Fort- / Ausbildung EKG (Theoretische Grundlagen) Es sollen vor allem nur rettungsdienstlich relevante Inhalte vermittelt werden ! Kein noch so gutes “rettungsdienstliches” EKG kann ein “klinisches” EKG in Verbindung mit einer Laboruntersuchung der Herzenzyme ersetzen ! Im EKG werden elektrische Signale registriert, die während der Herztätigkeit auftreten. (Die das Herz zur Kontraktion reizen.) Es werden keine “fließenden” Ströme (wandernde Elektronen (negativ geladene Teilchen)) gemessen ! Die Qualität des abgeleiteten EKG’s hängt ab von : Plazierung der Elektroden Abschirmung des Kabels (Vor äußeren Einflüssen) Abschirmung des EKG-Verstärkers (s.o.) Herzmuskelzellen sind im Ruhezustand negativ geladen - “Polarisiert” (Genau : Zellinnere negativ ; Zelloberfläche positiv) Bei elektrischer Reizung erhalten die Zellen eine positive Ladung - “Depolarisiert” “Depolarisation” entspricht der Kontraktion des Herzens. Jede depolarisierte Zelle erregt die Nachbarzelle eine “Welle” der Erregung. Depolarisation und Polarisation sind rein elektrische Phänomäne, die durch Natrium- und Kaliumströme verursacht werden. Eine positive “Depolarisationswelle” (Kontraktionswelle), die auf eine positive (Haut-)Elektrode zuläuft, bewirkt einen positiven (nach oben) gerichteten Ausschlag im EKG. Erregungsleitung : P Sinusknoten QRS AV-Knoten (Atrio-Ventrikulär-Knoten) (ca. 1/10 sec. Pause, damit Blut von Atrium in Ventrikel fließen kann) Erregung HIS-Bündel Muskelfasern) Tavara-Schenkel rechter linker - Schenkel by ASH - Dunsche 1997 (Erregungsleitungssystem (ELS): spezialisierte, die schnell leitende vorderer, schmaler Schenkel (Spezialisiertes Nervengewebe) Purkinje-Fasern hinterer, kräftiger - linker Seite 1 Fort- / Ausbildung EKG (Theoretische Grundlagen) I. P-Welle II. Q-Zacke III.R-Zacke IV.S-Zacke T Repolarisation der Herzmuskelzellen : entspricht der Vorhofkontraktion : 1. nach unten gerichtete (negative) Zacke (tritt nicht immer auf !) : jede nach oben gerichtete (positive) Zacke (Bei mehreren Zacken R,R`,usw.) : nach unten gerichtete (negative) Zacke hinter einer R-Zacke (Ausnahme : Wenn nur eine negative Zacke da ist, so spricht man von der QS-Zacke I. T-Welle : 1. Welle hinter dem QRS-Komplex entspricht der Repolarisation der Herzmuskelzellen (d.h., die Zellen werden wieder negativ) Am Ende der T-Welle beginnt die diastolische Erschlaffung. Merke : Die Repolarisation der Vorhöfe ist sehr klein und fällt in den QRS-Komplex und ist daher nicht sichtbar ! Kurz vor dem Ende der T-Welle wird die Herzmuskelzelle “übersensibel”, d.h. Erregungsimpulse können in dieser Zeit schnelle und gefährliche Depolarisationsfolgen auslösen Tachykarde Rhytmusstörungen Kammerflattern (R-auf-T-Phänomen in der “verletzlichen” oder “vulnerablen” Phase.) Bei einer Schreibgeschwindigkeit von 50 mm/s (Norm) entspricht der Abstand zwischen zwei dickeren Linien auf dem EKG-Papier einer Zeit von 0,1 s (entspricht 5 mm). 1 mm entspricht 0,02 s Normzeiten : P-Welle < 0,1 s (< 5 mm) PQ Strecke 0,1 s bis 0,2 s QRS ” < 0,1 s ST ” ist frequenzabhängig Das Standard-EKG besteht aus 12 Ableitungen ( 6 Extremitäten- , 6 Brustwandableitungen) Normalerweise : 4 Kabel für die Extremitätenableitungen (4. Kabel re. Fuß zur Erdung) 6 Kabel für Brustwandableitungen (V1 bis V6) Für uns : Standard (z.b. S & W 730/750) : Ableitungen I, II, III (nach Einthoven) Erweitert (z.b. Corpuls 08/16) : Ableitungen aVR, aVL, aVF (ursprünglich von Frank Wilson, weiterentwickelt von Goldberger) Einthoven-Dreieck : Abl. I : Abl. II : Abl. III : by ASH - Dunsche 1997 Seite 2 Fort- / Ausbildung EKG (Theoretische Grundlagen) Nach Wilson-Goldberger (s.o.) : Muß : 4 Kabel 3 Kabel (Elektroden) werden zu einer gemeinsamen negativen Elektrode zusammengeschaltet ! 1 Kabel (Elektrode) bleibt positiv : Bei aVR die am rechten Arm Bei aVL die am linken Arm Bei aVF die am linken Fuß Ableitungslinien : Zur Erinnerung : Depolarisation entspricht eine fortschreitende Welle positiver Ladung Nähert sich die Depolarisation einer positiven Elektrode, so wird im EKG eine positive Zacke registriert. Elektroden immer an muskelarmen Regionen befestigen, da dort die geringste Störanfälligkeit (z.B. durch Muskelzittern, Bewegungen, etc.) gewähleistet ist. by ASH - Dunsche 1997 Seite 3