Stundenprotokoll vom 08.03.2006 Deutsch F3, Linz Fabian Kurth Die Deutschstunde am 08.03.2006 begann mit dem Text „Können Wörter lügen?“ von HARALD W EINRICH. Der Autor stellt die Behauptung auf, dass die Verwendung der Worte „Weltanschauung“ oder „Lebensraum“ unweigerlich mit einer Lüge einhergeht. Er begründet dies durch die ideologische Vorbelastung der Begriffe durch das Dritte Reich. Inwiefern diese und weitere Begriffe tatsächlich vorbelastet sind, haben wir im Unterricht wie folgt erörtert: „... im Osten“ („Volk ohne Raum“) Lebensraum biologischer Fachbegriff Biotop (abiot. Faktoren) + Biozönose (biot. Faktoren) = Ökosystem Endlösung gemeint: „... der Judenfrage“ (Wannseekonferenz) endgültige Lösung (eines Problems) Genozid (Völkermord) / Holocaust / Shaoh (jüdisch) Euphemismus (negativer Sachverhalt wird mit positivem Begriff bezeichnet) positive Konnotation Ebenso. wie es problematisch sein kann, bestimmte Begriffe zu verwenden, die eine heikle Vorgeschichte haben, kann durch die Kombination zweier (vermeintlich) unbelasteter Begriffe eine völlig neue Bedeutung entstehen, die wiederum im Kontext der NS-Zeit steht. So zum Beispiel: Blut + Boden In solch einem Fall ist es hilfreich, sich über die Zusammensetzung und Aufgabe des Blutes im klaren zu werden. Wobei die Etymologie (Lehre der Wortherkunft) für die Definition eines Wortes meistens nicht ausreicht. Blut Nach altem Glauben ist das Blut der Sitz des Lebens (vgl. Blutrache, Blutschuld, Blutopfer) sowie Träger des Temperaments (heiß- / kaltblütig) und der Rasse (blutsverwandt, Blutschande, Voll- bzw. Halbblut, rein- bzw. mischblütig, von vornehmem Geblüt, blaublütig, liegt im Blut, im Blut haben, mein Fleisch und Blut, Blutsbrüder, Blutsgemeinschaft). „Blut ist dicker als Wasser“, Blutzeuge, Blutgeld, Blutzoll, Blutgier, Blutdurst, Blutrausch, Blutbad, blutrünstig, jdn. bluten lassen, bis zum letzten Blutstropfen, Bluthund, Blutsauger, Blutegel, blutarm (anämisch), blutleer, blutlos, blutreinigend, blutjung Stundenprotokoll vom 08.03.2006 Deutsch F3, Linz Fabian Kurth Abschließend haben wir die Begriffe „Denotation“ und „Konnotation“ definiert. Denotation: allgemeingültige lexikal. Bedeutung Konnotation: individuelle, emotionale Nebenbedeutung (nicht gleich Assoziationen, aber verwandt es gibt positive / negative Assoziationen, überindividuell Wirkung der Werbung / Propaganda) Der Begriff „Demokratie“ geht ebenfalls über die reine etymologische Erklärung („Volksherrschaft“) hinaus: Staatsform, in der die Staatsgewalt vom Volk ausgeht und nach bestimmten politischen Regeln an frei gewählte Repräsentanten delegiert wird. Entsprechend wurde die Deutsche Demokratische Republik als „sogenannte“ DDR oder als „DDR“ apostrophiert, um zu zeigen, dass sie eben nicht demokratisch war. (RFA vs. RDA republique federal bzw. democratique allemande / FRG vs. GDR federal republic of Germany bzw. german democratic republic)