Anna Hölzl, Anna Rädler, Donata Schafferer, Christine Schipflinger, Patrizia Volgger Akustik 2 Sommersemester ‘08 Klavier- und Gitarrenseiten Klaviersaiten werden zwar angeschlagen, verhalten sich aber im Klang ganz anders als Schlaginstrumente, etwa Trommeln. Sie erzeugen klare, langklingende Töne mit bestimmbarer Tonhöhe. Eine Besonderheit bei langen dünnen Saiten ist, dass Obertöne (Teiltonreihen) erzeugt werden. Eigenschwingung einer dünnen Saite Grundschwingung bzw. –frequenz und die ersten drei Obertöne (Oktav, Quint, Oktav) Wie sollte eine ideale Klaviersaite beschaffen sein? Saitenlänge: Nicht zu kurz, sonst leidet die Klangqualität (mehr als 4 cm sind nötig) Nicht zu lang, sonst wird der Flügel zu groß und teuer Spannung Natürlich darf die Spannung nicht über die Bruchfestigkeit gehen (Bruchfestigkeit T hängt von Durchmesser und Stahlsorte ab) T < (π/4) · d² · H T… Bruchfestigkeit d…Durchmesser der Saite H…spezifische Zugfestigkeit des Materials, bei Stahl H≈ 1,5 · 109 N/m² Nicht zu klein, sonst überträgt die Saite zu wenig Energie auf den Steg und damit den Resonanzboden 1 Anna Hölzl, Anna Rädler, Donata Schafferer, Christine Schipflinger, Patrizia Volgger Akustik 2 Sommersemester ‘08 Saitendurchmesser Nicht zu klein, sonst wird das Missverhältnis der Widerstände verschlechtert und die Saite hat zu wenig Masse und damit zu wenig Energie Nicht zu groß, sonst hat die Saite zu wenig Flexibiliät und zu große Steifigkeit, dadurch stimmen die Frequenzen der Obertöne dann nicht mehr Lösung (nach vielen Versuchen und Klavierbauergenerationen): 1. Alle Saiten sollen unter einer größtmöglichen Spannung stehen 2. Die hohen Frequenzen werden dadurch erreicht, dass sowohl die Saitenlänge reduziert wird als auch gleichzeitig der Saitendurchmesser geringfügig abnimmt, um eine zu große Steifigkeit zu vermeiden 3. die tiefen Frequenzen für die Basstönen werden mehr durch die Beschwerung (Umwicklung mit Kupferdraht) der Saiten als durch größere Länge bewirkt 4. durch doppelte (oberer Bassbereich) und dreifache Besaitung (Mittellage und hohe Lage) der Tasten wird erreicht, dass alle Töne ungefähr gleiche Energiebeträge an den Resonanzboden liefern ad 1: T = k • (π/4) · d² µ = (π/4) · d² · D k…Sicherheitsfaktor (damit die Saite nicht reißt) µ…lineare Massendichte D…spezifische Dichte des Materials, bei Stahl D = 7,8 · 10³ kg/m³ Aus diesen beiden Formeln ergibt sich: f1 = 1 /2s · √(k · H /D) Durch Umstellen der Formel ergibt sich beim Einsetzen einer bestimmten Frequenz (z.B. für c1 523 Hz) kann man die Länge von Saiten berechnen (für c1 = 0,6m). ad 2: Wenn man aber nun die folgenden höheren Oktaven jeweils die Hälfte dieser Länge nimmt, wird c5 nur noch 4 cm lang, was für die Klangqualität nicht mehr annehmbar ist. Daher dividiert man bei der Länge nicht durch 2, sondern durch 1,88, womit c5 dann eine annehmbare Länge von 5 cm erreicht. Gleichzeitig wird die Spannung etwas erhöht (der Sicherheitsfaktor k wird vergrößert, die Saite wird näher an den Saitenriss geführt, deshalb reißen kurze Saiten dann auch öfter) ad 3: Für die tiefen Saiten gilt in Analogie zu den hohen, dass sie viel zu lang würden, wenn man von c1 mit 0,6 m ausgeht, und für die nächsttieferen Oktaven jeweils die doppelte Länge nimmt. Wenn man sie aber stark kürzt und dann die Spannung senkt, leidet die Klangqualität. Deshalb umwickelt man die Basssaiten mit Kupferdraht, sodass sie mehr Masse haben. 2 Anna Hölzl, Anna Rädler, Donata Schafferer, Christine Schipflinger, Patrizia Volgger Akustik 2 Sommersemester ‘08 ad 4: Bei einem zu großen Durchmesser ergibt sich eine zu große Steifigkeit der Saiten. Diese wird mit dem Steifigkeitsfaktor J angegeben. Wenn J zu groß ist, stimmen die Frequenzen der Obertöne nicht mehr, sie sind zu hoch (Inharmonizität). Dazu folgende Formel: fn = n · f1 · [1 + (n² - 1) · J] Wenn J nicht Null ist, ergibt sich also keine harmonische Obertonreihe. Wenn J z.B. 0,02 wäre, wäre der 1. Oberton bereits um einen Halbton zu hoch, deshalb liegen die praktischen Werte von J in der Praxis bei etwas 0,0002. Das entspricht einem Durchmesser von 1 mm. Weil das ziemlich dünn ist, erhält jede Taste drei Saiten (im oberen und mittleren Tonbereich bzw. 2 in der oberen Basslage und nur eine in der tieferen Basslage). Für die ganz hohen Saiten wählt man einen Durchmesser von 0,8 mm, weil die Saiten ja wie oben erklärt nicht pro Oktav um die Hälfte kürzer werden, sondern etwas länger bleiben. Dadurch ändert sich auch J nicht proportional und man muss auf etwas Klangstärke verzichten, um eine ausreichende Harmonizität zu erhalten). Auch das Stimmen des Klaviers wird von der Inharmonizität beeinflusst. Man konnte feststellen, dass, dass gute KlavierstimmerInnen bei den sehr hohen Frequenzen die Oktave etwas spreizen (also höher stimmen). Das klingt für uns richtig, denn tatsächlich entstehen nur so keine Schwebungen zu den Obertönen der Grundschwingungen in der Mittellage des Klaviers (die aufgrund der Steifigkeit ja etwas zu hoch sind). __________ Zu Eigenschwingung der Saiten Vibrierende Saiten sind über zwei relativ harte Auflagen gespannt. Eine davon ist der sog. Steg, welcher auf einem Klangkörper moniert ist. Die zweite Auflage ist der Saiten Sattel (zweiter Steg, der auf Klavierrahmen oder Halsende der Gitarre befestigt ist), oder einer der Bundstege des Gitarrengriffbretts. Das letzte kleine Stück der Saite kann sich von der Auflage nicht auf und ab bewegen, aber sich biegen, weil es ja nicht eingespannt, sondern nur aufgespannt ist. Eigenschwingungen werden manchmal auch als stehende Wellen bezeichnet. Sie haben zwar ein wellenartiges Aussehen, bewegen sich aber nirgendwo hin. Das wichtigste Merkmal der Eigenschwingung ist, dass deren Frequenzen eine harmonische Teiltonreihe bilden und ermöglichen so eine deutliche Tonhöhenwahrnehmung. Das entspricht der Grund- oder Fundamentalfrequenz: man glaubt die Tonhöhe zu hören, als wenn die reine Sinuswelle der ersten Eigenschwingung alleine klingt. Die Formen dieser Eigenschwingung sind perfekte Sinusfunktionen mit gleichmäßig verteilten Knoten- und Maximapunkten. Die Eigenschwingung erzeugt schwingende Abschnitte zwischen den Knotenpunkten in der verfügbaren Saitenlänge. Jeder dieser Abschnitte ist eine halbe Wellenlänge, daher gilt, n*(1/2 * λn) = s Die Wellenlänge ist mit der Frequenz durch die Beziehung λ= vt/ f verknüpft. Daher kann man auch schreiben n(vt/2 * fn)= s und dies wiederum ergibt umgeschrieben als Abhängigkeit der Frequenz von der Eigenschwingung fn = n * (vt/2 * s). Hier ist die Geschwindigkeit von 3 Anna Hölzl, Anna Rädler, Donata Schafferer, Christine Schipflinger, Patrizia Volgger Akustik 2 Sommersemester ‘08 Trasversalwellen in einer Saite und nicht von Schallwellen in der Luft gemeint. Vt ist für alle Wellenlänge gleich, daher ist die letzte Formel für die idealistische Saite sehr nützlich. Beim steifen Stab hingegen bedeutet ein Wechsel von n= 1 zu n= 2 auch eine Veränderung für vt, d.h. f2 war nicht genau zweimal f1. Die perfekt flexible Saite hat die Eigenschaft, dass vt nur von der Masse der Saite pro Längeneinheit μ und der Spannung T (Stärke der Kraft, die die Saite gestrafft hält) abhängt vt =√T/ μ Typische Werte für die D- Saite einer Gitarre sind zum Beispiel: T~150N, μ~0,005 kg/m, vt ~330 m/s Gleichung für die Grundfrequenz: Der Wert für vt wird in die Gleichung für n= 1 eingesetzt f1= vt /2 * s= (1/2 * s)* √T/ μ Wenn alle anderen Parameter unverändert bleiben, führt eine Verdoppelung der Saitenlänge zu einer Halbierung der Grundfrequenz. Eine Erhöhung der Spannung erhöht auch die Frequenz, eine Erhöhung der Saitenmasse erniedrigt sie. Infolge der Quadratwurzel müssen diese Werte aber vervierfacht werden, um eine Oktave Frequenzänderung zu erreichen. 4 Anna Hölzl, Anna Rädler, Donata Schafferer, Christine Schipflinger, Patrizia Volgger Akustik 2 Sommersemester ‘08 (Aus dem Material von Büchern) Tonerzeugung beim Klavier Durch Hin- und Herschwingen (Vibration) der Saiten wird der Ton erzeugt. Durch den Resonanzboden wird die Schwingung verstärkt. Je größer die Schwingungsanzahl in der Sekunde ist, desto höher klingt der Ton. Je ausladender die Schwingung ist, desto lauter wird der Ton. Durch filzbedeckt Hämmerchen wird die Saite in Bewegung versetzt. Beim Hammerklavier, dem unmittelbaren Vorgänger von Flügel bzw. Klavier wurden diese Hämmer mit Leder bezogen, dadurch wurde ein hellerer Klangcharakter erreicht, auch mehr Partialtöne wurden dadurch angestoßen. Wenn der Hammer die Saite berührt, teilt er dieser seine Geschwindigkeit mit. Nach dem Anschlag fällt der Hammer sofort zurück und die Saite frei zum Weiterschwingen. Wenn die Taste einmal niedergedrückt ist, kann der Spieler den Klangcharakter nicht mehr ändern. Der Hammer hört genau in den Augenblick auf die Saite zu berühren, in dem der Ton entsteht, daraus folgt, dass der Prozess der Tonerzeugung in diesem Moment beendet ist. Durch die Klaviertasten wird die Erzeugung der Saitenschwingung vereinfacht. Bei Clavichord hingegen wird die Saite mit einem Metalldreieck geschlagen, welches auf der Saite bleibt, bis die Tast losgelassen wird. Hie kann der Spieler den Klangcharakter auch noch nach dem Anschlag verändern. (Quelle: Das Klavier, Louis Kentner,1982) Tonhöhenbestimmung durch eine Saite Für die Eigenfrequenz einer Site sind v. a. deren Gewicht pro Millimeter Länge (je mehr, desto tiefer der Ton), deren Spannung (je weniger gespannt, desto tiefer der Ton und die Gesamtlänge (je länger, desto tiefer der Ton) maßgebend. Beim Klavier gibt beispielsweise eine Saite nur einen Ton an, hingegen bei der Gitarre oder Streichinstrumenten wird das Verkürzen Saitenlänge als Tonhöhenbestimmung verwendet. Halbiert man den schwingenden Teil einer Saite, schwingt sie mit doppelter Frequenz, also eine Oktav höher. Die Klangqualität bei Saiteninstrumenten ist abhängig von der Anzahl und der Stärke der Partialtöne. Neben Form und Aufbau des Resonanzkörpers und Art der Saitenanregung ist auch noch der Ort der Anregung von Bedeutung. Bei vielen Streichinstrumenten geschieht die Anregung der schwingungsfähigen Saiten durch das Streichen mit einem Rosshaarbogen. Eine weitere Anregungsart bei Saiteninstrumenten ist das schlagen. Bei dieser Art der Anregung schwingt die Saite mit Eigenfrequenz gedämpft aus. Der akustisch an und für sich schwache Klang einer Saite wird über den jeweiligen Resonanzboden übertragen. Die Beschaffenheit vom Resonanzboden ist wesentlich für die Qualität und Länge des ausklingenden Tones verantwortlich. Für Klavierinstrumente ist es wichtig diese unter möglichst konstanter Temperatur und Luftfeuchtigkeit zu halten. Wenn die Luft zu trocken ist (weniger als 50 % relative Luftfeuchtigkeit), spaltet sich der Resonanzboden und schwingt nicht mehr als Ganzes. Bei zu starken Temperaturschwankungen werden die Saiten ständig gedehnt und zusammengezogen und damit die Stimmung beeinflusst. Gezupfte Instrumente, wie beispielsweise die Gitarre haben keinen Resonanzboden, sondern weisen einen Resonanzkörper auf. (Quelle: Akustik für Musiker. René Brüderlin, 1978) 5 Anna Hölzl, Anna Rädler, Donata Schafferer, Christine Schipflinger, Patrizia Volgger Akustik 2 Sommersemester ‘08 Schwingungszusammensetzung für gezupft Saiten Die Saite wird durch Finger oder ein Plektrum angezupft, und schwingt ab dem Zeitpunkt des Loslassens frei. Um die Saitenbewegung zu verstehen kann man sie sich in einer Dreiecksform vorstellen. Zu jedem Darauf folgendem Zeitpunkt kann man die Wellen addieren, um eine neue Form zu erreichen. In der Regel besteht sie aus drei gleichen Teilen. Die Folge der Formen wiederholt sich mit der Grundfrequenz f. (Bild 10.4a,b) Nach der Fourier- Theorie nimmt die Saite um 6dB pro Oktave in Richtung steigender Frequenz ab, dh.ein höherer Ton erklingt bei gleichem Anschlag leiser (z.B. c`` erklingt leiser als c`!) (Bild 10.4c) Wird eine Saite genau in der Mitte angezupft, erklingt diese stärker als die Grundfrequenz. Diese Saite besteht aus ungerader Eigenschwingungen. Die gerade Eigenschwingung fehlt vollständig, da es genau den Knotenpunkt trifft und somit keine Auslenkung entstehen kann. Wenn man eine Gitarrensaite mit dieser Art zupft, ertönt ein ganz anderer, viel farbloserer Klang als sonst. Das zupfen der Saite an dem ersten Viertel begünstigt die Eigenschwingungen 2, 6, 10, usw.(Auslenkung ist größer), lässt aber immer noch 4,8, 12usw. unangeregt(weil diese hier Knoten haben). Zupfen nahe am Steg regt die Schwingungen schwach an, sodass der klang eher schneidend wird. Bild zeigt den Aufbau von verschiedenen Eigenschwingungen 1,2,3,4…usw. 6 Anna Hölzl, Anna Rädler, Donata Schafferer, Christine Schipflinger, Patrizia Volgger Akustik 2 Sommersemester ‘08 Die Eigenschwingungsenergien einer Saite entsprechen nicht dem, was wir hören, da die Schwingungen erst durch die Luft übertragen werden müssen. Bei der elektrischen Gitarre stammt das verstärkte Signal von Pickup-Sensoren, die direkt unter den Saiten befestigt sind. Diese reagieren unmittelbar auf die Auslenkungsgröße der Saiten. (Ein Pickup ist ein Tonabnehmer, der eine Wechselspannungsquelle ist, deren "Urspannung" u0 durch Spuleninduktivität, Widerstand und Kapazität verfälscht wird) Regel: Jede Eigenschwingung regt die Pickup-Sensoren proportional zu der Auslenkung an, die sie an der Abnahmestelle des Sensors hat. Insbesondere ist jede Eigenschwingung mit einem Knoten an dieser Stelle nicht in dem verstärkten Klang vorhanden, selbst wenn sie in der Gesamt-Saitenschwingung vorhanden ist. (Bild 10.5) Bei guten Elektrischen Gitarren bekommt der Spieler die Wahl zwischen mindestens zwei Pickup-Punkten (Einer näher am Steg, der andere weiter weg). 1. Der Pickup näher am Steg reagiert auf viele Eigenschwingungen und ergibt einen strahlenden durchdringenden Klang(eignet sich daher gut für Solos); 2. Der Pickup weiter weg vom Steg begünstigt die niedrigeren Eigenschwingungen und eignet sich durch seinem runden Klang mehr für die Begleitung. Dieses unterscheidet sich auch deutlich vom Klang einer Akustischen Gitarre, weil einige Eigenschwingungen, die Knoten in der nähe des Pickups haben, fehlen. Eine akustische Gitarre unterscheidet sich in verschiedener Hinsicht von der elektronischen Gitarre. Eine Gitarre muss sehr leicht sein, um eine max. Anregung durch die Saiten zu ermöglichen, und eine Wölbung besitzen die die tieferen Frequenzen verstärkt. Die elektrische Gitarre kann ohne elektrische Verstärkung nicht mit der Lautstärke einer akustischen Gitarre konkurrieren. Da der Resonanzkörper nicht vorhanden ist. Der Körper einer elektrischen Gitarre ist mehr oder weniger ein massives Brett ohne eigene Akustik. Und darauf sind Saiten gespannt. Ein weiterer unterschied erkennt man im Abklingverhalten. Die Akustik Gitarre gibt ihre Energie schnell an die Luft weiter, daher verklingt auch ziemlich schnell der Klang. Während eine elektrische Gitarre durch ihre Bauweise wesentlich härter ist und somit auch der Klang langsamer verklingt. Wir können nur eine ungefähre Klangfarbenähnlichkeit zwischen den verschiedenen Gitarren erwarten, denn so wie die akustische Gitarre die Saitenschwingung in Luftbewegungen umsetzt, kann sie nie die Bandbreite abdecken, wie die variable Sensor-Empfindlichkeit des elektrischen Pickups. 7 Anna Hölzl, Anna Rädler, Donata Schafferer, Christine Schipflinger, Patrizia Volgger Akustik 2 Sommersemester ‘08 __________ Schwingungszusammensetzung beim Klavier Sehr viel, was über die Gitarrensaiten gesagt wurde, trifft auch bei den Klaviersaiten zu. Jedoch gibt es einige Unterschiede: Die Klaviersaite wird angeschlagen und nicht wie bei der Gitarre gezupft – dadurch entsteht eine andere Schwingungszusammensetzung: 1. Zunächst gilt: Je weicher der Hammer und je gedämpfter der Kontakt mit der Saite ist, umso weniger höhere Eigenschwingungen werden angeregt und desto dumpfer wird auch der Klang. Der Hammerfilz verdichtet und verhärtet sich durch jahrelangen Gebrauch. Ein Klaviertechniker kann mit Spezialnadeln den Filz anstechen und auflockern und dadurch den zu scharf gewordenen Klang wieder ausgleichen. Natürlich geht es auch andersherum: Für gewisse Unterhaltungsmusiken werden Reißnägel in den Hammerfilz gesteckt, um einen abrupteren Kontakt zur Saite herzustellen. Damit wird mehr Energie in die Eigenschwingungen geliefert, wodurch ein heller bis blecherner Klang entsteht. Moderne Hammerfilze sind aus verschiedenen Schichten aufgebaut, dass bei moderatem Anschlag nur der äußere weiche Filz die Saite anregt und bei schnellem Anschlag auch die härteren inneren Filzlagen ins Spiel kommen. Das heißt, wenn ein Pianist vom piano zum forte wechselt, wird der Klang nicht nur lauter, sondern auch obertonreicher (die Klangfarbe verändert sich). 2. Die hochfrequenten Eigenschwingung klingen schneller ab; die 60 dB-Dämpfungszeit reich von ungefähr 15 Sekunden bei den Basssaiten über 2 bis 3 Sekunden im Mittelbereich und etwa einer halben Sekunde oder weniger bei den extremen Höhen. Dies gilt für die Gesamtlautstärke sowie auch für die Teiltöne. 3. Jede Eigenschwingung entfällt mit einem Knoten am Anschlagspunkt. Manche Klavierbauer legen den Anschlagspunkt des Hammers auf ein Siebtel der Saitenlänge, um die Eigenschwingung Nr. 7, 14, 21, usw. aus dem Klangspektrum fernzuhalten. Wenn man die Hammerposition in verschiedenen Flügeln nachmisst, findet man jedoch die Werte s/8 bis s/9 im Bass- und Mittenbereich und bei den Höhen s/10 bis s/12 vor als s/7. Diese durch Jahrhunderte langes Probieren gefundenen Positionen ergeben einen vernünftigen Kompromiss zwischen Klangfarbe und Effektivität der Energie-Übertragung vom Hammer auf die Saite. 8 Anna Hölzl, Anna Rädler, Donata Schafferer, Christine Schipflinger, Patrizia Volgger Akustik 2 Sommersemester ‘08 In den Abbildungen sehen wir Beispiele von gemessenen Klangspektren, wobei wir davon ausgehen, dass der Hammer die Saite nicht sofort wieder freilässt, sondern erst durch die am Saitenende reflektierte Schwingung ihn von der Saite wegschleudert. Die Dauer des Kontaktes mit der Saite reicht von 5 ms bei den Bass-Saiten bis zu 0,5 ms bei den höheren Tönen. Nur im äußersten Bassbereich sind die Hämmer soviel leichter als die Saite, dass 9 Anna Hölzl, Anna Rädler, Donata Schafferer, Christine Schipflinger, Patrizia Volgger Akustik 2 Sommersemester ‘08 der Hammer innerhalb eines Bruchteils der Grundschwingung dieser Saite wieder zurückund wegschnellt. Bei den höchsten Noten sind die Hämmer viel schwerer als die Saiten und bleiben daher lang genug in Kontakt mit diesen, sodass die Transversalwellen auf der Saite mehrere Durchläufe machen können, dies reduziert die Anregungseffizienz der höheren Eigenschwingungen ganz beträchtlich. Genauso wie bei der Gitarre und beim Cembalo gilt auch hier, dass die Übertragung durch Steg und Resonanzboden das Klangspektrum noch etwas verändert, sodass es nicht genau mit dem der Saiten übereinstimmt. Das Ausklingverhalten der Klaviertöne stellt sich folgendermaßen dar: Sie beginne zwar fast sofort abzuklingen, aber dann setzt etwas überraschend eine Phase langsamerer Abnahme ein, und der Ton klingt insgesamt recht lange. Bei c´ dauert die erste Phase rascher Abnahme etwa 3 bis 5 Sekunden, die langsamerer Phase noch zusätzliche 10 bis 20 Sekunden. Dafür gibt es mehrere Erklärungen: Jede Saite kann nicht nur auf- und abwärts schwingen sondern auch seitwärts; d. h. dass für jede Eigenfrequenz ein Paar von Eigenschwingungen zur Verfügung steht, nicht nur eine. Dies können wir als vertikal und horizontal polarisierte Eigenschwingung bezeichnen. Man könnte meinen, dass bei einem vertikalen Anschlag auch die Schwingungen vertikal sind. Dies ändert sich jedoch wenn der Anschlag nicht zu 100% vertikal ist, denn hier kommt es zu kleinen Beimischungen horizontaler Schwingungen. ___________ Ein ähnlicher Effekt kann nämlich von der Mehrfachbesaitung stammen. Die meisten Klaviertasten schlagen einen Satz von drei Saiten an, nicht nur eine. Wenn drei Saiten unisono in Schwingung versetzt werden produzieren sie eine dreimal größere Amplitude. Es bedeutet auch, dass jede Saite ihre Kraft über eine dreimal größere Strecke auf den Steg übertragen muss innerhalb jedes Schwingungszyklus, als wenn sie alleine wäre, und Ursache für die anfängliche rasche Klangabnahme. Nehmen wir einmal an, dass die Saiten nicht perfekt unisono gestimmt sind, z.B. zu 439.5 Hz, 440,0 Hz und 440,3 Hz. Dann sind sie nach ungefähr einer Sekunde nicht mehr phasengleich und übertragen ihre Energie nicht mehr synchron auf den Steg. Von Zeit zu Zeit kommen sie dann wieder vorübergehend in Phase. So dass wir Schwebungen hören. Der Langzeiteffekt der Schwebung ist jedoch, dass jede Saite ihre Energie durchschnittlich genauso langsam abgibt, wie sie es alleine tun würde, es wird daher die langsamere zweite Abklingphase verursacht. Kleine Verstimmungen der Saiten sind tatsächlich erwünscht, weil sie zur Wärme und Lebendigkeit des Klangs ebenso, beiträgt, wie sie verhindert, dass der Klang zu rasch ausklingt und "tot“ wirkt anstelle des "singenden“ Tones, den wir haben möchten. Da die drei Saiten auf dem gleichen Steg aufliegen, sind sie nicht wirklich unabhängig voneinander; der Steg verbindet sie in ähnlicher Weise wie z.B. eine Feder Pendel verbindet. Die Eigenschwingungszustände des Saiten-Dreiersatzes sind daher ähnlich den Bild 10.8 gezeigten. Der erste der gezeigten Zustände bewegt den Steg sehr effizient und hat daher eine kurze Abklingzeit zur Folge; im idealisierten Fall wäre er der einzige Zustand, der durch einen gleichzeitigen Anschlag aller drei Saiten angeregt würde. Wenn aber der Hammer ein klein bisschen schief ist, und nicht alle drei Saiten genau gleich anschlägt, werden auch die beiden anderen Zustände erscheinen. Sie bewirken eine Verdrehungsbewegung des Steges, die aber nicht weiter auf den Resonanzboden übertragen werden kann, und dadurch können diese Zustände ihre Energie nur langsam abgeben. Wir haben dadurch ein gewisses Verständnis für die Wirkungsweise des una corda Pedals gewonnen, durch welches der Hammer nur zwei Saiten von jedem Dreiersatz anschlägt. Dies 10 Anna Hölzl, Anna Rädler, Donata Schafferer, Christine Schipflinger, Patrizia Volgger Akustik 2 Sommersemester ‘08 bedeutet eine absichtliche Erhöhung des Ausgangs-Energieanteils, der in die weicheren und langsamer abklingenden Zustände der c) in Bild 10.8 fließt. 10.4 Mensur und Stimmung des Klaviers In diesem folgendem Abschnitt werden wir uns etwas mit dem gesamten Klavierinstrument beschäftigen, vor allem die Auswahl der Saitengrößen. Die Art und Weise, wie die von Taste und Taste und von Oktave zu Oktave unterschiedliche Seitenlängen und -durchmesser berechnet und ausgewählt werden, wird als Mensur bezeichnet. Ohne Zweifel muss die zentrale Eigenschaft jeder Saiten-Mensur auf der Gleichung f1=1/2 x s x T/q für die Grundfrequenz jeder Saite beruhen; aber dies reicht nicht aus. Es erlaubt uns scheinbar jeden beliebigen Wert für zwei von den drei Parametern rechts zu wählen, um dann den passenden Wert für den dritten Parameter zu finden, der dir gewünschte Frequenz ergibt. Es müssen noch andere Gründe für die Eingrenzung der Wahlmöglichkeiten vorhanden sein. Kosten, Tradition und Klangqualität gehen hier mit ein. Forscher stimmten kleinste Klaviersaite der Welt Den Haag- Wissenschaftler der Technischen Universität Delft in den Niederlanden haben nach eigenen Angaben die kl. Klavierseite der Welt zum Schwingen gebracht. Die Saite sei ein tausendstel Millimeter lang und nur zwei millionstel Millimeter dick, berichtete das Team um Professor Herr van der Zant am. Die Minisaite könne zum Beispiel als Waage für winzige Partikel wie Viren genutzt oder als Bauteil in Mobiltelefonen verwendet werden. Die Saite ist in Wirklichkeit eine mikroskopisch kleine Röhre aus Kohlenstoffatomen, ein so genanntes Nanoröhrchen. Das empfindliche Gebilde wurde zunächst auf einer Unterlage befestigt, die aus Silizium und darüber einer Schicht Siliziumoxid besteht. An den Enden wurden Elektroden angeschlossen. Dann ätzen die Forscher das Siliziumoxid weg, so dass die hauchdünne Röhre frei hing. Elektrischer Strom in der Siliziumscheibe zieht sie abwechselnd an oder stößt sie ab- so entstehen die Schwingungen. Deren Stärke hängt von der Stromstärke in der Siliziumunterlage ab und kann berechnet werden. Van der Zant verglich das mit dem Stimmen der Saiten eines Klaviers oder einer Gitarre. Wird das Nanoröhrchen belastet, etwa durch ein angehängtes Virus, so verändert sich die Schwingung in einer Weise, die es erlaubt, das Gewicht des Ballasts zu berechnen. _______________ Der größte Unterschied zwischen den beiden Instrumenten Klavier und Gitarre besteht in der Art, wie die Saiten zum Schwingen gebracht werden. Während eine Gitarrensaite gezupft wird, wird eine Klaviersaite über die Mechanik von einem Hammer angeschlagen. Wesentlich dabei ist es, dass das Zupfen punktförmig (also z.B. von einem sehr spitzen Fingernagel) auf der Saite geschieht, während ein Hammer eine gewisse Breite aufweist und somit die Saite über eine gewisse Länge und nicht punktförmig getroffen wird. 11 Anna Hölzl, Anna Rädler, Donata Schafferer, Christine Schipflinger, Patrizia Volgger Akustik 2 Sommersemester ‘08 Natürlich spielt es auch eine Rolle, wo die Saite angeregt wird. In der Mitte wird der Klang harmonischer, sanfter wirken als in der Nähe der Enden. Wie entsteht eigentlich ein Klang? Ein Klang entsteht immer dann, wenn mehrere physikalische Frequenzen sich überlagern. Für die vom Menschen empfunden Tonhöhe spielt nur die so genannte Grundfrequenz eine Rolle, alle anderen Frequenzen bestimmen eben den Klang. Spielen nun Gitarre und Klavier die gleiche Note, sagen wir ein a mit f0 = 440 Hz, so ist die Grundfrequenz bei beiden Instrumenten gleich (eben 440 Hz), aber es treten Obertöne in völlig unterschiedlicher Anzahl und Zusammensetzung auf. Obertöne kann man als ganzzahlige Vielfache der Grundfrequenz auffassen. Der Klang der Gitarre Beim punktförmigen Zupfen einer Saite treten die Obertöne im Vergleich zur Grundfequenz nur sehr leise auf. Je weiter man sich jedoch beim Zupfen von der Mitte entfernt, desto lauter werden die Obertöne. Der Klang des Hammers Auch beim Anschlagen einer Saite durch einen Hammer treten Obertöne auf, die jedoch viel lauter sind als beim Zupfen. Die erste Oktave überlagert den Grundton deutlich, was weniger zu einem in sich ruhenden Ton als vielmehr zu einem z.B. für ein Klavier typischen Frequenzgewirr führt. Quelle: www.guitarfoundation-online.com Ein ganz wichtiger Teil des Klaviers sind natürlich auch die Saiten, denn davon ist alles abhängig. Um einen guten Ton aus dem Klavier herauszubekommen, muss alles genau passen, die Mechanik, die Beschaffenheit des Hammers, der Anschlag des Hammers, die Anlage des Saitenbezugs, die Beschaffenheit der Saite (Material, Dicke, Spannung), der Stegdruck, die Lage des Stegs und die Beschaffenheit des Resonanzbodens (Material, Verarbeitung, Konstruktion). Ein Klavier kann heute Töne zwischen 16 und 20.000 Hertz spielen. Also können wir diese höchsten Töne kaum wahrnehmen. Ein Mann im Alter von 35 Jahren kann in etwa Töne bis zu 15.000 Hertz hören, ein 47 Jahre junger Mann etwa noch bis 13.000 Hertz. Die Grundlage eines guten Klaviers ist eine gute Saitenmensur, das heißt ein gutes Verhältnis zwischen Saitenlänge, -stärke und -spannung. Um dieses genau hinzubekommen, gibt es vier Grundsätze: 1. 2. 3. 4. Je Je Je Je kürzer die Saite, desto höher der Ton. (1) dicker die Saite, desto tiefer der Ton. (d) straffer die Saite, desto höher der Ton. (p) größer das Gewicht der Saite, desto tiefer der Ton. (s) Um die Schwingungszahl herauszubekommen, gibt es noch eine ganz bestimmte Formel, die ich auch auf dem Zettel draufsteht, doch möchte ich diese nicht weiter besprechen. 12 Anna Hölzl, Anna Rädler, Donata Schafferer, Christine Schipflinger, Patrizia Volgger Akustik 2 Sommersemester ‘08 Quelle: www.hausarbeiten.de 3. Häufige Materialangaben Neben der Angabe der einzelnen Saitenstärken im Satz (bzw. der Zugkraft) finden sich auf der Saiten-Verpackung meist auch Auskünfte zum bei der Herstellung verwendeten Material. 3.1. “Flat Wound” und “Round Wound” Das englische Wort “wound” ist die Vergangenheitsform des Infinitivs “wind” und heißt übersetzt “gewickelt”. Nahezu alle umwickelten Gitarrensaiten sind Round Wounds. Fehlt also ein entsprechender Vermerk, kann man davon ausgehen, dass es sich um eine Round-Wound-Saite handelt. Der Unterschied zwischen Flat Wounds und Round Wounds liegt in dem dünnen Draht, mit dem der Saitenkern umwickelt wird. Ein Draht ist normalerweise einigermaßen rund. Wird der Kern mit einem solchen runden Draht umwickelt, entsteht entlang der Saite mit jeder neuen Umwicklung eine Art fortlaufende Berg-und-Tal-Struktur. Man kann das mit dem bloßen Auge meist nicht erkennen. Wenn man aber Fingernagel oder Plektrum senkrecht auf eine Round-Wound-Saite aufsetzt und diese dann langsam entlang fährt, kann man die rauhe Oberfläche spüren. Die Umwicklung des Saitenkerns mit einem flachen Draht ist aufwendig und entsprechend teuer. Das Ergebnis ist aber eine relativ glatte Saite, die zwei Hauptvorteile bietet: 1. Werden die ungeliebten Kratzgeräusche, wenn der Gitarrist beim Umgreifen die Saiten leicht berührt, minimiert und 2) ist die Flatwound-Saite durch ihre glatte Oberfläche weniger anfällig für Verschmutzung und späterer Korrosion. Sie hält also auch länger. Aber jede Saite hat auch seine “Kehrseite”. Denn die Flat Wounds vermitteln ein anderes Fingergefühl beim Spiel, was aber nicht allen Musikern entgegen kommt. 3.2. Nylon Nylon ist ein Kunststoff, der vor allem als synthetische Textilfaser bekannt ist. Nylonsaiten haben im Bereich der Zupfinstrumente die Natursaiten aus Darm fast völlig abgelöst. Insbesondere die Klassische Gitarre wird heute eigentlich ausschließlich mit Nylonsaiten bespannt. Dabei bestehen die drei Bass-Saiten aus einem mehrfaserigen Nylonkern, der aber zusätzlich mit Draht umwicklet wird. Die drei hohen Saiten bestehen aus einfaserigen Nylonseilen. 3.3. Silverplated Copper Ein “versilberter” Kupferdraht (copper = Kupfer) ist die häufigste Wahl für die Umwicklung der Nylonkerne bei der Herstellung der Bass-Saiten der Konzertgitarre. Die hauchdünne Silberschicht wird dem blanken Kupferdraht vorher durch ein Bad in einer speziellen Lösung mit dem Verfahren der Elektrolyse aufgetragen. 13 Anna Hölzl, Anna Rädler, Donata Schafferer, Christine Schipflinger, Patrizia Volgger Akustik 2 Sommersemester ‘08 3.4. Stainless Steel Stainless Steel kann man als “fleckenfreier Stahl” übersetzen. Auch dies Material ist aus dem Alltag bekannt, steht diese Angabe doch häufig auch auf Messern, Gabeln, Armbanduhren usw., also auf vielen Gegenständen, die nicht so bald oder nie Rost ansetzen sollten. Es ist ein naheliegender Gedanke, aus einem solchen Stahl eine Gitarrensaite herzustellen. Neben der guten Lebenserwartung, haben Saiten aus einer Stainless-Steel-Legierung noch eine charakteristische Eigenschaft: Sie reagieren nämlich besonders stark auf Magnetismus. Und das macht sie zu den idealen Kandidaten, wenn es um die Besetzung von E-Gitarre und Bass geht. Denn die dort üblichen Tonabnehmer gewinnen mittels der sogenannten elektromagnetischen Induktion ihr Signal. 3.5. Nickel Nickel-Round-Wound-Saiten kann man als Weiterentwicklung der Stainless-Steel-Saite betrachten. Auch diese Saiten basieren auf einer stark auf Magnetismus reagierenden Stahl-Legierung. Zusätzlich ist der Wickeldraht aber per Elektrolyse mit einer dünnen Schicht Nickel überzogen. Dies führt zu einigen Vorteilen: 1) Noch längere Haltbarkeit, weil noch besser gegen Oxidation geschützt, und 2) macht der Nickelüberzug die Oberfläche der Saite “weicher”, was sowohl auf den Klang, wie auf das Spielgefühle und auch auf eine geringere Abnutzung der Bundstäbe positiven Einfluß haben soll. 3.6. Bronze Bronze wird vor allem als Wickeldraht für Westerngitarrensaiten eingesetzt. Dies ist gar nicht so spektakulär, da Bronze eine Legierung aus Kupfer (Copper, s. o.) und Zinn ist, wobei der Kupferanteil aber bei weitem überwiegt. Man findet oft Detailangaben wie “80/20”, “85/15” oder “Phosphor”. Die Zahlenpaare weisen auf das Mischungsverhältnis Kupfer-Zinn hin. Die Angabe “Phosphor” auf die Beigabe einer geringen Menge dieses chemischen Elements, was die Legierung höherwertiger macht. Die Stärke der Bronze Wound ist ihr voller ausgewogener Klang, von kraftvollen Bässen bis zu crispen Höhen, macht sie das für viele Gitarristen zur ersten Wahl, wenn es um die Besaitung einer Westerngitarre geht. Was aber das Thema klangliche Haltbarkeit betrifft, kann sie mit Silverplated oder Nickel Round Wound nicht mithalten. 3.7. Der letzte Schrei Unter dem Riesenangebot an Gitarrensaiten ist die Mehrzahl “Alltagsware”, hergestellt aus Materialien wie sie hier beschrieben wurden. Tatsächlich gibt es auch viel weniger Saitenhersteller als Saitenmarken. Insbesondere die vielen Angebote, die Namen von mehr oder weniger berühmten Gitarrenmarken tragen, sind oft Auftragsproduktionen der entsprechenden Gitarrenhersteller. Daneben aber gibt es auch einigermaßen “abgefahrene” Exoten. Manche davon halten sich am Saiten-Markt, andere verschwinden wieder und/oder geraten in Vergessenheit. Neben neu entwickelten Spezial-Herstellungsverfahren wird auch weiter nach neuen Ausgangsmaterialien gesucht. Eine in den letzten Jahren viel versprechende Neuheit ist der Einsatz von keramischen Stoffen. Die Grundidee dabei ist, mit einem speziellen nicht oxidierenden Stoff, erst die “Täler” zwischen den einzelnen Windungen einer herkömmlichen Round Wound aufzufüllen, dann die Saite damit insgesamt zu versiegeln. Das Ergebnis ist eine glatte Saite mit optimalem Schutz gegen das Verrosten. 14 Anna Hölzl, Anna Rädler, Donata Schafferer, Christine Schipflinger, Patrizia Volgger Akustik 2 Sommersemester ‘08 Quelle: www.saitenweise.de/material/material.html Wichtige Symbole, Begriffe und Beziehungen (folgt in Anlehnung an Ihr Skriptum). 15