Liebe Gemeinde,

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Liebe Gemeinde,
Jetzt um Weihnachten herum sind sie besonders beliebt. Sie lächeln uns überall
entgegen, auf Plakaten, in Kaufhäusern. Fast jeder von uns hat einen im
Wohnzimmer stehen. Sie lächeln uns an mit ihren meist pausbackigen Gesichtern
und obwohl sie Flügel haben, hab ich noch nie einen fliegen sehen. Die Engel.
Aber nicht nur bei uns heute spielen Engel eine Rolle, sondern auch in den
biblischen Erzählungen rund um Weihnachten. Und so auch im heutigen
Evangelium über die Flucht nach Ägypten. Aber welche Bedeutung hatten Engel
damals? Und welche Bedeutung haben sie heute? Schauen wir doch einmal etwas
genauer hin.
Die Situation dieser jungen Familie ist nicht gerade rosig. Maria ist gerade Mutter
geworden. Sie wird noch geschwächt gewesen sein von der Schwangerschaft und
der Geburt. Und noch dazu ist es nicht ein normales Kind, das sie zur Welt
gebracht hat. Ihr hat zwar vor Beginn ein Engel, auch dort schon ein Engel,
gesagt, dass ihr Kind über alle Stämme Israels herrschen soll. Sie hat es ihm schon
geglaubt. Aber bei der Geburt in einem Stall kamen ihr dann doch wieder Zweifel.
Da kamen auf einmal Hirten in den Stall und sagten ihr Kind wäre der Messias. In
einem Stall, ihr Kind. Sie muss schon etwas verwundert gewesen sein über diese
Dinge. Geschwächt von Schwangerschaft und Geburt und unsicher über ihr Kind
und diese Verheißungen war sie nun in Bethlehem, zusammen mit ihrem Mann.
Er, Josef, wollte Maria ja schon verlassen. Er hatte gemerkt, dass sie ein Kind
bekommt. Den Grund dafür wusste er allerdings nicht. Darum wollte er weg. Da
kam – ein Engel – und hat ihm gesagt er solle bei ihr bleiben, das Kind wäre vom
Heiligen Geist. Er wunderte sich zwar auch darüber, blieb aber bei Maria.
Dann bekam sie in einem Stall in Bethlehem ihr Kind. Sie war geschwächt und er
noch aufgeregter über das Neugeborene als Maria selbst.
Und dann, die Sterndeuter waren gerade gegangen, da erschien ihm auch noch ein
Engel und sagt: „Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach
Ägypten.“ Und dass der König ihr Kind töten will.
Jetzt hatten sie sich gerade etwas beruhigt und jetzt schon wieder los. Auf den
langen Weg bis nach Ägypten. Aber bevor das Kind sterben muss. In Ägypten
angekommen ist der König in Israel auch schon gestorben. Wieder erschien ihm
ein Engel im Traum. Also wieder zurück, dorthin, von wo sie geflohen waren.
Unterwegs erschien ihm aber noch mal ein Engel im Traum und sagte ihm er
müsse noch weiter in den Norden ziehen. Nach Galiläa.
Das ist schon viel gewesen für dieses junge Paar mit ihrem kleinen Kind. Aber die
Botschaften des Engels waren ja nicht schlecht gemeint. Der Engel wollte die
junge Familie ja nicht aus Jux und Dollerei durch den vorderen Orient jagen.
Seine Botschaft war allein darauf ausgerichtet dem Kind zu helfen. Und Wehe die
Späher des Königs hätten das richtige Kind gefunden. Mit Maria und Josef wäre
wohl kurzer Prozess gemacht worden. So erscheint das, was zunächst nach
Strapaze und Hektik aussieht in neuem Licht. Die Hetzerei nach Ägypten, wieder
zurück und weiter nach Galiläa ist in Wahrheit Rettung in höchster Not. Im Blick
zurück wird auch Maria und Josef klar: Gott selbst führt durch den Engel die
kleine Familie durch die Not und die Schwierigkeiten ihres Lebens.
Damit ist auch die Bedeutung des Engels im heutigen Evangelium deutlich
geworden. Der Engel ist Motiv für die Gegenwart Gottes im Leben der Menschen.
Motiv für eine Gegenwart, die Leben bewahrt, die wahres Leben erst ermöglicht.
Und welche Bedeutung können die Engel heute haben, für uns haben?
Zum einen sind sie, wie eingangs erwähnt, sympathieheischender Werbeträger
fürs Christmasshopping, wie es wohl heute heißt. Aber das kann ja nicht eine
Bedeutung im Sinne einer helfenden Gegenwart Gottes sein. Eher einer geld-ausder-tasche-ziehende Bedrohung durch den Konsum.
Engel begegnen uns heute auch in einer fast schon esoterischen Vorstellung von
Lichtgestalten. Sie würden uns Botschaften von Verstorbenen übermitteln oder
den Menschen Energie für ihr Leben bringen. Die Übergänge zum Glauben sind
an dieser Stelle sehr fließend geworden. Darum ist es gut auf die wesentliche
Bedeutung der Rede von Engeln zu achten.
Dazu möchte ich kurz ein Erlebnis von mir erzählen:
Vor genau vier Wochen bin ich von Nürnberg nach Bamberg gefahren, um hier im
Pfarrhaus einzuziehen. Auf der A73 fuhr im Wagen vor mir das Nürnberger
Christkind. Es begleitete mich sozusagen von meiner Heimat an meine neue Stelle
hier nach Bamberg. Mancher wird denken, netter Zufall. Für mich war aber kurz
vor der Ausfahrt Bamberg Süd klar, dass ist für mich kein Zufall. Für mich war in
diesem Moment sogar das kommerzialisierte Nürnberger Christkind ein Engel.
Ein Fingerzeig Gottes, dass er mir alles Gute wünscht bei meiner neuen Aufgabe.
Und dass er immer bei mir bleiben wird.
Das ist auch die Botschaft für uns alle. Engel sind ein Symbol für die Gegenwart
Gottes in unserem Leben. Eine Gegenwart, die uns durch die Höhen und Tiefen
unseres Lebens hindurch bewahrt. Die uns trägt unser ganzes Leben lang.
Die Erfahrung dieser Gegenwart Gottes in ihrem Leben. In den Glücksmomenten
und in Sorgen und Nöten. Wünsche ich ihnen und mir. Gerade jetzt in der
Weihnachtszeit. Amen.
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