Wie wird Liebe definiert? Literatur der Liebe • früher ein globales Konzept der „Wahren Liebe“ („passionate love“ Berscheid & Walster, 74) • aber bei Verschiedenheiten von Kultur und Zeitgeist doch keine uniforme Definition Entwicklung von Skalen • Rubin (1970) „Love and Liking“- Scales • Dion & Dion (1973) Lee (1973) äquivalente Formen der Liebe Referat „Liebesstile“ am 24.06.04 – Psychologie der Liebe Die sechs Liebesstile Primäre Farben der Liebe Eros (romantische Liebe) - schlägt ein, wie ein Blitz / Liebe auf den ersten Blick beruht auf erotische Anziehung hat oberflächliche Vorzüge (Idealvorstellung vom Traummann / Traumfrau) Romantisch Liebende weiß in allen Einzelheiten, wie sein Ideal aussieht und ist bemüht, dies so nah wie möglich zu realisieren Geht nicht gern auf Kompromisse ein Sexualität spielt von Anfang an große Rolle; in sexueller Begegnung wird auch geprüft, ob Attraktion für Liebesbeziehung ausreicht Emotionale Verschmelzung mit dem Geliebten Oft Wandel im Laufe der Partnerschaft zu einer entspannteren Mischung zwischen Eros & Storge Storge (freundschaftliche Liebe) - langsames Antasten / langsame Entwicklung einer Liebe (Sandkastenliebe) traditionelles Konzept der Liebe in der Landwirtschaftlichen Gesellschaft (langsames nebeneinander Aufwachsen) typisch: man weiß nicht mehr, wann Liebe begonnen hat Liebe ohne Fieber & Verrücktheit Verlieben, Versprechen & Zusammentun Ähnliche Interessen und gemeinsame Unternehmungen wichtig Irgendwann kommt Sexualität ins Spiel (meist ziemlich spät) und gewinnt nie eine zentrale Bedeutung Hat keine Idealvorstellung der körperlichen Merkmale Heutzutage schwer, diesen Liebesstil zu kultivieren, da durchschnittlich alle 5 Jahre Arbeit & Zuhause wechselt Ludus (spielerische Liebe) - - Wanderer, Sammler von Liebesbeziehungen Bindet sich nicht, keine Beschränkung auf einen Partner Kein Idealbild von körperlichen Merkmalen Vielfalt der Erfahrungen und Vergnügen in der Liebe zählt (nicht nur sexuelle Begegnung, sondern auch Verführung) Tiefe Gefühle und heftige Emotionen sind unangenehm, bevorzugt unkomplizierte und unverbindliche Beziehungen, häufig mehrere nebeneinander Häufig offenes Spiel und ehrliche Warnung / manchmal verdecktes Fremdgehen (findet Lügen aber eigentlich zu kompliziert) Vergleich mit den drei Primärfarben: rot, gelb, blau wenn man kombiniert, können einzelne Eigenschaften der Bestandteile verloren und neue Eigenschaften, die in den einzelnen Bestandteilen so nicht erkennbar waren, hervor gehen. Es lässt sich jedoch schwer in Einzelteile zerlegen. Sekundäre Farben der Liebe Mania (besitzergreifende Liebe) - - von den Göttern gesandter Wahnsinn Glück und Unglück hängt vom Verhalten des Partners ab: Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit und Herzschmerz bei Abwendung des Partners – Euphorie und Glück bei Erwiderung intensive Eifersucht, ängstliches Beobachten und Besitz ergreifen braucht Rückversicherung, geliebt zu werden hat Angst, zuviel zu lieben oft mag der manisch Liebende nicht einmal den Partner und würde bei Ende der Beziehung keine Freundschaft folgen lassen Manisch Liebender hat das starke körperliche Verlangen von Eros, aber nicht dessen Fähigkeit zu Vertrauen und den Fokus auf favorisierten Typen zu legen. Daher sucht er sich oft unpassende Partner aus und projeziert erwünschte Ideale auf Geliebten, dem diese Eigenschaften nicht innewohnen. Pragma (pragmatische Liebe) - - folgt der Philosophie der Vernunftehe bzw. der arrangierten Ehe nichts wird dem Zufall überlassen mehr oder weniger gewissenhaft geführte „Einkaufsliste“ über praktische und alltägliche Qualitäten, die der Partner haben soll, aber auch Einkommen, Karriereaussichten, sozialer Status, Religionszugehörigkeit, Passung beider Familien, genetische Ausstattung bezüglich späterer Kinder keine besonderen körperlichen Vorzüge Agape (altruistische Liebe) - - basiert auf christliches Ideal der Nächstenliebe Glück des Liebenden besteht darin, den Partner glücklich zu machen Liebe als Aufgabe (auch wenn entsprechende Gefühle nicht vorhanden sind) Mehr vom Kopf als von Herz geleitet -> Ausdruck des Willens, nicht der Emotionen (könnte erklären, warum christliche Aufopferung so selten in Beziehungen zu finden ist) Erwartet keine Reziprozität, nicht einmal Erwiderung der Liebe Stellt keine Forderungen und keine Besitzansprüche Starkes Bedürfnis zu umsorgen, Partner als einer von vielen, dem geholfen werden muss Typische Profile der einzelnen Liebesstile Eros: glaubt an eine eigene gute Kindheit mag seine Arbeit ist bereit, Risiken in der Liebe einzugehen können klar körperliche Merkmale beschreiben, die sie favorisieren sind bemüht, den Geliebten möglichst schnell sehr intensiv kennenzulernen drücken ihre Gefühle gegenüber Geliebten auf verbaler und taktiler Ebene aus Wunsch nach exklusiver Beziehung, ist aber weder besitzergreifend, eifersüchtig oder ängstlich vor Rivalen Das Wichtigste im Leben von Eros ist den idealen Partner zu finden und mit diesem zusammenzubleiben. Ludus: durchschnittliche Kindheit im Erwachsenenleben oft gefrustet wollen sich Liebe nicht eingestehen Vielfalt an körperlicher Attraktion Neue Bekanntschaften sind Alltag, sie „fallen“ nicht in Liebe Ablehnende Haltung bzgl. Zukunftsplanung, beinhaltet keinen Partner Bevorzugt Distanz, will nicht zu sehr im Leben anderer involviert sein Vermeiden eifersüchtige Partner Haben oft mehrere Partner gleichzeitig Für Ludus ist Liebe nicht die wichtigste Sache im Leben. Storge: wächst in einer Großfamilie oder in einer freundlichen Gemeinschaft auf genießt Freundschaften sind mit dem Leben zufrieden Liebe als spezielle Freundschaft Keine Bevorzugung körperlicher Merkmale Reden lieber über Interessen, vermeiden Gespräche über Gefühle Erst spät sexuelle Begegnung Für Storge ist gegenseitige Liebe kein Ziel als solches, aber ein Aspekt für größere Ziele: Freundschaft und Familie Mania: - - Kindheit wird als unglücklich empfunden Einsam im Erwachsenenleben Unzufrieden mit der Arbeit Starke Bedürftigkeit zu Lieben, aber auch ängstlich, dass Liebe schwierig und schmerzhaft ist Unsicher, welcher Typ als anziehend empfunden wird; es wird Ausschau nach Kombinationen gegensätzlicher Qualitäten gehalten Liebe-Hass Prinzip Klammern und halten an eine gemeinsame Zukunft fest Für Liebesbeweise werden allerhand absurde Handlungen vorgenommen Extreme Eifersucht, Forderungen und Liebesbekundungen Genießen selten Sex mit Partner Beenden nie eine Beziehung Trauern sehr lange um alte Beziehung - keine ausgeprägte Meinung zur eigenen Kindheit und Erwachsenendasein glauben Leben im Griff zu haben erreichen Ziele durch persönliche Anstrengung passenden Partner zu finden, ist ein praktisches Problem starten Suche nach passenden Partner in Gemeinden, Clubs, etc. lehnen starke , gefühlsbetonte Offenbarungen ab, speziell eifersüchtige Szenen - Pragma: Für Pragma ist es zwar wünschenswert, einen passenden Partner für ein glückliches Leben zu finden, aber nicht Bedingung. Kein Partner ist es wert, seinen gesunden Menschenverstand zu opfern! Storgic Eros (Agape): - Kindheit war bedeutungsvoll - egal ob glücklich oder nicht, man hat daraus gelernt Haben zu sich selbst gefunden Akt der Liebe ist grundlegend für ein reifes und ausgefülltes Leben Es gibt keinen bevorzugten Typ. Jeder ist wert, geliebt zu werden Liebe als Aufgabe, um die Bedürfnisse anderer zu befriedigen Erzwingen niemals Liebesbeweise Akt der Liebe ist wichtiger als der Mensch, dem die Liebe geschenkt wird Gesetz der Nähe Je näher sich zwei Liebesstile auf dieser Darstellung sind, desto besser passen sie zusammen Ausnahme: Mania und Ludus! -> diese haben völlig unterschiedliche Definitionen der Liebe Hendrick, C. & Hendrick. S (1986) “A Theory and Method of Love“ Studie I • Fragebogen Einstellung über Liebe & Sex Bewertungen= (1) strongly bis agree • Probanden • Methode • Ergebnis (5) strongly disagree Fragebogen „Attitüde über Liebe & Sex“: 1. 2. 3. 4. kurze Beschreibung über Attitüde- Studien 11-Item Hintergrundbefragung Liebes-Attitüde Skala (mit 42 Items) Sex- Attitüde Skala (mit 58 Items) Probanden Probanden wurden instruiert, bei den jeweiligen Fragen an aktuelle Partner zu denken. Falls Single, an den letzten Partner, falls noch nie in Beziehung, sollte man nach den Vorstellungen an eine Beziehung bewerten. • • Fragebögen wurden im Wintersemester 1983 und Frühjahr 1984 an Erstsemester Psychologie – Studenten an der Uni Miami ausgegeben. Daten von 807 Studenten (112 wiederholten die Studie aus „Retest“-Reliabilitätsgründen) Methode • • Jeder von sechs Liebes-Stilen wurde mit 7 Items befragt Je niedriger der Wert eines Items, desto höher der Identifikation des Probanden mit dem Item (1- strongly agree, 5 – strongly disagree) Ergebnis Hintergrundbefragung: •58 % männlich, 42% weiblich •41% 18 Jahre oder jünger, 29% 19 Jahre und 30% älter als 20 •96% sind oder waren noch nie verheiratet •16% leben oder lebten mit Partner zusammen •49,6% aus anderem ethnischem Background (viele internationale Studenten) „Wie oft warst du schon verliebt“ •signifikanter Unterschied (p < .01) zwischen Männer und Frauen, ungleichmäßigere Verteilung der Antworten („niemals“ und „mehr als 3mal“) bei männlichen Probanden „Bist du derzeit verliebt?“ •Mehrheit der Männer antwortet „nein“ während Mehrheit der Frauen „ja“ ankreuzt Ergebnis Auswertung Liebes- Attitüde •Alle 42 Items wurden miteinander korreliert und dabei extraktierten 6 Hauptgruppen als die beste Lösung •One- way Analysen für jeweiligen Stil in SPSS ausgeführt •Mittelwert variiert von 1,0 (strongly agree) bis 5,0 (strongly disagree) 1. nach Alter keine Signifikanz zwischen verschiedenen Altersgruppen (Stichprobe nicht gross genug) 2. nach Geschlecht Männer signifikant höhere Zustimmung für Ludus- Typ (3.1) Frauen signifikant mehr als storgischer, pragmatischer und manisch eingeschätz 3. nach ethnischem Hintergrund Orientalische Studenten weniger erotisch bewertet, dafür storgischer und pragmatischer (Verbindung arrangierte Ehe?) 4. nach Liebeserfahrung Probanden, die noch nie verliebt waren, konnten sich schlechter mit Eros- Typ identifizieren als die restlichen Studenten Signifikantes Ergebnis bei Ludus- Stil für Probanden, die noch nie verliebt waren (nur Affären) oder mehr als 5-Mal (alles Liebe) Signifikanz bei Mania Liebes- Typ: Gruppe „noch nie verliebt/ mehr als 5 Mal“ weniger manisch gewertet als die restlichen Gruppen Probanden, die als Ludus ausgewertet wurden, statistisch auch nicht derzeit in Beziehung 5. nach Selbstbewusstsein klare positive Verbindung zwischen Selbstbewusstsein und Eros- Typ klare negative Verbindung zwischen Selbstbewusstsein und Mania Probanden mit sehr hohem Selbstwert auch signifikant häufiger Ludus- Stil Studie II • Methode (Items wurden überarbeitet und evtl. geändert, Studie in Texas durchgeführt, mit weniger internationalen Studenten) • Ergebnis (insgesamt höhere Ablehnung gegenüber Ludus- Typ, Sonst fast identisch mit signifikanten Ergebnissen von Studie I) Zusammenfassung Ergebnis • Validität Lee‘s Theorie bewiesen • Sechs Liebes- Stile klar herauskristallisiert • Love-Attitude-Scale als zuverlässiges Instrument Liebes-Typen: Eigenschaft oder erlerntes Verhalten? Attitüde: • Liebe in verschiedenen Stile möglich • ethnische/ geschlechtsspezifische Unterschiede Eigenschaft: • Liebes-Stile variieren in Emotions- Intensivität • Selbstbewusstsein als Indikator