ReptilienSB

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Reptilien
Für Lehrkräfte
Systematik
Da die Systematik der Reptilien in der Literatur unterschiedlich dargestellt wird, folgt die
vorliegende Systematik der Darstellung in Grzimeks Tierleben Band 6.
Klasse Kriechtiere (Reptilia)
Unterklasse Schläfengrubenlose Reptilien (Anapsida)
Ordnung Schildkröten (Testudines)
Unterordnung Halsberger (Cryptodira)
Halswender (Pleurodira)
Unterklasse Großsaurier (Archosauria)
Ordnung Krokodile (Crocodylia)
Unterordnung Vollkrokodile (Eusuchia)
Unterklasse Schuppenkriechtiere (Lepidosauria)
Ordnung Schnabelköpfe (Rhynchocephalia)
Unterordnung Brückenechsen (Sphenodontida)
Ordnung Eigentliche Schuppenkriechtiere (Squamata)
Unterordnung Echsen (Sauria)
Schlangen (Serpentes)
Allgemeine Kennzeichen
Reptilien zeigen eine mehr oder weniger stark verhornte Körperoberfläche, die fast immer in
Schuppen oder Schilder gegliedert ist. Diese Haut bietet einen guten Schutz vor
Austrocknung. Die dotterreichen Eier (Nährstoffdepot) mit pergamentartiger Schale schützen
vor Austrocknung. Dadurch wird im Laufe der Evolution ein Larvenstadium im Wasser wie
bei Amphibien überflüssig, die Eier können an Land abgelegt werden. Die Atmung erfolgt
einzig über die Lungen, da wegen der Verhornung der Haut eine Hautatmung wie bei
Amphibien unmöglich geworden ist.
Reptilien haben ursprünglich zwei Paar Gliedmaßen mit fünf Fingern und fünf Zehen, die
jeweils mit Krallen besetzt sind. Die Körpertemperatur ist abhängig von der Wärmezufuhr aus
der Umgebung (= ektotherm), worauf sich auch die Bezeichnung "wechselwarme Tiere"
(früher: Kaltblüter) zurückführen lässt. Es liegt eine innere Befruchtung vor.
Einzelne Merkmale
Haut
Die verhornte Oberhaut ist ein einheitliches Gebilde aus totem Material, weshalb sie nicht
mehr wachsen kann. Demzufolge häuten sich Schlangen und Echsen, wobei die neue Haut
jeweils größer ist. Junge Tiere wachsen schnell, also gibt es bei ihnen häufigere Häutungen
als bei älteren Tieren. Das Wachstum bei großen Arten ist nie ganz abgeschlossen, sie
wachsen also solange sie leben. Kennzeichen vieler Reptilien ist also die Häutung, ein
Vorgang, der durch Hormone gesteuert wird. Bei Schlangen reißt die Haut an den
Mundrändern auf, die Tiere kriechen heraus. Dabei wird die Haut umgestülpt. Mitgehäutet
werden auch die uhrglasähnlichen Augenbedeckungen. Die Haut wird als Ganzes abgestreift
(= "Natternhemd"). Bei Echsen erfolgt ein stückweises Abstreifen der Haut (Grund:
herausstehende Gliedmaßen).
Bei vielen Reptilien findet man Hautverknöcherungen in der Lederhaut, welche die
Schutzwirkung der Haut verstärken. Die Hautknochen der Schildkröten sind mit dem
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Rumpfskelett zu einer knöchernen Kapsel, dem Panzer, verbunden. Bei Schildkröten und
Krokodilen verdickt sich die Oberhaut im Laufe des Lebens der Tiere.
Gliedmaßenskelett/Fortbewegung
Kennzeichnend für das Skelett ist ein sehr urtümlicher Aufbau. Oft sind die ursprünglichen
fünf Finger und Zehen noch vorhanden. Es gibt allerdings eine Reihe von Reduktionen. Es
gibt zwei Hauptformen der Fortbewegung. Bei der ursprünglichen Art findet man kräftig
entwickelte B eine, die den Rumpf etwas anheben. Die Beine werden wechselseitig nach vorn
bewegt. Der Hinterfuß tritt nahe der Stelle auf, an welcher der Vorderfuß derselben Seite war.
Die Wirbelsäule wird dabei schlängelnd bewegt. Der Schwanz bildet das Gegengewicht zu
Kopf und Hals. Die Schlängelbewegung läuft bis zur Schwanzspitze aus.
Die Hauptabwandlung dieser ursprünglichen Form ist die Schlängelbewegung unter Verzicht
auf die Gliedmaßen. Hierzu muss die Körperachse lang genug sein, um genügend
Abstützpunkte zu haben. Dies bedingt eine erhöhte Wirbelzahl im Rumpf bei Schlangen bzw
im Schwanz bei Blindschleichen. Die Tiere finden Halt am Boden mit Hilfe der scharfen
Hinterkanten der Bauchschilder und durch die nach hinten abstützenden Bögen des sich
schlängelnden Körpers.
Sinnesorgane
Das Auge hat für Reptilien meist eine große Bedeutung. Es muss Beute, Geschlechtspartner
und Rivalen erkennen. Es muss auch Farben sehen können (Farbmuster bei den Tieren, bunte,
abspreizbare Kehlsäcke). Die Augen liegen seitlich am Kopf, wodurch das Gesichtsfeld sehr
groß ist. Dadurch bedingt ist allerdings das binokulare Sehen nur sehr eingeschränkt möglich,
weshalb es einige Sonderanpassungen gibt. Oft sind die Augäpfel stark drehbar wie z.B. bei
Chamäleons. Dadurch wird wieder ein räumliches Sehen möglich, was eine Voraussetzung
für den gezielten Beutefang mit der Zunge ist. Bei anderen Reptilien wie z.B. Baumnattern
findet man eine spitze Schnauze, wodurch die Pupillen nach vorne gerichtet werden.
Das Ohr hat für Reptilien nur eine ganz geringe Bedeutung, die Tiere sind so gut wie taub.
Der chemische Sinn spielt bei den meisten Reptilien eine große Rolle. Beim Züngeln nimmt
die vorgestreckte Zunge Duftstoffe auf, die zum Jacobsonschen Organ (= nasovomerales
Organ) im Gaumendach der Mundhöhle weitergeleitet werden. Die zwei Zipfel der Zunge
passen genau in die Ausfuhrgänge dieses Organs. Bei Krokodilen ist dieses Organ nur
während der Keimesentwicklung angelegt, adult ist es reduziert und funktionslos.
Herz/Kreislauf
Das Herz besteht aus drei Kammern (Ausnahme: vier Kammern bei Krokodilen). Die
Scheidewand ist im Kammerbereich meist unvollständig ausgebildet, so dass eine
Durchmischung von sauerstoffreichem und kohlendioxidreichem Blut vorliegt (erst bei
Vögeln und Säugetieren kommen getrennte Lungen- und Körperkreisläufe vor). Die roten
Blutkörperchen haben noch einen Zellkern, bei Vögeln und Säugetieren sind sie kernlos.
Zähne
Die Zähne der Reptilien dienen zum Ergreifen, Festhalten und Zerkleinern der Nahrung. Sie
haben eine oder drei Spitzen (bei letzteren ist die mittlere Spitze auch die größte). Es gibt drei
Typen der Bezahnung je nach Befestigung am Knochen. Pleurodonte Zähne sind an der
Innenseite des Kieferknochens "angeleimt" oder sitzen in flachen Nischen (Beispiele: alle
Schlangen und die meisten Echsen). Akrodonte Zähne sitzen auf der Kieferknochenkante
(Beispiele: Brückenechse, Agamen). Therodonte Zähne sitzen in Zahnhöhlen ähnlich wie bei
Säugetieren (Beispiel: Krokodile).
Bei Reptilien findet man bereits eine beginnende Differenzierung. So sind bei den Krokodilen
einige Zähne länger und somit zum Festhalten der Beute bestens geeignet. Bei einigen Echsen
sind die hinteren Zähne stumpf und dienen zum Zerdrücken harter Nahrung. Eine weitere
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Besonderheit stellen die Giftzähne dar. Am höchsten entwickelt sind die langen,
umklappbaren und innen hohlen Giftzähne der Vipern. Nattern dagegen haben kurze
Giftzähne mit einer Rinne, sie sind kurz und werden nicht umgeklappt. Der Zahnwechsel
findet lebenslang statt.
Systematik der im Zoo Saarbrücken lebenden Reptilien
Klasse Kriechtiere (Reptilia)
1. Unterklasse Schläfengrubenlose Reptilien (Anapsida)
Ordnung Schildkröten (Testudines)
Unterordnung Halsberger-Schildkröten (Cryptodira)
Familie Landschildkröten (Testudinidae)
Griechische Landschildkröte (Testudo hermanni)
Breitrandschildkröte (Testudo marginata)
Sporenschildkröte (Testudo sulcata)
Madagassische Strahlenschildkröte (Testudo radiata)
Aldabra/Seychellen-Riesenschildkröte (Testudo gigantea)
Vierzehen-Landschildkröte (Testudo horsfieldii)
2. Unterklasse Großsaurier (Archosauria)
Ordnung Krokodile (Crocodylia)
Unterordnung Vollkrokodile (Eusuchia)
Familie Alligatoren
China-Alligator (Alligator sinensis)
3. Unterklasse Schuppenkriechtiere (Lepidosauria)
Ordnung Eigentliche Schuppenkriechtiere (Squamata)
Unterordnung Echsen (Sauria)
Zwischenordnung Geckoartige (Gekkota)
a) Familie Geckos (Gekkonidae)
Taggecko (Phelsuma standingi)
Vietnamesischer Goldgecko (Gekko ulikovskii)
Tokee (Gekko gecko)
Leopardgecko (Eublepharis macularius)
b) Familie Leguane (Iguanidae)
Unterfamilie Leguane i.e.S. (Iguanidae)
Grüner Leguan (Iguana iguana)
Nashornleguan (Iguana cornuta)
Unterfamilie Basilisken-Verwandtschaft (Basiliscinae)
Stirnlappenbasilisk (Basiliscus plumifrons)
c) Familie Agamen (Agamidae)
Bartagame (Pogona/Agama/Amphibolurus barbatus)
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Wasseragame (Physignathus concincinus)
Zwischenordnung Skinkartige (Scincomorpha)
a) Familie Glattechsen (Scinicidae)
Blauzungenskink (Tiliqua scincoides)
b) Familie Gürtelechsen (Cordylidae)
Unterfamilie Schildechsen (Gerrhosaurinae)
Braune Schildechse/Afrikanische Schildechse (Gerrhosaurus major)
Ringel-Schildechse (Zonosaurus spec)
Unterordnung Schlangen (Serpentes)
Zwischenordnung Wühl- und Riesenschlangenartige (Henophidia)
Familie Riesenschlangen (Boidae)
Unterfamilie Pythonschlangen (Pythoninae)
Netzpython (Python reticulatus),
Tigerpython (Python molurus)
Gefleckter Python (Liasis childreni)
Grüner Baumpython (Chondropython viridis)
Unterfamilie Boa-Schlangen (Boinae)
Anakonda (Eunectes murinus)
Madagaskar-Boa (Acrantophis madagascariensis)
Dumeril-Madagaskar-Boa (Acrantophis dumerili)
Madagaskar-Hundskopfboa (Sanzinia madagascariensis)
Königsboa (Boa constrictor)
Zwischenordnung Nattern- und Vipernartige (Xenophidia)
Familie Nattern (Colubridae)
Unterfamilie Land- und Baumnattern (Colubrinae)
Kornnatter (Elaphe guttata)
Vorstellung der einzelnen Gruppen
Im Folgenden werden nur die Tierartengruppen beschrieben, die im Zoo gut zu beobachten
sind.
Ordnung Schildkröten (Testudines)
Schildkröten leben in allen Erdteilen und Meeren in gemäßigtem bis warmem Klima. Sie sind
durch ihren Panzer unverwechselbar charakterisiert. Er umgibt das Tier, so dass nur Kopf,
Gliedmaßen und Schwanz herausragen. Die innere, knöcherne Kapsel wird von großen
Hornschildern bedeckt (seltener von einer lederartigen Haut). Rücken- und Bauchpanzer sind
über eine Brücke miteinander verbunden. Die Panzerteile, die sich über die Mitte ziehen, sind
mit den Dornfortsätzen der Wirbelsäule verbunden, die seitlichen Teile mit den Rippen. Die
Platten am Rand des Panzers entstehen aus Verknöcherungen der Lederhaut. HalsbergerSchildkröten ziehen ihren Kopf in gerader Linie unter den Panzer, Halswender-Schildkröten
legen ihn seitlich in den Panzer.
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Der Schädel weist keine Zähne auf. Mit Hornkiefern werden Stücke aus der Nahrung
geschnitten und ganz verschluckt. Schildkröten sind fast völlig taub, stumm (außer
Paarungslaute der Männchen), haben aber einen ausgesprochen gut entwickelten Geruchssinn.
Landschildkröten der Familie Testudinidae sind gekennzeichnet durch einen stark
verknöcherten und meist hoch gewölbten Panzer. Die Zehen der säulenförmigen Beine sind
zu einem Klumpfuß verwachsen. Die Krallen sind frei. Viele Arten wurden früher gern als
Haustiere gehalten. Da sie jedoch kalt überwintert werden (Kältestarre) sind sie im Zoo nicht
das ganze Jahr über zu sehen.
Interessant für Zoobesucher ist die Madagassische Strahlenschildkröte (Testudo radiata), die
auf Madagaskar fast ausgestorben war. Sie lebt - in der warmen Jahreszeit - zusammen mit
Lemuren auf der Katta-Anlage. In einem Anbau mit Außenanlage an das Afrikahaus lebt die
Seychellen-Riesenschildkröte (Testudo gigantea), die ähnlich aussieht wie die GalapagosRiesenschildkröte (Testudo elephantopus). Gut beobachten lässt sich in der Anlage auch die
Sporenschildkröte (Testudo sulcata).
Ordnung Krokodile (Crocodylia)
Krokodile stellen eine sehr einheitliche Gruppe dar. Sie leben meist im Bereich des Ufers von
Süßwasser (Ausnahme: Leistenkrokodile, sie gehen auch in Meerwasser). An Land können
sie sich erstaunlich schnell fortbewegen, in dem sie sich auf die Beine hochstemmen und so
vorwärts schreiten, sie können sogar kurze Strecken galopppieren. Im Wasser sind sie
elegante Schwimmer, wobei der Antrieb über den muskulösen, seitlich abgeflachten
Ruderschwanz erfolgt. Die Zähne sind in der Größe etwas unterschiedlich und dienen nur
zum Festhalten der Beute, die meist unter Wasser gezogen, in Stücke zerbissen und
verschlungen wird.
Man unterteilt Krokodile in drei große Gruppen: Alligatoren (Alligatoridae), Echte Krokodile
(Crocodylidae) und Gaviale (Gavialidae). Bei Alligatoren ist der vierte Unterkieferzahn nicht
sichtbar wie bei Krokodilen. Mit Ausnahme des China-Alligators (Alligator sinensis) leben
sie in der Neuen Welt. Die heutige Verbreitung des China-Alligators beschränkt sich auf den
Unterlauf des Jangtsekiangs und bildet somit das nördlichste Verbreitungsgebiet aller
Krokodile. Sie sind in ihrem Bestand extrem bedroht. Sie leben in Stillgewässern (Sümpfe,
Teiche, Seen) und in langsam fließenden Flüssen, wo sie sich vorwiegend im Wasser
aufhalten. Hier überwintern sie auch. Die Weibchen bauen große Nesthügel aus
Pflanzenteilen und Schlamm und bewachen die darin abgelegten Eier. Nach etwa 90 Tagen
schlüpfen die Jungtiere. Eventuell waren die China-Alligatoren die Vorbilder für die
chinesischen Drachen.
Ordnung Eigentliche Schuppenkriechtiere (Squamata)
Diese Ordnung wird in zwei Unterordnungen eingeteilt, in die Unterordnung Echsen (Sauria)
und in die Unterordnung Schlangen (Serpentes).
Unterordnung Echsen (Sauria)
In diese Unterordnung gehören alle Tiere, die man landläufig als Eidechsen bezeichnet.
Echsen sind auf der ganzen Erde verbreitet, bevorzugen allerdings die warmen Zonen. Es gibt
in den gemäßigten und kalten Zonen nur wenige Vertreter.
Die Zwischenordnung Geckoartige (Gekkota) sind eine äußerst formenreiche Familie, die von
der Wüste bis zum tropischen Regenwald alle Lebensbereiche besiedelt.
Kennzeichnend für die Familie Geckos (Gekkonidae) ist ihre Fähigkeit, sich an glatten
Wänden (sogar Glas) und an der Decke fest zu halten. Ermöglicht wird dies durch
lamellenartige Haftvorrichtungen an der Unterseite der Zehen, die sich in winzigste
Strukturen aufspalten. Zwischen diesen winzigen Strukturen und der Wand entsteht eine
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physikalische Wechselwirkung, die es den Tieren erlaubt, sich sogar an glatten Wänden
blitzschnell zu bewegen.
Im Gegensatz zu den meisten Vertretern dieser Familie sind die Taggeckos auf Madagaskar
und den angrenzenden Inselgruppen tagaktiv. Sie sind meist auffallend grün gefärbt mit zum
Teil leuchtend roten Punkten auf dem Rücken. Aufgrund ihrer Färbung sind sie im dichten
Laub gut getarnt. Ihre Hauptnahrung sind Insekten, sie fressen aber auch gern süße Früchte
wie z.B. Bananen.
Ein naher Verwandter ist der Tokee, dessen Ruf wie "to-keh" klingt, es rufen allerdings nur
die Männchen. Tokees leben in Südostasien und halten sich gern in der Nähe menschlicher
Siedlungen auf. Sie nehmen tierische Kost zu sich, bei erwachsenen Tieren bis zur Größe
einer jungen Maus.
Die Familie Leguane (Iguanidae) enthält ziemlich bekannte Vertreter wie den Grünen
Leguan, den Nashornleguan und den Stirnlappenbasilisken. Sie leben in der Neuen Welt (und
auf Madagaskar). Leguane sind tagaktiv und besitzen auffallende Signalorgane wie
Kopfhelme, Rückenkämme oder Kehlanhänge, die besonders beim Drohverhalten eingesetzt
werden.
Der größte Vertreter ist der Grüne Leguan, der eine Länge von bis zu 2 m erreicht, allerdings
entfallen dabei nur etwa 45 cm auf den Körper, der Rest gehört zum Schwanz.
Kennzeichnend sind die bei beiden Geschlechtern dauernd sichtbaren Kehlsäcke und große
Schuppen unter dem Trommelfell. Wie ihre grüne Färbung erwarten lässt, leben sie in
feuchten Gebieten auf Bäumen.
Der Nashornleguan - vor allem die Männchen - tragen auf der Schnauzenspitze drei
Hornhöcker. Sie leben bevorzugt in trockenen Gebieten. Beide Arten verteidigen sich durch
Schläge ihrer muskulösen Schwänze.
Der Stirnlappenbasilisk bevorzugt die Nähe zum Wasser, sie können gut schwimmen und
tauchen. Nur bei den Männchen sind die Stirnlappen groß ausgebildet.
Das Gegenstück zu den Leguanen der Neuen Welt bildet die Familie Agamen (Agamidae) der
Alten Welt und Australiens. Man kann sehr ähnliche Parallelformen zwischen beiden
Familien erkennen (Konvergenz) aufgrund von Anpassungen an den entsprechenden
Lebensraum.
Die Bartagame lebt in Australien und zählt zu den bekanntesten Vertretern, da sie gern als
Haustier gehalten wird. Der "Bart" besteht aus einer Kinnfalte, die mit spitzen Stacheln
besetzt ist. Bei Bedrohung bläst sich das Tier auf und öffnet weit das Maul. Verstärkt wird
diese abschreckende Wirkung durch den innen grüngelb gefärbten Mundrand. Ihr Lebensraum
ist hauptsächlich der Boden mit Ausnahme des tropischen Regenwaldes.
Wasseragamen oder Wasserdrachen bevorzugen dagegen Gewässer und sind hervorragende
Schwimmer.
Unterordnung Schlangen (Serpentes)
Schlangen gehören für den Menschen nicht gerade zu den beliebtesten Tieren. Vielfach ist
sogar eine ausgeprägte Phobie entwickelt. Dem Menschen sympathisch sind dagegen Tiere,
die sich wie er selbst in die Senkrechte begeben können wie z.B. Bären oder Hunde, die
Männchen machen. Auch Vögel entsprechen diesem Bild. Tiere dagegen, die sich waagerecht
bewegen, verursachen eher Abscheu.
Schlangen stammen von Echsen mit gut entwickelten Beinen ab. Im Laufe der Evolution
wurden die Gliedmaßen und das Ohr zurückgebildet, dafür wurden zahlreiche
Spezialisierungen entwickelt. Schultergürtel, Brustbein und Teile der Hirnkapsel fehlen. Die
Teile des Schädels einschließlich Unterkiefer sind nur locker miteinander verbunden als
Anpassung an das komplette Verschlingen ganzer Beutetiere. Es fehlt die Harnblase. Die
langgestreckte Gestalt erfordert eine große Anzahl an Wirbeln (bis zu 435) und Rippen. Die
inneren Organe sind ebenfalls langgestreckt ausgebildet. Der Magen ist gekennzeichnet durch
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ein extrem großes Fassungsvermögen. Ist er stark gefüllt, wird sogar die Körperwand so stark
gedehnt, dass die Schuppen auseinander getrieben werden.
Der Sehsinn ist gut entwickelt, das Tier reagiert damit jedoch nur auf Bewegung. Interessant
ist das Temperatur-Sinnesorgan (= Infrarot-Sinnesorgan), mit dem einige Schlangen (z.B.
Pythons und Grubenottern) Temperaturunterschiede wahrnehmen können.
Im Folgenden wird die Familie Riesenschlangen (Boidae) betrachtet. Die bekanntesten
Unterfamilien sind die Boas und die Pythons. Pythons leben in der Alten Welt von Afrika bis
zur indoaustralischen Inselwelt, Boas kommen in der Neuen Welt und auf Madagaskar vor.
Während Boas lebendgebärend (ovovivipar) sind, legen Pythons Eier, die von den Weibchen
"bebrütet" werden. Das Bebrüten besteht darin, dass sich das Weibchen über dem Gelege
zusammenrollt und durch Muskelkontraktionen die Temperatur steuern kann (bei niedrigen
Temperaturen wird häufiger "gezuckt", wodurch Wärme erzeugt wird).
Die Größe der Riesenschlangen wird oft stark übertrieben, Tiere von mehr als gut 10 m
scheinen nicht zu existieren.
Über die Riesen- oder Würgeschlangen gibt es eine Reihe von Schauergeschichten. Tatsache
ist, dass sie Jagd auf große Beutetiere machen. Hat eine Riesenschlange ein Beutetier erspäht,
beißt es mit den nach hinten gekrümmten Zähnen zu und beginnt unverzüglich, seinen Körper
um das Beutetier zu schlingen. Während dieser Umschlingung wird durch die Muskeln immer
mehr Druck auf das Beutetier ausgeübt, so dass im Beutetier lebenswichtige Blutgefäße
platzen und das Beutetier daran stirbt. Seltener kommt es zum Ersticken. Nachdem sich das
Beutetier eine Zeitlang nicht mehr bewegt hat, beginnt die Schlange nach dem Kopf des
Beutetieres zu suchen und fängt dort an, es ganz zu verschlingen. Der Vorteil besteht darin,
dass sich dadurch die Gliedmaßen des Beutetieres eng an dessen Körper schmiegen. Ein
zielgerichtetes Umschlingen des Halses um das Beutetier zu erdrosseln gehört ins Reich der
Märchen.
Zu den bekanntesten Pythonschlangen gehören Netzpython und Tigerpython. Beide Arten
leben in Asien, der Netzpython von Hinterindien bis zu den Philippinen, der Tigerpython in
zwei Unterarten (Heller und Dunkler Tigerpython) von Indien bis zum indoaustralischen
Gebiet). Der Netzpython kann eine Länge von bis zu 10 m erreichen und besiedelte
ursprünglich die tropischen Regenwälder und Sumpfgebiete. Mittlerweile ist er jedoch zu
einem Kulturfolger geworden und wird sogar in Städten angetroffen. Der Tigerpython
besiedelt ebenfalls Regen- und Bergwälder, meidet jedoch die Anwesenheit des Menschen.
Der Gefleckte Python ist eine eher kleine Art aus Australien, wo er eine Reihe verschiedener
Lebensräume bewohnt. Der Grüne Baumpython ist ein ausgesprochener Baumbewohner aus
Neuguinea und den angrenzenden Inseln. Er lebt von schnellen Baumtieren, dadurch haben
sich seine Vorderzähne im Verlaufe der Evolution verlängert, so dass er die Beutetiere besser
festhalten kann. Der Schwanz wurde zu einem echten Greiforgan, mit dem sich der Python
am Ast festhält, während ein Großteil seines Körpers nach vorn schnellen kann. Interessant
ist, dass die Jungtiere nicht grün, sondern orangefarben sind.
Boas leben hauptsächlich in Amerika, der bekannteste Vertreter ist wohl die Anakonda. Ihre
Verbreitung erstreckt sich über fast ganz Südamerika mit Ausnahme der Anden. Ihr
Lebensraum ist in wasserreichen Gebieten und Sumpfgelände zu finden. Die Königsboa,
wahrscheinlich besser bekannt unter dem deutschen Namen Abgottschlange oder unter dem
wissenschaftlichen Namen Boa constrictor ist wohl die Riesenschlange schlechthin. Der
Name Abgottschlange rührt daher, dass die Tiere in den religiösen Kulten der Indianer und
Negersklaven eine Rolle spielte. Sie ist über ganz Südamerika verbreitet mit Ausnahme der
höher gelegenen Gebiete. Sie sind eher dämmerungs- und nachtaktiv.
Im Gegensatz zu allen anderen Boas besiedeln die folgenden Arten nicht Amerika, sondern
Madagaskar. Auf Madagaskar leben viele Tiergruppen, die in anderen Teilen der Welt von
höher entwickelten verdrängt wurden (z.B. die Halbaffengruppe der Lemuren). Durch die
Insellage konnten sich hier also Tierarten halten, die im benachbarten Afrika nicht mehr
vorkommen. Solche Tierarten heißen endemisch. Interessant ist, dass die Madagaskar-Boa
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(Acrantophis madagascariensis) der südamerikanischen Boa constrictor sehr stark ähnelt. Die
Boas Madagaskars bewohnen die verschiedensten Lebensräume vom Regenwald bis zu den
Grassavannen. Sie leben teils auf dem Boden, gehen aber auch ins Geäst.
Literatur
Petzold, Hans-Günter: Aufgaben und Probleme bei der Erforschung der Lebensäußerungen
der Niederen Amnioten (Reptilien)
Berliner Tierpark Buch Nr. 38, Bina-Verlag, Berlin, 1984
Grzimeks Tierleben, Band 6, Reptilien
Kindler Verlag AG Zürich, 1970
Zinswiler, Vinzenz: Wirbeltiere: spezielle Zoologie Band 2, Amniota
Georg Thieme Verlag Stuttgart, 1976
Mehrtens, John M.: Living snakes of the world
New York, Sterling Publishing Co., Inc. 1987
Seite 8
Reptilien
Für Schülerinnen und Schüler
Gehe zum Tropicarium!
Schlangen
1. Im ersten Gehege leben 3 Arten von Riesenschlangen. Es handelt sich um Anakonda,
Tigerpython und Netzpython.
Unterscheide sie anhand der Zeichnung und notiere jeweils unter der Zeichnung den
Namen der betreffenden Art! (Hinweis: Schau Dir auch das betreffende Gehegeschild an!)
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2. Riesenschlangen nennt man auch Würgeschlangen. Sicherlich weißt du, wie sie Beute
machen. Notiere! (Hinweis: Sie ringeln sich nicht um den Hals!)
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3. Suche den Grünen Baumpython! Kreuze ihn auf der Zeichnung an!
O
O
O
4. Schau Dir das Gehege genau an und beschreibe den Lebensraum in der Natur!
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5. Erkläre die Färbung des Grünen Baumpythons!
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6. Überlege, wie die Tiere ihre Beutetiere (Vögel, kleine Echsen) fangen und schreibe deine
Überlegungen auf!
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Seite 9
Leguane, Geckos
Suche das Gehege des Taggeckos! (Hinweis: Im selben Gehege leben auch Leopardgeckos,
sie sind aber Bodenbewohner und eher nachtaktiv. Taggeckos sind grün.)
1. Schau dir die Färbung der Tiere an und erkläre!
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2. Schau dir das Gehege an und beschreibe den Lebensraum der Tiere in der Natur!
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3. Oft sieht man die Tiere an der glatten Glasscheibe. (Hinweis: Wenn du es hier nicht siehst,
gehe zu einem weiteren Gecko im Tropicarium, dem Tokee)
Überlege, wie das möglich ist und notiere!
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Gehe jetzt zum Nashornleguan!
4. Erkläre, wie das Tier vermutlich zu seinem Namen kam!
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5. Beim Nashornleguan kannst du Männchen und Weibchen gut unterscheiden. Notiere!
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6. Schau Dir das Gehege an und beschreibe den Lebensraum der Tiere in der Natur!
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7. Taggecko und Tokee können an der glatten Scheibe hängen. Kann der Nashornleguan das
auch? Berichte!
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China-Alligator
1. Beschreibe das Gehege und den Lebensraum der Tiere! Gib an, wo sie sich aufhalten!
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2. Beschreibe den Körper! Achte auch auf die Körperoberfläche!
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Seite 10
3. Betrachte den Schwanz genauer und beschreibe!
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4. Beschreibe die Stellung der Beine zum Körper!
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5. Beschreibe die Lage von Augen und Nasenlöchern! Begründe die Lage!
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6. Mit etwas Glück siehst du die Zähne. Beschreibe sie und notiere ihre Aufgabe! Schreibe
auch auf, was sie nicht können!
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Schildkröten - Afrikahaus
1. Notiere die Aufgabe des Panzers bei Schildkröten!
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2. Vergleiche die Körperoberfläche zwischen Schildkröten und Schlangen/Echsen!
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3. Vergleiche eine Schildkröte mit einer Echse (Taggecko)! Nenne Unterschiede und
Gemeinsamkeiten! (Tipp: beide Arten gehören zu den Reptilien.)
Unterschiede: ...............................................................................................................................
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Gemeinsamkeiten: ........................................................................................................................
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4. Schildkröten sind Pflanzenfresser, haben aber keine Zähne. Notiere, wie sie Nahrung
aufnehmen!
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Seite 11
Lösungen
Schlangen
1. Netzpython, Anakonda, Tigerpython
2. zubeißen (gleichförmige Zähne, die nach hinten gekrümmt sind), Umschlingen der Beute
mit dem Körper, Anspannen der Muskeln, durch Druck der Muskeln wird ein Atmen der
Beutetiere unmöglich, auch platzen wichtige Blutgefäße, die Beutetiere sterben
3. Baumpython = Nr. 3
4. Lebensraum: dichtes Laubwerk im tropischen Regenwald
5. Tarnung: um selbst nicht gesehen zu werden um um für Beutetiere unsichtbar zu sein
6. "Lassotechnik": Vorschnellen fast des ganzen Körpers, der Schwanz hält die Schlange am
Ast fest
Leguane, Geckos
1. Tarnung
2. tropischer Regenwald, Baumbewohner
3. Festhalten an Glasscheiben mit winzigen Strukturen an den Füßen, verbreiterte Endglieder
an den Zehenenden
4. nashornähnliche Strukturen am Kopf
5. Männchen mit deutlich größeren "Hörnern"
6. wüstenähnlich, felsig
7. nein, weil Tiere zu groß und schwer und wegen Krallen
China-Alligator
1. große Wasserfläche, Tiere leben hauptsächlich im Wasser
2. langer, kräftiger Schwanz, massiger Kopf, Füße mit Krallen, kräftige Panzerplatten als
Körperoberfläche
3. Schwanz seitlich zum Ruderschwanz abgeplattet
4. Beine stehen seitlich am Körper, wenn Reptilien laufen wollen, müssen sie zuerst den
Körper hochstemmen (bei Säugetieren stehen die Beine senkrecht unter dem Körper, bei
ihnen entfällt somit das Hochstemmen
5. eine Linie, ragen beim Schwimmen aus dem Wasser heraus, ermöglichen so Orientierung
6. relativ gleichförmige Zähne, dienen zum Ergreifen und Festhalten der Beute, können aber
nichts zerkleinern
Schildkröten - Afrikahaus
1. Panzer = Schutz vor Feinden
2. Schildkröten: harter Panzer, der mitwächst, Schlangen/Echsen: Schuppenkleid, das nicht
mitwächst, sondern von Zeit zu Zeit gehäutet wird
3. Unterschiede: Schildkröte Panzer, Echse Schuppenkleid,
"Klumpfuß" bei Schildkröten, gut bewegliche Zehen bei Echsen
Körper kompakt, wenige Teile ragen hervor bei Schildkröten, gut
beweglicher Körper bei Echsen
Gemeinsamkeiten: beides Reptilien, also Eier legend, wechselwarm, Haut als Panzerplatten
oder Schuppenkleid
4. "Abschneiden" der Pflanzenteile mit den harten Rändern des Mauls
Seite 12
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