Sektionsbericht Datum der Sektion: 06.05.99 Thema: Schichteier SEKTIONSBERICHT ZUR TAGEBUCHNUMMER XXX Obduziert werden 2 weiße Legehennen des Betriebes Stauder in Mainz. Die Hühner werden in der Legebatterie gehalten. Die Herde umfaßt 1200 Tiere. Laut Vorbericht sind die Verluste im letzten Monat um 1% gestiegen. Die obduzierten Tiere sind im 10. Legemonat und wiegen 1618g (1) und 1498g (2). Sie wurden lebend eingeliefert. Äußere Besichtigung: Das Gefieder der Tiere ist in schlechtem Zustand. Das Federkleid ist lückenhaft und die Federäste der Federn sind getrennt. Die Kloakenregion ist blutig-zerpickt. Innere Besichtigung: Der Ernährungs- und Trainingszustand der Tiere ist schlecht, das Sternum ist verkrümmt und die Knochen des Sternums sind dunkelrot gefärbt. Die Luftsäcke sind weißlich-milchig und von derber Konsistenz. Der Herzbeutel weist ebenfalls eine derbe Konsistenz auf. Die Leber ist lehmfarben verfärbt und marmoriert. Die Milz ist bei (1) geringgradig vergrößert. Die Schleimhaut des Legedarmes ist verdickt. Die Gefäßzeichnung ist deutlich. Bei (1) finden sich Fibrinauflagerungen sowie Schichteier. Die Nieren sind bei (1) lehmfarben verfärbt, marmoriert und vergrößert. Bei (2) weisen sie eine dunkle Verfärbung auf. Sie sind hier ebenfalls vergrößert. Die Keratinoidschicht im Muskelmagen ist leicht ablösbar. Die Serosa inclusive dem Gekröse des Magen-Darm-Kanals weisen bei (1) gelbliche Beläge auf. Die Darmschleimhaut ist bei diesem Tier verdickt. Die Gefäßzeichnung ist deutlich. Der Darminhalt ist rötlich-gelb und flüssig. Epikrise: Thema: Schichteier / Salpingitis Die Bildung von Schichteiern tritt meist im Zusammenhang mit einer Salpingitis auf. Die Salpingitis ist eine Erkrankung, die ausschließlich bei eierlegendem Geflügel auftritt. Sie ist in 80-90% der Fälle mit einer Peritonitis kombiniert. Da sie als Enzootie auftreten kann wird geraten, betroffene Tiere zu merzen. Es werden eine primäre und eine sekundäre Salpingitis unterschieden. Die Salpingitis kann ferner einen akuten oder chronischen Verlauf nehmen. Die Erkrankung kann enzootisch oder sporadisch auftreten. Ätiologie: Die primäre Salpingitis wird vor allem durch Salmonella gallinarum pullorum verursacht, aber auch Trematoden können hier der Auslöser sein. Bei Newcastle Disease und Infektiöser Bronchitis kommt es häufig zur Ausbildung einer katharralisch bis fibrösen Salpingitis. Die Erreger können sowohl über die Kloake als auch auf hämatogenem Weg in den Eileiter gelangen. Eine sekundären Salpingitis entsteht häufig durch mechanische Einwirkungen mit Verletzung der Kloakenschleimhaut. Diese werden häufig durch Kannibalismus verursacht. Sie kann ebenso im Anschluß an Legenot mit Vorfall des Eileiters, nach Bersten eines Eies im Eileiter, wobei Eikonkremente im Legedarm zurückbleiben auftreten. Als alimentäre Ursache kommt intensive, eiweißreiche Ernährung in Frage. Auch wurde ein östrogen wirkendes Mykotoxin von Fusarium-Spezies im Futter nachgewiesen, was eine Störung im Östrogen-ProgesteronVerhältnis hervorruft. Eine solche Störung kann ebenfalls eine Salpingitis auslösen. Eine weitere Ursache für das Auftreten einer Salpingitis sind genetische Einflüsse. Eine hohe Legeleistung und große Eigewichte setzen die Abwehrkraft der Eileiterschleimhaut herab. Diese Veränderungen schaffen die Voraussetzung für eine aufsteigende bakterielle Besiedelung des Eileiters. Bei der bakteriologischen Untersuchung findet man eine Mischflora, die Streptokokken, Staphylokokken, Pasteurellen sowie Enterobakterien (E.coli, Salmonellen, Proteus) enthalten kann. Die Besiedlung mit Erregern wird von unsauberen Legenestern begünstigt, sie kann aber auch durch den Tretakt erfolgen. Die Peritonitis entsteht meist durch Eimaterial, welches durch Verschluß des Infundibulums, Antiperistaltik des Eileiters oder Eileiterruptur in die Bauchhöhle gelangt ist. Verlauf: Bei der akuten Erkrankung fehlen Krankheitserscheinungen meistens, der Tod tritt innerhalb weniger Stunden ein. Bei seuchenartigem Verlauf können mehrere Tiere gleichzeitig verenden. Die Krankheitsdauer bei chronisch kranken Tieren beträgt 6 bis 8 Tage. Hiernach verenden die Tiere in den meisten Fällen. Tritt die Krankheit enzootisch auf, so kümmern die Tiere 1 bis 2 Tage, zeigen Inappetenz und graugrünen bis schokoladenbraunen Durchfall sowie Dyspnoe. Der Kamm wird zyanotisch und welk. Die Eier haben anfangs noch Kalkauflagerungen, im weiteren Krankheitsverlauf treten Windund Fließeier auf. Die Hennen haben Legedrang, verlieren die Eier jedoch meist beim Laufen, nachdem sie stundenlang vergeblich auf den Nestern gesessen haben. Eine Überlebenschance haben leicht erkrankte Hennen wenn sie frühzeitig isoliert gehalten werden. Die Legeleistung sistiert über einen Zeitraum von ca. 1 Woche, setzt dann jedoch wieder ein. Ähnliche Symptome sind auch bei sporadisch auftretender Salpingitis zu beobachten. Hier fallen außerdem ein aufgetriebenes Abdomen und eine vorgewölbte Kloakenregion auf. Die Kloakengegend ist verschmiert, der auftretende Kloakenausfluß ist übelriechend. Die Bauchgegend ist federlos. Die Hennen nehmen manchmal die sogenannte Pinguinstellung ein: Die Haltung ist hierbei durch die Volumenzunahme des Eileiters und des Bauchwassers aufrecht. Diagnose: Die Stellung der Diagnose erfolgt aufgrund der klinischen Symptomatik. Die Bestätigung erfolgt durch Palpation der Bauchhöhle sowie röntgenologisch. Therapie: Durch den eventuell enzootischen Verlauf ist im Einzelfall die Tötung des betroffenen Tieres vorzunehmen. Eine Behandlung kann nach Ermittlung der vorliegenden Keime mittels geeigneter Chemotherapeutika erfolgen. Prophylaxe: Ihr kommt eine größere Bedeutung zu als der Therapie. Hier sind die hygienischen Bedingungen des Stalles, insbesondere die Reinigung und Desinfektion der Legenester und Sitzstangen der wesentliche Faktor zur Verhinderung der Salpingitis. Sektionsbefund: Im vor allem bei der chronischen Verlaufsform stark vergrößerten Eileiter finden sich fertige Eier sowie Eier mit geschädigter Schale. Auch Windeier sind zu finden. Selten befindet sich ein Ei in der Bauchhöhle. Bei der akuten Verlaufsform sind unfertige Eier zu finden. Das Eileiterlumen enthält auch Schalenteile, Eidotter und Entzündungsprodukte. Diese führen zur Bildung von Schichteiern, die durch ihre zum Teil gewaltige Größe zu Eileiterrupturen führen können. Die Schichteier können ausschließlich aus Fibrin bestehen. Sie können jedoch auch einen Kern aus Eikonkrementen haben, um den sich Fibrin geschichtet hat. Sie können selten auch in der Bauchhöhle liegen. Die Eileiterschleimhaut weist eine unterschiedlich stark ausgeprägte Entzündung auf. Die Serosa von Eileiter und Bauchfell zeigen entzündliche Rötung, es können Blutungen und serofibrinöses Exsudat vorliegen. Dadurch kann es zu Verklebungen der inneren Organe kommen. Die Peritonitis kann sowohl fibrinös als auch jauchig sein. Außer den Befunden am Legedarm selbst fallen die Schwellungen der großen Parenchyme auf. Die Leber verfettet und zeigt ungleiche Blutverteilung. Am Herzen treten subepikardiale Blutungen auf. Eine katharralische bis hämorrhagische Darmentzündung ist ebenfalls häufig zu beobachten. Selten tritt eine Pneumonie auf. An der Schleimhaut des Legedarms findet man histologisch lymphozytäre Infiltration, Anhäufungen von Monozyten und Plasmazellen. Die Zilien degenerieren und es ist die Zunahmen von Bindegewebe zu beobachten. Außerdem sind Zysten mit fibinösem bis käsigem Inhalt im Epithel nachweisbar. Bei einem (1) der obduzierten Hühner liegt eindeutig eine Salpingitis-Peritonitis vor. Hinweise hierfür sind das Auftreten von Schichteiern, die verdickte Eileiterschleimhaut sowie die Beläge auf der Serosa. Der flüssige, rötlich-gelbe Darminhalt ist ebenso hierfür ein Zeichen wie auch die veränderten Nieren und die Leber. Die rötlich verfärbte Kloake weist auf das Vorliegen einer sekundären Salpingitis hin, die gefundenen Schichteier und der schlechte Ernährungszustand des Tieres auf eine chronische Verlaufsform. Literatur: Krankheiten des Wirtschaftsgeflügels von Heider und Monreal Grundriß der speziellen Pathologie der Haustiere von Dahme und Weiss