Bindung und Liebe: Unterschiede zwischen gesunden und von affektiven Störungen betroffenen Paaren. Der Medizinischen Fakultät der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zur Erlangung des Doktorgrades Dr. rer. biol. hum. vorgelegt von Anika Schmidt aus Rodewisch Als Dissertation genehmigt von der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Tag der mündlichen Prüfung: 20.Oktober 2015 Vorsitzender des Promotionsorgans: Prof. Dr. h. c. J. Schüttler Gutachter: Prof. Dr. T. Biermann Gutachter: Prof. Dr. M. Stemmler Gutachter: PD Dr. B. Lenz Inhaltsverzeichnis 1. Zusammenfassung 1 2.Theorie 5 2.1. Theorie der Liebesstile 5 2.2. Bindungstheorien 7 2.2.1 Bindung im Kindesalter 7 2.2.2. Bindung im Erwachsenenalter 9 2.3. Zusammenhänge von Bindungs- und Liebesstilen 12 2.4. Depression 13 2.4.1. Symptome 13 2.4.2. Epidemiologie 14 2.4.3. Verlauf 14 2.4.4. Erklärungsmodelle 15 2.4.5. Therapie 17 2.5. Bipolare affektive Störung 18 2.5.1. Symptome 18 2.5.2. Epidemiologie 20 2.5.3. Verlauf 20 2.5.4. Erklärungsmodelle 21 2.5.5. Therapie 23 2.6. Zusammenhänge zwischen psychischen Erkrankungen, Liebe und Bindung 24 2.6.1. Zusammenhänge der Liebesstile mit psychischer Erkrankung und Partnerschaftsvariablen 24 2.6.1. Zusammenhänge der Bindung mit psychischer Erkrankung und Partnerschaftsvariablen 25 2.7. Fragestellungen 27 3. Methodik 28 3.1. Design & Durchführung der Erhebung 28 3.2. Stichprobe 29 3.2.1. Gesunde Probanden 30 3.2.2. Depressive Probanden und deren Partner 32 3.2.2. Bipolar-affektiv gestörte Probanden und deren Partner 36 3.3. Messinstrumente 39 3.3.1. Demografische Angaben 39 3.3.2. Der Bochumer Bindungsfragebogen (BoBi) 39 3.3.3. Das Marburger Einstellungs-Inventar für Liebesstile (MEIL) 40 3.3.4. Der Fragebogen zur Partnerschaftsdiagnostik (FPD) 42 3.3.5. Die Paarklimaskalen (PKS) 43 3.3.6. Weitere Fragebögen 45 4. Ergebnisse 46 4.1. Deskriptive Statistiken 46 4.1.1. Deskriptive Statistiken für gesunde Probanden 46 4.1.2. Deskriptive Statistiken für depressive Probanden und deren Angehörige 47 4.1.3. Deskriptive Statistiken für manisch-depressive Probanden und deren Angehörige 51 4.2. Prüfung der Verteilungsform 54 4.2.1. Paarklimaskalen (PKS) 54 4.2.2. Partnerschaftsfragebogen (PFB) 56 4.2.3. Bochumer Bindungsfragebogen (BoBi) 56 4.2.4. Marburger Einstellungs-Inventar für Liebesstile (MEIL) 58 4.3. Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich der Bindungsdimensionen und der Liebesstile 61 4.4. Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich der Bindungstypen 67 4.5. Zusammenfassung der Ergebnisse des BoBi und des MEIL 70 4.6. Zusammenhänge zwischen Bindung, Liebesstilen und Partnerschaftsvariablen 72 4.7. Zusammenhänge zwischen Bindung, Liebesstilen und Alter sowie Dauer der Beziehung 73 4.8. Zusammenfassung aller Ergebnisse 74 5. Diskussion 75 5.1. Allgemeine Diskussion 75 5.1.1. Limitationen und Würdigung der Studie 75 5.2. Diskussion bezogen auf die Fragestellungen 77 5.2.1. Zu Fragestellung 1: Dimensionale und kategoriale Unterschiede zwischen den Gruppen bei der Bindung 77 5.2.2. Zu Fragestellung 2: Unterschiede zwischen gesunden und betroffenen Paaren bezüglich der Liebesstile 78 5.2.3. Zu Fragestellung 3: Zusammenhänge zwischen Bindung, Liebesstilen und Partnerschaftsvariablen 82 5.2.4. Zu Fragestellung 4: Veränderung der Bindung und der Liebesstile über die Dauer der Beziehung und mit dem Alter 83 5.3. Bedeutung der Studie für die Praxis 84 5.4. Anregungen für zukünftige Forschung 86 6. Literaturverzeichnis 88 7. Abkürzungsverzeichnis 94 8. Tabellenverzeichnis 96 9. Abbildungsverzeichnis 97 10. Anhang 99 11. Danksagung 107 -1- 1. Zusammenfassung Hintergrund und Fragestellung Seit John Bowlbys Werken (1973, 1982) zum Thema Bindung, die diese als biologisch verankert und als sichere Basis für Explorationsverhalten beschrieben, hat dieses Forschungsgebiet eine Fülle an wichtigen Arbeiten und Studien hervorgebracht. Hier ist zum Beispiel Mary Ainsworths (Ainsworth, Blehar, Waters & Wall,1978) Beitrag zu den Bindungstypen im Kindesalter zu nennen. Hazan und Shaver Bindungskonzept auf das Erwachsenenalter (1987) bezogen das und stellten Liebe als einen Bindungsprozess dar. Kim Bartholomew (1990) entwickelte diese Idee weiter und legte den unterschiedlichen Bindungsmustern zwei Dimensionen zugrunde, nämlich Angst und Vermeidung. Verschiedene Forschungsergebnisse legen nahe, dass psychische Erkrankungen mit unsicherem Bindungsverhalten in Verbindung stehen (Dozier, StovallMcClough & Albus, 2008). Unweigerlich mit dem Thema Bindung ist auch das Thema Liebe verknüpft. Einen wichtigen Ansatz bietet das Konzept der Liebesstile nach John Alan Lee (1976). Auch hier zeigen verschiedene Studien Zusammenhänge von bestimmten Liebesstilen und psychischen Störungen (z.B. Bierhoff, Grau & Ludwig, 1993). Die vorliegende Studie untersucht deshalb, ob es bei Paaren, die von einer affektiven Erkrankung betroffen sind, im Vergleich zu Gesunden Unterschiede in Bindung und Liebe gibt und wie diese sich auf die Partnerschaftsqualität auswirken. Methoden An der vorliegenden Untersuchung nahmen 104 Paare, also 208 Einzelpersonen teil. Diese ließen sich in 49 gesunde, 23 von depressiven und 32 von manisch-depressiven Störungen betroffene Paare unterteilen. Als Instrumente wurden der Bochumer-Bindungsfragebogen (Neumann, Rohmann & Bierhoff, 2007), das Marburger Einstellungs-Inventar für Liebesstile (Bierhoff, Grau & Ludwig, 1993), die Paarklimaskalen (Schneewind, 2002) und der Partnerschaftsfragebogen (Hahlweg, 1996), als reliable und valide Verfahren, verwendet. Mittelwertsunterschiede zwischen -2den untersuchten Gruppen wurden durch t-Tests und Zusammenhänge verschiedener Variablen durch bivariate Korrelationen, berechnet. Ergebnisse Die Ergebnisse zeigten, dass sowohl depressive, als auch manischdepressive Paare im Vergleich zu Gesunden in der Liebe und Bindung Unterschiede aufweisen. Diese äußern sich in mehr Angst und Vermeidung sowie weniger erotischer und dafür mehr eifersüchtiger Liebe bei Betroffenen. Diese Befunde stehen mit einer geringeren Qualität der Partnerschaft in Zusammenhang. Schlussfolgerungen Affektiv gestörte Patienten und deren Partner haben Probleme in einer befriedigenden Ausgestaltung ihrer Liebesbeziehungen, besonders was die Bindung und die Liebesstile betrifft. Dies sollte in der Behandlung unbedingt berücksichtigt werden. -3- 1. Summary Background and objectives Since John Bowlby’s works (1973, 1982), which described attachment as biologically determined and as a secure base for exploration, the field of research on this subject yielded plenty of studies. As one example there is to mention Mary Ainsworth’s (Ainsworth, Blehar, Waters & Wall,1978) contribution to attachment styles in childhood. Hazan and Shaver (1987) applied the attachment concept to adulthood and described love as an attachment process. Kim Bartholomew (1990) further developed this idea and found two dimensions, fear and avoidance to be specific, underlying attachment patterns. Different results in research suggest that mental disorders are related to insecure attachment (e.g. Dozier, Stovall-McClough & Albus, 2008). The subject of love is inevitably associated with attachment. An important approach is provided by the lovestyle-concept of John Alan Lee (1976). Different studies show relations between certain lovestyles and psychic disorders (e.g. Bierhoff, Grau & Ludwig, 1993). Therefore the present study investigates, if couples, affected by an affective disorder, differ in attachment and love compared to healthy couples and how these differences influence the relationship quality. Method 104 couples (208 individuals) participated in the present study. These could be sub-divided into 49 healthy couples serving as controls, 23 couples affected by depressive disorders and 32 couples affected by manic-depressive disorders. The Bochum Adult Attachment Questionnaire (Bochumer Bindungsfragebogen, Neumann, Rohmann & Bierhoff, 2007), the Marburg Attitude-Inventory of Lovestyles (Marburger Einstellungs-Inventar für Liebesstile, Bierhoff, Grau & Ludwig, 1993), the Couple Climate Assessing Scales (Paarklimaskalen, Schneewind, 2002) and the Relationship Questionnaire (Hahlweg, 1996) were used as reliable and valid methods. Differences in mean values were assessed with t-tests, relations between various variables were assessed with bivariate correlations. -4- Results The results demonstrate, that both, depressive and manic-depressive couples show differences in attachment and love compared to healthy couples. This is reflected by more fear and avoidance and less erotic and more manic love in affected couples. These findings are attended by lower relationship quality. Conclusion Patients with affective disorders and their partners have problems in creating satisfying relationships, especially regarding love and attachment. This should be considered in treatment. -5- 2. Theorie In diesem Abschnitt soll sowohl ein Überblick über die Liebesstile nach Lee (1976), als auch über Bindung im Erwachsenen- und Kindesalter gegeben werden. Zudem werden Zusammenhänge zwischen diesen beiden Konzepten erläutert. Außerdem wird auf die Störungsbilder Depression und bipolare affektive Psychose und deren Zusammenhänge mit den Bindungs- und Liebesstilen eingegangen. 2.1.Theorie der Liebesstile Nach der Theorie von Lee (1976, 1988) existieren drei primäre und drei sekundäre Liebesstile. Diese Typologie wurde auf Basis strukturierter Interviews und der Analyse von Beschreibungen der Liebe in der Philosophie und Literatur entwickelt. Die Liebesstile sind nicht dauerhaft festgelegt und können in unterschiedlichen Phasen des Lebens und mit unterschiedlichen Partnern variieren. Hier spielt nach Lee die Passung der Liebesstile der jeweiligen Partner eine große Rolle. Im Folgenden sollen die unterschiedlichen Stile dargestellt werden. Der erste Primärstil ist Eros. Hier geht es vor allem um die unmittelbare körperliche Anziehung, um Liebe auf den ersten Blick. Es existiert ein Idealbild vom Partner mit bestimmten körperlichen Charakteristika. Eine Person, die diesem Bild entspricht, löst schnell körperliche Erregung und sexuelle Anziehung aus. Personen dieses Typs genießen intensive Gefühle, schmieden gerne Zukunftspläne mit dem Partner und berichten meist eine glückliche Kindheit in einem warmen Elternhaus. Liebe ist für diese Personen das Wichtigste im Leben. Ein weiterer Primärstil ist Ludus. Liebe wird als Spiel betrachtet, man hat Spaß an sexuellen Abenteuern auch mit mehreren Partnern. Dies kann offen geschehen, sodass die Partner voneinander wissen, aber auch im Geheimen. Hier gibt es keinen bevorzugten Idealtyp eines Partners. Es zählt die Gegenwart, in Zukunftspläne wird der Partner nicht einbezogen. Intensive Gefühle werden eher vermieden, ebenso wie Verpflichtungen. Personen dieses Typs berichten oft eine durchschnittliche Kindheit, sind aber laut Lee im -6Erwachsenenalter häufig frustriert. Liebe ist für solche Personen nicht wichtiger als Arbeit oder andere Lebensbereiche. Der dritte Primärstil wurde Storge genannt. Dieser ist gekennzeichnet durch das Wachsen der Liebe aus einer längeren Freundschaft. Gemeinsame Aktivitäten und Interessen spielen eine zentrale Rolle. Leidenschaft und sexueller Kontakt treten eher in den Hintergrund, an Schwierigkeiten in diesem Bereich kann man arbeiten, wenn man eine gemeinsame Bindung eingegangen ist. Personen dieses Typs sind oft in größeren, stabilen Familien oder Gemeinden aufgewachsen, für sie ist Liebe im Sinne von Freundschaft erstrebenswert im Leben. Zu den sekundären Liebesstilen gehören Mania, Pragma und Agape. Für Mania ist der starke Wunsch nach Aufmerksamkeit und Zuneigung des Partners charakteristisch. Einerseits herrschen starke Gefühle der Eifersucht und ständiges Drängen nach Verpflichtung und Rückversicherung des Partners. Andererseits halten sich Personen dieses Typs oft zurück aus Angst heraus, zu stark zu lieben und verletzt zu werden. Personen dieses Typs fällt es sehr schwer, sich zu trennen, ein Leben ohne den Partner ist wertlos, die Zukunft häufig angstbesetzt. Oft weisen sie eine unglückliche Kindheit auf, die Beziehung zu den Eltern ist unglücklich und im Erwachsenenleben sind sie manchmal einsam. Ein weiterer Sekundärstil ist Pragma. Dieser Typ ist besonders rational, der Partner sollte wünschenswerte Eigenschaften aufweisen, die angenehme Lebensbedingungen schaffen. Die Kompatibilität des Partners ist zentral. Intensive Gefühle wie Eifersucht werden eher vermieden. Liebe ist für Personen dieses Typs wünschenswert, aber nicht essenziell für das Leben. Für diesen Liebesstil konnte Lee kein bestimmtes Muster in der Kindheit feststellen. Der letzte Sekundärstil ist Agape. Besonders charakteristisch für diesen Stil sind Aufopferungsbereitschaft, Selbstlosigkeit und Geduld. Die eigenen Bedürfnisse werden denen des Partners untergeordnet. Andere Menschen zu lieben wird als Pflicht betrachtet, egal ob diese Liebe reziprok ist oder nicht. Dies bezieht sich nicht nur auf den eigenen Partner, sondern auf alle Menschen. Deshalb sind Liebende dieses Typs nicht besonders eifersüchtig. Diese Vorstellungen sind an die christlichen Ideale der Nächstenliebe und des -7Altruismus angelehnt. Vernunft und Verpflichtung stehen über sexuellem Verlangen, auch Leiden gehört zur Liebe dazu. Lee bemerkt allerdings, dass dieser Liebesstil in Reinform schwer zu finden ist. Laut Lee lassen sich die Liebesstile wie Farben betrachten, aus denen sich wieder unterschiedliche Stile (z.B. Storgic Ludus) mischen lassen. Ob eine Beziehung glücklich ist, hängt nach Lee mit der Passung der Stile zusammen. Je näher die Stile auf der Abbildung 1 räumlich beieinander liegen, desto besser passen sie zusammen. Die Ausnahme bilden hier Mania und Ludus. Ludus Mania Pragma Eros Storge Agape Abbildung 1: Darstellung der Liebesstile aus Lee (1973) 2.2. Bindungstheorien 2.2.1 Bindung im Kindesalter Bindung wird definiert als „dauerhafte emotionale Beziehung zu einer bestimmten Person, die räumlich und zeitlich Bestand hat“ (Siegler, DeLoache & Eisenberg, 2011, p.417). Einer der bekanntesten Forscher, der sich mit diesem Thema beschäftigte, war John Bowlby. Laut seiner ethologischen Bindungstheorie (Berk, 2011; Siegler, DeLoache & Eisenberg, 2011) ist Bindung biologisch veranlagt und hat evolutionären Nutzen, da sie die Überlebenschancen erhöht. Frühe Beziehungserfahrungen haben Auswirkungen auf die spätere Entwicklung. Dies geschieht über ein -8sogenanntes inneres Arbeitsmodell, also eine „mentale Repräsentation des Selbst, der Bindungsperson(en) und der Beziehung im Allgemeinen“ (Siegler, DeLoache & Eisenberg, 2011, p.419). Dieses Modell bleibt relativ stabil und beeinflusst die sozialen Beziehungen ein Leben lang, da es zum Bestandteil der Persönlichkeit wird. Macht ein Kind erste positive Bindungserfahrungen, die ihm Geborgenheit vermitteln und als sichere Basis für Explorationsverhalten dienen, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass dieses Kind auch als Erwachsener nach befriedigenden Beziehungen suchen wird. Sind die ersten Bindungserfahrungen eher negativ, so erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit von eher negativen Beziehungen im Erwachsenenalter. Jedoch kann dies nicht dogmatisch betrachtet werden, da Umwelteinflüsse ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Eine weitere wichtige Person, die entscheidende Aspekte zur Bindungstheorie beigetragen hat, unterschiedlichen Eisenberg, 2011). war Mary Ainsworth. Bindungsstilen Der von ihr (Berk, Sie 2001; entwickelte beschäftigte Siegler, sich mit DeLoache & „Fremde-Situations-Test“ untersuchte im Labor das Verhalten von Kleinkindern als Reaktion auf die Trennung von der Mutter. Sie beobachtete unterschiedliche Verhaltensweisen, die sich zu Bindungsstilen zusammenfassen ließen. Ein Bindungsstil lässt sich definieren als „an individual’s mode of thinking, feeling and behaving in close relationships with caregivers, romantic partners, and intimate others” (Bottonari, Roberts, Kelly, Kashdan & Ciesla, 2007, p. 180). Sicher gebundene Kinder zeigen sich beunruhigt, wenn die Bezugsperson den Raum verlässt und zeigen bei deren Rückkehr starke Freude. Ca. 62-68% der amerikanischen Kleinkinder der Mittelschicht zeigten dieses Muster. Ein weiterer Bindungsstil ist der der unsicheren Bindung. Dieser lässt sich nochmals in unsicher-ambivalent und unsicher-vermeidend unterteilen. Unsicher-ambivalent gebundene Kindern sind einerseits sehr klammernd, zeigen starke emotionale Reaktionen, wenn die Mutter den Raum verlässt und suchen bei deren Rückkehr den Kontakt. Andererseits wehren sie sich aber gegen Versuche, getröstet zu werden und lassen sich nur schwer wieder beruhigen. Ungefähr 9% der Kinder konnten diesem Typ zugeordnet werden. Der unsicher-vermeidende Bindungsstil ist dadurch gekennzeichnet, dass die Kinder ihre Bezugsperson meiden, bei deren Rückkehr ignorieren und sich -9von Fremden leicht trösten lassen. Circa 15% der Kleinkinder ließen sich in diese Kategorie einordnen. In der Studie von Ainsworth gab es auch Kinder, die keine konsistenten Verhaltensweisen widersprüchlich und konfus war und die oft zeigten, deren Verhalten benommen und desorientiert wirkten. Diese wurden als desorganisiert-desorientiert eingestuft. Der Bindungstyp des Kindes hat auch Auswirkungen auf spätere Beziehungen, soziale und kognitive Fähigkeiten sowie auf die psychische Gesundheit. Sicher gebundene Kinder sind ausgeglichener, psychisch stabiler und haben mehr soziale Kontakte. Auch im Erwachsenenalter hatten sie mehr funktionierende soziale Netzwerke, glücklichere und längere Liebesbeziehungen und außerdem höhere Bildungsabschlüsse. 2.2.2. Bindung im Erwachsenenalter Ein wichtiger Beitrag zum Thema Bindung im Erwachsenenalter stammt von Hazan & Shaver Erwachsenenalter (1987). ebenfalls Sie gehen einen davon aus, Bindungsprozess dass Liebe im darstellt und die Bindungsstile im Laufe des Lebens stabil bleiben. Sie konnten belegen, dass auch bei Erwachsenen die Bindungsstile sicher, ängstlich-ambivalent und vermeidend existieren und sich prozentual ähnlich verteilen wie im Kindesalter. 56% der Teilnehmer waren sicher gebunden, 24% vermeidend und 20% ängstlich-ambivalent. Diese Verteilung ist laut Autoren der von Campos, Barret, Lamb, Goldsmith and Stenberg (1983) durchgeführten Untersuchung sehr ähnlich, die sich mit den Häufigkeiten der Bindungstypen bei Kindern befassten. Hier waren 62% der Kinder sicher gebunden, 23% vermeidend und 15% ängstlich-ambivalent. Hazan und Shaver konnten zudem bestätigen, dass je nach Bindungstyp unterschiedliche Einschätzungen enger Beziehungen vorliegen. Sicher gebundene Erwachsene charakterisieren ihre Beziehungen eher als glücklich, vertrauensvoll und freundlich. Zudem dauerten deren Beziehungen in der Regel länger an. Vermeidende Bindungstypen hingegen zeichneten sich durch Angst vor Nähe und Mangel an Vertrauen aus. Es gab öfters emotionale Extreme sowie Eifersucht. Die ängstlich-ambivalent gebundenen Erwachsenen waren in Liebesbeziehungen eher besitzergreifend mit dem - 10 Wunsch nach Einheit und Reziprozität, aber auch starker Eifersucht und sexueller Anziehung. Außerdem zeigen die Autoren, dass es sich wirklich um unterschiedliche Bindungstypen handelt und nicht um „simply three points along a love continuum.“ (Hazan & Shaver, 1987, p.515). Zudem konnten die Autoren belegen, dass die mentalen Arbeitsmodelle und Bindungsgeschichten sich zwischen den einzelnen Typen unterscheiden. Sicher gebundene Erwachsene glauben an die romantisch und andauernde Liebe, nehmen andere als vertrauenswürdig und sich selbst als selbstbewusst wahr. Ihre Eltern beschreiben sie als zuverlässig und fürsorglich. Als vermeidend klassifizierte Studienteilnehmer haben Zweifel an überdauernder und romantischer Liebe und brauchen nicht unbedingt einen Partner für ihr Glück. Die Eltern werden eher als kalt und abweisend beschrieben. Ängstlichambivalent gebundene Probanden haben keine Schwierigkeiten, sich zu verlieben, aber finden kaum die wahre Liebe und haben mehr Selbstzweifel und fanden ihre Eltern, besonders die Väter, eher ungerecht. Zusammenfassend ist also zu sagen, dass diese Studie einen entscheidenden Beitrag zum Thema Stabilität und Charakteristik der Bindungsstile im Erwachsenenalter geleistet hat. Weitere wichtige Arbeiten zum Thema Bindungsstile im Erwachsenenalter stammen von Bartholomew (1990). Sie erweiterte die drei bereits bekannten Bindungstypen um einen vierten, indem sie die vermeidende Bindung nochmals in ängstlich und abweisend unterteilte. Ängstlich gebundene Erwachsene vermeiden enge Bindungen, um Enttäuschungen und Abweisung zu vermeiden. Der abweisende Stil wird dadurch charakterisiert, dass Bindungsbedürfnisse verleugnet werden. Um ein positives Selbstbild zu erhalten, werden keine intimen Bindungen eingegangen, da diese mit der Möglichkeit einer Ablehnung in Verbindung stehen. Personen dieses Typs legen viel Wert auf Unabhängigkeit. In einem Artikel von Bartholomew und Horowitz (1991) werden zahlreiche Ergebnisse der Bindungsforschung im Erwachsenenalter in einem VierKategorien-Modell zusammengefasst (siehe Abbildung 2) und überprüft. Auf den Überlegungen der Autoren basiert der in der vorliegenden Arbeit verwendete Fragebogen BoBi (Neumann, Rohmann & Bierhoff, 2007). Bartholomew und Horowitz gehen davon aus, dass zwei Dimensionen eine - 11 wichtige Rolle spielen: das Arbeitsmodell des eigenen Selbst und das von anderen und somit auch die Angst und Vermeidung in Beziehungen. Je nachdem, ob diese positiv oder negativ ausfallen, ergeben sich vier Kategorien, die clusteranalytisch bestimmt werden können. Selbstbild (Angst) Positiv Negativ (niedrig) (hoch) Positiv Zelle I Zelle II (niedrig) Sicher Verstrickt Fremdbild (Vermeidung) Negativ Zelle IV Zelle III Abweisend Ängstlich (hoch) Abbildung 2: Bindungsmuster von Erwachsenen aus Bartholomew & Horowitz (1991) Der sichere Bindungsstil beinhaltet die Annahme, selbst wertvoll und liebenswert zu sein. Andere Personen werden als akzeptierend und auf Bedürfnisse reagierend wahrgenommen. Man fühlt sich wohl mit Intimität und Autonomie. Die Zelle I kann durchaus mit dem sicheren Bindungstyp, beschrieben bei Hazan und Shaver (1987) verglichen werden. Die zweite Zelle beinhaltet den verstrickten Bindungstyp. Hier ist charakteristisch, dass man sich selbst als wertlos wahrnimmt, von anderen hingegen ein positives Bild hat. Hazan und Shaver (1987) bezeichneten dieses Muster in ihrer Studie als ambivalent. Der ängstlich- vermeidende Stil in Zelle III ist gekennzeichnet durch Angst vor Nähe und Vermeidung in sozialen Situationen. Das Selbstbild ist geprägt von Wertlosigkeit, das Fremdbild von der Annahme, dass andere Menschen zurückweisend und nicht vertrauensvoll sind. Diese Kategorie ist zum Teil dem vermeidenden Stil von Hazan uns Shaver (1987) ähnlich. Die - 12 letzte beschriebene Kategorie der Erwachsenen Bindung wird abweisendvermeidend genannt. Personen dieses Typs sind eher unabhängig und lehnen Intimität ab, um sich vor Enttäuschung zu schützen. Das bedeutet, das Fremdbild ist eher negativ geprägt, wogegen der Selbstwert positiv ausgeprägt ist. Das beschriebene Modell wurde von den Autoren einer Realitätsprüfung unterzogen und stellte sich als haltbar und praktikabel heraus. Zudem konnte gezeigt werden, dass die vier Bindungstypen stark mit Bindungserfahrungen in der Kindheit zusammenhängen. Dies spricht für die oben bereits erwähnte Annahme, dass Bindungsstile meist relativ stabil bleiben und auch im Erwachsenenalter eine große Rolle in Paarbeziehungen spielen. 2.3. Zusammenhänge von Bindungs- und Liebesstilen Levy & Davis (1988) sowie Fricker & Moore (2002) zeigten folgende Korrelationen zwischen den Liebesstilen und den Bindungstypen: Eros und Agape korrelierten signifikant positiv mit dem sicheren Bindungstyp, Ludus aber negativ. Zudem korrelierte Ludus positiv mit dem vermeidenden Typ. Zwischen Mania und dem ängstlich-ambivalenten Bindungstyp ergab sich ebenfalls eine signifikant positive Korrelation. Bierhoff, Grau & Ludwig (1993) beschreiben ähnliche Zusammenhänge zwischen den vier verschiedenen Bindungstypen nach Bartholomew (1990) und den Liebesstilen nach Lee (1976): Eros korreliert signifikant negativ mit den Bindungsstilen ängstlich-ambivalent, ängstlich-vermeidend, Ludus weist gleichgültig-vermeidend hingegen eine signifikant und positive Korrelation dazu auf. Der Liebesstil Pragma kann eher mit den vermeidenden Bindungstypen in Zusammenhang gebracht werden. Mania korreliert signifikant positiv mit dem ängstlich-ambivalenten Bindungstyp. Dieser hängt ebenfalls mit dem aufopferungsvollen Liebesstil Agape zusammen. Collins & Read (1990) belegten, dass die Liebesstile Storge, Pragma und Mania mit weniger Bindungssicherheit zusammenhängen. Pragma ist zusätzlich noch mit Vermeidung assoziiert. Agape ist durch mehr Sicherheit und weniger Vermeidung gekennzeichnet. - 13 Zusammenfassend sind die Ergebnisse jedoch eher inkonsistent, der einzige Zusammenhang, der in allen Studien gefunden wurde, war die Assoziation von Eros und sicherer Bindung, sowie von Mania und ängstlicher Bindung. 2.4. Depression 2.4.1. Symptome Die folgenden Angaben zur depressiven Störung stammen von Hautzinger (1998). Laut dem Autor lässt sich eine Depression als Störung definieren, bei der „Beeinträchtigung der Stimmung, Niedergeschlagenheit, Verlust der Freude, emotionale Leere, Antriebslosigkeit, Interessenverlust und zahlreiche körperliche Beschwerden wesentliche Merkmale sind.“ (Hautzinger 1998, p.3). Gemäß ICD-10 (Dilling & Freyberger, 2010) gehört die Depression zu den affektiven Störungen im Kapitel F 3. Um eine depressive Episode (F32) diagnostizieren zu können, müssen über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen mehrere der folgenden Kriterien erfüllt sein: depressive Stimmung in ungewöhnlichem Ausmaß, Interessen-oder Freudeverlust an normalerweise angenehmen Aktivitäten sowie verminderter Antrieb. Zusätzliche Kriterien sind Verlust des Selbstvertrauens, Schuldgefühle, Suizidgedanken oder – verhalten, verminderte Konzentrationsleistung, psychomotorische Agitiertheit oder Hemmung, Schlafstörungen sowie gesteigerter oder verminderter Appetit. Je nach Anzahl der vorliegenden Symptome wird das Vorliegen einer leichten (F32.0), mittleren (F32.1) oder schweren depressiven Episode (F32.2) codiert. Es muss allerdings sowohl das Vorliegen einer manischen Episode, als auch Substanzmissbrauch und das Vorhandensein einer organischen Störung ausgeschlossen werden. Je nach körperlichen Begleiterscheinungen, wie z.B. Appetit-, Gewichts-, und Libidoverlust oder Schlafproblemen, kann ein somatisches Syndrom zusätzlich codiert werden. Auch das Vorhandensein psychotischer Symptome sollte berücksichtigt werden (F32.3). Liegt ein wiederholtes Auftreten depressiver Symptome vor, spricht man von einer rezidivierenden depressiven Störung (F33). Diese kann wiederum in gegenwärtig leicht (F33.0), mittelgradig (F33.1) oder schwer (F33.2) klassifiziert werden. - 14 2.4.2. Epidemiologie Depressionen sind eine zunehmend häufigere Erkrankung. Laut Hautzinger (Hautzinger, 1998) liegt die Punktprävalenz bei 5%, die Lebenszeitprävalenz bei 14%. Das Morbiditätsrisiko insgesamt wird auf 17% geschätzt. Es gibt hier bedeutsame Geschlechtsunterschiede. Frauen erkranken doppelt so häufig wie Männer. Das Ersterkrankungsalter liegt durchschnittlich zwischen 18 und 25 Jahren. Ein wichtiger protektiver Faktor ist das Vorhandensein vertrauensvoller Beziehungen. Die familiäre Belastung hingegen stellt einen wichtigen Risikofaktor dar. Angehörige depressiv Erkrankter weisen mit 20% im Vergleich zu 7% bei Gesunden ein deutlich erhöhtes Erkrankungsrisiko auf (Hautzinger, 1998). 2.4.3. Verlauf Erkrankungsverläufe einer depressiven Störung sind sehr verschieden. Unipolar depressive Patienten haben in einem Zeitraum von 30 Jahren 4-5 Episoden. Die unbehandelte Dauer von Erkrankungsphasen liegt im Schnitt bei 5 Monaten. Die Zykluslänge, also der Wechsel von Depression und symptomfreien Zeiträumen, liegt bei 4,5-5 Jahren. In Bezug auf die Prognose bei depressiven Erkrankungen kann man davon ausgehen, dass 42% der Patienten innerhalb eines 5-Jahres Zeitraums remittieren. 10-20% nehmen jedoch einen chronischen Verlauf. Die Remissionsrate zeigt, dass innerhalb von sechs Monaten dreiviertel der Episoden abklingen, 50% sogar innerhalb von drei Monaten. Die Suizidrate bei depressiven Erkrankungen wird auf 15% geschätzt. Depressionen sind Erkrankungen mit hohem Komorbiditätsrisiko. So lässt sich in bis zu 77% der Fälle eine andere psychische Erkrankung nachweisen. Meist sind es Angststörungen, Abhängigkeitserkrankungen oder somatoforme Störungen. - 15 2.4.4. Erklärungsmodelle Ein häufig verwendetes Modell zu Erklärung der Entstehung einer depressiven Erkrankung ist das Vulnerabilitäts-Stress-Modell. Nachweislich sind kritische Lebensereignisse ein auslösender Faktor für depressive Episoden. Ob jedoch tatsächlich eine Depression auftritt, wird zudem von der Anfälligkeit, also Vulnerabilität, bestimmt. Vulnerabilitätsfaktoren sind z.B „weibliches Geschlecht, Mangel an einer intimen, emotional positiven und unterstützenden Sozialbeziehung“ (Hautzinger, 1998 p. 27), Verlusterlebnisse in der Kindheit oder Ressourcendefizite. Es wird hier also ein Zusammenspiel von Anfälligkeit und Belastung postuliert, das bestimmt ob und wann eine depressive Episode ausgelöst wird. Außerdem spielen Persönlichkeitsaspekte bei der Entstehung einer Depression eine wichtige Rolle. So konnte gezeigt werden, dass dependente und neurotizistische Personen mit höherer Wahrscheinlichkeit eine Depression entwickeln. Eine weitere bekannte Theorie ist die Verstärkerverlust-Hypothese von Lewinsohn (Lewinsohn, 1974). Hier wird davon ausgegangen, dass eine zu geringe Rate an positiver Verstärkung eine depressive Episode auslöst. Generell sind also zu wenig potentiell verstärkende Ereignisse vorhanden bzw. verfügbar. Dazu kommt dass die betreffende Person zu wenige Kompetenzen in ihrem Verhaltensrepertoire zu besitzen scheint, die eine Verstärkung ermöglichen. Auch das Modell der erlernten Hilflosigkeit nach Seligman (Abramson, Seligman & Teasdale, 1978) erklärt wichtige Mechanismen bei der Entstehung depressiver Erkrankungen. Hier wird davon ausgegangen, dass Patienten häufige Kontrollverlusterfahrungen machen und diese Erfahrungen zudem ungünstig attribuieren. Beispielsiweise werden Misserfolge eher global, stabil und internal attribuiert, Erfolge hingegen spezifisch, variabel und external (Hautzinger & de Jong-Meyer, 2003). Als letztes wichtiges Modell sei hier das der dysfunktionalen Schemata genannt. Depressionen lassen sich als eine kognitive Störung begreifen. Durch ungünstige Lernerfahrungen bilden sich stabile, überdauernde Muster der Informationsverarbeitung heraus, die die Realität verzerren. Ein Beispiel - 16 hierfür ist die selektive Wahrnehmung von Misserfolgen. Diese „Denkfehler“ erhöhen das Risiko an einer Depression zu erkranken (Beck, 1974). Aus biologischer Sicht spielen genetische Faktoren eine entscheidende Rolle. So sind die Konkordanzraten bei monozygoten Zwillingen mit im Schnitt 60% gegenüber Dizygoten mit 14% deutlich erhöht. In Adoptionsstudien wurde gezeigt, dass 66% der biologischen, aber nur 8% der adoptierten Geschwister psychopathologische Auffälligkeiten zeigen. Auch Angehörige ersten Grades von Patienten mit einer Depression haben ein erhöhtes Risiko, selbst eine depressive Erkrankung zu entwickeln. Bei leiblichen Kindern mit depressivem Elternteil beträgt dies z.B. 50%. Die Heredität wird für depressive Erkrankungen insgesamt auf 41% geschätzt (Hautzinger, 1998). Es wird postuliert, dass auch das Neurotransmittersystem ist bei depressiven Patienten gestört ist. So sind vor allem das cholinerge, serotonerge und noradrenerge System betroffen. Depressionen sind aber „kaum auf Störungen eines Transmittersystems oder eines Rezeptors, sondern eher auf ,Dysbalancen multipler Transmittersysteme’ zurückzuführen.“ (Hautzinger, 1998 p. 36) Abschließend schlägt Hautzinger ein integratives Modell vor, in dem alle genannten Faktoren in wechselseitiger Beziehung stehen (Abb. 3). - 17 - C Zunahme der Selbstaufmerksamkeit Focus nach innen D Negative Diskrepanzen Zunahme an aversiven Bedingungen Abnahme an Positivem B Unmittelbare emotionale Reaktionen Automatisierte Verhaltensmuster Gedächtniszugang E Dysphorische Stimmung A Vorausgehende Bedingungen Auslösende Ereignisse G Chronischer Stress Persönliche Bedingungen Prädispositionen Vulnerabilitäten Immunitäten F Depression, emotionale, psychomotorische, kognitive, interpersonale, physiologische Konsequenzen Abbildung 3: Depressionsmodell nach Hautzinger (1998) 2.4.5. Therapie Die Psychotherapieforschung zeigt, dass besonders bei schweren Episoden eine Kombination aus Pharmako- und Psychotherapie erfolgversprechend ist. Bei leichten bis mittleren Episoden scheint eine alleinige Psychotherapie ausreichend. Medikamentös werden Depressionen vor allem mit trizyklischen Antidepressiva (z.B. Amitripylin, Doxepin), Monoaminooxidase-Hemmern (z.B. Trimipramin, Clomipramin) und Selektiven Serotonin- Wiederaufnahmehemmern (z.B. Fluvoxamin, Citalopram) behandelt. Die Auswahl erfolgt Nebenwirkungsprofil. je Zur nach vorherrschenden Augmentation können Symptomen und Antikonvulsiva (z.B. Pregabalin) oder Neuroleptika (z.B. Quetiapin) sowie Lithium eingesetzt werden. - 18 Andere biologische Behandlungsverfahren sind Schlafentzugs- und Lichttherapie sowie die Elektrokonvulsionstherapie. Auf psychotherapeutischer Ebene sind vor allem die Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) und interpersonellen Psychotherapie (IPT) belegt. Bei der KVT geht es zunächst um eine genaue Problemanalyse (Verhaltensanalyse). Anschließend erfolgen eine psychoedukative Phase mit Vermittlung eines plausiblen Modells und der Aufbau von Aktivitäten. Danach wird an den sozialen Kompetenzen des Patienten gearbeitet und kognitive Techniken zur Bearbeitung dysfunktionaler Schemata kommen zum Einsatz. Bei der IPT stehen vor allem die zwischenmenschlichen Beziehungen des Patienten im Vordergrund. Diese gilt es durch bestimmte Interventionen (z.B. Bearbeitung von Partnerschaftskonflikten) zu verbessern. 2.5. Bipolare affektive Störung 2.5.1. Symptome Die Informationen zum folgenden Abschnitt stammen aus Hautzinger & Meyer (2011). Diese definieren eine depressive Episode als „niedergeschlagene, dysphorische Stimmung gepaart mit Antriebslosigkeit, Interessenverlust, Veränderungen im Appetit, Schlaf- und Konzentrationsvermögen. Dies geht einher mit Selbstwertproblemen, bis hin zu Überzeugungen der Wertlosigkeit, Schuld und tiefer Hoffnungslosigkeit, was dann oft in Suizidgedanken und Suizidhandlungen gipfelt.“ (Hautzinger & Meyer, 2007 p. 2) Bei der Manie hingegen sind Antrieb und Aktivität gesteigert. Es werden viele Pläne gemacht und die Stimmung ist gehoben, manchmal aber auch gereizt. Es lässt sich zudem ein gesteigertes Selbstwertgefühl feststellen, das bis hin zu Wahnvorstellungen, meist Größenwahn reichen kann. Oft findet sich auch ein verringertes Schlafbedürfnis. Es werden häufig riskante Tätigkeiten ausgeführt oder viel Geld ausgegeben. Zudem ist die sexuelle Aktivität häufig gesteigert. Der wesentliche Unterschied zu der vorher beschriebenen unipolaren Depression liegt im Vorhandensein manischer oder hypomaner Phasen. Eine bipolare Störung lässt sich erst dann sicher diagnostizieren, wenn es im - 19 Verlauf der Erkrankung tatsächlich zu einer derartigen Episode kommt. Die depressiven Episoden bei bipolar gestörten Patienten scheinen einen anderen Verlauf zu nehmen als „normale“ Depressionen. Beispielswiese sind stehen bei einer bipolaren Depression eher Symptome wie vermehrter Appetit, emotionale Reagibilität oder ein vermehrtes Schlafbedürfnis im Vordergrund. Allerdings gibt es bisher nicht genügend empirische Beweise für diese Aussage. Laut ICD-10 liegt eine manische Episode dann vor, wenn über einen Zeitraum von mindestens einer Woche eine situationsinadäquate, gehobene Stimmung vorherrscht. Vier von den folgenden neun Symptomen müssen erfüllt sein und zu einer deutlichen Beeinträchtigung der Person führen: Steigerung der Aktivität, Rededrang, Ideenflucht, Verlust sozialer Hemmungen, vermindertes Schlafbedürfnis, Selbstüberschätzung, starke Ablenkbarkeit, tollkühnes oder riskantes Verhalten sowie gesteigerte Libido. Die Episode darf nicht auf Subtanzgebrauch zurückzuführen oder organisch bedingt sein. Die Kriterien einer Hypomanie sind sehr ähnlich, unterscheiden sich von denen der Manie aber in ihrer Intensität. So sollte laut ICD-10 mindestens vier Tage eine gehobene oder gereizte Stimmung vorliegen. Drei der folgenden sieben Kriterien sollten erfüllt werden: gesteigerter Antrieb, erhöhte Gesprächigkeit, Konzentrationsprobleme bzw. Ablenkbarkeit, vermindertes Schlafbedürfnis, gesteigerte Libido, leichtsinniges oder verantwortungsloses Verhalten (z.B. übermäßiges Geld Ausgeben), sowie gesteigerte Geselligkeit. Die Beeinträchtigungen in der Lebensführung sollten nur leicht sein und andere Erklärungen wie Substanzgebrauch, Zyklothymie, Psychosen und organische Bedingtheit ausgeschlossen werden. Im Kapitel F31 im ICD-10 finden sich die bipolar affektiven Störungen. Diese lassen sich hauptsächlich danach unterteilen, ob gegenwärtig eine manische bzw. hypomanische Episode oder eine depressive Problematik vorliegt. Im DSM-IV (Saß, Wittchen, Zaudig & Houben, 2003) gibt es zudem die Unterscheidung der Bipolar I und II Störung. Bei der Bipolar I- Störung muss zusätzlich zur Depression mindestens eine manische Phase aufgetreten sein, bei Bipolar II treten hypomane und depressive Phasen auf. Circa 50-65% der Patienten weisen eine komorbide Störung auf. Dies kann häufig eine Substanzabhängigkeit, in 42% der Fälle aber auch eine - 20 Angststörung sein. 11-22% der bipolaren Patienten weisen zusätzlich eine Panikstörung und 9-35% eine Zwangsstörung auf. Persönlichkeitsstörungen lassen sich bei 37% der Betroffenen finden. 2.5.2. Epidemiologie Die Prävalenz für Bipolar-I Störungen lässt sich international auf ca. 1% festlegen. Bipolar-II Störungen sind mit Schätzungen von 2-5% deutlich häufiger. Prävalenzschätzungen für die gesamte Lebensspanne gehen von 38% aus. Es scheinen keine bedeutsamen Geschlechtsunterschiede vorzuliegen. Soziale Faktoren beeinflussen das Erkrankungsrisiko wenig, allerdings ist verheiratet zu sein ein Schutzfaktor. 2.5.3. Verlauf Im Schnitt erkranken die Patienten mit 22 Jahren zum ersten Mal. Das Ersterkrankungsalter liegt zwischen 16 und 26 Jahren (Hautzinger, 1998). Zwischen dem Auftreten erster Symptome und der Diagnosestellung liegen oft 6-8 Jahre. Zudem war bei der Hälfte der Betroffenen die erste Episode eine Depressive. Die Rezidivraten für die Bipolar-I Störung liegen bei 50% innerhalb des ersten Jahres, wenn keine medikamentöse Behandlung erfolgt. Aber auch unter Behandlung erleben bis zu 90% der Patienten einen Rückfall innerhalb von fünf Jahren. „Manien dauern im Mittel 6 bis 8 Wochen an, während depressive Episoden durchschnittlich mit 8-12 Wochen länger andauern“ (Hautzinger & Meyer, 2007 p.17). Der Verlauf der Erkrankung ist bei einem Drittel der Patienten günstig. Diese Gruppe erlangt eine vollständige Remission. Bei einem Fünftel ist der Verlauf jedoch chronisch. Etwa die Hälfte der Betroffenen nimmt zwischen den Phasen Einschränkungen der Lebensführung oder Restsymptome wahr. Im Schnitt erleben die Patienten im Leben 7-8 Episoden mit einer Zyklusdauer von 2-3 Jahren (Hautzinger, 1998). Die Suizidrate liegt bei 4-5%. - 21 2.5.4. Erklärungsmodelle Genetische Faktoren spielen bei der bipolaren Störung eine sehr wichtige Rolle. Zwillingsstudien zeigen Konkordanzraten von 50-80% bei monozygoten Zwillingspaaren. Bei dizygoten Zwillingen sind es gerade einmal 10%. Auch bei Adoptionsstudien an Kindern bipolarer Eltern, die wegadoptiert wurden, zeigt sich ein erhöhtes Erkrankungsrisiko bis um das 15-fache. Es wird eine Heredität von 80-90% angenommen. Neurobiologisch Noradrenalin, spielen Serotonin, vor allem die Katecholamine, Neurotransmitter GABA und Dopamin, Glutamat eine entscheidende Rolle. Man geht von einer deutlichen Fehlregulation dieser Transmitter aus, die durch die Gabe von Medikamenten beeinflusst werden soll. Auch neuropsychologisch lassen sich Auffälligkeiten feststellen. So ist der IQ bipolarer Patienten niedriger, Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Exekutivfunktionen sind schlechter als bei gesunden Probanden. Zudem wird eine Fehlregulation in der emotionalen Informationsverarbeitung angenommen (Hautzinger & Meyer, 2011). Als Grundlage der Störung wird zudem eine Fehlaktivierung des „Behavioural Activation System“ (BAS) angenommen. Dieses ist bedeutsam für motivationales und zielgerichtetes Verhalten und wird dann aktiviert, wenn Situationen geschehen oder antizipiert werden, die Verstärkung versprechen oder mit Verlust einherzugehen drohen. Im BAS werden sowohl Motorik und Anreiz-Belohnungsmotivation, als auch Stimmung und unspezifische Erregung subsumiert. Bei bipolaren Störungen ist das ganze System über-, bei Depressionen unteraktiviert. Hier werden bipolare Störungen nicht primär als affektive sondern als Störungen des Antriebs gesehen. Da die Reagibilität des BAS interindividuell variiert, wird davon ausgegangen, dass Patienten mit bipolarer Störung ein hochreagibles BAS aufweisen, was die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung erhöht. Zudem zeigte sich, dass circadiane Rhythmen eine große Bedeutung bei der Entstehung einer Manie haben. Besonders der Wegfall sozialer Zeitgeber (z.B. arbeits- oder partnerschaftsbezogen) erhöht das Risiko für die Auslösung einer manischen Episode. - 22 Auch die kognitive Komponente sollte berücksichtigt werden. Nach Beck (1976) resultieren positive wie negative Affekte aus Bewertungsprozessen. Bei der Manie sind diese Prozesse zu positiv gefärbt, das Selbstbild ist von Überschätzung und Idealisierung geprägt. Zusammenfassend schlagen Hautzinger und Meyer (2007) ein integratives Modell vor, das alle bisher genannten Faktoren enthält (siehe Abbildung 4). Dieses Modell beinhaltet die Grundannahme, dass jeder bipolaren affektiven Störung eine genetische Vulnerabilität zu Grunde liegt. Diese äußert sich vor allem in einer „leicht störbaren zentralnervösen Regulation bzw. in der Instabilität biologischer Lebensereignissen und Rhythmen“. In individuellen Wechselwirkung Problembereichen, mit kritischen aber auch Ressourcen führt die Vulnerabilität zum Auftreten erster Symptome. Diese erreichen ohne Behandlung das klinisch voll ausgeprägte Bild einer Manie. Krankheitskonzept Krankheitswissen Umgang mit der eigenen Krankheit Medikation Compliance Kritische Lebensereignisse, Stress Individuelle Problembereiche Individuelle Ressourcen (z.B. Konflikte, Arbeitsbelastung,Veränderung des Lebensrhythmus, Schlafmangel, Reisen usw.) (z.B.soziale Unterstützung, BewältiGungsfertigkeiten usw.) (z.B. soziale Kompetenzen, Lifestyle,dysfunktionales Denken,ungeschickte Attribution,Substanzabusus usw.) Genetische und neurobiologische Hintergrundfaktoren (In)-Stabilität Dysregulation Biologischer Prozesse Denken Prodromalsymptomatik Verhalten Hypomane, manische, gemischte, depressive Episoden Fühlen Abbildung 4: Modell manisch-depressiver Störungen aus Hautzinger & Meyer (2007) - 23 2.5.5. Therapie Bei der Behandlung Pharmakotherapie bipolarer zentral. Die affektiver Behandlung Erkrankungen lässt sich ist hier in die die Akutbehandlung (6 Wochen-6 Monate), Stabilisierungsphase (4-9 Monate) und Rückfallprophylaxe (mehrere Jahre bis lebenslang) unterteilen. Hauptsächlich werden bei depressiven Stimmungslagen Antidepressiva verordnet (siehe Punkt 2.4.5). Zur Behandlung manischer Zustände werden Antimanika wie Lithium, Valproinsäure oder atypische Neuroleptika verwendet. Auch den psychotischen Zuständen sollte durch Antipsychotika wie Olanzapin, Risperidon oder Quetiapien Rechnung getragen werden. Zur Phasenprophylaxe bewährten sich Lithium, Carbamazepin, Lamotrigin oder Valproinsäure. Bei der psychotherapeutischen Behandlung spielt die Psychoedukation eine wichtige Rolle. Patienten sollten detailliert über die bipolare Störung, mögliche Verläufe und Ursachen sowie die medikamentöse Behandlung und deren Wichtigkeit aufgeklärt werden. Empirisch gut gesicherte Verfahren sind die Familien-Fokussierte Therapie (FFT), die Interpersonelle und Soziale Rhythmus Therapie (IPSRT) und die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT). Bei der FFT werden die Familie, der Partner und Bezugspersonen mit in die Behandlung einbezogen. Sie besteht aus einem psychoedukativen Teil und dem Aufbau von Kommunikationsfertigkeiten und Problemlösestrategien. Zudem wird ein Rückfallpräventionsplan erstellt. In der IPSRT liegt der Fokus auf der Stabilisierung sozialer Rhythmen. Außerdem soll ein funktionaler Umgang mit Medikamenten und die Reduktion interpersoneller Schwierigkeiten erreicht werden. Bei der KVT geht es zunächst um die Vermittlung relevanter Informationen zur Erkrankung unter Einbeziehung der Biografie des Patienten, um ein biopsychosoziales Krankheitsverständnis zu erreichen. Anschließend wird der Fokus auf das Erkennen von Warnzeichen einer möglichen Episode gelegt und Bewältigungsstrategien erarbeitet. Außerdem ist auch die Bearbeitung dysfunktionaler Grundannahmen und Verhaltensweisen zentral. Abschließend steht die Erstellung eines Krisen- und Notfallplans im Vordergrund. - 24 Wichtig zu erwähnen ist, dass Psychotherapie bei bipolaren Erkrankungen als Ergänzung zur Pharmakotherapie gesehen wird und diese keinesfalls ersetzen kann. Der Fokus einer guten Therapie sollte im Allgemeinen auf einer Strukturierung und Balancierung des Alltags und der Lebensführung liegen. Stimmungstagebücher und die Erstellung einer Life Chart sind zentrale Elemente der Frühwarnzeichen Behandlung. und psychotherapeutischen der Auch die Umgang Behandlung mit Erarbeitung diesen unumgänglich. persönlicher sind Die in Schulung einer von Problemlösefertigkeiten, Vermittlung wichtiger Schlafhygieneregeln und die Bearbeitung dysfunktionaler Informationsverarbeitungsprozesse sind ebenfalls gewinnbringend. Auch der Erwerb achtsamkeitsbasierter sowie sozialer und interpersoneller Fähigkeiten scheint hilfreich. Besonders die Einbeziehung des Partners in die Therapie und die Veränderung der gegenseitigen Kommunikation ist ein wichtiger Bestandteil im Erwerb kommunikativer Fähigkeiten. Zum Abschluss der Therapie sollte ein individueller Krisenplan erstellt werden. Forschungsergebnisse zu den drei vorgestellten Therapieformen sind sehr ermutigend. Allerdings gibt es bislang keine hinreichenden Forschungsergebnisse zur genauen Rolle der Paarbeziehung in Ätiopathogenese sowie in der Therapie der bipolaren Erkrankung. 2.6 Zusammenhänge zwischen psychischen Erkrankungen, Liebe und Bindung 2.6.1. Zusammenhänge der Liebesstile mit psychischer Erkrankung und Partnerschaftsvariablen Forschungsergebnisse zu den Liebesstilen (Bierhoff, Grau & Ludwig, 1993; Hahlweg, 1979, Schwennen & Bierhoff, 2002; Neumann & Tress, 2005) zeigen, dass nicht nur die Zufriedenheit in der Partnerschaft, sondern auch die psychische Befindlichkeit mit den Liebesstilen zusammenhängt. So weisen depressiv verstimmte Personen eine niedrigere Ausprägung bei Eros auf, dafür aber höhere Werte bei Mania und Ludus. Die Liebesstile Mania und Agape korrelieren positiv mit allen Skalen der Symptom-Checkliste 90 (SCL- - 25 90). Studien zu Korrelationen von Liebesstilen und Diagnose bei bipolar affektiv gestörten Patienten konnten nicht gefunden werden. Eine hohe Ausprägung bei den Liebesstilen Agape und Eros korreliert positiv mit dem empfundenen Glück in der Beziehung, Ludus hingegen negativ. Storge weist positive Zusammenhänge mit der Zufriedenheit in der Beziehung auf. Setzt man die Liebesstile mit den anderen Skalen des Partnerschaftsfragebogens in Relation, so zeigt sich, dass ein höherer Wert bei Eros mit mehr Zärtlichkeit, besserer Kommunikation und weniger Streitigkeiten korreliert. Für Ludus sind diese Zusammenhänge genau umgekehrt. Ein höherer Wert bei Agape korreliert mit der Skala Gemeinsamkeit und Storge mit weniger Streitverhalten. Mehrere Studien (Davis, Kirkpatrick, Levy & O Hearn, 1994; Fricker & Moore, 2002) konnten die oben genannten Zusammenhänge zwischen erotischer Liebe und Partnerschaftszufriedenheit ebenfalls feststellen. 2.6.2. Zusammenhänge der Bindung mit psychischer Erkrankung und Partnerschaftsvariablen Die Studienlage zu Zusammenhängen zwischen Bindungsstilen und psychischer Erkrankung ist sowohl bezüglich der Ergebnisse als auch der Methoden sehr heterogen. Je nach Messinstrument, Stichprobe und zugrundeliegender theoretischer Konzeption weisen entweder Depression und ängstliche Bindung Zusammenhänge auf (Pettern, West, Mahoney & Keller, 1993; Mickelson, Kessler & Shaver, 1997, Whiffen, Kallos-Lilly & MacDonald, 2001; Reis & Grenyer, 2003; Evans & Wertheim, 2005; Shaver, Schachner & Mikulincer, 2005; Conradi & deJonge 2009), oder Depression und vermeidende Bindungstypen korrelieren miteinander (Difilippo & Overholser, 2002). In anderen Studien werden auch verstrickte oder ungelöst- desorientierte Bindung mit depressiven Symptomen in Verbindung gebracht (Rosenstein & Horowitz, 1996; Davila, Steinberg, Kachadourian, Cobb & Finchman, 2004). In einigen Arbeiten werden sogar alle drei unsicheren Bindungsstile (ängstlich, verstrickt & abweisend) als ein mögliches Korrelat von Depressionen gefunden (Murphy & Bates, 1997; Bifulco, Moran, Ball & Lillie, 2002; Pielage, Luteijn & Arrindell, 2005). - 26 Studien, die den ECR (Brennan, Clark & Shaver, 1998) zur Diagnostik nutzen, also die englische Version des in dieser Studie verwendeten BoBi (Neumann, Rohmann & Bierhoff, 2007), kommen ebenfalls zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen. Difillipo & Overholser (2002) stellten fest, dass Depression eher mit vermeidender als mit ängstlicher Bindung in Zusammenhang steht. Evans & Wertheim (2005) fanden mehr ängstliche Bindung als Vermeidung bei den depressiven Probanden. Die Ergebnisse von Conradi & deJonge (2009) weisen ebenfalls in diese Richtung. Wei, Russell, Mallinckrodt & Vogel (2007) zeigten, dass beide Dimensionen, also Angst und Vermeidung, mit verschiedenen Dimensionen der depressiven Erkrankung korrelieren. So unterschiedlich die Ergebnisse auch sein mögen, weisen sie doch alle in dieselbe Richtung. Eine nicht-sichere Bindung geht mit größerer Wahrscheinlichkeit mit depressiven Symptomen einher. Hierfür werden verschiedene Ursachen und Zusammenhänge diskutiert. So spielt der Selbstwert eine wichtige Rolle. Einige Autoren (Roberts, Gotlib & Kassel, 1996; Murphy & Bates, 1997) bewiesen, dass die Korrelation von unsicherer Bindung und Depression teilweise über dysfunktionale Einstellungen gegenüber sich selbst und somit auch den Selbstwert vermittelt wird. Diese Ergebnisse sprechen für Bowlbys (1973, 1982) Hypothese, dass in der Kindheit ein inneres Arbeitsmodell herausgebildet wird, das Informationen über das Selbst und relevante Bindungspersonen enthält. Dieses bleibt relativ stabil und wirkt sich im Erwachsenenalter auf die Konzeption von Beziehungen aus. Bezüglich Patienten mit bipolarer affektiver Störung ist die Studienlage unbefriedigend. Fonagy et al. (1996) fanden, dass Patienten mit bipolarer Störung abweisender gebunden waren als depressive Probanden. Weitere Untersuchungen stehen noch aus. Ein interessanter Aspekt scheint nicht nur die Bindung des Patienten, sondern auch die des dazugehörigen Partners. Ergebnisse von Whiffen, Kallos-Lilly & MacDonald (2001) zeigen, dass Ehemänner von depressiven Frauen nicht unsicherer gebunden sind als die in der Kontrollgruppe. Allerdings wiesen Männer von chronisch depressiven Frauen mehr Bindungsunsicherheit auf als Partner von Ehefrauen mit nur einer depressiven Episode. Zudem sagte die - 27 Bindungssicherheit der Ehepartner die Schwere der Depression zu einem zukünftigen Zeitpunkt vorher. Frauen mit eher abweisend strukturierten Männern waren schwerer depressiv als Frauen mit sicher gebundenen Partnern. Die Studienergebnisse zeichnen ein komplexes Bild vom Zusammenhang zwischen Bindung und psychischer Störung. Dabei spielt nicht nur das innere Arbeitsmodell des Patienten, sondern auch der Bindungsstil des Partners eine wichtige Rolle. Betrachtet man die Studienlage zu Zusammenhängen zwischen Partnerschaftsvariablen und der Bindung, so zeigen sich signifikant negative Korrelationen von Angst und Vermeidung mit dem empfundenen Glück und der Zufriedenheit in der Partnerschaft. (Fricker & Moore, 2002; Neumann, Rohmann & Bierhoff, 2007; Feeney, 2008). Diese Befunde sind konsistent über verschiedene Studien hinweg und weisen darauf hin, dass in die Qualität von Beziehungen mit eher unsicheren Bindungen niedriger ist, als die von sicher gebundenen Personen. 2.7. Fragestellungen Die vorliegende Studie soll Unterschiede bezüglich der Bindung und den Liebesstilen von psychisch Kranken und deren Partnern im Gegensatz zu gesunden Probanden untersuchen. Hierzu ergeben sich folgende ungerichtete Hypothesen bezüglich der Liebesstile und der Bindung: (1) Gibt es dimensionale und auch kategoriale Unterschiede zwischen den verschiedenen Gruppen, wenn man die Bindung betrachtet? (2) Gibt es Unterschiede zwischen psychisch kranken Studienteilnehmern, deren Angehörigen und gesunden Probanden bezüglich der Liebesstile? (3) Hängt die Ausprägung Bindungssicherheit mit bestimmter Variablen der Liebesstile und der Partnerschaftsqualität zusammen? (4) Verändern sich Bindungs- und Liebesstile über die Dauer der Beziehung oder mit dem Alter? - 28 - 3. Methodik Im folgenden Abschnitt sollen das Studiendesign, die Stichprobe sowie die verwendeten Messinstrumente dargestellt werden. Das Studienprotokoll wurde von der Ethikkommission des Fachbereichs Medizin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg genehmigt und im Einklang mit der Deklaration von Helsinki (2008) durchgeführt. 3.1. Design & Durchführung der Erhebung Es handelt sich bei der vorliegenden Arbeit um eine explorative, deskriptive Fragebogenuntersuchung mit dem Ziel, gesunde Paare und Paare mit einem psychisch kranken Partner vergleichend zu untersuchen. Zu diesem Zweck wurden drei verschiedene Gruppen herangezogen: Paare mit zwei gesunden Partnern, Paare mit einem depressiven Partner und Paare mit einem bipolar erkrankten Partner. Das Hauptaugenmerk der Studie liegt auf Unterschieden in der Bindungsqualität, den Liebesstilen und der damit verbunden Partnerschaftsqualität. Die Studie wurde multizentrisch durchgeführt mit einem Erhebungszentrum in der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik der Friedrich- Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und einem anderen Zentrum in der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Die Rekrutierung der Patientengruppe erfolgte im stationären Setting durch den behandelnden Arzt oder Psychologen. Als Einschlusskriterium wurde das Vorhandensein einer affektiven Störung in Form einer Depression oder manisch-depressiven Erkrankung als Erstdiagnose angesehen. Diese wurde von zwei Experten (einweisender Arzt und behandelnder Arzt) nach den Kriterien des ICD-10 (Dilling & Freyberger, 2010) gestellt. Zudem musste die Partnerschaft mindestens ein Jahr bestehen. Dieses Kriterium erschien sinnvoll, da längerfristige Auswirkungen psychischer Erkrankungen auf die Partnerschaft untersucht werden sollen. Ausschlusskriterien stellten das Vorhandensein einer Persönlichkeitsstörung, eines Abhängigkeitssyndroms, - 29 sowie einer Demenz oder sonstigen schwerwiegenden körperlichen oder seelischen Beeinträchtigungen dar, da diese Erkrankungen die Qualität der Partnerschaft zusätzlich und schwerwiegend beeinflussen und dementsprechende die Ergebnisse verändern könnten. Der Partner des Patienten wurde von ihm selbst oder vom Untersucher um die Studienteilnahme gebeten. Nach einer Aufklärung über die Ziele der Studie sollten die beiden Probanden getrennt voneinander die Fragebögen ausfüllen. Dies nahm durchschnittlich eine Stunde in Anspruch. Die Rückgabe der Bögen erfolgte in einem verschlossenen Umschlag. Danach war auf Wunsch eine Rückmeldung über die Ergebnisse und ein genaues Besprechen mit beiden Partnern durch den Behandler möglich. Hieraus konnten sich dann Interventionen für die stationäre Psychotherapie ableiten. Danach fand eine Anonymisierung der Ergebnisse und Daten statt, um eine rückwirkende Zuordnung unmöglich zu machen. Im Studienzentrum Würzburg erfolgten der Rückerhalt der Fragebögen und die Rückmeldung über die Ergebnisse nur auf postalischem Weg. Die Teilnehmer in beiden Zentren erhielten keine Bezahlung für die Studienteilnahme. Die Probanden der gesunden Gruppe wurden durch die Untersucher im Familien-, Freundes-, Bekannten- und Kollegenkreis rekrutiert. Aus diesem Grund gab es keine Rückmeldung und die Erhebung war von Anfang an anonym. Die Zuordnung von zwei Fragebögen zu einem Paar erfolgte über ein gemeinsam festgelegtes Codewort. Aus bereits erwähnten Gründen war eine Partnerschaft von mindestens einem Jahr Voraussetzung für die Teilnahme. Zudem durfte aktuell keine psychische Erkrankung vorliegen. Das Ausfüllen der Fragebögen sollte getrennt voneinander geschehen. Auch diese Gruppe erhielt keine Bezahlung für die Teilnahme. 3.2. Stichprobe Die Stichprobe umfasst insgesamt 104 Paare, das heißt 208 Teilnehmer. Im folgenden Abschnitt erfolgt deren Beschreibung getrennt nach Störungsbildern. Die nachfolgende Tabelle 1 gibt einen Gesamtüberblick über die Stichprobe. - 30 - Alter Beziehungsdauer Kinderzahl Erkrankungsdauer Anzahl stationärer Behandlungen Dauer stationärer Behandlungen Angegebene Symptomstärke Globale Glückseinschätzung PFB_31 ManischDepressive depressive Gesunde Patienten mit Patienten mit Stichprobe Partner Partner N M SD N M SD N M SD 98 44,86 15,53 46 47,35 11,3 64 46,72 9,42 94 22,72 15,99 46 19,78 13,96 64 21,67 12,29 98 1,23 1,12 46 1,43 1 64 1,77 0,92 46 8,31 8,13 64 13,79 11,46 - - - 46 2,43 2,45 - - - 46 15 14,58 64 25 32,59 - - - 46 5,85 2,9 64 6,35 3,28 0,8 46 4,39 0,88 64 4,25 1,1 97 5,11 64 4,06 5,3 Tabelle 1: Gesamtübersicht deskriptive Statistik 3.2.1. Gesunde Probanden Insgesamt besteht die Vergleichsstichprobe der gesunden Teilnehmer aus 49 Paaren, das heißt 98 Probanden. Alle Befragten sind heterosexuell und weisen laut eigenen Angaben keine psychiatrische Diagnose auf. Die Teilnehmer sind im Mittel 44,9 Jahre alt, mit einer Altersspanne zwischen 2475 Jahre. Verheiratet sind 67,3 % und in einer festen Partnerschaft, ohne Heirat befinden sich 32,7 %. Von den Befragten leben 87,8% zusammen in einer gemeinsamen Wohnung und 12,2% getrennt voneinander. 28,3% der Teilnehmer haben ein Kind, 34,8% zwei Kinder und 15,2% drei Kinder. 21,7% geben an, kinderlos zu sein. Der Mittelwert liegt hier bei 1,23 Kindern. Die Dauer der Beziehung beträgt im Mittel bei 22,7 Jahre. Die Spanne reicht hierbei von 2-53 Jahre. Die nachfolgende Abbildung 5 veranschaulicht die berufliche Situation der Studienteilnehmer. - 31 - Abbildung 5: Häufigkeitsverteilung der beruflichen Situation der gesunden Probanden Der Großteil der Befragten (86,7%) empfindet die Beziehung als stabil bis sehr stabil (M=7,35 bei Werten von 1-8). Keiner der Probanden gibt an, seine Beziehung als sehr instabil zu empfinden. 93,9% sind sich sicher bis sehr sicher, auch in fünf Jahren noch mit ihrem derzeitigen Partner zusammen zu sein. Für fast zwei Drittel der Probanden (63,3%) spielt das Thema „Auszug/Trennung“ keine Rolle, nur 3,1% denken regelmäßig daran, sich vom Partner trennen zu wollen oder auszuziehen. Die globale Glückseinschätzung, gemessen über das sechsstufige Item Nr. 31 des PFB, fällt mit einem Mittelwert von M=5,11, bei einer Skala von 1-6, recht hoch aus. 81,7% der Befragten empfinden ihre Partnerschaft als glücklich bis sehr glücklich. Lediglich 3% erleben die Beziehung als unglücklich bis eher unglücklich (siehe Abbildung 6). - 32 - Abbildung 6: globale Glückseinschätzung der Beziehung der gesunden Probanden 3.2.2. Depressive Probanden und deren Partner Insgesamt besteht dieser Teil der Stichprobe aus 46 heterosexuellen Personen, das heißt 23 Paaren. Hierbei handelt es sich bei jeweils 23 Personen um depressiv erkrankte Probanden, der andere Teil besteht aus deren Partnern. Im Durchschnitt sind die Teilnehmer 47,4 Jahre alt. Dabei reicht die Altersspanne von 20-71 Jahre. In einer festen Partnerschaft leben 26,1%, die restlichen 73,9% sind verheiratet. Lediglich 8,7% der Befragten wohnen getrennt voneinander, 91,3% leben in einer gemeinsamen Wohnung. 21,7% der Teilnehmer sind kinderlos, 28,3% haben ein Kind, 34,8% zwei Kinder und 15,2% drei Kinder. Der Durchschnitt beträgt hier 1,43 Kinder. Die Beziehung der Probanden dauert im Schnitt 19,8 Jahre, wobei die Spanne von 1-50 Jahren reicht. Die nachfolgende Abbildung 7 veranschaulicht die berufliche Situation dieser Stichprobe. - 33 - Abbildung 7: Häufigkeitsverteilung der beruflichen Situation der depressiven Probanden und deren Partnern Die Einschätzung der Beziehungsstabilität fällt folgendermaßen aus: 65,2% der Teilnehmer erleben die Partnerschaft als stabil bis sehr stabil. 6,5% schätzen die Stabilität der Partnerschaft als eher instabil ein. Die restlichen 28,2% geben eine mittlere Stabilität an. Bei Werten von 1-8 liegt hier der Mittelwert bei M=6,56. Bezüglich der Sicherheit, auch in fünf Jahren noch ein Paar zu sein, geben 84,8% an, sicher bis sehr sicher zu sein. 43,5% der Teilnehmer geben an, über das Thema „Auszug/Trennung“ aktuell nicht nachzudenken, lediglich 8,7% der Befragten denken oft über eine Trennung/Auszug nach. Betrachtet man die globale Glückseinschätzung, liegt hier der Mittelwert bei M=4,39 bei einer Skala von 1-6. Von den Studienteilnehmern sind 43,5% glücklich bis sehr glücklich in ihrer aktuellen Beziehung. 41,3% geben an, eher glücklich zu sein und 15,2% eher unglücklich. Als unglücklich schätzt keiner der Befragten seine Beziehung ein (siehe Abbildung 8). - 34 - Abbildung 8: Globale Glückseinschätzung der Beziehung der depressiven Probanden mit deren Partnern. Betrachtet man bei dieser Stichprobe die Verteilung der Diagnosen ergibt sich folgendes Bild (Abbildung 9). - 35 - Abbildung 9: Prozentuale Verteilung der ICD-10 Diagnosen bei den depressiven Patienten Eine schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome (F32.2) wurde bei 8,7% der Patienten diagnostiziert, eine schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen bei (F32.3) bei 4,3%. Bei 21,7% der Teilnehmer besteht eine rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig mittelgradig (F33.1), bei 60,9% ist die Episode schwer, ohne psychotische Symptome (F33.2) und bei 4,3% ist die depressive Störung gegenwärtig remittiert (F33.4). Hinsichtlich der Komorbidität wurde bei einem Befragten zusätzlich eine Panikstörung (F41.0) diagnostiziert, bei einem Patienten eine generalisierte Angststörung (F41.1), bei einem Teilnehmer eine Panikstörung (F41.0) und zusätzlich eine Zwangsstörung mit vorwiegend Zwangshandlungen (F42.1) sowie bei einem Probanden eine Anorexia Nervosa (F50.0). Im Hinblick auf die Dauer der depressiven Erkrankung ergibt sich ein Mittelwert von M=8,3 Jahren. Es erfolgten im Schnitt 2,4 stationäre Behandlungen, die im Mittel 15 Wochen andauerten. Die durch eine visuelle - 36 Analogskala (Werte von 0-10) anzugebende durchschnittliche Symptomstärke liegt bei 5,8. 3.2.3. Bipolar-affektiv gestörte Probanden und deren Partner Die Stichprobe setzt sich aus 64 Personen, das heißt 32 manisch-depressiv erkrankten Patienten und deren Partnern, zusammen. Alle Befragten geben an, heterosexuell zu sein. Das durchschnittliche Alter beträgt 46,7 Jahre, bei einer Spanne von 24-63 Jahren. 89,1% der Befragten sind verheiratet, die verbleibenden 10,9% leben in einer festen Partnerschaft ohne Trauschein. In einer gemeinsamen Wohnung leben 87,5% der Teilnehmer, 12,5% wohnen räumlich getrennt voneinander. Im Durchschnitt haben die Befragten 1,8 Kinder. 14,1% haben überhaupt keine Kinder, 12,5% ein Kind, 57,8% zwei Kinder, 14,1% drei Kinder und 1,6% vier Kinder. Die durchschnittliche Beziehungsdauer der Probanden liegt bei 21,7 Jahren, bei einer Spanne zwischen 2 und 40 Jahren. Die nachfolgende Abbildung 10 zeigt die berufliche Situation der Teilnehmer, wobei 0 eine fehlende Angabe bezeichnet. Abbildung 10: Häufigkeitsverteilung der beruflichen Situation der bipolaraffektiv gestörten Probanden und deren Partnern - 37 Betrachtet man die empfundene Beziehungsstabilität, ergibt sich folgendes Bild: 62,5% der Teilnehmer nehmen ihre Beziehung als stabil bis sehr stabil wahr, 31,3% als mittelmäßig stabil, 4,7% als eher instabil. Keiner der Befragten empfindet die Beziehung als sehr instabil, bei 1,6% fehlten die Angaben. Der Mittelwert liegt bei M=6,44 bei Werten von 1-8. 82,8% geben an, sicher bis sehr sicher zu sein, auch in fünf Jahren noch in der aktuellen Partnerschaft zu leben. Über einen Auszug/Trennung denken 9,4% der Probanden oft nach, während sich 42,2% mit diesem Thema nie beschäftigen. Betrachtet man die globale Glückseinschätzung der Partnerschaft, lässt sich der Mittelwert hier mit M=4,25 auf einer Skala von 1-6 bestimmen. 39,1% der Befragten schätzen die Beziehung als glücklich bis sehr glücklich. 39,1% als eher glücklich, 17,2% als eher unglücklich und 4,7% als unglücklich bis sehr unglücklich (siehe Abbildung 11). Abbildung 11: globale Glückseinschätzung der Beziehung der bipolar-affektiv gestörten Patienten mit deren Partnern - 38 Hinsichtlich der Verteilung der Diagnosen in dieser Stichprobe ergibt sich folgendes Bild (Abbildung 12). Abbildung 12: Prozentuale Verteilung der ICD-10 Diagnosen bei den bipolaraffektiv gestörten Patienten Bei 6,1% der Patienten liegt eine bipolare affektive Störung mit gegenwärtig hypomanischer Episode (F31.0) vor, bei 21,2% mit gegenwärtig manischer Episode ohne psychotische Symptome (F31.1). 48,5% der Patienten weisen eine bipolare affektive Störung mit einer leichten oder mittelgradig depressiven Episode auf (F31.3), 18,2% mit einer gegenwärtig schweren depressiven Episode ohne psychotische Symptome (F31.4). Bei jeweils 3% der Befragten wurde eine bipolare affektive Störung, gegenwärtig remittiert (F31.7), sowie eine sonstige bipolare Störung (F31.8) diagnostiziert. Bei keinem der Patienten gibt es eine andere komorbide psychische Störung. Die mittlere Dauer der Erkrankung lässt sich auf M=13,8 Jahre festlegen. Durchschnittlich erfolgten 4,1 stationäre Behandlungen mit einer mittleren Dauer von 25 Wochen. Die über eine visuelle Analogskala (Werte von 1-10) gemessene durchschnittliche Symptomstärke liegt bei 6,4. - 39 - 3.3. Messinstrumente Die Daten wurden über einen Fragebogen, bestehend aus demografischen Angaben und verschiedenen Instrumenten zur Erfassung der Partnerschaftsqualität, der Bindung, der Liebesstile sowie der eigenen Belastung erhoben. Diese Instrumente sollen im nachfolgenden Abschnitt dargestellt werden. 3.3.1. Demografische Angaben Die Teilnehmer sollten zunächst Fragen zum Geschlecht, Alter, der Wohnsituation, der Dauer der Beziehung und des Berufs beantworten. Außerdem wurden die sexuelle Orientierung und der Konsum von Alkohol/Drogen erfragt. Diese erfolgte über ein gebundenes Antwortformat mit mehreren Alternativen. Über ein freies Antwortformat sollten zudem Angaben über das Vorhandensein von Erkrankungen und die Einnahme von Medikamenten, sowie Angaben zur psychischen Erkrankung (Diagnose, Dauer, stationäre Aufenthalte, Spürbarkeit der Symptome) gemacht werden. 3.3.2. Der Bochumer Bindungsfragebogen (BoBi) Der Bochumer Bindungsfragebogen, im Nachfolgenden BoBi genannt, wurde von Neumann, Rohmann und Bierhoff im Jahr 2007 entwickelt (Neumann, Rohmann & Bierhoff, 2007). Er stellt die deutsche Adaptation des Fragebogens „Experiences in Close Relationships“ (ECR) von Brennan, Clark und Shaver (1998) dar. Dieser wurde nach faktorenanalytischen Überlegungen konzipiert Er fußt auf dem Modell der Bindungsstile von Bartholomew (Bartholomew & Horowitz, 1991). Die Grundannahmen und Theoreme zum Thema Bindung wurden bereits im theoretischen Teil dieser Arbeit näher erläutert. Der BoBi misst Bindungsverhalten in zwei Dimensionen, nämlich Angst und Vermeidung. Je nach Ausprägung dieser Dimensionen lassen sich clusteranalytisch vier Bindungsstile feststellen: sicher, verstrickt, abweisend und ängstlich (siehe Kapitel 2.2). - 40 Der Fragebogen umfasst 36 Items zur Selbsteinschätzung, die auf einer siebenstufigen Skala von „stimmt überhaupt nicht“ bis „stimmt voll und ganz“ eingeschätzt werden sollen. Dabei wird in der Instruktion darauf hingewiesen, dass es um die Einschätzung der Beziehung im Allgemeinen und nicht um den aktuellen Stand geht. Ausgewertet wird der BoBi, indem aus dem Wert der ungeraden Items die Skala Angst und aus dem Wert der geraden Items die Skala Vermeidung gebildet wird. Aus der Berechnung einer Clusteranalyse ergibt sich nun der Bindungsstil. Niedrige Werte auf den Dimensionen Angst und Vermeidung ergeben einen sicheren Bindungsstil. Hohe Werte auf beiden Dimensionen weisen auf einen ängstlichen Bindungsstil hin. Eine niedrige Ausprägung bei Vermeidung, jedoch eine hohe bei Angst bildet den ängstlich verstrickten Bindungsstil und eine niedrige Ausprägung der Dimension Angst, aber eine Hohe bei Vermeidung wird als abweisender Bindungsstil eingestuft (siehe Bartholomew & Horowitz, 1991). Das Vorgehen der Berechnung einer Clusteranalyse wurde so von den Autoren des BoBi nicht explizit beschrieben, aber in anderen Arbeiten zu diesem Thema mit guten Erfolgen genutzt (z.B. bei Brennan, Clark & Shaver, 1998 und Feeney, Noller & Hanrahan, 1994). Die Reliabilität des Fragebogens, gemessen über die interne Konsistenz ist als hoch einzustufen (α .85-.91). Die Skalen Vermeidung und Angst sind voneinander unabhängig (Neumann, Rohmann & Bierhoff, 2007). Die diskriminative Validität wurde von den Autoren durch Korrelation der Dimensionen Vermeidung und Angst mit den Liebesstilen aus dem Marburger Einstellungs-Inventar für Liebesstile (Bierhoff, Grau & Ludwig, 1993) überprüft und als gegeben eingestuft. Auch die konvergente Validität wird von den Autoren ausreichend belegt. 3.3.3. Das Marburger Einstellungs-Inventar für Liebesstile (MEIL) Der MEIL wurde nach der Liebestheorie von Lee (Lee 1973) konzipiert. Wie bereits ausführlich im theoretischen Teil (siehe Kapitel 2.1) dieser Arbeit beschrieben, geht er von sechs Liebesstilen aus. Diese sind Eros- die romantische Liebe, Ludus- die spielerische Liebe und Storge- die freundschaftliche Liebe, Mania- die besitzergreifende Liebe, Pragma- die - 41 pragmatische Liebe sowie Agape- die altruistische Liebe (Bierhoff, Grau & Ludwig, 1993). Der Fragebogen misst diese sechs Skalen mit jeweils zehn Items, besteht also aus insgesamt 60 Items. In der ursprünglichen Version gibt es für Frauen und Männer getrennte Versionen, die sich in der Formulierung nach Partner und Partnerin unterscheiden. Aus Gründen der Ökonomie wurde in der vorliegenden Studie nur die Formulierung „mein Partner“ verwendet. Die Items werden auf einer neunstufigen Skala von „absolut falsch“ bis „absolut richtig“ beantwortet. Diese Einstufung wird in der Instruktion zum Fragebogen nochmals ausführlicher beschrieben. Die Items wurden nach Faktorenanalysen gruppiert und belegen das Vorhandensein der sechs Skalen. Zur Berechnung der jeweiligen Ausprägung des entsprechenden Liebesstils wurden die Mittelwerte der zugehörigen Skala gebildet. Zudem lassen sich „kritische Differenzen“ der Partner berechnen, indem man die Werte beider zusammengehöriger Probanden voneinander subtrahiert. Diese Werte sind je nach Liebesstil unterschiedlich und zeigen an, ob sich die Partner signifikant voneinander unterscheiden. Hier wurde laut den Autoren vor allem bei großen Differenzen von Eros ein Zusammenhang mit geringer partnerschaftlicher Zufriedenheit gefunden. Es liegen zudem alters- und geschlechtsspezifische Normen für jede Skala vor, die aber bei der vorliegenden Studie nicht berücksichtigt wurden. Die Trennschärfen der einzelnen Items liegen zwischen .34 und .75 und sind so laut Autoren als gut bis sehr gut einzustufen. Zudem wurde die interne Konsistenz der Skalen bestimmt. Bis auf Ludus (.76) haben alle Skalen als gut bis sehr gut einzustufende Werte (.80-.90). Die Retest-Reliabilität nach 12 Monaten ist mit Werten von .67-.81 ausreichend. Um die Konstruktvalidität des Tests nachzuweisen, korrelierten die Autoren die Liebesstile mit verschiedenen Gegebenheiten, wie Geschlecht, Alter Beziehungsdauer, Zusammenwohnen oder Partnerzahl. Die vorgelegten Untersuchungen belegen die Konstruktvalidität des Tests, da die Korrelationen in die von den Autoren erwartete Richtung gehen. Für die vorliegende Studie ist zudem der Vergleich mit dem Partnerschaftsfragebogen nach Hahlweg (PFB, Hahlweg 1979) interessant. Hier stellten die Autoren Zusammenhänge zwischen hoch ausgeprägtem Eros und einem hohen Ausmaß an Kommunikation und - 42 Zärtlichkeit, sowie einem wenig problematischen Streitverhalten fest. Bei Ludus stellen sich diese Zusammenhänge genau umgekehrt dar. Agape korreliert mit stärkerer Gemeinsamkeit, Storge negativ mit häufigem Streitverhalten. 3.3.4. Der Fragebogen zur Partnerschaftsdiagnostik (FPD) Dieser Fragebogen besteht aus drei verschiedenen Instrumenten: dem Partnerschaftsfragebogen (PFB), der Problemliste (PL) und dem Fragebogen zur Lebensgeschichte und Partnerschaft (FLP). Diese wurden vornehmlich zur Diagnose und Evaluation von Paartherapie entwickelt (Hahlweg, 1996) und können auch einzeln eingesetzt werden. Für diese Studie wurden nur der PFB und PL verwendet, da der Fragebogen zur quantitativen Datenerhebung- und Auswertung verwendet werden sollte und der FLP ein Instrument ist, das qualitative Ergebnisse liefert. In der vorliegenden Arbeit werden nur Ergebnisse dargestellt, die sich auf den PFB beziehen. Deshalb wird dieser im Folgenden näher erläutert. Weitere Ergebnisse der Studie, die auch die Problemliste mit einbeziehen finden sich bei Wieser et al. (2015). Der PFB umfasst 30 Items sowie ein zusätzliches Item zur globalen Glückseinschätzung auf einer Skala von 1-6. Das Antwortformat des übrigen PFB ist vierstufig und reicht von „tritt nie/selten auf“ bis „tritt sehr oft auf“. Es lassen sich insgesamt drei Skalen berechnen. Die Skala Streitverhalten erfasst Verhaltensweisen während eines Streits, die einer Lösung nicht zuträglich sind. Die Skala Zärtlichkeit beinhaltet sowohl Items zum physischen Ausdruck von Zuneigung, als auch Items die verbale Äußerungen zu positiven Gefühlen des Partners beschreiben. Die dritte Skala wird als „Gemeinsamkeit/Kommunikation“ bezeichnet und erfasst gemeinsame und verbindende Aktivitäten sowie kommunikative Aspekte. Zudem kann ein Gesamtwert berechnet werden. Im PFB wird nach der aktuellen Beziehung und gezielt nach Verhaltensweisen des Partners, also einer Fremdbeurteilung gefragt (Beispielitem: „Er/Sie teilt mir seine/ihre Gedanken und Gefühle offen mit.“). Entwickelt wurde der PFB nach Vorbild des Marital Precounseling Inventory (Stuart & Stuart, 1972) und dem Maritial Activities Inventory (Weiss & - 43 Margolin, 1977). Manche Items wurden auch durch Experteneinschätzungen gewonnen. Aus 300 Items wurden dann nach faktorenanalytischen Berechnungen insgesamt 45 Items ausgewählt. Um Veränderungen bei einer Therapie besser messen zu können, wurden anschließend nicht- änderungssensitive Items entfernt, sodass in der Endversion 30 übrig blieben. Für die Normierung wurde eine Stichprobe von 534 Personen herangezogen, von denen sich 299 in Eheberatung befanden. Die Trennschärfen der Items des PFB liegen bis auf wenige Ausnahmen bei >.60 und sind als gut zu bewerten. Der PFB weist zudem hohe interne Konsistenzen auf (.88-.95) und die Retest-Reliabilitäten der Skalen liegen zwischen .68-.83, was ihn als sehr reliables Instrument erscheinen lässt. Außerdem weisen die Autoren eine gute diskriminative Validität durch Untersuchungen an Kontroll- und Therapiegruppe nach. Zur Bestimmung der Konstruktvalidität wurden die Ergebnisse des PFB mit denen anderer Instrumente zur Erfassung der Ehequalität korreliert. Es zeigten sich Korrelationen von .85 bei den Gesamtwerten, was für eine gute Konstruktvalidität spricht. Auch die hohen Interkorrelationen mit dem „Kategoriensystem für partnerschaftliche Interaktion“ (Hahlweg, 1996) belegen dies. Die prädiktive Validität der Skalen wurde ebenfalls untersucht, konnte aber nur für die Skalen Zärtlichkeit und Gemeinsamkeit/Kommunikation überzeugend belegt werden. 3.3.5 Die Paarklimaskalen (PKS) Die Paarklimaskalen orientieren sich konzeptuell an den „Familienskalen“ (Schneewind, 1988). Sie wurden entwickelt um intime, dyadische Beziehungen zu erfassen und sind für die Forschung und Anwendung in der Eheberatung konzipiert (Schneewind, 2002). Es existiert eine Kurz- und Langversion des Fragebogens. In der vorliegenden Studie wurde die 54 Items umfassende Langversion verwendet. Das Antwortformat ist vierstufig von „stimmt überhaupt nicht“ bis „stimmt genau“. Aus den Items lassen sich neun Primärskalen und daraus wiederum durch faktorenanalytische Berechnungen drei Globalskalen berechnen. Diese werden im Folgenden dargstellt. Zunächst gibt es die Primärskala Zusammenhalt. Diese umfasst ein allgemeines Zusammengehörigkeitsgefühl und Solidarität. Die Skala Offenheit - 44 beschreibt die Möglichkeit in der Partnerschaft spontan Gefühle auszudrücken und offen miteinander Konfliktneigung geht über Probleme sprechen zu es um negatives Streitverhalten können. Bei (z.B. Nörgeln, Reibereien). Aus diesen drei genannten Skalen lässt sich die Globalskala Verbundenheit bilden. Eine hohe Verbundenheit ist charakterisiert durch ein hohes Maß an Zusammenhalt und Offenheit, sowie eine geringe Konfliktneigung. Außerdem erfasst der Fragebogen die Globalskala Unabhängigkeit. Diese setzt sich aus einem hohen Wert auf der Primärskala Selbstständigkeit und einem niedrigen Wert bei Kontrolle zusammen. Selbstständigkeit bedeutet in diesem Zusammenhang die Möglichkeit eigene Bedürfnisse zu verwirklichen, ohne dass der Partner verstimmt reagiert. Bei der Skala Kontrolle geht es um die Einhaltung und Verbindlichkeit von Regeln und ob an diesen starr festgehalten wird. Die letzte Globalskala bildet Anregung/Aktivität. Diese zeichnet sich durch eine hohe Kulturelle Orientierung und Aktive Freizeitgestaltung aus. Kulturelle Orientierung erfasst die Aufgeschlossenheit für intellektuelle und kulturelle Aktivitäten. Aktive Freizeitgestaltung ist gekennzeichnet durch den Umfang der sozialen Kontakte, Hobbys und Unternehmungen, die in der Freizeit genutzt werden. Des Weiteren gibt es noch zwei Primärskalen, die allerdings nicht in die Berechnung der Globalskalen eingehen. Diese sind Organisation und Leistungsorientierung. Ersteres umfasst die Planung, Zeiteinteilung und Absprachen zwischen den Partnern, letzteres das Leistungs- und Wettbewerbsdenken in der Partnerschaft. Für die PKS liegen Normen in Form von Sten-Werten vor. Diese wurden an einer Stichprobe von 490 in einer Partnerschaft lebenden Personen erhoben und mit eine repräsentativen Normierungsstichprobe von 618 Personen verglichen. Zudem liegen alters- und geschlechtsspezifische Normen vor. Die Reliabilität des Fragebogens ist als befriedigend einzuschätzen Die internen Konsistenzen (Cronbachs α) der Primärskalen liegen bis auf eine Ausnahme zwischen .60 und .83. Die Retest-Reliabiltät der Primärskalen nach einem Jahr liegt mit Werten von .58-.79 im ausreichenden Bereich, zumal der Test veränderungssensitiv zu sein scheint. Bei den Globalskalen bietet sich - 45 ein ähnliches Bild. Zur Überprüfung der Konstruktvalidität wurden von den Autoren verschiedene Maße und Verfahren herangezogen (Paarstress, Konfliktstile, Persönliche Beziehungskompetenz, Autorität in NEO-Fünf-Faktoren-Inventar, Familiensystemen, 16 Persönlichkeits- Faktoren-Test (revidierte Fassung), Eheliches Vertrauen, Dyadisches Coping, Eheliche Kontrollüberzeugungen, Autonomie und Bezogenheit, Ehelicher Attributionsstil). Es ergaben sich konstruktbestätigende Beziehungen zu den Paarklimaskalen. Um die Kriteriumsvalidität zu überprüfen wurde die Ehezufriedenheit und Trennung/Scheidung mit den PKS vorhergesagt. Es ergaben sich signifikante, erwartungskonforme Zusammenhänge, die die Kriteriumsvalidität bestätigen. 3.3.6. Weitere Fragebögen Um das Erhebungsinstrument möglichst umfassend zu gestalten und mehrere Fragestellungen beantworten zu können, wurden zudem der Fragebogen zur Beziehungsstabilität (Utne, Hatfield, Traupmann & Greenberger, 1984) die Symptom-Checkliste 90, revidierte Fassung (SCL-90-R, Franke 2002) sowie der Involvement Evaluation Questionnaire (IEQ, van Wijngaarden, 2002) eingesetzt. Da diese für die Fragestellungen der vorliegenden Studie nicht relevant sind, wird auf deren Kennwerte nicht näher eingegangen. Nähere Ausführungen hierzu finden sich bei Wieser et al. (2015). - 46 - 4. Ergebnisse In diesem Kapitel werden die Ergebnisse zu den entsprechenden Fragestellungen aus Kapitel 2.7. dargestellt. Zunächst wird auf die deskriptiven Statistiken der verschiedenen Fragebogenskalen für die einzelnen Gruppen eingegangen. Anschließend erfolgt die Prüfung der Verteilungsform und die Ergebnisse zu den Liebesstilen und zur Bindung werden dargestellt. Diese werden am Schluss des Kapitels nochmals zusammenfassend beschrieben. Für die Berechnungen wurde das Programm PASW Statistics 18.0 für Windows (SPSS, Chicago IL) verwendet. 4.1. Deskriptive Statistiken Im nachfolgenden Abschnitt werden die deskriptiven Ergebnisse der verschiedenen Gruppen dargstellt. Diese Darstellung erfolgt einmal getrennt für die Gruppe der gesunden Probanden, der depressiven und bipolaren Probanden, sowie deren Angehörigen. Außerdem werden Berechnungen für Partner und Betroffene zusammen als Paar durchgeführt. 4.1.1. Deskriptive Statistiken für gesunde Probanden Tabelle 2 zeigt die deskriptiven Ergebnisse für die Stichprobe der gesunden Probanden im Überblick. Insgesamt nahmen hier 98 Personen, also 49 Paare teil. Die Anzahl derer, von denen vollständige Skalenwerte errechnet werden konnten, findet sich in Spalte N. Für die Paarklimaskalen (PKS) geben die gesunden Studienteilnehmer eine durchschnittliche Verbundenheit von M=21,06 an. Der Mittelwert für die Globalskala Unabhängigkeit beträgt M=21,29 und für Anregung/Aktivität M=21,14. Der Gesamtwert des Partnerschaftsfragebogens (PFB) wird im Mittel mit M=63,58 angegeben. Im Bochumer-Bindungsfragebogen (BoBi) lässt sich die Mittelwert der Skala Angst auf M=54,08 festlegen, auf der Skala Vermeidung liegt der Mittelwert bei M=44,14. Im Marburger-Einstellungs-Inventar für Liebesstile (MEIL) liegt der durchschnittliche Summenwert für Eros bei M=67,04, für Ludus bei - 47 M=25,49, für Storge bei M=60,11, für Pragma bei M=49,72, für Mania bei M=49,47 und für Agape bei M=68,87. Fragebogenskala N Minimum Maximum Mittelwert Standardabweichung PKS: Globalskala Verbundenheit 96 17 28 21,06 2,23 PKS: Globalskala Unabhängigkeit 96 16 50 21,29 3,82 PKS: Globalskala Anregung/Aktivität 98 9 32 21,14 4,52 93 11 90 63,58 14,44 BoBi Skalensumme Angst 98 25 92 54,08 15,33 BoBi Skalensumme Vermeidung 98 21 93 44,14 14,41 Skalensumme Eros 97 14 90 67,04 14,05 Skalensumme Ludus 97 10 62 25,49 11,30 Skalensumme Storge 97 25 90 60,11 15,44 Skalensumme Pragma 98 13 82 49,72 14,83 Skalensumme Mania 98 13 80 49,47 13,17 Skalensumme Agape 97 34 90 68,87 12,81 PFB GE: Gesamtwert Tabelle 2: Deskriptive Statistik gesunde Probanden 4.1.2. Deskriptive Statistik für depressive Probanden und deren Angehörige Depressive Probanden inklusive Partner Tabelle 3 zeigt den Überblick über die deskriptiven Ergebnisse der depressiven Patienten und deren Partner („depressives Paar“), Tabelle 4 und 5 zeigen diese Statistik nochmals für beide Gruppen getrennt. - 48 Für die Stichprobe der depressiven Probanden mit Angehörigen liegen für 46 Teilnehmer, also 23 Paare, Ergebnisse vor. Bei den PKS liegt der Wert für Verbundenheit durchschnittlich bei M=20,59, für Unabhängigkeit bei M=20,60 und für Anregung/Aktivität bei M=16,47. Der Gesamtwert des PFB wird im Mittel mit M=52,73 angegeben. Im BoBi findet sich auf der Skala Angst ein Mittelwert von M=61,20, auf der Skala Vermeidung liegt dieser bei M=50,54. Im MEIL liegt der durchschnittliche Summenwert der Skala Eros bei M=62,39. Die Skala Ludus hat einen Mittelwert von M=24,70, die Skala Storge von M=59,78, die Skala Pragma von M= 42,59, die Skala Mania von M= 54,63 und die Skala Agape von M=73,65. Fragebogenskala N Minimum Maximum Mittelwert Standardabweichung PKS: Globalskala Verbundenheit 44 14 26 20,59 2,69 PKS: Globalskala Unabhängigkeit 45 15 25 20,60 2,47 PKS: Globalskala Anregung/Aktivität 45 11 21 16,47 2,65 PFB GE: Gesamtwert 45 26 78 52,73 11,71 45 31 99 61,20 18,78 46 22 90 50,54 15,48 Skalensumme Eros 46 34 86 62,39 13,53 Skalensumme Ludus 46 10 53 24,70 12,67 Skalensumme Storge 45 21 90 59,78 17,01 Skalensumme Pragma 46 10 79 42,59 16,75 Skalensumme Mania 46 27 85 54,63 13,89 Skalensumme Agape 46 46 90 73,65 11,05 BoBi Skalensumme Angst BoBi Skalensumme Vermeidung Tabelle 3: Deskriptive Statistik depressive Probanden mit Angehörigen - 49 Nur depressive Probanden Sieht man sich die deskriptiven Statistiken für diese Gruppe getrennt an, ergibt sich die Tabelle 4 für die depressiven Probanden. Diese Gruppe besteht aus 23 Teilnehmern. In den PKS zeigt sich bei Verbundenheit ein Mittelwert von M=20,87, bei Unabhängigkeit von M=21,13 und bei Anregung/Aktivität von M=17,13. Im PFB liegt der Summenwert im Durchschnitt bei M=54,17. Für den BoBi ergeben sich auf der Skala Angst im Mittel Werte von M=64,35, bei Vermeidung von M=53,83. Im Hinblick auf die Liebesstile liegt der durchschnittliche Wert von Eros bei M=63,35, der von Ludus bei M=27,74 und der von Storge bei M=63,00. Der Mittelwert der anderen Skalen beträgt für Pragma M=45,74, für Mania M=60,57 und für Agape M=72,91. Fragebogenskala N Minimum Maximum Mittelwert Standardabweichung PKS: Globalskala Verbundenheit 23 15 26 20,87 2,60 PKS: Globalskala Unabhängigkeit 23 16 25 21,13 2,28 PKS: Globalskala Anregung/Aktivität 23 13 21 17,13 2,47 PFB GE: Gesamtwert 23 27 72 54,17 10,66 23 39 99 64,35 19,34 23 22 90 53,83 16,73 Skalensumme Eros 23 34 86 63,35 13,10 Skalensumme Ludus 23 10 53 27,74 14,73 Skalensumme Storge 23 30 90 63,00 16,37 Skalensumme Pragma 23 10 79 45,74 16,29 Skalensumme Mania 23 32 85 60,57 12,86 Skalensumme Agape 23 46 90 72,91 12,55 BoBi Skalensumme Angst BoBi Skalensumme Vermeidung Tabelle 4: Deskriptive Statistik depressive Probanden - 50 Nur Partner depressiver Probanden Für die Gruppe der Angehörigen depressiver Teilnehmer lässt sich die in Tabelle 5 dargestellte deskriptive Statistik errechnen. Insgesamt gehen 23 Angehörige in die Berechnung ein. Bei den PKS ergibt sich bei Verbundenheit ein durchschnittlicher Summenwert von M=20,29, bei Unabhängigkeit von M=20,05 und bei Anregung/Aktivität von M=15,77. Der Mittelwert des Partnerschaftsfragebogen beträgt M=51,23. Im BoBi lässt sich der mittlere Summenwert für Angst bei M=57,91 und für Vermeidung M=47,26 feststellen. Die Berechnungen für das MEIL ergeben bei der Skala Eros einen mittleren Wert von M=61,43, bei Ludus von M=21,65 und bei Storge von M=56,41. Die Mittelwerte der Sekundärstile stellen sich wie folgt dar: Pragma liegt bei M=39,43, Mania bei M=48,70 und Agape bei M=74,39. Fragebogenskala N Minimum Maximum Mittelwert StandardabWeichung PKS: Globalskala Verbundenheit 21 14 26 20,29 2,81 PKS: Globalskala Unabhängigkeit 22 15 24 20,05 2,59 PKS: Globalskala Anregung/Aktivität 22 11 20 15,77 2,71 PFB GE: Gesamtwert 22 26 78 51,23 12,79 22 31 94 57,91 18,03 23 24 75 47,26 13,70 Skalensumme Eros 23 34 84 61,43 14,17 Skalensumme Ludus 23 10 41 21,65 9,60 Skalensumme Storge 22 21 82 56,41 17,38 Skalensumme Pragma 23 10 76 39,43 16,96 Skalensumme Mania 23 27 76 48,70 12,48 Skalensumme Agape 23 58 90 74,39 9,54 BoBi Skalensumme Angst BoBi Skalensumme Vermeidung Tabelle 5: Deskriptive Statistik für Angehörige depressiver Probanden - 51 4.1.3. Deskriptive Statistik für manisch-depressive Probanden und deren Angehörige Manisch-depressive Probanden inklusive Partner In der nachfolgenden Tabelle 6 wird die deskriptive Statistik für manischdepressive Probanden zusammen mit deren Angehörigen dargestellt. Insgesamt ließen sich Werte für 64 Teilnehmer, also 32 Paare, berechnen. In den PKS liegt der Mittelwert für Verbundenheit bei M=20,61, für Unabhängigkeit bei M=20,94 und für Anregung/Aktivität bei M=18,70. Der PFB weist einen mittleren Summenwert von M=53,10 auf. Für den BoBi ergeben sich Mittelwerte für Angst von M=63,76 und für Vermeidung von M=51,67. Die durchschnittlichen Skalenwerte der Primärstile im MEIL liegen für Eros bei M=62,10, für Ludus bei M=26,95 und für Storge bei M=57,66. Für die Sekundärstile lässt sich bei Pragma ein Mittelwert von M=50,90, bei Mania von M=57,98 und bei Agape von M=73,06 feststellen. Fragebogenskala N Minimum Maximum Mittelwert StandardabWeichung PKS: Globalskala Verbundenheit 64 16 26 20,61 1,87 PKS: Globalskala Unabhängigkeit 64 17 28 20,94 2,61 PKS: Globalskala Anregung/Aktivität 63 8 53 18,70 5,88 PFB GE: Gesamtwert 60 5 87 53,10 15,51 63 24 106 63,76 18,11 63 22 93 51,67 16,39 Skalensumme Eros 62 16 90 62,10 16,27 Skalensumme Ludus 63 10 77 26,95 14,31 Skalensumme Storge 59 25 90 57,66 16,17 Skalensumme Pragma 62 10 83 50,90 16,48 Skalensumme Mania 63 29 90 57,98 14,49 Skalensumme Agape 63 33 90 73,06 12,86 BoBi Skalensumme Angst BoBi Skalensumme Vermeidung Tabelle 6: Deskriptive Statistik bipolare Probanden mit Partner - 52 Nur manisch-depressive Probanden In Tabelle 7 werden die deskriptiven Ergebnisse für die Teilnehmer mit bipolarer affektiver Störung, ohne ihre Partner, dargestellt. Insgesamt gingen die Daten von 33 Studienteilnehmern in die Berechnungen ein. In den PKS liegt der durchschnittliche Wert für Verbundenheit bei M=20,88, für Unabhängigkeit bei M=21,06 und für Anregung/Aktivität bei M=19,27. Im PFB ergibt sich für den Gesamtscore ein Mittelwert von M=53,47. Für den BoBi lässt sich für die Skala Angst ein Summenwert von im Schnitt M=65,24 und für Vermeidung von M=51,36 feststellen. Im MEIL ergibt sich folgende Verteilung der Mittelwerte: Für Eros M=61,06, für Ludus M=30,09, für Storge M=59,26, für Pragma M=52,61, für Mania M=60,45 und für Agape M=73,00. Fragebogenskala N Minimum Maximum Mittelwert StandardabWeichung PKS: Globalskala Verbundenheit 33 17 24 20,88 1,47 PKS: Globalskala Unabhängigkeit 33 17 28 21,06 2,70 PKS: Globalskala Anregung/Aktivität 33 9 53 19,27 7,32 PFB GE: Gesamtwert 30 5 87 53,47 17,75 33 24 99 65,24 17,98 33 22 87 51,36 17,91 Skalensumme Eros 33 16 90 61,06 19,11 Skalensumme Ludus 33 10 77 30,09 15,72 Skalensumme Storge 31 25 90 59,26 16,28 Skalensumme Pragma 33 18 83 52,61 17,05 Skalensumme Mania 33 36 90 60,45 14,91 Skalensumme Agape 33 43 90 73,00 11,81 BoBi Skalensumme Angst BoBi Skalensumme Vermeidung Tabelle 7: Deskriptive Statistik manisch-depressive Probanden - 53 Nur Partner manisch-depressiver Probanden In der Tabelle 8 werden die Berechnungen zur deskriptiven Statistik dargestellt. Insgesamt wurden Daten von 31 Personen verwendet. Für die PKS ergibt sich auf der Skala Verbundenheit ein Mittelwert von M=20,32, für Unabhängigkeit von M=20,81 und für Anregung/Aktivität von M=18,07. Im PFB liegt der durchschnittliche Gesamtwert bei M=52,73. Im BoBi liegt für die Skala Angst ein Mittelwert von M=62,13 und für Vermeidung von M=52,00 vor. Für das MEIL lässt sich folgende Verteilung der Mittelwerte feststellen: Für Eros M=63,28, für Ludus M=23,50, für Storge M=55,89, für Pragma M=48,97, für Mania M=55,27 und für Agape M=73,13. Fragebogenskala N Minimum Maximum Mittelwert StandardabWeichung PKS: Globalskala Verbundenheit 31 16 26 20,32 2,21 PKS: Globalskala Unabhängigkeit 31 17 28 20,81 2,55 PKS: Globalskala Anregung/Aktivität 30 8 25 18,07 3,74 PFB GE: Gesamtwert 30 30 82 52,73 13,20 30 31 106 62,13 18,43 30 27 93 52,00 14,82 Skalensumme Eros 29 35 90 63,28 12,51 Skalensumme Ludus 30 10 57 23,50 11,90 Skalensumme Storge 28 26 90 55,89 16,14 Skalensumme Pragma 29 10 76 48,97 15,87 Skalensumme Mania 30 29 81 55,27 13,75 Skalensumme Agape 30 33 90 73,13 14,13 BoBi Skalensumme Angst BoBi Skalensumme Vermeidung Tabelle 8: Deskriptive Statistik Partner manisch-depressiver Probanden - 54 - 4.2. Prüfung der Verteilungsform In diesem Abschnitt erfolgt die Prüfung der Daten auf Normalverteilung. Dies geschieht mittels Histogrammen und des Kolmogorov-Smirnoff-Tests für jedes angewendete Verfahren. Die Daten wurden korrigiert für multiples Testen. 4.2.1. Paarklimaskalen (PKS) Im Hinblick auf die Paarklimaskalen muss die Normalverteilungshypothese für die drei Globalskalen abgelehnt werden (siehe Tabelle 9, Tabelle 10 und Tabelle 11). Die nachfolgenden Abbildungen 13, 14 und 15 zeigen die Histogramme für die Skalen. Abbildung 13: Histogramm PKS-Globalskala Verbundenheit - 55 - Abbildung 14: Histogramm PKS-Globalskala Unabhängigkeit Abbildung 15: Histogramm PKS-Globalskala Anregung/Aktivität Die nachfolgende Tabelle 9 veranschaulicht die Ergebnisse des KolmogorovSmirnov-Tests. PKS- Skala Globalskala Verbundenheit Globalskala Unabhängigkeit Globalskala Anregung/Aktivität Signifikanz Tabelle 9: Ergebnisse des Kolmogorov-Smirnov-Tests für die PKS 0,00 0,00 0,00 - 56 - 4.2.2. Partnerschaftsfragebogen (PFB) Für die Berechnungen in der hier vorliegenden Studie wird nur der Gesamtscore des PFB verwendet. Dieser ist normalverteilt (siehe Tabelle 10). Die Abbildung 16 zeigt das Histogramm für die Verteilung des PFBGesamtwerts. Abbildung 16: Histogramm PFB Gesamtwert In der Tabelle 10 sind die Werte für den Kolmogorov-Smirnov-Test dargestellt. PFB- Skala PFB Gesamtwert Signifikanz 0,20 Tabelle 10: Ergebnisse des Kolmogorov-Smirnov-Tests für den PFB 4.2.3. Bochumer Bindungsfragebogen (BoBi) Für die beiden Skalen des BoBi, Angst und Vermeidung, ist die Normalverteilungshypothese abzulehnen (siehe Tabelle 11). In der Abbildung 17 und 18 sind die Histogramme der beiden Skalen dargestellt. - 57 - Abbildung 17: Histogramm BoBi Angst Abbildung 18: Histogramm BoBi Vermeidung Die Werte des dazugehörigen Kolmogorov-Smirnov-Tests finden sich in nachfolgender Tabelle 11. BoBi- Skala Signifikanz Angst Vermeidung Tabelle 11: Ergebnisse des Kolmogorov-Smirnov-Tests für den BoBi 0,02 0,01 - 58 4.2.4. Marburger-Einstellungs-Inventar für Liebesstile (MEIL) Bei den Skalen des MEIL lässt sich nur für Storge und Pragma eine Normalverteilung feststellen (siehe Tabelle 12). Die anderen Skalen sind nicht normalverteilt (siehe Tabelle 12). Die Histogramme der einzelnen Skalen sind in den folgenden Abbildungen 19,20,21,22,23 und 24 dargestellt. Abbildung 19: Histogramm MEIL Eros Abbildung 20: Histogramm MEIL Ludus - 59 - Abbildung 21: Histogramm MEIL Storge Abbildung 22: Histogramm MEIL Pragma - 60 - Abbildung 23: Histogramm MEIL Mania Abbildung 24: Histogramm MEIL Agape Die Berechnungen für den Kolmogorv-Smirnov-Test zeigt die folgende Tabelle 12. MEIL- Skala Signifikanz Eros Ludus Storge Pragma Mania Agape Tabelle 12: Ergebnisse des Kolmogorov-Smirnov-Tests für den MEIL 0,00 0,00 0,20 0,20 0,03 0,00 - 61 - 4.3. Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich der Bindungsdimensionen und der Liebesstile Um Unterschiede in der Bindung und den Liebesstilen feststellen zu können, wurden Mittelwertsvergleiche berechnet. Als zwischen parametrische den Verfahren verschiedenen wurden die Gruppen einfaktorielle Varianzanalyse und der t-Test berechnet. Falls nicht anders angegeben, werden im nachfolgenden Abschnitt nur die Ergebnisse des t-Tests berichtet, da dieser bei zwei Stichproben durch die Prüfung der Varianzhomogenität die exakteren Ergebnisse liefert. Da viele der Daten nicht normalverteilt sind, wurden zudem als nonparametrische Verfahren der Kruskal- Wallis- H und der Mann-Whitney-U Test für unabhängige Stichproben berechnet. Die Ergebnisse der nonparametrischen Verfahren werden nur explizit dargestellt, wenn sie sich von denen der parametrischen Alternative auffallend unterscheiden. Ansonsten finden sich alle Berechnungen im Anhang 1. Zur besseren Übersicht werden die Mittelwertsvergleiche nach Gruppen geordnet dargestellt. Vergleich der Gruppe der gesunden und der depressiven Probanden Im BoBi zeigt der t-Test hinsichtlich der Skala Angst einen signifikanten Unterschied von t(119)= -2,74, p<.05. Auch bei der Skala Vermeidung ist der Unterschied zwischen den Gruppen signifikant t(119)=-2,81, p<.05. Hier zeigen die t-Tests, dass die gesunden Studienteilnehmer deutlich weniger Angst und Vermeidung in Partnerschaften berichten, als die Depressiven. Im MEIL lassen sich nur für Mania signifikante Ergebnisse feststellen. Im Detail ergeben die Berechnungen für Eros t(118)=1,15, n.s., für Ludus t(118)=-0,68, n.s., für Storge t(118)=-0,80, n.s., für Pragma t(119)=1,14, für Mania t(119)=-3,65, p<.01 und für Agape t(118)=-1,37, n.s.. Dies weist darauf hin, dass depressive Patienten deutlich eifersüchtiger und besitzergreifender sind als Gesunde. - 62 Vergleich der Gruppe der gesunden Probanden und Partner depressiver Probanden Bei dieser Kombination zeigt der t-Test für den BoBi sowohl hinsichtlich der Skala Angst (t(118)=-1,02, n.s.) als auch der Skala Vermeidung (t(119)=-0,94, ns.s.) keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen. Das heißt, gesunde Probanden und Partner von depressiven Teilnehmern unterscheiden sich hinsichtlich ihres Bindungsverhaltens nicht signifikant. Im MEIL ergeben die Berechnungen für Eros t(118)=1,72, p=.09, für Ludus t(118)=1,5, n.s., für Storge t(117)=0,99, n.s., für Pragma t(119)=2,91, p<.01, für Mania t(119)=0,26, n.s. und für Agape t(118)=-1,94, p<.05. Dies bedeutet, dass gesunde Probanden tendenziell mehr erotische Liebe erleben als Partner von depressiven Probanden. Zudem sind gesunde Studienteilnehmer signifikant pragmatischer eingestellt als die Partner der depressiven Stichprobe. Der Wert für Agape zeigt, dass Partner von depressiven Personen aufopferungsvoller sind. Dieses Ergebnis lässt sich beim Mann-Whitney-U Test jedoch nur noch tendenziell nachweisen (U=840,5, p=.07). Vergleich der Gruppe der gesunden Probanden und depressiver Probanden inklusive Partner („depressives Paar“) Vergleicht man die Werte des BoBi für diese Stichprobe, lassen sich bei der Skala Angst (t(141)=-2,40, p<.05) und bei der Skala Vermeidung (t(142)=2,43, p<.05) signifikante Unterschiede feststellen. Dies bedeutet, dass „depressive Paare“ ängstlicher und vermeidender sind als Gesunde. Der Mann-Whitney-U Test zeigt für Angst aber nur noch tendenziell signifikante Ergebnisse (U=1,77, p=.06). Betrachtet man die Skalen des MEIL zeigt sich für Eros eine Tendenz von t(141)=1,87, p=.06. Dieses Ergebnis wird mit dem Mann-Whitney-U Test sogar signifikant (U=1746, p<.05). Für Ludus (t(141)=0,38, n.s.) und für Storge (t(140)=0,12, n.s.) zeigen sich keine signifikant unterschiedlichen Werte zwischen den Gruppen. Die Skalen Pragma (t(142)=2,15, p<.05), Mania (t(142)=-2,15, p<.05) und Agape (t(141) =-2,18, p<.05) liefern wieder signifikante Ergebnisse. Insgesamt lassen die Ergebnisse des MEIL darauf schließen, dass gesunde Paare mehr erotische Liebe erleben, aber auch eine pragmatischere Einstellung aufweisen. - 63 Depressive Paare hingegen sind deutlich eifersüchtiger, aber auch aufopferungsvoller. Vergleich der Gruppe der gesunden und manisch-depressiven Probanden In dieser Gruppe sind im BoBi die Ergebnisse des t-Tests der Skala Angst (t(129)=-3,46, p<.001) signifikant unterschiedlich für beide Gruppen. Auch für Vermeidung (t(129)=-2,10, p<.05 ergeben die Berechnungen signifikante Ergebnisse, die sich dahingehend interpretieren lassen, dass manischdepressive Patienten ängstlicher und vermeidender in ihren Beziehungen sind als Gesunde. Bezüglich des MEIL zeigen sich bei den Skalen Eros (t(128)=1,65, p<.06) und Ludus (t(128=-1,55, p=.07) tendenziell bedeutsame Unterschiede, die sich aber im Mann-Whitney-U Test nicht mehr feststellen lassen (für Eros U=1303,5, n.s. und für Ludus U=1367,5, n.s.). Für die Skalen Storge (t(126)=0,27, n.s.), Pragma (t(129)=-0,93, n.s.) und Agape (t(128)=-1,63, n.s.) lassen sich ebenfalls keine signifikanten Unterschiede feststellen. Einzig die Skala Mania kann mit t(129)=-4,00, p<.01 signifikante Ergebnisse erbringen. Das bedeutet, dass sich gesunde und manisch-depressive Probanden in ihren Liebesstilen nur dahingehend unterscheiden, dass Patienten mit einer bipolaren Erkrankung viel eifersüchtiger sind als gesunde Teilnehmer. Vergleich der Gruppe der gesunden Probanden und Angehörige manischdepressiver Probanden Sowohl auf der BoBi- Skala Angst (t(126))=-2,4, p<.05) als auch auf der Skala Vermeidung (t(126)=-2,60, p<.01) zeigen sich signifikante Ergebnisse. Diese weisen darauf hin, dass die Angehörigen von Patienten mit einer bipolar affektiven Störung zu mehr ängstlichem und vermeidendem Verhalten in Beziehungen tendieren als Personen mit gesunden Partnern. Für den MEIL sind die Ergebnisse des t-Tests für Eros t(124)=-1,30, n.s., nicht signifikant, aber die Ergebnisse des Mann-Whitney-U Test sind mit U=1006, p=.07 zumindest tendenziell signifikant. Für die Skalen Ludus (t(125)=0,85, n.s.), Storge (t(123)=1,26, n.s.) und Pragma (t(125)=0,24, n.s.) zeigen sich keine signifikanten Unterschiede. Bei Mania (t(126)=-2,09, p<.05) ist das Ergebnis des t-Test signifikant, der Mann-Whitney-U Test ergibt jedoch nur - 64 noch eine Tendenz (U=1143, p=.07). Für Agape ist der t-Test nicht signifikant (t(125)=-1,56, n.s.) aber der Mann-Whitney-U Test erbringt signifikante Unterschiede (U=111,5, p<.05). Zusammenfassend lassen sich diese Werte dahingehend interpretieren, das Gesunde in ihren Partnerschaften mehr erotische Liebe erleben, als die Partner der manisch-depressiven Patienten. Diese sind aber auch tendenziell eifersüchtiger und besitzergreifender sowie deutlich aufopferungsvoller als Gesunde. Auf den anderen Skalen unterscheiden sie sich nicht. Vergleich der Gruppe der gesunden Probanden und manisch-depressiver Probanden inklusive Partner („manisch-depressives Paar“) Bei diesem Gruppenvergleich sind die Ergebnisse ebenfalls auf beiden Skalen signifikant. Die Prüfung der Skala Angst ergibt t(159)=-3,64, p<.01 und die der Skala Vermeidung t(159)=-3,06, p<.01. Das bedeutet, dass Paare, bei denen eine Person an einer manisch-depressiven Störung leidet, in Paarbeziehungen mehr Angst und Vermeidung zeigen. Zudem zeigen sich auf den Skalen Eros (t(157)=2,03, p<.05), Mania (t(159)=3,85, p<.01) und Agape (t(158)=-2,02, p<.05) signifikante Ergebnisse. Für Ludus (t(158)=-0,68), n.s.), Storge (t(154)=0,95, n.s.) und Pragma (t(158)=0,47) lassen sich keine bedeutsamen Unterschiede feststellen. Dies bedeutet, dass sich in Beziehungen gesunder Paare deutlich mehr erotische Liebe findet als bei Paaren, bei denen einer der Partner an Depressionen leidet. Diese Paare sind dafür aber deutlich eifersüchtiger und aufopferungsvoller als Gesunde. Vergleich der Gruppe der gesunden Probanden und aller Partner Bei diesem Vergleich ergeben sich im BoBi für die Skala Angst signifikante Werte von t(148)=-2,23, p<.05 und auf der Skala Vermeidung signifikante Werte von t(149)=-2,36, p<.05. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass Partner von Patienten mit affektiven Störungen in ihren Beziehungen mehr ängstliches und vermeidendes Verhalten zeigen. Für den MEIL sind die Ergebnisse der Skala Eros (t(147)=1,9, p<.05) und Agape (t(148)=-2,23, p<.05) signifikant. Für Ludus ergibt der t-Test mit t(148)=1,47, n.s. keine signifikanten Unterschiede, aber der Mann-Whitney-U - 65 Test ist mit U=2129,5, p=.08 zumindest tendenziell signifikant. Für Storge (t(145)=1,45, n.s.) und Mania (t(149)=-1,30, n.s.) ergeben sich keine signifikanten Unterschiede. Bei Pragma zeigen sich für den t-Test tendenziell signifikante Werte von t(148)=1,86, p=.06, die aber im Mann- Whitney- U Test nicht mehr signifikant sind (U=2127,5, n.s.). Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Angehörige von Patienten mit affektiven Erkrankungen weniger erotische Liebe aufweisen, aber dafür deutlich aufopferungsvoller sind als Gesunde. Zudem sind Gesunde in der Liebe tendenziell spielerischer als Partner von Patienten. Vergleich der Gruppe der depressiven und manisch-depressiven Probanden Hier zeigen sich im BoBi bei den beiden Skalen Angst und Vermeidung keine signifikanten Unterschiede. Die Berechnung ergibt für Angst t(54)=-0,52, n.s. und für Vermeidung t(54)=0,52, n.s.. Das zeigt, dass sich depressive und manisch-depressive Patienten hinsichtlich ihres Bindungsverhaltens nicht signifikant unterscheiden. Auch der MEIL liefert keine signifikanten Ergebnisse. Im Detail gestalten sich die Ergebnisse des t-Test wie folgt: Eros: t(54)=-0,50, n.s., Ludus: t(54)= -0,56, n.s., Storge: t(52)=0,83, n.s., Pragma: t(54)=-1,51, n.s., Mania: t(54)=0,03, n.s. und Agape t(54)=-0,03, n.s.. Das bedeutet, dass sich depressive und manisch-depressive Patienten auch hinsichtlich ihrer Liebesstile nicht bedeutsam unterscheiden. Vergleich der Gruppe der Partner depressiver und manisch-depressiver Probanden Bei dieser Gruppe ergibt sich im BoBi für die Skala Angst ein Wert von t(50)=0,83, n.s. und für die Skala Vermeidung von t(51)=-1,19, n.s.. Dies lässt sich dahingehend interpretieren, dass die Partner depressiver und manischdepressiver Patienten keine signifikanten Unterschiede bezüglich ihrer Paarbindung zeigen. Für den MEIL sind die Werte der Skalen Eros (t(50)=-0,50, n.s.), Ludus (t(51)=-0,61, n.s.), Storge (t(48)=0,11, n.s.) und Agape (t(51)=0,37, n.s.) nicht signifikant unterschiedlich. Für Pragma ergibt sich ein signifikanter Wert von t(50)=-2,90, p<.05. Auf der Skala Mania (t(51)=-1,79, p=.08) sind die - 66 Unterschiede nur tendenziell signifikant. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass Angehörige manisch-depressiver Patienten in der Liebe deutlich pragmatischer und tendenziell eifersüchtiger sind als die Partner depressiver Probanden. Vergleich der Gruppe der „depressiven“ und „manisch-depressiven Paare“ Hier zeigen sich im BoBi sowohl auf der Skala Angst (t(106)=-0,71, n.s.), als auch auf der Skala Vermeidung (t(107)=-0,36, n.s.) keine signifikanten Ergebnisse. Das lässt darauf schließen, dass sich Paare, bei denen eine Person von einer affektiven Störung betroffen ist, nicht signifikant in ihrem Bindungsverhalten unterscheiden. Für den MEIL ergaben sich auf den Skalen Eros (t(106)=0,10, n.s.), Ludus (t(107)=-0,85, n.s.), Storge (t(102)=0,65, n.s.), Mania (t(107)=-1,21, n.s.) und Agape (t(107)=0,25, n.s.) keine signifikanten Unterschiede. Lediglich die Skala Pragma erbringt mit t(106)=-2,57, p<.01 ein signifikantes Ergebnis. Das heißt, dass Paare, bei denen ein Partner von einer depressiven oder manischdepressiven Erkrankung betroffen ist, sich nur dahingehend bedeutsam unterscheiden, dass „manisch-depressive Paare“ eine deutlich pragmatischere Einstellung bezüglich der Liebe in der Paarbeziehung aufweisen. Vergleich der Gruppe der depressiven Probanden und deren Partner Für die Skala Angst wird im BoBi ein Wert von t(43)=1,15, n.s. und für die Skala Vermeidung von t(44)=1,46, n.s. berechnet. Dies bedeutet, dass sich depressive Patienten und deren Partner nicht signifikant unterscheiden, wenn man sie hinsichtlich ihrer Bindung vergleicht. Auch im MEIL finden sich nur bei Mania signifikante Unterschiede von t(44)=3,18, p<.01. Die Skalen Eros (t(44)=0,47, n.s.), Ludus (t(44)=1,66, n.s.), Storge (t(43)=1,31, n.s.), Pragma (t(44)=1,28, n.s.) und Agape (t(44)=-0,45, n.s.) wiesen keine signifikanten Ergebnisse auf. Das bedeutet, dass depressive Probanden deutlich eifersüchtiger sind als ihre Partner, sich aber in den anderen unterscheiden. Variablen des MEIL nicht bedeutsam voneinander - 67 Vergleich der Gruppe der manisch-depressiven Probanden und deren Partner Bei diesem Vergleich ergeben sich im BoBi keine signifikanten Ergebnisse. Der Wert der Skala Angst liegt bei t(61)=0,68, n.s. und der von Vermeidung bei t(61)=-0,15, n.s.. Dies zeigt, dass sich manisch-depressive Patienten und deren Partner hinsichtlich ihrer Paarbindung nicht signifikant voneinander unterscheiden. Im MEIL zeigen sich nur tendenziell signifikante Unterschiede auf der Skala Ludus von t(61)=1,86, p=.07. Für Eros (t(60)=-0,53), n.s.), Storge (t(57)=0,80, n.s.), Pragma (t(60)=0,87, n.s.), Mania (t(61)=1,43, n.s.) und Agape (t(61=0,04, n.s.) können keine signifikanten Ergebnisse berechnet werden. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass manisch-depressive Patienten tendenziell eifersüchtiger sind als ihre Partner, sich aber bezüglich der Liebesstile sonst nicht voneinander unterscheiden. Vergleich der Gruppe aller Patienten und aller Partner Die Werte dieser Gruppe ergeben im BoBi für Angst t(106)=1,28, n.s. und für Vermeidung t(107)=0,79, n.s.. Auch hier lassen sich keine statistisch signifikanten Unterschiede in der Bindung für Patienten und deren Angehörigen feststellen. Der MEIL liefert signifikante Ergebnisse für die Skalen Ludus von t(107)=2,54, p<.01 und für Mania von t(107)=3,07, p<.01. Die Ergebnisse der Skalen Eros (t(106)=-0,16, n.s.), Storge (t(102)=-1,47, n.s.), Pragma (t(106)=-1,55, n.s.) und Agape (t(107)=-0,31, n.s.) erreichen keine Signifikanz. Es lässt sich also feststellen, dass Patienten mit affektiven Erkrankungen in der Liebe spielerischer, aber auch eifersüchtiger sind als ihre Partner. 4.4. Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich der Bindungstypen Um aus den beiden Dimensionen Angst und Vermeidung Kategorien bestimmen zu können, wurde eine Clusterzentrenanalyse mit vier Clustern durchgeführt. Personen, die bei der Skala Angst und Vermeidung niedrige Werte aufweisen, werden als sicherer Bindungstyp (Cluster 4) eingestuft. Eine hohe Ausprägung von Vermeidung und Angst ist kennzeichnend für den - 68 Bindungstyp ängstlich (Cluster 3). Als abweisend werden Individuen mit weniger Angst, aber höherer Vermeidung (Cluster 2) eingestuft und das Cluster verstrickt ist gekennzeichnet durch hohe Angst, aber niedrigere Vermeidung (Cluster 1). Die exakten Ergebnisse finden sich in Tabelle 13. Clusterzentren 1 2 3 4 BoBi: Angst Skalensumme 67,93 53,61 85,63 42,24 BoBi: Vermeidung Skalensumme 40,08 66,57 60,77 37,62 Tabelle 13: Ergebnisse der Clusteranalyse Nach diesem Vorgang wurde eine Kreuztabelle mit den Variablen Bindungstyp und Diagnosegruppe mit anschließendem Chi-Quadrat Test berechnet. Für die Gegenüberstellung von gesunden und depressiven Paaren ergibt sich folgende Verteilung in Tabelle 14. Diagnosegruppe Bindungstyp Verstrickt Abweisend Ängstlich Sicher Tabelle 14: Kreuztabelle Anzahl Prozentualer Anteil innerhalb der Gruppe Anzahl Prozentualer Anteil innerhalb der Gruppe Anzahl Prozentualer Anteil innerhalb der Gruppe Anzahl Prozentualer Anteil innerhalb der Gruppe Bindungstyp*Diagnosegruppe gesund depressiv 28 12 28,6% 26,7% 16 12 16,3% 26,7% 7 10 7,1% 22,2% 47 11 48,0% 24,4% (gesund und depressiv) Der Chi-Quadrat-Test ergibt χ² (3, N=143)= 11,83, p<.01. Das bedeutet, dass in diesem Fall die Diagnose einer Depression signifikanten Einfluss auf die Zuteilung zu einem bestimmten Bindungstyp hat. - 69 Man findet bei gesunden Probanden mehr sicher gebundene Teilnehmer und weniger abweisende und ängstliche. Der Anteil von verstrickten Personen ist bei depressiven und gesunden annähernd gleich. Betrachtet man die gesunden Paare und die Paare, bei denen die Diagnose einer manisch-depressiven Erkrankung vergeben wurde, zeigen sich folgende Ergebnisse: Diagnosegruppe Bindungstyp Verstrickt Abweisend Ängstlich Sicher Anzahl Prozentualer Anteil innerhalb der Gruppe Anzahl Prozentualer Anteil innerhalb der Gruppe Anzahl Prozentualer Anteil innerhalb der Gruppe Anzahl Prozentualer Anteil innerhalb der Gruppe Gesund 28 bipolar 26 28,6% 41,3% 16 11 16,3% 17,5% 7 13 7,1% 20,6% 47 13 48,0% 20,6% Tabelle 15: Kreuztabelle Bindungstyp*Diagnosegruppe (gesund und manisch depressiv) Das Ergebnis des Chi-Quadrat-Tests beläuft sich auf χ² (3, N=161)= 15,18, p<.01. Dies bedeutet, dass auch hier die Diagnose einer manisch-depressiven Störung einen signifikanten Einfluss auf die Zuteilung zu einem Bindungstyp hat. Es zeigt sich, dass auch hier Gesunde häufiger sicher gebunden und weniger verstrickt und ängstlich sind. Der Anteil der abweisend Gebundenen ist relativ gleich verteilt in beiden Gruppen. Betrachtet man die Gegenüberstellung von depressiven und manischdepressiven Paare, ergibt sich folgendes Bild: - 70 Diagnosegruppe Bindungstyp Verstrickt Anzahl Prozentualer Anteil innerhalb der Gruppe Abweisend Ängstlich Anzahl Prozentualer Anteil innerhalb der Gruppe Anzahl Prozentualer Anteil innerhalb der Gruppe Sicher Anzahl Prozentualer Anteil innerhalb der Gruppe depressiv 12 bipolar 26 26,7% 41,3% 12 11 26,7% 17,5% 10 13 22,2% 20,6% 11 13 24,4% 20,6% Tabelle 16: Kreuztabelle Bindungstyp*Diagnosegruppe (depressiv und manisch depressiv) Der Chi-Quadrat-Test liefert folgendes Ergebnis: χ² (3, N=108)= 2,84, n.s.. Das heißt, die Art der affektiven Störung hat keinen signifikanten Einfluss auf die Zuteilung zu den Bindungskategorien generell. Besonders bei den Kategorien ängstlich und sicher zeigen sich keine starken Unterschiede. Depressive sind jedoch etwas abweisender als manisch-depressive Patienten und diese sind wiederum verstrickter als die depressiven Patienten. Zusammenfassend kann man hier, wie bei der dimensionalen Berechnung, ebenfalls feststellen, dass Paare, bei denen einer die Diagnose einer affektiven Störung erhalten hat, generell unsicherer gebunden sind als gesunde Paar. Die Art der affektiven Erkrankung spielt auch hier für die Bindung keine entscheidende Rolle. 4.5. Zusammenfassung der Ergebnisse des BoBi und des MEIL Hinsichtlich der Bindung zeigt sich wie erwartet, dass depressive und bipolare Patienten in ihrem Bindungsverhalten sowohl ängstlicher, als auch vermeidender sind als Gesunde. Diese Unterschiede gelten auch für Partner von manisch-depressiven Patienten, aber nicht für die Partner der depressiven Patienten. Betrachtet man die affektiv gestörten Probanden und deren Partner als eine Einheit, so lassen sich gegenüber Gesunden ebenfalls - 71 deutlich vermeidendere und ängstlichere Verhaltensweisen in der Paarbindung feststellen. Auch wenn man die gesunden Teilnehmer und alle Partner von Patienten vergleicht, kommt man zu dem Ergebnis, dass Gesunde weniger vermeidend und ängstlich sind als betroffene Partner. Zwischen depressiven und manisch-depressiven Patienten und zwischen deren Partnern lassen sich keine Unterschiede feststellen. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass affektive Erkrankungen generell mit einem unsicheren Bindungsverhalten einhergehen, von dem nicht nur die Patienten, sondern auch die Partner betroffen sind. Ob die Erkrankung depressiv oder manischdepressiv war, spielte in der untersuchten Stichprobe keine Rolle. Betrachtet man die Stichprobe hinsichtlich der Bindungstypen, lässt sich feststellen, dass „kranke Paare“ deutlich mehr unsichere Bindungstypen aufweisen als gesunde Paare. Im Hinblick auf die Liebesstile lassen sich die Ergebnisse in folgender Tabelle zusammenfassen. Der Buchstabe t kennzeichnet Tendenzen. Eros Gesunde > Partner depressiver Patienten (t), Gesunde > Depressive Paare, Gesunde > Manisch-depressive Patienten, Gesunde > alle Partner Ludus Manisch- depressive Patienten > deren Partner (t), alle Patienten > alle Angehörigen Storge keine signifikanten Ergebnisse Pragma Gesunde > Partner depressiver Patienten, Gesunde > depressive Paare, Partner manisch-depressiver Patienten > Partner depressiver Patienten Mania Depressive > Gesunde, Depressives Paar > Gesunde, Manisch- depressive Patienten > Gesunde, Partner manisch-depressiver Patienten > Gesunde, Manisch-depressive Paare > Gesunde, Partner manisch-depressiver Patienten > Partner depressiver Patienten (t), Manisch-depressive Paare > Depressive Paar, Depressive > deren Partner, alle Patienten > alle Partner Agape Partner depressiver Patienten > Gesunde (t), Depressive Paare > Gesunde, Partner manisch-depressiver Patienten > Gesunde, Manisch-depressives Paar > Gesunde, Alle Partner > Gesunde Tabelle 17: Zusammenfassung der Ergebnisse des MEIL Es zeigte sich, dass gesunde Paare im Vergleich zu den erkrankten Paaren mehr erotische Liebe (Eros) aufweisen. Zudem sind gesunde Paare deutlich pragmatischer (Pragma) als Paare mit depressiver Erkrankung. Außerdem waren erkrankte Paare insgesamt, aber auch die betroffenen Patienten als - 72 eigene Gruppe, deutlich eifersüchtiger und besitzergreifender (Mania) als gesunde Studienteilnehmer. Weiterhin waren Angehörige generell aufopferungsvoller (Agape) als die gesunden Probanden. Betrachtet man die Form der affektiven Erkrankung, ergeben sich keine Unterschiede zwischen depressiven und manisch-depressiven Patienten oder deren Angehörigen. Vergleicht man aber alle Patienten und alle Partner miteinander zeigt sich, dass die Patienten deutlich eifersüchtiger (Mania) aber auch spielerischer und unverbindlicher (Ludus) bezüglich der Liebesstile sind. Auffallend ist, dass der Liebesstil Storge (freundschaftliche Liebe) in keinem Gruppenvergleich Unterschiede hervorbrachte. Zusammenfassend zeigt sich anhand der Ergebnisse der Testungen, dass Paare, bei denen einer von einer affektiven Erkrankung betroffen ist, auch im Hinblick auf die Liebesstile Unterschiede gegenüber gesunden Studienteilnehmern aufweisen. 4.6. Zusammenhänge zwischen Bindung, Liebesstilen und Partnerschaftsvariablen Um der Fragestellung (2) aus Kapitel 2.7. nachgehen zu können, wurde eine bivariate Korrelation nach Pearson berechnet. Die Überprüfung erfolgte anhand der Berechnung des Kendall-Tau Koeffizienten. Die nachfolgende Tabelle 18 zeigt die Ergebnisse nach Pearson. Skala PFB Gesamtscore PKS Verbundenheit MEIL Eros MEIL Ludus MEIL Storge MEIL Pragma MEIL Mania MEIL Agape BoBi Angst BoBi Vermeidung *p<.05; **p<.01 Tabelle 18: .71** -.19** -.03 -.13 -.09 .10 -.32** .16* -.01 -.09 -.10 -.01 -.01 .03 -.62** -.29** Korrelationen zwischen Partnerschaftsvariablen nach Pearson PKS Unabhängigkeit Liebesstilen, PKS Anregung/ Aktivität -.01 .21** -.05 .04 -.10 .07 -.14* .04 -.10 .06 -.06 -.01 -.05 -.05 .07 Bindung -.19** und - 73 Diese Ergebnisse zeigen, dass die Bindung in Zusammenhang mit der Qualität der Partnerschaft zu stehen scheint. Je höher Angst und Vermeidung ausgeprägt sind, desto niedriger ist der Gesamtscore des Partnerschaftsfragebogens. Zudem ist auch die Verbundenheit und Anregung im PKS niedriger, je vermeidender die Bindung ausgeprägt ist. Bei den Liebesstilen ist Eros am wichtigsten. Je höher dessen Ausprägung ist, umso höher ist auch der Gesamtscore des PFB sowie die Verbundenheit und die Anregung/Aktivität im PKS. Der Zusammenhang mit Verbundenheit ist bei der Berechnung des nonparametrischen Verfahrens allerdings nicht mehr signifikant. Der Stil Ludus wirkt sich signifikant negativ auf den PFB Gesamtwert aus und je höher der pragmatische Liebesstil ausgeprägt ist, desto niedriger fällt die Verbundenheit im PKS aus. Bei Mania zeigt sich im nonparametrischen Verfahren, dass dieser Stil auf einem Signifikanzniveau von p<.05 negativ mit Unabhängigkeit korreliert (τ = -.12). Sonst zeigen sich in Bezug auf die Liebesstile keine signifikanten Ergebnisse. Zusammenfassend zeigen diese Ergebnisse, dass die Bindung großen Einfluss auf die Qualität der Partnerschaft hat und der Liebesstil Eros ebenfalls einen wichtigen Beitrag dazu leistet. 4.7. Zusammenhänge zwischen Bindung, Liebesstilen und Alter sowie Dauer der Beziehung Um herauszufinden, ob die Dauer der Beziehung mit der Ausprägung der Bindungssicherheit und der Liebesstile zusammenhängt, wurde eine bivariate Korrelation nach Spearman berechnet und zur Überprüfung als nichtparametrisches Verfahren der Kendall-Tau Koeffizient. Tabelle 19 beinhaltet die Korrelationskoeffizienten. - 74 Skala MEIL Eros MEIL Ludus MEIL Storge MEIL Pragma MEIL Mania MEIL Agape BoBi Angst BoBi Vermeidung *p<.05; **p<.01 Alter in Jahren -.09 -.01 .01 .05 .15* .02 .09 .05 Dauer der aktuellen Beziehung -.07 -.07 .00 .04 .09 -.04 -.02 .05 Tabelle 19: Korrelationen zwischen Liebesstilen, Bindung, Dauer der Partnerschaft und Alter nach Pearson Hier zeigt sich als einzig signifikantes Ergebnis, dass Mania mit dem Alter zunimmt. Dieses Ergebnis lässt sich allerdings mit dem non-parametrischen Verfahren nicht absichern. So kann davon ausgegangen werden, dass weder das Alter noch die Dauer der Beziehung bei der Bindung und den Liebesstilen eine Rolle spielt. Die Interpretation, dass sowohl Liebesstile als auch Bindungsverhalten stabile Merkmale sind, scheint somit zulässig. 4.8. Zusammenfassung aller Ergebnisse Nach den Ergebnissen der Analysen dieser Untersuchung unterscheiden sich Partnerschaften, in denen eine Person an einer affektiven Erkrankung leidet hinsichtlich der Bindung und den Liebesstilen von Partnerschaften, in denen beide Partner psychisch gesund sind. Diese Unterschiede erreichen zum Teil ein statistisch signifikantes Niveau. Bei betroffenen Paaren ist mehr Angst und Vermeidung zu finden und generell weniger der sichere Bindungstyp. Dies korreliert negativ mit der Beziehungsqualität und ist unabhängig vom Alter der Personen und der Dauer der Beziehung. In Bezug auf die Liebesstile zeigen sich vor allem bei Eros, Mania und Pragma große Unterschiede dahingehend, dass Gesunde generell mehr erotische Liebe erleben, pragmatischer und weniger eifersüchtig sind als betroffene Paare. Diese Unterscheide sind ebenfalls unabhängig vom Alter und der Dauer der Beziehung. Zudem ist Eros ein positives und Ludus ein negatives Korrelat der Qualität der Paarbeziehung. - 75 - 5. Diskussion In diesem Kapitel sollen Limitationen und Stärken der Studie aufgezeigt und die Ergebnisse in Bezug zu den Fragestellungen aus Kapitel 2.7 gestellt werden. Zudem soll die Praxisrelevanz der Studie dargestellt und Anregungen für künftige Forschung gegeben werden. 5.1. Allgemeine Diskussion 5.1.1. Limitationen und Würdigung der Studie Stichprobengröße Nimmt man die Teilnehmer als Paare zusammen, so ist die Stichprobengröße mit 46 Personen bei den depressiven, 64 bei den manisch-depressiven und 98 bei den gesunden Personen ausreichend, um valide Schlussfolgerungen ziehen zu können. Dennoch ist die Größe der verschiedenen Gruppen unterschiedlich. Die Mindestanzahl von 30 Personen ist aber in jeder Gruppe erreicht worden. In den Berechnungen mit den einzelnen Untergruppen (z.B. nur depressive Probanden) werden diese Zahlen halbiert (z.B. 23 depressive Probanden als eine Gruppe). Dies ist sicherlich eine sehr kleine Stichprobe, doch viele Ergebnisse werden trotzdem signifikant. Dies spricht ebenfalls für die Aussagekraft der Ergebnisse. Es wäre jedoch interessant, die Fragestellungen an einer noch größeren Zahl an Probanden zu untersuchen um die Befunde replizieren zu können und eine bessere Generalisierbarkeit zu erreichen. Teilnehmer Generell ist die Teilnahme von Paaren, die sich aktuell tatsächlich in einer Beziehung befinden, ein sehr guter Ausgangspunkt. Nur so lässt sich die Qualität der Partnerschaft zuverlässig erfassen. Das Außergewöhnliche an dieser Studie ist, dass die Teilnehmer immer zusammengehörige Paare waren. So lassen sich interessante und aussagekräftige Berechnungen (z.B. Unterschiede zwischen depressiven Personen und deren Partnern) durchführen und verschiedene Perspektiven betrachten. Dies ist ein großer - 76 Vorteil gegenüber anderen Studien, in denen zum Beispiel nur depressive Probanden und Gesunde befragt werden. Aber nur wenn man beide Partner einbezieht, kann man die Partnerschaft aus beiden Blickwinkeln beleuchten. Die Rekrutierung der Teilnehmer gestaltet sich in unserem Fall allerdings etwas schwieriger, da immer beide Personen bereit sein mussten, den Fragebogen auszufüllen. Dies erklärt wiederum die geringe Größe der Stichprobenpopulation. Die Zusammensetzung der Stichprobe ist eher inhomogen, was für eine externe Validität der Studie spricht. Die Altersspanne der Teilnehmer ist relativ groß (von 20-75 Jahren), die Dauer der Partnerschaft variiert von 1-53 Jahren und es sind verschiedenste Berufsgruppen vertreten (siehe Kapitel 3.2). Dies spricht für eine gute Repräsentativität der Studie, wohingegen es jedoch die Untergruppen verkleinert. Betrachtet man die erkrankten Teilnehmer, ist an der Studie hervorzuheben, dass diese mit akut erkrankten und schwerer betroffenen Personen durchgeführt wurde. Dies lässt Aussagen zu, wie stark auch z.B. schwere depressive Episoden die Beziehung belasten und ist auch im Hinblick auf die Bindung und die Liebesstile interessant. Natürlich ist eine gewisse Selektion durch die Durchführung in einer Universitätsklinik nicht ausgeschlossen. Da hier kein Versorgungsauftrag herrscht, müssen Patienten unter Umständen so weit stabil sein, eventuell eine Wartezeit auf sich zu nehmen. Bei manchen Patienten bestanden Komorbiditäten (siehe Kapitel 3.2), deren Raten aber so gering sind, dass sie vernachlässigbar erscheinen und das Ergebnis nicht beeinflussen, zumal Persönlichkeitsstörungen, die tiefgreifendere Probleme mit sich bringen, ausgeschlossen wurden. Auch dieser Aspekt könnte die geringe Größe der Studienpopulation erklären, da angenommen werden könnte, dass an Universitätskliniken wie in diesem Fall Erlangen und Würzburg eher schwerer erkrankte Patienten mit unter Umständen Mehrfachdiagnosen behandelt werden, die den Verlauf der Depression aggravieren, wie dies bei Persönlichkeitsstörungen oft der Fall ist Untersuchungen an bipolaren Patienten hinsichtlich Liebe und Bindung sind eher selten. So kann diese Studie einen wichtigen Beitrag auf diesem Gebiet leisten. Betrachtet man die manisch-depressiven Patienten genauer, so fällt auf, dass der Großteil der Teilnehmer sich zum Zeitpunkt der - 77 Studienteilnahme in einer depressiven Phase befand (siehe Kapitel 3.2), was ebenfalls eine gewisse Selektion darstellt. Aus theoretischer Perspektive ist dies jedoch nachvollziehbar, da bei den meisten manisch-depressiven Patienten häufiger depressive Phasen vorkommen (Hautzinger & Meyer, 2011). Diese Realität bildet sich auch in der untersuchten Stichprobe ab. Messinstrument Die verwendeten Instrumente sind alle als valide und reliabel einzustufen (siehe Kapitel 3.3). Allerdings ist der Fragebogen insgesamt sehr umfangreich und erfordert von Patienten mit einer psychischen Störung ein hohes Maß an Konzentration. Deshalb wurde bei den Probanden immer wieder betont, den Fragebogen schrittweise durchzugehen und Pausen zu machen. Die nur geringen fehlenden oder nicht verwertbaren Werte sprechen dafür, dass es für die Patienten trotzdem zumutbar war. Zudem ist das Fragebogenverfahren viel ökonomischer als die Feststellung mittels Interview. So konnten sehr viele Daten mit vergleichsweise moderatem Aufwand gesammelt und verschiedene Fragestellungen beantwortet werden. 5.2. Diskussion bezogen auf die Fragestellungen 5.2.1. Zu Fragestellung 1: Dimensionale und kategoriale Unterschiede zwischen den Gruppen bei der Bindung Zusammenfassend kann man feststellen, dass es sowohl dimensionale als auch kategoriale Unterschiede in der Bindung von gesunden und betroffenen Paaren gibt. Diese zeigen sich in mehr Angst und Vermeidung und generell mehr nicht-sicheren Bindungstypen bei betroffenen Paaren und auch bei erkrankten Personen als einzelne Gruppe. Diese Ergebnisse sind konform mit dem derzeitigen Stand der Forschung (siehe Kapitel 2.2), der die Bindungsprobleme als zugrundeliegende Faktoren für ein negatives Fremdund/oder Selbstbild sieht und somit auch zur Entwicklung von depressiven Erkrankungen beiträgt (z. B. Roberts, Gotlib & Kassel, 1996; Murphy & Bates, 1997). - 78 Im Hinblick auf die depressiven und manisch-depressiven Personen zeigen sich keine Unterschiede. Dies könnte darin begründet sein, dass der Großteil der manisch-depressiven Patienten überwiegend depressive Phasen berichtet und somit die bipolare Erkrankung ähnlich einer Depression erlebt wird. Es könnte aber auch ein Anhaltspunkt dafür sein, dass bei schweren affektiven Erkrankungen generell eine Bindungsstörung vorhanden ist, die sich in verschiedene Richtungen entwickeln kann. Interessant ist dabei auch die Rolle der Partner. Die Ergebnisse zeigen, dass insgesamt die Partner affektiv gestörter Patienten ebenfalls ängstlicher und vermeidender sind als gesunde Probanden. Dies kann bei der Entstehung von erneuten Krankheitsepisoden auf Seiten der Patienten ebenfalls ein wichtiger Faktor sein (Whiffen, Kallos-Lilly & MacDonald, 2001). Ob bei den Partnern allerdings das stärker unsichere und vermeidende Bindungsverhalten seit der Kindheit existiert oder ob es durch die Erkrankung des Partners entscheidend geprägt wird, bleibt eine wichtige Frage, die in zukünftigen Studien berücksichtigt werden sollte. Ein interessantes Ergebnis ist auch, dass sich Partner und Betroffene affektiver Erkrankungen hinsichtlich der Bindung nicht unterscheiden. Hier wäre es notwendig, herauszufinden, warum dann die Partner keine psychische Störung entwickeln. Es ist denkbar, dass hier die Erblichkeit und das Vorhandensein individueller Ressourcen ebenfalls wichtige Faktoren sind. 5.2.2. Zu Fragestellung 2: Unterschiede zwischen gesunden und betroffenen Paaren bezüglich der Liebesstile In Bezug auf diese Fragstellung zeigen die Ergebnisse wichtige Unterschiede. Zusammenfassend gestalten sich diese wie in Tabelle 17 (siehe 4.5) dargestellt. Die Tabelle verdeutlicht, dass bei allen Liebesstilen außer Storge signifikante Unterschiede festzustellen sind. Wie in der Literatur beschrieben, erleben gesunde Personen mehr erotische Liebe als betroffene Patienten oder deren Partner. Dies stimmt zum Beispiel mit der Arbeit von Bierhoff & Schwennen (2002) überein. Betrachtet man die Kriterien einer depressiven Episode, die neben Gefühlen der Niedergeschlagenheit und Traurigkeit unter anderem auch Libidoverlust beinhalten können, scheint dieses Ergebnis nicht - 79 verwunderlich. Der Liebesstil Eros definiert sich zum großen Teil über sexuelle Anziehungskraft und starke positive Gefühle gegenüber dem Partner. Dies sind genau solche Merkmale, die Patienten mit affektiven Erkrankungen meist nicht erfüllen. Interessant ist, dass auch die Partner psychisch erkrankter Personen weniger erotische Liebe erleben. Dies ließe sich möglicherweise durch die Beeinträchtigungen des erkrankten Partners im Sinne des Reziprozitätsprinzips erklären. Wenn durch die affektive Erkrankung die Lust am Sexualleben verloren geht, hat dies natürlich auch unmittelbare Auswirkungen auf den Partner. Seine Annäherungsversuche werden vielleicht häufiger zurückgewiesen, sodass er sich im Verlauf der Erkrankung mehr zurückzieht und immer weniger Versuche startet, den Partner zu verführen. Außerdem ist ebenfalls denkbar, dass ein Partner, der antriebslos, traurig und von negativen Gedanken geplagt wird, dadurch weniger erotische Ausstrahlung besitzt und dies ebenfalls ein Faktor ist, warum der Stil Eros geringer ausgeprägt ist. Es ließe sich aber auch eine andere Erklärung vermuten. Denkbar wäre ebenfalls, dass beide Partner von Anfang an niedrigere Ausprägungen bei Eros aufweisen. Das bedeutet, es gibt weniger starke und positive Gefühle und auch die sexuelle Anziehung ist geringer. Für diese These spricht, dass Eros generell höher bei Personen mit einem positiven Selbstwertgefühl ausgeprägt ist (Bierhoff, Grau & Ludwig, 1993). Psychisch kranke Personen, besonders depressive Patienten, haben hingegen generell weniger Selbstwert und somit auch niedrigere Ausprägungen bei Eros. Dies kann über einen längeren Zeitraum gesehen zu Problemen in der Partnerschaft und zu der Entwicklung einer psychischen Erkrankung beitragen. Vermutlich interagieren beide Aspekte miteinander und prägen dann das komplexe Bild der Partnerschaft unter Berücksichtigung einer psychiatrischen Erkrankung. Betrachtet man die Berechnungen für den Liebesstil Ludus, so lässt sich als einzig signifikantes Ergebnis feststellen, dass Patienten hier eine höhere Ausprägung aufweisen als deren Partner. Da Ludus eher mit unsicheren Bindungsstilen, speziell vermeidenden Tendenzen assoziiert ist (Levy & Davis, 1988 & Fricker & Moore, 2002) und diese wiederum häufiger bei psychisch erkrankten Personen zu finden sind (Difilippo & Overholser, 2002), scheint dieses Ergebnis ebenfalls plausibel. Es ist allerdings verwunderlich, - 80 dass es nicht noch weitere signifikante Unterschiede gab. So wäre zum Beispiel denkbar, dass manisch-depressive Patienten hier höhere Ausprägungen aufweisen als gesunde Personen, da in manischen Phasen per Definition häufig eine gesteigerte sexuelle Aktivität vorhanden ist, die sich auch auf mehrere Partner beziehen kann. Dies ist den Merkmalen des Liebesstil Ludus sehr ähnlich. Laut Bierhoff, Grau & Ludwig (1993) besitzt dieser Liebesstil aber generell die geringste Zustimmung, das bedeutet, befragte Personen lehnen ihn in der Selbsteinschätzung eher ab. Dies könnte darauf hindeuten, dass in dieser Studie das Problem der sozialen Erwünschtheit eine Rolle gespielt haben könnte und Befragte nicht gerne zugeben wollten, oft mit mehreren Partnern gleichzeitig sexuelle Kontakte zu haben. Eine andere Erklärung wäre, dass die manisch-depressiven Probanden sich wie bereits erwähnt häufiger in einer depressiven Phase befanden, somit auch die Libido beeinträchtigt war und Sexualkontakte auch mit anderen Partner eher selten stattfanden. Für den Liebesstil Storge fanden sich keine signifikanten Ergebnisse. Das bedeutet, seine Ausprägung ist über alle untersuchten Gruppen hinweg relativ gleich. Dies stimmt mit bisherigen Forschungsergebnissen (Bierhoff, Grau & Ludwig, 1993; Hahlweg, 1979, Schwennen & Bierhoff, 2002; Neumann & Tress, 2005) überein, die ebenfalls keine Zusammenhänge von Storge und psychischen Erkrankungen feststellen konnten. Der Beitrag dieses Liebesstils für die Forschung ist also fraglich, da sich zudem in dieser Studie auch keinerlei Zusammenhänge mit Partnerschaftsvariablen fanden. In Bezug auf den Liebesstil Pragma zeigten die Ergebnisse, dass Gesunde im Vergleich zu depressiven Paaren signifikant höhere Werte erzielten. Dies scheint insofern nachvollziehbar, als dass Pragma mehr Rationalität und weniger intensive Gefühle, auch im negativen Sinne, beinhaltet. Betrachtet man sich die Expressed Emotion Theorie (Überblick in Hahlweg & Baucom, 2008), so zeigt sich, dass bei von affektiven Störungen betroffenen Paaren häufiger eine Kommunikation vorherrscht, die ein emotionales Überengagement und Kritik beinhaltet. Dies erhöht das Risiko eines Rückfalls enorm. Der Liebesstil Pragma erfasst genau gegenteiliges Verhalten, nämlich rational, sachlich und weniger emotional. So könnte sich auch erklären lassen, warum gesunde Paare hier eine höhere Ausprägung haben. Eventuell - 81 herrschen hier generell weniger Expressed Emotions vor. Interessant ist auch, dass Partner manisch-depressiver Patienten pragmatischer orientiert sind als Partner depressiver Patienten. Dies könnte sich auf die längere Dauer der Erkrankung bei manisch-depressiven Patienten (siehe Kapitel 3.2) zurückführen lassen. Im Mittel sind diese nämlich schon fünf Jahre länger erkrankt als depressive Patienten und auch häufiger und länger stationär behandelt worden. Das könnte bedeuten, dass Angehörige von manischdepressiven Patienten mehr Zeit hatten, sich auf die Erkrankung des Partners einzustellen und auch mehr Erfahrung im Umgang damit haben, sodass sie einen rationaleren und weniger emotionalen Partnerschaftsstil bevorzugen, der einen Rückfall verhindern soll oder aber ihnen den Umgang mit der Erkrankung erleichtert. Wie auch in anderen Studien (z.B. Schwennen & Bierhoff, 2002) beschrieben, haben psychisch erkrankte Personen in der vorliegenden Arbeit höhere Werte bei Mania als Gesunde und als ihre Partner. Dies bedeutet, sie sind eifersüchtiger, besitzergreifender und benötigen mehr Rückversicherung und Aufmerksamkeit vom Partner. Dieses Ergebnis ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass bei Personen mit hoch ausgeprägtem Mania-Stil oft eine Selbstwertproblematik zugrunde liegt (Bierhoff, Grau & Ludwig, 1993). Dies passt zu dem Bild einer affektiven Störung, insbesondere einer depressiven Phase. In dieser ist das Selbstbild verstärkt von Gefühlen der Minderwertigkeit und Unattraktivität geprägt. Das kann dazu führen, dass Patienten sich auch in der Partnerschaft nicht liebenswert fühlen und vielleicht deshalb Angst haben, der Partner könnte sich in jemand anderen verlieben, der besser und wertvoller ist, als man selbst von sich annimmt. Dies kann Eifersucht und ängstlich- anklammerndes Verhalten gegenüber dem Partner fördern. Da die manischen-depressiven Patienten in der untersuchten Stichprobe häufiger depressive Phasen erleben, passt deren höhere Ausprägung bei Mania ebenfalls ins Bild. Es wäre aber auch denkbar, dass sie sich ihres Verhaltens in den manischen Phasen schämen und zum Beispiel wegen verstärkter Promiskuität Angst haben, der Partner könnte sie verlassen. Dies könnte auch erklären, warum die Partner von manisch-depressiven Patienten eine signifikant höhere Ausprägung bei Mania aufweisen als Gesunde oder tendenziell eine höhere Ausprägung als Partner depressiver Patienten. Es - 82 wäre vorstellbar, dass in einer manischen Phase bereits ein Kontakt mit anderen Sexualpartnern stattgefunden hat und die Partner deshalb aus gegebenem Anlass misstrauischer und eifersüchtiger sind, mehr Rückversicherung benötigen und Angst davor haben, dass die Patienten erneut untreu sein könnten. Betrachtet man die Ergebnisse bezüglich des Liebesstils Agape, so zeigt sich, dass die Partner psychisch erkrankter Personen höhere Ausprägungen aufweisen als gesunde Studienteilnehmer. Dies ist wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, dass der Liebesstil Agape mit aufopferungsvollem und selbstlosem Verhalten einhergeht, bei dem eigene Bedürfnisse eher untergeordnet werden. Es ist gut vorstellbar, dass Partner psychisch erkrankter Patienten sich sehr viel um die Betroffenen kümmern, sie unterstützen und dabei eigene Bedürfnisse vernachlässigen. Dies ist mit der Verstärkungstheorie als Aufrechterhaltung der psychischen Erkrankung konsistent. Angehörige erleben zum Beispiel beständiges Klagen und die Lustlosigkeit des Partners als aversiv und verhalten sich deshalb noch positiver, um den Betroffenen nicht noch mehr zu belasten. Dies ist aber längerfristig eine positive Verstärkung des störenden Verhaltens und somit ein zentraler aufrechterhaltender Faktor für die Erkrankung (siehe Hahlweg & Baucom, 2008). Generell weisen diese Ergebnisse darauf hin, dass psychisch erkrankte Paare und Patienten nicht nur Bindung sondern auch Liebe anders erleben als Gesunde. Dies sollte in der Behandlung unbedingt berücksichtigt werden, um Rezidiven durch die Schaffung einer stabilen und glücklichen Partnerschaft, vorzubeugen. 5.2.3. Zu Fragestellung 3: Zusammenhänge zwischen Bindung, Liebesstilen und Partnerschaftsvariablen Bezüglich der Bindung konnte gezeigt werden, dass sowohl Angst als auch Vermeidung mit einem niedrigeren PFB-Gesamtwert, also einer geringeren Partnerschaftsqualität einhergehen. Dieser Befund steht im Einklang mit anderen Forschungsergebnissen zu diesem Thema (Fricker & Moore, 2002; Neumann, Rohmann & Bierhoff, 2007; Feeney, 2008). Zudem korreliert - 83 Vermeidung signifikant negativ mit Verbundenheit und Anregung in der Beziehung. Diese Ergebnisse sind ein Hinweis darauf, dass es in der Paartherapie sehr gewinnbringend sein könnte, nicht nur beispielhaft an Kommunikationsstrategien zu arbeiten, sondern auch Bindungsmuster zu reflektieren, zu verstehen und zu bearbeiten, um eine längerfristige Stabilisierung der Zufriedenheit in der Partnerschaft erreichen und so möglicherweise einer erneuten Krankheitsphase bei Patienten vorbeugen zu können. Betrachtet man die Liebesstile, so erweisen sich Eros und Ludus als wichtigste Korrelate der Partnerschaftsqualität. Eros korreliert positiv mit dem PFBGesamtscore sowie der Verbundenheit und der Anregung in der Beziehung. Ludus hingegen weist einen negativen Zusammenhang mit dem PFBGesamtwert auf. Diese Ergebnisse decken sich mit bisherigen Befunden (Fricker & Moore, 2002 Bierhoff, Grau & Ludwig, 1993). Dies zeigt, dass es in der Paartherapie generell aber auch besonders in der Paartherapie mit von psychischen Erkrankungen betroffenen Paaren, von großer Bedeutung sein kann, am Wiederaufleben der erotischen Liebe zu arbeiten, um die Zufriedenheit zu verbessern. Dies ist in Übereinstimmung zu den Ergebnissen zu Fragstellung (1). Hier zeigte sich, dass Gesunde mehr erotische Liebe erleben. Dies zusammen mit der eher sicheren Bindung vermittelt wahrscheinlich die Zusammenhänge zwischen dem Vorhandensein einer affektiven Erkrankung und der niedrigeren Partnerschaftsqualität, die bei Wieser et al. (2015) dargestellt sind. 5.2.4. Zu Fragestellung 4: Veränderung der Bindung und der Liebesstile über die Dauer der Beziehung und mit dem Alter Im Hinblick auf diese Fragestellung zeigte sich, dass weder die Bindungsnoch die Liebesstile signifikant mit dem Alter der Probanden oder der Dauer der Beziehung korrelieren. Das bedeutet, dass sowohl die Bindung als auch die Art und Weise zu lieben zumindest im Erwachsenenalter als stabile Merkmale angesehen werden können. Hier wird nochmals die Annahme von Hazan & Shaver (1987) bestätigt, die Bindung als stabiles Merkmal einstuften. Dies könnte heißen, dass ungünstige Bindungs- und Liebesmuster eher einer - 84 affektiven psychischen Erkrankung zugrunde liegen beziehungsweise als Vulnerabilitätsfaktoren diskutiert werden müssten als eine Begleiterscheinung der Erkrankung sind. Umso wichtiger ist es, diesen Aspekt auch in der Psychotherapie zu berücksichtigen. Auch mit Patienten, die aktuell keinen Partner haben, dürfte es sehr sinnvoll sein, die Bindungsmuster zu reflektieren. Besonders Patienten mit stark ausgeprägter Angst und Vermeidung, haben große Schwierigkeiten befriedigende enge Beziehungen aufzubauen und sind so häufiger alleine oder mit Bindungsabbrüchen konfrontiert, auch wenn eine stabile Partnerschaft gewünscht wird. Bevor sie aber in der Lage sind, eine stabile und zufriedenstellende Partnerschaft einzugehen, die das Wohlbefinden fördert und gegebenenfalls sogar Rückfälle verhindert, muss am Umgang mit den zugrundeliegenden Bindungsmustern gearbeitet werden. 5.3. Bedeutung der Studie für die Praxis Diese Studie demonstriert, dass bei affektiven Erkrankungen die Bindungsmuster und die Liebesstile eine wichtige Rolle spielen. Dies sollte in der Behandlung unbedingt Beachtung finden. Zum einen betont die Studie, dass der Einbezug von Partnern in den therapeutischen Prozess unabdingbar ist. Wie auch Wieser et al. (2015) belegen konnte, ist die Partnerschaftsqualität bei affektiv gestörten Patienten geringer und dies kann zur Aufrechterhaltung der Erkrankung und zum Auftreten erneuter Krankheitsschübe beitragen. Hier wäre die Entwicklung einer Konzeption wichtig, die sich nicht nur auf Kommunikationsstrategien und den gemeinsamen Umgang mit der Erkrankung richtet, sondern explizit auch Bindungsmuster und die Art und Weise zu Lieben mit einbezieht und behandelt. Es ist auf jeden Fall zu empfehlen in der diagnostischen Phase Fragebögen wie den MEIL, den BoBi oder den PFB, wenn möglich auch vom Partner, auszuwerten, um ein besseres und umfassenderes therapeutisches Behandlungskonzept erarbeiten zu können. Dies kann für das Therapieergebnis von entscheidender Bedeutung sein. McBride, Atkinson, Quilty & Bagby (2006) konnten nachweisen, dass die Art der Bindung von Patienten beim Outcome der Therapie eine wichtige Rolle spielt. Die Studie - 85 verdeutlichte, dass zum Beispiel eher vermeidend gebundene Patienten besser von einer kognitiven Verhaltenstherapie als von einer Interpersonellen Therapie profitieren. Bettmann (2006) unterstrich in ihrem Fallbericht, dass die Betrachtung der Probleme von depressiven Patienten durch die theoretische Brille der Bindungstheorie sehr gewinnbringend und hilfreich, sowohl für den Patienten als auch den Therapeuten sein kann und die Behandlung bereichert. Auch Grawe (1998) betont die therapeutische Beziehung als wichtigen Wirkfaktor der Psychotherapie. Der Überblick von Lambert & Barley (2008) über den aktuellen Forschungsstand der Wirkfaktoren einer Psychotherapie zeigt, dass 30% der Wirkung über die therapeutische Beziehung vermittelt werden. Methoden machen hingegen nur 15% aus. Die vorliegende Studie weist ebenfalls in diese Richtung. Es konnte gezeigt werden, dass affektive Störungen und unsicheres Bindungsverhalten eng miteinander verknüpft sind und negativ mit der Qualität vorhandener Partnerschaften korrelieren. Hier ist es für eine erfolgreiche Behandlung sehr wichtig, Bindungsmuster explizit herauszufiltern und zu bearbeiten. Die Gestaltung der therapeutischen Beziehung spielt hierbei eine wichtige Rolle. Sie sollte komplementär sein, das heißt den Bedürfnissen und Motivstrukturen des Patienten angepasst und ihm unbedingt Wertschätzung und Akzeptanz vermitteln. Außerdem sollte der biografischen Arbeit und somit auch der Bindungsgeschichte viel Raum in der Therapie gegeben und zugrundeliegende Schemata herausgearbeitet und modifiziert werden. Vor allem Therapeutenverhalten, das die Bedürfnisse des Patienten z.B. nach Anerkennung und Wärme, erfüllt und ihm eine korrigierende Beziehungserfahrung ermöglicht, ist ein wirksames Mittel bei der Behandlung psychischer Störungen. So kann der Patient längerfristig befriedigende Beziehungen eingehen, die zur Genesung bzw. Stabilisierung beitragen. Eine weitere wichtige Anregung dieser Studie ist, dass bei der erfolgreichen Therapie affektiv gestörter Patienten auch eine Rolle spielen könnte, welchem Bindungstyp sie konkret zuzuordnen sind. Laut Strauß (2008) suchen Personen mit vermeidenden Bindungstendenzen seltener Hilfe, möchten mehr Autonomie und die Entwicklung einer positiven therapeutischen Beziehung ist für sie besonders schwierig. Personen mit verstrickter Bindung hingegen sind eher fordernd und entwickeln eine stärkere Bindung an den Therapeuten. - 86 Solche nicht-sicheren Bindungsmuster finden sich bei affektiv gestörten Patienten sehr häufig und erfordern völlig unterschiedliche Herangehensweisen seitens des Therapeuten, um eine komplementäre Beziehungsgestaltung zu erreichen und somit die Basis für die Anwendung spezifischer Methoden zu gewährleisten. Hier kann es sehr hilfreich sein, in die Therapie auch eine Erfassung der Bindungsmuster, z.B. durch den BoBi, einzubeziehen und für die Erarbeitung des therapeutischen Konzepts zu nutzen. Zusammenfassend verdeutlicht die Studie, dass sich Paaren, die von affektiven Erkrankungen betroffen sind, hinsichtlich tiefergreifender Konzepte von Liebe und Bindung deutlich von gesunden Paaren unterscheiden. Dies sollte in der Therapie unbedingt berücksichtigt und mitbehandelt werden. Ein gutes Konzept zur Behandlung bei depressiven Patienten, das den Beziehungsaspekt verstärkt einbringt, ist zum Beispiel das Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) von McCollough (2007). Hier werden zwischenmenschliche Interaktionen, besonders die in der therapeutischen Beziehung, reflektiert und neue interpersonelle Strategien erarbeitet. Generell finden die Bindungstheorie und die damit verbundenen therapeutischen Implikationen immer größeren Einzug auch in die Domäne der Verhaltenstherapie (z.B. CBASP, schematherapeutische Elemente). Diese Entwicklung ist sehr zu begrüßen und sollte vorangetrieben werden. 5.4. Anregungen für zukünftige Forschung Unter Berücksichtigung der Publikationen zum Thema fällt auf, dass es sehr wenige spezifische Forschungsergebnisse zum Thema Bindung, Liebe und Partnerschaft bei manisch-depressiven Patienten gibt. Die vorliegende Studie legt zwar nahe, dass sie sich bei Bindungsdimensionen und Liebesstilen kaum von depressiven Patienten unterscheiden, dieses Ergebnis sollte aber noch validiert werden. Zudem wäre es interessant, Patienten mit häufigeren manischen Episoden zu untersuchen, um deren Liebesstile, Bindung und Partnerschaftsqualität noch detaillierter erfassen und behandeln zu können. Auch eine Replikation der Studie mit einer noch größeren Anzahl an Probanden wäre wünschenswert, um die Ergebnisse zu sichern. - 87 Außerdem wäre es gewinnbringend, noch mehr über die Partner psychisch kranker Personen zu erfahren. Eine interessante Fragestellung wäre, warum sie trotz ähnlicher zugrundeliegender Bindungs- und Liebesmuster seltener eine psychische Störung entwickeln, also herauszufinden, welche Ressourcen und Copingstrategien besonders hilfreich sind. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass in betroffenen Partnerschaften die Liebe weniger erotisch, die Bindung unsicherer und Partnerschaftsqualität unbefriedigender ist. Kausale Zusammenhänge, zum Beispiel die Frage ob die beschriebenen Unterschiede zu Gesunden eine Ursache oder Begleiterscheinung der psychischen Erkrankung sind, wären sehr hilfreich beim Verständnis von Partnerschaftsmustern. In Bezug auf dieses Thema könnte es aufschlussreich sein herauszufinden ob die Bindungsmuster bei den Probanden, insbesondere bei den Partnern, bereits in der Kindheit vorlagen oder sich in der Beziehung mit einer psychisch erkrankten Person verändert haben. Die Untersuchung legt zwar die Stabilität des Merkmals im Erwachsenenalter nahe, über Prozesse in der Kindheit können aber keine Aussagen getroffen werden. Deshalb wären retrospektive Untersuchungen sehr wertvoll, um feststellen zu können, ob sich die Personen von Anfang an ähnlich gelagerte Bindungstypen als Partner suchten oder ob die psychische Erkrankung die Bindungsmuster verändert hat. Weiterhin wäre interessant zu untersuchen, welche Auswirkungen eine Einbeziehung von Bindungs- und Liebesmustern in die Paartherapie von psychisch erkrankten Paaren hat, ob damit Erfolge stabilisiert und im Vergleich zu „klassischer“ verhaltenstherapeutischer Paartherapie bessere Resultate erzielt werden können. - 88 - 6. Literaturverzeichnis Abramson, L.Y., Seligman, M.E.P., & Teasdale, J.D. (1978). Learned helplessness in humans: Critique and reformulation. Journal of Abnormal Psychology, 87, 49-74. Ainsworth, M., Blehar, M., Waters, E., & Wall, S. (1978). Patterns of attachment. 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Abbildung BAS Behavioural Acvtivation System BoBi Bochumer Bindungsfragebogen Bzw. beziehungsweise d.h. das heißt ECR Experiences in Close Relationships e.g. example given (zum Beispiel) et al. et alii (und andere) etc. et cetera (und so weiter) FFT Familien-Fokussierte Therapie FLP Fragebogen zur Lebensgeschichte und Partnerschaft FPD Fragebogen zur Partnerschaftsdiagnostik ggf gegebenenfalls IPSRT Interpersonelle und Soziale Rhythmus Therapie IPT Interpersonellen Psychotherapie ICD-10 International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems, 10.Auflage IEQ Involvement Evaluation Questionnaire DSM IV Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 4. Auflage KVT Kognitive Verhaltenstherapie M Mittelwert MEIL Marburger Einstellungs-Inventart für Liebesstile N Stichprobenumfang n.s. nicht signifikant p Signifikanzniveau p. Seite PASW Predictive Analysis Software PFB Partnerschaftsfragebogen PL Problemliste PKS Paarklimaskalen pp. Seiten - 95 SCL- 90-R Symptom-Checkliste 90-Revised SD Standardabweichung Tab. Tabelle τ Kendall-Tau Koeffizient u.a. unter anderem vgl. vergleiche χ² Chi-Quadrat Koeffizient z.B. zum Beispiel - 96 - 8. Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Gesamtübersicht deskriptive Statistik Tabelle 2: Deskriptive Statistik gesunde Probanden Tabelle 3: Deskriptive Statistik depressive Probanden mit Angehörigen Tabelle 4: Deskriptive Statistik depressive Probanden Tabelle 5: Deskriptive Statistik für Angehörige depressiver Probanden Tabelle 6: Deskriptive Statistik bipolare Probanden mit Partner Tabelle 7: Deskriptive Statistik manisch-depressive Probanden Tabelle 8: Deskriptive Statistik Partner manisch-depressiver Probanden Tabelle 9: Ergebnisse des Kolmogorov-Smirnov-Tests für die PKS Tabelle 10: Ergebnisse des Kolmogorov-Smirnov-Tests für den PFB Tabelle 11: Ergebnisse des Kolmogorov-Smirnov-Tests für den BoBi Tabelle 12: Ergebnisse des Kolmogorov-Smirnov-Tests für den MEIL Tabelle 13: Ergebnisse der Clusteranalyse Tabelle 14: Kreuztabelle Bindungstyp*Diagnosegruppe (gesund und depressiv) Tabelle 15: Kreuztabelle Bindungstyp*Diagnosegruppe (gesund und manisch depressiv) Tabelle 16: Kreuztabelle Bindungstyp*Diagnosegruppe (depressiv und manisch depressiv) Tabelle 17: Zusammenfassung der Ergebnisse des MEIL Tabelle 18: Korrelationen zwischen Liebesstilen, Bindung und Partnerschaftsvariablen nach Pearson Tabelle 19: Korrelationen zwischen Liebesstilen, Bindung, Dauer der Partnerschaft und Alter nach Pearson Tabelle 20: Legende der untersuchten Gruppen Tabelle 21: Zusammenfassung Ergebnisse - 97 - 9. Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Darstellung der Liebesstile aus Lee (1973) Abbildung 2: Bindungsmuster von Erwachsenen aus Bartholomew & Horowitz (1991) Abbildung 3: Depressionsmodell nach Hautzinger (1998) Abbildung 4: Modell manisch-depressiver Störungen aus Hautzinger & Meyer (2007) Abbildung 5: Häufigkeitsverteilung der beruflichen Situation der gesunden Probanden Abbildung 6: globale Glückseinschätzung der Beziehung der gesunden Probanden Abbildung 7: Häufigkeitsverteilung der beruflichen Situation der depressiven Probanden und deren Partnern Abbildung 8: Globale Glückseinschätzung der Beziehung der depressiven Probanden mit deren Partnern Abbildung 9: Prozentuale Verteilung der ICD-10 Diagnosen bei den depressiven Patienten Abbildung 10: Häufigkeitsverteilung der beruflichen Situation der bipolaraffektiv gestörten Probanden und deren Partnern Abbildung 11: globale Glückseinschätzung der Beziehung der bipolar-affektiv gestörten Patienten mit deren Partnern Abbildung 12: Prozentuale Verteilung der ICD-10 Diagnosen bei den bipolaraffektiv gestörten Patienten Abbildung 13: Histogramm PKS-Globalskala Verbundenheit Abbildung 14: Histogramm PKS-Globalskala Unabhängigkeit Abbildung 15: Histogramm PKS-Globalskala Anregung/Aktivität Abbildung 16: Histogramm PFB Gesamtwert Abbildung 17: Histogramm BoBi Angst Abbildung 18: Histogramm BoBi Vermeidung Abbildung 19: Histogramm MEIL Eros Abbildung 20: Histogramm MEIL Ludus Abbildung 21: Histogramm MEIL Storge Abbildung 22: Histogramm MEIL Pragma - 98 Abbildung 23: Histogramm MEIL Mania Abbildung 24: Histogramm MEIL Agape - 99 - 10. Anhang Anhang 1: Zusammenfassung Ergebnisse Legende Gesunde Depressive Bipolar Partner Depressiver Partner Bipolarer „Depressives Paar“ „Bipolares Paar“ Alle Partner Alle Patienten Teilnehmer ohne psychische Erkrankung Teilnehmer mit depressiver Erkrankung Teilnehmer mit manisch-depressiver Erkrankung Angehörige depressiv Erkrankter Angehörige manisch-depressiv Erkrankter depressive Patienten inklusive ihrer Partner manisch-depressive Patienten inklusive ihrer Partner Angehörige depressiver und manisch-depressiv Erkrankter depressiv und manisch-depressiv Erkrankte Tabelle 20: Legende der untersuchten Gruppen Anmerkung zu nachfolgender Tabelle 21: Signifikante Ergebnisse sind dunkelgrau unterlegt, Tendenzen nur hellgrau. - 100 - Skala /Gruppe Verfahren Anova t-Test Kruskal-Wallis H Mann- Whitney- U Höhere Werte bei F(1,119)=7,53, p<.01 F(1,119)=7,90, p<.01 F(1,118)=1,32, n.s. F(1,118)=0,65, n.s. F(1,118)=0,64, n.s. F(1,119)=1,30, n.s. F(1,119)=1,33, p<.01 F(1,118)=1,87, n.s. t(119)=-3,8, p<.05 t(119)=-2,81, p<.01 t(118)=1,1,5, n.s. t(118)=-0,68, n.s. t(118)=-0,80, n.s. t(119)=1,14, n.s. t(119)=-3,65, p<.01 t(118)=-1,37, n.s. H(1)=4,36, p<.05 H(1)=7,27, p<.01 H(1)=1,94, n.s. H(1)=0,08, n.s. H(1)=0,51, n.s. H(1)=0,91, n.s. H(1)=12,20, p<.01 H(1)=2,03, n.s. U=811, p<.05 U=719, p<.01 U=906,5, n.s. U=1073, n.s. U=1008,5, n.s. U=983, n.s. U=598,5, p<.01 U=902, n.s. depressiv depressiv F(1,118)=1,05, n.s. F(1,119)=0,89, n.s. F(1,118)=2,95, p=.09 F(1,118)=2,27, n.s. F(1,117)=0,98, n.s. F(1,119)=8,48, p<.01 F(1,119)=0,06, n.s. F(1,118)=3,77,p<.05 t(118)=-1,02, n.s. t(119)=-0,94, n.s. t(118)=1,72, p=.09 t(118)=1,5, n.s. t(117)=0,99, n.s. t(119)=2,91, p<.01 t(119)=0,26, n.s. t(118)=-1,94, p<.05 H(1)=0,62, n.s. H(1)=1,12, n.s. H(1)=3,39, p=.07 H(1)=2,1, n.s. H(1)=0,47, n.s. H(1)=7,2, p<.01 H(1)=0,14, n.s. H(1)=3,3,7, p=.07 U=961,5, n.s. U=967, n.s. U=839,5, p=.07 U=898, n.s. U=966,5, n.s. U=720,5, p<.01 U=1069,5, n.s. U=840,5, p=.07 GesundeDepressive BoBi Angst BoBi Vermeidung MEIL Eros MEIL Ludus MEIL Storge MEIL Pragma MEIL Mania MEIL Agape depressiv GesundePartner Depressiver BoBi Angst BoBi Vermeidung MEIL Eros MEIL Ludus MEIL Storge MEIL Pragma MEIL Mania MEIL Agape gesund gesund Partner Depr. - 101 - Gesunde„Depressives Paar“ BoBi Angst BoBi Vermeidung MEIL Eros MEIL Ludus MEIL Storge MEIL Pragma MEIL Mania MEIL Agape F(1,141)=5,75, p<.05 F(1,142)=5,89, p<.05 F(1,141)=3,5, p=.06 F(1,141)=0,14, n.s. F(1,140)=0,01, n.s. F(1,142)=6,67, p<.01 F(1,142)=4,64, p<.05 F(1,141)=4,74,p<.05 t(141)=-2,40, p<.05 t(141)=-2,43,p<.05 t(141)=1,87,p=.06 t(141)=0,38, n.s. t(140)=0,12, n.s. t(142)=2,15,p<.05 t(142)=-2,15, p<.05 t(141)=-2,18, p<.05 H(1)=3,52, p=.06 H(1)=5,93, p<.01 H(1)=4,40, p<.05 H(1)=0,57, n.s. H(1)=0,00, n.s. H(1)=5,57, p<.05 H(1)=4,08, p<.05 H(1)=4,46, p<.05 U=1772,5, p=.06 U=1686, p<.01 U=1746, p<.05 U=2056, n.s. U=2176, n.s. U=1703,5, p<.05 U=1783, p<.05 U=1742,5, p<.05 depr. Paar depr. Paar gesund F(1,129)=11,97 p<.01 F(1,129)=5,46, p<.05 F(1,128=3,68, p=.06 F(1,128)=3,30, p=.07 F(1,126)=0,07, n.s. F(1,129)=0,86, n.s. F(1,129)=16,05, p<.01 F(1,128)=2,66, n.s. t(129)=-3,46, p<.01 t(129)=-2,10, p<.05 t(128)=1,65, p=.06 t(128)=-1,55, p=.07 t(126)=0,27, n.s. t(129)=-0,93, n.s. t(129)=-4,00, p<.01 t(128)=-1,63, n.s. H(1)=9,90, p<.01 H(1)=4,61, p<.05 H(1)=2,53, n.s. H(1)=1,56, n.s. H(1)=0,01, n.s. H(1)=1,39, n.s. H(1)=10,94, p<.01 H(1)=2,66, n.s. U=1024, p<.01 U=1212, p<.05 U=1303,5, n.s. U=1367,5, n.s. U=1489, n.s. U=1395, n.s, U=993,5, p<.01 U=1295,5, n.s. bipolar bipolar gesund depr. Paar depr. Paar Gesund-Bipolar BoBi Angst BoBi Vermeidung MEIL Eros MEIL Ludus MEIL Storge MEIL Pragma MEIL Mania MEIL Agape bipolar - 102 - Gesund-Partner Bipolarer BoBi Angst BoBi Vermeidung MEIL Eros MEIL Ludus MEIL Storge MEIL Pragma MEIL Mania MEIL Agape F(1,126)=5,75, p<.05 F(1,126)=6,73, p<.01 F(1,124)=1,68, n.s. F(1,125)=0,70, n.s. F(1,123)=1,59, n.s. F(1,125)=0,06, n.s. F(1,126)=4,36, p<.05 F(1,125)=2,42, n.s. t(126)=-2,40, p<.05 t(126)=-2,60, p<.01 t(124)=1,30 n.s. t(125)=0,85, n.s. t(123)=1,26, n.s. t(125)=0,24, n.s. t(126)=-2,09, p<.05 t(125)=-1,56, n.s. H(1)=4,78, p<.05 H(1)=6,82, p<.01 H(1)=3,22, p=.07 H(1)=1,61, n.s. H(1)=1,33, n.s. H(1)=0,01, n.s. H(1)=3,39, p=.07 H(1)=3,81, p<.05 U=1081,5, p<.05 U=1006, p<.01 U=1097, p=.07 U=1231,5, n.s. U=1163,5, n.s. U=1407, n.s, U=1143, p=.07 U=1111,5, p<.05 Partner Bip. Partner Bip. gesund F(1,159)=13,24, p<.01 F(1,159)=9,38, p<.01. F(1,157)=4,14, p<.05 F(1,158)=0,51, n.s. F(1,154)=0,89, n.s. F(1,158)=0,22, n.s. F(1,159)=14,81, p<.01 F(1,158)=4,09, p<.05 t(159)=-3,64, p<.01 t(159)=-3,06, p<.01 t(157)=2,03, p<.05 t(158)=-0,68, n.s. t(154)=0,95, n.s. t(158)=-0,47, n.s. t(159)=-3,85, p<.01 t(158)=-2,02, p<.05 H(1)=11,56, p<.01 H(1)=9,07, p<.01 H(1)=4,59, p<.05 H(1)=0,00, n.s. H(1)=0,58, n.s. H(1)=0,53, n.s. H(1)=10,85, p<.01 H(1)=5,14, p<.05 U=2105,5, p<.01 U=2218, p<.01 U=2400,5, p<.05 U=3046, n.s. U=2652,5, n.s. U=2830, n.s, U=2136,5, p<.01 U=2407, p<.05 bip. Paar bip. Paar gesund Partner Bip. Partner Bip. Gesund„bipolares Paar“ BoBi Angst BoBi Vermeidung MEIL Eros MEIL Ludus MEIL Storge MEIL Pragma MEIL Mania MEIL Agape bip. Paar bip. Paar - 103 - Gesund-alle Partner BoBi Angst BoBi Vermeidung MEIL Eros MEIL Ludus MEIL Storge MEIL Pragma MEIL Mania MEIL Agape F(1,148)=4,97, p<.05 F(1,149)=5,57, p<.05 F(1,147)=3,76, p<.05 F(1,148)=2,15, n.s. F(1,145)=2,10, n.s. F(1,148)=3,47, p=.06 F(1,149)=1,69, n.s. F(1,148)=4,98, p<.05 t(148)=-2,23, p<.05 t(149)=-2,36, p<.05 t(147)=1,9, p<.05 t(148)=1,47, n.s. t(145)=1,45, n.s. t(148)=1,86, p=.06 t(149)=-1,30, n.s. t(148)=-2,23, p<.05 H(1)=3,98, p<.05 H(1)=5,92, p<.01 H(1)=5,44, p<.05 H(1)=3,01, p=.08 H(1)=1,46, n.s. H(1)=2,76, n.s. H(1)=1,10, n.s. H(1)=5,92, p<.01 U=2043, p<.05 U=1973, p<.01 U=1936,5, p<.05 U=2129,5, p=.08 U=2130, n.s. U=2127,5, n.s, U=2327,5, n.s. U=1952, p<.01 F(1,54)=0,03, n.s. F(1,54)=0,27, n.s. F(1,54)=0,25, n.s. F(1,54)=0,32, n.s. F(1,52)=0,69, n.s. F(1,54)=2,28, n.s. F(1,54)=0,00, n.s. F(1,54)=0,00, n.s. t(54)=-0,18, n.s. t(54)=0,52, n.s. t(54)=-0,50, n.s. t(54)=-0,56, n.s. t(52)=0,83, n.s. t(54)=-1,51, n.s. t(54)=0,03, n.s. t(54)=-0,03, n.s. H(1)=0,17, n.s. H(1)=0,20, n.s. H(1)=0,04, n.s. H(1)=0,24, n.s. H(1)=0,51, n.s. H(1)=2,53, n.s. H(1)=0,00, n.s. H(1)=0,04, n.s. U=355, n.s. U=352,5 n.s. U=368, n.s. U=350, n.s. U=315,5, n.s. U=284, n.s. U=379,5, n.s. U=367,5, n.s. DepressivBipolar BoBi Angst BoBi Vermeidung MEIL Eros MEIL Ludus MEIL Storge MEIL Pragma MEIL Mania MEIL Agape alle Partner alle Partner gesund gesund alle Partner - 104 - Partner DepressiverPartner Bipolarer BoBi Angst BoBi Vermeidung MEIL Eros MEIL Ludus MEIL Storge MEIL Pragma MEIL Mania MEIL Agape F(1,50)=0,68, n.s. F(1,51)=1,42, n.s. F(1,50)=0,25, n.s. F(1,51)=0,37, n.s. F(1,48)=0,01, n.s. F(1,50)=4,35, p<.05 F(1,51)=3,22, p=.08 F(1,51)=0,14, n.s. t(50)=-0,83, n.s. t(51)=-1,19, n.s. t(50)=-0,50, n.s. t(51)=-0,61, n.s. t(48)=0,11, n.s. t(50)=-2,90, p<.05 t(51)=-1,79, p=.08 t(51)=0,37, n.s. H(1)=0,65, n.s. H(1)=1,26, n.s. H(1)=0,13, n.s. H(1)=0,17, n.s. H(1)=0,03, n.s. H(1)=4,65, p<.05 H(1)=2,85, p=.09 H(1)=0,09, n.s. U=286,5, n.s. U=282,5 n.s. U=314, n.s. U=322, n.s. U=299, n.s. U=216,5, p<.05 U=251, p=.09 U=328, n.s. F(1,106)=0,51, n.s. F(1,107)=0,13, n.s. F(1,106)=0,01, n.s. F(1,107)=0,73, n.s. F(1,102)=0,42, n.s. F(1,106)=6,63, p<.01 F(1,107)=1,48, n.s. F(1,107)=0,06, n.s. t(106)=-0,71, n.s. t(107)=-0,36, n.s. t(106)=0,10, n.s. t(107)=-0,85, n.s. t(102)=0,65, n.s. t(106)=-2,57, p<.01 t(107)=-1,21, n.s. t(107)=0,25, n.s. H(1)=0,88, n.s. H(1)=0,11, n.s. H(1)=0,00, n.s. H(1)=0,58, n.s. H(1)=0,43, n.s. H(1)=6,45, p<.01 H(1)=1,20, n.s. H(1)=0,00, n.s. U=1267, n.s. U=1395, n.s. U=1415,5, n.s. U=1325, n.s. U=1227,5, n.s. U=1017,5, p<.01 U=1270,5, n.s. U=1437, n.s. Partner Bip. Partner Bip. „Depressives Paar“-„Bipolares Paar“ BoBi Angst BoBi Vermeidung MEIL Eros MEIL Ludus MEIL Storge MEIL Pragma MEIL Mania MEIL Agape bip. Paar - 105 - DepressivPartner Depressiver BoBi Angst BoBi Vermeidung MEIL Eros MEIL Ludus MEIL Storge MEIL Pragma MEIL Mania MEIL Agape F(1,43)=1,33, n.s. F(1,44)=2,12, n.s. F(1,44)=0,23, n.s. F(1,44)=2,76, n.s. F(1,43)=1,72, n.s. F(1,44)=1,65, n.s. F(1,44)=10,10, p<.01 F(1,44)=0,20, n.s. t(43)=1,15, n.s. t(44)=1,46, n.s. t(44)=0,47, n.s. t(44)=1,66, n.s. t(43)=1,31, n.s. t(44)=1,28, n.s. t(44)=3,18, p<.01 t(44)=-0,45, n.s. H(1)=1,19, n.s. H(1)=2,17, n.s. H(1)=0,12, n.s. H(1)=1,47, n.s. H(1)=1,59, n.s. H(1)=2,20, n.s. H(1)=8,37, p<.01 H(1)=0,00, n.s. U=205, n.s. U=197,5, n.s. U=249, n.s. U=209,5, n.s. U=197,5, n.s. U=197, n.s. U=133, p<.01 U=262, n.s. F(1,61)=0,46, n.s. F(1,61)=0,02, n.s. F(1,60)=0,28, n.s. F(1,61)=3,47, p=.07 F(1,57)=0,63, n.s. F(1,60)=0,75, n.s. F(1,61)=2,05, n.s. F(1,61)=0,00, n.s. t(61)=0,68, n.s. t(61)=-0,15, n.s. t(60)=-0,53, n.s. t(61)=1,86, p=.07 t(57)=0,80, n.s. t(60)=0,87, n.s. t(61)=1,43, n.s. t(61)=-0,04, n.s. H(1)=0,47, n.s. H(1)=0,00, n.s. H(1)=0,00, n.s. H(1)=2,87, p=.09 H(1)=0,73, n.s. H(1)=1,02, n.s. H(1)=1,80, n.s. H(1)=0,17, n.s. U=445, n.s. U=494, n.s. U=475, n.s. U=372, p=.09 U=377,5, n.s. U=407, n.s. U=397,5, n.s. U=465, n.s. depressiv Bipolar-Partner Bipolarer BoBi Angst BoBi Vermeidung MEIL Eros MEIL Ludus MEIL Storge MEIL Pragma MEIL Mania MEIL Agape Bipolar - 106 - alle Patientenalle Partner BoBi Angst BoBi Vermeidung MEIL Eros MEIL Ludus MEIL Storge MEIL Pragma MEIL Mania MEIL Agape F(1,106)=1,65, n.s. F(1,107)=0,63, n.s. F(1,106)=0,02, n.s. F(1,107)=6,36, p<.01 F(1,102)=2,16, n.s. F(1,106)=2,39, n.s. F(1,107)=9,42, p<.01 F(1,107)=0,09, n.s. Tabelle 21: Zusammenfassung Ergebnisse t(106)=1,28, n.s. t(107)=0,79, n.s. t(106)=-0,16, n.s. t(107)=2,54, p<.01 t(102)=-1,47, n.s. t(106)=-1,55, n.s. t(107)=3,07, p<.01 t(107)=-0,31, n.s. H(1)=1,37, n.s. H(1)=0,83, n.s. H(1)=0,03, n.s. H(1)=4,55, p<.05 H(1)=2,09, n.s. H(1)=2,52, n.s. H(1)=8,01, p<.01 H(1)=0,09, n.s. U=1265,5, n.s. U=1333,5, n.s. U=1429,5, n.s. U=1132,5, p<.05 U=1128, n.s. U=1198, n.s. U=1017,5, p<.01 U=1434,5, n.s. alle Patienten alle Patienten - 107 - 11. Danksagung Im Rahmen dieser Arbeit möchte ich mich recht herzlich bedanken bei Herrn Prof. Dr. Kornhuber für die Möglichkeit zur Promotion. Bei PD Dr. T. Biermann für Ihre gute Betreuung, Ihre Geduld, Ihre humorvolle und unkomplizierte Art und die netten Einladungen. Bei Herrn Prof. Dr. Stemmler und Herrn PD Dr. Lenz für die Referate. Bei Herrn Prof. Prokosch für die spontane und unkomplizierte Übernahme einer Prüferposition bei der mündlichen Prüfung. Bei Frau E. Wieser für die gute Zusammenarbeit und für Ihre Hilfe und Unterstützung zu jederzeit. Ich hätte mir keine bessere „Partnerin“ für die Promotion wünschen können. Bei Frau K. Reich für die Hilfe bei methodischen Fragen. Bei Frau K. Röder, Frau B. Hrach und Frau A. Meier für das Korrekturlesen, Motivieren und für Ihre Anregungen. Bei meiner Familie, besonders Herrn E. Thoß für sein stetiges Interesse und Frau S. Hüttner für alles sonst. Last but not least bei M. Schmidt, ohne ihn hätte ich die Promotion wahrscheinlich nicht angefangen und erst recht nicht beendet. Und natürlich allen Studienteilnehmern für das Ausfüllen der Fragebögen.