1 Predigt am: in: Text: 06.05.07 Röslau Römer 12,9-16 Pfr. Thomas Guba, Ludwigsfelder Str. 7, 95195 Röslau „Zwei Hunde kämpfen im Herzen“ Liebe Jubelkonfirmandinnen und Jubelkonfirmanden, In dieser Woche habe ich einen interessanten Spruch gelesen, den ich ihnen weitergeben möchte. Ich weiß nicht wer ihn genau aufgeschrieben hat, aber ich weiß, dass er aus einer afrikanischen Erzählung stammt. „In dem Herzen eines Menschen kämpfen zwei Hunde: ein guter und ein böser Hund. Sie kämpfen um die Seele des Menschen, sie wollen sein Leben bestimmen. Welcher Hund wird den Kampf gewinnen? Es wird der Hund gewinnen, den du fütterst!“ Ich finde das ist ein sehr passender Spruch, auch für eine Jubelkonfirmation. Heute schauen Sie ja zurück auf eine lange Lebensstrecke. Und es ist heute noch einmal anders als etwa bei einem runden Geburtstag, da schauen sie ja vor allem zurück auf Lebensereignisse wie die Geburt der Kinder oder andere Höhepunkte. Heute schauen wir zurück auf eine Wegstrecke, die sie bewusst vor 50 oder 60 Jahren mit Gott angefangen haben. Und die Frage, welchen Hund sie in dieser Zeit gefüttert haben ist deshalb wichtig, weil wir heute Zeit haben diesen Hund weiter zu füttern oder uns für die Fütterung eines anderen Hundes zu entscheiden. Ich möchte Ihnen ein paar positive Hilfen geben zur Fütterung des richtigen Hundes. Das heißt, ich gebe sie ihnen nicht, Paulus gibt sie Ihnen im 12. Kapitel des Römerbriefes: 9 Die Liebe sei ohne Falsch. Hasst das Böse, hängt dem Guten an. 10 Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor. 11 Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn. 12 Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet. 13 Nehmt euch der Nöte der Heiligen an. Übt Gastfreundschaft. 14 Segnet, die euch verfolgen; segnet, und flucht nicht. 15 Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden. 16 Seid eines Sinnes untereinander. Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den geringen. Haltet euch nicht selbst für klug. Ein ganzer Katalog voller guter Gründe und guter Lebensentwürfe, die uns Paulus da vorhält. Mag sein jetzt denkt jemand von Ihnen: Nun hält uns der Pfarrer vor, was wir alles falsch gemacht haben in den letzten Jahrzehnten, dass wir nicht so häufig in den Gottesdienst gegangen sind wie es vielleicht gut gewesen wäre oder dass wir nicht genügend für die Unterstützung Bedürftiger getan haben oder was auch immer. Das, liebe Jubelkonfirmanden, werde ich bestimmt nicht tun. Es geht mir um etwas anderes. Es geht mir darum bei Ihnen neue Begeisterung für die Lebensform „Christ“ zu wecken und darum, dass sie wieder Mut fassen, vielleicht nach mancher Enttäuschung auch mit der Kirche, wieder den richtigen Hund zu füttern. Also, wovon spricht Paulus? Er spricht von der Liebe. Er spricht vom Einsatz für den Nächsten. Er spricht davon, dass wir das, was wir tun mit Begeisterung tun sollen. Er 2 spricht davon, dass wir Hoffnung haben sollen und beharrlich im Gebet bleiben. Er möchte, dass wir uns solidarisieren mit Menschen und untereinander eines Sinnes sind. Und er will, dass wir, das leuchtet uns vielleicht sofort ein, uns nicht selbst für das Maß aller Dinge halten, denn die Lebenserfahrung zeigt uns, dass vieles im Leben eben nicht durch eigene Klugheit geschaffen wurde. Eigentlich, so denke ich mir, sind das ganz vernünftige Dinge, die Paulus aufzählt. Wo nicht geliebt wird, da wird das Leben unerträglich. Im Großen, in der Politik scheint es keine Liebe zu geben. Es scheint nur nationale Interessen zu geben. Und so sieht unsere Welt halt dann auch aus, lieblos, feindselig, immer mit der Vermutung, dass irgendein „Schurkenstaat“, auch so ein liebloses Wort, uns etwas antun will. Wenn wir im privaten Bereich auch so leben, mit dieser Einstellung, dann kann es nur Chaos geben. Wenn Eltern ihre Kinder immer nur kritisch beäugen und ihnen keine Liebe und kein Vertrauen entgegenbringen, dann wird die Beziehung eine oberflächliche sein. Die wichtigste Maxime der Erziehung ist die Liebe zum Nächsten. Oder nehmen wir das nächste Stichwort, nehmen wir die Begeisterung. Bald ist Pfingsten. Wir erinnern uns daran, dass die Jünger Jesu auf einmal völlig hin und weg waren. Sie waren begeistert, weil sie erlebten, dass der Heilige Geist in ihnen Kräfte weckt, die sie nicht für möglich gehalten hätten. Leben soll auch begeistern. Was ist das für ein Leben, dass im tiefsten Innern immer Angst hat und Sorge. Was ist das für ein Leben, das sich für nichts mehr begeistern kann. Es ist ein armes Leben, auch wenn es noch so viele materielle Reichtümer angehäuft hat. Oder nehmen wir das Stichwort der Solidarität. Wer erlebt hat wie gut es Menschen tut sich auf sie einzulassen, und da meine ich nun beides, sich mit ihnen zu freuen und mit ihnen zu leiden, wer diese gegenseitige Nähe gespürt hat, der weiß wie wichtig Solidarität ist. Weil mir ein Mensch nicht mehr egal ist. Weil Menschen nicht einfach auswechselbar sind. Menschen sind Menschen. Menschen sind kein Betriebskapital und keine Maschinen. Das ist in unserem Land für mich eine riesige Tragödie. Menschen als Arbeitnehmer, so gewinnt man den Eindruck, sind auswechselbar, sind Verschiebemasse. Menschen sind Standortfaktoren. Aber Menschen sind keine Faktoren und sind keine Masse, Menschen sind Geschöpfe Gottes. Menschen leiden und Menschen freuen sich. Sie als Jubelkonfirmanden haben das alle erlebt und auch die grünen Konfirmanden haben dies mit Sicherheit schon erlebt. Wir können uns gegenseitig helfen. Das ist dann Solidarität. Ein letzter Punkt aus dem paulinischen Katalog. Dieser Punkt ist für mich die Hoffnung und das Gebet. Ich nehme beides zusammen, weil es zusammen gehört. Sie als Jubelkonfirmanden gehören alle noch der Kriegsgeneration an. Die, die heute 60 Jahre auf ihre Konfirmation zurückblicken haben den Krieg miterlebt, können sich noch daran erinnern. Die Goldkonfirmanden haben immerhin noch eine Ahnung davon, wie die Situation nach dem Krieg war. Was hätten sie aus ihrem Leben mit dieser schwierigen Anfangssituation gemacht, wenn sie keine Hoffnung gehabt hätten? Was hätten sie getan ohne Lebenshoffnung? Was hätten sie getan ohne Arbeit? Keine Arbeit zu finden war für sie nicht das große Problem, wie es heute für unsere Jugendlichen es oft ist! Hoffnung war damals etwas Entscheidendes und ist es heute noch. Und Hoffnung im christlichen Sinn drückt sich im Beten aus, besonders im Fürbittgebet. Ich lege Gott hin, was mich belastet, was mir schwer fällt und wovor ich mich fürchte. Ich habe die Hoffnung, dass er mich hört und mir hilft. Hoffnung, wer keine Hoffnung mehr hat, wer hoffnungslos lebt, der stirbt. Wer Hoffnung hat, der hat Lebensmut, der ist ein ganz positiv lebender Mensch und eigentlich wollen wir das alle sein. 3 Liebe Jubelkonfirmanden, Ich weiß nicht welchen Hund sie bisher gefüttert haben und welchen sie in Zukunft füttern wollen. Ich biete ihnen an:Ffüttern sie den Hund der Liebe und den Hund der Begeisterung und bitte vergessen sie den Hund der Solidarität und den der Hoffnung und des Gebets nicht. Sie meinen, dass das zu viele Hunde sind, so viele kann keiner füttern und sie sind ja schließlich kein Tierheim. Dann schlage ich ihnen vor nehmen sie die drei Hunde, die man füttern kann, die Paulus im 1. Korintherbrief vorschlägt im 13. Kapitel. Glaube, Liebe und Hoffnung, diese drei aber die Liebe ist die größte Gabe unter diesen dreien. Glaube, Hoffnung und Liebe sind essentiell fürs Leben. Ich denke, dass sie als Jubelkonfirmanden heute da sind und Gottesdienst feiern, das zeigt ja eindrücklich, dass ihnen genau das wichtig ist, zu glauben, zu hoffen und zu lieben. Ich möchte ihnen Mut machen das weiter zu tun, zu glauben zu hoffen und zu lieben. Und ich würde mich freuen, wenn sie das begeistert tun. Amen.