Älter werden und alt sein in unseren Gemeinden

Werbung
1
Älter werden und alt sein in unseren Gemeinden
Impuls-Referat und Einstieg in Gruppengespräche
Es war einmal ein steinalter Mann, dem waren die Augen trüb geworden, die Ohren
taub und die Knie zitterten ihm. Wenn er nun bei Tische saß und den Löffel kaum
halten konnte, schüttete er Suppe auf das Tischtuch, und es floss ihm auch etwas
wieder aus dem Mund. Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor, und
deswegen musste sich der alte Grußvater endlich hinter den Ofen in die Ecke setzen,
und sie gaben ihm sein Essen in ein irdenes Schüsselchen und noch dazu nicht
einmal satt; da sah er betrübt nach dem Tisch, und die Augen wurden ihm nass.
Einmal such konnten seine zittrigen Hände das Schüsselchen nicht festhalten, es fiel
zur Erde und zerbrach. Die junge Frau schalt, er sagte aber nichts und seufzte nur.
Da kaufte sie ihm ein hölzernes Schüsselchen für ein paar Heller, daraus musste er
nun essen.
Wie sie da so sitzen, so trägt der kleine Enkel von vier Jahren auf der Erde kleine
Brettlein zusammen. „Was machst da?“ fragte der Vater. „Ich mache ein Tröglein“,
antwortete das Kind, „Daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich groß bin.“ Da
sahen sich Mann und Frau eine Weile an, fingen endlich an zu weinen, holten
alsofort den alten Großvater an den Tisch und ließen ihn von nun an immer
mitessen, sagten auch nichts, wenn er ein wenig verschüttete.
Gebrüder Grimm: Der alte Großvater und der Enkel
Es ist ein uraltes Märchen, das uns auffordert, nach positiven und überzeugenden
Formen des Umgangs mit Senioren zu suchen - in Familien, Gemeinden und in
unserer Gesellschaft
I.
Seniorenarbeit gehört in jedem Bezirk zum Grundbestand der Arbeit.
In unseren Gemeinden begegnen uns Senioren in vielfältiger Weise.
- Jeder Gottesdienst ist von vielen, meist treuen Seniorinnen und Senioren besucht
und ist für sie eine wichtige Kontaktebene.
- Pastorinnen und Pastoren haben durch die Geburtstagsbesuche zu den über
70jährigen regelmäßigen Kontakt– sofern diese Besuche noch zur Regel gehören.
- Wir feiern goldene und diamantene Hochzeiten oder Adventsfeiern.
- Der Seniorenkreis wird von vielen Pastorinnen und Pastoren als sehr dankbare
Aufgabe erlebt, weil die bisherigen älteren Seniorinnen und Senioren eine leichter
zufrieden zu stellende Personengruppe ist als andere.
Bezirksspezifisch könnte man andere Formen anreichern. Durch sie wird vor allem
den Menschen im vierten Lebensalter Wertschätzung, Aufmerksamkeit,
Geborgenheit und Dazugehörigkeit vermittelt.
Manches ist institutionalisiert und wird wahrgenommen. Und ich danke Ihnen für
diese regelmäßigen Schritte, die Sie in den Bezirken gehen und aufrecht erhalteen.
Sie sind Ausdruck einer gesunden Kultur des Umgangs mit Senioren, unserer
Liebe ihnen gegenüber.
Wir gestalten heute die Welt von morgen, in die wir unweigerlich hinein leben und wir
werden dann so liegen, wie wir uns gebettet haben. In welcher Kultur des Umgangs
mit Seniorinnen und Senioren (jüngeren bis hochbetagte) wir uns dann wieder finden
– dazu legen wir heute schon die Grundsteine in Gesellschaft und Gemeinde.
2
II.
Aus einer Fülle von Überlegungen und Möglichkeiten greife ich fünf mir
wichtige Schwerpunkte auf:
1. Seniorenarbeit braucht Kenntnisse über die altersspezifische Situation der
Älteren:
Heute Morgen enthielt das Referat Informationen über Phasen des Alterns, über die
„vierfache Veränderung des Alters“, über Altersbilder und die Veränderungen des
Altersspektrums, dass man Altern stärker in individuellen Prozessen denken und sich
nicht vorrangig an statischen Zahlen orientieren soll. Es ging um Demenz, um
Hochaltrigkeit als kommende Herausforderung und vieles andere, dass unsere
Kenntnis bzw. unsere Grundeinstellungen korrigierte oder bestärkte.
Mir macht das wieder bewusst, dass wir wie z. B. für die Kinderarbeit auch
altersspezifisches Wissen brauchen. Ich möchte Sie deshalb zur fachlichinhaltlichen Vertiefung Eures Wissens über Senioren reizen.
Für unsere diakonische und seelsorgerliche Begleitung von Seniorinnen und
Senioren brauchen wir Informationen darüber, welche Chancen und
Möglichkeiten, aber auch Probleme und Herausforderungen sich in der
jeweiligen Altersstufe eröffnen.
(Das wird ein Schwerpunkt unseres nächsten Mitarbeiterseminars sein.)
-
Das gilt für die Jungen Senioren im Übergang zwischen Beruf und
Ruhestand.
Themen: Rollenveränderungen, Gestaltung der neuen Phase,
Wertung der Lebensarbeit …
-
Ebenso für die Älter werdenden, denen oftmals die gesundheitliche
Veränderung aufzwingt, einen neuen Lebensstil zu entwickeln.
Themen: Wenn der Lebenspartner stirbt; wenn fremde Hilfe nötig wird,
loslassen, …
-
und für die Hochbetagten und Sterbenden gilt es entsprechend.
Themen: Hospiz, Vorbereitung auf das Lebensende,
Ehrenamtsstrukturen dafür aufbauen, …
Wichtig für die Begleitung von Älteren ist, von den Alterns-Prozessen etwas zu
wissen. Ich möchte Offenheit wecken und Lust machen, sich um diese inhaltlichen
Fragen zu mühen.
Bitte machen Sie sich nicht allein auf den Weg, sondern holen Sie sich in
Iheren Bezirken andere ins Boot: Beruflich mit Älteren Umgehende. Es gibt
Fachkenntnis bei Altenpflegerinnen, Krankenschwestern, Ehrenamtlichen in
Altenheimen, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren u. a..
(Innerkirchlich: Seminar für Mitarbeitende und Interessierte; Jungseniorentag.
www.emk-bildungswerk.de – Fachbereiche; Senioren; : Diese Möglichkeiten helfen,
sich mit den Veränderungsprozessen des Alterns zu befassen. Weisen Sie bitte
darauf hin! S. auch Angebote anderer Träger – z.B. Landesarbeitsgemeinschaft ev.
Senioren (www.lages-wue.de).
3
2. Seniorenarbeit in der Verkündigung
Mir geht es nicht um neue Einrichtungen oder zusätzliche Veranstaltungen. In der
regelmäßigen Arbeit und in der Verkündigung kann die inhaltliche Arbeit mit
Seniorenthemen einen stärkeren Platz bekommen. Die inhaltliche Vertiefung gelingt,
indem wir die Lebenssituation Älterer bewusster thematisieren. Gottesdienste,
Bibelabende, natürlich auch Seniorenkreise (nicht Sonderveranstaltungen) bieten
vielfache Möglichkeiten Fragen des Alterns aufzugreifen.
Dabei geht es darum,
1. die Bedürfnisse und Hilfebedarf der Senioren zu thematisieren, auch die ethischen
Fragestellungen. Es geht um Anregung zum Reflektieren der Lebenssituation.
2. Etwas von den Chancen und Gewinnen es Alters zu vermitteln. Ob wir solches
vertiefend aufgreifen können liegt wohl auch daran, ob wir die Chancen des
jeweiligen Alternsabschnitts benennen könnten und die Menschen ermutigen. Unser
eigenes Bild vom Altern prägt unsere Begleitung. Ein differenziertes Altersbild und
Kenntnisse über Lebensmöglichkeiten im Alter ermöglicht eine hilfreichere
Begleitung. (Artikel „Altersbilder“ in „Blätter für die Arbeit mit Älteren“ Ausgabe 2004).
Eine Vielfalt von Inhalten und Themen sind dabei möglich.
Alter ist in keiner Phase nur auszuhalten und zu erdulden, sondern zu gestalten.
Alter ist eine sehr lange Lebensphase geworden.
- Es gibt vielfältige biblische Spuren, die wir in der Verkündigung aufgreifen
können. Wie gestalten Senioren das Alter (Simeon und Hannah)? Was machen
biblische Figuren falsch, wie könnte man hilfreicher handeln (Nachfolgeregelung des
David).
Texte als Ausgangspunkte (Psalm 71), thematische Predigten über Würde des
Menschen im Alter (Nächstes „Horizonte“-Heft).
Christliche Hoffnung aufs ewige Leben, aus der man Kraft für den immer enger
werdenden Lebenskreis ziehen kann, ohne dass es zur Flucht wird.
In Seniorenkreisen können Themen aufgegriffen werden, die sich mit der
Lebenssituation älterer befassen: Besuch im Altersheim, Demenz, Versöhnung mit
der Lebensgeschichte, Biographiearbeit, Gedächtnistraining, …
Ethische Fragestellungen um das Ende des Lebens herum können aufgegriffen
werden (Sterbehilfe, Patientenverfügung …).
Meine Beispiele treffen wenig die Situation von Jungsenioren, weil ich die noch extra
aufgreife.
Bei den Mitarbeiterseminaren wird das Miteinander der Generationen immer wieder
von Teilnehmenden thematisiert. Wir sammelten eine Fülle von Ideen für die
Begegnung zwischen Alt und Jung.
Es gibt viele Chancen inhaltlicher Vertiefung. Natürlich darf auch mal extra was sein.
3.
Die Arbeit mit jungen Senioren.
Wir erleben eine geschichtlich noch nie da gewesene Situation. Eine so große
Anzahl von Berufsarbeit befreiter Menschen gab es noch nie. Wir haben darum auch
4
noch keine prägende Kultur entwickelt. Wir sind in den Bildern vom Ruhestandsleben
zu sehr im Fahrwasser derzeitiger Zeitströmung: Wir brauchen Vorbilder, die Neues
leben, die Modelle leben, die Initiative ergreifen.
Dazu muss ein neues Bewusstsein unter den Jungsenioren wachsen.
Neben allen Rechten, die Senioren haben, haben sie auch Pflichten gegenüber der
Vorgeneration und den nachfolgenden Generationen. Neben aller Freiheit des
Ruhestands gilt trotzdem weiterhin, dass kein Bereich des Lebens aus einem
verantwortlichen Leben ausgeschlossen werden kann.
Die jüngeren Seniorinnen und Senioren, die gegenüber früher 10 – 15 gute Jahre
haben, brauchen Leitbilder, ja müssen selbst Leitbilder entwickeln für ihre
gesellschaftliche Rolle, auch ihre Rolle in der Gemeinde.
Wenn Jungsenioren meinen, sie könnten ihre Verantwortung in der Gemeinde
gänzlich an jüngere abgeben, dann verkennen sie den beruflichen und familiären
Druck, der sich in den nächsten Jahren auf die wenigen Berufsjahren noch
verstärken wird. Die Lasten auch der Gemeindearbeit müssen in Zukunft mehr auf
denen liegen, die sie tragen können als bei denen, denen man sie innerlich
zuteilt. Wer Befähigungen hat, sollte in Verantwortung bleiben, nicht zwingend in
allen früheren Ämtern.
Jungsenioren sind statistisch gesehen finanziell so gut gestellt wie keine Generation
davor, gesundheitlich gut dran, sie haben ein hohes Bildungsniveau und Fertigkeiten
wie keine frühere Seniorengenerationen.
In ca. 10 Jahren werden die 60- 65-Jährigen die mit Abstand stärkste Altersgruppe
der Gesellschaft und damit auch stärker in den Gemeinden sein. Diese Veränderung
sollten wir in den Bezirken wahrnehmen. Und wir sollten darauf reagieren.
In der früheren SJK gab es im Jahr 2001 in 98 Bezirken schon siebzehn Gruppen
von Jungsenioren. Im früheren Südwesten konnte ich 2003 von neun Gruppen
hören. Hauptsächlich von Wandergruppen, aber auch Haus- und Gebetskreise.
Vielfach sind die jüngeren Seniorinnen und Senioren bei uns in den Bezirken auch in
bestehende altersübergreifende Gruppen eingebunden.
Ich vertrete seit Jahren, dass wir als Kirche dieser Altersgruppe viel mehr
Aufmerksamkeit aufwenden sollten. Sie sollen durch unsere kirchliche Arbeit ermutigt
werden, die Gestaltungsaufgabe für durchschnittlich 20 - 25 Jahre in der
nachberuflichen Phase aktiv anzupacken. Sie brauchen dazu Unterstützung durch
die Kirche und die Bezirke in einer doppelten Richtung:
1. Junge Senioren sind Menschen, die für die spezifischen Herausforderungen ihres
Lebensabschnitts die Aufmerksamkeit der Kirche erfahren sollten. Ihre Bedürfnisse
und ihre Probleme sind ernst zu nehmen.
Mit ihnen gemeinsam müssen Antworten entwickelt werden auf die Fragen: Wie will
ich den kommenden Lebensabschnitt leben? Was ist mir, was ist uns als Ehepaar
wichtig? Welche Aufgabe suche ich mir, für was oder für wen will ich mich
engagieren? Wie können wir „Geistliches Leben – Spiritualität“ leben?
In der Phase der Entpflichtung und der Entschleunigung des Lebens ist es wichtig
sich neu zu orientieren. Jungsenioren dürfen sich nicht zurückziehen in
Privatsphäre.
5
2. Die zweite Richtung: Die Kompetenz und das Wissen, aber auch die geistliche
Kraft dieser Generation für die Kirche und die Gesellschaft zu aktivieren.
Die praktische, kräftemäßige Kapazität dieser Menschen, aber auch die persönlichen
und geistlichen Erfahrungen wären für uns als Kirche, als Bezirke und Gesellschaft
ein unentbehrlicher Schatz.
Es ist eine große Aufgabe, Jungsenioren neue, ihnen angemessene
Mitarbeitsformen anzubieten und sie nicht in die vorhandenen Strukturen zu pressen.
Eine neue Ehrenamtskultur entwickelt sich und ebenso benötigen wir neue
ungewohnte Mitarbeitsformen. Es braucht: Überschaubare Zeiträume der
Verpflichtung, Ausbildung für die Aufgaben, klare Rahmenbedingungen - Klare
Aufgabenbeschreibung – so sind sie es vielfach aus ihrer beruflichen Arbeit gewohnt
und darauf lassen sie sich ein. ( z.B. Hospizarbeit für 3 Jahre mit Ausbildung und
Begleitung; zuständig - für die Kirchenbuchführung und die Meldung aller
Personalien an die Gemeindebriefredaktion, mit Studentenmeldung …; Bauaufgaben
eigenständig umsetzen.)
Ich verweise: Vortrag: Kirchliche Arbeit mit jungen Seniorinnen und Senioren
im Internet – www.emk-bildungswerk.de – dann Arbeitsbereiche; Senioren;.
4. Der Stellenwert der Seniorinnen und Senioren und der Seniorenarbeit in
der Gemeinde.
In jedem Bezirk und in der Kirche müssen wir uns fragen, welches Gewicht die
Seniorenarbeit im Verhältnis zu anderen Formen der Gemeindearbeit.
„Die Zukunft der Gemeinde ist die Jugend.“ Diesen Satz hinterfrage ich. Senioren
sind immer wieder aufgefordert, zugunsten der Jugend zurückzutreten. Das darf ja
auch mal so sein, aber es darf nicht zur grundsätzlichen Tendenz werden. Jeder
Bezirk sollte bei seinen Planungen darauf achten, dass die Schwerpunkte nicht zu
einseitig ausfallen.
Meine These: Die Zukunft der Gemeinde liegt an missionarisch gesinnten
Menschen jeden Alters.
Eine Hilfestellung für das Gespräch über die Seniorenarbeit auf dem Bezirk habe ich
dabei: Eine Checkliste zur Erhebung der Seniorenarbeit auf dem Bezirk
(Internetauftritt der EmK-Seniorenarbeit zum downlload). Ein Schwerpunktgespräch
der BK oder eines entsprechenden Ausschusses könnte damit vorbereitet werden.
Zwingend sollten dazu auch Vertreter der Älteren dazu mit eingeladen werden.
Es wird dabei wichtig sein, die verschiedenen Altersgruppen im Alter zu
unterscheiden.
Dabei wird erkennbar werden, dass wir auch zu diakonischer und seelsorgerlicher
Begleitung herausgefordert werden. In den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten wird
das eine stärkere Betreuungsstruktur erforderlich machen als bisher. Wenn wir
unser Reden von der Würde alter Menschen ernsthaft in konkretes Handeln
umsetzen wollen, dann müssen wir sie in ihren Problemen und Fragen ernst nehmen
und begleiten. Viele leben schon in Heimen oder kommen nicht mehr aus dem Haus.
6
Um jüngere Seniorinnen und Senioren zu gewinnen muss man ihr Interesse treffen. .
Sie kommen nicht, weil sie jetzt zu den Alten gerechnet werden. Ich möchte vor allem
ermutigen, interessenorientierte und generationenübergreifende Ideen zu entwickeln.
Projekte, in denen Seniorinnen und Senioren Fähigkeiten und Fertigkeiten,
Kenntnisse und Erfahrungen einbringen können oder wo sie erkennen, dass man sie
braucht.
5.
Seniorenarbeit ist missionarische Arbeit
Drei wesentliche Ansätze, um Menschen dafür zu gewinnen, ihr Leben Gott
anzuvertrauen, gelten genauso für die Seniorenarbeit:
1.
2.
3.
- Evangelistisch ausgerichtete Veranstaltungen / Themen nur für
Seniorinnen und Senioren kommen wenig vor.
Im Gottesdienst, in Seniorenkreise kann zur Entscheidung aufrufen
werden; es müssen keine Sonderveranstaltungen sein.
- Seelsorgerliches Nachgehen, Begleitung
- Anknüpfungspunkte an der Lebenssituation und Bedürfnissen:
z.B.: Trauer, Loslassen, Allein sein,
Seminar Übergang in den Ruhestand;
- Einbindung in eine Gemeinschaft, Kontaktnetz,
Auf solchem erlebtem Untergrund können Glaubenimpulse
weitergegeben werden.
- Diakonische Ansatzpunkte suchen
(Besuchsdienst, Sterbebegleitung, pflegende Angehörige
begleiten… Mittagstisch für Ältere, Altenheimarbeit … )
Ich will mich nicht in der Aufzählung von Möglichkeiten zu diesen Ansatzpunkten
verlieren. Das Bundessamt für Familie… hat in sieben Bereichen 70
Betätigungsformen zusammengetragen, das ist eine längst nicht vollständige Liste.
Christliche Gemeinde als eigener Bereich für Engagement fehlt dort
(erwartungsgemäß) ganz.
Selbst wenn auf unseren Bezirken zahlenmäßig wenige junge Seniorinnen und
Senioren leben, denke ich daran, dass wir in Kooperation mit anderen
Seniorenarbeitsträgern unserer Orte in die Öffentlichkeit gehen können. Partnern
können Diakoniestationen, Heime oder VHS sein. Manches kann ökumenisch
leichter geleistet werden. (Semiar-Reihe zum Übergang in den Ruhestand anbieten;
pflegende Angehörige: „Pflege zwischen Wut und Pflege“; „Gewalt in der häuslichen
und stationären Pflege“(s. nächste Ausgabe der Horizonte); Versöhnung mit der
Lebensgeschichte – Artikel und praktische Anleitung für einen Nachmittag zu
Biographiearbeit in den „Blättern“ 2003.
Ich glaube, dass wir als Christen neben aller menschlicher und praktischer Hilfe und
Zuwendung in den Krisen dieses Lebensalters auch immer von unserem christlichen
Glauben her relevante Gedanken dazu beizutragen haben - zur Sinnfrage, die sich
immer wieder biographisch neu stellt, zu Versöhnung mit dem Leben oder mit
anderen, zur christlichen Hoffnung. Dass Gott uns durch alle Lebensphasen hindurch
begleitet ist ein wertvoller Schatz. Missionarische Seniorenarbeit hält zusammen,
was schon bei Jesus zusammengehört: Diakonische Sorge um den Menschen und
Einladung zum Heil in Jesus Christus.
7
Schluss:
Ich traue Ihnen und Ihrer Liebe für die Älteren viel Kreativität zu.
Packen Sie nächste Schritte an mit einigen Engagierten und Interessierten,
zusammen auch mit beruflich gebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Entwickeln Sie auf Ihrem Bezirk eine gute Kultur des Umgangs weiter. Wie schon
gesagt: Sie stehen alle nicht bei null.
Tragen Sie mit dazu bei, dass wir gesellschaftlich nicht am Geldverteilen zwischen
jung und alt hängen bleiben, sondern dass wir nachdenken über eine
generationenübergreifende evangeliumsgemäße Kultur des Lebens und des
füreinander Verantwortung tragen – auf vielerlei Weise.
Ich habe einen Traum!
Dass ältere und jüngere zu einer Kultur des Umgangs finden, in der Aufmerksamkeit,
Wertschätzung und gegenseitige Hilfe selbstverständlich sind;
dass man eines Tages nicht vom Krieg der Generationen reden wird, sondern eine
gemeinsam getragene Bewegung entsteht, bei der sich Menschen aller
Generationen um eine zukunftsfähige Kultur des Zusammenlebens und der
Gestaltung der Gesellschaft mühen.
Das sich das Gespräch über den Glauben nicht mehr an Formen und Musikstilen
entzündet, sondern an den Gotteserfahrungen, an dem, was Gott einem in der
jeweiligen Lebenssituation Gutes tut, und wie er hilft.
Ich habe einen Traum, dass Alte und Junge gemeinsam aufstehen gegen unwürdige
Lebensbedingungen zu Hause oder in Einrichtungen.
dass Verständnis wachsen
dass unsere Gemeinden zu Keimzellen werden, in denen …
Bitte träumen Sie diesen Traum weiter.
Oktober 2004
Erwin Ziegenheim, Sekretär für Seniorenarbeit der SJK
8
Älter werden und alt sein in unseren Gemeinden
Impulse zum Gruppengespräch:
1. Was hat Sie in den Einheiten heute Morgen und in der Einführung zur
Gemeindearbeit mit Seniorinnen und Senioren am meisten herausgefordert?
2. In welcher Weise erfahren in Ihrem Bezirk Senioren Wertschätzung,
Aufmerksamkeit, Geborgenheit und Dazugehörigkeit?
Welche Form gibt es bei Ihnen, die über die traditionellen hinausgeht?
(Seniorenkreis, Geburtstagsbesuche)?
3. Welche Chancen und Möglichkeiten, aber auch Probleme und Herausforderungen
von Älteren sind Ihnen in den letzen Monaten begegnet?
Im Hinblick auf jungen Senioren im Übergang zwischen Beruf und Ruhestand.
Im Hinblick auf Älter werdende, denen v. a. die gesundheitliche Veränderung
oder sonstiger Einbruch aufzwingt, einen neuen Lebensstil zu entwickeln.
Im Hinblick auf die Hochbetagte und Sterbende.
4. In welcher Weise nutzen Sie Möglichkeiten der Fortbildung für sich und für
Mitarbeitende, um die Seniorenarbeit nicht nur „aus dem Handgelenk“ zu erledigen?
Welche Angebote kommen Ihnen zu Gesicht?
5. In welcher Weise könnte es gelingen, in der Verkündigung und im Gemeindeleben
stärker Inhalte aus der Lebenssituation Älterer aufzugreifen und zu thematisieren?
Welche Beispiele haben Sie erlebt bzw. selbst realisiert?
6. Auf was muss man Ihrer Meinung und Erfahrung nach besonders achten, wenn
man Junge Seniorinnen und Senioren für die Arbeit des Bezirks gewinnen will?
Welche Form von Integration und Mitarbeit gibt es schon in den Bezirken?
Welche neuen Projekte bzw. Modelle der Arbeit für und mit Jungen
Seniorinnen und Senioren kennen Sie bzw. sind Sie selbst angegangen?
7. Welchen Stellenwert hat bei Ihnen die Seniorenarbeit? Warum?
8. Welcher Ansatz für eine missionarische Seniorenarbeit erscheint Ihnen am
hilfreichsten?
(evangelistische Verkündigung, seelsorgerliche Anknüpfungspunkte,
Einbettung in Kontakte, diakonisches Projekt)
Oktober 2004
Erwin Ziegenheim
Herunterladen