2. KW 2017 [email protected] LS Journalismus und PR, Taunusstein Das Redaktionsbüro von Lutz Schulmann Mitralinsuffizienz Mini-Helfer für das Herz Der MitraClip ist eine Alternative für Patienten mit hohem OP-Risiko Die Mitralinsuffizienz (MI) zählt zu den am häufigsten diagnostizierten Herzklappenfehlern. „Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit, d. Red.) der MI bei Personen ab 75 Jahren liegt bei etwa 10 Prozent“, erläuterte Dr. Tobias Schmidt, Asklepios Klinik St. Georg. Sie kann ernsthafte Herzprobleme wie beispielsweise Herzversagen verursachen. So beläuft sich die Sterberate bei hochgradiger Mitralinsuffizienz auf bis zu 10 Prozent pro Jahr. Kathetergestützte Eingriffe haben heute die Möglichkeiten der Behandlung wesentlich erweitert, und Patienten profitieren von den minimalinvasiven Therapieoptionen, wie Schmidt zeigte. Das trifft etwa auf die Mitralklappenreparatur mittels MitraClip zu, wenn sie bei Patienten mit hohem operativem Risiko bei hochgradiger symptomatischer MI angewandt wird. der Mitralklappe angebracht wird, ohne dass dafür der Brustkorb geöffnet werden oder der Patient an eine Herz-LungenMaschine angeschlossen werden muss. Die Therapie-Entscheidung zwischen einer herzchirurgischen Operation und der interventionellen Kathetertherapie fällt dabei das „Heart Team“, welches aus Kardiologen, Herzchirurgen und Anästhesisten besteht. Bei dem Verfahren wird ein Clip an der Mitralklappe befestigt, um die MI zu reduzieren: Der Mitralklappen-Clip ist eine Art Klammer, die direkt an „Für die Entscheidung relevant sind der Patient und sein klinischer Zustand, wie etwa körperliche Aktivität und Alter, sowie die OP-relevanten Aktion Meditech: Medizintechnische Innovationen retten Leben Nebenerkrankungen zum Abschätzen des operativen Risikos“, erläuterte Dr. Tobias Schmidt. Das MitraClip-Verfahren hat sich in den letzten Jahren als Therapieoption für Patienten, bei denen ein operatives Vorgehen abzulehnen ist, etabliert. Weltweit wurden mittlerweile über 40.000 Erkrankte mit diesem Verfahren behandelt. Für die betroffene Patientenklientel belegen Registerdaten ein geringes eingriffsbedingtes Risiko sowie eine Verbesserung der Herzinsuffizienz-Symptomatik und Lebensqualität nach dem Eingriff. Behandlung der Mitralinsuffizienz: Beim Einsatz des MitraClips muss der Brustkorb nicht geöffnet werden. Krampfadern Nicht zerstören, sondern „reparieren“ Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland nach wie vor die häufigste Todesursache. Bei der Therapie von Herzerkrankungen profitieren Patienten von innovativen Medizintechnologien. Der medizintechnische Fortschritt ermöglicht schonendere Verfahren und eine bessere Versorgung, wie Ärzte und Patienten in diesem Herbst bei einer Veranstaltung der „Aktion Meditech“ in Hamburg verdeutlichten. Die Themenpalette reichte dabei von der minimalinvasiven Behandlung der Mitralinsuffizienz über den Schutz vor dem plötzlichen Herztod und die Telekardiologie bis hin zur venenerhaltenden Therapie bei Krampfadern. Medizinprodukte retten Leben, erhalten die Gesundheit und verbessern die Lebensqualität. Die Initiative „Aktion Meditech“, in der sich Unternehmen der Medizintechnologie mit Unterstützung von Ärzten, Patienten, Ökonomen und weiteren Experten engagieren, informiert die Öffentlichkeit über neue Behandlungsmethoden der Medizintechnologie. Denn um ihre Rechte auf die bestmögliche Behandlung einzufordern, wird es für Patienten immer wichtiger, sich aktiv kundig zu machen. Mehr über innovative Medizintechnologien gibt es im Internet: www.aktion-meditech.de Fotos/Illustrationen: Aktion Meditech Extraluminale Valvuloplastie sorgt für positive Rückentwicklung der Vene Dr. Dr. Dominic Mühlberger, St. Josef-Hospital Bochum, referierte, inwiefern bei Krampfadern insbesondere Risikopatienten – wie Diabetiker, Patienten mit Bluthochdruck oder Raucher – von einer venenerhaltenden Therapie profitieren können. Denn herkömmliche Therapien zielen darauf ab, die betroffene Vene zu zerstören oder gar ganz zu entfernen. Kleines Teil, große Wirkung: Der VenoPatch bildet während der Operation eine Art inneren Kompressionsstrumpf. Die so genannte extraluminale Valvuloplastie bietet im Unterschied zu den bisher gängigen Therapieansätzen zur Behandlung von Krampfadern eine „Reparatur“ der Vene. Somit besteht die Möglichkeit, die Venen gegebenenfalls in einem späteren Lebensabschnitt bei möglichen Herz- oder Gefäßoperationen als BypassMaterial zu verwenden. „Die Vene wird bei diesem Verfahren von außen mit einem so genannten VenoPatch eingeengt, sodass die Venenklappen richtig schließen und das Blut wieder entgegen der Schwerkraft gepumpt werden kann“, erläuterte Mühlberger. Der VenoPatch wird bei einem zumeist ambulant unter leichter Vollnarkose durchgeführten Eingriff wie ein innerer Kompressionsstrumpf um die betroffene Vene gelegt. Die OP dauert etwa eine halbe Stunde, bei der die Vene rekonstruiert und der Blutrückfluss verhindert wird. Nach der Korrektur der Venenklappen kann sich die Krampfader im weiteren Verlauf normalisieren und die Vene wieder auf ihr normales Maß zurückentwickeln. Telekardiologie Unter positiver Kontrolle Gut für Patient und Arzt: Mögliche Überwachungslücken bei der Nachsorge werden geschlossen Dr. Volker Leonhardt, Zentrale für Telemedizin Berlin, betont die steigende Zahl von Implantat-Trägern: Aktuell lebten in Deutschland über 600.000 Patienten mit einem implantierten Gerät, davon 470.000 Herzschrittmacher und Herausforderungen für die Versorgung liegen nach Leonhardt in der demographischen Entwicklung und der damit wachsenden Patientenzahl, der längeren Nutzungsdauer der Implantate sowie dem hohen Anteil planmäßiger Nachsorgeuntersuchungen ohne medizinische Notwendigkeit. Die Telekardiologie, also die Übertragung wichtiger „Herzdaten“ an den Arzt, bietet hier eine Lösung, da die Patienten aus der Ferne betreut werden können: „Durch kontinuierliches Home Monitoring gibt es keine Überwachungslücken bei der Nachsorge“, so Leonhardt. 130.000 ICD- und CRT-Systeme. Die jährliche Neuimplantationsrate liege bei 100.000 Herzschrittmachern sowie 50.000 ICD(Cardioverter/Defibrillator)- und CRT(Kardiale Resynchronisationstherapie)-Geräten und steige weiter. Herzinsuffizienz-Patienten sogar um mehr als 50 Prozent gesenkt werden kann“, erläuterte Leonhardt. „Die Telekardiologie erleichtert dem Arzt die Bewältigung demographischer Herausforderungen, bringt den Patienten Sicherheit und Lebensqualität und rettet Leben“, resümierte der Kardiologe. Dies unterstrich auch der Patient Wolfgang Koch, der einen Herzschrittmacher mit Home Monitoring-Technologie trägt: „Home Monitoring hat meine Lebensqualität erhöht. Man ist im positiven Sinne unter Kontrolle, denn falls mit meinem Herzen oder dem Schrittmacher etwas nicht stimmt, wird mein Arzt schnell informiert, er kann sich direkt bei mir melden und mir helfen.“ Plötzlicher Herztod Defibrillator-Weste schützt Die oft gefährliche Übergangszeit bis zur Operation kann wirkungsvoll überbrückt werden Der plötzliche Herztod (PHT) ist eine der häufigsten Todesursachen in der westlichen Welt, allein in Deutschland sterben daran jährlich 100.000 bis 150.000 Menschen. Verursacht wird der PHT durch eine Entgleisung der geordneten elektrischen Erregung des Herzmuskels, die sich zu schnellen Herzrhythmus- Übertragung per Mail, Fax oder SMS Komplikationen – wie gefährliche Veränderungen im Herzrhythmus oder technische Funktionsstörungen des Implantats – werden dem Arzt oder klinischen Zentrum umgehend per E-Mail, Fax oder SMS mitgeteilt, ohne dass der Patient etwas aktiv dazu beitragen muss. In den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und den neuen Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) ist das implantatbasierte Telemonitoring (Remote Monitoring) eine so genannte Klasse-IIa-Indikation mit dem höchsten Evidenzlevel A. Dieses erhalten nur solche Therapien, die ihren klinischen Nutzen mit zahlreichen randomisierten kontrollierten Studien belegen können. „Die in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichte InTime-Studie hat gezeigt, dass durch den Einsatz von Biotronik-Home Monitoring die Gesamtsterblichkeitsrate von „Ohne die LifeVest würde ich hier nicht sitzen“ – so ein Herzinfarkt-Patient beim jüngsten Hamburger AktionMeditech-Symposium. Via Telekardiologie ist der Arzt permanent auf dem Laufenden über den Zustand seines Patienten und kann, wenn nötig, sofort reagieren. Dr. Achim Gutersohn, St. Marienhospital Vechta, unterstrich in seinem Vortrag den entscheidenden Faktor Zeit: „Mit jeder Minute Verzögerung bis zur Defibrillation sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um 10 Prozent.“ Bei permanentem Risiko ist der implantierbare Cardioverter/Defibrillator (ICD) als wirksame Therapiemethode etabliert. Allerdings muss gemäß den kardiologischen Leitlinien eine Wartezeit eingehalten werden, weil die Patienten für die Implantation eines ICD zu krank sind oder weil sich die Pumpleistung des Herzens wieder verbessern kann, so Gutersohn. Je nach Vorerkrankung dauere diese zwischen 40 Tagen und mehreren Monaten. Die Patienten sind in dieser Wartezeit jedoch einem besonders hohen Risiko ausgesetzt, am plötzlichen Herztod zu sterben. Die LifeVest-Defibrillatorweste bietet Patienten temporären Schutz in dieser störungen bis zum lebensbedrohlichen Kammerflimmern entwickeln kann. Wird diese Entgleisung nicht innerhalb weniger Minuten durch einen elektrischen Schock (Defibrillation) beendet und der regelmäßige Herzschlag wieder hergestellt, stirbt der Patient entweder sofort, oder das Gehirn wird schwer geschädigt. Wartezeit. Sie wird zudem von Patienten getragen, deren Zustand sich noch ändern kann, weil kein permanentes PHTRisiko festgestellt wurde. Im Gegensatz zum ICD wird die LifeVest direkt am Körper getragen und nicht in den Brustkorb implantiert. Wenn ein lebensgefährlicher Rhythmus festgestellt wird, alarmiert die Weste den Patienten, bevor ein Behandlungsschock abgegeben wird. Dadurch kann der Patient, wenn er bei Bewusstsein ist, den Schock selbst verzögern. Wird der Patient bewusstlos, gibt das Gerät zuerst ein leitendes Gel über die Therapieelektroden und dann einen Behandlungsschock ab, um den normalen Herzrhythmus wiederherzustellen. Neben dem zuverlässigen Schutz für den Patienten gibt die LifeVest dem Arzt durch die Aufzeichnung der kardialen Ereignisse eine ideale Entschei- dungsgrundlage für die weitere Therapie. Aktuelle Registerdaten zeigen, dass bei einem von 14 Patienten Arrhythmien festgestellt werden, die eine ärztliche Intervention erfordern. 41 Prozent der Patienten, die eine LifeVest trugen, benötigen keine Implantation eines ICD, da sich die Pumpleistung des Herzens wieder erholt. Mehr als 100.000 Patienten weltweit wurde die Weste bislang verschrieben, jeden Tag rettet sie etwa drei Leben. „Ohne die LifeVest würde ich hier nicht sitzen“, brachte es Patient Jürgen Schmidt bei dem Hamburger Symposium auf den Punkt, der die Defi-Weste nach einem Herzinfarkt verschrieben bekommen hatte und mittlerweile einen ICD trägt. Während er alleine zu Hause war, bekam er nach einer bösartigen Herzrhythmusstörung eine lebensrettende Schock-Abgabe durch die LifeVest.