Primiz für Stefan Fleischmann in St. Urban am 27. Juni 2004, Lk 5, 1

Werbung
Primiz für Stefan Fleischmann in St. Urban am 27. Juni 2004, Lk 5, 1 -11
I. Als der spätere Liturgiewissenschaftler Angelus Häußling als junger Mann in das Kloster
Maria Laach eintrat sagte ihm der Novizenmeister den Satz:
Merken sie sich, wenn sie Mönche werden, wenn sie Priester werden, sie erlangen keine
höhere Würde als die, die sie schon haben: ein Christ zu sein.
II. Es scheint mir geboten, zunächst von dem zu sprechen, was uns alle verbindet, die wir
heute an diesem Sonntag mit einander Eucharistie feiern
Es ist die Würde der Gotteskindschaft, die uns in der einen Taufe geschenkt wurde und die
uns zusammenführt in die Gemeinschaft der Kirche, die uns eingliedert in das eine Volk
Gottes.
Die Taufe ist es, die uns aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat, wie es im
1.Petrusbrief heißt.
Die Taufe ist es, die uns zu Christen macht und uns die Freiheit der Kinder Gottes schenkt.
Die Taufe ist es, die uns den Zugang eröffnet zu Gott und seinem Geheimnis, dass wir
erkennen, bekennen und verherrlichen können.
Die Taufe ist es, das neue Volk Gottes zum Königreich und zu Priestern für Gott gemacht.
Die Taufe ist es, die uns als Kirche die Sendung Jesu Christi in und für die Welt in unserer
Zeit fortsetzen lässt.
Wenn wir miteinander Priesterweihe und Primiz feiern, dann wollen wir uns das zuallererst
bewusst machen, dass es die Taufe ist, die uns zur Kirche macht und wir alle, als Getaufte
berufen sind mit unserem ganzen Leben eine Antwort zu geben.
Merken sie sich, wenn sie Mönche werden, wenn sie Priester werden, sie erlangen keine
höhere Würde als die, die sie schon haben: ein Christ zu sein.
III. In der Ordination, in der Priesterweihe wird dem getauften Mann durch die Vollmacht des
Bischofs ein Dienst übertragen, ein Ministerium. Es ist ein Dienst, den der Priester an und in
der Kirche, an und im Volk Gottes ausübt.
Es ist keine höhere Seinsstufe, sondern es ist ein In - den - Dienst genommen werden. Nicht
zeitlich begrenzt oder mit einer bestimmten BegabungFertigkeit der Person, sondern mit
seiner ganzen Existenz.
So wie es auch für jeden Getauften gilt, ganz und gar zum Volk Gottes zugehören, nicht nur
zu bestimmten Zeiten des Jahres oder seines Lebens.
Der Priester findet die Gemeinde immer schon vor, er gründet sie nicht, er macht sie nicht,
sondern da sind schon immer Menschen, denen er mit seiner Sendung zu dienen hat.
Für sie ist er im guten Sinne ein Dienstleister.
Aber nicht für jede Erwartung steht der Priester mit seinem Dienst ein, sondern dafür dass
gleichsam die Identität der Kirche des Volkes Gottes in der Welt durch alle Getauften gewahrt
bleibt. Er dient der Kirche, der konkreten Gemeinde an ihren Grundvollzügen:
Der Verkündigung, der Liturgie und der Diakonie.
1.Der Dienst der Verkündigung.
Kirche als ganze ist immer messianisch und verkündigend.
Sie hat das Evangelium Jesu Christi zu den Menschen bringen kann, besonders zu denen, die
es noch nicht oder nicht mehr kennen. Dazu wird sich die Kirche und die konkrete Pfarrei
gerade in unseren Tagen neue Wege und neue Formen überlegen müssen. Der Priester dient
der konkreten Gemeinde dazu mit seiner Verkündigung. Er trägt Sorge dafür tragen, dass er
selbst und die Gemeinde das Wort des Lebens immer neu hört und bedenkt und dann
entscheidet was zu tun ist.
Das geschieht im vertrauten Kreis des Bibel – teilens, im sonntäglichen Dienst der
Schriftauslegung aber auch dort, wo in Katechese oder Schulunterricht das Wort Gottes
gleichsam an den Mann gebracht werden muss.
Der Dienst des Priesters ermutigt und bestärkt die Getauften zum Zeugnis für das Wort
Gottes.
Er ist aber nie der einzige, der Verkündigungsdienst leistet. Denken wir an die vielen Eltern
oder Lehrer, an Gruppenleiter oder die anderen kirchlichen Dienste. Auch sie verkünden.
2.Der zweite Grundvollzug: Der Dienst der Liturgie.
Unverzichtbar wie das beständige Hören auf Gottes Wort für das Volk Gottes die bleibende
Gemeinschaft mit Jesus Christus durch die Feier der Sakramente.
Diese Gemeinschaft muss immer wieder gesucht, erinnert und gefeiert werden. Durch die
Feier der Lebenshingabe Jesu Christi für die Welt in den Sakramenten werden alle Glieder der
Kirche, wird das Volk Gottes auferbaut und bestärkt zu seiner eigenen Lebenshingabe.
Zur Fortsetzung der Sendung Jesu im konkreten Leben, durch die ganz konkreten, kleinen
Schritte des Alltags, in denen die Getauften den Weg Jesu nachgehen, seine Botschaft
umsetzen. In den Sakramenten, besonders der Eucharistiefeier, die der Priester leiten darf,
geschieht im Sakrament das, was in der alltäglichen Welt durch jeden getauften wieder und
wieder zu geschehen hat. Die Hingabe seines eigenen Lebens an den Nächsten, an die Not des
anderen, die Unerschütterlichkeit und Großherzigkeit der Liebe.
Dass dies dem Volk Gottes in Fleisch und Blut übergeht, feiert sie unter Leitung des preisters
immer neu die Eucharistie als zeichenhaftes, sakramentales Bild dieser Lebenshingabe Jesu
Christi.
Gerade in der Eucharistiefeier wird deutlich, wie sehr der Priester der Gemeinde dient, wenn
er als Vorsteher der Versammlung doch selber erst einmal die Gaben von Brot und Wein
empfängt, in die Hände gelegt bekommt, um sie dann wieder zu reichen, auszuteilen als Brot
des Lebens und Trank des Heiles. Alles, was er geben kann, hat er selber erst einmal
empfangen von Gott durch die Gemeinde.
3. Der dritte Grundvollzug ist die Diakonie oder Caritas, eben die Nächstenliebe.
Sie ist nicht das letzte, sondern mit der Liebe zu sich selbst und zu Gott ja die Erfüllung des
christlichen Glaubens schlechthin.
Wir sind als Volk Gottes mittlerweile daran gewöhnt, dass alle Belange der Sorge um die
Schwachen und Armen in der Gemeinde delegiert werden können an die Profis der Caritas
oder der Diakonie.
Darin liegen gewiss Chancen, aber auch eine große Gefahr.
Wir dürfen als konkrete Ortsgemeinden die Sorge und den Einsatz für die Armen und
Notleidenden niemals aufgeben. Dass sie im Blick behalten werden, dass sie zur Sprache
kommen und zu ihrem Recht verholfen wird, das ist jesuanisches Handeln. Der Priester, der ja
auch immer Diakon ist und bleibt, hat dafür zu sorgen, dass die Gemeinde ihren Dienst an den
Armen, ihre Diakonie ausüben kann. Hat hinzuweisen und zu bestärken. Und ebenso hat er als
einer, der hier einen Dienst übertragen bekam den schwachen stimme zu geben und sie von
den Rändern in die Mitte zu stellen, wie Jesus es immer wieder selber getan hat.
IV. Durch seine Ordination wird der Priester gesandt zum Dienst an der Kirche, näherhin zum
Dienst an den drei Grundvollzügen der Kirche.
Dafür ist der Priester da.
Es wird schon deutlich, dass es also nicht um eine Entrückung oder um eine Absonderung
geht, als ob der Priester dem ungläubigen und gottunerfahrenen Kirchenvolk
gegenüberstünde.
Der Priester ist auch kein Hochwürden, ebenso wenig wie die Menschen mit denen er es zu
tun hat seine Vasallen sind.
Umgekehrt aber ist genauso zu sagen, dass der Priester zwar zum Dienst an der Sendung der
Kirche ordiniert und in diesem Sinne auch zu fordern ist, dass aber dieser Dienst dort an die
Grenzen stößt, wo man meint, der Priester müsse diese Sendung alleine ausüben, quasi
stellvertretend für uns alle oder über diese Sendung hinaus Zuständigkeiten und Kompetenzen
besitzen um vom tropfenden Wasserhahn im Kindehrgartenklo bis hin zum Faschingsprinzen
alle Erwartungen abzudecken.
Der Priester ist nicht der „Hanswurst“ der Kirche. Er hat sich nicht zum „Hanswurst“ zu
machen und braucht sich von niemandem zum „Hanswurst“ machen zu lassen.
Darum ist zu fragen, ob der Dienst des Priesters an der spezifischen Sendung des Volkes
Gottes nicht dadurch gefährdet ist, dass durch Beharren auf Zulassungsbedingungen und eine
Anhäufung der Zuständigkeiten der Priester dem Volk Gottes nur noch als Manager eines
mittleren Betriebs oder als ausgelaugte Zelebriermaschine begegnet.
Hier ist die Identität der Kirche und die Sendung des Priester höchsten Beschädigungen
ausgesetzt.
Das Volk Gottes muss sich wohl noch viel mehr klar werden, was unser eigentlicher Auftrag,
unsere Sendung als Kirche ist in dieser Welt und wo wir vielleicht Abstand nehmen müssen
und Dinge bleiben lassen, damit deutlich wird, was unser Auftrag von Jesus Christus her ist.
V. Kehren wir zum Evangelium zurück, dass du dir ausgewählt hast und bei dem bisher
Gesagten da war.
Auf dein Wort hin – lautet dein Vers, unter den du deinen Dienst und deine Sendung als
Priester gestellt hast.
Wenn wir das Gehörte über die Taufe und den Dienst des Priesters an der Sendung des
Volkes Gottes und ihrer drei Selbstvollzüge dabei mit bedenken, möchte ich dir zu deinem
Primizspruch drei kuze Gedanken sagen:
2. Petrus gibt mit diesem Satz eine Antwort.
Du hast dir eine Antwort als Leitwort ausgesucht.
Bleibe als Priester einer, der Antwort gibt, es zumindest versucht.
Darum als zweites 1.: Wenn du Antwort gibst, setzt das voraus, dass du das Wort, das Jesus
Christus dir sagt, hörst.
Bleibe als Priester Hörender und Empfangender.
Die Antwort des Petrus hat eine ganz besondere Qualität, weil sie eigentlich etwas völlig
abwegiges ist:
Nach einer durchgearbeiteten Nacht ohne Fang heimgekehrt, eben noch die Netze gesäubert,
jetzt bei Tageslicht noch mal rauszufahren. Das ist nicht das, was man als Fischer tut.
Das geht gegen jede Erfahrung und jede Gewohnheit. Gegen jede Vernunft.
Darum 3.: Gib dem Raum, was in dieser Antwort des Petrus auf die Zumutung Jesu so nicht
ausgesprochen und dennoch mit den Händen zu greifen ist:
das ignatianische magis.
Es ist diese „Frechheit“ im guten Sinn
Bleibe dieser Keckheit, dieser Dreistigkeit des Evangeliums verpflichtet.
Auf sein Wort hin.
Herunterladen