Embr EMBRYONALENTWICKLUNG ABENTEUER

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OEKW – Embryonalentwicklung
07. Nov. 2000
Embr
EMBRYONALENTWICKLUNG
ABENTEUER DER BEFRUCHTUNG
Eine Frau kann durch die normale, sexuelle Fortpflanzung,
aber auch durch die In-Vitro-Befruchtung (künstl.
Befruchtung) schwanger werden und ein Kind zur Welt
bringen. Diese Befruchtung kann mit Spermien, die von
ihrem Partner entnommen und ihrer eigenen Eizelle unter
dem Mikroskop mit einer winzigen Pippete durchgeführt
werden. Die Frau kann ihr Kind selbst austragen.
Die Revolution der künstlichen Befruchtung hat die
Gesellschaft zur Schaffung von Gesetzen gezwungen. Sie
hat sie dazu gezwungen, eine neue Ethik aufzubauen, die
Bioethik.
Eizelle und Spermium
Im Eierstock einer Frau befinden sich 160.000 Zellen,
wovon nach einer strengen Auswahl nur 300 bis 500 in den
fruchtbaren Jahren heranreifen. Das Ejakulat eines Mannes
enthält im Gegensatz dazu Millionen von Spermien.
! Geschlechtszellenbilung
Bei der ersten Reifeteilung, der Meiose, wird die
Zahl der Chromosomen auf die Hälfte herabgesetzt
und das Erbgut durchmischt und neu kombiniert.
Die Längsteilung der Chromosomen unterbleibt,
die homologen Chromosomenpaare trennen sich
und werden auf zwei Tochterzellen verteilt.
Spermien sind mit ihrer Größe von fünf Hundertsteln eines
Millimeters die kleinsten Zellen des menschlichen Körpers,
welche durch Teilung auf jeweils zwei Sätze zu je 23
Chromosomen reduziert werden. Wenn sie erst einmal
ausgestoßen worden sind, bleibt ihre befruchtende
Eigenschaft nur einige Stunden bis höchstens zwei Tage
erhalten.
Nur einige wenige von ihnen erreichen die Eizelle und es ist
auch nicht unbedingt der Fall, dass das wiederstandsfähigste
oder flinkste Sperma die beste Sammlung an Chromosomen
enthält.
! Befruchtung
Bei der Befruchtung verschmelzen Ei- und
Samenzelle zur befruchteten Eizelle (diploiden
Zygote). Durch fortgesetzte Zellteilungen entsteht
aus der Zygote ein vielzelliges Lebewesen.
Die Gesamtheit der Erbanlagen bezeichnet man als
Erbbild, die Gesamtheit aller auftretenden
Eigenschaften als Erscheinungsbild.
Nur einem einzigen Spermium gelingt es in die Eizelle
einzudringen und sobald dies geschehen ist, löst es im Ei die
Absonderung einer Substanz aus, die die Membran härten
lässt und alle anderen Spermien daran hindert, einzudringen.
Der Schwanz löst sich ab und die 23 väterlichen
Chromosomen vereinen sich mit den 23 mütterlichen. Ein
neues Leben beginnt.
Cornelia Maria Martan
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07. Nov. 2000
Die gesamte genetische Information, ist in den beiden
Sätzen zu je 23 Chromosomen enthalten.
Die künstliche Befruchtung
1940 kam es an der Universität von Boston zu einem
Skandal, weil Arthur T. Hertig, befruchtete menschliche
Eizellen, unters Mikroskop legen wollte. Vier Jahre später
versuchte ein Gynäkologe der Harvard University die
menschlichte Befruchtung im Labor nachzuvollziehen –
ohne Erfolg. Am 25. Juli 1978 kam das erste 'ReagenzglasBaby' auf die Welt. Gegenwärtig zählt man weltweit mehr
als 600.000 künstlich gezeugte Kinder.
Die Spende einer Eizelle ist in Österreich und Deutschland
gesetzlich geregelt. Sie muss kostenlos und freiwillig
gegeben werden. Das Verfahren und die Anforderungen an
die Spenderin sind streng überwacht, so einfach wie in den
USA funktioniert es in ganz Europa nicht. In den USA
werben die Ärzte unter Studentinnen Spenderinnen an, die
mit 2.000 US$ bezahlt werden. In den USA ist nicht die
Spenderin der Eizelle oder des Embryos Mutter des Kindes,
sondern die Frau, die es bei der Entbindung zur Welt bringt.
"Beherrschung" der Fortpflanzung
1956 entwickelte Gregory Pincus in Amerika die
empfängnisverhütende Pille. Seit damals wurde diese
verbessert und nun von mehr als 50 Millionen Frauen
weltweit eingenommen. G. P. fand heraus, dass, das
Hormon Progesteron die Empfängnis eines (weiteren)
Kindes verhindert.
Nachdem der Eierstock Östrogene abgegeben hat, um den
Eisprung herbeizuführen, produziert er nun das Progesteron.
Das Progesteron verhindert nun eine nochmalige
Empfängnis. Dieses Hormon blockiert den Eisprung, stellt
die Tage der Frau ein, hindert die Gebärmutter daran zu
bluten und stoppt den Ansturm anderer Spermien, indem es
einen Pfropfen am Eingang des Gebärmutterhalses bildet.
Jeden Monat reift eine Eizelle in den Eierstöcken heran und
schwimmt in eine Knospe (füllt sich währenddessen mit
einer alkalischen Flüssigkeit) von 25 Millimeter =>
Eifollikel. Die Eizelle gilt als größte Zelle des weiblichen
Organismus.
Junge oder Mädchen?
Der Kopf des Spermiums enthält einen einzigen Satz von 23
Chromosomen, die dazu bestimmt sind, sich mit den 23
mütterlichen Chromosomen zu verbinden. Einer aus der
Spermienvielzahl, Träger eines X-Chromosoms, verbindet
sich mit einem X-Chromosom der Mutter und ergibt ein
Mädchen. Ist das väterliche Chromosom ein Y, wird ein XY
Paar gebildet und wird ein Junge. Erst nach dem dritten
Monat kann man mit Sicherheit, bei einer
Ultraschalluntersuchung, sagen, welches Geschlecht das
Kind haben wird. Schon während der ersten Lebenstage des
Kindes kann man Zellen entnehmen und kann dadurch ein
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genetisches Profil erstellen und natürlich auch das
Geschlecht bestimmen.
S t a d i e n d e r E m b r y o n a l e n t wi c k l u n g
Fruchtungsteilungen
Während das befruchtete Ei in vier Tagen im Eileiter in
Richtung Gebärmutter wandert, teilen sich seine Zellen etwa
alle zwölf Stunden. Schon nach wenigen Tagen produziert
der Embryo 2.000 bis 5.000 und dann über 60.000
Milliarden, aus denen ein Kind, ein Mensch, bei der Geburt
besteht. Jetzt hat sich das befruchtete Ei etwa achtmal
geteilt, um 256 identische Zellen zu erhalten. Diese
Ansammlung von Zellen wird Morula (kleine Maulbeere)
genannt. In diesem Stadium nennt man das heranwachsende
Kind Embryo. Es steuert die Wanderung des Eies durch den
Eileiter, leitet die Einnistung des Embryos, fördert die
Ausbildung der Brustdrüsen und aktiviert alle Energien der
schwangeren Frau.
Zu eineiigen Zwilligen kommt es, wenn sich das befruchtete
Ei geteilt hat und sich zwei Fragmente in zwei
verschiedenen Teilen der Gebärmutter einnisten. Bei
zweieiigen Zwillingen wurden zwei Eizellen gleichzeitig
befruchtet – sind also aus zwei verschiedenen Eiern. Im
Durchschnitt kommen vier Zwillinge auf tausend Geburten.
Einnistung des Eis - Blastozyste
Auch nach dem 15. Tag der Befruchtung weiß die Mutter
noch immer nicht, dass sie schwanger ist, könnte es
höchstens an dem Ausbleiben der Tage ahnen. Die lebende
Zelltraube hat sich in die Gebärmutterschleimhaut
eingenistet. Die einzelnen Zellen beginnen sich zu ordnen ...
Der Embryo besitzt ab diesem Augenblick ein Oben, Unten,
Rechts und Links und hat die Größe eines Grießkorns.
Gewisse Zellen haben sich am Rand gelagert, um die
Schutzhülle zu bilden. Mit der Zeit bildet sich die Plazenta.
Der Embryo ist durch zwei Hüllen, der Eihaut und das
Lammhäutchen geschützt. Diese beschützen ihn vor Stößen,
Mikroben und Lärm. Die Mutter stellt ihrem Kind ihre
inneren Organe zur Verfügung.
Häufig glaubt man, dass das mütterliche Blut in den
Blutkreislauf des Kindes übergeht, um es durch die
Nabelschnur zu ernähren – dem ist nicht so. Dieser Strang –
zwei Arterien und eine Vene verbinden es mit seiner
eigenen Plazenta, die am Rand seines Gehäuses sitzt. Diese
ist wiederum mit der Plazenta von der Mutter engstens
verbunden. Die beiden Kreisläufe arbeiten nebeneinander,
aber das Blut vermischt sich nie, es dringen aber Sauerstoff,
Nährstoffelemente, Antikörper in die Gefäße des Kindes
ein. Am Ende der Schwangerschaft arbeiten die beiden
Plazentas so gut zusammen, dass sie sich gemeinsam
trennen. Wenn man die Plazenta von der Mutter ausbreiten
würde, hätte sie etwa die Größe eines Fallschirms.
Zwischen der Mutter und dem Kind, entsteht eine
außergewöhnliche Zusammenarbeit auf allen Ebenen.
Gastrulation und Keimblattbildung
Cornelia Maria Martan
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Es spezialisieren sich Zellen und ordnen sich in Familien an,
um drei unterschiedliche Lagen zu bilden, die
übereinanderliegen. Diese drei Gewebe rollen sich
zusammen und biegen sich zur Halbmondform ...
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•
•
Das innere Keimblatt (Endoderm) wird die
Eingeweide bilden, deren Rolle es ist, die
lebenswichtigen Funktionen des Organismus zu
sichern: Verdauung, Leber, Lungen, usw.
Das mittlere Keimblatt (Mesoderm) wird der
Ausgangspunkt für die stützenden Strukturen sein:
Muskeln, Skelett, Blutgefäße, usw.
Das äußere Keimblatt (Ektoderm) führt zu den
Organen, deren Aufgabe es ist, mit der Außenwelt
Verbindung aufzunehmen: Haut, Sinne,
Nervensystem.
Organbildung und
Organdifferenzierung
Bestimmte Zellen beginnen wie Muskeln unermüdlich, jeder
für sich, zu pulsieren, bis sie sich zusammenschließen und
von anderen Muskeln am 21. Tag das Herz bilden.
Der Embryo ist nun kaum größer als ein Reiskorn und wiegt
gerade mal ein Gramm. Er ist zur Zeit auch äußerst
empfindlich gegenüber Einflüssen der Außenwelt.
Um den 24. Tag herum fangen sich die Arme an zu bilden
und zwei Tage später die Beine. Die primären Nervenzellen,
die schon spezialisiert sind, vervielfältigen sich und bringen
die erste Anlage des Gehirns hervor, die komplizierteste
Informationsverarbeitsmaschine der Welt mit einer
unwiderstehlichen Organisationskraft. Im Verlauf einer
einzigen Stunde bekommt das Gehirn des werdenden Babys
15 Millionen zusätzliche Nervenzellen.
Im zweiten Monat fangen die sich die Nerven- und
Muskelbahnen an zu bilden. Die Muskeln sind noch weit
davon entfernt koordiniert zu sein, es ist auch noch keine
Bewegung möglich. Anfangs werden die roten
Blutkörperchen von der Plazenta produziert, außerhalb des
Embryos. Diese Arbeit wird von der Leber übernommen,
welche dies so lange tut, bis das Knochenmark diese
Aufgabe übernehmen kann. Die Ereignisse überstürzen sich
weiterhin: die Hand entfaltet sich, der Daumen und der
Zeigefinger stehen einander gegenüber und die Finger
verfeinern sich, nachher fächern die Füße ihre Zehen auf.
Das Gesicht zeigt sich langsam. Die Nase ragt heraus, die
Stirn, noch immer mit Beulen und riesengroß rundet sich,
das Kinn löst sich von der Brust, die Nasenlöcher öffnen
sich, sogar die Wurzeln der Milchzähne sind zu sehen. Das
Herz schlägt in etwa mit 140 Schlägen pro Minute. Gegen
den dritten Monat fangen die Geschlechtsorgane, eine noch
unkenntliche Form, anzunehmen.
Mit acht Wochen ist das Kind etwa vier Zentimeter groß, im
dritten Monat ist es ums doppelte gewachsen.
Auch wenn die Mehrheit der Organe fertig ist, fehlt noch
der letzte Schliff. Den Lungen zb. fehlen noch gewisse
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Drüsen und die Scheidewand zwischen den
Lungenbläschen.
Wieso wächst an der richtigen Stelle ein Beinchen, bildet
sich der Kopf? Das mittlere Keimblatt (Ausgangspunkt für
stützende Strukturen wie Muskeln, Skelett, Blutgefäße, etc.)
bestimmt, dass alles an der richtig zu wachsen beginnt.
Risiken während der Schwangerschaft
Bis zur dritten Woche haben chemische oder körperliche
Angriffe zur Folge, dass es zu einer Fehlgeburt kommt.
Heute weiß die Mehrheit der schwangeren Frauen, dass sie
es vermeiden müssen Medikamente einzunehmen, Alkohol
während der Schwangerschaft nicht trinken und auch nicht
rauchen sollen. Natürlich kann auch die Einnahme von
Drogen zu schwerwiegenden Missbildungen führen. Nach
dem dritten Monat ist der Embryo sicher vor
schwerwiegenden Missbildungen. Zwischen diesen beiden
Zeiträumen muss die werdende Mutter
Vorsichtsmaßnahmen treffen, wie zb. kein Einnehmen von
Medikamenten ohne ärztliche Verschreibung. Ganz wichtig
ist es auch, dass Röntgenaufnahmen vermieden werden, da
diese schwere Schäden hervorrufen können. In den ersten
drei Monaten der Schwangerschaft beeinträchtigt das
Rötelvirus, die Entstehung von Ohren, Augen und dem Herz
des Kindes, je nachdem, wann die Infektion stattfindet und
kann auch zu Gehirnschäden des Säuglings führen.
Frauen, die während der Schwangerschaft weitterrauchen,
nehmen offenbar die dramatischen Folgen des
Tabakkonsums nicht ernst genug: Fehlgeburten,
Frühgeburten, magere, bei der Geburt zu leichte Kinder.
Ihnen müsste doch klar sein, das schon eine einzige
Zigarette (oder nikotingeschwängerte Luft in einem Lokal)
den Herzschlaf des Fetus von 120 auf 180 Schläge
beschleunigt, und das bereits wenige Minuten nach den
ersten Zügen, außerdem hat es negativen Einfluss auf die
Gehirnentwicklung.
Manchen Frauen ist es bewusst geworden, das der
Alkoholgenuss gefährlich für ihr Kind ist und verzichten
während der Schwangerschaft vollständig auf Alkohol, weil
sie wissen, dass ihre Kinder, wenn sie mit anstoßen,
kränklich, bleich, zurückgeblieben, womöglich sogar geistig
behindert zur Welt kommen. Auch ein Gläschen kann sich
schädlich auswirken.
AIDS. Diese Krankheit, so bestätigen Spezialisten, ist eine
nicht zu vernachlässigende Bedrohung der Neugeborenen.
Die Anzahl der Kinder, die entweder im Mutterleib oder
während der Geburt mit dem HIV-Virus infiziert wurden ist
in den letzten Jahren rasant gestiegen. Ein bis vier Prozent
der schwangeren Frauen sind HIV-positiv.
Durch eine einfache Blutentnahme im vierten Monat lässt
sich eine Risikoschwangerschaft feststellen. In ihren
Anfängen 1973 war die Fruchtwasser-Untersuchung nicht
unproblematisch. Heute reicht eine einfache Blutabnahme.
Ist es eine Risikoschwangerschaft unterzieht sich die Mutter
weitergehenden Tests, sodass ein genetisches Profil des
Kindes erstellt werden kann. Werden bei dem Test schwer
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wiegende Anomalien entdeckt, entschließen sich viele
Eltern für einen Schwangerschaftsabbruch – ein Zeichen der
Zeit.
Fetalentwicklung
Nach dem dritten Monat wird das Kind nicht mehr Embryo,
sondern Fetus genannt. Der Kopf rundet sich, ein Profil
zeichnet sich ab. Der Rand der Lippen zeichnet sich ab, das
Zahnfleisch verdickt sich, die bereits das Zahnbein der
Milchzähne absondern. Der Körper wird von einem feinen
Flaum bedeckt, gleichzeitig wachsen am Ende der Finger
die Nägel, vereinzelt erscheinen Haare am Schädel, sogar
die Ohren entfalten sich. Zu Beginn des vierten Monats ist
das Kind 14 Zentimeter lang und wiegt weniger als 100
Gramm.
Am Ende des vierten Monats wächst der Fetus auf 20
Zentimeter und steigert sein Gewicht auf 250 Gramm. Vom
vierten bis zum sechsten Monat lernen die Gefäße, die
Nieren, der Verdauungsapparat und die Leber
zusammenzuarbeiten. Nun kann es auch passieren, dass die
Mutter einen Strampler abbekommt, da sich das Kind zu
bewegen anfängt.
Nervenpunkte werfen ihre Verlängerungen bis ins
Rückenmark und schließlich bis zum Herzen, wo einige
Fasern sich festsetzen um den Schlag zu kontrollieren. Der
Herzschlag wird sich nach der Geburt gemäß den
Bedürfnissen des Organismus beschleunigen oder
verlangsamen, im Rahmen einer allgemeinen
Verhaltensstrategie.
Die primitiven Geschlechtsorgane, die bei beiden
Geschlechtern noch gleich, schon zu Beginn des dritten
Monats vorhanden waren, gleichzeitig für den Penis und die
Klitoris angelegt. Im vierten Monat regen die Hormone
diese Gewebe an, sich nunmehr zu unterschiedlichen
Geschlechtsorganen auszubilden. Eine
Ultraschalluntersuchung im fünften Monat ergibt, ob der
Neuankömmling ein Junge oder Mädchen sein wird,
allerdings ohne hundertprozentige Sicherheit.
Bis etwa zum fünften Monat vervielfältigen sich die
Nervenzellen im Gehirn, um eine Menge zu erreichen, die
man nie genau errechnen konnte und die sich bei der Geburt
wahrscheinlich um etwa 100 Milliarden bewegt.
Natürlich bewegt sich das Kind auch, und mitunter ziemlich
viel. die Mutter spürt dies genau. Es verändert oft seine
Lage, beugt sich mit dem Kopf nach unten zurück oder
umgekehrt. Wenn die schwangere Frau sich ausruht, führt
das Kind gern Purzelbäume aus. Andererseits hält sich der
Fetus ganz ruhig, als ob er eine stabile Lage suchen würde,
wenn die Frau sich bewegt. Man sagt, und dies wird von
manchen Müttern unterstützt, dass er schon auf der Lauer
liegt und fürchtet, geschüttelt zu werden, oder sich beklagt,
zu wenig Sauerstoff zu bekommen.
In der Zwischenzeit schafft die Reifung die Beherrschung
neuer Muskel und erlaubt so, immer feinere Bewegungen,
wie zB. die der Zehen und der Fingernägel. Vom fünften
Monat an lutscht der Fetus an seinem Daumen.
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Der Fetus ist nun ein ganzes Wesen, vollständig in jedem
Stadium seiner Entwicklung, in dem Maß, wie sein Gehirn
an seine Umgebung im entsprechenden Moment angepasst
ist. Das Baby macht, was es kann, aus der kleinen Welt, die
ihm zur Verfügung steht. Die verschiedenen Bewegungen
des Babys entwickeln nicht nur seinen Gleichgewichtssinn
und seine automatischen Reflexe. Kontakte, Berührungen
und Druck regen verschiedene Zonen der Hirnrinde an. Der
Sehbereich wird erst nach der Geburt entwickelt. Im
Gegensatz dazu werden die Papillen und Geruchsrezeptoren
dauernd von den Molekülen, die im Fruchtwasser
schwimmen, gekitzelt und beginnen daher zu erwachen. Der
Fetus reagiert auch auf Geräusche von außen. Ein Kind ist
nicht nur durch seine genetischen Programme einzigartig,
sondern auch durch die Erfahrungen, die es bereits vor
seiner Geburt gemacht hat.
Zum Beginn des siebten Monats wiegt das Baby knapp
1.000 Gramm und misst vom Kopf bis zu den Fersen 34
Zentimeter und wird als große Frühgeburt betrachtet,
zweifellos lebensfähig, aber gefährdet. Für eine Frühgeburt
ist es schwierig die Körpertemperatur von 37°C
aufrechtzuerhalten.
=>
Dr. Pierre Budin, ein Pariser Geburtshelfer,
erfand der am Ende des vorigen Jahrhunderts
den ersten Brutkasten. Er legte ein zu früh
Geborenes in Baumwolle bei einer Temperatur
von 37°C ins Innere eines einfachen
Glaskastens.
Bis zur Geburt sind die Lungenbläschen zusammengefaltet
und ihre Wände sind zu dick und nicht in der Lage den
Gasaustausch durchzuführen. Ihre unzähligen Taschen und
Häutchen werden nun dünner und bereiten sich darauf vor,
sich im Augenblick der Geburt mit Luft zu füllen. Das
"Schmiermittel" dazu fehlt Frühgeburten, das heißt ihre
Lungen sind noch nicht fertig.
Auch der Verdauungsapparat steht vor der Vollendung.
Nach dem siebten Monat schluckt der Fetus mehr und mehr
Fruchtwasser, nimmt mehr zu sich und gibt mehr Urin ab.
Das Fruchtwasser wird alle drei Stunden erneuert. Die
Flüssigkeit geht im Blut des Fetus durch seinen Dünndarm
und kommt über die Plazenta zurück in den mütterlichen
Kreislauf. Am Ende der Schwangerschaft produziert die
schwangere Frau täglich drei bis vier Liter Fruchtwasser
und hat davon ungefähr einen Liter in der Gebärmutter.
Zwischen dem siebten und achten Monat sind alle Organe
seines Verdauungssystems vorhanden. Magen, Leber,
Bauchspeicheldrüse, Dünn- und Dickdarm sind seit einiger
Zeit fertig, aber auf der Ebene ihres Zellmechanismus
funktionieren sie erst ab dem achten Monat.
So führt der Fetus, mit der Aussicht auf die Verdauung der
Milch, seine letzten Vorbereitungen auf Zell- und
Molekülebene durch: Absonderung von Enzymen,
Mechanismen der Resorption im Darm usw.
Der Organismus des Babys im siebten oder achten
Schwangerschaftsmont steht nun vor einer immer
schwierigeren Aufgabe: die ganze Maschine in Gang zu
setzen und sie harmonisch funktionieren zu lassen. Gegen
Mitte des neunten Monats ist es geschafft. Für eine
Cornelia Maria Martan
OEKW – Embryonalentwicklung
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Frühgeburt dieses Alters bestehen keine allzu großen
Risiken mehr.
Das Baby schläft viel, zwischen 15 und 20 stunden am Tag.
Diese Angewohnheit hat es bereits zwischen seinem vierten
und fünften Monat angenommen.
Träumt ein Fetus? Zeitweise vollführen seine Augäpfel
sporadische Bewegungen. Wie der Erwachsene kennt es die
REM-Phase, diese Zeit bewegter Hirntätigkeit, in denen wir
in eine Phase starken Träumens eintreten. Der Fetus träumt
allerdings wesentlich mehr als wir Erwachsenen, denn
während bei uns die Traumphase etwa 20 Prozent der
gesamten Schlafenszeit ausmacht, sind es im sechsten
Schwangerschaftsmonat etwa 60 Prozent.
Das Gehör des Fetus ist eines der ersten Sinne das arbeitet.
Es erkennt sogar die Stimme der Mutter und die des eigenen
Vaters, wenn es diese oft genug gehört hat.
Das Kind erlebt die Angst seiner Mutter schon vor der
Geburt – biochemisch – oder nach der Geburt –
psychologisch – mit. Das Adrenalin, das Stresshormon, aus
dem mütterlichen Kreislauf bewirkt bei dem Kind
Herzklopfen oder führt bei seiner Mutter glattweg zu einer
Fehlgeburt.
Die Geburt
Schritt für Schritt wird die Gebärmutter in die Lage versetzt,
sich zusammenzuziehen und der Gebärmutterhals wird
ausgedehnt. Mann ist sich noch nicht ganz sicher glaubt
aber, dass das Kind die Wehen seiner Mutter auslöst.
Der Gebärmutterhals tritt zurück und weitet sich. Die
Fruchtblase bricht plötzlich auf, wenn sie das nicht schon
zuvor getan hat. Der Kopf des Babys zeigt sich, der Schädel
nach unten und drückt bald auf den Muttermund, der sich
jetzt zehn bis elf Zentimeter öffnet. Die Gesamtdauer der
Wehen, von ihrem Beginn bis zur Geburt, liegt im
Durchschnitt bei 13 Stunden bei Erstgebärenden und bei
weniger als acht Stunden bei Frauen, die bereits ein Kind
haben. Die aktive Phase liegt zwischen zwei und viereinhalb
Stunden.
Die Zeitabstände der Kontraktionen werden immer geringer.
Wenn der Muttermund die Öffnung einer großen
Handfläche erreicht hat entsprechen die Kontraktionen der
Gebärmutter einem Gewicht von 25 kg. Das Baby passiert
das Becken, sucht sich seinen Weg mehr rechts oder mehr
links. Wenn sein Nacken nach hinten zeigt, drückt es auf die
Nerven des Kreuzbeins und ruft bei seiner Mutter einen
Schmerz im Rücken, in der Gegend der Nieren hervor. Das
Kind erscheint im kleinen Becken, wo es eine
Vierteldrehung des Kopfes vollführt und ihn dann beugt.
Dann folgt der Beckenausgang, der aus Muskeln und
Bändern besteht, die sich dehnen lassen. Glücklicherweise
sind die Nähte mit denen die fünf Knochenplatten des
Schädels verbunden sind, noch unfertig, die Fontanellen
sind noch nicht verknöchert. So können die Knochen einen
Moment übereinander greifen. Die Augen, die Nase, der
Mund, das Kinn. Noch ein Stoß, um die Schultern zu löse,
selbstverständlich ohne die Nabelschnur zu sehr
einzuklemmen. Der Brustkorb wird noch zu sehr gedrückt.
Und kurz darauf ist das Kind geboren.
Cornelia Maria Martan
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Der Temperaturunterschied lässt es reagieren. Der erste
Schrei! Der erste Anblick des Neuankömmlings kann
mitunter überraschen. Das Baby ist noch nicht rosig und
pausbackig - so wird es erst in drei oder vier Monaten sein.
Jetzt ist er zerknittert, mit Schleim bedeckt, violett und nass.
Nachwort
Noch nie war der Mensch so nah daran, die Gesetze der
Fortpflanzung zu beherrschen.
Biologen fordern das Recht, menschliche Embryonen zu
Forschungszwecken zu verwenden, wenn diesen sowieso
die Zerstörung bestimmt ist. Die Frage, wann ein Embryo
als Mensch gilt ist noch nicht geklärt.
Abtreibungsgegner verschiedener Kirchen fordern das
Verbot jeglicher Manipulation des menschlichen Lebens,
die Wissenschaftler nehmen die Freiheit zum Experiment in
den Grenzen der bioethischen Gesetze in Anspruch.
Dank spezieller optischer Geräte ist es heutzutage sogar
möglich sogar ins Innere der schützenden Hülle, in der sich
der Embryo entwickelt, vorzudringen und davon
Aufnahmen zu machen.
Nach 1974 waren Blicke auf Embryonen nicht mehr
möglich, da man Schwangerschaftsabbrüche nicht mehr
durch Kaiserschnitt, sondern mittels Ansaugen durch die
Scheide durchführte. In den achtziger Jahren verhalf der
Ultraschall zu einer Annäherung an das Kind. Der Weg war
nun geebnet um das Wachstum des Kindes zu verfolgen,
Missbildungen zu entdecken oder besondere Vorkehrungen
für die Geburt zu treffen. Es wurden sogar möglich eine
Eizelle künstlich zu befruchten und dies öffnet unweigerlich
den Weg zu einer Sortierung der Embryonen.
Zwischen 1970 und 1980 konnten die Frauen erstmals über
ihren Körper entscheiden. Heute wird zusätzlich noch
gefordert, dass man die Schwangerschaft mit einem
missgebildeten Fötus abbrechen und vielleicht in Zukunft
sogar die Eigenschaften auswählen und selbst
zusammenstellen kann.
Es ist heute schon teilweise möglich die fehlerhaften Gene
durch Medikamente auszubessern, oder auszutauschen ...
Die Eltern sind aber mehr denn je aufgerufen, das neue
Lebewesen – ihr Kind – zu führen, an die Hand und in ihr
Herz zu nehmen und zu beschützen.
Cornelia Maria Martan
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