Justinian- historische Einführung Die Herrschaft des oströmschen Kaisers Justinian (527 – 565) steht am Ende der "Völkerwanderung", (der Zeit zwischen dem Hunneneinfall 375 n. Chr. und der Landnahme Italiens durch die Langobarden 568). Bei Justinians Regierungsantritt ist zwar das Hunnenreich zerfallen und die Ostgoten sind vom Balkan nach Italien gezogen, aber die außenpolitische Situation Ostroms ist keineswegs stabil: Mit der Absetzung des letzten weströmischen Kaisers durch den Odoaker ( 476 n. Chr.) war dem oströmischen Kaiser die Aufgabe zugefallen, die nach Rom eingefallenen Barbarenvölker zu vertreiben und zu unterwerfen und die Autorität des römischen Kaisers von Ostrom aus durchzusetzen. Hauptstadt der römischen Welt war seit 330 Konstantinopel, später auch das ' neue Rom' oder Ostrom genannt, das Konstantin an der Stelle der alten griechischen Stadt Byzanz gegründet hatte. 364 war das Reich zu Verwaltungszwecken neu gegliedert worden in einen westlichen Teil mit dem Zentrum Rom und einen östlichen mit dem Zentrum Konstantinopel. Das oströmische Kaisertum steht in der Tradition des Imperium Romanum - in seinem politischen Herrschaftsanspruch - in der Fortführung des römischen Rechts, der Verwaltung und der antiken Kultur - in der seit Konstantin begonnenen Ausbreitung des Christentums auf dem Gebiet des römischen Reiches. Der Kaiser war die wichtigste Institution des byzantinischen Staates. Er war nicht nur Inhaber der gesamten politischen, militärischen und richterlichen Gewalt und stand an der Spitze einer hoch organisierten Bürokratie, er hatte darüberhinaus auch eine Führungsrolle im kirchlich-religiösen Bereich. Als das Christentum im 4. Jahrhundert Staatsreligion geworden war, musste die Stellung des zuvor "vergöttlichten" römischen Kaisers neu definiert werden: Da Christen nur ihren Gott als den einzigen anerkennen, war ein Gottkaisertum für sie nicht akzeptabel. Nach einer neuen Devise galt der Kaiser fortan nicht mehr als"divus", sondern als "a deo electus", d.h. er galt nicht mehr als göttlich, sondern als von Gott auserwählt und besonders begnadet. Daraus leiten sich seine Vorrechte und seine besondere Autorität in der Kirche ab, wie z.B. die Einberufung von Konzilien und die Inkraftsetzung von Konzilsbeschlüssen. Als geistige Führer war er maßgeblich beeteiligt an wichtigen Glaubensentscheidungen (so z.B. als auf dem Konzil von Nikaia (325) der Arianismus verworfen wurde, der die göttliche Natur Christi bestritt und in Jesus lediglich einen besonders begnadeten Menschen sah).