AUSARBEITUNG ÜBER FINANZDERIVATE II. Bestandteile und Merkmale von Optionen a) Der Optionspreis Der Preis einer Option setzt sich aus zwei Komponenten zusammen : Innerer Wert Der innere Wert einer Option ist die Differenz zwischen dem aktuellen Kurs des Basiswertes und dem Ausübungspreis einer Option. Je nachdem, wie der Basiswert (das Underlying) notiert, spricht man von Optionen, die im Geld am Geld oder aus dem Geld notieren. Dazu gilt folgendes für Call-Optionen : Kurs des Basiswertes Basispreis der Option Die Option ist „im Geld“ Kurs des Basiswertes Basispreis der Option Die Option ist „am Geld“ Kurs des Basiswertes Basispreis der Option Die Option ist „aus dem Geld“ Für Put-Optionen gilt dementsprechend das umgekehrte Szenario : Kurs des Basiswertes Basispreis der Option Die Option ist „im Geld“ „In the money“ oder „im Geld“ „At the money“ oder „am Geld“ „Out of the money“ oder „aus dem Geld“ Kurs des Basiswertes Basispreis der Option Die Option ist „am Geld“ Kurs des Basiswertes Basispreis der Option Die Option ist „aus d. Geld“ Eine Option besitzt einen inneren Wert, wenn beim Call (Put) der aktuelle Kurs des Basiswertes über (unter) dem Basispreis liegt. In diesem Fall sagt man, die Option ist "im Geld". Sind Basispreis und aktueller Kurs identisch, hat die Optionsschein keinen inneren Wert. Man sagt, die Option ist "am Geld". Ebenfalls keinen inneren Wert hat eineOption, wenn der aktuelle Kurs des Basiswertes unter dem Basispreis eines Calls (bzw. über dem Basispreis des Puts) liegt. 5 Call : Innerer Wert = Kurs Basiswert - Ausübungspreis Put : Innerer Wert = Ausübungspreis - Kurs Basiswert 2 1 Rechenbeispiele für eine Call-Option Nehmen wir folgendes Szenario an : Ein Spekulant ist davon überzeugt, dass die Aktien des Biotechunternehmens Vertex Pharmaceuticals steigen werden(siehe Chart Fall 1). Vertex notiert aktuell bei 50 US $. Der Spekulant erwartet einen Kursanstieg auf 100 US $ und kauft sich eine Call-Option auf Vertex. Die Option hat einen Ausübungspreis von 50 US $. Das bedeutet für unseren Spekulanten, dass er eine Option „am Geld“ besitzt, denn Innerer Wert = Kurs Basiswert – Kurs Basispreis = 50 – 50 = 0 Der Spekulant lag richtig, Vertex steigt auf 100 US $ ! Das bedeutet, dass er nun eine Option „im Geld“ besitzt, denn Innerer Wert = Kurs Basiswert – Kurs Basispreis = 100 – 50 = 50 Unabhängig von anderen Kennzahlen, verfügt diese Option nun über einen theoretischen, rein rechnerischen, inneren Wert von 50 US $. Denn der Spekulant kann nun Vertex Aktien für 50 US $ beziehen obwohl diese an der Börse mit 100 US $ gehandelt werden. Der Gewinn für den Spekulanten liegt nun darin, dass er die Option ja eingekauft hat, als die Aktie noch bei 50 US $ notierte. Zu dieser Zeit war die Option (im Prinzip wertlos) sehr billig, denn man konnte die Aktie ja auch zum Bezugspreis von 50 US $ über die Börse kaufen. Es hätte also keinen Sinn gehabt, sich die Aktie über die Call-Option zuzulegen. ( Siehe Erklärung „Leverage Effekt“ ) Nehmen wir nun an, dass unser Spekulant die Marktsituation falsch eingeschätzt hat (Fall 2) und Vertex sich nicht wie erwartet nach oben bewegt, sondern auf einen Kurs von 30 US $ fällt. Das bedeutet für unseren Spekulanten, dass er eine Option „aus dem Geld“ besitzt, denn Innerer Wert = Kurs Basiswert – Kurs Basispreis = 30 – 50 = 0 Die Option ist damit quasi wertlos, denn niemand würde nun Vertex Aktien für einen Preis von 50 US $ über die Option beziehen, wenn die Aktien an der Börse für 30$ zu kaufen sind. Dazu muss gesagt werden, dass dies zwar rechnerisch ein negatives Ergebnis bedeuten würde, allerdings kann der innere Wert niemals negativ sein. Es könnte ja sein, dass sich der Aktienkurs während der Laufzeit der Option erholt und somit der innere Wert wieder ans Geld oder ins Geld läuft. Die zweite Komponente des Optionspreises ist 6 Der Zeitwert Der Anleger zahlt, in Erwartung der Kursentwicklung wie er sie sich vorstellt, den sogenannten Zeitwert. Der Zeitwert verkörpert die Chance, dass die Kursentwicklung in der verbleibenden Laufzeit eintritt. Zeitwert = Optionspreis – Innerer Wert Aus den beiden Komponenten Innerer Wert und Zeitwert ergibt sich nun der Optionspreis wie folgt : Optionspreis = Innerer Wert + Zeitwert Neben diesen Grundkomponenten bestimmen aber auch andere Faktoren den Preis einer Option. Zu nennen sind hier die wichtigsten : Differenz zwischen Basiswertkurs und Ausübungspreis (innerer Wert) Der wichtigste Faktor des Optionspreises ist der innere Wert. Je mehr der Ausübungspreis unter (Call) bzw. über (Put) dem aktuellen Kurs liegt, desto höher ist der innere Wert und damit der Optionspreis. Bei at-the-money- und out-of-the-money-Optionen besteht der Optionspreis nur aus dem Zeitwert. Volatilität des Basiswertes Die Volatilität ist ein Maß für die Schwankungsbreite des Basiswertpreises. Je größer die Volatilität ist, umso höher liegt der Optionspreis. Ein Basiswert, dessen Kurs stark schwankt, bietet dem Optionskäufer eine hohe Chance, dass sich seine Kursprognose während der Laufzeit erfüllt. Er ist deshalb bereit, für die Option einen hohen Preis zu bezahlen. Für den Verkäufer hingegen steigen die Risiken, weshalb dieser einen höheren Preis verlangt. Es werden unterschieden : Historische Volatilität Implizite Volatilität Basiert auf Vergangenheitsdaten. Sie wird als Standardabweichung der täglichen Kursschwankungen des Basiswertes berechnet und wird meistens als Prozentsatz für einen bestimmten Zeitraum, z.B. 30 Tage, ausgedrückt. Entspricht der im aktuellen Optionspreis reflektierten Volatilität des Basiswertes. Auf einem liquiden Markt ist sie ein Indikator für die von den Marktteilnehmern erwarteten Renditeschwankungen. Die Restlaufzeit der Option Je länger die Restlaufzeit, desto größer sind die Chancen für den Käufer einer Option, dass sich seine Kursprognosen für den Basiswert innerhalb des verbleibenden Zeitraums erfüllen. Umgekehrt wird das Risiko für den Verkäufer durch eine längere Laufzeit größer, weshalb er einen höheren Optionspreis verlangt. Je näher hingegen der Verfalltermin rückt, desto niedriger ist der Zeitwert 7 und damit auch der Optionspreis. Der Zeitablauf arbeitet gegen den Optionskäufer und für den Optionsverkäufer, weil der Zeitwert am Verfalltag null beträgt. Dividende Dividendenzahlungen auf den Basiswert einer Option, die während der Laufzeit der Option ausgezahlt werden, entgehen dem Optionskäufer. Eine hohe Dividende wird deshalb tendenziell den Preis einer Call-Option verringern. Bei einer Put-Option ist dieser Effekt genau umgekehrt. Kurzfristiger Zinssatz Das Halten einer Basiswertanlage ist mit Kapitalkosten verbunden, die umso größer sind, je höher das Zinsniveau liegt. Diese Investition wird durch den Kauf einer Long-Call-Option gespart. Aus diesem Grund nimmt bei steigendem Zinssatz der Wert einer Call-Option mit traditioneller Prämienzahlung zu. Der Preis von Put-Optionen verhält sich, von Grenzfällen abgesehen, genau umgekehrt. Die Einflussfaktoren zusammengefasst : c) Preis der Calls ist umso höher, Preis der Calls ist umso niedriger, je höher der Basiswertkurs, je niedriger der Ausübungspreis, je länger die Restlaufzeit, je höher die Volatilität, je höher der Zinssatz und je niedriger die Dividende ist. je niedriger der Basiswertkurs, je höher der Ausübungspreis, je kürzer die Restlaufzeit, je geringer die Volatilität, je niedriger der Zinssatz und je größer die Dividende ist. Preis der Puts ist umso höher, Preis der Puts ist umso niedriger, je niedriger der Basiswertkurs, je höher der Ausübungspreis, je länger die Restlaufzeit, je höher die Volatilität, je niedriger der Zinssatz und je höher die Dividende ist. je höher der Basiswertkurs, je niedriger der Ausübungspreis, je kürzer die Restlaufzeit, je geringer die Volatilität, je höher der Zinssatz und je niedriger die Dividende ist. Risikokennzahlen, die sogenannten „Greeks“ Neben den Bestimmungsfaktoren Innerer Wert und Zeitwert spielen weitere Faktoren zur Bestimmung des Optionspreises eine große Rolle. Diese werden nach internationaler Konvention mit griechischen Buchstaben bezeichnet und deswegen „Greeks“ gennant. Das Delta Das Delta einer Option beschreibt, um wie viele Einheiten sich der Optionspreis bei einer Veränderung des Aktienkurses oder des Indexstandes um eine Einheit verändert. Das Delta verändert sich aufgrund von Basiswertschwankungen und bewegt sich bei Long-Calls zwischen null und eins, bei Long-Puts zwischen minus eins und null : Delta für Calls Delta für Puts 0 -1 < < Delta Delta 8 <1 <0 Für die korrespondierenden Short-Positionen gelten die umgekehrten Vorzeichen. Der Wert des Deltas ist abhängig davon, ob eine Option im, am, oder aus dem Geld ist : in-the-money-Optionen Call/Put = > Delta ist größer als +/-0,50 at-the-money-Optionen Call/Put = > Delta liegt um +/-0,50 out-of-the-money-Optionen Call/Put = > Delta ist kleiner als +/-0,50 Abhängigkeit des Deltas vom Kurs des Basiswertes Um die Bedeutung des Deltas zu verdeutlichen, ist im folgenden ein Beispiel zu sehen : Ausgangslage : Portfolio : Long 5 Call Nestle AG Juni 3.000 Aktueller Kurs Call : 85,00 Delta = +0,60 Aktueller Kurs Nestle AG : 3.060 CHF Nestle - Aktie Kurzfristige Änderung In CHF In % 3.060 3.061 Wert des Calls pro Basistitel 85,00 85,60 +1 0,033 + 0,60 0,706 X 10 X 5 X 10 X 5 X 10 X 5 Long Call Nestle06/3000 4.250 4.280 + 30,00 0,706 Hier ist deutlich zu sehen, wie eine Veränderung des Basiswertes um einen Punkt, in diesem Fall um 1 CHF, eine Veränderung des Optionspreises um 0,6 CHF nach sich zieht. Der prozentuale Gewinn der Option ist mit 0,706% wesentlich größer als der Gewinn der Aktie durch die Kursveränderung um einen Punkt. Das Omega (Hebelwirkung oder Leverage Effect) 9 (siehe dazu Rechenbeispiel für Call-Optionen S. 8) Der Vergleich der Aktien- und Optionsposition am Laufzeitende zeigt zwar, dass der Aktienkäufer bei steigenden Kursen schneller in die Gewinnzone kommt; für die Aktienposition muss der Anleger jedoch wesentlich mehr Kapital investieren bzw. hinterlegen als für die Optionsposition. Gemessen am eingesetzten Kapital – dem Optionspreis – erzielt der Optionskäufer somit einen prozentual höheren Gewinn als der Aktienkäufer. Der Hebeleffekt oder Leverage - Faktor stellt somit die Elastizität (Omega) einer Option dar und wird wie folgt berechnet: Änderung des Optionspreises Optionspreis Änderung des Aktienkurses Aktienkurs = Aktienkurs Optionspreis x Delta Gamma Der Gamma-Faktor spiegelt die Veränderung des Deltas bei einer Veränderung des zugrunde liegenden Aktienkurses oder Indexstandes um eine Einheit wider. Der Gamma- Faktor ist bei LongPositionen in Derivaten immer positiv. Das Gamma erreicht seinen höchsten Wert bei Optionen, die am Geld liegen (der Ausübungspreis liegt nahe beim aktuellen Kurs des Basiswertes) und unmittelbar vor dem Verfall stehen. Vega (Kappa) Das Vega misst den Einfluss der Volatilität auf den Optionspreis. Das Vega gibt an, um welchen Betrag sich der Optionspreis ändert, wenn sich die Volatilität des Basiswertes um einen Prozentpunkt ändert. Das Vega ist umso höher, je länger die Restlaufzeit der Option ist. Es erreicht seinen höchsten Wert bei at-the-money-Optionen. Theta Das Theta beschreibt den Einfluss des Zeitwertverfalls auf den Optionspreis. Das Theta gibt an, um wie viele Einheiten sich der Optionspreis bei einer Abnahme der Restlaufzeit um eine Periode ändert. Sein Wert ist bei Long-Optionspositionen im Aktien- und Indexbereich normalerweise negativ. Der Zeitwertverfall ist am größten bei unmittelbar vor dem Verfall stehenden at-themoney-Optionen. Rho Das Rho gibt an, wie sich der Optionspreis verändert, wenn sich der Zinssatz um einen Prozentpunkt ändert. Das Rho einer Long-Call-Option auf Aktien oder Indizes ist größer oder gleich null, da eine Erhöhung des Zinssatzes die Kosten einer alternativen Investition auf dem Kassamarkt erhöht. Mit steigendem Zinssatz erhöht sich somit der Wert des Call. Das Rho einer Long-Put-Option auf Aktien ist normalerweise negativ, da sich die Rendite bei einem alternativen Leerverkauf erhöht. 10