Die Zirbeldrüse ist ein kleines, zapfenförmiges Organ von der Größe einer Erbse. Anatomisch betrachtet, befindet sie sich in einer winzigen Vertiefung hinter und oberhalb der Hypophyse und ist mit dem dritten Gehirnventrikel verbunden. Viele indische Yogis üben sich in der ‚Meditation des Dritten Auges’, um die Zirbeldrüse zu aktivieren. Sie weisen ihre Schüler an, sich während der Meditation auf das Zentrum der Stirn, das zwischen den Augen angesiedelt ist, zu konzentrieren. Wenn irgendein Organ als das Zentrum des physischen Gehirns betrachtet werden kann, dann ist das die Zirbeldrüse. Um die genaue Position dieser kleinen Drüse zu orten, stell Dir im Geiste zwei Linien vor. Die erste geht von der Mitte Deiner Stirn waagrecht durch Dein Gehirn. Die zweite geht waagrecht durch Deine Ohren. Am Kreuzungspunkt dieser beiden gedachten Linien befindet sich die exakte Lage der Zirbeldrüse. Bei den höheren Säugetieren liegt sie eingebettet zwischen den zwei großen Nervensträngen am vorderen Ende des Stammhirns. Obwohl sich die Zirbeldrüse auch bei den meisten Tierarten findet, sah es für die Wissenschaft lange Zeit so aus, als ob es sich dabei um ein verkümmertes oder bloß rudimentär ausgebildetes Organ handeln würde. Die Zirbeldrüse ist eingebettet in jene große Neuronenmasse, die wir ‚Gehirn’ nennen. Ein anatomisches Faktum verdient unser besonderes Interesse: bei höheren Tierarten ist die Zirbeldrüse mit dem Stammhirn verbunden. Dieses ist einer der ältesten Teile unseres Gehirns, und seine wichtigste Funktion liegt in der Koordination der Motorik, der Muskelbewegungen des Körpers. Wenn Du an die Position der Zirbeldrüse denkst, dann behalte zum Verständnis späterer Betrachtungen in Erinnerung: Diese befindet sich beim Menschen sohin auch am oberen Ende der Wirbelsäule, denn diese endet ja bekanntlich in der ältesten anatomischen Region des Gehirns – im Stammhirn. Physiologisch und biochemisch betrachtet, verbindet die Zirbeldrüse während des Tages bestimmte Aminosäuren zu einem chemischen Botenstoff, der Serotonin genannt wird. Während der Nachtstunden konvertiert sie diesen Neurotransmitter zum neuroendokrinen Hormon Melatonin. Wenn Tageslicht auf die Retina der Augen trifft, dann wird dieses Signal über den Sehnerv in eine bestimmte Region des Hypothalamus gesandt, welche ‚Suprachiastischer Nucleus’ genannt wird. Der Pfad, den das Licht dabei nimmt, wird in der Anatomie als ‚Rhetinohypothalamischer Trakt’ bezeichnet. Vom Suprachiastischen Nucleus werden nun nervliche Impulse über das Sympathische Nervensystem zur Zirbeldrüse gesandt, welche die Produktion von Melatonin während des Tages hemmen. In der Dunkelheit der Nacht und während der Meditation bei geschlossenen Augen wird die Produktion von Melatonin wieder angeregt, da zu dieser Zeit kein Licht vorhanden ist, das den Hypothalamus stimuliert und damit einen hemmenden Impuls setzen könnte. Während der Nachtstunden wird das endokrine Hormon Melatonin von der Zirbeldrüse in den Körper abgegeben. Die Melatonin-Produktion der Zirbeldrüse hängt mit der Lichtmenge zusammen, die auf die Retina trifft. Aufgrund ihrer Lichtempfindlichkeit, spielt diese Drüse eine Rolle betreffend das körpereigene 'Uhrwerk' sowie bei der Regelung des Schlaf-WachZustandes. Während der Stunden des Schlafes in der Nacht, steigt der Melatoningehalt im Körper an, erreicht etwa zwischen 23 und 2 Uhr seinen Höhepunkt und sinkt von der Morgendämmerung an dramatisch. Man weiß heute, dass Melatonin eine Rolle betreffend verschiedene Funktionen des Körpers spielt. Dieses Hormon kontrolliert gemeinsam mit der Hypophyse die Funktion anderer endokriner Drüsen und reguliert deren Hormonproduktion. Melatonin wirkt auch regulierend auf eine Überstimmulation des Sympathischen Nervensystems, indem es den Blutdruck sowie die Herzfrequenz senkt und damit negativen Auswirkungen vorbeugt. Es lindert Stress, erleichtert das Einschlafen, adjustiert die biologische Uhr des Körpers, erhöht die körperliche Immunität gegenüber Keimen und Viren und beugt Krebs sowie seniler Demenz vor. Überdies produziert die Zirbeldrüse den biochemischen Wirkstoff Pinolin. Für die Physiologie gilt heute als erwiesen, dass unser Bewusstsein in dem Augenblick in den Traumzustand eintritt, in dem Pinolin mit Seratonin chemisch reagiert. Dies passiert etwa zwei Stunden nach dem Einschlafen. Im Ergebnis führt die hier skizzierte Physiologie dazu, dass die Epiphyse als ein fotosensitives Organ betrachtet werden muss. Manche Geheimlehren des Ostens nehmen an, dass der fluidale Energiewirbel, der vom Scheitel-Chakra (Sahasrara) ausgeht, die Zirbeldrüse erreicht. Auf diese Weise wird unserem Vehikel ‚Lebensenergie’ zugeführt. Darunter versteht man jene fluidale psychische Energie, die in alten Sanskrittexten und in der modernen esoterischen Literatur 'Prana' genannt wird. Diese Kraft steuert alle Lebensprozesse. Sie ist eine conditio sine qua non für alles Lebendige, eine Bedingung, ohne die Leben nicht möglich ist. Alle Menschen verfügen über diese psychische Kraft, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Der Zustand und die Funktion des gesamten psychophysischen Bestandes eines Individuums hängen von der Pranamenge ab, über die es verfügt. Haben wir Lebensenergie im Überfluss zur Verfügung, dann erstrahlen wir in Gesundheit, Frische und Lebensfreude. Dann sind wir kerngesund, energetisch 'geladen', aktiv, kommunikativ und führen ein harmonisches Leben. Wenn wir aber bloß über geringe Pranamengen verfügen, dann werden wir krank, depressiv, neurotisch und sind den Unbilden des Lebens in wesentlich höherem Masse ausgesetzt. Unfälle, Misserfolge im beruflichen und/oder privaten Bereich, Verluste, Abhängigkeiten aller Art, Konflikte, Depressionen, erhöhtes Suizidrisiko, Isolation, Disharmonie mit sich selbst und der Welt sind die logischen Folgen. Es ist daher von größtem Nutzen, wenn wir über eine ausreichende Menge Pranaenergie verfügen. Leider ist es so, dass diese geheimnisvolle Energie allein durch die Aufrechterhaltung des Lebensprozesses verbraucht wird. In bestimmten Situationen verbrauchen wir mehr davon als in anderen. Stress, Hass, Ärger, Streit, Gier, Neid, Eifersucht und Depression etc. vergeuden beachtliche Mengen und machen uns äußerst anfällig für Krankheiten, Unfälle und für den Eintritt anderer unerwünschter Ereignisse. Wir brauchen auch mehr Lebensenergie, wenn wir von einer (schweren) Krankheit genesen. Und wir sterben schließlich, wenn der letzte Rest an Prana aufgezehrt ist. Wir müssen diese fluidale Lebenskraft immer wieder unserem psychophysischen Bestand zuführen, um den Lebensprozess aufrecht zu erhalten. Und wir tun dies über das Scheitel-Chakra (Sahasrara), die Zirbeldrüse, über die Atmung und durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel. Das Problem liegt aber nicht so sehr in der Zufuhr von Pranaenergie, sondern in der individuell unterschiedlichen Fähigkeit, größere Energiemengen zu speichern. In dem Ausmaß, in dem wir in der Lage sind, große Mengen Prana zu speichern, in dem Ausmaß sind wir gegen Krankheiten und andere Unbilden des Lebens bestens gewappnet. Andere esoterische Schulen beschäftigen sich mit Übungen, welche die Zirbeldrüse stimulieren, um die darin latent vorhandene paranormalen Kräfte zu aktivieren. Die Rosenkreuzer praktizieren Übungen, welche die Zirbeldrüse stimulieren und gleichzeitig die Vibrationsgeschwindigkeit des Astralkörpers erhöhen. Dadurch wird jenes Phänomen hervorgerufen, das in der westlichen Esoterik unter dem Begriff ‚Astralprojektion’ bekannt ist. Der physische Körper wird dabei vom Astralkörper temporär fast ‚getrennt’. Beide Körper bleiben aber durch die sog. ‚Silberschnur’ mit einander verbunden. Dieses fluidale Band ist enorm elastisch und unbegrenzt dehnbar. Der ‚verselbstständigte’ Astralkörper kann binnen Sekunden eine ‚Reise’ in ferne Weltgegenden antreten, wo er reale Geschehnisse an diesen weit entfernten Orten beobachtet, oder er gleitet hinüber in andere, nicht irdische Sphären. Auch durch bestimmte Yoga-Übungen wird versucht, die Zirbeldrüse zu aktivieren, um ‚Kundalini’, die ‚mystische Schlangenkraft’, zu erwecken. Diese liegt im Wurzel- oder Basis-Chakra (Muladhara Chakra) am unteren Ende der Wirbelsäule verborgen. Wird die ‚Kundalini’ (fluidale Energie) erweckt und steigt sie über den Rückenmarkskanal bis in die Zirbeldrüse auf, dann hat dies die unmittelbare Erleuchtung (Samadhi, Satori, kosmisches Bewusstsein) des Übenden zur Folge. Die Zusammenschau dieser Lehren legt für mich die Vermutung nahe, dass die Zirbeldrüse auch im Schamanismus eine ganz zentrale Rolle spielen dürfte. In der einschlägigen Literatur finden sich keinerlei Hinweise auf eine mögliche Beteiligung der Zirbeldrüse bei schamanischen Bewusstseinszuständen. Ich wage aber dennoch zu behaupten, dass die Zirbeldrüse bzw. jene Region zwischen Hypophyse und Epiphyse, die der Taoist den ‚Kristallpalast’ nennt, auch bei der ‚Schamanischen Reise’ eine Rolle spielt. Ein Gleiches gilt für den Prozess des ‚Erschaffens’ oder ‚Findens’ seines geistigen Helfers oder Krafttieres; für die schamanische Prophezeiung ebenso wie für die Kommunikation mit den Spirits im Trancezustand. Ich vermute weiters eine Rolle dieser kleinen Drüse im Zusammenhang mit der schamanischen Kraftübertragung, bei schamanischen Heilbehandlungen und allen Ekstasetechniken, die der Schamanismus je hervorgebracht hat. Im nächsten Kapitel wollen wir uns mit einem geheimnisvollen Sekret der Zirbeldrüse bzw. des sog. ‚Kristallpalastes’ befassen und dessen in den Geheimlehren beschriebenen paranormalen und spirituellen Wirkungen etwas genauer betrachten. Im Teil 1 dieser Serie haben wir auf eine geheimnisvolle, opiatähnliche Substanz hingewiesen, die von der Zirbeldrüse im Zustand der Erleuchtung als Sekret produziert und ausgeschieden wird. Auch diese Substanz wird in den Geheimlehren mit sehr mystisch klingenden Wendungen und Begriffen wie ‚Nektar der Götter’, ‚Ambrosia’, ‚Amrita’, ‚Wasser des Lebens’ u.a. bezeichnet. Von manchen indischen Gurus wird berichtet, dass sie ‚Amrita’ materialisieren und andere Menschen durch ‚Shaktipat’, dh durch bloße Berührung, dazu befähigen könnten, selbst ‚Nektar’ zu produzieren. Ob das nun stimmt oder nicht, möge in dieser Abhandlung dahingestellt bleiben, denn hier geht es um ein bedeutenderes Ziel. Mir ist daran gelegen, Dich – den Leser – in ein sehr schwer zu erfassendes Geheimwissen einzuführen, das seit tausenden Jahren existiert und in der Vergangenheit nur an fortgeschrittene Adepten weiter gegeben wurde. Meine eher geringen Kenntnisse um 'Shaktipat' präsentiere ich hier aus rein didaktischen Gründen, dh als passend erscheinendes Beispiel zur besseren Erläuterung meines Gegenstandes. In der einschlägigen Literatur heißt es, dass demjenigen, der die Erfahrung mit ‚Amrita’ macht, dadurch ‚Unsterblichkeit zuteil wird’. Letztere wird dabei als die Befreiung vom Samsara verstanden, als Befreiung vom Zyklus des ewigen Stirb und Werde. Der Begriff ‚Amrita’ entstammt dem Sanskrit und bedeutet in etwa ‚Elixier der Unsterblichkeit’ oder bei wörtlicher Übersetzung ‚Todlosigkeit’. Hier tun sich gewisse Parallelen zum Begriff ‚Ambrosia’ auf. Dies ist der griechische Name für die ‚Speise der Götter’, was sinngemäß ebenfalls mit ‚Unsterblichkeit’ übersetzt werden kann. Während des ‚Shaktipat’, oder durch die innere Verbindung von fluidalen Energien beim Aufsteigen der Kundalini, oder durch Initiation in bestimmte Meditationen wird dieser ‚Nektar’ im ‚Kristallpalast’ produziert und tropft durch das in Nasenhöhe befindliche Siebbein an der Rückseite der Kehle in den Rachen. Ein weiteres Phänomen, das im Zusammenhang mit der Produktion von Nektar immer wieder genannt wird, ist die Wahrnehmung eines intensiven Lichtes, das tausendmal heller sein soll als die Sonne und gelegentlich während der Sekretion von Nektar auftritt. In unterschiedlichen Geheimlehren findet sich die Aussage, dass dieses geheimnisvolle Sekret der Zirbeldrüse bzw. des sog. ‚Kristallpalastes’ auch die Erfahrung von 'Zeitlosigkeit' und der 'eigenen Göttlichkeit' vermittelt. Das Sekret selbst schmeckt ‚süß’, weshalb es mit ‚Nektar’, ‚Honig’ oder ‚Goldstaub’ umschrieben wird; seine Wirkung wird als ‚euphorisch’, ‚ekstatisch’ und ‚berauschend’ beschrieben, die das ‚Gefühl des Durchtränkt-Seins mit Heiligkeit’ hervorruft. In bestimmten Geheimlehren wird gesagt, dass es keine esoterische Technik gäbe, die mit der ‚Erweckung der Kundalini’ vergleichbar wäre, denn nur dieser Prozess ließe uns die transpersonale Natur unserer Existenz unmittelbar wahrnehmen. Dabei würde uns augenblicklich klar, dass ‚wir nicht wissen, wer oder was wir sind’ und dass ein ‚enormer Geist ständig in und um uns’ ist. Dieser Geist ist für mich nicht ein persönlicher Gott, sondern das allgegenwärtige, allwissende und allmächtige Bewusstsein, das - aus welchen geheimnisvollen Gründen immer - nach immer mehr Selbstbewusstsein strebt. Dieses ist für mich unser wahres Wesen sowie die Essenz der gesamten Existenz - der einzige 'Gott', der nicht fordert, sondern ständig gibt, der einzige 'Gott' der für mich existiert... Wenn der ‚Kristallpalast’ aktiviert ist, entstehen transzendentale Visionen, und es treten biochemische Veränderungen in der Retina und anderen Teilen des Körpers auf. Im Ergebnis führen diese zu einer Steigerung der Sehschärfe, zu inneren Visionen, zu inneren Lichtern, zur Fähigkeit, die Aura des Menschen zu sehen und zu lebhaften Träumen u.v.a. Man kann ‚Amrita’ als das ‚Elixier der Seele’ bezeichnen und den ‚Kristallpalast’, in welchem dieses Sekret produziert wird, als den Hl. Kelch - als den Hl. Gral selbst. Der Inhalt des Grals ist ‚Amrita’ die ‚Essenz der Seele’ - der Schlüssel zur Erleuchtung. Die Erleuchtung erhebt den Menschen auf eine neue spirituelle Ebene, deren Wesen unendliche Fülle, Großzügigkeit und tiefe Dankbarkeit ist. Der Erleuchtete braucht nichts mehr, denn er ist bereits komplett, ganz, perfekt. Sein Wunsch, der Welt zu dienen, gründet unmittelbar auf dem Sein. Die ‚Chymische Hochzeit’ der Rosenkreuzer ist eine Analogie zu diesem Geheimwissen. Sie beruht auf den Bestrebungen der Alchimisten den ‚Ganzen Menschen’ in den ‚unus mundus’, dh in den ewigen Urgrund des Seins zu integrieren - in eine Welt, in der Alles, das ist, Eines ist.