Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum (HIT) Mit schweren Ionen gegen Krebs Im Dezember 1997 hat in Deutschland nach Jahren intensiver Vorarbeiten die Bestrahlung von Krebspatienten mit schweren Ionen begonnen. Seither konnten am europaweit einzigen Teilchenbeschleuniger der Gesellschaft für Schwerionenforschung in Darmstadt (GSI), in Zusammenarbeit mit der RadioOnkologischen Universitätsklinik Heidelberg, Patienten mit Schwerionen behandelt werden. Sie litten an Tumoren, die gegenüber der herkömmlich eingesetzten Strahlung sehr unempfindlich sind. Das Universitätsklinikum Heidelberg errichtet derzeit eine europaweit einmalige Klinikanlage zur Schwerionentherapie, das sogenannte Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum (HIT). Die Anlage für Schwerionen- und Protonentherapie wird Ende 2007 in Betrieb gehen und eine Versorgungslücke bei der Behandlung bislang unheilbarer Tumoren schließen. In dem Zentrum (Baukosten ca. 100 Mio. Euro) sollen etwa 1.000 Patienten überwiegend ambulant behandelt werden. Heidelberger Ionenstrahlen-Therapie (HIT) - RadioOnkologische Universitätsklinik Heidelberg Ärztl. Leiter: Prof. Dr. Dr. Jürgen Debus -> Link HIT direkt -> Link RadioOnkologie HD direkt Schwerionentherapie Was macht Schwerionen für die Strahlentherapie so attraktiv? Die Ionenstrahlung hat besondere physikalische Eigenschaften, durch die sie der herkömmlichen Photonenbestrahlung überlegen sind. Aufgrund ihrer größeren Masse durchqueren Schwerionen das Gewebe als geradlinig verlaufendes, scharf begrenztes Strahlenbündel. Die Belastung des Nachbargewebes durch seitliche Streuung ist deshalb nur gering. Außerdem haben Schwerionen eine definierte Reichweite im Gewebe. Bei Photonenstrahlen ist die Dosisabgabe in einer Tiefe von wenigen Zentimetern am größten und fällt dann kontinuierlich ab. Schwerionen hingegen entfalten erst am Ende ihrer Reichweite ihr Dosismaximum, den sogenannten Bragg-Peak. Danach kommt es zu einem steilen Dosisabfall auf nahezu null. Gesundes Gewebe, das hinter dem Tumor liegt, wird so kaum belastet. Durch die Überlagerung von Strahlen verschiedener Energien und Reichweiten kann der ursprünglich auf wenige Millimeter begrenzte Bragg-Peak verbreitert werden. Tumoren jeder Größe können so exakt überdeckt werden. Dadurch wird es möglich, die Dosis im Innern des Tumors im Vergleich zur Photonenbestrahlung deutlich zu erhöhen. Insgesamt steigt so die Wahrscheinlichkeit, den Tumor zu zerstören, während Häufigkeit und Schwere der Nebenwirkungen am gesunden Gewebe abnehmen. Schwerionen sind den Photonen aufgrund ihres wesentlich höheren Energieübertrags im Bragg-Peak auch in ihrer biologischen Wirksamkeit überlegen: Die Wahrscheinlichkeit, dass das Erbgut der Zelle aufgrund von Doppelstrangbrüchen in der DNS (Desoxyribonukleinsäure) geschädigt wird, ist erheblich größer. Genau dies ist die zentrale Voraussetzung für eine Strahlenschädigung, die zum Tod der bösartigen Zelle führen kann. Im Gegensatz zu Photonen – sie benötigen zur Fixierung eines von ihnen verursachten Strahlenschadens molekularen Sauerstoff – haben Schwerionen auch auf sauerstoffunterversorgte, sogenannte hypoxische Zellen, eine starke Wirkung. Dies ist ein wesentlicher Vorteil, denn in jedem Tumor gibt es hypoxische Areale, bei denen Photonenstrahlung wesentlich schlechter wirksam ist. Außerdem schädigen Schwerionen auch nicht-teilungsaktive Zellen stärker als Photonen. Eine Schwerionenbestrahlung kann deshalb auch langsam wachsende Tumoren mit geringem Zellteilungsindex erfolgreich behandeln. Die Schwerionen, die all diese physikalischen und biologischen Vorteile am besten auf sich vereinen, sind die Kohlenstoffionen. Sie kommen bei der GSI und auch im neuen HIT zum Einsatz. Prinzipiell kommen alle Tumoren für die Ionentherapie in Frage, bei denen mit der herkömmlichen Strahlentherapie keine befriedigenden Ergebnisse erzielt werden. Die bisher behandelten Patienten litten überwiegend an fortgeschrittenen Tumoren der Schädelbasis oder der Wirbelsäule, die entweder nicht oder nicht ausreichend operiert werden konnten. In der Mehrzahl handelte es sich um Chordome und Chondrosarkome, die aufgrund ihres langsamen Wachstums und ihrer engen Nachbarschaft zu sehr strahlenempfindlichen Organen (Hirnstamm, Hirnnerven, Augen, Sehnerven, Rückenmark) für eine Schwerionenbestrahlung prädestiniert sind. Eine vollständige Tumorentfernung und eine ausreichend hohe Dosierung mit Photonen ist wegen der möglichen Schädigung der strahlensensiblen, benachbarten Strukturen bei diesen Tumoren oft nicht realisierbar. Auch Patienten mit Adenoidzystische Karzinomen konnten erfolgreich behandelt werden. Zusätzlich werden Behandlungen im Rahmen von Studien durchgeführt. u.a. eine Studie bei lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinomen (kombinierte Therapie mit Photonen-IMRT + Schwerionenboost)