2. Vordiplom, ITET R. Suter Herbst 2003 M USTERL ÖSUNGEN D ISKRETE M ATHEMATIK 1. Eine Partition der Menge {1, . . . , n} in k Blöcke ist eindeutig dadurch gegeben, dass man angibt, wie viele der Elemente {1, . . . , n − 1} nicht im gleichen Block wie das Element n liegen und wie diese Elemente in (k − 1) Blöcke aufgeteilt sind. Die Anzahl m dieser Elemente muss offensichtlich ≤ n − 1 sein und auch ≥ k − 1, da weniger als (k − 1) Elemente sich nicht in (k − 1) nicht–leere Blöcke aufteilen lassen. Bei gegebenem m ist die Anzahl der Möglichkeiten, m Elemente aus der Menge {1, . . . , n} auszuwählen, gleich n−1 m , und die Anzahl der (k − 1)-Partitionen, die sich aus den so ausgewählten Elementen bilden lassen (unabhängig von der speziellen m Wahl dieser Elemente) gleich k−1 . n−1 P Damit gibt es insgesamt m=k−1 Blöcke, womit n−1 m · m k−1 Partitionen der Menge {1, . . . , n} in k n−1 X m m n−1 = · k k −1 m m=k−1 bewiesen ist. Beispiel 3 3 2 3 4 = + · · 2 3 2 2 3 | {z } | {z } |{z} 6 3·1 1·3 {1}{2}{3, 4} {1}{3}{2, 4} {2}{3}{1, 4} {1, 2}{3}{4} {1, 3}{2}{4} {1}{2, 3}{4} Bemerkung: Die geforderte Identität lässt sich nicht direkt aus der Formel n−1 n−1 n +k · = k k−1 k herleiten. — Stattdessen folgt durch mehrfache Anwendung dieser Formel die Identität: n−1 n−1 n +k· = k k −1 k n−1 n−2 n−2 = +k· +k· k −1 k−1 k n−2 n−2 n−1 + k2 · +k· = k k−1 k −1 .. . n−1 X n m = k n−1−m · k k−1 m=k−1 2. Bemerkung: 0 wird als natürliche Zahl betrachtet. — Das Endergebnis ist davon unabhängig. {n ∈ | n ≤ 106 und ggT(n, 110) = 1 } ist wegen der Primfaktorzerlegung 110 = 2 · 5 · 11 die Menge derjenigen natürlichen Zahlen ≤ 106 , die weder durch 2, noch durch 5, noch durch 11 teilbar sind. Dies ist gereade die Menge X \ ( A ∪ B ∪ C), wenn X , A, B, C die Mengen X A B C := := := := {n {n {n {n ∈ ∈ ∈ ∈ |n |n |n |n ≤ 106 } ≤ 106 und 2|n } ⊆ X ≤ 106 und 5|n } ⊆ X ≤ 106 und 11|n } ⊆ X , bezeichnen. Anwendung des Inklusions–Exkusions–Prinzips: # (X \ ( A ∪ B ∪ C)) = #X − # A − #B − #C + #( A ∩ B) + #( A ∩ C) + #(B ∩ C) − #( A ∩ B ∩ C) 6 = 10 j 6+ 1 k= 1000001 10 + 1 = 500001 #A = 2 k j 6 10 + 1 = 200001 #B = 5 j 6 k 10 #C = + 1 = 90910 11 #X #(A ∩ B) = #{ n ∈ | n ≤ 106 und 10|n } j 6k 10 = + 1 = 100001 10 #(A ∩ C) = #{ n ∈ | n ≤ 106 und 22|n } j 6k 10 + 1 = 45455 = 22 #(B ∩ C) = #{ n ∈ | n ≤ 106 und 55|n } j 6k 10 = + 1 = 18182 55 #(A ∩ B ∩ C) = #{ n ∈ | n ≤ 106 und 110|n } j 6k 10 = + 1 = 9091 110 # (X \ (A ∪ B ∪ C)) = 1000001 − 500001 − 200001 − 90910 + 100001 + 45455 + 18182 − 9091 = 363636 Es gibt 363636 zu 110 teilerfremde Zahlen ≤ 106 . Alternativer Lösungsweg: Man vernachlässige 0 (nicht zu 110 teilerfremd) und teile die Zahlen von 1 bis 106 in Gruppen zu 110: 106 : 110 = 9090 Rest 100, d. h. 106 = 9090 · 110 + 100 = 9091 · 110 − 10 Unter den Zahlen von 1 bis 110 gibt es 40 zu 110 teilerfremde Zahlen (gerechnet, wie vorher, mit dem Inklusions–Exklusions–Prinzip 110− 110 110 110 110 110 110 110 − − + + + − = 110−55−22−10+5+2+11−1 2 5 11 10 22 55 110 oder mit dem Taschenrechner). Damit gibt es unter den Zahlen von 1 bis 9091 · 110 = 1000010 insgesamt 9091·40 = 363640 zu 110 teilerfremde Zahlen, von denen 4 unter den 10 Zahlen 1000001, . . . , 1000010 liegen. 4 ist nicht injektiv. Bemerkung: 1. Begründung Die multiplikative Gruppe × 4 = 4 \ {0} hat die Ordnung 4 − 1 = 3, weshalb für alle drei Elemente x 6= 0 aus 4 gilt, dass x 3 = 1. 2. Begründung: Es ist bekannt, dass 4 isomorph zum Restklassenring aller Polynome mit Koeffizienten in 2 modulo des vom irreduziblen Polynom x 2 + x + 1 erzeugten Ideals ist, 2 4 ' 2 [x]/(x + x + 1) In diesem Ring ist x 6= 1, aber x 2 + x + 1 = 0 und damit auch 0 = (x 2 + x + 1) · (x − 1) = x 3 − 1 , also x 3 = 1 = 13 . Damit haben die verschiedenen Elemente 1 und x unter der Abbildung das gleiche Bild 1, und die Abbildung ist nicht injektiv. 3. Begründung: Man kann auch mit der schon erwähnten Realisierung von 4 als 2 2 [x]/(x + x + 1) mit 0, 1, x, x + 1 als Repräsentanten der vier Elemente von 4 und der daraus abgeleiteten expliziten Multiplikationstabelle von 4 arbeiten, um zu zeigen, dass 03 = 0 und 13 = x 3 = (x + 1)3 = 1 ist. • Der 4-elementige Restklassenring 4 ist wegen 2 6= 0 und 2 · 2 = 0 kein Körper und damit nicht isomorph zum 4-elementigen Körper 4 . • In Körpern wird für natürliche Zahlen n mit n gewöhnlich das Körperelement + · · ·}+be1 | 1{z n zeichnet, wobei 1 hier für das Einselement des Körpers steht. Da der 4-elementige Körper 4 Charakteristik 2 hat (4 = 22 ), gilt damit 2 = 1 + 1 = 0 und 3 = 1 + 1 + 1 = 1, weshalb die vier verschiedenen Elemente des Körpers nicht durch 0, 1, 2, 3 gegeben sind. 7→ a 3 ∈ 4 3. Die Abbildung a ∈ 4. Eine mögliche Lösung: • K 3,3 : K 3,3 PSfrag replacements PSfrag replacements • Unterteilung von K 3,3 : 0 10 3 13 9 2 8 6 7 4 1 11 5 12 • Einbettung der Unterteilung von K 3,3 im gegebenen Graphen mit 14 Ecken und 21 Kanten, indem man die Ecken der Unterteilung auf die gleich nummerierten Ecken des Graphen abbildet: 4 3 5 2 1 6 0 7 13 8 9 12 10 11 5. Erzeugende Funktion a(x) = ∞ X an x n n=0 = a0 + a1 x + a2 x 2 + = 0 + 1 · x + 0 · x2 + = x+ ∞ X n=2 an x n+1 + X an x n n≥3 ∞ X n=3 ∞ X n=1 an−1 x n + an−2 x n − an−3 x n an x n+2 − ∞ X an x n+3 n=0 = x + x · (a(x) − a0 − a1 x) + x 2 · (a(x) − a0 ) − x 3 · a(x) = x − x 2 + (x + x 2 − x 3 ) · a(x) a(x) = x − x2 x = 1 − x − x2 + x3 1 − x2 Bemerkung: an = πn 1 1 + (−1)n+1 = sin 2 2 6. Anwendung des Lemmas von Cauchy–Frobenius–Burnside: G, die Symmetriegruppe des Dreiecks, besteht aus |G| = 6 Elementen und wirkt auf der Menge X der Färbungen des (9-feldrigen) Dreiecks. Elemente g von G Identität Drehungen um ±120◦ Spiegelungen Anzahl 1 2 3 |X g | = Anzahl g-invarianter Färbungen 9 9·8·7 3 = 3·2·1 = 84 3 3 3 3 3 + 1 · 1 = 10 (Je nachdem, ob 3 der 3 Markierungen auf der Spiegelungsachse liegen, oder nur 1 und die restlichen 2 Markierungen spiegelbildlich jeweils auf einem der 3 Felder zu beiden Seiten der Achse) Es gibt insgesamt 1 1 X g |X | = · (84 + 2 · 3 + 3 · 10) = 20 |G| 6 g∈G verschiedene Möglichkeiten. 7. a) s → p6 → q4 → p3 → q3 → p1 → q2 → p4 → q5 → p5 → q6 → t b) Es gibt insgesamt 887 verschiedene Lösungen. Einige Beispiele sind: • • • • • T S T S T = {t, q4 }, S = T c = {s, qi , q j }, i, j beliebig, T = S c = {t, pi , p j }, i, j beliebig, S = T c = {s, pi , p j }, i, j aus {1, 2, 3, 5}, T = S c = {t, q2 , q5 }, S = T c 8. Ein vollständiges Matching des Graphen G = (V, E) ist eine Teilmenge M ⊆ E, so dass für jede Ecke v ∈ V genau eine Kante m ∈ M des Matchings existiert, die v enthält: v ∈ m. Behauptung Der in der Aufgabe gegebene Graph G n besitzt genau Fn+1 + Fn−1 + 1 + (−1)n vollständige Matchings, wobei Fn die Fibonacchizahlen bezeichnen (F1 = 1, F2 = 1, F3 = 2, F4 = 3, F5 = 5, . . . ). Beweis durch vollständige Fallunterscheidung: 1. Fall: Matchings M, die weder {n, 1}, noch {n, 1} enthalten sind automatisch Matchings des Gittergraphen 1...n 1...n . Davon gibt es Fn+1 . 2. Fall: Matchings M, die sowohl {n, 1}, als auch {n, 1} enthalten dürfen die Kanten {n − 1, n}, {1, 2}, {n − 1, n}, {1, 2}, {n, n}, {1, 1} nicht enthalten und reduzieren sich damit nach Wegnahme dieser beiden Kanten auf Matchings des Gittergraphen 2...n−1 2...n−1 . Davon gibt es F(n−2)+1 = Fn−1 . 3. Fall: Matchings M, die {n, 1}, aber nicht {n, 1} enthalten dürfen die Kanten {n, n} und {1, 1} nicht enthalten und müssen damit {n − 1, n} enthalten, aber nicht {n − 1, n} enthalten und {1, 2} enthalten, aber nicht {1, 2}. Wenn man diese Überlegung in analoger Weise iteriert, erhält man, dass das Matching genau aus den Kanten {1, 2}, {2, 3}, {3, 3}, . . . besteht, die Kanten {1, 2}, {2, 3}, {3, 4}, . . . aber nicht enthält. Dies führt für ungerades n auf einen Widerspruch und für gerades n auf genau ein Matching. Die Anzahl der Matchings in diesem Fall ist also gleich 12 (1 + (−1)n )). 4. Fall: Matchings M, die {n, 1}, aber nicht {n, 1} enthalten Völlig analog zum 3. Fall ergeben sich 12 (1 + (−1)n )) Möglichkeiten. Summation der Möglichkeiten ergibt die oben genannte Zahl vollständiger Matchings. Bemerkung: Fn+1 + Fn−1 + 1 + (−1)n = √ !n 1+ 5 + 2 √ !n 1− 5 + 1 + (−1)n = 4, 9, 11, 20, 29, 49, . . . 2 für n = 3, 4, 5, 6, 7, 8, . . . .