Liebe Pfarrgemeinde! Der Pfarrgemeinderat von Obermühlbach hat mich gebeten, heute einige Gedanken für unseren lieben Pfarrer Mag. Helmut Tuschar im Rahmen dieser Gedenkfeier vorzutragen. Pfarrer Helmut Tuschar war für mich mehr als unser Pfarrer oder einfach ein Bekannter, er war mein Freund und deswegen erlaube ich mir heute in Erinnerung an ihn das vertraute DU, das wir seit 18 Jahren gepflegt haben. ___________________________________________________________________________ „Wir haben uns heute hier versammelt, um von einem geliebten Menschen Abschied zu nehmen …“ – wie oft haben wir diese Worte aus dem Mund unseres Pfarrers vernommen, wenn wir aus dem traurigen Anlass eines Begräbnisses hier in Obermühlbach – aber auch in Kraig, Dreifaltigkeit und Steinbichl – zusammengekommen sind. Dass wir heute hier sind, um von dir – geschätzter Herr Pfarrer Helmut Tuschar – Abschied nehmen zu müssen, macht uns fassungslos, macht uns sprachlos. Viele können es noch immer nicht glauben. Denn Du warst viel mehr als nur unser Herr Pfarrer. In den letzten 18 Jahren in Frauenstein hast Du nicht nur unser Pfarrleben entscheidend geprägt, sondern auch unsere ganze Gemeinde. Neben den vielen baulichen Projekten in allen unseren Pfarren, die Du mit großer Leidenschaft und mit viel Engagement umgesetzt hast und die uns immer an dich erinnern werden, bleibt uns aber vor allem Dein offenes Wesen, Deine freundliche, fröhliche Art mit Menschen umzugehen, in so schöner Erinnerung. Du hattest die Fähigkeit, durch Deine Art, sehr gesellig, humorvoll und ironisch viele Menschen für die Kirche und auch Dich zu begeistern. Der sonntägliche Kirchenbesuch wurde für viele von uns, durch Dich und Deine Art, zu einer wirklichen Bereicherung für unser Leben. Den Worten der Lesung oder des Evangeliums hast Du durch Deine Predigten eine für uns alle verständliche, menschliche und lebensnahe Bedeutung gegeben. Du warst nicht belehrend oder hast die Menschen aufgefordert, streng nach den Worten Gottes zu leben. Du hast die Menschen eingeladen, hinzuhören. Du hast sie ermuntert, sich selbst einzubringen und mitzutun. Du warst so nah wie kaum ein anderer „an und bei den Menschen“ … Es waren nicht nur die kirchlichen Verpflichtungen mit den Messen, den vielen Taufen, der Firmvorbereitung, den Hochzeiten und Begräbnissen, sondern du hast so aktiv wie kaum ein anderer am Gesellschaftsleben in Frauenstein teilgenommen und du warst immer ein gerne gesehener Gast. Du warst bei den Veranstaltungen unserer Vereine, der Schulen und Feuerwehren ebenso wie regelmäßig in den Gasthäusern unserer Gemeinde und ich glaube, daher hattest du auch ein Gespür für die Menschen und deswegen sind dir so viele so eng verbunden. Du hast damit auch Menschen, die wenig mit Kirche und Glauben anfangen können, begeistert. Herausragend war Deine begnadete Rednergabe. Ich habe Dich dafür bewundert, dass Du aus dem Stegreif heraus, fast immer die richtigen Worte zu richtigen Zeit gefunden hast. Es war ein Talent, dass Gott geschenkt hat und das Du für die Menschen genutzt haben. Ich erinnere mich an deine teilweise launig-unterhaltsamen Ansprachen beim Kräuterfest in Dreifaltigkeit, die stets passenden Worte bei Hochzeiten, Eröffnungen und Feiern aber auch deine Worte bei den Menschen, die Du auf deren letztem Weg begleitet hast. Deine Worte haben nachdenklich gemacht, Freude verbreitet und Trost gespendet. Es ist oft diese Selbstverständlichkeit, mit der wir vieles im Leben zur Kenntnis nehmen. Du hast oft darauf hingewiesen, welches Glück wir in Frauenstein haben, in so einer schönen Umgebung und Natur zu leben, wie reich uns Gott gerade hier in Frauenstein damit „beschenkt“ hat. Wir haben nicht nur das als selbstverständlich angenommen, sondern auch, dass Du immer und jederzeit zur Verfügung stehst, dass Du auch immer und jederzeit zur Verfügung zu stehen hattest, egal, wie es Dir als Mensch gegangen ist, egal, ob Du gerade viel oder wenig zu tun hattest. Der liebe Gott hat Dich so plötzlich zu sich gerufen und wir erkennen, dass eben nichts auf der Welt als „SELBSTVERSTÄNDLICH“ zu betrachten ist und dass wir das, was wir haben, wieder mehr schätzen sollten. Ich bitte heute auch die, die mit Deiner Art vielleicht etwas schwerer zu Recht gekommen sind, die sich von dir manchmal unverstanden gefühlt haben, um Verständnis. Verständnis dafür, dass Du trotz Deiner Position als Pfarrer einfach ein Mensch warst, wie wir alle es sind. Ein Mensch mit vielen Talenten und Begabungen, aber eben auch mit kleinen Schwächen und Unzulänglichkeiten. Ich bitte, dass man Dir diese menschlichen Schwächen nicht nur heute in den Stunden der tiefen Trauer nachsieht, sondern Dich – lieber Herr Pfarrer – mit der Vielzahl an positiven Eigenschaften in schöner und dankbarer Erinnerung behält. Ich würde mir so viele Dinge wünschen. Wünschen, Dir noch einmal persönlich DANKE sagen zu können, noch einmal mit dir durch deinen geliebten Pfarrgarten spazieren zu können, noch einmal mit dir in einem Gasthaus oder im Pfarrhof einen Kaffee zu trinken. Es geht nicht mehr … Deswegen danke ich dir hier, für unsere langjährige Freundschaft, für das Vertrauen, dass wir uns entgegengebracht haben und für die - leider viel zu kurze - gemeinsame Zeit hier in Frauenstein.