Die Polis Athen: Herrschaft durch das Volk Vor der Demokratie: die Tyrannen Die politischen Entscheidungen wurden in Athen, wie auch in den anderen griechischen Poleis, über Jahrhunderte von Adligen bestimmt. Sie besetzten die höchsten Ämter in der Polis und waren für die Kriegführung, die Rechtsprechung und die Ausrichtung der Politik zuständig. Diese Form der Regierung eines Volkes durch den Adel bezeichnet man als Aristokratie. Die Adelsfamilien wetteiferten untereinander um die Macht und um das Ansehen in der Polis. Hatte eine Familie die Oberhand gewonnen, Die Ermordung des Tyrannen Hipparchos gab sie diese nicht mehr freiwillig ab. Die Familie des (http://www.gmu.edu/ 04.10.10) Peisistratos konnte sich in Athen letztlich gegen andere Adelsfamilien durchsetzen. Die Söhne des Peisistratos konnten die Macht bewahren. 514 v. Chr. wurde jedoch Hipparchos, einer der beiden Söhne, ermordet. Hippias, der zweite Sohn, regierte die Stadt nun alleine und übte eine gewaltsame Herrschaft aus. Doch den Athener gelang es, Hippias aus der Stadt zu vertreiben. Einen Tyrannen, wie man einen Herrscher bezeichnet, dessen Familie sich im Kampf um die Macht gegen andere durchgesetzt hatte, wollte man nun nicht mehr an der Spitze der Polis dulden. In dieser Phase gelang es Kleisthenes (etwa 570-507 v. Chr.), ebenfalls Angehöriger einer Adelsfamilie, sich mit der Unterstützung des Volkes gegen Widersacher durchzusetzen. Kleisthenes hatte der Bürgerschaft eine Stärkung ihres Einflusses versprochen. Zu diesem Zweck teilte er die Bürgerschaft Athens neu ein und befreite so die Bevölkerung aus der Abhängigkeit von den Adligen und zerstörte die traditionellen Machtgebilde des Adels. Es entstanden auf diese Weise zehn sogenannte Phylen (Untergliederungen der Polis, in denen bestimmte Gebiete und ihre Bewohner zusammengefasst wurden), die politische und militärische Aufgaben wahrnehmen mussten. Waren die wichtigen Positionen in der Polis auch weiterhin noch von Adligen besetzt, so verlor der Adel in der Folge immer mehr an Einfluss, während das Selbstbewusstsein des Volkes zunahm. Schon bald wurde die Macht in der Polis vom Volk ausgeübt. Die athenische Demokratie war entstanden. Die Demokratie Athens Im Mittelpunkt des politischen Lebens in Athen stand die Volksversammlung. Sie war zuständig für die Entscheidung über Krieg und Frieden, für die Abstimmungen zu Gesetzesanträgen und für die Wahl der höheren Beamten und ihre Kontrolle sowie für die Kontrolle der Amtsführung. In der Volksversammlung diskutierte man über alle Angelegenheiten der Polis. Die Diskussionen in der Versammlung wurden meist von erfahrenen Rednern bestimmt, die den Bürgern ihren Standpunkt näher zu Moderne Darstellung einer Volksversammlung bringen versuchten. Grundsätzlich konnte (http://www2.uni-jena.de/ 04.10.10) aber jeder das Wort ergreifen. Zur Volksversammlung waren jedoch längst nicht alle Athener zugelassen. Nur die Bürger der Polis durften an ihr teilnehmen. Ausgeschlossen waren Sklaven, Freigelassene, in Athen lebende Fremde (meist Lohnarbeiter), sowie Frauen und Kinder. Von den etwa 270000 bis 300000 Bewohnern der Polis Athen besaßen somit nur etwa 10 Prozent (27000 bzw. 30000) die Bürgerrechte, die zu einer Teilnahme an der Volksversammlung berechtigten. Um allen Athenern, auch den ärmeren Bürgern, die Teilnahme am politischen Leben und die Ausübung eines Amtes in der Polis zu Der Staatsaufbau Athens im 5. Jahrhundert (http://kaimesserschmid.geschichte.over-blog.de/ 04.10.10) ermöglichen – schließlich konnte man bei der Ausübung eines Amtes weder seine Felder bearbeiten noch sein Handwerk ausüben –, ging man allmählich dazu über, Amtsträger, d. h. Beamte und Richter, aus der Staatskasse finanziell zu entschädigen. Einmal im Jahr konnte die Volksversammlung beschließen, dass ein sogenanntes Scherbengericht durchgeführt wurde. Beim Scherbengericht handelte es sich um ein Verfahren zur Verbannung eines Politikers, von dem man glaubte, er schade der Polis. Dabei konnte ein jeder Bürger den Namen eines beliebigen Politikers auf eine Scherbe schreiben. Kam für einen Politiker die erforderliche Zahl von Scherben zusammen (wahrscheinlich mussten mindestens 6000 Bürger teilnehmen), musste dieser die Polis für zehn Jahre verlassen. Seine Ehre und sein Vermögen blieben jedoch unangetastet. Um möglichst viele Bürger Athens in die politische Verantwortung der Polis mit einzubeziehen, wurden jährlich etwa 6000 Bürger als Richter ausgelost, die an den Gerichtshöfen ohne rechtswissenschaftliche Vorerfahrung Recht sprechen durften. Berufsrichter gab es nicht. Eine weitere wichtige Einrichtung der attischen Demokratie war der Rat der 500, der für die Vorbereitung der Entscheidungen in der Volksversammlung zuständig war. Seine Mitglieder wurden ausgelost. Kleisthenes hatte im Zuge seiner Reformen für die Einrichtung des Rates gesorgt. Im Rat selbst wurden Gesetzesanträge begutachtet und erörtert sowie die Tagesordnung der Volksversammlung festgelegt. Jeder Athener Bürger sollte einmal in seinem Leben Mitglied dieses Rates gewesen sein. Um einem Machtmissbrauch im Rat vorzubeugen, führten jeweils 50 Mitglieder des Rates für ein Zehntel des Jahres (36 Tage) die Regierungsgeschäfte. Der Vorsitz im Regierungsausschuss wurde jeden Tag neu ausgelost. Durch den Rat besaß jeder Athener Bürger, ungeachtet seines Vermögens, politischen Einfluss. Neben der Volksversammlung und dem Rat der 500 gab es eine Reihe wichtiger Beamter, die jeweils für eine begrenzte Zeit für bestimmte Bereiche zuständig waren. Die höchsten Beamten wurden gewählt, die anderen durch das Los bestimmt. Die Beamten der Regierung wurden Archonten genannt, die Militärbefehlshaber Strategen. Beide wurden jeweils für ein Jahr gewählt. Niemand sollte über einen längeren Tonscherbe eines Scherbengerichts (http://www.historyforkids.org/ 04.10.10) Zeitraum zu viel Macht in Händen halten. Die Flotte Athens Die Demokratie Athens wurde durch den Bau einer großen Flotte in besonderem Maße gestärkt. Themistokles hatte im Angesicht der Bedrohung durch die Perser 483 v. Chr. den Anstoß zum Bau der Flotte gegeben, die rasch zur mächtigsten Flotte in Griechenland wurde (480 v. Chr. etwa 180 Schiffe, 431 v. Chr. bereits etwa 300 Schiffe). Der enorme Bedarf an Ruderern für die Flotte (man benötigte etwa 170 Ruderer für jedes Schiff) bot nun auch den ärmeren Athenern die Möglichkeit, Kriegsdienst für die Polis zu leisten und damit an politischen Entscheidungen in der Polis beteiligt zu werden, denn der Kriegsdienst war die Voraussetzung für die politische Mitbestimmung. Bis dahin waren die Bürger, die sich eine teure Hoplitenausrüstung hatten leisten können, in der Politik bestimmend gewesen. Nun waren auch Bürger mit nur wenig Besitz (Theten) bedeutsam für die weitere Entwicklung der Demokratie Athens. Der Politiker Perikles (etwa 495-429 v. Chr.) baute die Demokratie (http://de.wikipedia.org/ 04.10.10) weiter aus. Er führte das heute selbstverständliche Mehrheitsprinzip bei allen politischen Entscheidungen ein. Die Mehrheit der Bürger entschied somit über die Ausrichtung der Politik. Das Ansehen und der Stand eines Einzelnen verloren weiter an Bedeutung. Perikles veranlasste auch die Auszahlung einer Entschädigung für die Teilnahme an der Volksversammlung in Höhe des Tageslohnes eines Lohnarbeiters. Der Stratege Perikles Athen als Wirtschaftsmacht Die Polis Athen hatte etwa 300 000 Einwohner und war damit die größte und einflussreichste Polis Griechenlands. Der Einfluss Athens war auch in seiner wirtschaftlichen Stärke begründet. Die Landschaft Attikas erschwerte allerdings die landwirtschaftliche Nutzung der vorhandenen Fläche. Ackerbau mit Getreide wurde in erster Linie in der Ebene und in Flusstälern betrieben. Die gebirgigen Flächen waren für den Anbau von Wein und Oliven geeignet. Das aus den Oliven gepresste Öl wurde zur Herstellung von Speisen, als Brennmittel und zu medizinischen und religiösen Zwecken Darstellung von Sklavenarbeit im verwendet. Auf den gebirgigen Flächen betrieb man auch Bergwerk Weidewirtschaft mit Schafen und Ziegen. Beide lieferten Felle, (http://webetab.ac-bordeaux.fr/ 04.10.10) Wolle und Milch. Die langen Küsten Attikas boten zudem ideale Voraussetzungen für den Fischfang. Der südliche Teil Attikas war reich an Bodenschätzen. Besonders silberhaltige Bleierze konnte man in Bergwerken von Sklaven abbauen lassen. Das Silber verwendete man u.a. zur Finanzierung von Bauvorhaben und zum Flottenbau. Athen war zudem sehr bekannt für seine Töpferwaren, zu denen Schalen, Krüge, Vasen Vorder- und Rückseite einer antiken Drachme (http://de.wikipedia.org/ 04.10.10) und andere Gefäße, die man als Geschirr oder zur Aufbewahrung benutzte, gehörten. Der teilweise prächtigen Bemalung der attischen Keramik verdankt die Wissenschaft viele wichtige Hinweise auf den Alltag der Menschen, ihre Kleidung, Geräte und Waffen. Auch das Aussehen und die Größe von Schiffen können so auch heute noch nachvollzogen werden. Athen unterhielt auf dem Seeweg intensive Handelsbeziehungen im gesamten Mittelmeerraum und auch im Bereich des Schwarzen Meeres. Auf diese Weise fand die attische Keramik eine weite Verbreitung. Im Zusammenhang mit dem Warenhandel über große Strecken hinweg entwickelte sich auch das Münzwesen. Seinen Ursprung hatte das Metallgeld in Kleinasien, wo es gegen Ende des 7. Jahrhunderts zunächst in Form von Barren eingeführt worden war. Ab der Mitte des 6. Jahrhunderts wurden dann in Griechenland Münzen in der uns bekannten runden Form verwendet (Drachmen). Darstellung eines Kriegsschiffes auf einer Schale (http://membres.multimania.fr/ 04.10.10)