Bildung im Zoo - nicht nur für Schulklassen PD Dr. Udo Gansloßer Institut für Zoologie der Universität Erlangen-Nürnberg Über die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Universitäten und Fortbildungsorganisationen Irgendwie ist wohl jeder wissenschaftlich geführte Zoo oder Tierpark mit Institutionen der Erwachsenenbildung und Hochschulen verbunden. Meist beschränken sich die Aktivitäten aber auf die mehr oder weniger regelmäßige Durchführung von Führungen, sei es für Studierende, Volkshochschulgruppen oder Angehörige spezieller Berufszweige. Die universitäre Seite besteht meist aus der Durchführung von, oft eher für Anfänger gedachten und häufig methodisch nicht sehr gut betreuten Verhaltenspraktika, oder Betreuung von ebenfalls oft deskriptiv/qualitativ angelegten Verhaltensarbeiten. Oder, im Bereich der molekularen Wissenschaftszweige, im Durchführen des unter Genetikern verrufenen "Zoo-Blots" - man hat irgendetwas bei Labortieren gefunden und sauber veröffentlicht und nun schreibt man ein Dutzend Zoos an, läßt sich Blutproben von allem möglichen Getier schicken, führt denselben Test nochmal mit allen erhaltenen Blutproben durch und erhält eine weitere Veröffentlichung, die angeblich die evolutionäre oder systematisch-zoologische Relevanz der eigenen Arbeit zeigen soll (Schreiber mdl.) Anhand der Zusammenarbeit zwischen dem Tiergarten Nürnberg und unserer Arbeitsgruppe möchte ich exemplarisch die Möglichkeiten, aber auch Anforderungen einer tieferen, und für beide Seiten gewinnbringenderen Zusammenarbeit darlegen. Wir führen gemeinsam, d.h. unter Betreuung durch Zoo- und Arbeitsgruppenmitglieder, Veranstaltungen zu den Themen Art- und Lebensraumerhaltung, Sozialverhalten, Zuchtbuch- und Populationsmanagement, Tiergartenbiologie und Stammesgeschichte durch. Zielgruppen sind, neben Studierenden der Biologie und Tiermedizin, auch Lehrer/innen, Mitarbeiter von Naturschutz- und Veterinärbehörden, Tierpfleger/innen, Absolvent/innen der gymnasialen Kollegstufe und tierorientierte Heilberufe. Wichtig an diesen Kursen ist, daß die Einbindung des Zoos nicht nur duch Zurverfügungstellung der Räume und Tiere, sondern integrativ, durch themenbezogene Vorträge, Demonstrationen, Betreuung von praktischen Projekten und Diskussion der aktiven Praktikumsleistungen erfolgt. Im Rahmen des Tiergartenbiologischen Kurses werden enrichment-Projekte durchgeführt die auch dem Zoo auf Dauer erhalten bleiben. So haben die Teilnehmerinnen der Panzernashorngruppe im letzten Jahr die Schlammsuhle neu gestaltet, und im Vogelrevier wurde ein Futtersuchobjekt für Kondore aus Felsbrocken und Rohren getestet. Auch für die zoopädagogische Abteilung fallen idR Entwürfe recht pfifffiger Gehegeschilder oder Plakate, oft auch mit erstem Testlauf ab. Besonders erfolgreich sind meist die Computertage mit dem EEPLernprogramm, wobei jeder vorhandene PC einen Zoo mit dessen Bestand einer bedrohten Art, dem Gelben Teddybär Ursus cuddlii, darstellt, und die Gruppen die, von Jahr zu Jahr sich ändernde Population erfolgreich managen müssen. Die Atmosphäre in diesem Raum ist dann haargenau die auf einer echten Artkommittee-Sitzung. Als Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Durchführung solcher Kurse muß eine möglichst homogene Zusammensetzung des Teilnehmerkreises sichergestellt werden. Wer vieles bietet, kann vielen etwas bieten - aber nicht alle auf einmal, bitte. Selbst die gemeinsame Durchführung eines tiergartenbiologischen Fortbildungsseminars für Volksschul- und Gymnasiallehrer/innen ist schon mal auf Probleme gestoßen, weil genau das, was den einen zu abgehoben und unverständlich erschien von den anderen als der beste und informativste Teil genannt wurd. Gerade bei Veranstaltungen der [ehrerfortbildung und für Gymnasialkandidaten werden Aspekte des zootiermanagements, mit Hinweis auf die heute fast identischen Praktiken ind Nationalparks und Schutzgebieten, auch in die Themen Arten- und Lebensraumschutz, Sozialverhalten, Verhaltensökologie und Stammesgeschichte integriert. Artenschutzmanagment ist ein sehr gutes Beispiel für die Anwendungsrelevanz der Verhaltensökologie und Evolutionsbiologie, und der Zoo ist besonders geeignet dafür "im Kleinen" überschaubar zu diskutieren. Zudem bietet sich mit zunehmendem Rückzug der zoologischen Institute aus der systematisch - speziellen Zoologie für die Zoos eine gute Möglichkeit ihre Collectioen unter dem Aspekt Artenvielfalt und Artenkenntnis in die Lehrpläne zu integrieren. Eine ähnlich enge Zusammenarbeit ergibt sich bei der Betreuung und Durchführung von Kandidatenarbeiten. Wir (sollten) anstreben, den Zoo nicht wie eine Bibliothek zu betrachten, deren Bestände für -unsere wissenschaftliche Arbeit genutzt wird, sondern als kooperierendes Institut, dessen Kompetenz und Kapazität gleichberechtigt in die Arbeit eingeht und das daher auch ein Mitspracherecht bei der Gestaltung und Durchführung hat. Das EAZA Research Committee, das paritätisch aus Zoo- und Wissenschaftsvertretern besetzt ist, hat mittlerweile Richtlinien und einen Vorschlag für eine Kooperationsvereinbarung für die Durchführung von Forschungsprojekten in Zoos erarbeitet. Bei Beachtung der darin aufgelisteten Punkte ist sichergestellt, daß qualitativ gute und verwertbare für den Zoo erkennbare und nutzbare Ergebnisse erzielt werden. Die Verpflichtung der Forschenden gegenüber dem Zoo, dessen Besuchern und Tieren wird genauso geregelt wie des Zoos gegenüber dem Forschungsprojekt. Eine häufig geäußerte Klage, daß mühsam besprochene und abgestimmte Forschungspläne durch Tierverkäufe, Pflegerunwillen oder Umsetzaktionen ohne dringenden, nicht vorhersehbaren Managementgrund zerstört werden, fällt damit genauso weg wie die unkontrollierte Einflußnahme von Projektdurchführenden, die sich Gutmütigkeit oder Hilfsbereitschaft einzelner Mitarbeiter/ innen zu eigenem nicht im Gesamtinteresse des Zoos stehenden Vorteil dienstbar machen. Durch die Durchführung eines einführenden Kurses werden dies Jahe erstmals auch Kollstufenarbeiten niveaumäßig (Hoffentlich) so angeglichen daß wir hoffen, sogar diese für den Zoo gewinnbringend einsetzen zu können. Zusammenfassung Voraussetzung für die Durchführung von Veranstaltungen beider Arten ist das Vorhandensein von Unterrichts- und Arbeitsräumen sowie einschlägig engagierte Lehrenden, die auch Kantakt zur Forschungs- und Wissenschaftszene haben oder dieser entstammen. Eine direkte Beteiligung von Zoobediensteten (möglichst nicht nur aus pädagogischen sondern auch kuratorischen und Veterinärabteilung) ist jedoch von erheblichem Vorteil. Neben der Abhaltung einschlägiger Kurse ist die Verfassung von Informationsmaterial vorteilhaft. Durch Einbindung von Studenten- wie Schülerabschluß-bzw. Jahresarbeiten kann ein erhebliches Maß an Arbeitszeit und Ideenreichtum für die kuratorische und wissenschaftliche Betreuung des Tierbestandes genutzt werden.