6-Fach-Impfung Der Impfkalender für Säuglinge und Kleinkinder sieht die 6-fach-Impfung in den Lebensmonaten 3, 5, 7 sowie im 2. Lebensjahr vor – es besteht das Impfschema also aus vier Teilimpfungen. Folgende Impfkomponenten sind im 6-fach-Impfstoff enthalten. Diphtherie (DIP) Diphtherie ist eine schwere, meldepflichtige Krankheit, die gehäuft in den Wintermonaten auftritt. Sie wird durch Bakterien (Corynebacterium diphtheriae) ausgelöst, die Schleimhäute von Mund, Rachen und Kehlkopf befallen und dort einen Giftstoff, das sogenannte „Exotoxin", produzieren. Das Gift schädigt das Gewebe und kann, da es sich über den Blutweg im gesamten Körper verteilt, zu lebensbedrohlichen Erkrankungen anderer Organe führen. Schädigungen von Nerven (Lähmungen), Herzmuskel, Leber, Niere sowie Blutgerinnungsstörungen kommen vor. Trotz Behandlung mit Antibiotika und Antiseren sterben 5 bis 20 % der Erkrankten (Schock, Herzversagen). Durch die gute Impfabdeckung kommt Diphtherie derzeit in Österreich eigentlich nicht vor. Übertragung durch Tröpfcheninfektion Die Krankheit wird durch eine Tröpfcheninfektion über die Atemluft beim Niesen, Husten und Sprechen übertragen. Die ersten Anzeichen für Diphtherie sind Kopf- und Halsschmerzen sowie Schluckbeschwerden, die Patienten haben stark geschwollene Lymphknoten am Hals und leichtes oder auch hohes Fieber. Ein graugelber Belag überzieht Rachenwand und Mandeln. Diese beginnen zu bluten, wenn der Belag abgelöst wird. Charakteristisch für die Krankheit ist ein faulig-süßlicher Mundgeruch. Wenn auch die Nase betroffen ist, bekommen die Kinder einen eitrig-blutigen Schnupfen. Bellender Husten und Atemnot sind weitere Beschwerden. Tetanus (TET) Tetanus, auch Wundstarrkrampf genannt, ist eine häufig tödlich verlaufende Infektionskrankheit, welche die muskelsteuernden Nervenzellen befällt und durch das Bakterium Clostridium tetani ausgelöst wird. Die resistenten Sporen des Bakteriums kommen nahezu überall vor, auch im Straßenstaub oder in der Gartenerde. Die Infektion erfolgt durch das Eindringen der Sporen in Wunden. Unter anaeroben Bedingungen, d.h. unter Sauerstoff-Abwesenheit, vermehrt sich das Bakterium und sondert Giftstoffe (Toxine) ab: Das proteolytische Toxin Tetanospasmin schädigt die muskelsteuernden Nervenzellen und verursacht dadurch die typischen Lähmungen und Muskelkrämpfe. Das Toxin Tetanolysin ist herzschädigend. Anzeichen einer Erkrankung sind: Schluckbeschwerden, Reizbarkeit, Muskelkrämpfe, Kreislaufprobleme, Atemstillstand. Trotz intensivmedizinischer Betreuung versterben bis zu 30 % der Erkrankten. Pertussis (PEA) Keuchhusten (Pertussis) ist eine durch das Bakterium Bordetella pertussis ausgelöste, hochansteckende Infektionskrankheit. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion. Nach einem unspezifischen Anfangsstadium verläuft sie regelhaft über mehrere Wochen. Nach einem uncharakteristischen Beginn mit erkältungsartigem Husten treten anfallsartig typische stakkatoartige Hustenattacken auf. Bei Säuglingen können sich die Hustenanfälle untypisch als Atemstillstände äußern und somit lebensbedrohlich verlaufen. Schließlich nehmen die Hustenattacken an Zahl und Schwere allmählich ab. Aufgrund der insgesamt sehr langen Krankheitsdauer wird der Keuchhusten teilweise auch „100-Tage-Husten“ genannt. Therapie nur im Anfangsstadium möglich Eine ursächliche Therapie ist nur im Anfangsstadium möglich. Zur Prophylaxe existiert eine allgemein empfohlene wirksame Impfung. Die häufigsten Komplikationen sind Lungenentzündungen (15 bis 20 %) sowie eine Mittelohrentzündung, die durch eine Sekundärinfektion mit Haemophilus influenzae oder Pneumokokken verursacht wird. Sekundärinfektionen lassen sich an einem Fieberanstieg und Anstieg von Entzündungszeichen im Blut erkennen. Auch Krampfanfälle sind mit etwa 2 bis 4 % eine nicht ungewöhnliche Komplikation. Immerhin in 0,5 % tritt eine Schädigung des Gehirns (Enzephalopathie) ein, die oft dauerhafte Schäden zurücklässt. Die genaue Ursache hierfür ist noch nicht geklärt. Durch das starke Husten verursachte Einblutungen in die Bindehäute der Augen und Leisten- oder Nabelbrüche können manchmal auftreten. Einer von 1.000 Patienten stirbt an der Erkrankung, zumeist junge Säuglinge (bis zum 4. LM). Poliomyelitis (IPV) Poliomyelitis ist eine von Polioviren hervorgerufene Infektionskrankheit, die bei Ungeimpften die muskelsteuernden Nervenzellen des Rückenmarks befallen und zu bleibenden Lähmungserscheinungen bis hin zum Tod führen kann. Die Infektion erfolgt über Kot und Rachensekret. Überwiegend sind Kinder im Alter zwischen drei und acht Jahren, gelegentlich auch ältere Patienten bis ins Erwachsenenalter betroffen. Die Erkrankung verläuft teilweise symptomlos bis zur schweren Gehirnhautentzündung und Lähmungen der Atem- und Skelettmuskulatur. Normalerweise bilden sich die Symptome innerhalb eines Jahres zurück, jedoch können Lähmungen, Durchblutungs- und Hauternährungsstörungen als Dauerschäden zurückbleiben. Auch Gelenkschäden aufgrund der Lähmungen und der veränderten Statik wie eine Verkrümmung der Wirbelsäule und Fußdeformitäten stellen bleibende Beeinträchtigungen dar. Ein gebremstes Längenwachstum einzelner betroffener Extremitäten kann ein Kind im Wachstum zum Invaliden machen. Nach Entfieberung ist zunächst kein weiteres Fortschreiten der Lähmungen zu erwarten. Da es sich um eine Viruserkrankung handelt, gibt es keine ursächliche Behandlung. Seit Juni 2002 gilt die Region Europa als poliofrei. Trotzdem muss weiter geimpft werden, da eine neuerliche „Einschleppung“ nicht ausgeschlossen werden kann. Haemophilus influenzae B (HIB) Haemophilus influenzae lebt ausschließlich in den Schleimhäuten des Menschen, vor allem in denen des oberen Atmungssystems (Nase, Rachen, Luftröhre) und verursacht dort entzündliche Erkrankungen (Epiglottitis, Bronchitis, Pneumonie). Sie zählt zu den schwersten Erkrankungen von Kindern unter 5 Jahren. Die Kehlkopfentzündung führt zum Verschluss der Atemwege – intensivmedizinische Maßnahmen sind erforderlich. Weiters kann HIB Mittelohrentzündungen, Lungenentzündungen, Gelenks-, Knochen- und Herzbeutelentzündungen hervorrufen. Übertragen wird das Bakterium vor allem als Tröpfcheninfektion, außerhalb der Schleimhäute ist es nur kurz lebensfähig. Vor allem bei Kleinkindern ist dieses Bakterium auch Erreger von Hirnhautentzündungen (Meningitis) und weiteren entzündlichen Erkrankungen. Trotz Behandlungsmöglichkeit gibt es eine hohe Rate an Folgeschäden (bis 25 %) wie Schwerhörigkeit, psychomotorische Behinderung, Hydrocephalus. Hepatitis B (HBV) Die Hepatitis B ist eine Infektionskrankheit der Leber mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV), die häufig nur akut (90 %), gelegentlich aber auch chronisch verlaufen kann. Die Infektion mit HBV erfolgt parenteral und sexuell, d.h. durch Blut oder andere Körperflüssigkeiten eines infizierten Patienten. Die Infektiosität eines Virusträgers ist abhängig von der Viruskonzentration im Blut; bei sogenannten hochvirämischen Trägern finden sich infektiöse Viren auch in Urin, Speichel, Samenflüssigkeit, Galle und Muttermilch. Eine wichtige Übertragungsmöglichkeit sind auch größere Verletzungen mit Blutkontakt oder z.B. bei intravenösem DrogenkonsumTätowierung und Piercing. Im medizinischen Bereich kann HBV durch invasive, operative Eingriffe und Verletzungen übertragen werden. Die Übertragung von HBV durch Blut und Blutprodukte bei einer Transfusion ist seit der verbesserten Testung von Blutspenden in Mitteleuropa sehr selten geworden. In Endemiegebieten ist der wichtigste Übertragungsweg die vertikale Infektion von der Mutter unter der Geburt auf das Kind. Diese perinatale Infektion hat zu 90 % eine chronische Infektion des Kindes zur Folge. Hepatitis B ist die wichtigste Ursache für chronische Lebererkrankungen mit der möglichen Folge einer Leberzirrhose oder eines Leberzellkarzinoms. Die Therapie einer chronischen Hepatitis B ist nur eingeschränkt möglich.