Phlebologie: Aktuelle Übersicht der therapeutischen Optionen Chronische Venenkrankheiten gehören zu den häufigsten Krankheitsbildern in der westlichen Welt Rund 50% aller Erwachsenen - 25% der Frauen, 15% der Männer und mehr als 50% der über 50-Jährigen - leiden an Krampfadern, die prinzipiell in beinahe jedem Teil des Körpers auftreten können. Am häufigsten finden Krampfadern sich in der Wade bzw. an der Beininnenseite zwischen der Leistengegend und dem Knöchel. Sie sind nicht nur unansehnlich und unangenehm, sondern können Schwellungen in den Knöcheln und Beinen hervorrufen und sind oft mit Schmerzen verbunden. Ohne Behandlung können die Symptome zu massiven Hautveränderungen und in 1% der Fälle sogar bis zum offenen Bein führen. Das Risiko, Venenentzündungen oder Thrombosen zu erleiden, ist wesentlich erhöht. Besondere Risikofaktoren, die zur Entstehung von Krampfadern beitragen, sind genetische Faktoren, Fettsucht, Schwangerschaft, hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren sowie Berufstätigkeit oder Hobbys, die längeres Stehen erfordern, aber auch frühere Venenerkrankungen wie Thrombosen (Verstopfung einer Vene infolge Bildung eines Blutgerinnsels). Eine Hauptursache für Krampfadern ist die venöse Rückflusserkrankung, verursacht durch undichte oder "inkompetente" Klappen in den großen Stammvenen, die im Bein von der Leistengegend bis zum Knöchel und an der Rückseite der Wade verlaufen. Sind die Venenklappen geschädigt, fließt das Blut nicht mehr zum Herzen hin, sondern in die Venen zurück (venöser Reflux). Der dadurch entstehende erhöhte Druck in den Venen bewirkt, dass die Beine schmerzen, anschwellen und ermüden. Außerdem ist er ein Auslöser für sichtbare Krampfadern. Die Farbduplex-Ultraschalluntersuchung stellt heute den Goldstandard zur Beurteilung der Beschaffenheit und des Flussverhaltens der Venen der unteren Extremität dar. Es handelt sich um eine nicht invasive Ultraschalluntersuchung bei der mit Hilfe von Farbe die Richtung des Blutflusses anzeigt wird. Es wird damit eine exakte anatomische Kartierung von Veränderungen der untersuchten Venenabschnitte ermöglicht. In Folge kann ein genauer Behandlungsplan ausgearbeitet werden und die Ergebnisse der Behandlung werden damit vorhersehbarer. Dem Spezialisten für Venenerkrankungen (Phlebologe) steht heute eine große Palette an konservativen und operativen Therapieverfahren zur Verfügung. Die Kompressionsbehandlung hat nicht nur einen therapeutischen Effekt (Behandlung eines Venenleidens wie z.B. eines venösen Ulcus), sondern kann auch vorbeugend eingesetzt werden (z.B. Stützstrumpf bei stehendem Beruf). Industriell gefertigte Kompressionsstrümpfe aus hochwertigen Materialien und in nahezu allen Farben werden angeboten, sie können den Abfluss des venösen Blutes beschleunigen und den Stoffwechsel im Bein verbessern Bei den operativen Verfahren ist die stadiengerechte Varizenoperation mit Unterbindung der Stammvene in der Leiste/Kniekehle und Ziehen („Stripping“) der erkrankten Venenabschnitte nach wie vor als die Methoden der Wahl anzusehen und stellt den Goldstandard zur Behandlung der Stammvarikose dar. Sie kann heute auch unter Lokalanästhesie (insbesondere das Tumeszenzverfahren) bei nur geringer Gewebetraumatisierung durchgeführt werden. Für ein optimales Ergebnis bedarf es eines phlebologisch versierten Operateurs. Im Idealfall werden Diagnostik und Therapie (Duplexsonographie und Operation) von ein und der derselben Hand durchgeführt. Das Therapiespektrum ist in den vergangenen Jahren durch neuere Methoden mit geringem invasivem Vorgehen ergänzt worden. Hierzu zählen die so genannten endovaskulären Verfahren, es werden dabei spezielle Katheter in die Vene eingeführt und diese damit verschlossen. Es sind dies die Radiofrequenztherapie (in der Anwendung gleicht dieses Verfahren jenem des Lasers. Anstelle von Laserenergie wird mittels Strom die Venenwand erhitzt und so das Endothel zerstört), die endovenöse Lasertherapie sowie die Schaumsklerosierung. Damit wird dem allgemeinen Trend in der medizinischen Versorgung zur minimallen Invasivität Rechnung getragen. Der Ablauf einer Behandlung wird wie folgend beschrieben Unter Verwendung des Doppler-Ultraschalls wird der Verlauf der erkrankten Venen zuerst mit Farbe an der Haut über der Vene markiert. Ein dünner Katheter wird dann über einen kleinen Hautstich in die erkrankte Vene eingeführt und die erweiterte Vene mittels Laserenergie (EVLT™) oder Radiowellen (VNUS-Closure®) geschrumpft. Die behandelte Vene wird sich dann nach einiger Zeit von selbst ohne Operation auflösen. Es entstehen praktisch keine Narben, die Behandlung ist wenig schmerzhaft und kann auch meistens ambulant erfolgen. Sichtbare Krampfadern an der Haut, zumeist an den Unterschenkeln, werden in der gleichen Sitzung über kleine Stichinzisionen mittels speziellem Häckchen entfernt (sogenannte Miniphlebektomie). Vor jeder Behandlung sollte eine ausführliche Untersuchung erfolgen. Ein Arzt mit großem phlebolgischem Spektrum wird patientenorientiert behandeln und das jeweils am besten geeignete Verfahren auswählen. Die wesentlichen Vorteile der endoluminalen Techniken (Laser, Radiowellen) sind kosmetisch bestmögliches Resultat, da nur eine Punktion der Vene durchgeführt wird – minimal invasiv – geringes Nebenwirkungsprofil annähernd normale Beweglichkeit und Belastbarkeit bereits am Tag des Eingriffes unabhängig von der Jahreszeit auch im Sommer möglich Allgemeine Tips für gesunde Venen Regelmäßige Bewegung wirkt unterstützend und ist sinnvoll. Verschiedene Sportarten eignen sich bei Venenleiden besonders: Schwimmen, Radfahren und z.B. Walking. Statische Kraftsportarten werden eher nicht empfohlen.