TRO C K E N E AU G E N Dry eye is a disorder of the tear film due to tear ­deficiency­or excessive tear evaporation, which causes damage to the interpalpebral­ ocular surface and is asso­ ciated with symptoms of ­discomfort. NEI/Industry (1997) Dry eye is a multifactorial­ ­disease of the tears and ­ocular surface that results in symp­toms of discomfort, ­visual ­disturbance and tear film ­instability with potential­ ­damage to the ocular sur­ face. It is accompanied by ­in­creased osmolarity of the tear film and inflammation of the ocular surface. TFOS DEWS (2007) Dry eye is a multifactorial ­disease of the ocular surface, characterized by a loss of ­homeostasis of the tear film and accompanied by ocular symptoms, in which tear film instability and hyperosmo­lar­ity, ocular surface inflam­ mation, damage and neuro­ sensory abnormalities play etiological roles. TFOS DEWS II (2017) Quelle: www.theocularsurfacejournal.com 22 MEDICAL NETWORK EXKLUSIV: Im Jahr 2007 wurde von der Tear Film & Ocular Surface Society (TFOS) der Dry Eye Workshop I Report (DEWS I) veröffentlicht. Dieser 140 Seiten umfassende Bericht wurde von 58 ExpertInnen aus 11 Ländern erstellt. In den folgen­den Jahren kam es zu einer deutlichen Zunahme der Publikationen zum Thema­ Trockenes Auge. Auch regulatorische Einrichtungen wie die Europäische ­Arzneimittelagentur (EMA) erkennen die Inhalte dieses Reports an. Von Priv.-Doz. Dr. Jutta Horwath-Winter, Universitäts-Augenklinik Graz FOTO: SISSI FURGLER FOTOGRAFIE Die Dry-Eye-Definitionen der letzten 20 Jahre NEUE DEFINITION DES TROCKENEN A­ UGES Basierend auf den zunehmenden Erkenntnissen im Erkrankungsprozess des Trocke­nen Auges wurden die ätiologischen Prozesse in die Definition inkludiert. Beim Trockenen Auge handelt es sich um eine multifaktorielle Erkrankung der Augenoberfläche, die durch Verlust der Tränenfilmhomöostase charakterisiert ist und von subjektiven Beschwerden beglei­tet wird. Tränenfilminstabilität, Hyperosmolarität, Entzündung und Schädigung der Augen­oberfläche sowie neurosensori­sche ­Störungen sind ätiologisch bedeutsam. KLASSIFIKATION Z ehn Jahre später, im Juli 2017, ­wurde nun der TFOS DEWS II veröffentlicht. Dieser, als Fortsetzung des ­DEWS I zu sehende Report, soll durch ­einen evidenzbasierten Zugang, offene Kommunikation, Dialog und Transparenz­ einen globalen Konsensus, betreffend ­multiple Aspekte des Trockenen Auges ­vermitteln. Das Ziel war es, Updates der Defini­ tion, Klassifikation und Diagnose des T­rockenen Auges zu erstellen. Eine ­ kritische Beurteilung der Ätiologie, der ­Pathomechanismen, der Verteilung und der globalen Bedeutung dieser Erkrankung­ sollte dargestellt und auf Basis neuer ­Forschungsergebnisse, Therapiestrategien bewertet und Empfehlungen für klinische Studien zur Behandlung des Trockenen Auges abgegeben werden. An der Erstellung des TFOS DEWS II haben 150 ExpertInnen aus 23 Ländern mitgearbeitet. Die Dauer bis zur Fertigstellung betrug über zwei Jahre (Beginn März 2015, Publikation im Juli 2017). Der finale Report hat fast 400 Seiten und b ­ esteht aus 10 Kapiteln, die von den ­Sub­komittees erstellt wurden. MEDICAL NETWORK 2017 HERBST SPECIAL p www.medical-network.at Das Trockene Auge wird weiterhin in eine­ Gruppe mit Tränenmangel und in eine Gruppe mit erhöhter Verdunstung eingeteilt. Wobei aber größeres Augenmerk auf die Hybridformen gelegt wird, bei denen beide Mechanismen vorliegen. Die neue Definition und Klassifikation­ sollen helfen, das Trockene Auge von anderen Augenoberflächenerkrankungen zu ­differenzieren und PatientInnen als solche zu ­erkennen, die objektive Zeichen ohne­­ Symp­tome oder Symptome ohne­objektive Zeichen haben. Sie sollen zudem helfen zu verstehen, dass es in vielen Fällen eine Koexistenz von Tränenmangel und verduns­ tungsbedingtem Trockenem Auge gibt. T ROCKE NE A UG EN FOTO & GRAFIK: TFOS DEWS II® Einblicke in den Dry Eye Workshop II NEUE KAPITEL Den Forschungserkenntnissen der letzten­ Jahre Rechnung tragend, wurden neue ­Kapitel zum Thema Schmerz und Empfindung, zur hormonellen Beeinflussung und zum iatrogenen Trockenen Auge erstellt. DIAGNOSTIK Wichtig ist es, Symptome und Zeichen des Trockenen Auges zu beurteilen. Zur Quantifizierung der Augenoberflächenschädigung sind Farbstoffe, wie z. B. Fluoreszein unerlässlich. Besonders werden im Report auch die nicht-invasiven diagnostischen Methoden betont, wie z. B. die Messung der nicht-invasiven Tränenfilmaufreißzeit. MANAGEMENT UND THERAPIE Zur Behandlung der Träneninsuffizienz­ wird die Gabe von Tränenersatz und ­Stimulantien sowie die Konservierung der Tränenflüssigkeit (Punctum Plugs, Schutzbrillen) empfohlen. Das Management von Blepharitis, ­Meibom-Drüsen-Dysfunktion und von Blink­anomalien sowie einer Exposition der Augen­oberfläche stellt einen weiteren­ ­wichtigen Behandlungsansatz beim ­Trockenen Auge dar. Der entzündungshemmenden Therapie (Glucocorticosteroide, Cyclosporin A, LFA-1-Antagonist) sowie der Entzündungsmodulation durch lokale oder systemische Antibiotika wird ebenfalls eine bedeutende Funktion zugeordnet. Zusätzlich werden chirurgische Eingriffe, Diätmodifikationen, Schutz vor Umwelteinflüssen und auch komplementärmedizinische Ansätze zur Behandlung des Trockenen Auges angeführt. Der vollständige Report TFOS DEWS II wurde im Journal „The Ocular Surface“ publiziert und wird auch über die TFOS-Web­ seite www.tearfilm.org frei zugänglich sein. Übersetzungen in verschiedene Sprachen, u. a. auch in Deutsch, sind geplant.w Beim Trockenen Auge handelt es sich um eine multifaktorielle­ ­Erkrankung der Augenoberfläche, die durch einen Verlust der ­Tränenfilmhomöostase charakterisiert ist und von subjektiven ­Beschwerden begleitet wird. Tränenfilminstabilität, Hyperosmo­ larität, Entzündung und Schädigung der Augenoberfläche sowie neurosensorische Störungen sind ätiologisch bedeutsam. p www.medical-network.at MEDICAL NETWORK 2017 HERBST SPECIAL 23