Neuroendokrine Tumoren

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14
Neuroendokrine Tumoren
Oliver Blankenstein, Marianne Pavel
14.1 Endokrine Tumoren – 894
14.2 Medulläres Schilddrüsenkarzinom – 896
14.3 Phäochromozytom – 896
14.4 NET im Kindes und Jugendalter – 897
14.5 Fallbeispiele – 900
14.6 Literatur – 944
894
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
14.1
Endokrine Tumoren
Epidemiologie Endokrine Tumoren im engeren Sinn um­
fassen nach Definition der WHO (2000) Tumoren des dif­
fusen neuroendokrinen Zellsystems einschließlich endo­
kriner Pankreastumoren, im weiteren Sinn auch Phäochro­
mozytome, Paragangliome und das medulläre Schilddrü­
senkarzinom.
Neuroendokrine Tumoren (NET) des diffusen neuro­
endokrinen Systems treten zu 75 % im gastroenteropank­
reatischen System (GEP-NET) auf, zu 20 % im broncho­
pulmonalen System und sehr selten an anderen Lokalisa­
tionen wie Thymus, Ovar oder Haut.
Die Inzidenz der NET ist steigend und wird nach den
umfangreichsten epidemiologischen Daten (Surveillance
Epidemiology and End Results [SEER]-Databank der USA)
mit 2,50–5,25/100 000 Einwohner angegeben [1], [2]. Ins­
besondere nimmt die Häufigkeit von NET der Lunge, des
Intestinums und Rektums zu.
14
Klinische Präsentation Klinisch werden funktionelle von
nichtfunktionellen NET unterschieden. Funktionell aktive
Tumoren, die ein Drittel aller NET ausmachen, führen zu
verschiedenen klinischen Syndromen in Abhängigkeit von
Primärtumorsitz und Sekretionsprodukt. So führen in der
Regel die im Dünndarm angesiedelten NET infolge der
­Sekretion von Serotonin zum Karzinoidsyndrom, ­einem
Symptomenkomplex, der durch anfallartige Flushanfälle,
Diarrhöen und gelegentlich durch asthmatische Beschwer­
den geprägt ist. Ein Syndrom tritt i. Allg. nur auf, wenn der
Tumor metastasiert ist. Die Leber ist Hauptmetastasie­
rungsort. Der Primärtumor im Dünndarm kann oft klein
sein (< 1 cm) bei nicht selten größeren Lymphknotenme­
tastasen. Charakteristisch ist eine Lebermetastasierung in
über 80 % der Fälle bei Erstdiagnose. Manipulationen am
Tumor (z. B. Embolisation, Operation) können eine Karzi­
noidkrise auslösen.
Endokrine Pankreastumoren dagegen metastasieren
in Abhängigkeit von der Primärtumorgröße. Auch ohne
eine Metastasierung liegt bei Hormonhypersekretion ein
klinisches Syndrom vor (. Tab. 14.1). Die häufigsten endo­
krin aktiven Tumoren sind das Insulinom und das Gastri­
nom. VIPome sind selten; Glukagonome und Somatostati­
nome sind sehr seltene Tumoren. Die Mehrheit der endo­
krinen Pankreastumoren ist nichtfunktionell und wird
durch unspezifische Beschwerden oder zufällig anhand
konventioneller Bildgebung detektiert. Endokrine Pank­
reastumoren (gehäuft Gastrinome) treten in bis zu 20–30 %
der Fälle im Rahmen eines hereditären Syndroms (Mul­
tiple Endokrine Neoplasie Typ 1 = MEN 1) in Assoziation
mit Hypophysentumor und Nebenschilddrüsenhyper­
plasie auf.
Klassifikation Histopathologisch werden hochdifferen­
zierte neuroendokrine Tumoren bzw. neuroendokrine
Karzinome von schlecht differenzierten neuroendokrinen
Karzinomen unterschieden (WHO-Klassifikation von
2000). Bei der Mehrzahl der NET handelt es sich um hoch­
differenzierte Tumoren bzw. Karzinome (90 %), die oft
­einen langsam progredienten Verlauf aufweisen; schlecht
differenzierte NET verhalten sich dagegen hochmaligne.
Neuerdings wird auch die TNM-Klassifikation ver­
wendet [3]. Diese ist mit einem Grading-System ver­
bunden, basierend auf der Proliferationsrate der NET,
und erlaubt eine prognostische Einschätzung bei Erstdiag­
nose.
Die Histologie ist entscheidend für die Diagnosesiche­
rung und die weitere Auswahl der Diagnostik und Thera­
pie. Neben einem typischen lichtmikroskopischen Bild
sind der immunhistochemische Nachweis von Chromo­
..Tab. 14.1 Klinische Präsentation und biologisches Verhalten von NE
Tumor/Syndrom
Symptom
Sekretionsprodukt
Malignität
Nichtfunktionell
Unspezifisch
Chromogranin A, PP, a/ß-HCG, Kalzitonin
60–80 %
Karzinoidsyndrom
Flush, Diarrhö, Bronchialobstruktion
Serotonin
100 %
Insulinom
Hypoglykämie
Insulin, Proinsulin
5–10 %
Gastrinom/ZES
Ulzera, Diarrhö
Gastrin
60–80 %
VIPom
Wässrige Diarrhö, Hypokalämie
Vasoaktives intestinales Peptid
40–75 %
Glukagonom
Nekrolytisches migratorisches Erythem,
Diabetes mellitus
Glukagon
50–80 %
Somatostatinom
Diabetes mellitus, Steatorrhö, Cholelithiasis
Somatostatin
50 %
GHRHom
CRHom, ACTHom
Akromegalie
Cushing-Syndrom
GHRH
CRH, ACTH
100 %
90–100 %
895
14.1 · Endokrine Tumoren
granin und Synaptophysin maßgebend für die Diagnosesi­
cherung und die Bestimmung der Proliferationsrate (Ki67)
für die Klassifikation.
14.1.1 Diagnostik
Die biochemische Diagnostik ist gewöhnlich der spezifi­
schen Bildgebung vorangestellt und umfasst Marker der
funktionellen Aktivität und allgemeine Tumormarker.
Zur Sicherung des Karzinoidsyndroms dient die Be­
stimmung der 5-Hydroxyindolessigsäure (5-HIES) im
24-h-Urin. Dagegen erfolgt bei endokrin aktiven Tumoren
mit Ursprung im Pankreas oder Duodenum die Bestim­
mung des Peptids im Plasma, beispielsweise Gastrin oder
vasoaktives intestinales Peptid (VIP). Die Diagnose des
Insulinoms wird in der Regel im 1- bis 3-tägigen Fastentest
mit inappropriater Erhöhung von Insulin bzw. Proinsulin
(bzw. fehlender Supprimierbarkeit) bei gleichzeitigem
Nachweis einer Hypoglykämie gestellt.
Chromogranin A ist ein Tumormarker mit hoher Sen­
sitivität (~ 90 %), wobei zahlreiche andere Ursachen, die
eine Erhöhung dieses Markers bewirken können, Berück­
sichtigung finden sollten; in erster Linie die Einnahme von
Protonenpumpeninhibitoren (PPI) oder die chronisch
atrophische Gastritis [4].
Hochdifferenzierte NET weisen in der Regel einen ho­
hen Besatz an Somatostatinrezeptorsubtypen auf, dies ist
bei schlecht differenzierten NET selten der Fall. Dement­
sprechend sind erstere mit der Somatostatinrezeptorszin­
tigraphie (Octreoscan) und der 68Ga-DOTATOC-PET/CT
visualisierbar. Der Vorzug der PET/CT liegt in der höheren
Sensitivität gegenüber dem Octreoscan [5]. Unbekannte
Primariuslokalisationen, die der konventionellen Bildge­
bung oft entgehen, insbesondere bei NET des Dünndarms,
können auf diese Weise häufiger visualisiert werden. Die
Überlegenheit der PET/CT liegt auch in der häufigeren
Detektion von Metastasen (z. B. im Skelettsystem). Die
68Ga-DOTATOC-PET/CT ist vorwiegend das PET-Ver­
fahren der Wahl, bei negativem Befund kann die Durch­
führung einer 18F-DOPA-PET/CT weiterführend sein. Bei
schlecht differenzierten NET kann die FDG-PET/CT al­
ternativ zur Ganzkörper-CT eingesetzt werden, vorzugs­
weise bei unbekanntem Primarius oder kurativ-chirurgi­
schem Ansatz.
Bei endokrinen Pankreastumoren, insbesondere wenn
diese einen Durchmesser < 1 cm aufweisen bzw. durch
konventionelle Bildgebung nicht detektiert wurden, ist die
Endosonographie das Verfahren der Wahl bei hoher Sen­
sitivität (~ 95 %). Speziell bei Patienten mit hereditärem
Syndrom wie der MEN-1-Erkrankung sind die Pankreas­
tumoren oft sehr klein (< 5 mm) und entgehen der konven­
tionellen Bildgebung [6].
Gerade bei funktionellen pankreatischen Tumoren wie
den Insulinomen und Gastrinomen kommt neben der Endo­
sonographie der PET/CT-Diagnostik (mit 68Ga-DOTATOC
oder 18F-DOPA) bei unklaren Befunden eine besondere
­Bedeutung zu, da mit dem Ziel der kurativen Resektion die
genaue anatomische Lokalisation wichtig für das operative
Vorgehen ist. In 15–25 % bleibt der Primarius unbekannt.
Die PET/CT kann hier die Rate unbekannter Primärtumor­
lokalisationen reduzieren. Das ist von hoher Relevanz, da
sich die therapeutische Strategie bei Tumoren des Pankreas
bzw. der Lunge von denen des Dünndarms unterscheidet.
In der bildgebenden Verlaufskontrolle kommen vor
allem MRT und CT des Abdomens zum Einsatz. Intervalle
für Nachsorgeuntersuchungen variieren zwischen 3 und
12 Monaten und sind u. a. durch Differenzierungsgrad und
Grading, Wachstumsverhalten, Dauer der Erkrankung,
Tumorstadium und Ausmaß der Funktionalität bedingt
[7]. Da sich die Erkrankung oftmals auf die Leber bzw. das
Abdomen beschränkt, gehört eine Bildgebung des Thorax
nicht regelhaft zur Nachsorge.
Bei steigendem Tumormarker, Chromogranin A und/
oder spezifischem Mediator ist eine Ausdehnung der Bild­
gebung indiziert, wobei die PET/CT den Vorzug einer Ab­
bildung aller potenziellen Tumorlokalisationen hat und
insbesondere lymphatische, pulmonale und ossäre Metas­
tasen erfasst werden. In größeren Intervallen, alle 2–3 Jahre,
dient sie dem Ausschluss einer fortschreitenden Metasta­
sierung, auch wenn der Tumormarker nicht richtungwei­
send verändert ist.
14.1.2 Therapie
Primäres Ziel ist die kurative Resektion von Primärtumor
und/oder Metastasen. Da die Diagnosestellung oft sehr
verzögert erfolgt, ist dies in der Mehrheit der Fälle nicht
möglich.
Die Therapie nicht kurativ resektabler NET umfasst
antisekretorische und antiproliferative Ansätze. Somato­
statinanaloga (SSA) und α-Interferon (IFN) sind die ein­
zigen zugelassenen Therapieverfahren bei funktionellen
Tumoren, insbesondere dem Karzinoidsyndrom. Sie inhi­
bieren die Mediatorausschüttung und sorgen für eine
­bessere Symptomkontrolle. Für beide Substanzen sind
auch antiproliferative Eigenschaften beschrieben. Bei
­besserer Verträglichkeit wird den SSA oft der Vorzug ge­
geben [8], [9]. In erster Linie treten Wachstumsstabilisie­
rungen auf, während Tumorrückbildungen selten sind.
SSA sind auch das Medikament der Wahl, periinterventio­
nell bzw. perioperativ zur Prävention einer Karzinoidkrise.
Lokoregionale Verfahren (Embolisation, Chemoembolisa­
tion und andere) können zu einer Reduktion der Tumor­
masse in der Leber beitragen [10].
14
896
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
Nach Versagen von SSA und/oder IFN kommt bei pro­
gredienten Tumoren mit Primarius im Darm eine Somato­
statinrezeptor-vermittelte Radiorezeptortherapie (PRRT) in
Betracht. Diese Therapie kann auch im Verlauf bei Tumoren
mit Ursprung im Pankreas gewählt werden. Vorrangig ist
hier jedoch bei progredienten NET die systemische Chemo­
therapie mit Streptozotocin im Einsatz. Neuer­dings werden
auch molekularzielgerichtete Therapien (Everolimus, Suni­
tinib) im Rahmen von klinischen Studien evaluiert.
Für die Auswahl der PRRT ist die Bildgebung mit
68Ga-DOTATOC-PET/CT bzw. Octreoscan maßgeblich.
Bei entsprechend hohem Uptake in den Tumorläsionen
erfolgt eine Dosimetrie, um die Eignung für dieses Verfah­
ren zu prüfen [11].
14.2
14
Medulläres Schilddrüsenkarzinom
Das medulläre Schilddrüsenkarzinom entsteht aus den pa­
rafollikulären Zellen der Schilddrüse und macht 4 % aller
Schilddrüsenkarzinome aus. Charakteristisch ist die Syn­
these und Sekretion von Kalzitonin. Diese ist z. T. mit den
klinischen Symptomen der Diarrhö oder des Flush assozi­
iert. In diesen Fällen liegt dann üblicherweise ein metasta­
siertes Tumorleiden vor.
Die meisten medullären Schilddrüsenkarzinome ent­
stehen sporadisch; diese machen etwa 80 % aller Fälle aus.
Das typische Manifestationsalter ist das 5. bis 6. Lebens­
jahrzehnt. Familiär gehäuft treten sie im Rahmen eines
endokrinen Syndroms, der multiplen endokrinen Neo­
plasie Typ 2 (MEN 2), vergesellschaftet mit primärer Ne­
benschilddrüsenhyperplasie und Phäochromozytom und
dann in jüngerem Alter auf. Zugrundeliegend ist eine Mu­
tation im RET-Proto-Onkogen.
Das medulläre Schilddrüsenkarzinom manifestiert
sich am häufigsten mit einem isolierten Schilddrüsenkno­
ten und wird zytologisch/histologisch gesichert. Bei den
meisten Patienten liegt bereits eine Metastasierung in die
Lymphknoten, seltener in andere Lokalisationen zum Zeit­
punkt der Diagnose vor, obwohl die Einführung des Kalzi­
toninscreenings im Serum in Europa zu einer früheren
Diagnosestellung beigetragen hat.
Neben Kalzitonin ist CEA ein zirkulierender Tumor­
marker. Zur bildgebenden Diagnostik gehört die Sono­
graphie der Halsregion zur Abklärung eines zervikalen
LK-Befalls. Die Leitlinien der American Thyroid Associa­
tion (2009) empfehlen konventionelle Bildgebung mit CT
des Halses und des Thorax sowie abdominell die 3-PhasenCT oder KM-verstärkte Leber-MRT bei erhöhtem Kalzi­
toninspiegel und/oder lokalem LK-Befall.
In einzelnen Fällen wurde ein positiver Befund in der
111In-Octreotid-Szintigraphie detektiert, auch bei unauf­
fälligem CT-Befund. Aufgrund der oftmals kleinen Tumor­
absiedlungen könnte die 68Ga-PET/CT dem Octreoscan
überlegen sein. Die Sensitivität der FDG-PET zum Nach­
weis einer metastasierten Erkrankung ist variabel und liegt
zwischen 20 und 78 % in Abhängigkeit von der Höhe des
Kalzitoninspiegels. Bei der Auswertung der Bildgebung ist
zu beachten, dass eine NN-Raumforderung im Rahmen
eines MEN-Syndroms vorliegen könnte.
14.3
Phäochromozytom
Das Phäochromozytom ist ein vom Nebenierenmark aus­
gehender Katecholamin-produzierender Tumor, der über­
wiegend benigne ist. Etwa 10 % der Phäochromozytome
sind maligne. Es handelt sich um einen seltenen Nebennie­
rentumor, der in weniger als 0,5 % der Fälle bei Patienten
mit Hypertonus Ursache desselbigen ist.
Dem Phäochromozytom verwandte Tumoren mit
extra­adrenalem Ursprung in den sympathischen oder
­parasympathischen Ganglien werden als Paragangliome
(ca. 20 %) bezeichnet. Ein Auftreten im Rahmen verschie­
dener genetischer Syndrome (MEN 2, Von-HippelLindau-Syndrom [VHL], Neurofibromatose Typ 1, Muta­
tionen im Succinat-Dehydrogenase [SDH]-Gen [B, C oder
D]) ist beschrieben. Mutationen im SDHB-Gen sind in bis
zu 70 % mit malignen Tumoren assoziiert.
Richtungweisend für das Phäochromozytom sind eine
typische klinische Symptomatik und der Nachweis eines
Nebennierentumors. Zu den klassischen Symptomen ge­
hören Kopfschmerzen (bis 90 %), Schwitzen (60–70 %) und
Tachykardie. Charakteristisch ist das anfallartige Auftreten
der Symptome (ca. 50 %). Eine Präsentation mit normalem
Blutdruck schließt ein Phäochromozytom nicht aus.
Die Diagnose wird zunächst biochemisch gesichert
durch den Nachweis von Plasma- oder Urin-Metanephri­
nen und -Katecholaminen. MRT und CT sind sensitive
Methoden (98–100 %), die Spezifität liegt bei 70 %. In der
MRT erscheint das Phäochromozytom typischerweise hy­
perintens im T2-gewichteten Bild.
Seit 1981 wird die 123I- und 131I-Metaiodbenzylguanidin
(MIBG)-Szintigraphie zur Lokalisationsdiagnostik einge­
setzt. Grundlage hierfür ist die Aufnahme des MIBG über
den gleichen Transporter wie das Noradrenalin. Die Sensi­
tivität der 123I-MIBG-Szintigraphie wird mit 83–100 %, die
Spezifität mit 95–100 % angegeben. Die Sensitivität des Ver­
fahrens ist jedoch geringer bei extraadrenalen und malignen
Prozessen. Da verschiedene Faktoren wie Tumorgröße, Lo­
kalisation, Dedifferenzierung und die Einnahme von Me­
dikamenten, die mit dem MIBG-Uptake interferieren, zu
falsch-negativen Befunden führen können, wurden andere
diagnostische Verfahren evaluiert.
Die 111In-Pentetreotide-Szintigraphie (Octreoscan),
Ganzkörper-MRT oder -PET stellen weitere bildgebende
14
897
14.4 · NET im Kindes und Jugendalter
Methoden dar. PET-Scanning mit 18F-Fluorodeoxyglucose,
11C-Hydroxyephedrin oder 6-[18F]Fluorodopamin können
hilfreich für das Auffinden metastatischer Absiedlungen
sein und sind z. T. der MIBG-Szintigraphie überlegen.
14.4
NET im Kindes und Jugendalter
Neuroendokrine Tumoren treten im Kindesalter nur sehr
selten und selbst in großen Kliniken nur vereinzelt auf. In
den USA wurde die Inzidenz mit < 1 auf 100 000 Einwohner
unter 16 Jahren angegeben [12], [13]. Zu den isolierten oder
sporadisch auftretenden neuroendokrinen Tumoren des
Kindesalters zählen: Schilddrüsenkarzinome, Nebennie­
renkarzinome, Phäochromozytome und maligne Karzino­
ide. Alle anderen neuroendokrinen Tumoren sind als extrem
selten anzusehen. Generell sind die Erfahrungen mit der
PET/CT-Diagnostik auf wenige Einzelfälle oder kleine Se­
rien beschränkt, systematische Studien liegen nicht vor. In
der Auswahl der Tracer orientiert man sich daher an den
vergleichbaren Tumoren des Erwachsenenalters [14].
zz Multiple endokrine Neoplasien (MEN)
Die multiplen endokrinen Neoplasien sind familiär auftre­
tende Erkrankungen, bei denen es gehäuft zur Ausbildung
von Tumoren der endokrinen Organe kommt, die bei den
Betroffenen z. T. bereits im Kindesalter auftreten können
[15], [16]. In der Literatur wird die Inzidenz der MENSyndrome mit 1 auf 25 000 angegeben. Da die MEN-be­
dingten Tumoren der endokrinen Organe unter den endo­
krinen Tumoren bei Kindern und Jugendlichen eine relativ
häufige Ursache darstellen, sollte bei jeder Erstdiagnostik
auch das zu dem jeweiligen Tumor passende MEN-Syn­
drom genetisch untersucht werden (. Tab. 14.2).
zz Multiple endokrine Neoplasie Typ 1 (MEN 1)
Die multiple endokrine Neoplasie vom Typ 1 ist ein seltenes
vererbtes Tumorleiden, bei dem Tumoren der Nebenschild­
drüse (85–88 %), der Inselzellen des Pankreas (30–70 %)
und der Hirnanhangdrüse (15–90 %) auftreten ­können. In
einigen Familien sind auch Karzinoide des Thymus be­
schrieben. Der Erbgang ist autosomal dominant, Ursache
sind inaktivierende Mutationen in einem Tumor-Suppres­
sor-Gen (Menin-/MEN-1-Gen). Die Art der Tumoren so­
wie der Zeitpunkt des Auftretens variiert in den verschie­
denen MEN-1-Familien, wobei die Tumoren in der Regel
erst nach dem 10. Lebensjahr auftreten [17].
Die besondere Problematik der bildgebenden Verfah­
ren bei MEN 1 besteht in der Vielfalt der – insbesondere
gastrointestinal – auftretenden Tumoren, die zu einer völ­
lig unterschiedlichen Visualisierung durch die verschiede­
nen PET-Tracersubstanzen führen können. Aus den eige­
nen Erfahrungen heraus hat sich 68Ga-DOTATOC hier als
Tracer mit der höchsten Detektionsrate erwiesen. Dies ist
auf den hohen Anteil Somatostatinrezeptor-exprimieren­
der Tumoren zurückzuführen. Wie auch bei den insulin­
produzierenden Tumoren des Erwachsenenalters erreicht
die Detektionsrate bei den endokrin aktiven Tumoren
nicht die Größenordnung wie beim kongenitalen Hyper­
insulinismus [18]. Unabhängig von der Darstellung ver­
schiedener Tumoren kann man jedoch bei keinem der
verwendeten Tracer davon ausgehen, dass tatsächlich alle
oder die gesuchten Tumoren dargestellt werden. Dies liegt
insbesondere an der Tumorgröße < 1 cm bei der Mehrheit
der Läsionen. Überwiegend bei metastasierten Tumoren
kann bei erfolgreicher Darstellung der Metastasen von ei­
ner Anreicherung des Primärtumors mit der entsprechen­
den Methodik ausgegangen werden (. Tab. 14.3).
zz Kongenitaler Hyperinsulinismus
Der kongenitale Hyperinsulinismus ist mit einer Inzidenz
von 1 auf 30–40 000 Neugeborene eine seltene Erkran­
kung, gleichzeitig aber die häufigste Ursache für die Ent­
wicklung von bleibenden Hypoglykämien im Neugebore­
nen- und Säuglingsalter [19]–[21] Im Gegensatz zu den
neuroendokrinen Tumoren zählt der kongenitale Hyper­
insulinismus nicht zu den Tumorerkrankungen, sondern
ist eine spezielle Form der Pankreasentwicklungsstörung.
Klinisches Hauptmerkmal ist eine unkontrollierte Insulin­
sekretion der β-Zelle des endokrinen Pankreas, die zu
­einer oft direkt nach der Geburt auftretenden Neigung
schwerer und schwerster Unterzuckerungen führt. Die be­
sondere Gefahr besteht darin, dass es durch die besondere
Anfälligkeit des Gehirns in der Neugeborenenphase zu
..Tab. 14.2 Prävalenz des spezifischen Syndroms bei Vorliegen eines der aufgeführten neuroendokrinen Tumore
Syndrom
Gen
Neuroendokrine Tumoren
Andere Tumoren
Spezifische
Prävalenz
Multiple endokrine
Neoplasie Typ 1 (MEN 1)
MEN 1
Pankreas, Nebenschilddrüse, Hypophyse,
Nebenniere, Karzinoide
U. a. Haut (Angiofibrome)
Schilddrüse
bis 30 %
Multiple endokrine
Neoplasie Typ 2 (MEN 2)
RET
Schilddrüse (MTC), Nebenniere (Phäochromo­
zytom), Nebenschilddrüse
Bei MEN 2B: Neurome
bis 30 %
898
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
..Tab. 14.3 Nachweis endokrin aktiver Tumoren bei 4 pädiatrischen Patienten mit neuroendokrinen gastrointestinalen Tumoren mit
den verschiedenen bildgebenden Verfahren
Stufenschema zur bildgebenden Diagnostik bei MEN 1
P 1
Intra-arterieller Ca-Stimulationstest
14
P 2
P 3
+
+
P 4
68Ga-DOTATOC-PET/CT
+
(+)*
-
+
18F-DOPA-PET/CT
-
-
-
-
Endosonographie
-
-
-
-
Nachgewiesene MEN-1-Mutation
+
+
-
+
schweren und bleibenden neurologischen und statomoto­
rischen Störungen kommen kann [22]–[24] Histomorpho­
logisch unterscheidet man zwischen einer diffusen Form
und einer fokalen Form (. Abb. 14.1). Während bei der
diffusen Form – z. B. durch eine Keimbahnmutation – alle
insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse be­
troffen sind, kommt es bei der fokalen Form auf der Basis
einer heterozygoten Mutation in der Fetalphase zu einem
Verlust des zweiten (gesunden) Allels mit gleichzeitiger
Aktivierung von (in der Fetalzeit als Wachstumsfaktor re­
levantem) IGF2, die zu einem klonalen Wachstum der so
betroffenen Zelle führt. Die so betroffenen Zellen sind
dann nur in einem mehr oder weniger umschriebenen Ab­
schnitt der Bauchspeicheldrüse zu finden und bilden den
sog. Fokus.
Insbesondere für die Therapie hat diese Unterschei­
dung erhebliche Relevanz, da bei fokalen Formen durch
eine chirurgische Entfernung des funktionsgestörten Fo­
.. Abb. 14.1 Fokale und diffuse Form des CHI
kus eine komplette Heilung erreicht werden kann, wäh­
rend bei diffusen Formen eine schwierige und langfristige
medikamentöse Einstellung des Blutzuckers oder sogar
eine subtotale Entfernung des Organs erforderlich sein
können, um den Blutzucker zu kontrollieren und bedroh­
liche Hypoglykämien zu vermeiden [25]–[30].
Die Unterscheidung dieser beiden Formen ist anhand
der klinischen Symptome, durch Sonographie, CT oder
MRT nicht möglich – auch nicht durch invasivere Metho­
den wie die Endosonographie oder den intraarteriellen
Kalziumstimulationstest. Seit 2003 gibt es erste Erfahrun­
gen mit der 18F-DOPA-PET zur Lokalisationsdiagnostik
bei kongenitalem Hyperinsulinismus. In diesem Patien­
tengut ist es mit dem hochselektiven Tracer erstmalig mög­
lich, die Aktivität der β-Zellen des Pankreas darzustellen
und mit hoher Sicherheit zwischen einer fokalen Form und
einer diffusen Form zu unterscheiden [31]–[38].
Durch die Anwendung der hochauflösenden PET/CT
können auch Läsionen unter 5 mm Größe sicher erkannt
und durch Image-guided-surgery das intraoperative Auf­
finden des Fokus beschleunigt sowie das Operationstrau­
ma verringert werden. Die schwierigen Lagebeziehungen
erfordern für die intraoperative Lokalisation umfangreiche
Erfahrungen und ein eingespieltes Team von Kinderchi­
rurgen, Pädiatrischen Endokrinologen, Nuklearmedizi­
nern und Radiologen. Durch die jetzt bestehende Möglich­
keit der PET/CT kann die Therapie gezielt für die jeweilige
Form geplant und dadurch zusätzliche Schäden und Ri­
siken vermieden werden. Erste Versuche mit anderen
­Tracern wie 68Ga-DOTATOC zeigen, dass zumindest ein
Teil der fokalen Läsionen auch damit darstellbar ist. Hierzu
liegen bis auf Einzelfälle aber noch keine systematischen
Untersuchungen vor.
900
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
14.5
Fallbeispiele
14.5.1 Patient 1 – Medulläres Schilddrüsen-
karzinom
Anamnese 54-jähriger männlicher Patient mit dringen­
dem Verdacht auf ein medulläres Schilddrüsenkarzinom
aufgrund eines deutlich erhöhten Kalzitoninwerts von
151,0 pg/ml (Norm 0,4–18,9 pg/ml). Die Schilddrüsen­
szintigraphie vor 2 Wochen zeigte keinen Hinweis auf
­einen kalten Knoten, sondern eher einen vermehrt spei­
chernden Schilddrüsenknoten rechts zentral. Euthyreote
Stoffwechsellage.
14
Befund Der rechts mediokranial gelegene 11 mm große
Schilddrüsenknoten zeigt einen pathologischen Metabo­
lismus sowohl in der FDG-PET/CT als auch nach Injek­
tion von 18F-DOPA im Sinn eines medullären Schilddrü­
senkarzinoms.
Schlussfolgerung Eindeutiger Nachweis des medullären
Schilddrüsenkarzinoms v. a. durch pathologisch erhöhten
Dopaminmetabolismus.
901
14.5 · Fallbeispiele
.. Abb. 14.2 Pathologisch erhöhter Dopaminmetabolismus in
einem 11 mm großen Schilddrüsenknoten bei medullärem Schilddrüsenkarzinom, koronaler Schnitt
.. Abb. 14.4 Pathologisch erhöhter Dopaminmetabolismus in
einem 11 mm großen Schilddrüsenknoten bei medullärem Schilddrüsenkarzinom, Spätaufnahme, transaxialer Schnitt
.. Abb. 14.3 Pathologisch erhöhter Dopaminmetabolismus in
einem 11 mm großen Schilddrüsenknoten bei medullärem Schilddrüsenkarzinom, Spätaufnahme, koronaler Schnitt
14
902
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
14.5.2 Patient 2 – Medulläres Schilddrüsen-
zu verzeichnen. Somit besteht der Verdacht auf ein me­
dulläres Schilddrüsenkarzinom.
Anamnese 88-jähriger männlicher Patient mit bekannter
Struma seit 15 Jahren. Zustand nach Radiojodtherapie bei
Hyperthyreose vor 5 Jahren. Szintigraphisch kalter Bezirk
rechts kaudozentral bei sonographisch knotig umge­
wandelter Schilddrüse beidseits. Seit 3 Jahren leichte Kal­
zitoninerhöhung. Im Pentagastrintest vor 2 Monaten war
ein deutlicher Anstieg des Kalzitoninwerts auf 288 pg/ml
Befund In Verbindung mit dem erhöhten Kalzitoninwert
bestätigt sich in der 68Ga-DOTATOC-PET/CT der Ver­
dacht auf ein medulläres Schilddrüsenkarzinom rechts,
insbesondere retrosternal.
karzinom
14
Schlussfolgerung Nachweis des medullären Schilddrü­
senkarzinoms durch 68Ga-DOTATOC-PET/CT.
903
14.5 · Fallbeispiele
.. Abb. 14.5 Medulläres Schilddrüsenkarzinom mit retrosternalem
Anteil, koronaler Schnitt .. Abb. 14.7 Medulläres Schilddrüsenkarzinom mit retrosternalem
Anteil, Spätaufnahme, koronaler Schnitt
.. Abb. 14.6 Medulläres Schilddrüsenkarzinom mit retrosternalem
Anteil, transaxialer Schnitt
14
904
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
14.5.3 Patient 3 – Rezidiv eines medullären
Schilddrüsenkarzinoms
mit Lymphknotenmetastasen
Anamnese 44-jährige Patientin mit bekannter Struma,
seit 10 Jahren ohne Behandlung. Chirurgische Primär­
therapie eines Schilddrüsenknotens mit einer Größe von
20 mm vor 4 Jahren. Histologie: bifokales C-Zell-Kar­
zinom im Rahmen einer MEN 2a mit Mutation im RETProtoonkogen Exon 13, Codon 780. Vor 3 Jahren radikale
Lymphknotenresektion. Daraufhin sank der basale Kal­
zitoninwert von 4 000 auf 115 pg/ml. Im Rahmen der Tu­
14
mornachsorge langsamer Anstieg des Kalzitoninspiegels
auf 200–300 pg/ml.
Befund Malignomtypischer Metabolismus in der Schild­
drüsenloge links paratracheal im Sinn eines Lokalrezidivs.
Darüber hinaus Nachweis von 2 Lymphknotenmetastasen
ipsilateral.
Schlussfolgerung Nachweis eines Rezidivs und von
2 LK-Metastasen im Rahmen der 18F-DOPA-GanzkörperPET/CT.
905
14.5 · Fallbeispiele
.. Abb. 14.8 Rezidiv eines medullären Schilddrüsenkarzinoms links
paratracheal
.. Abb. 14.10 Lymphknotenmetastase eines medullären Schild­
drüsenkarzinoms links zervikal
.. Abb. 14.9 Lymphknotenmetastase eines medullären Schild­
drüsenkarzinoms links zervikal submandibulär
14
906
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
14.5.4 Patient 4 – Lymphknotenmetastasen
­Kalzitoninwerts. Seit eineinhalb Jahren unklarer progre­
Anamnese 49-jährige Patientin mit Erstdiagnose eines
Befund In der DOPA-PET/CT Nachweis von 2 Lymph­
knotenmetastasen in Höhe des Kehlkopfs sowie paraöso­
phageal in Höhe von HWK 7.
nach OP eines
medullären Schilddrüsenkarzinoms
sporadischen C-Zell-Karzinoms links vor 3 Jahren. Zu­
stand nach Thyreoidektomie und selektiver Lymph­
knotendissektion. Vor 2 Jahren wurde eine systematische
Mikrodissektion der Lymphknotenkompartimente zer­
vikozentral und zervikolateral beidseits bei Lymphkno­
tenrezidiv durchgeführt. Danach Normalisierung des
14
dienter Kalzitoninanstieg.
Schlussfolgerung Klärung des Kalzitoninanstiegs und prä­
zise Lokalisation von 2 LK-Metastasen durch 18F-DOPAPET/CT.
907
14.5 · Fallbeispiele
.. Abb. 14.11 Paralaryngeale Lymphknotenmetastase links in der Ganzkörperaufnahme (rechts)
.. Abb. 14.12 Paralaryngeale Lymphknotenmetastase links, Spätaufnahme, koronaler Schnitt
.. Abb. 14.13 Paraösophageale Lymphknotenmetastase links, Spätaufnahme, transaxialer Schnitt
14
908
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
14.5.5 Patient 5 – Lymphknotenmetastasen
bei Zustand nach
medullärem Schilddrüsenkarzinom
Anamnese 43-jähriger männlicher Patient mit Schluck­
beschwerden seit 8 Monaten. Daraufhin Schilddrüsen­
diagnostik mit Szintigraphie und Pentagastrintest. Vor
5 Monaten wurden eine Thyreoidektomie und systemati­
sche Lymphknotendissektion Kompartment 1 A+B, Kom­
partment 3 durchgeführt. Diagnose: medulläres Karzi­
nom der Schilddrüse im linken Schilddrüsenlappen, Tu­
morgröße 20 mm. Zervikale Reexploration rechts bei
14
Verdacht auf Lymphknotenmetastase vor 6 Wochen, his­
tologisch kein Nachweis von Anteilen eines MTC. Der
Kalzitoninwert stieg binnen 2 Monaten von 1 660 mg/l auf
zuletzt 2 052 mg/l an.
Befund In der DOPA-PET/CT Nachweis von 2 Lymph­
knotenmetastasen zervikal, oberhalb der rechten Klavikula
medial gelegen sowie oberhalb des Schildknorpels links.
Schlussfolgerung Klärung des Kalzitoninanstiegs und prä­
zise Lokalisation von 2 LK-Metastasen durch 18F-DOPAPET/CT.
909
14.5 · Fallbeispiele
.. Abb. 14.14 Lymphknotenmetastase eines medullären Schilddrüsenkarzinoms rechts oberhalb der Klavikula, koronaler Schnitt
.. Abb. 14.15 Lymphknotenmetastase eines medullären Schilddrüsenkarzinoms links oberhalb des Schildknorpels, koronaler Schnitt
.. Abb. 14.16 Lymphknotenmetastase eines medullären Schilddrüsenkarzinoms rechts oberhalb der Klavikula, transaxialer Schnitt
.. Abb. 14.17 Lymphknotenmetastase eines medullären Schilddrüsenkarzinoms links oberhalb des Schildknorpels, transaxialer Schnitt
14
910
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
14.5.6 Patient 6 – Neuroendokrines
Karzinom des Ileums
mit Mammametastasen
Anamnese 54-jährige Patientin mit 2 auffälligen Herden
in beiden Mammae, die im Rahmen einer Screening­
mammographie vor 8 Monaten entdeckt wurden. Die
Punktion einer zystischen Struktur links ergab keinen
­Anhalt für Malignität. Eine Kontrolluntersuchung vor
2 Monaten zeigte keine Veränderung beider Herde. In der
Stanzbiopsie beidseits vor 4 Wochen wurde ein Mamma­
karzinom beidseits diagnostiziert. Daraufhin BET beid­
seits, einschließlich Wächterlymphknoten. Pathologischanatomische Begutachtung: bifokales mäßig differenzier­
tes neuroendokrines Karzinom.
14
.. Abb. 14.18 Neuroendokriner Tumor im terminalen Ileum
Befund In der 68Ga-DOTATOC-PET/CT Nachweis eines
Tumors im terminalen Ileum bis zur Ileozökalregion im
Sinn des Primärtumors. Multiple Lymphknotenmetas­
tasen links supraklavikulär, retrosternal bzw. präkardial
sowie links peritoneal, mesenterial sowie retroperitoneal.
Darüber hinaus wurden eine Perikardmetastase in Höhe
des rechten Ventrikels und 2 weitere Metastasen in der
rechten Mamma oben außen festgestellt.
Schlussfolgerung Detektion des Primärtumors im termi­
nalen Ileum und genaues Staging durch 68Ga-DOTATOCPET/CT bei primärem Nachweis neuroendokriner Tumor­
aktivität in der Mamma.
911
14.5 · Fallbeispiele
.. Abb. 14.19 Perikardmetastase und präkardiale Lymphknoten­
metastase
.. Abb. 14.21 Metastasen in der rechten Mamma
.. Abb. 14.20 Lymphknotenmetastase links peritoneal
14
912
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
14.5.7 Patient 7 – Lokalrezidiv
eines Phäochromozytoms
Anamnese 15-jähriger männlicher Patient mit Zustand
nach Exstirpation eines extraadrenalen Phäochromo­
zytoms links paraaortal vor 2 Jahren. Der Tumor wurde in
toto entfernt. Ein Lymphknotenbefall wurde intraoperativ
nicht festgestellt. Jetzt seit Monaten erhöhte In-vitro-Para­
meter. Daher Verdacht auf Rezidiv.
14
Befund In der DOPA-PET/CT Nachweis eines Lokalre­
zidivs, DD Lymphknotenmetastase unterhalb der Aorten­
gabel bzw. in Höhe von L5.
Schlussfolgerung Nachweis eines Lokalrezidivs und Aus­
schluss eines weiteren Befalls durch 18F-DOPA-PET/CT.
913
14.5 · Fallbeispiele
.. Abb. 14.22 Rezidiv eines extraadrenalen Phäochromozytoms in
Höhe von L5, sagittaler Schnitt
.. Abb. 14.24 Rezidiv eines extraadrenalen Phäochromozytoms in
Höhe von L5, transaxialer Schnitt
.. Abb. 14.23 Rezidiv eines extraadrenalen Phäochromozytoms in
Höhe von L5, koronaler Schnitt
14
914
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
14.5.8 Patient 8 – Metastasiertes
Phäochromozytom
Anamnese 18-jährige Patientin seit 9 Monaten mit Kopf­
schmerzen und erhöhtem Blutdruck, zunächst als Migrä­
ne diagnostiziert und behandelt.
Sonographie: Tumor in der linken Nebenniere mit er­
höhten Katecholaminwerten im Urin, damit Verdacht auf
Phäochromozytom.
Adrenalektomie links und PE der Leber aus den Seg­
menten III und IV bei suspekten Herdbefunden in der So­
nographie.
Histologie: malignes Phäochromozytom mit einer
Größe von 8,5 cm mit Lebermetastasen.
MIBG-Szintigraphie: Detektion einer Lebermetastase
– Teilresektion der Leber geplant.
CT-Diagnostik: diffuser Befall der Leber – Lebertrans­
plantation geplant.
Vor 5 Monaten Laparotomie mit Lymphadenektomie
aortokaval, im Bereich des Ligamentum hepatoduodenale,
suprapankreatisch und trunchal aus dem Mesenterium.
Histologie: Lymphknotenmetastasen des bekannten
malignen Phäochromozytoms. Damit wurde die geplante
Lebertransplantation abgesagt und stattdessen eine MIBGTherapie durchgeführt.
Die MRT-Kontrolle des Abdomens vor 7 Wochen zeig­
te ein unverändertes Fortbestehen diffuser Lebermetas­
tasen. Lymphknotenmetastasen wurden nicht nachge­
wiesen.
Befund Malignomtypischer DOTATOC-Metabolismus
in den bekannten disseminierten Lebermetastasen in
­beiden Lappen. Nachweis einer Lymphknotenmetastase
dorsal des Pankreaskopfes sowie eines weiteren Herdes in
Höhe der Nierengefäße links paraaortal, DD ebenfalls
Lymphknotenmetastase, Resttumor nach Entfernung des
Phäochromozytoms links. Zahlreiche ossäre Metastasen
in der III. Rippe links in LWK 4, SWK 1 sowie im Wirbel­
bogen von BWK 11 links.
Schlussfolgerung Nachweis einer multiplen Metasta­
sierung in Lymphknoten, Leber und Knochen in der
Durch den sehr langen diag­
nostisch-therapeutischen Weg wurden mögliche Thera­
pieoptionen verschenkt und hohe Kosten für unnötige
Diagnostik und nicht effektive Therapie verursacht.
68Ga-DOTATOC-PET/CT.
14
.. Abb. 14.25 Multiple Lebermetastasen, koronaler Schnitt
915
14.5 · Fallbeispiele
.. Abb. 14.26 Multiple Lebermetastasen, transaxialer Schnitt
.. Abb. 14.27 Knochenmetastasen
a
b
.. Abb. 14.28 Darstellung von Knochenmetastasen in der PET/CT (a), die in der CT (b) nicht abgrenzbar sind
14
916
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
14.5.9 Patient 9 – Kongenitaler
Hyperinsulinismus:
DOPA- vs. DOTATOC-PET/CT
Anamnese 16-monatiges männliches Kleinkind mit wei­
ter bestehender Hypoglykämie bei Zustand nach Resek­
tion eines Fokus aus dem Pankreaskopfbereich vor 6 Mo­
naten. Zuvor war eine DOPA-PET/CT-Untersuchung
durchgeführt worden, bei der ein Fokus von 6 mm Durch­
messer im Pankreaskopfbereich diagnostiziert wurde.
Befund Die Kontroll-PET/CT-Untersuchung mit
68Ga-DOTATOC
18F-
DOPA und
ergibt weiterhin das Vorlie­
gen einer fokalen Form des kongenitalen Hyperinsulinis­
mus. Der Fokus hat einen Größendurchmesser von ca.
6 × 4 mm. Er liegt am lateralen Pankreaskopfrand im Be­
reich der Papilla vateri, angrenzend an die Pars descendens
duodeni. Die Lage entspricht der bei der Voruntersuchung
angesprochenen Fokuslokalisation. Die Distanz zur media­
len Begrenzung des oberen Gallenblasenbereichs beträgt
heute nur 10 mm und zum Confluens 26 mm.
Schlussfolgerung Präzise Lokalisation für eine gezielte
therapeutische Behandlung mit sowohl
auch 68Ga-DOTATOC-PET/CT.
14
18F-DOPA-
als
917
14.5 · Fallbeispiele
.. Abb. 14.29 Fokus am lateralen Pankreaskopfrand im Bereich der
Papilla vateri, 18F-DOPA-PET/CT, koronaler Schnitt
.. Abb. 14.30 Fokus am lateralen Pankreaskopfrand im Bereich der
Papilla vateri, 18F-DOPA-PET/CT, transaxialer Schnitt
.. Abb. 14.31 Fokus am lateralen Pankreaskopfrand im Bereich der
Papilla vateri, 68Ga-DOTATOC-PET/CT, koronaler Schnitt, 30 min p.i.
.. Abb. 14.32 Fokus am lateralen Pankreaskopfrand im Bereich der
Papilla vateri, 68Ga-DOTATOC-PET/CT, koronaler Schnitt, 50 min p.i.
14
918
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
14.5.10
Patient 10 – Kongenitaler
Hyperinsulinismus
Anamnese 4-monatiger männlicher Säugling mit konge­
nitalem Hyperinsulinismus.
Befund In der
18F-DOPA-PET/CT
Nachweis einer fo­
kalen Form des kongenitalen Hyperinsulinismus im dis­
talen Pankreasschwanz. Die Größe des Fokus beträgt
14
5 × 5 × 4 mm. Für die intraoperative Lokalisation sind
­folgende Bezugsparameter anzugeben:
1. Der Fokus liegt unmittelbar am Pankreasschwanzende
an der kranialen Begrenzung der Cauda pancreatis.
2. Die Distanz zwischen Fokuszentrum und Confluens be­
trägt 42 mm.
Schlussfolgerung Präzise Lokalisation eines Fokus mit
18F-DOPA-PET/CT
für eine effektive Therapie.
919
14.5 · Fallbeispiele
.. Abb. 14.33 Fokaler Hyperinsulinismus am distalen Pankreasschwanz, koronaler Schnitt
.. Abb. 14.34 Fokaler Hyperinsulinismus am distalen Pankreasschwanz, 3-D-Darstellung
14
920
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
14.5.11
Patient 11 – Insulinom
Anamnese 15-jähriger männlicher Patient mit bisher un­
geklärtem neu aufgetretenem Hyperinsulinismus.
Befund In der
18F-DOPA-PET/CT
Nachweis eines ca.
2 cm messenden, rundlichen aktivitätsspeichernden
und hypervaskularisierten Gebildes ventral am Pankreas­
schwanz im Sinn eines Insulinoms. Der Herd grenzt an
die Magenhinterwand. Für die intraoperative Lokalisation
ist als Bezugsparameter eine Distanz zwischen Herdzen­
trum und Pankreasschwanzbegrenzung bzw. Milzhilus
von 33 mm anzugeben.
Schlussfolgerung Präzise Lokalisation eines Insulinoms
mit 18F-DOPA-PET/CT für eine effektive Therapie.
14
.. Abb. 14.35 Fokus ventral des Pankreasschwanzes, koronaler
Schnitt
921
14.5 · Fallbeispiele
.. Abb. 14.36 Fokus ventral des Pankreasschwanzes in 3 Schnittebenen
14
922
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
14.5.12
Patient 12 – Kongenitaler
Hyperinsulinismus
Anamnese 5-wöchiger weiblicher Säugling mit kongeni­
talem Hyperinsulinismus.
Befund In der 18F-DOPA-PET/CT Nachweis der fokalen
Form des kongenitalen Hyperinsulinismus im mittleren
Pankreaskopfbereich dorsalseitig mit einer Größe von
5 × 5 × 8 mm.
14
Für die intraoperative Lokalisation sind folgende Be­
zugsparameter anzugeben:
1. Der Fokus liegt rechts lateral des Verlaufs der Vena me­
senterica superior.
2. Der Abstand zwischen kranialer Fokusbegrenzung und
der Vena portae in Höhe des Confluens beträgt 10 mm.
3. Der Fokus überragt dorsalseitig deutlich die Pank­
reaskontur.
Schlussfolgerung Präzise Lokalisation eines Fokus mit
18F-DOPA-PET/CT
für eine effektive Therapie.
923
14.5 · Fallbeispiele
.. Abb. 14.37 Fokaler Hyperinsulinismus im mittleren Pankreas­
kopfbereich dorsalseitig, sagittaler Schnitt
.. Abb. 14.38 Fokaler Hyperinsulinismus im mittleren Pankreas­
kopfbereich dorsalseitig, transaxialer Schnitt
14
924
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
14.5.13
Patient 13 – Kongenitaler
Hyperinsulinismus
Anamnese 6-monatiger männlicher Säugling mit konge­
nitalem Hyperinsulinismus.
Befund In der 18F-DOPA-PET/CT Nachweis der fokalen
Form des kongenitalen Hyperinsulinismus im Pankreas­
korpusbereich, mehr kaudal. Der Herd liegt unmittelbar
ventral der Einmündungsstelle der Vena lienalis in den
Confluens. Er hat eine Größe von 10 × 7 × 8 mm. Für die
intraoperative Lokalisation ist als Bezugsparameter an­
zugeben, dass die Distanz zwischen dem Fokuszentrum
und der ventralen Begrenzung der Vena lienalis in Höhe
der Einmündung zum Confluens nur 4 mm beträgt mit
Einbeziehung des Ductus pancreaticus.
Schlussfolgerung Präzise Lokalisation eines Fokus mit
18F-DOPA-PET/CT
für eine effektive Therapie.
14
.. Abb. 14.39 Fokaler Hyperinsulinismus im Pankreaskorpus,
transaxialer Schnitt
925
14.5 · Fallbeispiele
.. Abb. 14.40 Fokaler Hyperinsulinismus im Pankreaskorpus in 3 Schnittebenen
14
926
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
14.5.14
Patient 14 – Fokaler kongenitaler
Hyperinsulinismus
Anamnese 4-monatiger männlicher Säugling mit konge­
nitalem Hyperinsulinismus.
18F-DOPA
Befund Die Untersuchung mit
ergibt das Vor­
liegen eines fokalen Hyperinsulinismus im Pankreas­
korpusbereich. Der Fokus ist etwa 4–5 mm groß und liegt
unmittelbar angrenzend an die obere ventrale Begrenzung
des Confluens im dorsalen Bereich des hier angrenzenden
Pankreaskorpus.
Schlussfolgerung Sichere Diagnosestellung einer foka­
len Erkrankung in der 18F-DOPA-PET/CT mit klarer
räumlicher Zuordnung, die in der OP entsprechend bestä­
tigt werden konnte.
14
.. Abb. 14.41 Fokaler kongenitaler Hyperinsulinismus des Corpus pancreatis, transaxiale Schnittbildfolge
927
14.5 · Fallbeispiele
.. Abb. 14.42 Fokaler kongenitaler Hyperinsulinismus des Corpus
pancreatis, sagittaler Schnitt
.. Abb. 14.43 Fokaler kongenitaler Hyperinsulinismus des Corpus
pancreatis, Überlagerung mit CT-Angio-Darstellung
14
928
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
14.5.15
Patient 15 – Fokaler kongenitaler
Hyperinsulinismus
Anamnese Verdacht auf kongenitalen Hyperinsulinis­
mus (CHI).
Befund Die Untersuchung mit 18F-DOPA ergibt das Vor­
liegen eines Fokus im Sinn des fokalen kongenitalen Hy­
perinsulinismus. Der Fokus liegt an der ventralen Begren­
zung des oberen Korpusbereichs und hat die Größe von
etwa 7 mm, wobei das Maximum der Aktivität in einer
Länge von 3 mm zur Darstellung kommt. Eine Einbezie­
hung des Ductus pancreaticus ist nicht erkennbar.
Schlussfolgerung Sichere Diagnosestellung einer foka­
len Erkrankung sowie präzise Angabe der räumlichen Zu­
ordnung. Der inzwischen operierte Patient ist jetzt wieder
euglykämisch.
14
.. Abb. 14.44 Fokaler kongenitaler Hyperinsulinismus des Corpus pancreatis in 3 Schnittebenen
929
14.5 · Fallbeispiele
.. Abb. 14.45 Fokaler kongenitaler Hyperinsulinismus des Corpus
pancreatis in Überlagerung mit CT-Volume-rendering-Technik
.. Abb. 14.46 Fokaler kongenitaler Hyperinsulinismus des Corpus
pancreatis in Überlagerung mit CT-Volume-rendering-Technik
14
930
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
14.5.16
Patient 16 – Neuroendokriner
Tumor
Anamnese 68-jähriger männlicher Patient mit Erstdiag­
nose einer diffusen Lebermetastasierung (sonographisch
und computertomographisch) vor 5 Wochen. Bisher keine
Sicherung eines Primarius. Inappetenz, Schwäche und
Gewichtsverlust von 10 kg innerhalb von 6 Monaten. Bis­
herige Diagnose: Colon irritabile 5–8 Stühle/die.
Befund Malignomtypischer Glukosemetabolismus im Be­
reich der diffus mit Metastasen durchsetzten Leber. Der
Primärtumor konnte mit FDG nicht diagnostiziert werden.
Mittels 68Ga-DOTATOC-PET/CT Nachweis eines neuro­
endokrinen Tumors im Pankreaskorpus.
Der Primärtumor im Pankreas ist offensichtlich diffe­
renziert (somit keine Darstellung mit 18F-FDG), während
die Lebermetastasen weitgehend entdifferenziert sind und
somit bereits in der FDG-PET sichtbar werden.
Schlussfolgerung Sicherung des Primarius nur mit
68Ga-DOTATOC-PET/CT,
18F-FDG-PET/CT.
14
Lebermetastasen auch mit
931
14.5 · Fallbeispiele
.. Abb. 14.47 Nachweis von Lebermetastasen mit 18F-FDG-PET/CT
.. Abb. 14.49 Nicht abgrenzbarer Primarius im Pankreas mit
18F-FDG-PET/CT
.. Abb. 14.48 Nachweis von Lebermetastasen mit 68Ga-DOTATOCPET/CT
.. Abb. 14.50 Darstellung des Primarius im Pankreas mit
68Ga-DOTATOC-PET/CT
.. Abb. 14.51 Typische ringförmige Struktur der NET-Metastase in
der Leber mit 68Ga-DOTATOC-PET/CT
14
932
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
14.5.17
Patient 17 – Neuroendokriner
Tumor im rechten Mittelbauch
Anamnese 83-jährige Patientin mit gynäkologischer To­
tal-OP wegen eines Unterbauchtumors vor 49 Jahren. Vor
19 Jahren Mammakarzinom rechts mit Ablatio mammae,
vor 15 Jahren Lymphknotenrezidiv ausgehend von der
rechten Mamma. Seit 2 Jahren gesichertes Plasmozytom.
Aktuell akute abdominelle Beschwerdesymptomatik
(Übelkeit, Erbrechen). Endosonographisch sowie zytolo­
gisch besteht der Verdacht auf einen neuroendokrinen
Tumor unterhalb der Pankreaskopfregion.
14
Befund Nachweis einer DOTATOC-Anreicherung im
Bereich einer insgesamt schwer abgrenzbaren 3,7 × 2,8 ×
5,5 cm großen Weichteilraumforderung im rechten Mittel­
bauch mit inhomogen randständig betonter DOTATOCMehrbelegung als Ausdruck des neuroendokrinen Tu­
mors.
Schlussfolgerung Verdachtsbestätigung und Nachweis
des NET im Dünndarm mit Lymphknotenmetastasen.
933
14.5 · Fallbeispiele
.. Abb. 14.52 Multifokale DOTATOC-Anreicherung in einem unscharf begrenzten Weichtteiltumor im rechten Mittelbauch, sagittaler
Schnitt
.. Abb. 14.54 Multifokale DOTATOC-Anreicherung in einem unscharf begrenzten Weichtteiltumor im rechten Mittelbauch, trans­
axialer Schnitt
.. Abb. 14.53 Multifokale DOTATOC-Anreicherung in einem unscharf begrenzten Weichtteiltumor im rechten Mittelbauch, koro­
naler Schnitt
14
934
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
14.5.18
Patient 18 – Metastasiertes
Karzinoid
Anamnese 57-jähriger männlicher Patient mit starken
Schmerzen rechts abdominal seit 10 Monaten. Im Ultra­
schall wurde ein Blasenstein diagnostiziert, der operativ
entfernt wurde. Anlässlich dieser OP Zufallsbefund von
Lebermetastasen. Eine Biopsie der Leber vor 2 Monaten
ergab den Verdacht auf Metastasen eines neuroendokri­
nen Tumors.
Befund In der 18F-FDG-PET/CT findet sich kein Anhalt
für einen malignomsuspekten oder malignomtypischen
Glukosemetabolismus in der Ganzkörperaufnahme. In
der 68Ga-DOTATOC-PET/CT finden sich dagegen multi­
fokale Lebermetastasen in beiden Leberlappen.
Malignomtypischer DOTATOC-Metabolismus in
­einer max. 5 cm messenden Raumforderung in der Mesen­
terialwurzel, ventral der Pars horizontalis duodeni im Sinn
eines Karzinoidtumors, in der PET/CT vom Duodenum
ausgehend. Des Weiteren finden sich mehrere kleinere
Lymphknotenmetastasen ventral der linken Nebenniere,
rechts retrokaval und in der Mesenterialwurzel.
Schlussfolgerung Nachweis eines neuroendokrinen Tumors
mit multiplen Lebermetastasen in der 68Ga-DOTATOC-PET/
CT.
14
.. Abb. 14.55 Lymphknoten- und Lebermetastasen eines neuroendokrinen Tumors, dargestellt mit 68Ga-DOTATOC (oben), mit 18F-FDG keine
Anreicherung (unten)
935
14.5 · Fallbeispiele
.. Abb. 14.56 Lymphknoten- und Lebermetastasen mit
68Ga-DOTATOC, koronaler Schnitt
.. Abb. 14.57 Lymphknoten- und Lebermetastasen mit
68Ga-DOTATOC, transaxialer Schnitt
.. Abb. 14.58 Lymphomkonglomerat mit 68Ga-DOTATOC
14
936
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
14.5.19
Patient 19 – Karzinoid
des terminalen Ileums
Anamnese 41-jährige Patientin mit einem neuroendo­
krinen Tumor des terminalen Ileums und einer Größe von
0,8 cm. Histologie: hochdifferenziertes neuroendokrines
Karzinom.
Seit 2–3 Jahren postprandial Darmgeräusche, Kopf­
schmerzen und Druckgefühl im Kopf. Vor 2 Monaten
­starke Unterbauchbeschwerden links. Daraufhin wurde
eine Koloskopie mit Nachweis eines Polypen im termina­
14
len Ileum durchgeführt. Multiple Biopsien aus dem Be­
fund, der etwa 3 cm proximal der Bauhin‘schen Klappe
liegt.
Befund Malignomtypischer DOTATOC-Metabolismus
in dem koloskopisch und histologisch gesichertem poly­
pösen Tumorsubstrat im terminalen Ileum.
Schlussfolgerung Befundbestätigung und präzise Loka­
lisation mit 68Ga-DOTATOC-PET/CT.
937
14.5 · Fallbeispiele
.. Abb. 14.59 Neuroendokriner Tumor des terminalen Ileums,
k­ oronaler Schnitt
.. Abb. 14.60 Neuroendokriner Tumor des terminalen Ileums,
transaxialer Schnitt
.. Abb. 14.61 Neuroendokriner Tumor des terminalen Ileums,
­koronaler Schnitt, Spätaufnahme
14
938
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
14.5.20
Patient 20 – Hepatische
Metastasierung
eines NET des Ileums
Anamnese 58-jährige Patientin mit Erstdiagnose eines
neuroendokrinen Karzinoms des terminalen Ileums mit
primärer hepatischer Filialisierung mit anfangs funk­
tioneller Aktivität (Hitzewallungen und Durchfälle) sowie
Leberkapselschmerz vor 2 Jahren. Zustand nach Hemi­
kolektomie rechts und Teilhepatektomie rechts. Die Un­
tersuchungen mit MRT und Sonographie ergaben den
Verdacht auf 2 neue Lebermetastasen.
14
Befund Malignomtypischer DOTATOC-Metabolismus im
Bereich zweier Lebermetastasen. Darüber hinaus findet
sich eine inhomogene Nuklidverteilung in der Leber mit
kleineren in Ausbildung begriffenen Leberfiliae.
Schlussfolgerung Verdachtsbestätigung und Befunderwei­
terung der Metastasierung eines NET mit 68Ga-DOTATOCPET/CT.
939
14.5 · Fallbeispiele
.. Abb. 14.62 Lebermetastase eines neuroendokrinen Tumors im
Segment V, transaxialer Schnitt
.. Abb. 14.63 Lebermetastase eines neuroendokrinen Tumors im
Segment VI, transaxialer Schnitt
14
940
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
14.5.21
Patient 21 – Hepatische
Metastasierung
eines NET unter Therapie
Anamnese 59-jähriger männlicher Patient mit Zustand
nach tiefer anteriorer Rektumresektion vor 4 Monaten
wegen eines NET des Rektums. Diffuse Metastasierung
der Leber. Szintigraphisch (Octreoscan) findet sich eine
Herdläsion im BWK 10, LWK 3, im Os ilium links, in der
Schädelkalotte dorsal sowie in der linken Lungenspitze.
Anlage eines Ileostoma. Bisphosphonat- und Somatosta­
tinanalogatherapie. In der PET/CT vor 2 Monaten fand
sich in den metastatischen Bereichen nur ein gering ge­
steigerter Metabolismus. Weiterführung der Therapie.
14
Befund Bei bekanntem metastasierendem NET des Rek­
tums findet sich unter der laufenden Somatostatinana­
logatherapie kein wesentlich erhöhter Glukosemetabo­
lismus im Bereich der bekannten Knochenmetastasen des
Schädels, der Wirbelsäule sowie des linken Os iliums und
im Bereich der Lymphknotenmetastasen des Ligamentum
hepatoduodenale. Weitere Vergrößerung der diffus metas­
tasierten Leber. Insgesamt ist eine Suppression des Metas­
tasenstoffwechsels unter laufender Therapie dargestellt.
Schlussfolgerung Nachweis eines guten Therapieanspre­
chens in der 18F-FDG-PET/CT.
941
14.5 · Fallbeispiele
.. Abb. 14.64 Diffus metastasierte Leber ohne aktiven Metabolismus unter Therapie
.. Abb. 14.65 Zustand nach tiefer anteriorer Rektumresektion,
­ nter Therapie ohne Hinweis auf metabole Aktivität
u
14
942
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
14.5.22
Patient 22 – Merkelzelltumor
Anamnese 62-jährige Patientin mit Erstdiagnose eines
Merkelzellkarzinoms der Nase (Nasenrücken), Stadium II
nach PE vor 2 Jahren. Exzision mit R1-Resektion. Nach­
weis von 2 zytologisch als befallen gesicherten submenta­
len rechts und links gelegenen Lymphknoten. Daraufhin
Neck-Dissection I–III beidseits bei Lymphknotenmetas­
tasen Regio I–II zervikal beidseits, teils kapselüberschrei­
tend. Bis vor eineinhalb Jahren wurde eine Strahlenthe­
rapie durchgeführt. Vor 6 Wochen Entfernung eines un­
klaren Tumors im rechten Kieferwinkel retroaurikulär,
14
histologisch passend zu einem Merkelzellkarzinom, DD
Metastase eines neuroendokrinen Tumors anderer Or­
ganlokalisationen.
Befund Nachweis einer nodulären Struktur rechts para­
gluteal mit malignomtypischem 68Ga-DOTATOC-Meta­
bolismus im Sinn einer weiteren Absiedlung eines Mer­
kelzellkarzinoms.
Schlussfolgerung Nachweis einer Absiedlung des Mer­
kelzelltumors in der 68Ga-DOTATOC-PET/CT.
943
14.5 · Fallbeispiele
.. Abb. 14.66 Metastase eines Merkelzelltumors rechts paragluteal
14
14
944
Kapitel 14 · Neuroendokrine Tumoren
14.6
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