, bei den Übertragungen von den Olympischen
Sommerspielen in Peking darauf zu verzichten, so genannte Rekordlinien einzublenden. Mit
Rekordlinien hatten die Sender beispielsweise in der Leichtathletik und beim Schwimmen
Weltrekorde dargestellt. Bereits bei der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen
Sportbundes (DOSB) im Dezember 2007 hatte DOSB-Präsident Thomas Bach zu einem
Umdenken im Sport aufgefordert. Nicht mehr der Rekord sollte im Mittelpunkt einzelner
Veranstaltungen und TV-Übertragungen stehen, sondern der sportliche Wettkampf an sich.
„Ich freue mich sehr, dass ARD und ZDF nach guten Gesprächen mit uns diesen Gedanken jetzt
bei den Olympischen Spielen umsetzen,", sagte Thomas Bach letzte Woche in Frankfurt. „Der
Wettkampf zwischen den Athleten sollte im Sport stets im Mittelpunkt stehen, nicht vordergründig
der Rekord. Dieser kann natürlich aus einen guten Wettkampf resultieren, aber alle Bestrebungen
nur darauf auszurichten, wird den Sportlern und dem Sport nicht gerecht. Der Verzicht auf die
Einblendung der Rekordlinie verdeutlicht auch den Zuschauern, dass es der Wettkampf ist, der
hauptsächlich die Spannung des Sports ausmacht."
ARD und ZDF haben in diesem Zusammenhang angekündigt, neben dem Verzicht auf die
Rekordlinien auch in der Kommentierung der Sportereignisse genauer hinzuschauen. ZDFSportchef Dieter Gruschwitz erklärte, vor dem Hintergrund der Dopingproblematik müsse man
nicht gleich jede Leistungssteigerung hinterfragen, aber Verbesserungen, die in sehr kurzer Zeit
zustande gekommen seien.
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16 l DOSB l Sport bewegt
l Luftbrücke für das deutsche Team
l Fast 100 Tonnen olympisches Gepäck müssen rechtzeitig in Peking ankommen
(DOSB PRESSE) Mehrere Paletten warten im großen „Olympia-Lager" in Kelsterbach auf ihre
Weiterreise nach China. Ein großer Lkw bringt gerade eine letzte Lieferung aus der Zentrale des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) mit Material und Technik für die Büros der
deutschen Delegationsleitung im Olympischen Dorf. Die große Halle nahe des Frankfurter
Flughafens ist das logistische Zentrum für die „Expedition Olympia". Etwa 100 Tonnen an Gepäck
und Utensilien für die 440 nominierten deutschen Athleten und den rund 300-köpfigen Begleittross
werden von hier aus umgeschlagen. Damit alles rechtzeitig vor der der Eröffnungsfeier am 8.
August seinen Bestimmungsort erreicht, geht es in der Spezial-Sammelstelle zu wie in einem
Taubenschlag.
„Pausenlos wird angeliefert, aber die Paletten stehen hier nicht lange, sondern werden meistens
gleich weitertransportiert. Allein die Mannschaftsbroschüren wiegen an die sechs Tonnen. Von
den Trainings- und Wettkampftrikots für die Athleten über sämtliche Sportgeräte, Zusatzernährung
und Mineralwasser bis hin zur Technik für unsere Büros muss alles bedacht werden", berichtet
Achim Bueble. Der Cheflogistiker des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) führt bei dem
gigantischen Unternehmen schon zum zwölften Mal Regie. Dank seiner Erfahrungen seit Los
Angeles 1984 und zweier persönlichen Visiten in Peking hat er das ausgeklügelte System jetzt
weiter verfeinert.
Vom großen Lager in Kelsterbach aus, das am 7. Juli öffnete, wurden und werden die Lieferungen
für Leichtathleten, Schwimmer, Turner, Volleyballer, Fußballerinnen und für alle anderen
Fachverbände verschickt. Natürlich gehören wie üblich auch einige Kisten heimischen Bieres zum
Mannschafts-Gepäck. Die rund 500 Kilo umfassende Haus-Apotheke wurde unter Aufsicht des
verantwortlichen Mannschaftsarztes Wilfried Kindermann in München zusammengestellt, die
Ladung für die Physiotherapeuten mit Salben, Binden, Massagebänken und Bestrahlungsgeräten
in Balingen bei Freiburg. „Nach Turin und Athen konnten wir mir großen Sattelschleppern über
Land fahren, diesmal ist es wieder aufwändiger. Überhaupt sind Sommerspiele immer
schwieriger. Im Winter haben wir es nur mit fünf Fachverbänden zu tun, jetzt mit über 20", sagt
Bueble. Die Kosten für den DOSB bewegen sich dank der unentgeltlichen Hilfe von mehreren
Partnern nur zwischen 250.000 und 300.000 Euro.
Insgesamt 90 Prozent der gesamten Olympia-Ausrüstung werden per Luftfracht via Frankfurt in
die Olympiastadt gebracht. Eine Sonderbehandlung brauchen die Ruderboote, „die Millimeter
genau auf die einzelnen Sportler zugeschnitten sind" und deswegen mit Spezialflugzeugen von
Luxemburg aus starten. Für die 14 Pferde der deutschen Reiter wurde es bereits ernst. Am
Freitagnachmittag wurden die Tiere in Aachen und Warendorf ab 14.30 Uhr per Transporter nach
Amsterdam zum Flughafen gebracht, wo es in der Nacht zu Samstag auf den Flug nach
Hongkong ging. „Die Quarantäne ist reibungslos verlaufen. Unsere Reiter konnten in der Zeit wie
gewünscht trainieren. Die Stimmung ist gut, jetzt wird es Zeit, dass es losgeht", berichtete
Reinhardt Wendt, Chef der deutschen Delegation in Hongkong. Noch vor dem Abflug der Pferde
Nr. 31 l 29. Juli 2008
17 l DOSB l Sport bewegt
ist eine erste Gruppe der Deutschen Reiterlichen Vereinigung aufgebrochen, um die Tiere vor Ort
in Empfang zu nehmen. Mit den Vierbeinern zusammen flogen von der deutschen Mannschaft die
viermalige Dressur-Olympiasiegerin Isabell Werth, eine Pflegerin von Springreiter Ludger
Beerbaum sowie zwei Tierärzte. Heu und spezielles Kraftfutter für die Vierbeiner wurde bereits
Anfang Juni in zwei Kühlcontainern auf den Seeweg gebracht. Um dieselbe Zeit wurden ebenfalls
schon die ersten Boote ins Segelrevier nach Quingdao verschifft sowie 15 Fahrräder, damit die
Teamleitung im Olympischen Dorf mobil ist.
„Wir versuchen, optimale Bedingungen zu schaffen, damit die Sportler optimale Leistungen
abrufen können", skizziert der 57-jährige Bueble sein Credo. Allein wäre er überfordert. Ohne die
Spezialisten des Spediteurs Schenker und die enge Vernetzung mit den Verbänden ginge gar
nichts. „Es läuft zwar alles über meinen Tisch, aber ich sehe mich als Bindeglied zwischen dem
Unternehmen, dem DOSB sowie den Fachverbänden und dem Organisationskomitee."
Vor 20 Jahren in Seoul schwitze der Logistiker mitten in der Nacht noch selbst beim Abladen.
„Gabelstapler muss ich inzwischen zum Glück nicht mehr fahren", sagt er erleichtert. Dafür
bereitet ihm aktuell die chinesische Bürokratie umso mehr Kopfschmerzen. Sämtliche
eingeführten Gegenstände müssten minutiös in Chinesisch aufgelistet werden. Das gelte selbst
für die Inhaltsstoffe in den Müsliriegen, die übersetzt werden müssen. Damit in Peking alles
reibungslos klappt, wurde im Olympischen Dorf eine Tiefgarage sowie zwei große Container als
große deutsche Lagerflächen angemietet.
Dort werden die rund 750 Mitglieder des deutschen Olympiateams ihr persönliches Gepäck
hoffentlich wohl behalten in Empfang nehmen können. Pro Kopf erlaubt die Lufthansa jedem
Teilnehmer nur ein Freigepäck von maximal 30 Kilo. „Deshalb bieten wir den besonderen Service,
dass jeder ein persönliches Gepäckstück mit uns verschicken kann", verrät Bueble, der sich am
22. Juli auf den Weg in die Olympiastadt machte. Was ihn dort zuerst erwarten würde, wusste der
Mann aus Bad Vilbel ganz genau: In der Tiefgarage des Dorfes werden Hunderte gleich
aussehender Reisetaschen der Verteilung harren. An diesen Moment dachte der Cheflogistiker,
der während der Spiele unter anderem den deutschen Fuhrpark leitet, schon vor seinem Abflug
mit Grausen. „Damit jeder seine Tasche schnell erkennt, braucht es ein ausgeklügeltes
Banderolen-System", sagt er. „Ansonsten wird man ja wahnsinnig."
Andreas Müller
l Frage der Woche auf www.dosb.de
(DOSB PRESSE) Jeden Montag fragt der Deutsche Olympische Sportbund in seinem
Internetportal www.dosb.de nach interessanten oder kuriosen Hintergründen aus der Welt des
Sports. Interessierte können sich beteiligen und ihre persönlichen Fragen direkt im Portal per
E-Mail an das DOSB-Redaktionsteam versenden. Aktuell wird die Antwort auf folgende Frage
gesucht: Welcher deutsche Sportler wurde dank seiner technischen Fertigkeiten und seines
Geburtsortes auch „Der Kran von Schifferstadt" genannt? Die Auflösung erscheint wie gewohnt
montags auf www.dosb.de.
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18 l DOSB l Sport bewegt
l Grüne Spiele oder außer Atem?
l Pekinger Olympiaorganisatoren mit ehrgeizigen Zielen im Umweltbereich
(DOSB PRESSE) Smog in Peking, Algenpest in Qingdao, Marathontraining mit
Atemschutzmasken. Diese und weitere Schlagzeilen zu den Umweltaspekten der Olympischen
Spiele 2008 werden immer bedrohlicher und verstellen zugleich den Blick auf ein differenziertes
Bild zwei Wochen vor der Eröffnung der Olympischen Spiele. Das Pekinger Organisationskomitee
BOCOG hat sich im Umweltbereich ein ehrgeiziges Ziel verordnet, dessen Umsetzung ein sehr
anspruchsvolles Umweltprogramm mit einem hohen technischen Standard und einem
Investitionsvolumen von über zwölf Mrd. US Dollar enthält. Die Anwendungsfelder beziehen sich
u.a. auf Müllvermeidung und –Management, Staubvermeidung bei den Großbaustellen,
erhebliche Verbesserungen im ÖPNV (insbesondere U-Bahn Bau), Neugestaltung von
Naherholungsgebieten und Grünbrücken, Solar-, Photovoltaik und Windtechnologie, Biodiversität
(Verlegung der Laufstrecken wegen bedrohter Tierarten), Umweltbildungs-Maßnahmen,
Nachnutzungskonzeption für Sportstätten (z.B. Kindergarten) etc. In Peking wurden darüber
hinaus in den letzten Jahren Kohlekraftwerke geschlossen. Der Verbrauch des vergleichsweise
sauberen Erdgases ist deutlich gestiegen, während emissionsintensive Fabriken geschlossen
wurden. Verkehrsbezogene Maßnahmen ergänzen das Programm, z.B. wurde in China kürzlich
der europäische Abgasstandard 4 eingeführt. Diese Stichworte und Aktivitäten sind
beeindruckend. Die Austragung der Olympischen Spiele hat diese und weitere UmweltschutzMaßnahmen initiiert bzw. beschleunigt, und auf der IOC-Umweltkonferenz diskutierten im Oktober
2007 in Peking Greenpeace und lokale Umweltschutzgruppen Prinzipien einer nachhaltigen
Stadtentwicklung.
Doch zu den vielen Widersprüchen Chinas gehört leider auch das Thema Umwelt, denn das
ehrgeizige Milliardenprogramm war und ist auch nötig angesichts der insgesamt kritischen
Umweltsituation, die das rasante und unkontrollierte Wachstum der chinesischen Hauptstadt, ihrer
Industrie und des Verkehrs verursacht hat. So wirft die Luftverschmutzung, ein seit Jahren
drängendes Problem Pekings, die Frage auf, ob an allen Tagen der Spiele der Smog auf ein
angemessenes Maß entsprechend internationaler Standards reduziert werden kann. Seit 1998 ist
die Einwohnerzahl von 12 auf über 16 Millionen Menschen gestiegen, und die Zahl der
zugelassenen PKW ist von 1,16 auf 3,29 Millionen in die Höhe geschossen. Lebensstandard,
Flächen- und Energiebedarf sowie Individualverkehr sind rasant gewachsen. Die Umweltanstrengungen Pekings werden durch den Wirtschaftsboom und die Entwicklungsdynamik der
chinesischen Hauptstadt zumindest in Teilen aufgezehrt – so verbesserten sich zwar die
Schwefeldioxid-Werte, doch gleichzeitig verschlechterte sich die Situation bei anderen
Schadstoffen. Der äthiopische Langstreckenläufer Gebrselassie hat mit der Begründung, die
Verschmutzung sei eine Gefahr für seine Gesundheit, seine Teilnahme am Marathon abgesagt
und will nun die 10.000 Meter laufen. Und Arne Ljungqvist, Chef der IOC Medizinkommission,
geht davon aus, dass einige Athleten nur eine leicht reduzierte Leistung erbringen können.
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19 l DOSB l Sport bewegt
Neben der Luftqualität macht das Wassermanagement Probleme - in Peking wird das Wasser
knapp, da der Jahresbedarf auf mittlerweile 200 Millionen Kubikmeter gestiegen ist. Zwei Drittel
dieses Bedarfs werden aus dem Grundwasser bezogen. Der Grundwasserspiegel ist in den
letzten Jahren um durchschnittlich 15 Meter gefallen. Doch dies reicht nicht mehr - die Hauptstadt
muss ihr Umland anzapfen und Wasser über ein Leitungssystem über mehrere hundert Kilometer
nach Peking führen. Dies führt zu Engpässen in den umliegenden Provinzen, vor allem in der
Landwirtschaft. Auch hier sind die Ursachen für die Wasserknappheit hausgemacht und haben mit
den Olympischen Spielen wenig zu tun. Olympia hat jedoch dazu geführt, dass das
Wassermanagement zu einem wichtigen Teil des BOCOG-Umweltprogramms wurde und auch
öffentlich an Bedeutung gewonnen hat.
Bringt Peking grüne Spiele oder geht der chinesischen Hauptstadt der Atem aus? Diese und
weitere Fragen nach der konkreten Umweltbilanz der Olympischen Spiele kann wohl erst nach
ihrem Abschluss durch ein unabhängiges Audit beantwortet werden. Die Politikfelder Umwelt- und
Klimaschutz werden zukünftig noch wichtiger – allgemein politisch wie im Sport. Diese Aussage
von IOC-Präsident Rogge könnte für zukünftige Olympiabewerbungen wegweisend werden. Es
scheint jedenfalls, als haben Umweltschutz und Nachhaltigkeit in der olympischen Bewegung
noch eine große Zukunft.
Andreas Klages
l DOSB-Kooperation zu „Sport und Krebs“ mit der Deutschen Krebshilfe
l ZDF-Beitrag über Hintergründe am Dienstag, 29. Juli
(DOSB-Presse) Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) versucht die Bedeutung von Sport
in der Prävention und in der Behandlung von Krebs stärker in die Öffentlichkeit zu tragen. Aus
diesem Grund ist der DOSB eine Kooperation mit der Deutschen Krebshilfe eingegangen. In
seinem Fitness-Portal www.richtigfit.de werden in einem Spezial die Hintergründe zu diesem
Thema erläutert. Auch das ZDF beteiligt sich an dieser Aufklärungsarbeit. In der Sendung
Drehscheibe Deutschland zeigte das ZDF am Dienstag, 29. Juli, ein Service-Stück an, um
Krebspatienten wichtige Informationen zu dem Thema nahe zu bringen. Weitere Beiträge sind in
der Planung.
Jedes Jahr erkranken fast eine halbe Millionen Menschen in Deutschland an Krebs. Nach
Erkrankungen am Herz-Kreislaufsystem ist Krebs die zweithäufigste Todesursache. Der Sport
kann zwar nicht direkt heilen, aber stark zur Gesundung beitragen. Studien zeigen, dass allein ein
aktiver, bewegungsreicher Lebensstil das Risiko auf Darmkrebs um die Hälfte senkt. In der
Akutphase kann Sport die Bewältigung der Behandlung deutlich erleichtern, für psychische
Stabilität sorgen und die soziale Isolation vermeiden.
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20 l DOSB l Sport bewegt
l Hilfe für Straßenkinder in Kabul
l Benefizspiel zwischen Spgg. Neu-Isenburg und Viktoria Aschaffenburg
(DOSB PRESSE) Der Erlös eines Benefizfußballspiels zwischen der Spvgg. 03 Neu-Isenburg
(Aufsteiger in die Verbandsliga) und Viktoria Aschaffenburg (Aufsteiger in die Regionalliga) am
Dienstag, 5. August, um 19 Uhr im Neu-Isenburger Sportpark soll Straßenkinder von Kabul im
kriegsgeschüttelten Afghanistan zugute kommen. Initiator dieses Benefizspiels ist der
Sportjournalist Horst Reber, der bei einem Stammtisch mit Kollegen von Holger Obermann über
dessen Arbeit als Botschafter des Deutschen Olympischen Sportbundes und des Deutschen
Fußball-Bundes Details erfuhr und so beeindruckt war, dass er spontan sagte: „Diesen Kindern
muss weiterhin geholfen werden." Obermann hat unter anderem eine Fußballschule für Kinder in
Kabul gegründet, die teilweise durch den Krieg ihre Eltern verloren haben und in geradezu
unglaublich schlechten und lebensgefährlichen Verhältnissen auf der Straße leben.
Horst Reber konnte erreichen, dass die Stadt Neu-Isenburg für diese gute Sache das Stadion
kostenlos zur Verfügung stellt. Und er stieß auch bei dem Vorsitzenden der Spielvereinigung NeuIsenburg, Günther Marx, und dem Trainer von Viktoria Aschaffenburg, Ronny Borchers, und bei
Manager „Bubu" Knecht auf offene Ohren, so dass das Fußballspiel zustande kommt. Kinder und
Jugendliche bis 16 Jahren haben freien Eintritt, Erwachsene zahlen fünf Euro, die an das
Obermann-Projekt in Kabul weitergegeben werden. In einer Pressekonferenz am Mittwoch, 30.
Juli, um 11 Uhr im Hotel Wessinger in Neu-Isenburg wird Sportentwicklungshelfer Holger
Obermann, der früher einer der bekanntesten Sportmoderatoren der ARD war, mit einem
Filmbeitrag über seine Afghanistan-Projekte informieren.
l „4. Ballspiel-Symposium“ in Karlsruhe
l DFB-Präsident Zwanziger spricht zum Thema Integration durch Ballspiele
(DOSB PRESSE) Es sind noch etwas mehr als drei Monate bis zur 4. Auflage des BallspielSymposiums in der Karlsruher Europahalle, doch die Vorbereitungen sind längst in vollem Gange.
Elf baden-württembergische Fachverbände organisieren am 7./8. November erneut eine
Veranstaltungs-reihe, die es in sich hat. Nach dem tollen Erfolg der drei vorangegangenen
Ballspiel-Symposien in den Jahren 2002, 2004 und 2006 planen die Fachverbände der Sportarten
Fußball, Handball, Volleyball, Basketball und Rugby des Landes nunmehr eine weitere Auflage,
um dieses Mal unter dem Motto „Integration durch Ballspiel“ über die Gegenwart und Zukunft
dieser Ballsportarten zu beraten, zu informieren und zu diskutieren. Federführend haben die
Organisation in diesem Jahr die drei baden-württembergischen Volleyball-Verbände
übernommen. Namhafte Referenten und Diskussionsteilnehmer haben ihr Kommen zugesagt. An
der Spitze die Präsidenten der Dachverbände Dr. Theo Zwanziger (Fußball), Werner von Moltke
(Volleyball) und Ingo-Rolf Weiss (Basketball). Die beiden Hauptvorträge halten BadenWürttembergs Innenminister Heribert Rech zum Thema „Migration und Integration aus
landespolitischer Sicht“ sowie am Samsagmorgen die Integrationsbeauftragte des DFB, Gül
Keskinler.
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21 l DOSB l Sport bewegt
l HINTERGRUND UND DOKUMENTATION
l Organisation des Sports keine Aufgabe der Politik
l Arbeitstreffen zwischen FIFA, IOC und Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble
Am Mittwoch, 23. Juli, haben sich im Bundesministerium des Innern Bundesinnenminister Dr.
Wolfgang Schäuble, FIFA-Präsident Joseph S. Blatter, FIFA-Exekutivkomiteemitglied Franz
Beckenbauer und eine hochrangige Delegation des IOC und des Deutschen Fussball-Bundes
(DFB) zu einem Arbeitsbesuch getroffen. Anlass des Besuchs war die von der FIFA erarbeitete
Resolution zu „6+5“. Im Zentrum der engagierten Diskussion standen Lösungsansätze zur
Kompatibilität der 6+5-Resolution mit dem geltenden europäischen Recht. Alle am Gespräch
teilnehmenden Parteien unterstützen die vom FIFA-Kongress initiierte Idee, die Fussballnationalmannschaften zu schützen, die Erziehung und die Ausbildung junger Spieler, ausbildende
Klubs und die Werte von Einsatz und Motivation im Fußball vor allem für junge Spieler zu wahren
und den Verlust der nationalen Identität der Klubs mittels einer Beschränkung der Anzahl
ausländischer Spieler in den Klubs („6+5“) einzudämmen.
Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble unterstützt die grundsätzliche Richtung der FIFAResolution. Der deutsche Sportminister betonte die Bedeutung, einen Prozess der fachlichen
Meinungsbildung in den EU-Gremien zu initiieren. „Wenn der autonome Sport eine solche
Regelung will, unterstützen wir ihn dabei, auf europäischer Ebene eine Lösung zu finden“, sagte
er. FIFA-Präsident Blatter betonte: „Der Wert des Fussballs kann nicht nur am Wert des
wirtschaftlichen Nutzens gemessen werden; der kulturelle und soziale Wert dieses Sports wiegt
mindestens so stark.“
l Auch andere Sportarten sind davon betroffen
Dr. Thomas Bach, Vizepräsident des IOC und Präsident des Deutschen Olympischen Komitees,
unterstützt den FIFA-Vorstoss mit dem Argument, dass auch viele andere Mannschaftssportarten
mit derselben Problematik zu kämpfen hätten. Im Zentrum steht insbesondere auch die
Ausbildung junger Sportler verschiedenster Sportarten, die nur durch die Wiederherstellung des
sportlichen und finanziellen Gleichgewichts in den Klubs erreicht werden kann.
Unterstützung erhält die Idee auch von DFB-Präsident Theo Zwanziger, Ligapräsident Reinhard
Rauball und FIFA-Exekutivkomiteemitglied Franz Beckenbauer, der sich bereits beim diesjährigen
FIFA-Kongress in Sydney mit einem eindrucksvollen Votum für die Idee stark gemacht hatte. Alle
Teilnehmer am Treffen mit Bundesminister Dr. Schäuble wollen das Anliegen in der aktuellen
Diskussion weiter unterstützen und zusammen mit der französischen EU-Präsidentschaft
diskutieren.
Nr. 31 l 29. Juli 2008
22 l DOSB l Sport bewegt
l Olympia und der gute Mensch von Sezuan
l Ein Stimmungsbarometer zwischen Argwohn und zaghafter Vorfreude
Nein, sie ist nicht auf Knopfdruck abrufbar, die Vorfreude auf die am 8. August in Peking
beginnenden 29. Olympischen Spiele der Neuzeit. Vielleicht liegt es daran, dass die emotionale
Vereinnahmung durch die Fußball-Europameisterschaft eine ungeahnt lange Halbwertszeit hat.
Doch das allein ist es wohl nicht. Zu viele Fragezeichen und Vorbehalte verhindern das Entfachen
des persönlichen olympischen Feuers. Doch wo ist das Streichholz, und wie lässt es sich
entzünden?
Ein bisschen sei es erlaubt, das Transportieren des Klischees vom stets gewinnend lächelnden
Asiaten, der trotz aller vordergründigen Freundlichkeit unbeirrt seine Ziele, die in der Regel
materieller oder ideologischer Natur sind, verfolgt. Und wer nun eine Analogie zu Bertolt Brechts
guten Menschen von Sezuan sieht, der nur als gespaltene Persönlichkeit überleben kann, dem
sei geantwortet: Könnte sein! Und das nicht nur wegen des tragischen Erdbebens in der
gleichnamigen chinesischen Provinz. Denn als Shen Te vollbringt Brechts Menschenkonstrukt
reihenweise gute Taten und nimmt ob seiner lebensbejahenden Art seine Mitmenschen
vorbehaltlos für sich ein. Gleichzeitig ist sie aber auch der skrupellose Shui Ta, der
Existenzsicherung und materiellen Wohlstand über die Menschlichkeit stellt. Zugegeben ein
gewagter und sicher bisweilen hinkender Vergleich, aber abwegig? Wohl kaum!
l Ambivalenz als Planungsgröße
Die chinesischen Gastgeber propagieren überzeugend eine allumfassende Pressefreiheit und
überreichen sich selbst – oder Shen Te - die vorolympische Goldmedaille in der Disziplin
Liberalität. Gleichzeitig sind nachweislich 6.000 speziell für diesen Zweck ausgebildete
chinesische Internetpolizisten im Einsatz, um die mit der Landesideologie inkompatiblen
Nachrichten im Netz aufzuspüren, herauszufiltern und zu säubern. Also doch auch Shui Ta.
Und gleiche Mechanismen greifen in der Dopingfrage. „Die chinesischen Athleten stehen für den
sauberen Sport“, so der eingeübte Choral der linientreuen Sportfunktionäre. „Die Botschaft hör ich
wohl, allein mir fehlt der Glaube“ würde wohl Goethes Faust trefflich antworten, zumal es mehr als
ein Gerücht ist, dass in den flächendeckenden chinesischen Kaderschmieden die
Verschleierungsstrategien einen außergewöhnlichen Grad an Perfektion erreicht haben.
Schließlich verlangt ja das von der Staatsmacht verordnete Plansoll von seinen wohlpräparierten
Athleten über 100 olympische Medaillen. Das ist das Ziel, und den Weg dahin bzw. die
ideologische Strategie gab schon der ehemalige Staatschef Deng-Xiaoping vor, als er sagte:
„Egal, ob die Katze schwarz oder weiß ist, Hauptsache sie fängt Mäuse!“
Im Klartext heißt dieses utilitaristische Kochrezept, dass sich der Erfolg der Olympischen Spiele
für die Gastgeber in erster Linie am Medaillenspiegel festmachen lässt, führt doch von der
unbeirrbar angestrebten Spitzenposition ein direkter Draht zur vermeintlichen Überlegenheit des
jeweiligen politischen Systems. Und dann gibt es ja auch noch Tibet. Erstmals seit 25 Jahren
machte wieder das Wort vom Boykott die Runde. Die anstehenden Olympischen Spiele scheinen
Nr. 31 l 29. Juli 2008
23 l DOSB l Sport bewegt
also weit davon entfernt zu sein, zumindest ein kleines Sommermärchen zu werden. Skepsis ist
also durchaus angebracht, um nicht zu sagen angeraten. Das ist aber nur die eine Seite der
Medaille...
l Die andere Seite der Medaille
„Olympia, fünf Ringe – eine Idee – viele Ideale“, so das Motto des Deutschen Olympischen
Sportbundes. Doch das Haus der Olympischen Idee hat Risse bekommen. Kommerzialisierung,
Medikamentenmissbrauch, ideologisch-politische Instrumentalisierung und mediale Überfrachtung
haben zu statischen Problemen und zu Erschütterungen wie beim olympischen Fackellauf geführt.
Dadurch wurde der Blick auf die olympischen Ideale nachhaltig getrübt. Doch wie antwortet ein
ethisch ähnlich orientierungsloses Gretchen in Goethes Faust fast naiv auf die Frage: Wie hältst
du´s mit der Religion? „Man muss dran glauben!“ Also der Glaube an das Gute – auch an den
guten Menschen von Sezuan – sei erlaubt, oder sogar geboten. Die zur Schau gestellte, bisweilen
zeremoniell überhöhte Glorifizierung der olympischen Ideale mag manchen als Götzenkult und als
Tanz um das goldene Kalb erscheinen. Trotzdem braucht es griffiger tragfähiger Ideale um
Reflexions- und Umdenkprozesse in Gang zu setzen.
Derzeit gibt es auf der Welt aktuell mehr als 5o bewaffnete Konflikte, die als kriegerische
Auseinandersetzung bezeichnet werden können. Dass sich zeitgleich in Peking die Athleten von
205 Nationen zum friedlichen Wettstreit versammeln und sich nach gleichen Regeln messen, ist
angesichts der problematischen Weltlage keine Selbstverständlichkeit. Bleibt zu hoffen, dass der
oft propagierte kommunikative Austausch der Athleten im olympischen Dorf hilft, Verständnis für
den anderen zu entwickeln und – euphemistisch gedacht - auch zur Verständigung der
unterschiedlichen Nationalitäten führt. Und vielleicht zeigt ja der Verlauf der Spiele, welche
verbindende Kraft der Sport gerade angesichts der unerfreulichen politischen Diskussionen im
Vorfeld entfalten kann.
Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Dr. Thomas Bach, sagte dazu: „Für den
Sport ist es lebensnotwendig, politisch neutral zu sein. Er soll nicht Grenzen ziehen, sondern
Brücken bauen!“ Zugegeben etwas pathetisch überhöht und bezogen auf den Sport vielleicht
auch leicht überfrachtet, denn Olympia kann sicher nicht alle Probleme der Welt lösen. Aber den
Blick auf das Verbindende und nicht auf das Trennende zu werfen, ist ganz nah an Pierre de
Coubertins olympischer Charta, die Wegweiser aufstellt, wie es auch friedlich geht und die
positiven Potenziale des Sports betont. „Sport tut den Menschen gut!“ - und zwar allen …
Und eines sollte abschließend nicht vergessen werden. Es ist durchaus olympisches
Gedankengut, andere Kulturen und Länder zu respektieren. China, das über eine Jahrtausend
alte beeindruckende Kultur verfügt, hat stets den Wert der Gastlichkeit hochgehalten. Das fordert
jedoch von allen Besuchern den Gastgebern unter den Prämissen des Gastrechts den
gebührenden Respekt entgegen zu bringen. Auch das ist olympisch.
Lassen wir sie also wehen, die olympische Fahne, auf dass sie nicht nur ein Fähnchen im Wind
ist.
Dr. Stephan Voll
Nr. 31 l 29. Juli 2008
24 l DOSB l Sport bewegt
l Wie gehen wir mit Siegern um?
l Sport- und Dopingberichterstattung zwischen Quote und Moral
Floyd Landis war 2006 als Sieger der Tour de France gedopt: Zehn Jahr zuvor hat Bjarne Riis nur
durch EPO-Missbrauch die Tour gewinnen können. Beide stehen nicht mehr in den Siegerlisten,
sie standen aber auf dem Siegerpodest. Die Frage stellt sich nicht nur für den Radsport: Wie
gehen wir mit Siegern um? Sollten wir gar nicht mehr über Sportarten berichten, in denen
Dopingfälle an der Tagesordnung sind?
2003, Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Paris: Kelly White wird Doppelweltmeisterin, erst
umjubelt, dann des Dopings überführt. Ihre vakanten WM-Titel besetzt die ebenfalls aus den USA
kommende Torri Edwards über 100 Meter und, über 200 Meter, die Russin Anastasia
Kapaschinskaja. Die Russin wird ein halbes Jahr später 200-Meter Hallenweltmeisterin, nur für
kurze Zeit, dann des Dopings überführt. Torri Edwards kommt ebenfalls nicht zu den Olympischen
Spielen nach Athen. Frühjahr 2004: Auch des Dopings überführt. Wie also können wir da so kurz
vor den Olympischen Spielen in Peking noch mit Siegern umgehen?
Es käme einer olympischen Farce gleich, würde Ekaterini Thanou als Zweitplazierte aus dem Jahr
2000 der Olympischen Spiele von Sydney heute nun die vakante Goldmedaille von Marion Jones
erhalten. Eben jene Thanou, die vier Jahre später in Athen mit dem olympischen Titelverteidiger
über 200 Meter, Konstantinos Kenteris, vor der Eröffnungsfeier zum wiederholten Male eine
Dopingkontrolle umgeht und gesperrt wird.
Ist das die Wahrheit, wenn die emotionale Wucht von Live-Bildern einen in seinen Bann zieht,
oder ist es die Wahrheit, wenn Doping-Kontrollen, Untersuchungen und aufgetaute Blutbeutel
Fakten präsentieren? Wie schnell darf ein Live-Reporter mittlerweile gewichten, kommentieren
und kritisch sein? Wie finde ich den richtigen Grat zwischen einem erwünschten national
gefärbten Live-Kommentar und sachlichen Worten, die aber den ganzen Schwung wieder
herausnehmen könnten? Dopingberichterstattung ist deshalb schwierig, weil dieses Thema kaum
Quote verspricht und in Bildern nicht vorkommt: Wer lässt sich beim Dopen filmen?
Was sind das für neue Anforderungen für Filmemacher oder den Live-Reporter, die nach erlebten
und geforderten Emotionen die Pflicht spüren, mit fundierten und sachlichen Worten mehr
abzubilden, als das, was man sieht? Selbst wenn sie es schaffen, sind sie meist nur zweiter
Sieger. Weil nämlich die Recherchen der Zeitungsjournalisten gegenüber Live-Sportberichterstattungen immer tiefgründiger sind.
Jeder Mensch greift zu Mitteln und Verhaltensweisen, um eigene Fähigkeiten und Kräfte zu
optimieren, ob legal oder künstlich, Kern jeder medizinischen Therapie, Kern jeder
Trainingsmethode, Kern jedes Ernährungsplanes, Diät-Programms oder Lernverhaltens. Aber:
Doping hat im Sport nichts zu suchen, ist unmoralisch und das falsche Signal. Ein gesunder
Körper soll noch besser werden und wird in Wirklichkeit zerstört. Wollen wir die menschliche
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25 l DOSB l Sport bewegt
Leistungsfähigkeit bewundern oder nur noch die Dopingtoleranz des menschlichen Körpers, die
sogar bis in den Tod führt? Ist Hochleistungssport ohne Doping heute überhaupt noch
durchführbar, so wie es Zuschauer, Medien, Sponsoren und Funktionäre wollen?
Wie halten gesunde, normale Körper das aus? 162 Spiele in neun Monaten im USamerikanischen Baseball sind ebenso Pflicht, wie annähernd 70 Partien durch Bundesliga, Pokal
und internationale Einsätze eines Fußball-Nationalspielers in Deutschland. Jedes Jahr gibt es
Weltmeisterschaften im Biathlon, neben all den Weltcuprennen. Die Etappen beim Giro d’ Italia,
die mit Radsport nicht mehr viel gemein haben, haben Steigungen, die manch einem zu Fuß den
Atmen nehmen. Manchmal wäre doch weniger mehr. Schließen sich Olympiasieg und humaner
Hochleistungssport mittlerweile nicht aus? Doping gehört in vielen Sportarten heute zum Alltag
dazu.
Es gibt Journalisten, die es sich dabei sicherlich zu leicht machen. Verallgemeinerungen sind
schnell zur Hand: nämlich den gesamten Hochleistungssport als verseucht darzustellen. Jeden
Sportler aber unter Dopingverdacht zu stellen, ist mit journalistischen Prinzipien unvereinbar.
Genauso unverantwortlich ist es, Fakten auszuschließen und zu behaupten: „Ich mache doch
meine gute Doping-Geschichte nicht mit einer Recherche kaputt.“ Auch das gibt es. Sollten wir
deshalb abschalten? Ein Problem ist sicherlich, dass Fernsehjournalisten, die über Doping
berichten, mehr wissen, als sie sagen dürfen, gar behaupten können, weil angebliche
Kronzeugen, Täter oder Hintermänner nicht sprechen wollen, von juristischen Winkelzügen ganz
zu schweigen.
Es muss ein verändertes Selbstverständnis her: Sportberichterstattung sollte vielmehr vorsichtiger
damit umgehen, Menschen aus Fleisch und Blut auf den Olymp zu heben. Ebenso ist Hysterie,
überhitzte Rhetorik und geheuchelte Wut fehl am Platz, wenn wieder ein Dopingfall aufgedeckt
wird, zumal es kein Einzelschicksal ist, sondern System dahinter steckt: Wie bei den Freiburger
Sportmedizinern, bei Balco in San Francisco oder in den 37 Fabriken in China, die unter anderem
hochreines Stanozolol herstellen. Doping ist Methode - mit finanziellen Interessen.
Der Hochleistungssport wurde nie ausschließlich vom edlen, guten Menschen nach FairplayRegeln betrieben, aber es wäre gut, es weiterhin anzustreben: Mit Regeln. Der Hochleistungssport ist für manchen ein narzisstisches Selbstformungsprojekt, für andere ein existenzielles
Geschäft, ob als Kleinst- oder Großunternehmer, je nachdem ich in einer medienattraktiven oder
weniger öffentlichkeitswirksamen Sportart zu Hause bin. Aber rechtfertigt das Doping? Oder
müssen Sportler dopen, weil es das System ihnen so vorgibt? Ein Dopingfall bietet immer wieder
die Chance, berechtigterweise die Rote Karte zu zeigen.
Auch wenn der Ausstieg von ARD und ZDF aus der Tour de France 2007 für viele überstürzt und
bis heute nicht nachvollziehbar war, hatte er eine Signalwirkung, die die öffentliche Debatte über
Doping auf eine andere Ebene gehoben hat. Jeder hat plötzlich über Doping gesprochen, jeder
hatte eine Meinung. Die einen empörten sich über den Ausstieg, die anderen waren entsetzt, über
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26 l DOSB l Sport bewegt
die immer noch so große Dopingmentalität. Hat sich nichts geändert? War der Ausstieg doch nicht
falsch oder nur ein einmaliges Ereignis?
Darf überhaupt das Fernsehen so einfach aus diesem System ausbrechen? Trägt es dazu bei,
dass sich durch Sanktionen etwas verändert? Ist das die Aufgabe der Medien im 21. Jahrhundert?
Oder nur die Angst, von einem verseuchten Sport missbraucht und vor dessen Karren gespannt
zu werden? Nach welchen Kriterien werden wir künftig entscheiden, ob es einen Ausstieg noch
einmal geben wird, auch vor dem Hintergrund, dass jede weitere Drohung stumpf werden kann,
wenn nichts geschieht? Beliebig kann man solche Entscheidungen nicht fällen.
Den Fernsehmachern wird oft vorgeworfen: ihr berichtet ja nicht über Doping. Das ist schlichtweg
falsch: Keiner schaut 24 Stunden lang ein Programm an, und wenn ein Dopingbeitrag um 15.00
Uhr gesendet wird, wiederholt der sich nicht automatisch auch um 19.00 Uhr beziehungsweise
kommt im Programm nicht mehr vor. Tageszeitungen sind geeigneter, zu Hause, auf der Reise im
Zug oder im Flugzeug gelesen zu werden. Wenn ich also einen Beitrag im Fernsehen verpasse,
darf ich nicht urteilen, dass es diesen gar nicht gegeben hat.
Wir als Journalisten können für nichts garantieren. Wir bekommen keine Garantie, dass wir
Interviews mit Sportlern führen und die Wahrheit dabei erfahren. Das Leben besteht aus
Unwägbarkeiten, und wir sehnen uns oft nach Sicherheit, auch im Beruf. Die Sicherheit gibt es
aber nicht. Das Leben besteht aus Risiken, der Wunsch nach der perfekten Sportwelt ist daher
absurd und der Anspruch darauf ungerecht.
Je stärker und besser kontrolliert wird, desto mehr Dopingfälle wird es geben. Gut so! Mehr
davon, aber dann mit einem unabhängigen Kontrollsystem und den entsprechenden und
neuesten Nachweisverfahren, genormt und weltweit vergleichbar. Denn wenn Geräte nur 500
Stoffe aufspüren können, aber es 50 weitere gibt, die verboten sind, dann nützt es nichts,
Dopingkontrollen zu erhöhen. Die Sportler werden eben die Pillen 501 bis 550 einwerfen, um nicht
entdeckt zu werden. Wir brauchen im Grunde eine Kultur des Redens und Streitens, weil wir
(Sportler, Funktionäre, Juristen, Journalisten, Sponsoren, Zuschauer) in unterschiedlichen
Booten, aber auf ein und demselben See rudern.
Früher hat sich manch einer in der Heldenberichterstattung gesuhlt. Da ging es um Quote, auch
um die eine oder andere Selbstdarstellung als Journalist, der erst selbst über die Erfolge des
Sportlers sichtbar wurde. Jetzt darf aber nicht die Skandalberichterstattung um der Quote wegen
das Thema und die Diskussionen bestimmen, wenn wieder einmal „die Doping-Sau durchs Dorf
getrieben wird“, anstatt sachlich, faktisch und aufklärend über Doping zu berichten. Das gilt
besonders für die Sportberichterstattung, live oder in Nachrichtensendungen, die meist verkürzt
schwierigste Dopingsachverhalte wiedergeben müssen. Es braucht ein neues Selbstverständnis:
Das gilt für uns alle, sonst bekommen wir nur einen skandalfreien Sport und können den Kampf
um einen sauberen Sport zu den Akten legen.
Eike Schulz
(Der Autor ist Reporter und Filmemacher beim ZDF und setzt sich seit vielen Jahren kritisch mit
der Doping-Problematik im Sport auseinander)
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l Veränderungen gehören zum Wettkampfprogramm
l Sieben Disziplinen feiern in Peking ihre olympische Premiere
In welchen Sportarten und Disziplinen um olympisches Edelmetall gekämpft werden darf, ist seit
jeher selbst einer der wichtigsten Wettkämpfe. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat
sich immer vorbehalten, Kandidaten aus dem Wettkampfprogramm zu streichen oder neu in die
olympische Arena zu schicken. Entscheidungen, die für die betroffenen Athleten entweder mit
Leid und Bitternis verbunden sind oder von Glücksmomenten und Freude bei den Sportlern
begleitet werden. Der Wandel im Programm gehört von Beginn an zur Geschichte der Spiele wie
die würdige Ehrung von Siegern und Platzierten. Das wird auch bei den Sommerspielen vom 8.
bis 24. August in Peking so sein, wo insgesamt 302 Entscheidungen in 28 Sportarten stattfinden.
Jubeln durften diesmal schon vorab die BMX-Radsportler. Sie werden ihre olympische Premiere
erleben und auf einem rund 350 Parcours mit engen Kurven und Hindernissen zeigen können,
wozu Mensch und Spezialrad in der Lage sind. Ein Novum wird in Peking ebenfalls das
Langstreckenschwimmen über 10 Kilometer sein, bei dem Angela Maurer aus Wiesbaden und
Thomas Lurz aus Würzburg beste Chancen haben, die Gunst der Stunde zu nutzen. Neu sein
wird desgleichen ein 3000-Meter-Hindernisrennen für die Frauen, wobei auf jeder der 7,5
Stadionrunden vier Hürden sowie einmal der Wassergraben zu bewältigen sind.
Auf dem Wasser tauchen erstmals im olympischen Programm die „Radial Laser" mit einer
Segelfläche von knapp 6 Quadratmeter auf. Das Einer-Boot ersetzt bei den Frauen die bis 2004
olympische „Europe"-Klasse. Bei den Windsurfern folgen die kürzeren und mit 90 Zentimetern
anderthalb Mal breiteren RSX-Bretter denen der „Mistral"-Klasse. Auch im Tischtennis wurde das
Programm modifiziert. Erstmals tragen die Künstler am Zelluloidball statt der Doppelkonkurrenzen
bei Damen und Herren einen Teamwettbewerb mit 16 Dreier-Mannschaften aus. Die Fechter, für
die bei Olympia in den drei Waffengattungen stets nur vier statt sechs Team-Wettbewerbe
gestattet sind und die daher ein Rotationsprinzip eingeführt haben, werden in Peking
Mannschafts-Medaillen im Damen-Florett und mit dem Säbel bei den Männern vergeben. Dafür
müssen diesmal die Teams im Damen-Degen bzw. im Männer-Florett pausieren.
l Das strategische Zauberwort heißt Substitution
Das vielfach angewandte Substitutionsprinzip verdeutlicht: Zusätzliche Wettbewerbe sind
angesichts der gigantischen Gesamt-Teilnehmerzahlen nahezu tabu. Veränderungen finden nur
mehr im Austausch gegen andere Disziplinen statt. Welche neu ins Programm gehoben werden,
welche über Bord gehen und welche außen vor bleiben, das entscheidet allein die
Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Sie reagiert damit in erster
Linie auf neue Trends und Sportarten, die sich weltweit gerade unter jungen Menschen
zunehmender Beliebtheit erfreuen. Das BMX-Rad kam Ende der 60er Jahre in Kalifornien in
Mode, 1982 fand die erste Weltmeisterschaft statt. Weitaus rasanter war die Entwicklung bei den
Mountainbikern und bei den Beach-Volleyballern, die seit den Sommerspielen 1996 in Atlanta zur
olympischen Familie gehören und neue Akzente setzten. Die Beach-Wettbewerbe am berühmten
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28 l DOSB l Sport bewegt
Bondi-Strand von Sydney gerieten vor acht Jahren wegen ihrer großartigen Stimmung zu einem
regelrechten Renner und machten die junge Sportart auf Anhieb zum Publikumsmagneten.
l Zittern als „olympische Dauerbrennerdisziplin"
Oft genug ist das Votum des IOC zugleich ein existentieller Richterspruch. Entsprechend darf
großes Zittern sozusagen als einer der „olympischen Dauerbrennerdisziplinen" gelten, seitdem
Olympia im neuzeitlichen Gewand 1896 seine Premiere erlebte. Der olympische Status bedeutet
für einzelne kleinere Sportarten zumeist, dass sie weiterhin bzw. erstmals staatliche Förderung
bekommen und ihr wirtschaftliches Überleben gesichert ist. Andernfalls droht der Absturz in die
totale Bedeutungslosigkeit, wie Klaus Schormann, der Präsident des Deutschen und
Internationalen Verbandes für Modernen Fünfkampf, aus eigene Erfahrung weiß. „Alle Sportarten
sind gefordert, mit der Zeit zu gehen und sich modern aufzustellen", sagt Schormann, dessen
Weltverband das olympische Siegel nur dank einer drastischen Reform zu behalten vermochte.
Aus einem Mehrtages-Ereignis wurde der traditionelle Fünfkampf zu einer Konkurrenz, die binnen
sechs Stunden und für den Besucher nachvollziehbar an einem Tag über die Bühne geht. Um das
Geschehen für Zuschauer attraktiver zu machen, werden die Teildisziplinen Reiten, Springen und
Laufen jetzt in einem Stadion ausgetragen. Bei der WM jüngst in Budapest wurde sogar ein
transportables Schwimmstadion benutzt.
Während sich die Fünfkämpfer retten konnten, stehen Softball und Baseball in Peking vorerst zum
letzten Mal auf dem Programm. Diese von den US-Girls bzw. von den Kubanern dominierten
Teamsportarten erfahren damit dasselbe Schicksal wie Cricket, Golf, Lacrosse, Polo, Rugby,
Tauziehen oder Sackhüpfen, die einst olympisch gewesen sind und allesamt schon vor dem
Zweiten Weltkrieg gestrichen wurden. Im Gegenzug brachten sich Neulinge bei den Spielen über
so genannte Demonstrationswettbewerbe ins Gespräch. Doch weder American Football (1932),
Segelfliegen (1936) und Budo (1964) noch Wasserski (1972) und Rollhockey (1992) erreichten
das erhoffte Ziel. Weit erfolgreicher setzten sich Badminton und Taekwondo in Szene. Deren
Vorführeffekt überzeugte die Olympier, so dass diese Sportarten 1992 in Barcelona bzw. 2000 in
Sydney ihre olympische Premiere erlebten.
l Golf, Karate, Rugby und Squash hoffen auf Kopenhagen 2009
Soft- und Baseball sind derzeit von den 28 olympischen Sportarten die einzigen
Streichkandidaten. Bei seiner Session im vergangenen Jahr in Guatemala legte das IOC fest,
dass alle anderen 26 Sportarten zum Programm der Sommerspiele 2012 in London gehören und
zumindest bis 2016 nicht zittern müssen. Im Gegenteil kann die IOC-Vollversammlung 2009 in
Kopenhagen für 2016 sogar noch zwei weitere Sportarten hinzu wählen. Softball und Baseball
wollen sich dem Vernehmen nach erneut bewerben. Doch Golf, Karate, Rugby oder Squash
werden bessere Chancen eingeräumt, künftig den Olympischen Status zu erringen. Bridge zählt
eher zu den krassen Außenseitern. Für Sotschi 2014 wurden bereits jene sieben Sportarten
bestätigt, die auch 2010 in Vancouver zum Programm der Winterspiele gehören. Freifahrtscheine
soll es in Zeiten immer neuer Dopingskandale jedoch nicht geben. „Wer gegen die
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29 l DOSB l Sport bewegt
Antidopingregeln verstößt, muss weiter seinen Ausschluss befürchten", droht IOC-Vize Thomas
Bach mit dem Äußersten. Wäre es nach der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG)
gegangen, dann hätte es den ersten Bannstrahl schon geben müssen. Die DOG-Forderung, den
Radsport kurzerhand in Peking aus dem Programm zu nehmen und damit ein Zeichen für
sauberen Sport zu setzen, fand beim IOC und seinem Präsidenten Jacques Rogge kein Gehör.
l Noch Mancher wird das Kurzer-Schicksal teilen
Bei allen Diskussionen um Meinungsfreiheit, Menschrechte und die Situation in Tibet, das
sportliche Geschehen dürfte bei den Olympischen Sommerspielen in Peking wie schon bei den
26. Sommerspielen zuvor im Zentrum aller Aufmerksamkeit stehen. Zirka 12.000 Sportlerinnen
und Sportler aus mehr als 200 Ländern werden diesmal um insgesamt 302 Goldmedaillen
wetteifern. Sieger werden in 28 Sportarten gekürt, während bei der ersten Auflage der
neuzeitlichen Spiele 1896 lediglich Wettbewerbe im Fechten, Gewichtheben, der Leichtathletik, im
Radsport, Ringen, Schießen, Schwimmen und Turnen auf dem Pogramm standen und
ausschließlich Männer startberechtigt waren. 246 Teilnehmer aus 14 Nationen hatten sich damals
in Athen eingefunden. Carl Schuhmann kehrte nach der Premiere mit vier Goldmedaillen sowie
einmal Bronze im Gewichtheben, Ringen und Turnen als erfolgreichster deutscher Athlet nach
Hause zurück. Derlei Medaillen geschmückte Multitalente sind heutzutage undenkbar. Zu sehr
und in extremer Weise ist in den einzelnen Sportarten bzw. Disziplinen die Spezialisierung
fortgeschritten. Wie sehr Weltklassesportleer inzwischen festgelegt sind, zeigt das Beispiel von
Manfred Kurzer aus Frankfurt/Oder. In Athen 2004 umjubelter Olympiasieger im Wettbewerb
„Laufende Scheibe", musste der Meisterschütze anschließend seine Karriere beenden - seine
Paradedisziplin wird in Peking fehlen. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen: Es wird
noch manchen hoch dekorierten Medaillengewinner geben, der das sportliche Schicksal von
Manfred Kurzer teilen und den ständigen Veränderungen ganz persönlich Tribut zollen muss.
Andreas Müller
l „Golf und Natur“ in Silber für vier Golfclubs
Nun sind es schon elf Golfclubs, die sich mit der Silberauszeichnung des Umweltprogramms „Golf
und Natur“ des Deutschen Golf Verbandes (DGV) schmücken dürfen. Gerade neu
hinzugekommen sind der Golf-Club Main-Taunus e.V., der Golfclub Chieming e.V. sowie der
Golfclub Lauterhofen e.V. und der Hamburger Golf-Club e.V. Sie alle haben die strengen Kriterien
des Programms „Golf und Natur“ zur Vergabe der Auszeichnung in Silber erfüllt. Die Initiative
„Golf und Natur“ entstand im Frühjahr 2005 in Zusammenarbeit des Deutschen Golf Verbandes
(DGV) mit dem Bundesamt für Naturschutz und dem Greenkeeper Verband Deutschland und hat
sich zum Ziel gesetzt, die Interessen des Golfsports mit denen des Umweltschutzes zu vereinen.
Seit Mai 2008 ist auch die DQS (Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen) Partner in diesem Programm und bringt in das Zertifizierungsprogramm des DGV ihre
Expertise als neutraler Begutachter ein. Die wissenschaftliche Begleitung liegt bei der RasenFachstelle der Universität Hohenheim. Das Projekt wird gefördert mit Mitteln der Deutschen
Bundesstiftung Umwelt.
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30 l DOSB l Sport bewegt
l Deutsche Sportpolitik vor 20 Jahren
l Olympische Spiele standen 1988 im Vordergrund
Im Olympiajahr 1988 standen für das NOK für Deutschland und den Deutschen Sportbund die
Olympischen Winterspiele im Februar im kanadischen Calgary und die Sommerspiele im
September im koreanischen Seoul im Mittelpunkt der Jahresarbeit, aber auch das Deutsche
Sportabzeichen, das als „Olympia für jedermann" seinen 75. Geburtstag feiern konnte. Auch der
deutsch-deutsche Sportverkehr weitete sich langsam aus, immerhin umfasste der zwischen DSB
und DTSB verabredete Plan insgesamt 119 Veranstaltungen. Gerungen wurde weiterhin im
Vorfeld des DSB-Bundestages zwischen Vertretern des DSB, des NOK, der DSH, den
Spitzenverbänden und Landessportbünden um die künftigen Aufgaben des Bundesausschusses
Leistungssport, die Gliederung der ehrenamtlichen Führung und des hauptamtlichen
Managements sowie die Strukturen der Olympiastützpunkte.
„Nur gemeinsam sind wir stark - und wenn wir mit einer Zunge reden", betonte DSB-Präsident
Hans Hansen in seinem Rechenschaftsbericht vor dem DSB-Bundestag am 4. Juni im Hotel
Maritim in Würzburg, zeigte im Rückblick das bereits Erreichte auf und nannte die noch zu
lösenden Aufgaben, auch die Stabilisierung der Kontakte zum DTSB der DDR als Folge der
veränderten politischen Großwetterlage. In einer Resolution forderten die Delegierten in Würzburg
weitere Maßnahmen für das Sportabzeichen in den Vereinen und Verbänden, eine stärkere
Unterstützung der Vereine in der Auseinandersetzung mit kommerziellen und anderen Anbietern,
die Entwicklung und Verbreitung von Sportprogrammen für ältere Menschen sowie eine engere
Kooperation des Sports mit der Wirtschaft. Neue Strukturen wurden auch für den Leistungssport
beschlossen, die künftig in 14 Olympiastützpunkten in der Praxis erprobt werden sollten.
l Steuerliche Verbesserungen für den Sport gefordert
In seiner Würzburger Sitzung am Vortag des Bundestages forderte das DSB-Präsidium von der
Bundesregierung Klarstellungen zu den geplanten steuerlichen Veränderungen für gemeinnützige
Sportvereine. Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl hatte zwar in einem Schreiben Verbesserungen in
sechs Punkten angekündigt, die mit der Steuerreform 1990 in Kraft treten sollten, doch
befürchtete das Präsidium bei unklarer Auslegung sogar teilweise Verschlechterungen. Der
Erkenntnis, dass der Sport ein besonders wichtiger Teil der Freizeitkultur der Arbeitnehmer
geworden ist, sollte in der Zusammenarbeit zwischen DSB und DGB stärker als bisher Rechnung
getragen werden. In einer Sitzung der DGB-DSB-Kontaktkommission wurde ein gemeinsames
Seminar zum Thema „Arbeit - Freiheit - Sport" und darüber hinaus eine regelmäßige Kooperation
vereinbart, wenn es um Probleme der Arbeitswelt und Freizeit- und Sportinteressen geht.
Enttäuschung gab es beim DSB über ein Urteil des Berliner Kammergerichtes vom 8. Juli im
Kartellverfahren gegen den DSB-Fernseh-Globalvertrag. Das Gericht hatte die gemeinsame
Rechtsbeschwerde von DSB und ARD/ZDF gegen die Verfügung des Bundeskartellamtes vom
August 1987 zurückgewiesen, mit der Teile des Globalvertrages für unwirksam erklärt wurden,
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31 l DOSB l Sport bewegt
soweit diese die Spitzenverbände des DSB darin beschränkten, Verwertungsrechte an private
Fernsehanstalten zu vergeben.
In seiner 204. Sitzung am 9. September in Frankfurt verabschiedete das Präsidium den
Haushaltsplan für 1989 mit einem Gesamtvolumen von 73 Mio. DM, darunter auch einen Ansatz
von elf Mio. DM für einen Anbau am Haus des deutschen Sports im Frankfurter Stadtwald. Es
beschloss die Aufnahme von Vorarbeiten für einen neuen „Goldenen Plan" für den
Sportstättenbau, die Entwicklung einer Clearingstelle zur Koordination der Verhandlungen mit den
Fernsehanstalten und einen Appell an die Mitgliedsorganisationen, in die Vorschlagslisten für
ehrenamtliche Gremien zukünftig mehr Frauen aufzunehmen.
Erfreuliche Ergebnisse brachte der Parlamentarische Abend des DSB am 26. Oktober in der
Hamburger Vertretung in Bonn, konnte Präsident Hans Hansen doch „am guten Ende einer
langen und oft verdrießlichen Entwicklung" feststellen, dass sich das Ringen um SteuerVereinfachungen gelohnt habe und das DSB-Steuermemorandum von 1978 nun „abgehakt"
werden könne.
Bei einem außerordentlichen Bundestag am 3. Dezember in Mainz wurde für den nach 14-jähriger
Mitarbeit ausscheidenden Heinz Fallak der Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes, Ulrich
Feldhoff, zum neuen Vorsitzenden des Bundesausschusses Leistungssport gewählt. In der
unmittelbar anschließenden 34. Sitzung des Hauptausschusses wurden die Rahmenrichtlinien zur
Bekämpfung des Dopings ergänzt und die DSJ-Jugendordnung bestätigt. Vom 20. - 23.
November hatte zuvor DSB-Präsident Hans Hansen im Rahmen der bundesdeutschen Delegation
an der UNESCO-Sportministerkonferenz in Moskau teilgenommen und bei dieser Gelegenheit
auch Gespräche mit den Sportführern aus mehreren Ostblockländern geführt.
l Frauenförderpläne auch im Sport in der Diskussion
Bei der Frauenvollversammlung im Mai hatte das Thema „Frauenförderpläne im Sport Bedingungen und Perspektiven“ gelautet. Auch die Arbeitstagung für die Frauenvertreterinnen der
Mitgliedsorganisationen des DSB im November setzte sich mit dieser Problematik auseinander.
Intensiviert wurde die Zusammenarbeit zwischen dem BA Frauensport und der Kommission
„Mädchen und Frauen im Sport" der DSJ. Bei einer gemeinsamen Tagung im Juni in der
hessischen Sportschule Grünberg wurde über die Sportbedürfnisse von Mädchen und Frauen und
ihre noch nicht ausreichende Umsetzung in den Angeboten der Vereine diskutiert. Verstärkt
wurde vom BAF auch die Zusammenarbeit mit der Ständigen Konferenz der Landessportbünde
und eine gemeinsame Kommission gebildet, die sich mit der gezielten Förderung von Frauen in
der Aus- und Weiterbildung im Sport befasste.
Bei der Vollversammlung der DSJ im April in Duisburg-Wedau hatte Bundesjugendministerin Prof.
Dr. Rita Süßmuth zwar versichert, dass die Bundesregierung keine weiteren steuerlichen Auflagen
für die Sportvereine plane, zur Bewältigung der finanziellen Engpässe in der sportlichen
Nr. 31 l 29. Juli 2008
32 l DOSB l Sport bewegt
Jugendarbeit aber nichts gesagt. Ein Jugendwart rechnete daraufhin etwas sarkastisch aus, dass
die Bundesregierung immerhin pro Tag und Mitglied acht Pfennig in den Jugendsport investiere.
DSJ-Vorsitzender Peter Hanisch hatte zuvor die unzureichende Förderung der sportlichen
Jugendarbeit angeprangert und eine bessere Förderung durch den Bund und die Länder
angemahnt. Die Durchführung eines bundesweiten Kongresses zur Fan-Thematik unter dem Titel
„Fußball ist unser Leben" war äußerer Ausdruck einer schon mehrjährigen Kooperation mit dem
DFB und den Fan-Projekten, deren übergreifende Koordination und Interessenvertretung die
Deutsche Sportjugend seit Mitte der achtziger Jahre wahrnahm. Die DSJ sah sich besonders
gefordert, wo es um die inhaltliche Arbeit, die Absicherung bereits existierender und die
Einrichtung neuer Fan-Projekte in „kritischen" Gebieten ging.
Friedrich Mevert
l Konferenz von adh-Konzept für Universiade-Bewerbung beeindruckt
l „Frankfurter Statement“ zur Konferenz der Verbände mit besonderen Aufgaben
Die Verbände mit besonderen Aufgaben im DOSB (VmbA) trafen sich in der Sportschule des LSB
Hessen in Frankfurt/M. zu ihrer Sommerkonferenz. Die Konferenzvorsitzende Dr. Barbara
Oettinger konnte LSB-Präsident Dr. Rolf Müller als Hausherrn und Kollegen begrüßen, der auch
neuer Vorsitzender der Konferenz der Landessportbünde ist. Olaf Tabor, Generalsekretär des
Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes (adh), stellte den Delegierten den
beeindruckenden neuen Stand der gemeinsamen Universiade-Bewerbung 2015 des adh mit der
Freien und Hansestadt Hamburg vor. Die VmbA-Konferenz stellte sich dann auch ausdrücklich
hinter die Bewerbung und unterstützt diese mit aller Intensität. Nach Impulsreferaten von Prof. Dr.
Gudrun Doll-Tepper, DOSB-Vizepräsidentin Bildung und Olympische Erziehung, sowie Walter
Schneeloch, DOSB-Vizepräsident Breitensport/Sportentwicklung, befassten sich die VmbA
weiterhin mit dem aktuellen Sportentwicklungsbericht sowie den Rahmenrichtlinien für
Qualifizierung des DOSB. Weitere Themen waren der Städtewettbewerb „Mission Olympic“ sowie
die Vorstellung des Tätigkeitsspektrums der Deutschen Olympischen Akademie Willi Daume.
In seinem „Bericht aus dem DOSB“ erinnerte DOSB-Generaldirektor Dr. Michael Vesper im
Hinblick auf die Olympischen Spiele in Peking daran, dass der DOSB bereits im vergangenen
Jahr eine Erklärung zu den Menschenrechten in China abgegeben hat. Wilfried Pohler, VmbAJugendensprecher, und die VmbA-Sprecherin Dr. Barbara Oettinger gaben Impulse zur Arbeit der
VmbA-Jugend- und -Erwachsenenorganisationen im organisierten Sport. Neben der Diskussion
aktueller Themen ging es bei der Frankfurter Konferenz um eine Weiterentwicklung der VmbAArbeitsschwerpunkte wie Bildung, Wissenschaft, Olympische Erziehung und Werte. So soll noch
in diesem Jahr ein Flyer mit Kurzporträts aller 20 VmbA-Verbände erscheinen, um die
Kompetenzen dieser Verbändegruppe des DOSB zu verdeutlichen. Mit der erreichten Schärfung
ihres Profils möchten die Verbände mit besonderen Aufgaben auch weiterhin ihren Beitrag zur
positiven Entwicklung des Deutschen Olympischen Sportbundes leisten.
Nr. 31 l 29. Juli 2008
33 l DOSB l Sport bewegt
l Verbindung von Hochleistungs- und Breitensport
l Speedskating-EM in Gera – drei Goldmedaillen für die 17jährige Sabine Berg
Der Jugend gehört bei den Speedskatern des Deutschen Rollsport- und Inlineverband die
Zukunft. Die erst 17jährige Sabine Berg war bei den Inline-Speedskating-Europameisterschaften
in ihrer Heimatstadt Gera mit drei Gold- und einer Bronzemedaille die herausragende
Teilnehmerin. Zunächst gewann sie den europäischen Titel im 10.000-Meter-Punkterennen,
anschließend holte sie ihr zweites Gold gemeinsam mit Tina Strüver (Halle) und Jana Gegner
(Berlin) im 5.000-Meter-Staffelrennen auf der Straße. Und am Finaltag triumphierte die Tochter
der Bundestrainerin Katharina Berg bei tropischen Temperaturen auch noch am Ende des InlineMarathons.
Als Schirmherr der einwöchigen Veranstaltung, die sowohl auf der Rollschnelllaufbahn des RSV
Blau-Weiß Gera als auch im Stadtzentrum von Gera ausgetragen wurde, wies der
Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium des Inneren, Dr. Christoph Bergner,
darauf hin, dass der Inlinesport, auch wenn er noch nicht olympisch sei, in hervorragender Weise
Hochleistungssport und Breitensport verbinde. Im Rahmen der Europameisterschaften wurden am
Finaltag auf der Marathontrecke unter Teilnehmern aus 22 Nationen nämlich auch die
europäischen Titel in den Altersklassen (bis AK60) vergeben. Beeindruckt von den rasanten
Wettbewerben war auch Gerd Heinze, Präsident der Deutschen Eisschnelllauf Gemeinschaft
(DESG): „Unser Kooperationsvertrag mit dem Deutschen Rollsport- und Inlineverband ist von
strategischer Bedeutung. Wenn mehr Asphaltpisten für die Inline-Speedskater gebaut würden,
könnte von der deutlich kostengünstigeren Anlage eines 200-Meter-Ovals für Inline-Speedskater
auch der Eisschnelllauf profitieren. Rollschnelllauf ist ein exzellenter Zubringer für den
Eisschnelllauf. Die Eisschnelllaufbahn in Berlin-Hohenschönhausen wird heute schon zu 65
Prozent von Inline-Skatern genutzt, auch wenn die Eisschnellläufer dort Nutzungspriorität haben.“
Der DESG-Präsident denkt langfristig: „Sollten wir 2018 Gastgeber der olympischen Winterspiele
werden, dann wollen wir natürlich im Eisschnelllauf bestens aufgestellt sein. Dazu gehören auch
unsere Short-Tracker, deren Wettbewerbsformen mit ihren Massenstarts denen der InlineSpeedskater sehr nahe kommen. Ich könnte mir zudem vorstellen, dass der Rollschnelllauf auch
eine Attraktion bei olympischen Sommerspielen wäre.“
l Sturzprophylaxe: der DTB hat mit dem Aufbau einer Internetseite begonnen
Der Deutsche Turner-Bund (DTB) veröffentlicht unter www.sturzprophylaxe-im-verein.de zu
diesem Thema Informationen für ältere Menschen und deren Angehörige. Zugleich hat er an
gleicher Stelle mit der Zusammenstellung von Vereinen begonnen, die Angebote zur
Sturzprophylaxe machen: Vereinsname, Ansprechpartner, Kursbezeichnung, Übungsleiter,
Kosten.
Nr. 31 l 29. Juli 2008
34 l DOSB l Sport bewegt
l Allianz „Bewegung für Kinder“ in Städten und Gemeinden
Von Rainer Brechtken, Präsident des Deutschen Turner-Bundes
Es sind Sommerferien. Vermeintlich die schönste Jahreszeit für unsere Kinder. Unbeschwert von
schulischen Zwängen können die Kinder draußen spielen, laufen, springen, klettern, toben oder
schwimmen. Denkste! So war es früher durchgängig, die Realität heute sieht vielfach anders aus.
In unseren Städten und Gemeinden gibt es immer weniger öffentlichen Raum für Spiel und
Bewegung von Kindern. Turnhallen sind in den Ferien häufig wochenlang geschlossen, weil das
Personal in Urlaub ist. Die Kinder bleiben im Haus, TV-Programm und Computerspiele bieten
Zeitvertreib.
Die Ergebnisse des von der Bundesregierung in Auftrag gegebenen Kinder- und
Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) sind entsprechend alarmierend: 15 Prozent der Kinder
haben Übergewicht und die motorische Leistungsfähigkeit der Kinder und Jugendlichen ist
erschreckend schwach ausgeprägt, weil beispielsweise jedes vierte Kind im Alter von drei bis
zehn Jahren nur unregelmäßig Sport betreibt. Und dann müssen wir noch lesen, dass nach
Auskunft der Deutschen Lebensrettungs-Gemeinschaft (DLRG) insgesamt 34 Prozent der
deutschen Kinder und Jugendlichen nicht schwimmen können, weil sie keine Gelegenheit hatten,
dies im Kindergarten oder der Grundschule zu lernen. Der Deutsche Schwimmverband (DSV) hat
diesen Tatbestand zu Recht als „gesellschaftspolitischen Skandal“ bezeichnet. Mit der hieraus
resultierenden Forderung nach einem Aktionsbündnis für Bäder kommt an dieser Stelle die
Sportstätten-Entwicklungsplanung in den Kommunen ins Spiel. Hier findet allmählich ein längst
fälliger Methodenwechsel von einem flächenbezogenen Planungsansatz (Fläche pro Einwohner)
zu einer verhaltensorientierten Sportstättenplanung statt. Damit entwickelt sich
Sportstättenplanung weiter zu einem Prozess der Sport- und Stadtentwicklung. Der DTB hat
diesem Ansatz bereits vor einiger Zeit Rechnung getragen mit dem von Prof. Dr. Jürgen Dieckert
erarbeiteten Raumkonzept „Zukunftsmodell Turn-Mehrzweckhallen“ mit den Modulen KinderturnHalle, Gym-Halle und Fitness-Halle. Sport- und Stadtentwicklung in Bezug auf Kinder heißt also:
In jeder Stadt und in jeder Gemeinde brauchen wir eine Allianz für Bewegung von Kindern.
Stadtplaner und Politiker, Pädagogen aus Kindergärten und Schulen, Turnvereine und weitere
Einrichtungen, die mit Kindern zu tun haben, gehören an einen Tisch. Aufgabe dieser Allianzen
ist, für die jeweilige Kommune eine Leitplanung „Bewegung für Kinder“ aufzustellen. Dabei geht
es darum,
• öffentliche Räume in den Städten und Gemeinden für die Bewegung von Kindern zurück zu
gewinnen,
• Kindertagesstätten, Kindergärten und Grundschulen Zugang zu Schwimmbädern zu
ermöglichen,
• die Einrichtungen für Kinder mit Bewegungslandschaften und Kinderturngeräten zu
versorgen,
• das Verfahren für die Zusammenarbeit zwischen Turnvereinen und Schulen bei Angeboten in
der Ganztagsbetreuung der Schulen zu koordinieren,
• Eltern und Erziehungsberechtigte zu überzeugen und zu motivieren, dass Sport und
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35 l DOSB l Sport bewegt
Bewegung für die Entwicklung der Kinder den gleichen Stellenwert hat wie die Ausbildung in
Fremdsprachen oder Naturwissenschaften.
Die Mitwirkung des organisierten Sports in dieser Leitplanung kann sich nicht vordergründig
darauf beschränken, frühzeitig Talente für einzelne Sportarten gewinnen zu wollen. Damit sind
möglicherweise Vorbehalte gegen den Sport bereits vorprogrammiert. Vielmehr muss es in einer
Allianz „Bewegung für Kinder“ darum gehen, Kindern durch Spiel und Sport eine vielseitige
motorische Grundlagenausbildung zu vermitteln und die Motivation für eine lebenslange, gesunde
sportliche Betätigung zu verschaffen. Hier müssen Turnen, Leichtathletik und Schwimmen als
zentrale Grundsportarten zusammenarbeiten, um eine frühe, einseitige Sportart-Spezialisierung
zu vermeiden. Mit dem Kinderturnen verfügt der Deutsche Turner-Bund mit seinen
Mitgliedsvereinen über ein solches Bewegungsprogramm, das nachgewiesenermaßen
Grundlagen schafft in den Bereichen Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Koordination und
Beweglichkeit. Wer in frühen Jahren regelmäßig Kinderturnen betreibt, ist fit für jede Sportart. Und
ist fit im Kopf, denn die Hirnforschung vermittelt uns aktuell, dass eine ganzheitliche und
vielseitige Bewegung im Kindesalter die Synapsenbildung im Gehirn fördert. Kinderturnen ist für
die gesunde körperliche und geistige Entwicklung unserer Kinder unverzichtbar. In einer
kommunalen Allianz „Bewegung für Kinder“ muss daher vor allem Kinderturnen im Mittelpunkt
stehen. Der Deutsche Turner-Bund, seine Mitgliedsorganisationen, Turnvereine und
Turnabteilungen stehen hier zur Mitarbeit zur Verfügung. Konzepte und Expertenwissen für mehr
Bewegung für Kinder gibt es also genug. Es kommt nun darauf an, was wir auf regionaler und
lokaler Ebene daraus machen.
l Marathon-Medizin-Symposium in Münster
Die Organisatoren des Münster-Marathon veranstalten zusammen mit dem Kompetenzteam
Sportmedizin von German Road Races (GRR), dem Zentrum für Sportmedizin Münster und dem
Landesinstitut für Aus- und Weiterbildung der Polizei in Nordrhein-Westfalen das 1. Münsteraner
Marathon-Medizin-Symposium. Die Tagung findet am Samstag, dem 16. August 2008 (9 bis 17.30
Uhr) im Landesinstitut an der Weseler Straße in Münster statt. Eingeladen sind bis zu 200
Sportärzte, Verantwortliche von Rettungsdiensten bis hin zum Funktionspersonal von MarathonVeranstaltern, die daran mitwirken wollen, eine noch bessere Versorgung der Sportlerinnen und
Sportler vor, während und nach Marathonläufen sicherzustellen. Bedauerlicherweise hat es
gerade in den letzten Jahren wiederholt Todesfälle, aber auch andere gravierende
gesundheitliche Beeinträchtigungen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern gegeben, die nun
Anlass sein sollen, nach weiteren Möglichkeiten und Maßnamen zu suchen, wie Schäden und
Verletzungen vorgreifend gemindert bzw. ganz verhindert werden können. Zum Programm
gehören in erster Linie Vorträge zu Themen wie Erkennung und Behandlung von
Überlastungsschäden und zu Trinkempfehlungen bis hin zu den (positiven) Auswirkungen eines
Lauftrainings im Alter („Mit 70 noch Spitze“). Weitere Informationen sowie Anmeldung zum
Marathon-Medizin-Symposium in Münster unter: www.zfs-muenster.de.
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36 l DOSB l Sport bewegt
l World Games 2009: Kaoshiung ist gut im Zeitplan
l Noch viel Arbeit für die deutschen Vorbereitungen
Genau ein Jahr vor dem Start der VII. World Games 2009 (16.-26. Juli) weilte erstmals eine kleine
deutsche Delegation unter Leitung von Gunter H. Fahrion, World Games-Beauftragter der DOSBSpitzenverbände, im taiwanesischen Kaohsiung, um sich vor Ort einen Eindruck zu verschaffen,
was die deutschen Sportlerinnen und Sportler in einem Jahr erwartet. Die auf rund 3.500 Aktive
limitierte Teilnehmerzahl bereitet dem Organisationsteam (KOC) unter Leitung von Emily Hsu
keine Probleme, denn in der 1,5 Millionen großen Hafenstadt gibt es genügend Hotels, die auch
westlichen Ansprüchen genügen und die so ausgesucht werden, dass es kurze Wege (teilweise
mit U-Bahn-Anschluss) zu den Wettkampfstätten geben wird. Zudem sind die Aktiven nicht
während der gesamten Zeit vor Ort, da das Reglement vorsieht, dass aus Übersee kommende
Sportler erst zwei Tage vor dem Wettkampf Unterkunft und Verpflegung erhalten; abreisen
müssen sie am Tag nach dem Wettkampf. „Dies wird uns vor einige logistische
Herausforderungen stellen“, ist sich Gunter H. Fahrion, der 2005 Chef de Mission des deutschen
Teams war, heute schon sicher.
Da sich die Qualifikationswettkämpfe bis ins Frühjahr hinziehen werden, wird es noch einige Zeit
dauern, bis klar ist, wie groß die deutsche Mannschaft sein wird (Fahrion rechnet mit 130 bis 180
Personen) und welche Sportler der 36 verschiedenen Sportarten im Vorfeld einen
Akklimatisierungsaufenthalt wünschen. Dieser scheint erforderlich zu sein, denn wie in Peking
beträgt der Zeitunterschied sechs Stunden, die Luftfeuchtigkeit sinkt nicht unter 70 bis 75 Prozent,
wobei die Lufttemperatur zu dieser Jahreszeit 32 bis 35 Grad beträgt und auch abends um 23 Uhr
noch über 30 Grad gemessen wird. Gunter H. Fahrion hat während seines Aufenthaltes in
Kaohsiung die Extremsituation erlebt: Ein Taifun, mit dem man in dieser Jahreszeit zu rechnen
hat, streifte Kaohsiung und brachte drei Tage lang strömenden Regen. Teilweise standen die
Straßen 15 cm unter Wasser.
Wegen des engen Zeitrasters in der Hotelbelegung und bei der Flugbuchung gibt es für die
Outdoor-Sportarten kaum Ausweich- und Verlängerungsmöglichkeiten. „Notfalls müssen die
Wettkämpfe auch bei strömendem Regen und unter Wasser stehenden Rasenflächen abgewickelt
werden,“ blickt Joachim Goßow aus Duisburg, der Sportdirektor der World-Games Association
(IWGA), etwas pessimistisch ein Jahr voraus. „Der Taifun kam jetzt zur rechten Zeit. Das KOC
und die TWIF können sich jetzt noch überlegen ob und wie man doch noch Eventualpläne
ausarbeiten kann.“
Ein Glücksfall für den DOSB ist die Tatsache, dass nicht nur Joachim Goßow dem deutschen
Team mit Rat und seinen Vermittlungskünsten zur Seite stehen wird, sondern sich beim Besuch in
Kaohsiung herausstellte, dass auch der KOC-Kommunikationsdirektor Dr. Alexander Habereder
als Österreicher für den DOSB ein offenes Ohr hat und die deutsche Delegation fast rund um die
Uhr betreute. Dr. Habereder ist seit drei Jahren bei der Stadt Kaohsiung beschäftigt und er hat –
was für den DOSB sehr nützlich sein kann – sehr gute Beziehungen.
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37 l DOSB l Sport bewegt
Aufgeschlossen steht den World Games auch das deutsche Außenministerium gegenüber. Vor
Ort will nicht nur die als Deutsches Institut formierende Auslandsvertretung helfen, sondern vor
allem das „German Department“ vom „College of Foreign Languages“ der National Kaohsiung
First University of Science and Technology. Katrin Wartenberg und Wolfgang Odendahl haben
bereits ein Jahr vorher ihre Zusage für die Vermittlung von Dolmetschern (Volunteers) und
Kraftfahrern gegeben. Außerdem organisierte C. Joseph Jiang auf Vermittlung von Katrin
Wartenberg für die deutsche Delegation einen Stammtisch mit 18 deutschsprechenden
Taiwanesen, die in Deutschland studiert haben und die das deutsche Team im kommenden Jahr
unterstützen wollen.
Noch ein gutes Stück Arbeit wird es für die Einrichtung eines „German Centers“ geben, einem
kleinen Ableger eines von Olympischen Spielen her bekannten Deutsches Hauses. Angedacht ist,
dort den Sportlerinnen und Sportlern u. a. eine „Zusatzverpflegung“ anzubieten, um rechtzeitig
sicher zu stellen, dass nicht eventuell ungewohnte Gewürze die deutschen Erfolge schmälern
werden. Auch sollte dort eine „Brotversorgung“ sicher gestellt werden und das deutsche
Mannschaftsbüro eingerichtet werden. Bei der Reise hat sich gezeigt, dass es sinnvoll sein wird,
dieses „German Center“ in unmittelbarer Nähe der vom KOC geplanten „World Games-Plaza“ zu
installieren. Diese ist auf einem Platz und einer Promenade am Wasser mit Anlegemöglichkeiten
für Schiffe vorgesehen.
Vorgespräche wurden in Kaohsiung auch für eine Ausstellung geführt, die im Anschluss an die
Präsentation vor und während der World Games auch in Taiwans Hauptstadt Taipei gezeigt
werden könnte, da dort im September 2009 die Weltspiele der Gehörlosen stattfinden werden.
Unterstützung für dieses Projekt wurde bereits vom deutschen Außenministerium signalisiert.
Die Sportlerinnen und Sportler werden von den Sportstätten her hervorragende
Wettkampfbedingungen vorfinden. Dies konnten die Fallschirmspringer bei einem internationalen
Testwettkampf am 20. Juli erleben, nachdem an den Tagen zuvor das Training und der erste
Wettkampftag wegen des Taifuns und der tiefhängenden Wolken ausgefallen waren.
Die 15.000 Zuschauer fassende Kaohsiung-Arena für die Gymnastinnen, Trampolinturner,
Sportakrobaten und Tänzer wird im September fertig gestellt und soll mit einem großen Tanzevent
ihrer Bestimmung übergeben werden. Außerdem wird es in dieser Halle im November einen
Testwettkampf in der Rhythmischen Sportgymnastik geben. Leichte Anklänge an das
Olympiastadion in Peking erkennt man beim Neubau des Stadions, dessen Fertigstellung für
Januar/Februar geplant ist. Solarzellen werden das gesamte Dach bedecken und ein Zeichen für
„Grüne Spiele“ setzen. Mit diesem rund 55.000 Personen fassenden Stadion (Eröffnungs- und
Schlussfeier sowie Rugby und Flying Disc) sowie der neuen Arena, in deren Mantelbebauung das
modernste Kaufhaus Kaohsiung bereits Anfang Juli eröffnet wurde, wird die taiwanesische
Hafenstadt noch viele Akzente im internationalen Sport sorgen.
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38 l DOSB l Sport bewegt
l Von der „Wettkampfangst“ bis zur „Laufarbeit“
l Aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „Leistungssport“ ist erschienen
Die aktuelle Ausgabe der vom Deutschen Olympischen Sportbund herausgegebenen
Fachzeitschrift „Leistungssport“, die in diesen Tagen erschienen ist, hat aus sportwissenschaftlicher sowie trainingspraktischer Sicht wie gewohnt zahlreiche interessante Themenbereiche
aufgegriffen. Sportliche Begabung: Im Allgemeinen kann Begabung als eine Prädisposition für
eine bestimmte Aktivität bzw. die bessere Trainierbarkeit in einer bestimmten Aktivität angesehen
werden. Begabung gilt als eine genetisch übertragene Eigenschaft eines Individuums. Im Sport
geht die richtige Entwicklung dieser Begabung mit sportlichen Spitzenleistungen einher. Es
scheint, als könne die sportliche Vorbereitung eines Individuums umso besser gestaltet werden, je
früher die betreffende Begabung erkannt wird. Der Beitrag „Zur Identifikation talentierter Sportler:
Allgemeine Ansätze und praktische Einsichten“ von Vladimir Issurin und Gilad Lustig zielt darauf
ab, die wichtigsten wissenschaftlichen Positionen zur sportlichen Begabung zu erläutern und eine
praktische Methode zur Identifizierung begabter Jugendlicher anzubieten.
Sportlerpersönlichkeit: Die Persönlichkeit hat ganz entscheidenden Einfluss darauf, was ein Athlet
aus seinen Begabungen und Fähigkeiten macht. Faktoren wie Leistungsdrang, Selbstvertrauen,
Systematik, Initiative oder der richtige Umgang mit Kritik und Misserfolgen sind es, die letztendlich
den Unterschied zwischen einem durchschnittlichen Sportler und einem Spitzenathleten
ausmachen. Da diese zu den Soft Skills gehörenden Faktoren erfolgsrelevant sind, sollte ihre
genaue Ausprägung bekannt sein. Im Beitrag „Die Persönlichkeit des Spitzenfußballers als
Trainingsaspekt“ von Markus Frey und Markus Gaukler wird hierzu ein spezielles DNLAExpertensystem vorgestellt.
Wettkampfangst: Die Reduktion von Wettkampfangst stellt ein häufiges Ziel sportpsychologischer
Interventionen dar. Im Rahmen eines Betreuungsprojekts wurde von den Autoren Felix
Ehrlenspiel und Anne-Marie Elbe untersucht, inwiefern ein allgemein gehaltenes
sportpsychologisches Grundlagentraining in einem Gruppenkontext bereits geeignet ist, solch
spezifische Effekte der Angstreduktion zu erzielen. Hierzu wurde bei 23 Fußballspielerinnen vor
und nach einem Grundlagentraining die wettkampfbezogene Ängstlichkeit mittels
Wettkampfangst-Inventar erfasst.
Stabilisierungstraining: Jan Schröder, Jörg Förster und Klaus Mattes stellen „Eine pragmatische
Variante des Segmentalen Stabilisierungstrainings (SST) für die Sportpraxis vor dem Hintergrund
auffälliger Befunde der Wirbelsäulenform am Beispiel Volleyball“ vor. Es wird ein Gesamtkonzept
von (Haltungs-)Diagnostik und Prävention vor dem Hintergrund der Belastbarkeitssicherung für
die Praxis aufgezeigt. Vorgestellt wird ein praxistaugliches Maßnahmenkonzept zur Stabilisierung
des Achsenskeletts. Dieses knüpft als geräteunabhängige Variante an die in den letzten Jahren in
dieser Zeitschrift von Meier (2005, 2006, 2007) publizierten Beiträge an.
Lernprozess: Gerhard Lehmanns Beitrag lautet „Lernprozess von Kampfhandlungen“. Im
Kampfsport sind in allen Phasen der sportlichen Ausbildung und Entwicklung systematisch
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39 l DOSB l Sport bewegt
organisierte Lernprozesse erforderlich. Zentrale Frage dabei ist, wie Lernprozesse zu gestalten
sind, um eine hohe Wettkampfwirksamkeit zu erreichen. In diesem Beitrag werden die Spezifika
des Lernprozesses im Kampfsport herausgearbeitet. In die Überlegungen werden aus den Zweikampfsportarten vorliegende Ansätze zur Lernprozessgestaltung, zur Anforderungsbestimmung
des Wettkampfs und zur Handlungskonzeption in der Trainingsmethodik einbezogen.
Laufarbeit: Mit der „Evaluierung der Laufdistanzen in unterschiedlichen Geschwindigkeitsbereichen im Profifußball“ setzen sich Holger Broich, Sebastian Brauch und Joachim Mester
auseinander. Ziel der Studie war die Untersuchung der Fragestellung, ob sich bei Profifußballern
im Wettkampf ein signifikanter Zusammenhang der mittleren Laufdistanzen in unterschiedlichen
Geschwindigkeitsintervallen konstatieren lässt. Untersucht wurden Bundesliga-Lizenzfußballer.
Während der Wettkämpfe wurden 2D-kinematische und physische Daten wie Laufwege,
Laufgeschwindigkeiten, Ballkontakte und Zweikämpfe über fest installierte Kameras erhoben.
Bezogen auf sechs kategorisierte Geschwindigkeitsbereiche wurden anhand der Analysedaten für
jeden Feldspieler mittlere Laufdistanzen berechnet.
Beitragsserien: Mit dem Beitrag von Klaus Bartonietz „Gehirn, das (Subst.): ein Organ, mit dem
wir denken, dass wir denken“ wird die Beitragsserie abgeschlossen, die einen Überblick über den
gegenwärtigen Kenntnisstand der neurologischen Forschung und ihre Relevanz für den
Leistungssport vermittelt. Gudrun Fröhner setzt ihre Beitragsserie über die Sicherung der
Gesundheit und Belastbarkeit als wesentliche Voraussetzung für Spitzenleistungen im
Erwachsenenalter fort und gibt Anregungen für Trainer, Übungsleiter und auch für Sportärzte, die
sich im langfristigen Leistungsaufbau engagieren. Schließlich enthält die Ausgabe wie gewohnt
ein Trainerinterview. Eva Pfaff sprach über die Geheimnisse erfolgreicher Trainings- und
Wettkampfgestaltung mit Larry Stefanki – einer Trainerpersönlichkeit im Tennis, die aktuell mit
dem Weltklassespieler Fernando Gonzalez arbeitet, davor aber bereits Athleten wie John
McEnroe (USA) , Marcelo Rios (Chile) oder Jewgenij Kafelnikov (Russland) an die Spitze der
Weltrangliste begleitete. Weitere Informationen zu dieser Zeitschrift unter www.leistungssport.net.
l Dieter Jöhnk ist Integrations-Beauftragter des LSV Schleswig-Holstein
Der ehemalige Sportreferent der Landesregierung, Dieter Jöhnk, ist ab sofort als
Integrationsbeauftragter für den Landessportverband Schleswig-Holstein tätig. Er übernimmt die
ehrenamtliche Aufgabe auf Wunsch des LSV-Vorstandes. „Ich möchte den LSV bei seiner
erfolgreichen Arbeit im Bereich Integration unterstützen“, beschreibt Jöhnk seine Motivation für die
neue Aufgabe. Der im vergangenen Herbst im Range eines Regierungsdirektors pensionierte 63jährige hatte in seiner langjährigen Laufbahn das LSV-Projekt „Sport gegen Gewalt, Intoleranz
und Fremdenfeindlichkeit“ auf Regierungsseite von Beginn an begleitet und daran mitgewirkt,
dass es dauerhaft etabliert werden konnte.
In seiner neuen Funktion als Integrationsbeauftragter wird Jöhnk den LSV bei öffentlichen
Terminen zum Thema „Integration“ bei Fragen der Integration vor Ort und auf Landesebene
vertreten und mit dem für den Bereich Breitensport zuständigen LSV-Geschäftsführer Thomas
Niggemann eng zusammenarbeiten.
Nr. 31 l 29. Juli 2008
40 l DOSB l Sport bewegt
l Engagement für Frieden in Israel
l Football 4 Peace mit Studierenden und Mitarbeitern der Sporthochschule Köln
Innerhalb von zehn ereignisreichen Tagen an verschiedensten Orten in Nord-Israel gelang es
Studierenden, Mitarbeitern und Unterstützern der Deutschen Sporthochschule Köln, der University
of Brighton sowie jungen Menschen aus Estland und den USA, jüdische und arabische Kinder
aneinander anzunähern. Football 4 Peace ist ein Projekt, das 2001 mit Unterstützung der
University of Brighton, Partneruniversität der Deutschen Sporthochschule, ins Leben gerufen
wurde. Seit diesem Jahr ist auch die Kölner Sportuniversität offizieller Projektpartner. Außerdem
erhält „F4P“ Unterstützung vom British Council, der Israelian Sports Authority und der britischen
Botschaft in Israel. Ziel ist das friedliche Koexistieren von Juden und Arabern im Norden des
Landes, Realität sind hier voneinander isolierte Siedlungen.
Im Vorfeld der Israelreise hatte sowohl in Deutschland als auch in England die „3 Peaks
Challenge“ statt gefunden, bei der innerhalb von 24 Stunden die drei jeweils höchsten Berge des
Landes bestiegen wurden. Angelegt als Spendensammelaktion war das Event ein großer Erfolg
mit körperlichen Höchstleistungen aller Teilnehmer. In Deutschland wurden die Zugspitze, der
Schneefernerkopf und die Wetterspitzen erwandert.
Beim anschließenden Hauptprojekt im Nahost-Staat trafen sich englische und deutsche Coaches,
die Leiter des Projekts sowie die estnischen und amerikanischen Teilnehmer wieder. Sie zeigten
den 10- bis 14-jährigen Kindern während der Trainingstage sowohl mit Fußball als auch mit
Vertrauensspielen und weiteren Aktivitäten abseits der Spielfelder, dass gemeinsame Bewegung
und Teambuilding mit Menschen anderer Religionen viel Spaß machen können. Während des
abschließenden Fußball-Festivals durften die Kinder ihr Können unter Beweis stellen und sowohl
um den Sieg des Festivals als auch um den bedeutenderen Fair Play-Preis kämpfen.
l 6. Konferenz Sport der Älteren „Sport treiben – vital bleiben" in Thüringen
Der Landessportbund Thüringen e.V. (LSB) lädt im Jahr Sport der Älteren 2008 zu einem weiteren
Veranstaltungshöhepunkt ein. Zur 6. Konferenz Sport der Älteren vom 29. bis 31. August werden
mehr als 200 Übungsleiter, Trainer und am Sport der Älteren Interessierte in der Landessportschule in Bad Blankenburg erwartet. Die Konferenz dient dem Erfahrungsaustausch und
bietet mit vier Referaten und 40 Arbeitskreisen eine attraktive Fortbildung mit vielfältigen Tipps
zum „Sport treiben – vital bleiben“. Ein buntes Rahmenprogramm mit Gesundheitsmarkt,
Schnupperangeboten und geselligen Abenden komplettieren die Veranstaltung. Gäste aus dem
gesamten Bundesgebiet stellen ihre Konzepte zum Sport der Älteren in Theorie und Praxis vor.
Weitergehende Informationen und die Konferenzausschreibung erhalten alle Interessierten in den
Kreis- und Stadtsportbünden vor Ort oder im Landessportbund Thüringen unter Tel.: 0361/
3405435. Das Konferenzprogramm, die Ausschreibung und auch online-Anmeldungen sind unter
http://www.thueringen-sport.de unter Sportbereiche/Sport der Älteren/Konferenz möglich.
Nr. 31 l 29. Juli 2008
41 l DOSB l Sport bewegt
l Zweikampfsportarten im Fokus
l Neue Ausgabe der Zeitschrift für Angewandte Trainingswissenschaft des IAT
Für die internationale Konkurrenzfähigkeit des deutschen Spitzensports sind wissenschaftliche
Unterstützung und Forschung unabdingbar. Dennoch bleiben beispielsweise in den Zweikampfsportarten Potenziale wie langfristig und interdisziplinär angelegte Forschungsprogramme oder
sportartübergreifende Expertenforen, in denen sportartspezifische Ansätze anderer Zweikampfsportarten zur Kenntnis genommen und diskutiert werden, bislang ungenutzt.
An dieser Problematik setzt das Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) an, indem es
den Zweikampfsportarten die komplette aktuelle Ausgabe seiner „Zeitschrift für Angewandte
Trainingswissenschaft“ widmet. Autoren aus Wissenschaft und Praxis beschäftigen sich in ihren
Beiträgen mit den verschiedenen olympischen und nicht-olympischen Zweikampfsportarten aus
der Perspektive unterschiedlicher sportwissenschaftlicher Disziplinen. Die Themenvielfalt reicht
von trainingsmethodischen Lösungsansätzen zur Optimierung des Kampfverhaltens bei jugendlichen Boxsportlern sowie präventiven Trainingsübungen zu Anpassungen des Bewegungsapparats an Belastungen im Boxsport, über Merkmale des Kampfverhaltens und der technischen
Vielseitigkeit für internationale Spitzenleistungen, die Analyse und Optimierung angriffsspezifischer Technikelemente, die Effektivität von Wettkampftechniken im weiblichen Spitzenbereich sowie die Planung und Gestaltung des Krafttrainings in der Phase vor einem Wettkampfhöhepunkt im Judo, bis hin zu Untersuchungen zur Objektivität und Reliabilität des Rollsimulators
im Ringen, zur Verletzungsprävention im Wettkampfkarate sowie zur Biomechanik ausgewählter
Shotokan-Karatetechniken.
l Lemke übernimmt Schirmherrschaft für das BSJ-Projekt „Kids in die Clubs"
Seit September 2005 läuft das Projekt „Kids in die Clubs" der Bremer Sportjugend (BSJ). Ziel
dieses Projektes ist es, möglichst vielen Kindern aus einkommensschwachen Familien die
Möglichkeit zu eröffnen, an Sportangeboten der Vereine teilzunehmen. Finanziert wird das Projekt
ausschließlich durch Sponsoren und privaten Patenschaften. Allein seit Jahresbeginn sind über
25.000 Euro an die Vereine überwiesen worden. Seit Beginn des Projektes konnten über 520
Kinder Sportangebote in über 50 Sportvereinen wahrnehmen. Die Resonanz auf und für das
Projekt ist in der letzten Zeit sehr groß geworden. Zahlreiche Sponsoren unterstützen das Projekt,
meist im vierstelligen Bereich. Im Dezember wurde „Kids in die Clubs" mit dem nationalen Preis
für bürgerliches Engagement für das Jahr 2007 ausgezeichnet, der jedes Jahr von der Initiative
„für mich. für uns. für alle" verliehen wird.
Im April gab es einen Empfang im Rathaus für alle Sponsoren und Paten, der von Senatorin
Ingelore Rosenkötter in Vertretung von Willi Lemke - der dazu eingeladen hatte - wahrgenommen
wurde. Die BSJ freut sich umso mehr, dass Senator a.D. Willi Lemke, Sonderberater des UNGeneralsekretärs für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden, die Schirmherrschaft für
„Kids in die Clubs" übernommen hat.
Nr. 31 l 29. Juli 2008
42 l DOSB l Sport bewegt
l BÜCHER
l Sport in China
Die Olympischen Spiele und die Paralympics 2008 in Peking sind für Sportlerinnen und Sportler
aus aller Welt eine besondere Herausforderung. Sie finden in einem Land statt, das einerseits
durch eine Jahrtausende alte Kultur geprägt ist und sich andererseits im größten Umbruch seiner
Geschichte befindet. Dass die Veranstaltung für die chinesische Regierung auch eine politische
Funktion im Sinne einer umfassenden nationalen Selbstdarstellung hat, steht außer Frage und
wird durch den Konflikt, der sich an der Tibetfrage entzündet hat, bereits im Vorfeld überaus
deutlich. Die wirtschaftliche Dimension der Spiele hat zu einem Wettlauf der Sponsoren geführt.
Allein die 12 Top-Partner zahlen insgesamt 866 Mio Dollar an das IOC, 20 Jahre davor waren es
nur 96 Mio Dollar gewesen.
Dabei bleibt zu fragen, ob denn die Vorstellung von Sport in China notwendiger Weise der im
Westen zu gleichen hat. Körperbildung und Bewegung z.B. sind Begriffe, die in China andere
Bedeutungen haben als bei uns. Mögen die Ursprünge des Sports hier und da in der Jagd und der
militärischen Ertüchtigung zu suchen sein, bedingt doch der kulturelle Hintergrund verschiedene
Denkweisen und Entwicklungen. Die westliche Vorstellung eines Dualismus von Körper und Geist,
die auf die griechische Philosophie und ihre christliche Rezeption zurück geht, ist den Chinesen
fremd. Ihr ganzheitliches Weltverständnis rückt die sportliche Betätigung schon früh in den Dienst
der Gesunderhaltung und Medizin. Diese unterschiedliche Einstellung bedingte in China auch die
Entwicklung anders artiger Formen des Sports.
Aus Anlass des 25jährigen Bestehens der Partnerschaft mit der Sport Universität Peking
veranstaltete die Deutsche Sporthochschule Köln zusammen mit der Deutschen Vereinigung für
Chinastudien eine Konferenz, die sich mit Sport in China im Vorfeld der Olympischen Spiele und
mit den Olympischen Spiele selbst beschäftigte. Die Beiträge hierzu sind aufgearbeitet worden
und befinden sich in diesem Band. Sie beleuchten die historischen Wurzeln und Traditionen des
Sports in China, landestypische Einstellungen und Strukturen, die gegenwärtigen Veränderungen
sowie Perspektiven zukünftiger Entwicklung. Neben Sportwissenschaftlerinnen und –
wissenschaftlern aus beiden Ländern kommen auch Sinologen zu Wort. Das Buch verfolgt das
Ziel, sowohl Vertreterinnen und Vertretern aus Sport, Wissenschaft, Wirtschaft, Medien und Politik
als auch Athletinnen und Athleten Orientierungshilfe zu China und seinen Menschen zu
vermitteln.
Volker Klöpsch, Manfred Lämmer und Walter Tokarski (Hrsg.): Sport in China. Beiträge aus
interdisziplinärer Sicht. Veröffentlichungen der Deutschen Sporthochschule Köln Band 16. Köln:
Sportverlag Strauß 2008 (186 Seiten). ISBN 978-3-939390-31-2
Nr. 31 l 29. Juli 2008
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