Sektionsbericht

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Cand.-Vet.-med.
-9. SemesterGießen, den 21.10.2004
Sektionsbericht
Bei dem zur Obduktion vorliegenden Tier handelt es sich um eine weiße Legehybridhenne.
Das Tier ist weiß mit rotem Kamm und gelblichen Ständern. Eine Kennzeichnung, wie
Fußring oder Flügelmarke, ist nicht vorhanden.
Der Besitzer des Tieres ist X aus Y.
Die Obduktion findet am 20.10.2004 von 14.15 Uhr bis 16:00 Uhr in der Sektionshalle der
Tierklinik für Geflügel, Reptilien und Amphibien der Justus-Liebig-Universität in Gießen
statt.
Die Leitung der Sektion obliegt Frau xxx
Das Thema des Berichtes ist:
Ursachen einer Legedarmentzündung
Vorbericht
Laut Vorbericht werden immer wieder tote Tiere im Stall gefunden, wobei vorherige
Kennzeichen einer Erkrankung fehlen.
Bei der Haltung der Tiere handelt es sich um ein Mobilstallprojekt.
Äußere Untersuchung
Der Tierkörper befindet sich in Rückenlage. Die Temperatur des Tierkörpers liegt über der
gesamten Oberfläche unterhalb der Umgebungstemperatur. Die Bulbi sind mittelgradig
eingefallen und der Tonus ist nicht vorhanden. Der Ernährungs- und Pflegezustand des
Tieres ist gut. Das Huhn wurde in der Hals- bis runter zur Brustregion gerupft. Die Federn
zeigen waagerechte Querlöcherlinien auf. Das Federkleid um die Kloake herum ist mit Kot
verschmutzt.
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Innere Untersuchung
Bauch- und Beckenhöhle
Im Muskelmagen befindet sich faseriges, grünes Futter, Getreidekörner und Grit.
Der Darm enthält mittelgradig viel gelblich- flüssigen Inhalt. Die Caeca sind gut gefüllt mit
braunem, pastösen Inhalt. Im Inhalt des Darmes finden sich mehrere parasitäre Gebilde.
Die Nieren sind dunkel verfärbt, marmoriert und vergrößert.
Die Schleimhaut des Legedarmes ist verdickt. Es finden sich hier Fibrinauflagerungen und
Schichteier.
Pathologisch-anatomische Diagnosen
1.
2.
3.
4.
hochgradige, chronische Salpingitis
hochgradiger Parasitenbefall
diffuse, nichteitrige, interstitielle Nephritis
Stresslinien im Federkleid
Epikrise
Ursachen einer Salpingitis bzw. der Schichteierbildung
Zu den Ursachen der Salpingitis werden intensive, eiweißreiche Ernährung, mechanische
Einwirkungen mit Schleimhautverletzungen der Kloake und des Eileiters (z.B. Federpicken),
hormonelle Störungen und genetische Einflüsse gerechnet.
Als Hauptursache wirken jedoch Infektionserreger, die in der Mehrzahl über die Kloake,
aber auch auf hämatogenen Weg den Eileiter besiedeln. Bei der bakteriologischen
Untersuchung findet man eine Mischflora, die Streptokokken, Staphylokokken,
Pasteurellen sowie Enterobakterien (E.coli, Salmonellen, Proteus) enthalten kann. Eine
hohe Legeleistung und große Eigewichte setzen die Abwehrkraft der Eileiterschleimhaut
herab und begünstigen damit die Keimbesiedelung. Die Besiedlung mit Erregern wird
ebenso von unsauberen Legenestern hervorgerufen. Sie kann aber auch durch den Tretakt
erfolgen.
Als hormonelle Störung kommt ein östrogen wirkendes Mykotoxin „Zearalenon“ (FusariumSpezies) als Ursache in Betracht, welches im Futter nachgewiesen werden kann. Dies ruft
eine Störung im Östrogen-Progesteron-Verhältnis hervor.
Auch bei Newcastle Disease und Infektiöser Bronchitis kommt es häufig zur Ausbildung
einer katharralisch bis fibrösen Salpingitis.
Die Bildung von Schichteiern tritt meist im Zusammenhang mit einer Salpingitis auf. In der
Regel finden sich im entzündeten Eileiter fertige Eier, Eier mit geschädigter Schale oder
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kalkschalenlose Eier (Windeier). Gelangen Eier in die Bauchhöhle, kommt es hier zu einer
Peritonitis. Das Lumen des Eileiters kann aber häufig auch ein Gemisch von Eiprodukten,
Schalenteilen, Eidottern und Entzündungsprodukten enthalten. Es entstehen Eikonglobate,
die als sogenannte „Schichteier“ bezeichnet werden.
Verlauf
Bei der akuten Erkrankung fehlen Krankheitserscheinungen meistens, der Tod tritt
innerhalb weniger Stunden ein. Bei seuchenartigem Verlauf können mehrere Tiere
gleichzeitig verenden.
Die Krankheitsdauer bei chronisch kranken Tieren beträgt 6 bis 8 Tage. Hiernach verenden
die Tiere in den meisten Fällen.
Tritt die Krankheit enzootisch auf, so kümmern die Tiere 1 bis 2 Tage, zeigen Inappetenz
und graugrünen bis schokoladenbraunen Durchfall sowie Dyspnoe. Der Kamm wird
zyanotisch und welk.
Die Eier haben anfangs noch Kalkauflagerungen, im weiteren Krankheitsverlauf treten
Wind- und Fließeier auf. Die Hennen haben Legedrang, verlieren die Eier jedoch meist
beim Laufen, nachdem sie stundenlang vergeblich auf den Nestern gesessen haben.
Eine Überlebenschance haben leicht erkrankte Hennen wenn sie frühzeitig isoliert gehalten
werden. Die Legeleistung sistiert über einen Zeitraum von ca. 1 Woche, setzt dann jedoch
wieder ein.
Ähnliche Symptome sind auch bei sporadisch auftretender Salpingitis zu beobachten. Hier
fallen außerdem ein aufgetriebenes Abdomen und eine vorgewölbte Kloakenregion auf.
Die Kloakengegend ist verschmiert, der auftretende Kloakenausfluss ist übelriechend. Die
Bauchgegend ist federlos. Die Hennen nehmen manchmal die sogenannte Pinguinstellung
ein: Die Haltung ist hierbei durch die Volumenzunahme des Eileiters und des
Bauchwassers aufrecht.
Prophylaxe
Ihr kommt eine größere Bedeutung zu als der Therapie. Hier sind die hygienischen
Bedingungen des Stalles, insbesondere die Reinigung und Desinfektion der Legenester und
Sitzstangen, der wesentliche Faktor zur Verhinderung der Salpingitis.
Sektionsbefund:
Die Eileiterschleimhaut weist eine unterschiedlich stark ausgeprägte Entzündung auf. Die
Serosen von Eileiter und Bauchfell zeigen entzündliche Rötungen. Es können Blutungen
und serofibrinöses Exsudat vorliegen. Dadurch kann es zu Verklebungen der inneren
Organe kommen. Die Peritonitis kann sowohl fibrinös als auch jauchig sein.
Histologisch findet man an der Schleimhaut des Legedarms lymphozytäre Infiltration,
Anhäufungen von Monozyten und Plasmazellen. Die Zilien degenerieren und es ist die
Zunahmen von Bindegewebe zu beobachten. Außerdem sind Zysten mit fibinösem bis
käsigem Inhalt im Epithel nachweisbar.
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Außer den Befunden am Legedarm selbst können Schwellungen der großen Parenchyme
auftreten. Die Leber kann verfetten und ungleiche Blutverteilung aufzeigen. Am Herzen
sind subepikardiale Blutungen nicht selten. Eine katharralische bis hämorrhagische
Darmentzündung ist ebenfalls häufig zu beobachten. Manchmal tritt eine Pneumonie auf.
Im vorliegenden Fall beschränkt sich die Erkrankung nur auf die Salpingitis. Eine Peritonitis
oder Verklebungen liegen nicht vor.
Die Ursache der Nephritis könnten aufsteigende Keime sein, die nicht nur den Legedarm
besiedelt haben, sondern ebenfalls auf die Niere übergegangen sind und hier den
Entzündungsprozess hervorgerufen haben.
Die bakteriologischen Untersuchungsergebnisse stehen noch aus.
Postmortale und agonale Veränderungen
Algor mortis
Dies bedeutet das Angleichen der Körpertemperatur an die Umgebung und beginnt schon
in der Agonie. Die Ursache liegt in der Beendigung der wärmeerzeugenden
Stoffwechselprozesse. Die Zeit ist abhängig von der Umgebungstemperatur, Dichte des
Haarkleides und der Stärke der Fettpolster.
Totenauge
Das Totenauge als Todeszeichen bedeutet einen Wasserverlust (Verdunstung), wodurch
die Augäpfel ihren Tonus verlieren, schlaff werden und einsinken. Zusätzlich war noch eine
Trübung der Cornea festzustellen, in Folge der eingestellten Tränensekretion.
Todesursache
Tod durch akutes Herz-Kreislaufversagen.
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Quellennachweis
Heider/Monreal - Krankheiten des Wirtschaftsgeflügels
Rolle/Mayr - Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre
Dahme/Weiß - Spezielle Pathologie der Haussäugetiere
Kitt - Lehrbuch der Allgemeinen Pathologie
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