1 Spiritualität im Gespräch im Dom

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Spiritualität im Gespräch
im Dom-Forum Köln
am 19. Februar 2013
Zur Spiritualität des II. Vatikanischen Konzils – II
Zeichenhaft glauben und leben zur Liturgiereform des Konzils
Trompetenimprovisation zu
„Gottheit tief verborgen, betend nah ich dir. Unter diesen Zeichen bist du wahrhaft hier.“
(GL 546, 1. Strophe, nach dem Text des Thomas von Aquino)
Das Dokument: Die Konstitution über die Heilige Liturgie „Sacrosanctum Concilium“
Nur die älteren Menschen unter Ihnen werden noch eine genaue Erfahrung mitteilen können, wie
denn vor dem II. Vatikanischen Konzil Liturgie vollzogen wurde. Ich selbst, 1965 geboren, habe
noch in dem Eifeldorf, in dem ich groß wurde, etwas von der vorkonziliaren Liturgie mit erlebt, da
der damalige Pfarrer sich weigerte, die Konzilsbeschlüsse umzusetzen. Er feierte also konsequent,
gegen den mehrheitlichen Widerstand der Gemeinde, mit einer Sondergenehmigung des Aachener
Bischofs, z. Bsp. die Messe mit dem Rücken zum Volk.
Das Konzil fand mit der Reform der Liturgie sein erstes großes Thema. Vorbereitet war diese
Reform lange! Die liturgische Bewegung etwa, mit Namen wie Romano Guardini, Anselm Schott
oder Odo Casel OSB verbunden, hatten bereits Jahrzehnte vor dem Konzil in den Blick genommen,
Liturgie wieder existentieller und elementarer zu feiern, d.h. stärker die Wurzeln von Gebet,
Verkündigung und zeichenhaftem Handeln in den biblischen, frühkirchlichen und monastischen
Quellen frei zu legen. Kennzeichnend hierfür ist der epochale Satz Guardinis aus dem Jahr 1922:
„Die Kirche erwacht in den Seelen.“1
Die Päpste Pius X. und Pius XII. hatten die Grundanliegen dieser Reform eindeutig positiv
aufgegriffen; vor allem die „tätige Teilnahme“ der Gläubigen an den Mysterien des Glaubens als
Mitte des Lebens aller Glieder der kirchlichen Gemeinschaft wurde von ihnen betont; Liturgie eben
nicht mehr als eine von den Gläubigen betrachtete Sonderfeier des Klerus, mit Rubriken gefüllt und
wie ein Schauspiel von Weitem betrachtet.
Es galt nun, von Johannes XXIII. mit Nachdruck am 25. Januar 1959 auf den Weg gebracht,
zunächst eine pastorale Ausrichtung der Liturgie so zu beschreiben, dass Kopf und Herz in
Sprache, Zeichen und Symbolen erreicht werden.
Das Konzil machte mit der Reform der Liturgie den erkennbarsten Anfang für die
Gesamtausrichtung des weiteren Konzilsverlaufes, im Blick auf den Menschen unserer Zeit, sein
Suchen und Bedürfen, sein Weltverstehen in der einen Welt. Verstehbarkeit, Gesprächsfähigkeit,
Treue zum Ursprung, Offenheit für Kulturen, Traditionen, Konfessionen und Religionen. All' dies
ist in der Liturgiereform vorgeformt.
Kardinal König, der die Liturgiekonstitution und das Dekret über die Ökumene als wichtigste
Früchte des Konzils nennt und diese beiden Dokumente aufeinander bezieht, ebenso, wie die
Stärkung des Laienapostolates für die Zukunft2, beschreibt es in einem Gespräch so: „Man hat
damals gesehen, ja das ist ganz unmöglich, Gottesdienst weltweit nur in einer einzigen, noch dazu
in einer toten Sprache zu feiern, ohne dass die Menschen die Sache mitvollziehen können. (…)
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Romano Guardini, Vom Sinn der Kirche. Mainz 1922, S. 1.
Interview mit Kardinal Franz König, Wie es zur Liturgiekonstitution kam – aus der Sicht eines Zeitzeugen und
Konzilsteilnehmers : Andreas Redtenbacher (Hg.), Die Zukunft der Liturgie. Gottesdienst 40 Jahre nach dem
Konzil, Innsbruck/ Wien 2004, S. 14-24.
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Resümierend würde ich sagen, am Konzil hat ein ungeheurer Lernprozess eingesetzt – für die
Teilnehmer und für das Konzil als Ganzes. Es ging nun nicht mehr einfach um Ordnungsfragen.
Liturgie ist nicht zuerst eine Frage der Außenseite des Glaubens, sondern sie ist seine Mitte, die es
in der Tiefe vom Konzil neu zu entdecken galt.“3
Der Kern dieser Tiefenbohrung ist von außergewöhnlicher spiritueller Dichte. Im Mysterium der
Kirche wird gefeiert, dass und wie Gott sich mit der ganzen Menschheit und Welt verbindet, ja sich
identifiziert als MENSCH! Geheimnis der Menschwerdung als Grund von Kirche, damit aber
Auftrag der Kirche, sich mit der gesamten Menschheit zu verbinden (vgl. die Pastoralkonstitution
„Gaudium et spes“ und die dogmatische Konstitution über die Kirche „Lumen Gentium 1“).
Es wird hier die sichtbare und unsichtbare Dimension der Kirche miteinander verbunden, die
Gottrede heilsgeschichtlich bestimmt und die Geschichte von Gott her als tiefer verwirklicht
geglaubt, gehofft, verkündet, gefeiert.4
Wie wird dies in der Liturgiereform und in der Konzilskonstitution „Sacrosanctum Concilium“ (SC)
deutlich, die am 4. Dezember 1963 mit 2147 Ja – und nur 4 Neinstimmen so überwältigend bejaht
und von Papst Paul VI. „una cum Concilii Patribus“ 5als rechtskräftig verkündet wurde?
Sacrosanctum Concilium (SC) umfasst 130 Artikel in 7 Kapiteln aufgegliedert, nebst Vorwort und
Anhang. Das erste Kapitel ist theologisch und im Blick auf die spirituelle Bedeutung hin
maßgeblich. Es vertieft das, was Liturgie ist und soll. Die übrigen Kapitel beziehen sich auf die
Teilnahme und Bildung zur Liturgie, bedenken die Sakramente als Zeichen und Werkzeuge des
Glaubens, besonders das Geheimnis der Eucharistie; es folgen Ausführungen über das
Stundengebet, -das liturgische Jahr, -Kirchenmusik und -sakrale Kunst und -Gegenstände.
Die Liturgie wird zentral als Lebensaustausch zwischen Gott und Mensch vernommen.
Zentralpunkte:
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Gottesdienst ist nicht primär äußerer Ritus, mehr als Kult; Gottesdienst ereignet die
Heilsgeschichte insgesamt durch die Mitte Jesu Christi, der uns Anteil gibt am heilsgeschichtlichen
Ganzen, was in Vollendung noch aussteht. Dies vollzieht sich besonders in der Feier des PaschMysteriums als universaler Liebeshingabe, als universalem Heilswillen Gottes an uns, an die
Menschheit, an den Kosmos. Dies vollzieht die Kirche in ihren Gläubigen zeichenhaft und im
tieferen Sinne im Realsymbol mit.
^
Deshalb geht Liturgie von Gott aus, Gottesdienst ist Gottes Dienst an uns; der zuerst
Handelnde im christlichen Verstehen ist Jesus Christus selber. Die Kirche ist sein Leib, die
Versammlung der Gläubigen mit dem vorstehenden Menschen, in der Eucharistiefeier ist es der
Priester, geben sich in dieses universale Handeln in Jesu Christi durch Heiliggeist-Gegenwart
hinein.
^
Das Konzil nennt dies in SC 10 „Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt, und
zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt.“6 Daran sollen die Gläubigen aktiv, tätig und
bewusst, im Tiefsten spirituell und relevant für ihr persönliches und soziales Leben (Apostolat)
teilnehmen. Diese „PARTICIPATIO ACTUOSA“ („tätige Teilnahme“) ist ein weiterer
Schlüsselbegriff des Dokumentes (SC 14). Diese Aktivität äußert sich in Haltungen, Bewegungen,
in sinnfälligen Zeichen und Symbolen, in Ausdruckshandlungen.7
^
Um umfassender zu verstehen, was geschieht, ist der „Tisch des Wortes“ der
Heiligen Schrift reicher gedeckt als früher, um das heilsgeschichtliche Handeln Gottes an Israel und
der Kirche fundierter und vollständiger zu vernehmen; in geistlicher Schriftlesung und durch die
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Ebd., S. 17-19.
Vgl. Gregor Maria Hoff, Ekklesiologie. Paderborn u.a. 2011, S. 118 f.
Andreas Redtenbacher, „Sacrosanctum Concilium“- eine notwendige Hinführung nach 40 Jahren : Ders., (Hg.), Die
Zukunft der Liturgie, a.a.O, S. 25-40; hier S. 35.
Zitiert nach: Karl Rahner/ Herbert Vorgrimler, Kleines Konzilskompendium. Freiburg i. Br. 17/ 1984, S. 56.
Vgl. Andreas Redtenbacher, a.a.O., S. 38.
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Verkündigung von dort her, mich existentieller hinein nehmen lassen in das Je-Jetzt des Ereignisses
von Gottes Gegenwart, das sich in der Zeit und doch durch die Zeit hindurch je aktualisiert.
^
Alle Handlungen sollen kommunikativ sein, d.h. verstehbar und nachvollziehbar,
was an die der Liturgie Vorstehenden, ein hohes Maß an Verantwortlichkeit, Vorbereitung und
Sorgfalt heran trägt.
^
In jeder Ortsgemeinde vollzieht sich das Ganze. Ortskirche und Bischofsamt vor Ort
werden aufgewertet; ebenso die Legitimität der INKULTURATION der einen Liturgie in Sprache,
Zeichen und Symbole des jeweiligen Ortes.
^
Die Liturgiereform strebt von daher her eine Erneuerung nicht nur des Ritus an; sie
zielt auf die Erneuerung des gesamten christlichen Lebens aus dem Kern des Glaubens fundiert. Im
Glauben an die wirkende Kraft des Heiligen Geistes wird liturgische Erneuerung als
Lebenserneuerung ein Geschehen „semper reformanda“; immer wieder erneuert sich darin die
Kirche von ihrem heiligen Ursprung her, den sie nicht macht, dem sie sich verdankt!8
Zur Spiritualität der Liturgiereform: ZEICHENHAFT GLAUBEN UND LEBEN 9
Zeichenhaftes im Glauben und Leben! Immer, wenn wir Menschen uns ausdrücken, in jedem Wort,
in jeder Geste, in jeder Handlung, in Leib aus Geist und Seele, drücken wir uns zeichenhaft, im
tieferen Sinne symbolhaft aus. SYMBOL, von griech. „SYMBALLEIN“, das Zusammenkommen
von Getrenntem, Kohärenz, eins für das andere, Verweis des einen für das andere.
Der Mensch ist das Wesen, das sich im Kern symbolisiert, d.h. Ausdruck gibt von seinem Innersten
ins Äußere, das Innere zeigend und doch auch in einer letzten Dimension, das unaufhebbare
Geheimnis bergend; Geschehen zwischen Verbergung und Entbergung.
So auch analog, ähnlich in je größerer Unähnlichkeit, von Gott her – Offenbarung in Verborgenheit,
aus Verborgenheit, Selbstmitteilung und Wahrung des heiligsten Geheimnisses, das wir nur
stammelnd und staunend, unaussprechlich und doch in Formen hinfälliger Sprachen und Gesten und
Ausdrucksformen „GOTT“ nennen.
Eine Spurensuche in der Liturgiekonstitution, im wesentlichen 1. Kapitel, soll dies verdeutlichen
und zurückführen auf elementare Ausdrucksformen des Menschen selbst.
Gleich im Vorwort wird auf die grundlegende Spannung verwiesen, dass Liturgie „zugleich göttlich
und menschlich zu sein“ habe, „das Sichtbare auf das Unsichtbare“ verweise im Pilgerweg des
Menschen zur künftigen Stadt, „die wir suchen“.10
Dies kann nur ganzmenschlich geschehen, ganzheitlich, folgend dem WORT, das Fleisch
angenommen hat und damit Geist und Leben, Vernunft und Herz, Leib und Seele finden und heilen
und ins Ziel bringen will, das Wort im Fleisch, „den Arzt für Leib und Seele“, so zitiert SC 5 aus der
Vätertheologie Ignatius von Antiochien.11
Im Mysterium von Jesu Christi Leben, Leiden, Sterben und Auferwecktwerden vollzieht der
mitvollziehende Mensch den innersten und sichtbarsten Kern seiner Existenz, gleichsam
ursakramental. Das Leben Jesu ist unser Leben und es bringt es ins unendliche Ziel, worauf wir
hoffen. Dies vollzieht sich zeichenhaft in jeder liturgischen Feier, mit intensivstem Ausdruck in den
Sakramenten, in besonderer Weise in der Feier der Eucharistie. (Vgl. SC 6 und 7)
Der Mensch antwortet diesem Grundvorgang aus WORT UND ANTWORT durch Dank, Bitte, Lob,
Gesang, Gebet, Klage, Verehrung, Glaubenskundgabe, Verkündigung, durch Liebesgaben und
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Vgl. ebd., S. 39f.
Vgl. zum Gesamten immer noch sehr wesentlich, aus dem Jahr 1927: Romano Guardini, Von heiligen Zeichen.; neu
aufgelegt: Mainz 6/2004.
SC Vorwort, mit Verweis auf Hebr 13, 14, zitiert nach Karl Rahner/ Herbert Vorgrimler, Kleines
Konzilskompendium, a.a.O., S. 51.
Ebd., S. 53.
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konkret alltägliche Formen der „Imitatio Christi“ im Dienst am je nächsten Menschen, im
Vernehmen des WORTES, in sinnenfälligen Zeichen (SC 7), die zur Heiligung des ganzen
Menschen wirksam werden. (Vgl. SC 8 und 9).
In SC 11 und 12 wird darauf hingewiesen, dass dies immer innerlich und äußerlich, privat und
öffentlich geschieht, dass die Gläubigen zusammenkommen zur Versammlung in Communio, „dass
ihr Herz mit der Stimme zusamenklinge“ (SC 11), es ein bewusstes Geschehen ist, ein geistliches
und leibliches Vollziehen in tätiger Teilnahme (vgl. SC 11).
Dies geschieht nicht in esoterischer Form, vielmehr durch Worte, Gesten, Zeichen,
Symbolhandlungen, Körperformen, Gegenstände, Gaben der geschaffenen Wirklichkeit, die dem
Menschen elementar, verstehbar, nachvollziehbar, alltäglich und festlich sind – und die den
Menschen zum Menschen machen, seitdem er sich selber tiefer versteht – seit er seine Toten
bestattete und einen Stein aufstellte zur Verehrung einer ihn übersteigenden und zugleich
bestimmenden göttlichen Dimension (entwicklungsgeschichtlich).
Die Kirche greift dies in der Liturgie seit dem Konzil wieder vollständiger und ausdrücklicher, auch
vielschichtiger auf.
Hier seien nur die wichtigsten Zeichenhandlungen und Zeichenwerkzeuge genannt:
Das Kreuzzeichen, die Hand, Knien, Stehen, Schreiten (Tanz) (KÖRPER), die Tür (Pforte),
Kerze, Wasser, Licht (Feuer) (URDINGE), die HEILIGE SCHRIFT (WORT), Gesang, Gebet
(Sprechen und Singen), WORT UND ANTWORT - GESPRÄCH, Brot und Wein (ESSEN
UND TRINKEN), Altar (Tisch), Gewand (Kleid), Kelch, Segen, Glocken (FEST), ZEITEN,
jeden Tag von der Frühe bis zur Nacht, die Zeit im Jahresrhythmus der Natur, aufgegriffen
im liturgischen Jahr, der Name Gottes.
Kurze Hinführungen zu einigen Zeichenhandlungen:
KREUZZEICHEN – von oben bis unten und von links bis rechts, das ganze Leben, Dein ganzes
Leben umfasst und darin gehalten, in der Zeit (horizontal) der Geschichte, Deiner Geschichte und
der Geschichte des Ganzen, die Abfolge und Universalität jedes Menschen, besiegelt durch die
vertikale Bewegung, in der Annahme des Abstieges Gottes bis ins Innerste aller Existenz, die Dich
und alle hin führt ins höchste Ziel allen Lebens und Sterbens, Ahnung der gottmenschlichen, der
gottweltlichen, gottkosmischen ewigen Vereinigung.
HAND – sie sammelt im Falten der Hände, im Ineinanderlegen zur Schale; die offenen Hände und
Arme öffnen sich für die unermessliche Weite Gottes, sind zugleich Ausdruck meiner Bedürftigkeit.
STEHEN – wach vor Gott, kein Knecht mehr, Freund, Wort und Antwort.
KNIEN – und dennoch Ahnung eines unermesslichen MEHR Gottes („deus semper major“ – Gott
ist der immer je größere) und in der Fußwaschung Jesu (Joh 13) kniet Jesus vor uns Menschen
(„deus semper minor“ – Gott ist der immer je kleinere). Wir vollziehen unsere Demut und die
Demut Gottes im Knien mit.
BROT UND WEIN / LEIB UND BLUT – Gott leibhaftig und geistlich in sich aufnehmen; essen
und trinken; die Gestalten von Brot und Wein dazu – Brot ist Alltagsnahrung, elementar,
unverzichtbar, Lebensgrund, ehrlich, nährend; Wein weist auf Fest, Überschuss, „der des Menschen
Herz erfreut“ (Psalm 104, 15), Ahnung der Fülle und Vollendung, Hochzeitsmahl, Vereinigung mit
Gott ewig; Brot und Wein zu Leib und Blut Jesu Christi; alltagsverbunden, ewiggeöffnet - in und
mit und aus und durch Gott – auf Gott hin.
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Diese kleinen Hinführungen seien nur pars pro toto genannt. Sehr schön ausgedrückt,
religionsphilosophisch phänomenologisch, hat dies Bernhard Welte im Hinweis auf den
grundlegenden Verweischarakter der Liturgie als realsymbolische Handlung, im Eröffnen und
Verstehen von Liturgie als heiligem Spiel: „Die leibhaftige Erscheinung der Menschen wird
gesteigert durch das festliche Kleid. Es geschieht ein leibhaftiges Spiel etwa im Stehen, im SichVerbeugen, im Knien, im Sitzen, in der Erhebung, in der Ausbreitung, in der Faltung der Hände, ein
Spiel jenseits aller immanenten Zwecke. Die leibhaftigen Gebärden begleiten nicht so sehr die
Worte, sie sind vielmehr selber sprachliche Elemente. Und gerade die leibhaftigen Gebärden der
Gemeinde haben die Tendenz zur Steigerung. So bewegt sich die Gemeinde etwa in der gesteigerten
Form der Prozession im kultischen Raum, oder es tritt die gesteigerte Gestalt des kultischen Tanzes
auf. Alles dies sind Steigerungsformen der leibhaftigen Sprachgesten, durch diese Steigerung wird
der Bezug zum überschwenglichen Geheimnis ins Offene des Miteinanderseins der Gemeinde
gebracht.“12
Musik: Felix Mendelssohn Bartholdy, Sätze 10 „Stricke des Todes“ und 11 „Die Nacht ist
vergangen“ aus der Symphonie No. 2 B-Dur op. 52 „Lobgesang“. Hans Peter Blochwitz
(Tenor); Elisabeth Connell, Sopran; London Symphony Chorus; London Symphony
Orchestra; Ltg. Claudio Abbado.
Konzeption und Durchführung: Markus Roentgen
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Bernhard Welte, Religionsphilosophie. Freinurg i. Br. U.a. 1985; S. 228.
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