Bindung und Liebe

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Bindung und Liebe:
Unterschiede zwischen gesunden und von
affektiven Störungen betroffenen Paaren.
Der Medizinischen Fakultät
der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik
der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
zur
Erlangung des Doktorgrades Dr. rer. biol. hum.
vorgelegt von
Anika Schmidt
aus
Rodewisch
Als Dissertation genehmigt von der
Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg
Tag der mündlichen Prüfung: 20.Oktober 2015
Vorsitzender des Promotionsorgans:
Prof. Dr. h. c. J. Schüttler
Gutachter:
Prof. Dr. T. Biermann
Gutachter:
Prof. Dr. M. Stemmler
Gutachter:
PD Dr. B. Lenz
Inhaltsverzeichnis
1. Zusammenfassung
1
2.Theorie
5
2.1. Theorie der Liebesstile
5
2.2. Bindungstheorien
7
2.2.1 Bindung im Kindesalter
7
2.2.2. Bindung im Erwachsenenalter
9
2.3. Zusammenhänge von Bindungs- und Liebesstilen
12
2.4. Depression
13
2.4.1. Symptome
13
2.4.2. Epidemiologie
14
2.4.3. Verlauf
14
2.4.4. Erklärungsmodelle
15
2.4.5. Therapie
17
2.5. Bipolare affektive Störung
18
2.5.1. Symptome
18
2.5.2. Epidemiologie
20
2.5.3. Verlauf
20
2.5.4. Erklärungsmodelle
21
2.5.5. Therapie
23
2.6. Zusammenhänge zwischen psychischen Erkrankungen,
Liebe und Bindung
24
2.6.1. Zusammenhänge der Liebesstile mit psychischer Erkrankung
und Partnerschaftsvariablen
24
2.6.1. Zusammenhänge der Bindung mit psychischer Erkrankung
und Partnerschaftsvariablen
25
2.7. Fragestellungen
27
3. Methodik
28
3.1. Design & Durchführung der Erhebung
28
3.2. Stichprobe
29
3.2.1. Gesunde Probanden
30
3.2.2. Depressive Probanden und deren Partner
32
3.2.2. Bipolar-affektiv gestörte Probanden und deren Partner
36
3.3. Messinstrumente
39
3.3.1. Demografische Angaben
39
3.3.2. Der Bochumer Bindungsfragebogen (BoBi)
39
3.3.3. Das Marburger Einstellungs-Inventar für Liebesstile (MEIL)
40
3.3.4. Der Fragebogen zur Partnerschaftsdiagnostik (FPD)
42
3.3.5. Die Paarklimaskalen (PKS)
43
3.3.6. Weitere Fragebögen
45
4. Ergebnisse
46
4.1. Deskriptive Statistiken
46
4.1.1. Deskriptive Statistiken für gesunde Probanden
46
4.1.2. Deskriptive Statistiken für depressive Probanden und deren
Angehörige
47
4.1.3. Deskriptive Statistiken für manisch-depressive Probanden und
deren Angehörige
51
4.2. Prüfung der Verteilungsform
54
4.2.1. Paarklimaskalen (PKS)
54
4.2.2. Partnerschaftsfragebogen (PFB)
56
4.2.3. Bochumer Bindungsfragebogen (BoBi)
56
4.2.4. Marburger Einstellungs-Inventar für Liebesstile (MEIL)
58
4.3. Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich der
Bindungsdimensionen und der Liebesstile
61
4.4. Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich der
Bindungstypen
67
4.5. Zusammenfassung der Ergebnisse des BoBi und des MEIL 70
4.6. Zusammenhänge zwischen Bindung, Liebesstilen und
Partnerschaftsvariablen
72
4.7. Zusammenhänge zwischen Bindung, Liebesstilen und
Alter sowie Dauer der Beziehung
73
4.8. Zusammenfassung aller Ergebnisse
74
5. Diskussion
75
5.1. Allgemeine Diskussion
75
5.1.1. Limitationen und Würdigung der Studie
75
5.2. Diskussion bezogen auf die Fragestellungen
77
5.2.1. Zu Fragestellung 1: Dimensionale und kategoriale Unterschiede
zwischen den Gruppen bei der Bindung
77
5.2.2. Zu Fragestellung 2: Unterschiede zwischen gesunden und
betroffenen Paaren bezüglich der Liebesstile
78
5.2.3. Zu Fragestellung 3: Zusammenhänge zwischen Bindung, Liebesstilen
und Partnerschaftsvariablen
82
5.2.4. Zu Fragestellung 4: Veränderung der Bindung und der Liebesstile
über die Dauer der Beziehung und mit dem Alter
83
5.3. Bedeutung der Studie für die Praxis
84
5.4. Anregungen für zukünftige Forschung
86
6. Literaturverzeichnis
88
7. Abkürzungsverzeichnis
94
8. Tabellenverzeichnis
96
9. Abbildungsverzeichnis
97
10. Anhang
99
11. Danksagung
107
-1-
1. Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung
Seit John Bowlbys Werken (1973, 1982) zum Thema Bindung, die diese als
biologisch verankert und als sichere Basis für Explorationsverhalten
beschrieben, hat dieses Forschungsgebiet eine Fülle an wichtigen Arbeiten
und Studien hervorgebracht. Hier ist zum Beispiel Mary Ainsworths
(Ainsworth, Blehar, Waters & Wall,1978) Beitrag zu den Bindungstypen im
Kindesalter
zu
nennen.
Hazan
und
Shaver
Bindungskonzept auf das Erwachsenenalter
(1987)
bezogen
das
und stellten Liebe als einen
Bindungsprozess dar. Kim Bartholomew (1990) entwickelte diese Idee weiter
und legte den unterschiedlichen Bindungsmustern zwei Dimensionen
zugrunde,
nämlich
Angst
und
Vermeidung.
Verschiedene
Forschungsergebnisse legen nahe, dass psychische Erkrankungen mit
unsicherem Bindungsverhalten in Verbindung stehen (Dozier, StovallMcClough & Albus, 2008).
Unweigerlich mit dem Thema Bindung ist auch das Thema Liebe verknüpft.
Einen wichtigen Ansatz bietet das Konzept der Liebesstile nach John Alan Lee
(1976). Auch hier zeigen verschiedene Studien Zusammenhänge von
bestimmten Liebesstilen und psychischen Störungen (z.B. Bierhoff, Grau &
Ludwig, 1993). Die vorliegende Studie untersucht deshalb, ob es bei Paaren,
die von einer affektiven Erkrankung betroffen sind, im Vergleich zu Gesunden
Unterschiede in Bindung und Liebe gibt und wie diese sich auf die
Partnerschaftsqualität auswirken.
Methoden
An
der
vorliegenden
Untersuchung
nahmen
104
Paare,
also
208
Einzelpersonen teil. Diese ließen sich in 49 gesunde, 23 von depressiven und
32 von manisch-depressiven Störungen betroffene Paare unterteilen. Als
Instrumente
wurden
der
Bochumer-Bindungsfragebogen
(Neumann,
Rohmann & Bierhoff, 2007), das Marburger Einstellungs-Inventar für
Liebesstile
(Bierhoff,
Grau
&
Ludwig,
1993),
die
Paarklimaskalen
(Schneewind, 2002) und der Partnerschaftsfragebogen (Hahlweg, 1996), als
reliable und valide Verfahren, verwendet. Mittelwertsunterschiede zwischen
-2den untersuchten Gruppen wurden durch t-Tests und Zusammenhänge
verschiedener Variablen durch bivariate Korrelationen, berechnet.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigten, dass sowohl depressive, als auch manischdepressive Paare im Vergleich zu Gesunden in der Liebe und Bindung
Unterschiede aufweisen. Diese äußern sich in mehr Angst und Vermeidung
sowie weniger erotischer und dafür mehr eifersüchtiger Liebe bei Betroffenen.
Diese Befunde stehen mit einer geringeren Qualität der Partnerschaft in
Zusammenhang.
Schlussfolgerungen
Affektiv gestörte Patienten und deren Partner haben Probleme in einer
befriedigenden Ausgestaltung ihrer Liebesbeziehungen, besonders was die
Bindung und die Liebesstile betrifft. Dies sollte in der Behandlung unbedingt
berücksichtigt werden.
-3-
1. Summary
Background and objectives
Since John Bowlby’s works (1973, 1982), which described attachment as
biologically determined and as a secure base for exploration, the field of
research on this subject yielded plenty of studies. As one example there is to
mention
Mary
Ainsworth’s
(Ainsworth,
Blehar, Waters
& Wall,1978)
contribution to attachment styles in childhood. Hazan and Shaver (1987)
applied the attachment concept to adulthood and described love as an
attachment process. Kim Bartholomew (1990) further developed this idea and
found two dimensions, fear and avoidance to be specific, underlying
attachment patterns. Different results in research suggest that mental
disorders are related to insecure attachment (e.g. Dozier, Stovall-McClough &
Albus, 2008).
The subject of love is inevitably associated with attachment. An important
approach is provided by the lovestyle-concept of John Alan Lee (1976).
Different studies show relations between certain lovestyles and psychic
disorders (e.g. Bierhoff, Grau & Ludwig, 1993).
Therefore the present study investigates, if couples, affected by an affective
disorder, differ in attachment and love compared to healthy couples and how
these differences influence the relationship quality.
Method
104 couples (208 individuals) participated in the present study. These could
be sub-divided into 49 healthy couples serving as controls, 23 couples
affected by depressive disorders and 32 couples affected by manic-depressive
disorders.
The
Bochum
Adult
Attachment
Questionnaire
(Bochumer
Bindungsfragebogen, Neumann, Rohmann & Bierhoff, 2007), the Marburg
Attitude-Inventory
of
Lovestyles
(Marburger
Einstellungs-Inventar
für
Liebesstile, Bierhoff, Grau & Ludwig, 1993), the Couple Climate Assessing
Scales
(Paarklimaskalen,
Schneewind, 2002)
and
the
Relationship
Questionnaire (Hahlweg, 1996) were used as reliable and valid methods.
Differences in mean values were assessed with t-tests, relations between
various variables were assessed with bivariate correlations.
-4-
Results
The results demonstrate, that both, depressive and manic-depressive couples
show differences in attachment and love compared to healthy couples. This is
reflected by more fear and avoidance and less erotic and more manic love in
affected couples. These findings are attended by lower relationship quality.
Conclusion
Patients with affective disorders and their partners have problems in creating
satisfying relationships, especially regarding love and attachment. This should
be considered in treatment.
-5-
2. Theorie
In diesem Abschnitt soll sowohl ein Überblick über die Liebesstile nach Lee
(1976), als auch über Bindung im Erwachsenen- und Kindesalter gegeben
werden. Zudem werden Zusammenhänge zwischen diesen beiden Konzepten
erläutert. Außerdem wird auf die Störungsbilder Depression und bipolare
affektive Psychose und deren Zusammenhänge mit den Bindungs- und
Liebesstilen eingegangen.
2.1.Theorie der Liebesstile
Nach der Theorie von Lee (1976, 1988) existieren drei primäre und drei
sekundäre Liebesstile. Diese Typologie wurde auf Basis strukturierter
Interviews und der Analyse von Beschreibungen der Liebe in der Philosophie
und Literatur entwickelt. Die Liebesstile sind nicht dauerhaft festgelegt und
können in unterschiedlichen Phasen des Lebens und mit unterschiedlichen
Partnern variieren. Hier spielt nach Lee die Passung der Liebesstile der
jeweiligen Partner eine große Rolle.
Im Folgenden sollen die unterschiedlichen Stile dargestellt werden.
Der erste Primärstil ist Eros. Hier geht es vor allem um die unmittelbare
körperliche Anziehung, um Liebe auf den ersten Blick. Es existiert ein Idealbild
vom Partner mit bestimmten körperlichen Charakteristika. Eine Person, die
diesem Bild entspricht, löst schnell körperliche Erregung und sexuelle
Anziehung
aus.
Personen dieses Typs genießen intensive Gefühle,
schmieden gerne Zukunftspläne mit dem Partner und berichten meist eine
glückliche Kindheit in einem warmen Elternhaus. Liebe ist für diese Personen
das Wichtigste im Leben.
Ein weiterer Primärstil ist Ludus. Liebe wird als Spiel betrachtet, man hat Spaß
an sexuellen Abenteuern auch mit mehreren Partnern. Dies kann offen
geschehen, sodass die Partner voneinander wissen, aber auch im Geheimen.
Hier gibt es keinen bevorzugten Idealtyp eines Partners. Es zählt die
Gegenwart, in Zukunftspläne wird der Partner nicht einbezogen. Intensive
Gefühle werden eher vermieden, ebenso wie Verpflichtungen. Personen
dieses Typs berichten oft eine durchschnittliche Kindheit, sind aber laut Lee im
-6Erwachsenenalter häufig frustriert. Liebe ist für solche Personen nicht
wichtiger als Arbeit oder andere Lebensbereiche.
Der dritte Primärstil wurde Storge genannt. Dieser ist gekennzeichnet durch
das Wachsen der Liebe aus einer längeren Freundschaft. Gemeinsame
Aktivitäten und Interessen spielen eine zentrale Rolle. Leidenschaft und
sexueller Kontakt treten eher in den Hintergrund, an Schwierigkeiten in
diesem Bereich kann man arbeiten, wenn man eine gemeinsame Bindung
eingegangen ist. Personen dieses Typs sind oft in größeren, stabilen Familien
oder Gemeinden aufgewachsen, für sie ist Liebe im Sinne von Freundschaft
erstrebenswert im Leben.
Zu den sekundären Liebesstilen gehören Mania, Pragma und Agape.
Für Mania ist der starke Wunsch nach Aufmerksamkeit und Zuneigung des
Partners charakteristisch. Einerseits herrschen starke Gefühle der Eifersucht
und ständiges Drängen nach Verpflichtung und Rückversicherung des
Partners. Andererseits halten sich Personen dieses Typs oft zurück aus Angst
heraus, zu stark zu lieben und verletzt zu werden. Personen dieses Typs fällt
es sehr schwer, sich zu trennen, ein Leben ohne den Partner ist wertlos, die
Zukunft häufig angstbesetzt. Oft weisen sie eine unglückliche Kindheit auf, die
Beziehung zu den Eltern ist unglücklich und im Erwachsenenleben sind sie
manchmal einsam.
Ein weiterer Sekundärstil ist Pragma. Dieser Typ ist besonders rational, der
Partner sollte wünschenswerte Eigenschaften aufweisen, die angenehme
Lebensbedingungen schaffen. Die Kompatibilität des Partners ist zentral.
Intensive Gefühle wie Eifersucht werden eher vermieden. Liebe ist für
Personen dieses Typs wünschenswert, aber nicht essenziell für das Leben.
Für diesen Liebesstil konnte Lee kein bestimmtes Muster in der Kindheit
feststellen.
Der letzte Sekundärstil ist Agape. Besonders charakteristisch für diesen Stil
sind Aufopferungsbereitschaft, Selbstlosigkeit und Geduld. Die eigenen
Bedürfnisse werden denen des Partners untergeordnet. Andere Menschen zu
lieben wird als Pflicht betrachtet, egal ob diese Liebe reziprok ist oder nicht.
Dies bezieht sich nicht nur auf den eigenen Partner, sondern auf alle
Menschen. Deshalb sind Liebende dieses Typs nicht besonders eifersüchtig.
Diese Vorstellungen sind an die christlichen Ideale der Nächstenliebe und des
-7Altruismus angelehnt. Vernunft und Verpflichtung stehen über sexuellem
Verlangen, auch Leiden gehört zur Liebe dazu. Lee bemerkt allerdings, dass
dieser Liebesstil in Reinform schwer zu finden ist.
Laut Lee lassen sich die Liebesstile wie Farben betrachten, aus denen sich
wieder unterschiedliche Stile (z.B. Storgic Ludus) mischen lassen. Ob eine
Beziehung glücklich ist, hängt nach Lee mit der Passung der Stile zusammen.
Je näher die Stile auf der Abbildung 1 räumlich beieinander liegen, desto
besser passen sie zusammen. Die Ausnahme bilden hier Mania und Ludus.
Ludus
Mania
Pragma
Eros
Storge
Agape
Abbildung 1: Darstellung der Liebesstile aus Lee (1973)
2.2. Bindungstheorien
2.2.1 Bindung im Kindesalter
Bindung wird definiert als „dauerhafte emotionale Beziehung zu einer
bestimmten Person, die räumlich und zeitlich Bestand hat“ (Siegler, DeLoache
& Eisenberg, 2011, p.417). Einer der bekanntesten Forscher, der sich mit
diesem Thema beschäftigte, war John Bowlby. Laut seiner ethologischen
Bindungstheorie (Berk, 2011; Siegler, DeLoache & Eisenberg, 2011) ist
Bindung biologisch veranlagt und hat evolutionären Nutzen, da sie die
Überlebenschancen
erhöht.
Frühe
Beziehungserfahrungen
haben
Auswirkungen auf die spätere Entwicklung. Dies geschieht über ein
-8sogenanntes inneres Arbeitsmodell, also eine „mentale Repräsentation des
Selbst, der Bindungsperson(en) und der Beziehung im Allgemeinen“ (Siegler,
DeLoache & Eisenberg, 2011, p.419). Dieses Modell bleibt relativ stabil und
beeinflusst die sozialen Beziehungen ein Leben lang, da es zum Bestandteil
der Persönlichkeit wird. Macht ein Kind erste positive Bindungserfahrungen,
die
ihm
Geborgenheit
vermitteln
und
als
sichere
Basis
für
Explorationsverhalten dienen, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass dieses
Kind auch als Erwachsener nach befriedigenden Beziehungen suchen wird.
Sind die ersten Bindungserfahrungen eher negativ, so erhöht sich auch die
Wahrscheinlichkeit von eher negativen Beziehungen im Erwachsenenalter.
Jedoch kann dies nicht dogmatisch betrachtet werden, da Umwelteinflüsse
ebenfalls eine wichtige Rolle spielen.
Eine weitere wichtige Person, die entscheidende Aspekte zur Bindungstheorie
beigetragen
hat,
unterschiedlichen
Eisenberg,
2011).
war
Mary
Ainsworth.
Bindungsstilen
Der
von
ihr
(Berk,
Sie
2001;
entwickelte
beschäftigte
Siegler,
sich
mit
DeLoache
&
„Fremde-Situations-Test“
untersuchte im Labor das Verhalten von Kleinkindern als Reaktion auf die
Trennung von der Mutter. Sie beobachtete unterschiedliche Verhaltensweisen,
die sich zu Bindungsstilen zusammenfassen ließen. Ein Bindungsstil lässt sich
definieren als „an individual’s mode of thinking, feeling and behaving in close
relationships with caregivers, romantic partners, and intimate others”
(Bottonari, Roberts, Kelly, Kashdan & Ciesla, 2007, p. 180).
Sicher gebundene Kinder zeigen sich beunruhigt, wenn die Bezugsperson den
Raum verlässt und zeigen bei deren Rückkehr starke Freude. Ca. 62-68% der
amerikanischen Kleinkinder der Mittelschicht zeigten dieses Muster.
Ein weiterer Bindungsstil ist der der unsicheren Bindung. Dieser lässt sich
nochmals in unsicher-ambivalent und unsicher-vermeidend unterteilen.
Unsicher-ambivalent gebundene Kindern sind einerseits sehr klammernd,
zeigen starke emotionale Reaktionen, wenn die Mutter den Raum verlässt und
suchen bei deren Rückkehr den Kontakt. Andererseits wehren sie sich aber
gegen Versuche, getröstet zu werden und lassen sich nur schwer wieder
beruhigen. Ungefähr 9% der Kinder konnten diesem Typ zugeordnet werden.
Der unsicher-vermeidende Bindungsstil ist dadurch gekennzeichnet, dass die
Kinder ihre Bezugsperson meiden, bei deren Rückkehr ignorieren und sich
-9von Fremden leicht trösten lassen. Circa 15% der Kleinkinder ließen sich in
diese Kategorie einordnen. In der Studie von Ainsworth gab es auch Kinder,
die
keine
konsistenten
Verhaltensweisen
widersprüchlich und konfus war und die oft
zeigten,
deren
Verhalten
benommen und desorientiert
wirkten. Diese wurden als desorganisiert-desorientiert eingestuft.
Der
Bindungstyp
des
Kindes
hat
auch
Auswirkungen
auf
spätere
Beziehungen, soziale und kognitive Fähigkeiten sowie auf die psychische
Gesundheit. Sicher gebundene Kinder sind ausgeglichener, psychisch stabiler
und haben mehr soziale Kontakte. Auch im Erwachsenenalter hatten sie mehr
funktionierende
soziale
Netzwerke,
glücklichere
und
längere
Liebesbeziehungen und außerdem höhere Bildungsabschlüsse.
2.2.2. Bindung im Erwachsenenalter
Ein wichtiger Beitrag zum Thema Bindung im Erwachsenenalter stammt von
Hazan
&
Shaver
Erwachsenenalter
(1987).
ebenfalls
Sie
gehen
einen
davon
aus,
Bindungsprozess
dass
Liebe
im
darstellt
und
die
Bindungsstile im Laufe des Lebens stabil bleiben. Sie konnten belegen, dass
auch bei Erwachsenen die Bindungsstile sicher, ängstlich-ambivalent und
vermeidend existieren und sich prozentual ähnlich verteilen wie im
Kindesalter. 56% der Teilnehmer waren sicher gebunden, 24% vermeidend
und 20% ängstlich-ambivalent. Diese Verteilung ist laut Autoren der von
Campos, Barret, Lamb, Goldsmith and Stenberg (1983) durchgeführten
Untersuchung sehr ähnlich, die sich mit den Häufigkeiten der Bindungstypen
bei Kindern befassten. Hier waren 62% der Kinder sicher gebunden, 23%
vermeidend und 15% ängstlich-ambivalent.
Hazan und Shaver konnten zudem bestätigen, dass je nach Bindungstyp
unterschiedliche Einschätzungen enger Beziehungen vorliegen. Sicher
gebundene Erwachsene charakterisieren ihre Beziehungen eher als glücklich,
vertrauensvoll und freundlich. Zudem dauerten deren Beziehungen in der
Regel länger an. Vermeidende Bindungstypen hingegen zeichneten sich
durch Angst vor Nähe und Mangel an Vertrauen aus. Es gab öfters emotionale
Extreme
sowie
Eifersucht.
Die
ängstlich-ambivalent
gebundenen
Erwachsenen waren in Liebesbeziehungen eher besitzergreifend mit dem
- 10 Wunsch nach Einheit und Reziprozität, aber auch starker Eifersucht und
sexueller Anziehung. Außerdem zeigen die Autoren, dass es sich wirklich um
unterschiedliche Bindungstypen handelt und nicht um „simply three points
along a love continuum.“ (Hazan & Shaver, 1987, p.515).
Zudem konnten die Autoren belegen, dass die mentalen Arbeitsmodelle und
Bindungsgeschichten sich zwischen den einzelnen Typen unterscheiden.
Sicher gebundene Erwachsene glauben an die romantisch und andauernde
Liebe, nehmen andere als vertrauenswürdig und sich selbst als selbstbewusst
wahr. Ihre Eltern beschreiben sie als zuverlässig und fürsorglich. Als
vermeidend klassifizierte Studienteilnehmer haben Zweifel an überdauernder
und romantischer Liebe und brauchen nicht unbedingt einen Partner für ihr
Glück. Die Eltern werden eher als kalt und abweisend beschrieben. Ängstlichambivalent gebundene Probanden haben keine Schwierigkeiten, sich zu
verlieben, aber finden kaum die wahre Liebe und haben mehr Selbstzweifel
und
fanden
ihre
Eltern,
besonders
die
Väter,
eher
ungerecht.
Zusammenfassend ist also zu sagen, dass diese Studie einen entscheidenden
Beitrag zum Thema Stabilität und Charakteristik der Bindungsstile im
Erwachsenenalter geleistet hat.
Weitere wichtige Arbeiten zum Thema Bindungsstile im Erwachsenenalter
stammen von Bartholomew (1990). Sie erweiterte die drei bereits bekannten
Bindungstypen um einen vierten, indem sie die vermeidende Bindung
nochmals in ängstlich und abweisend unterteilte. Ängstlich gebundene
Erwachsene vermeiden enge Bindungen, um Enttäuschungen und Abweisung
zu vermeiden. Der abweisende Stil wird dadurch charakterisiert, dass
Bindungsbedürfnisse verleugnet werden. Um ein positives Selbstbild zu
erhalten, werden keine intimen Bindungen eingegangen, da diese mit der
Möglichkeit einer Ablehnung in Verbindung stehen. Personen dieses Typs
legen viel Wert auf Unabhängigkeit.
In einem Artikel von Bartholomew und Horowitz (1991) werden zahlreiche
Ergebnisse der Bindungsforschung im Erwachsenenalter in einem VierKategorien-Modell zusammengefasst (siehe Abbildung 2) und überprüft. Auf
den Überlegungen der Autoren basiert der in der vorliegenden Arbeit
verwendete Fragebogen BoBi (Neumann, Rohmann & Bierhoff, 2007).
Bartholomew und Horowitz gehen davon aus, dass zwei Dimensionen eine
- 11 wichtige Rolle spielen: das Arbeitsmodell des eigenen Selbst und das von
anderen und somit auch die Angst und Vermeidung in Beziehungen. Je
nachdem, ob diese positiv oder negativ ausfallen, ergeben sich vier
Kategorien, die clusteranalytisch bestimmt werden können.
Selbstbild
(Angst)
Positiv
Negativ
(niedrig)
(hoch)
Positiv
Zelle I
Zelle II
(niedrig)
Sicher
Verstrickt
Fremdbild
(Vermeidung)
Negativ
Zelle IV
Zelle III
Abweisend
Ängstlich
(hoch)
Abbildung 2: Bindungsmuster von Erwachsenen aus Bartholomew & Horowitz
(1991)
Der sichere Bindungsstil beinhaltet die Annahme, selbst wertvoll und
liebenswert zu sein. Andere Personen werden als akzeptierend und auf
Bedürfnisse reagierend wahrgenommen. Man fühlt sich wohl mit Intimität und
Autonomie. Die Zelle I kann durchaus mit dem sicheren Bindungstyp,
beschrieben bei Hazan und Shaver (1987) verglichen werden. Die zweite
Zelle beinhaltet den verstrickten Bindungstyp. Hier ist charakteristisch, dass
man sich selbst als wertlos wahrnimmt, von anderen hingegen ein positives
Bild hat. Hazan und Shaver (1987) bezeichneten dieses Muster in ihrer Studie
als ambivalent. Der ängstlich- vermeidende Stil in Zelle III ist gekennzeichnet
durch Angst vor Nähe und Vermeidung in sozialen Situationen. Das Selbstbild
ist geprägt von Wertlosigkeit, das Fremdbild von der Annahme, dass andere
Menschen zurückweisend und nicht vertrauensvoll sind. Diese Kategorie ist
zum Teil dem vermeidenden Stil von Hazan uns Shaver (1987) ähnlich. Die
- 12 letzte beschriebene Kategorie der Erwachsenen Bindung wird abweisendvermeidend genannt. Personen dieses Typs sind eher unabhängig und lehnen
Intimität ab, um sich vor Enttäuschung zu schützen. Das bedeutet, das
Fremdbild ist eher negativ geprägt, wogegen der Selbstwert positiv
ausgeprägt ist. Das beschriebene Modell wurde von den Autoren einer
Realitätsprüfung unterzogen und stellte sich als haltbar und praktikabel
heraus. Zudem konnte gezeigt werden, dass die vier Bindungstypen stark mit
Bindungserfahrungen in der Kindheit zusammenhängen. Dies spricht für die
oben bereits erwähnte Annahme, dass Bindungsstile meist relativ stabil
bleiben und auch im Erwachsenenalter eine große Rolle in Paarbeziehungen
spielen.
2.3. Zusammenhänge von Bindungs- und Liebesstilen
Levy & Davis (1988) sowie Fricker & Moore (2002) zeigten folgende
Korrelationen zwischen den Liebesstilen und den Bindungstypen: Eros und
Agape korrelierten signifikant positiv mit dem sicheren Bindungstyp, Ludus
aber negativ. Zudem korrelierte Ludus positiv mit dem vermeidenden Typ.
Zwischen Mania und dem ängstlich-ambivalenten Bindungstyp ergab sich
ebenfalls eine signifikant positive Korrelation.
Bierhoff, Grau & Ludwig (1993) beschreiben ähnliche Zusammenhänge
zwischen den vier verschiedenen Bindungstypen nach Bartholomew (1990)
und den Liebesstilen nach Lee (1976): Eros korreliert signifikant negativ mit
den
Bindungsstilen
ängstlich-ambivalent,
ängstlich-vermeidend,
Ludus
weist
gleichgültig-vermeidend
hingegen
eine
signifikant
und
positive
Korrelation dazu auf. Der Liebesstil Pragma kann eher mit den vermeidenden
Bindungstypen
in
Zusammenhang
gebracht
werden.
Mania
korreliert
signifikant positiv mit dem ängstlich-ambivalenten Bindungstyp. Dieser hängt
ebenfalls mit dem aufopferungsvollen Liebesstil Agape zusammen.
Collins & Read (1990) belegten, dass die Liebesstile Storge, Pragma und
Mania mit weniger Bindungssicherheit zusammenhängen. Pragma ist
zusätzlich noch mit Vermeidung assoziiert. Agape ist durch mehr Sicherheit
und weniger Vermeidung gekennzeichnet.
- 13 Zusammenfassend sind die Ergebnisse jedoch eher inkonsistent, der einzige
Zusammenhang, der in allen Studien gefunden wurde, war die Assoziation
von Eros und sicherer Bindung, sowie von Mania und ängstlicher Bindung.
2.4. Depression
2.4.1. Symptome
Die folgenden Angaben zur depressiven Störung stammen von Hautzinger
(1998).
Laut dem Autor lässt sich eine Depression als Störung definieren, bei der
„Beeinträchtigung der Stimmung, Niedergeschlagenheit, Verlust der Freude,
emotionale
Leere,
Antriebslosigkeit,
Interessenverlust
und
zahlreiche
körperliche Beschwerden wesentliche Merkmale sind.“ (Hautzinger 1998, p.3).
Gemäß ICD-10 (Dilling & Freyberger, 2010) gehört die Depression zu den
affektiven Störungen im Kapitel F 3. Um eine depressive Episode (F32)
diagnostizieren zu können, müssen über einen Zeitraum von mindestens zwei
Wochen mehrere der folgenden Kriterien erfüllt sein: depressive Stimmung in
ungewöhnlichem Ausmaß, Interessen-oder Freudeverlust an normalerweise
angenehmen Aktivitäten sowie verminderter Antrieb. Zusätzliche Kriterien sind
Verlust des Selbstvertrauens,
Schuldgefühle,
Suizidgedanken
oder –
verhalten, verminderte Konzentrationsleistung, psychomotorische Agitiertheit
oder Hemmung, Schlafstörungen sowie gesteigerter oder verminderter
Appetit. Je nach Anzahl der vorliegenden Symptome wird das Vorliegen einer
leichten (F32.0), mittleren (F32.1) oder schweren depressiven Episode (F32.2)
codiert. Es muss allerdings sowohl das Vorliegen einer manischen Episode,
als auch Substanzmissbrauch und das Vorhandensein einer organischen
Störung ausgeschlossen werden. Je nach körperlichen Begleiterscheinungen,
wie z.B. Appetit-, Gewichts-, und Libidoverlust oder Schlafproblemen, kann ein
somatisches Syndrom zusätzlich codiert werden. Auch das Vorhandensein
psychotischer Symptome sollte berücksichtigt werden (F32.3). Liegt ein
wiederholtes Auftreten depressiver Symptome vor, spricht man von einer
rezidivierenden depressiven Störung (F33). Diese kann wiederum in
gegenwärtig leicht (F33.0), mittelgradig (F33.1) oder schwer (F33.2)
klassifiziert werden.
- 14 2.4.2. Epidemiologie
Depressionen sind eine zunehmend häufigere Erkrankung. Laut Hautzinger
(Hautzinger, 1998) liegt die Punktprävalenz bei 5%, die Lebenszeitprävalenz
bei 14%. Das Morbiditätsrisiko insgesamt wird auf 17% geschätzt. Es gibt hier
bedeutsame Geschlechtsunterschiede. Frauen erkranken doppelt so häufig
wie Männer. Das Ersterkrankungsalter liegt durchschnittlich zwischen 18 und
25 Jahren.
Ein wichtiger protektiver Faktor ist das Vorhandensein vertrauensvoller
Beziehungen. Die familiäre Belastung hingegen stellt einen wichtigen
Risikofaktor dar. Angehörige depressiv Erkrankter weisen mit 20% im
Vergleich zu 7% bei Gesunden ein deutlich erhöhtes Erkrankungsrisiko auf
(Hautzinger, 1998).
2.4.3. Verlauf
Erkrankungsverläufe einer depressiven Störung sind sehr verschieden.
Unipolar depressive Patienten haben in einem Zeitraum von 30 Jahren 4-5
Episoden. Die unbehandelte Dauer von Erkrankungsphasen liegt im Schnitt
bei 5 Monaten. Die Zykluslänge, also der Wechsel von Depression und
symptomfreien Zeiträumen, liegt bei 4,5-5 Jahren. In Bezug auf die Prognose
bei depressiven Erkrankungen kann man davon ausgehen, dass 42% der
Patienten innerhalb eines 5-Jahres Zeitraums remittieren. 10-20% nehmen
jedoch einen chronischen Verlauf. Die Remissionsrate zeigt, dass innerhalb
von sechs Monaten dreiviertel der Episoden abklingen, 50% sogar innerhalb
von drei Monaten. Die Suizidrate bei depressiven Erkrankungen wird auf 15%
geschätzt.
Depressionen sind Erkrankungen mit hohem Komorbiditätsrisiko. So lässt sich
in bis zu 77% der Fälle eine andere psychische Erkrankung nachweisen.
Meist sind es Angststörungen, Abhängigkeitserkrankungen oder somatoforme
Störungen.
- 15 2.4.4. Erklärungsmodelle
Ein häufig verwendetes Modell zu Erklärung der Entstehung einer depressiven
Erkrankung ist das Vulnerabilitäts-Stress-Modell. Nachweislich sind kritische
Lebensereignisse ein auslösender Faktor für depressive Episoden. Ob jedoch
tatsächlich eine Depression auftritt, wird zudem von der Anfälligkeit, also
Vulnerabilität,
bestimmt.
Vulnerabilitätsfaktoren
sind
z.B
„weibliches
Geschlecht, Mangel an einer intimen, emotional positiven und unterstützenden
Sozialbeziehung“ (Hautzinger, 1998 p. 27), Verlusterlebnisse in der Kindheit
oder Ressourcendefizite. Es wird hier also ein Zusammenspiel von Anfälligkeit
und Belastung postuliert, das bestimmt ob und wann eine depressive Episode
ausgelöst wird.
Außerdem
spielen
Persönlichkeitsaspekte
bei
der
Entstehung
einer
Depression eine wichtige Rolle. So konnte gezeigt werden, dass dependente
und
neurotizistische
Personen
mit
höherer
Wahrscheinlichkeit
eine
Depression entwickeln.
Eine weitere bekannte Theorie ist die Verstärkerverlust-Hypothese von
Lewinsohn (Lewinsohn, 1974). Hier wird davon ausgegangen, dass eine zu
geringe Rate an positiver Verstärkung eine depressive Episode auslöst.
Generell sind also zu wenig potentiell verstärkende Ereignisse vorhanden
bzw. verfügbar. Dazu kommt dass die betreffende Person zu wenige
Kompetenzen in ihrem Verhaltensrepertoire zu besitzen scheint, die eine
Verstärkung ermöglichen.
Auch das Modell der erlernten Hilflosigkeit nach Seligman (Abramson,
Seligman & Teasdale, 1978) erklärt wichtige Mechanismen bei der Entstehung
depressiver Erkrankungen. Hier wird davon ausgegangen, dass Patienten
häufige Kontrollverlusterfahrungen machen und diese Erfahrungen zudem
ungünstig attribuieren. Beispielsiweise werden Misserfolge eher global, stabil
und internal attribuiert, Erfolge hingegen spezifisch, variabel und external
(Hautzinger & de Jong-Meyer, 2003).
Als letztes wichtiges Modell sei hier das der dysfunktionalen Schemata
genannt. Depressionen lassen sich als eine kognitive Störung begreifen.
Durch ungünstige Lernerfahrungen bilden sich stabile, überdauernde Muster
der Informationsverarbeitung heraus, die die Realität verzerren. Ein Beispiel
- 16 hierfür ist die selektive Wahrnehmung von Misserfolgen. Diese „Denkfehler“
erhöhen das Risiko an einer Depression zu erkranken (Beck, 1974).
Aus biologischer Sicht spielen genetische Faktoren eine entscheidende Rolle.
So sind die Konkordanzraten bei monozygoten Zwillingen mit im Schnitt 60%
gegenüber Dizygoten mit 14% deutlich erhöht. In Adoptionsstudien wurde
gezeigt, dass 66% der biologischen, aber nur 8% der adoptierten Geschwister
psychopathologische Auffälligkeiten zeigen. Auch Angehörige ersten Grades
von Patienten mit einer Depression haben ein erhöhtes Risiko, selbst eine
depressive Erkrankung zu entwickeln. Bei leiblichen Kindern mit depressivem
Elternteil beträgt dies z.B. 50%. Die Heredität wird für depressive
Erkrankungen insgesamt auf 41% geschätzt (Hautzinger, 1998).
Es wird postuliert, dass auch das Neurotransmittersystem ist bei depressiven
Patienten gestört ist. So sind vor allem das cholinerge, serotonerge und
noradrenerge System betroffen. Depressionen sind aber „kaum auf Störungen
eines
Transmittersystems
oder
eines
Rezeptors,
sondern
eher
auf
,Dysbalancen multipler Transmittersysteme’ zurückzuführen.“ (Hautzinger,
1998 p. 36)
Abschließend schlägt Hautzinger ein integratives Modell vor, in dem alle
genannten Faktoren in wechselseitiger Beziehung stehen (Abb. 3).
- 17 -
C
Zunahme der Selbstaufmerksamkeit
Focus nach innen
D
Negative Diskrepanzen
Zunahme an aversiven
Bedingungen
Abnahme an Positivem
B
Unmittelbare emotionale
Reaktionen
Automatisierte Verhaltensmuster
Gedächtniszugang
E
Dysphorische Stimmung
A
Vorausgehende Bedingungen
Auslösende
Ereignisse
G
Chronischer Stress
Persönliche Bedingungen
Prädispositionen
Vulnerabilitäten
Immunitäten
F
Depression,
emotionale,
psychomotorische,
kognitive,
interpersonale,
physiologische
Konsequenzen
Abbildung 3: Depressionsmodell nach Hautzinger (1998)
2.4.5. Therapie
Die Psychotherapieforschung zeigt, dass besonders bei schweren Episoden
eine Kombination aus Pharmako- und Psychotherapie erfolgversprechend ist.
Bei leichten bis mittleren Episoden scheint eine alleinige Psychotherapie
ausreichend.
Medikamentös
werden
Depressionen
vor
allem
mit
trizyklischen
Antidepressiva (z.B. Amitripylin, Doxepin), Monoaminooxidase-Hemmern (z.B.
Trimipramin,
Clomipramin)
und
Selektiven
Serotonin-
Wiederaufnahmehemmern (z.B. Fluvoxamin, Citalopram) behandelt. Die
Auswahl
erfolgt
Nebenwirkungsprofil.
je
Zur
nach
vorherrschenden
Augmentation
können
Symptomen
und
Antikonvulsiva
(z.B.
Pregabalin) oder Neuroleptika (z.B. Quetiapin) sowie Lithium eingesetzt
werden.
- 18 Andere
biologische
Behandlungsverfahren
sind
Schlafentzugs-
und
Lichttherapie sowie die Elektrokonvulsionstherapie.
Auf psychotherapeutischer Ebene sind vor allem die Wirksamkeit der
kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) und interpersonellen Psychotherapie
(IPT) belegt. Bei der KVT geht es zunächst um eine genaue Problemanalyse
(Verhaltensanalyse). Anschließend erfolgen eine psychoedukative Phase mit
Vermittlung eines plausiblen Modells und der Aufbau von Aktivitäten. Danach
wird an den sozialen Kompetenzen des Patienten gearbeitet und kognitive
Techniken zur Bearbeitung dysfunktionaler Schemata kommen zum Einsatz.
Bei der IPT stehen vor allem die zwischenmenschlichen Beziehungen des
Patienten im Vordergrund. Diese gilt es durch bestimmte Interventionen (z.B.
Bearbeitung von Partnerschaftskonflikten) zu verbessern.
2.5. Bipolare affektive Störung
2.5.1. Symptome
Die Informationen zum folgenden Abschnitt stammen aus Hautzinger & Meyer
(2011). Diese definieren eine depressive Episode als „niedergeschlagene,
dysphorische Stimmung gepaart mit Antriebslosigkeit, Interessenverlust,
Veränderungen im Appetit, Schlaf- und Konzentrationsvermögen. Dies geht
einher mit Selbstwertproblemen, bis hin zu Überzeugungen der Wertlosigkeit,
Schuld und tiefer Hoffnungslosigkeit, was dann oft in Suizidgedanken und
Suizidhandlungen gipfelt.“ (Hautzinger & Meyer, 2007 p. 2)
Bei der Manie hingegen sind Antrieb und Aktivität gesteigert. Es werden viele
Pläne gemacht und die Stimmung ist gehoben, manchmal aber auch gereizt.
Es lässt sich zudem ein gesteigertes Selbstwertgefühl feststellen, das bis hin
zu Wahnvorstellungen, meist Größenwahn reichen kann. Oft findet sich auch
ein verringertes Schlafbedürfnis. Es werden häufig riskante Tätigkeiten
ausgeführt oder viel Geld ausgegeben. Zudem ist die sexuelle Aktivität häufig
gesteigert.
Der wesentliche Unterschied zu der vorher beschriebenen unipolaren
Depression liegt im Vorhandensein manischer oder hypomaner Phasen. Eine
bipolare Störung lässt sich erst dann sicher diagnostizieren, wenn es im
- 19 Verlauf der Erkrankung tatsächlich zu einer derartigen Episode kommt. Die
depressiven Episoden bei bipolar gestörten Patienten scheinen einen anderen
Verlauf zu nehmen als „normale“ Depressionen. Beispielswiese sind stehen
bei einer bipolaren Depression eher Symptome wie vermehrter Appetit,
emotionale Reagibilität oder ein vermehrtes Schlafbedürfnis im Vordergrund.
Allerdings gibt es bisher nicht genügend empirische Beweise für diese
Aussage.
Laut ICD-10 liegt eine manische Episode dann vor, wenn über einen Zeitraum
von mindestens einer Woche eine situationsinadäquate, gehobene Stimmung
vorherrscht. Vier von den folgenden neun Symptomen müssen erfüllt sein und
zu einer deutlichen Beeinträchtigung der Person führen: Steigerung der
Aktivität, Rededrang, Ideenflucht, Verlust sozialer Hemmungen, vermindertes
Schlafbedürfnis, Selbstüberschätzung, starke Ablenkbarkeit, tollkühnes oder
riskantes Verhalten sowie gesteigerte Libido. Die Episode darf nicht auf
Subtanzgebrauch zurückzuführen oder organisch bedingt sein.
Die Kriterien einer Hypomanie sind sehr ähnlich, unterscheiden sich von
denen der Manie aber in ihrer Intensität. So sollte laut ICD-10 mindestens vier
Tage eine gehobene oder gereizte Stimmung vorliegen. Drei der folgenden
sieben
Kriterien
sollten
erfüllt
werden:
gesteigerter
Antrieb,
erhöhte
Gesprächigkeit, Konzentrationsprobleme bzw. Ablenkbarkeit, vermindertes
Schlafbedürfnis, gesteigerte Libido, leichtsinniges oder verantwortungsloses
Verhalten (z.B. übermäßiges Geld Ausgeben), sowie gesteigerte Geselligkeit.
Die Beeinträchtigungen in der Lebensführung sollten nur leicht sein und
andere Erklärungen wie Substanzgebrauch, Zyklothymie, Psychosen und
organische Bedingtheit ausgeschlossen werden.
Im Kapitel F31 im ICD-10 finden sich die bipolar affektiven Störungen. Diese
lassen sich hauptsächlich danach unterteilen, ob gegenwärtig eine manische
bzw. hypomanische Episode oder eine depressive Problematik vorliegt. Im
DSM-IV (Saß, Wittchen, Zaudig & Houben, 2003) gibt es zudem die
Unterscheidung der Bipolar I und II Störung. Bei der Bipolar I- Störung muss
zusätzlich zur Depression mindestens eine manische Phase aufgetreten sein,
bei Bipolar II treten hypomane und depressive Phasen auf.
Circa 50-65% der Patienten weisen eine komorbide Störung auf. Dies kann
häufig eine Substanzabhängigkeit, in 42% der Fälle aber auch eine
- 20 Angststörung sein. 11-22% der bipolaren Patienten weisen zusätzlich eine
Panikstörung und 9-35% eine Zwangsstörung auf. Persönlichkeitsstörungen
lassen sich bei 37% der Betroffenen finden.
2.5.2. Epidemiologie
Die Prävalenz für Bipolar-I Störungen lässt sich international auf ca. 1%
festlegen. Bipolar-II Störungen sind mit Schätzungen von 2-5% deutlich
häufiger. Prävalenzschätzungen für die gesamte Lebensspanne gehen von 38%
aus.
Es
scheinen
keine
bedeutsamen
Geschlechtsunterschiede
vorzuliegen. Soziale Faktoren beeinflussen das Erkrankungsrisiko wenig,
allerdings ist verheiratet zu sein ein Schutzfaktor.
2.5.3. Verlauf
Im Schnitt erkranken die Patienten mit 22 Jahren zum ersten Mal. Das
Ersterkrankungsalter liegt zwischen 16 und 26 Jahren (Hautzinger, 1998).
Zwischen dem Auftreten erster Symptome und der Diagnosestellung liegen oft
6-8 Jahre. Zudem war bei der Hälfte der Betroffenen die erste Episode eine
Depressive.
Die Rezidivraten für die Bipolar-I Störung liegen bei 50% innerhalb des ersten
Jahres, wenn keine medikamentöse Behandlung erfolgt. Aber auch unter
Behandlung erleben bis zu 90% der Patienten einen Rückfall innerhalb von
fünf Jahren. „Manien dauern im Mittel 6 bis 8 Wochen an, während depressive
Episoden durchschnittlich mit 8-12 Wochen länger andauern“ (Hautzinger &
Meyer, 2007 p.17).
Der Verlauf der Erkrankung ist bei einem Drittel der Patienten günstig. Diese
Gruppe erlangt eine vollständige Remission. Bei einem Fünftel ist der Verlauf
jedoch chronisch. Etwa die Hälfte der Betroffenen nimmt zwischen den
Phasen Einschränkungen der Lebensführung oder Restsymptome wahr. Im
Schnitt erleben die Patienten im Leben 7-8 Episoden mit einer Zyklusdauer
von 2-3 Jahren (Hautzinger, 1998). Die Suizidrate liegt bei 4-5%.
- 21 2.5.4. Erklärungsmodelle
Genetische Faktoren spielen bei der bipolaren Störung eine sehr wichtige
Rolle. Zwillingsstudien zeigen Konkordanzraten von 50-80% bei monozygoten
Zwillingspaaren. Bei dizygoten Zwillingen sind es gerade einmal 10%. Auch
bei Adoptionsstudien an Kindern bipolarer Eltern, die wegadoptiert wurden,
zeigt sich ein erhöhtes Erkrankungsrisiko bis um das 15-fache. Es wird eine
Heredität von 80-90% angenommen.
Neurobiologisch
Noradrenalin,
spielen
Serotonin,
vor
allem
die
Katecholamine,
Neurotransmitter
GABA
und
Dopamin,
Glutamat
eine
entscheidende Rolle. Man geht von einer deutlichen Fehlregulation dieser
Transmitter aus, die durch die Gabe von Medikamenten beeinflusst werden
soll. Auch neuropsychologisch lassen sich Auffälligkeiten feststellen. So ist der
IQ
bipolarer
Patienten
niedriger,
Aufmerksamkeit,
Gedächtnis
und
Exekutivfunktionen sind schlechter als bei gesunden Probanden. Zudem wird
eine Fehlregulation in der emotionalen Informationsverarbeitung angenommen
(Hautzinger & Meyer, 2011).
Als Grundlage der Störung wird zudem eine Fehlaktivierung des „Behavioural
Activation
System“
(BAS)
angenommen.
Dieses
ist
bedeutsam
für
motivationales und zielgerichtetes Verhalten und wird dann aktiviert, wenn
Situationen geschehen oder antizipiert werden, die Verstärkung versprechen
oder mit Verlust einherzugehen drohen. Im BAS werden sowohl Motorik und
Anreiz-Belohnungsmotivation, als auch Stimmung und unspezifische Erregung
subsumiert. Bei bipolaren Störungen ist das ganze System über-, bei
Depressionen unteraktiviert. Hier werden bipolare Störungen nicht primär als
affektive sondern als Störungen des Antriebs gesehen. Da die Reagibilität des
BAS interindividuell variiert, wird davon ausgegangen, dass Patienten mit
bipolarer
Störung
ein
hochreagibles
BAS
aufweisen,
was
die
Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung erhöht.
Zudem zeigte sich, dass circadiane Rhythmen eine große Bedeutung bei der
Entstehung einer Manie haben. Besonders der Wegfall sozialer Zeitgeber
(z.B. arbeits- oder partnerschaftsbezogen) erhöht das Risiko für die Auslösung
einer manischen Episode.
- 22 Auch die kognitive Komponente sollte berücksichtigt werden. Nach Beck
(1976) resultieren positive wie negative Affekte aus Bewertungsprozessen.
Bei der Manie sind diese Prozesse zu positiv gefärbt, das Selbstbild ist von
Überschätzung und Idealisierung geprägt.
Zusammenfassend schlagen Hautzinger und Meyer (2007) ein integratives
Modell vor, das alle bisher genannten Faktoren enthält (siehe Abbildung 4).
Dieses Modell beinhaltet die Grundannahme, dass jeder bipolaren affektiven
Störung eine genetische Vulnerabilität zu Grunde liegt. Diese äußert sich vor
allem in einer „leicht störbaren zentralnervösen Regulation bzw. in der
Instabilität
biologischer
Lebensereignissen
und
Rhythmen“.
In
individuellen
Wechselwirkung
Problembereichen,
mit
kritischen
aber
auch
Ressourcen führt die Vulnerabilität zum Auftreten erster Symptome. Diese
erreichen ohne Behandlung das klinisch voll ausgeprägte Bild einer Manie.
Krankheitskonzept
Krankheitswissen
Umgang mit der
eigenen
Krankheit
Medikation
Compliance
Kritische
Lebensereignisse, Stress
Individuelle
Problembereiche
Individuelle
Ressourcen
(z.B. Konflikte,
Arbeitsbelastung,Veränderung des
Lebensrhythmus, Schlafmangel,
Reisen usw.)
(z.B.soziale
Unterstützung,
BewältiGungsfertigkeiten
usw.)
(z.B. soziale
Kompetenzen,
Lifestyle,dysfunktionales
Denken,ungeschickte Attribution,Substanzabusus
usw.)
Genetische und neurobiologische Hintergrundfaktoren
(In)-Stabilität
Dysregulation
Biologischer
Prozesse
Denken
Prodromalsymptomatik
Verhalten
Hypomane,
manische,
gemischte,
depressive
Episoden
Fühlen
Abbildung 4: Modell manisch-depressiver Störungen aus Hautzinger & Meyer
(2007)
- 23 2.5.5. Therapie
Bei
der
Behandlung
Pharmakotherapie
bipolarer
zentral.
Die
affektiver
Behandlung
Erkrankungen
lässt
sich
ist
hier
in
die
die
Akutbehandlung (6 Wochen-6 Monate), Stabilisierungsphase (4-9 Monate)
und
Rückfallprophylaxe
(mehrere
Jahre
bis
lebenslang)
unterteilen.
Hauptsächlich werden bei depressiven Stimmungslagen Antidepressiva
verordnet (siehe Punkt 2.4.5). Zur Behandlung manischer Zustände werden
Antimanika
wie
Lithium,
Valproinsäure
oder
atypische
Neuroleptika
verwendet. Auch den psychotischen Zuständen sollte durch Antipsychotika
wie Olanzapin, Risperidon oder Quetiapien Rechnung getragen werden. Zur
Phasenprophylaxe bewährten sich Lithium, Carbamazepin, Lamotrigin oder
Valproinsäure.
Bei der psychotherapeutischen Behandlung spielt die Psychoedukation eine
wichtige Rolle. Patienten sollten detailliert über die bipolare Störung, mögliche
Verläufe und Ursachen sowie die medikamentöse Behandlung und deren
Wichtigkeit aufgeklärt werden. Empirisch gut gesicherte Verfahren sind die
Familien-Fokussierte Therapie (FFT), die Interpersonelle und Soziale
Rhythmus Therapie (IPSRT) und die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT). Bei
der FFT werden die Familie, der Partner und Bezugspersonen mit in die
Behandlung einbezogen. Sie besteht aus einem psychoedukativen Teil und
dem Aufbau von Kommunikationsfertigkeiten und Problemlösestrategien.
Zudem wird ein Rückfallpräventionsplan erstellt.
In der IPSRT liegt der Fokus auf der Stabilisierung sozialer Rhythmen.
Außerdem soll ein funktionaler Umgang mit Medikamenten und die Reduktion
interpersoneller Schwierigkeiten erreicht werden.
Bei der KVT geht es zunächst um die Vermittlung relevanter Informationen zur
Erkrankung unter Einbeziehung der Biografie des Patienten, um ein
biopsychosoziales Krankheitsverständnis zu erreichen. Anschließend wird der
Fokus auf das Erkennen von Warnzeichen einer möglichen Episode gelegt
und Bewältigungsstrategien erarbeitet. Außerdem ist auch die Bearbeitung
dysfunktionaler Grundannahmen und Verhaltensweisen zentral. Abschließend
steht die Erstellung eines Krisen- und Notfallplans im Vordergrund.
- 24 Wichtig zu erwähnen ist, dass Psychotherapie bei bipolaren Erkrankungen als
Ergänzung zur Pharmakotherapie gesehen wird und diese keinesfalls
ersetzen kann.
Der Fokus einer guten Therapie sollte im Allgemeinen auf einer Strukturierung
und
Balancierung
des
Alltags
und
der
Lebensführung
liegen.
Stimmungstagebücher und die Erstellung einer Life Chart sind zentrale
Elemente
der
Frühwarnzeichen
Behandlung.
und
psychotherapeutischen
der
Auch
die
Umgang
Behandlung
mit
Erarbeitung
diesen
unumgänglich.
persönlicher
sind
Die
in
Schulung
einer
von
Problemlösefertigkeiten, Vermittlung wichtiger Schlafhygieneregeln und die
Bearbeitung dysfunktionaler Informationsverarbeitungsprozesse sind ebenfalls
gewinnbringend. Auch der Erwerb achtsamkeitsbasierter sowie sozialer und
interpersoneller Fähigkeiten scheint hilfreich. Besonders die Einbeziehung des
Partners
in
die
Therapie
und
die
Veränderung
der
gegenseitigen
Kommunikation ist ein wichtiger Bestandteil im Erwerb kommunikativer
Fähigkeiten. Zum Abschluss der Therapie sollte ein individueller Krisenplan
erstellt
werden.
Forschungsergebnisse
zu
den
drei
vorgestellten
Therapieformen sind sehr ermutigend. Allerdings gibt es bislang keine
hinreichenden Forschungsergebnisse zur genauen Rolle der Paarbeziehung
in Ätiopathogenese sowie in der Therapie der bipolaren Erkrankung.
2.6 Zusammenhänge zwischen psychischen Erkrankungen, Liebe
und Bindung
2.6.1. Zusammenhänge der Liebesstile mit psychischer Erkrankung und
Partnerschaftsvariablen
Forschungsergebnisse zu den Liebesstilen (Bierhoff, Grau & Ludwig, 1993;
Hahlweg, 1979, Schwennen & Bierhoff, 2002; Neumann & Tress, 2005)
zeigen, dass nicht nur die Zufriedenheit in der Partnerschaft, sondern auch die
psychische Befindlichkeit mit den Liebesstilen zusammenhängt. So weisen
depressiv verstimmte Personen eine niedrigere Ausprägung bei Eros auf,
dafür aber höhere Werte bei Mania und Ludus. Die Liebesstile Mania und
Agape korrelieren positiv mit allen Skalen der Symptom-Checkliste 90 (SCL-
- 25 90). Studien zu Korrelationen von Liebesstilen und Diagnose bei bipolar
affektiv gestörten Patienten konnten nicht gefunden werden.
Eine hohe Ausprägung bei den Liebesstilen Agape und Eros korreliert positiv
mit dem empfundenen Glück in der Beziehung, Ludus hingegen negativ.
Storge weist positive Zusammenhänge mit der Zufriedenheit in der Beziehung
auf.
Setzt
man
die
Liebesstile
mit
den
anderen
Skalen
des
Partnerschaftsfragebogens in Relation, so zeigt sich, dass ein höherer Wert
bei Eros mit mehr Zärtlichkeit, besserer Kommunikation und weniger
Streitigkeiten korreliert. Für Ludus sind diese Zusammenhänge genau
umgekehrt.
Ein
höherer
Wert
bei
Agape
korreliert
mit
der
Skala
Gemeinsamkeit und Storge mit weniger Streitverhalten.
Mehrere Studien (Davis, Kirkpatrick, Levy & O Hearn, 1994; Fricker & Moore,
2002) konnten die oben genannten Zusammenhänge zwischen erotischer
Liebe und Partnerschaftszufriedenheit ebenfalls feststellen.
2.6.2.
Zusammenhänge der Bindung mit psychischer Erkrankung und
Partnerschaftsvariablen
Die
Studienlage
zu
Zusammenhängen
zwischen
Bindungsstilen
und
psychischer Erkrankung ist sowohl bezüglich der Ergebnisse als auch der
Methoden sehr heterogen. Je nach Messinstrument, Stichprobe und
zugrundeliegender theoretischer Konzeption weisen entweder Depression und
ängstliche Bindung Zusammenhänge auf (Pettern, West, Mahoney & Keller,
1993; Mickelson, Kessler & Shaver, 1997, Whiffen, Kallos-Lilly & MacDonald,
2001; Reis & Grenyer, 2003; Evans & Wertheim, 2005; Shaver, Schachner &
Mikulincer, 2005; Conradi
& deJonge 2009), oder
Depression und
vermeidende Bindungstypen korrelieren miteinander (Difilippo & Overholser,
2002). In anderen
Studien
werden auch
verstrickte
oder ungelöst-
desorientierte Bindung mit depressiven Symptomen in Verbindung gebracht
(Rosenstein & Horowitz, 1996; Davila, Steinberg, Kachadourian, Cobb &
Finchman, 2004). In einigen Arbeiten werden sogar alle drei unsicheren
Bindungsstile (ängstlich, verstrickt & abweisend) als ein mögliches Korrelat
von Depressionen gefunden (Murphy & Bates, 1997; Bifulco, Moran, Ball &
Lillie, 2002; Pielage, Luteijn & Arrindell, 2005).
- 26 Studien, die den ECR (Brennan, Clark & Shaver, 1998) zur Diagnostik nutzen,
also die englische Version des in dieser Studie verwendeten BoBi (Neumann,
Rohmann & Bierhoff, 2007), kommen ebenfalls zu unterschiedlichen
Schlussfolgerungen. Difillipo & Overholser (2002) stellten fest, dass
Depression
eher
mit
vermeidender
als
mit
ängstlicher
Bindung
in
Zusammenhang steht. Evans & Wertheim (2005) fanden mehr ängstliche
Bindung als Vermeidung bei den depressiven Probanden. Die Ergebnisse von
Conradi & deJonge (2009) weisen ebenfalls in diese Richtung. Wei, Russell,
Mallinckrodt & Vogel (2007) zeigten, dass beide Dimensionen, also Angst und
Vermeidung, mit verschiedenen Dimensionen der depressiven Erkrankung
korrelieren.
So unterschiedlich die Ergebnisse auch sein mögen, weisen sie doch alle in
dieselbe
Richtung.
Eine
nicht-sichere
Bindung
geht
mit
größerer
Wahrscheinlichkeit mit depressiven Symptomen einher.
Hierfür werden verschiedene Ursachen und Zusammenhänge diskutiert. So
spielt der Selbstwert eine wichtige Rolle. Einige Autoren (Roberts, Gotlib &
Kassel, 1996; Murphy & Bates, 1997) bewiesen, dass die Korrelation von
unsicherer
Bindung
und
Depression
teilweise
über
dysfunktionale
Einstellungen gegenüber sich selbst und somit auch den Selbstwert vermittelt
wird. Diese Ergebnisse sprechen für Bowlbys (1973, 1982) Hypothese, dass
in
der
Kindheit
ein
inneres Arbeitsmodell
herausgebildet
wird,
das
Informationen über das Selbst und relevante Bindungspersonen enthält.
Dieses bleibt relativ stabil und wirkt sich im Erwachsenenalter auf die
Konzeption von Beziehungen aus.
Bezüglich Patienten mit bipolarer affektiver Störung ist die Studienlage
unbefriedigend. Fonagy et al. (1996) fanden, dass Patienten mit bipolarer
Störung abweisender gebunden waren als depressive Probanden. Weitere
Untersuchungen stehen noch aus.
Ein interessanter Aspekt scheint nicht nur die Bindung des Patienten, sondern
auch die des dazugehörigen Partners. Ergebnisse von Whiffen, Kallos-Lilly &
MacDonald (2001) zeigen, dass Ehemänner von depressiven Frauen nicht
unsicherer gebunden sind als die in der Kontrollgruppe. Allerdings wiesen
Männer von chronisch depressiven Frauen mehr Bindungsunsicherheit auf als
Partner von Ehefrauen mit nur einer depressiven Episode. Zudem sagte die
- 27 Bindungssicherheit der Ehepartner die Schwere der Depression zu einem
zukünftigen Zeitpunkt vorher. Frauen mit eher abweisend strukturierten
Männern waren schwerer depressiv als Frauen mit sicher gebundenen
Partnern.
Die Studienergebnisse zeichnen ein komplexes Bild vom Zusammenhang
zwischen Bindung und psychischer Störung. Dabei spielt nicht nur das innere
Arbeitsmodell des Patienten, sondern auch der Bindungsstil des Partners eine
wichtige Rolle.
Betrachtet
man
die
Studienlage
zu
Zusammenhängen
zwischen
Partnerschaftsvariablen und der Bindung, so zeigen sich signifikant negative
Korrelationen von Angst und Vermeidung mit dem empfundenen Glück und
der Zufriedenheit in der Partnerschaft. (Fricker & Moore, 2002; Neumann,
Rohmann & Bierhoff, 2007; Feeney, 2008). Diese Befunde sind konsistent
über verschiedene Studien hinweg und weisen darauf hin, dass in die Qualität
von Beziehungen mit eher unsicheren Bindungen niedriger ist, als die von
sicher gebundenen Personen.
2.7. Fragestellungen
Die vorliegende Studie soll Unterschiede bezüglich der Bindung und den
Liebesstilen von psychisch Kranken und deren Partnern im Gegensatz zu
gesunden Probanden untersuchen. Hierzu ergeben sich folgende ungerichtete
Hypothesen bezüglich der Liebesstile und der Bindung:
(1)
Gibt es dimensionale und auch kategoriale Unterschiede zwischen den
verschiedenen Gruppen, wenn man die Bindung betrachtet?
(2)
Gibt es Unterschiede zwischen psychisch kranken Studienteilnehmern,
deren
Angehörigen
und
gesunden
Probanden
bezüglich
der
Liebesstile?
(3)
Hängt
die
Ausprägung
Bindungssicherheit
mit
bestimmter
Variablen
der
Liebesstile
und
der
Partnerschaftsqualität
zusammen?
(4)
Verändern sich Bindungs- und Liebesstile über die Dauer der
Beziehung oder mit dem Alter?
- 28 -
3. Methodik
Im folgenden Abschnitt sollen das Studiendesign, die Stichprobe sowie die
verwendeten Messinstrumente dargestellt werden.
Das Studienprotokoll wurde von der Ethikkommission des Fachbereichs
Medizin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg genehmigt
und im Einklang mit der Deklaration von Helsinki (2008) durchgeführt.
3.1. Design & Durchführung der Erhebung
Es handelt sich bei der vorliegenden Arbeit um eine explorative, deskriptive
Fragebogenuntersuchung mit dem Ziel, gesunde Paare und Paare mit einem
psychisch kranken Partner vergleichend zu untersuchen. Zu diesem Zweck
wurden drei verschiedene Gruppen herangezogen: Paare mit zwei gesunden
Partnern, Paare mit einem depressiven Partner und Paare mit einem bipolar
erkrankten Partner. Das Hauptaugenmerk der Studie liegt auf Unterschieden
in der Bindungsqualität, den Liebesstilen und der damit verbunden
Partnerschaftsqualität.
Die Studie wurde multizentrisch durchgeführt mit einem Erhebungszentrum in
der
Psychiatrischen
und
Psychotherapeutischen
Klinik
der
Friedrich-
Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und einem anderen Zentrum in der
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der
Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Die Rekrutierung der Patientengruppe erfolgte im stationären Setting durch
den behandelnden Arzt oder Psychologen. Als Einschlusskriterium wurde das
Vorhandensein einer affektiven Störung in Form einer Depression oder
manisch-depressiven Erkrankung als Erstdiagnose angesehen. Diese wurde
von zwei Experten (einweisender Arzt und behandelnder Arzt) nach den
Kriterien des ICD-10 (Dilling & Freyberger, 2010) gestellt. Zudem musste die
Partnerschaft mindestens ein Jahr bestehen. Dieses Kriterium erschien
sinnvoll, da längerfristige Auswirkungen psychischer Erkrankungen auf die
Partnerschaft untersucht werden sollen. Ausschlusskriterien stellten das
Vorhandensein einer Persönlichkeitsstörung, eines Abhängigkeitssyndroms,
- 29 sowie einer Demenz oder sonstigen schwerwiegenden körperlichen oder
seelischen Beeinträchtigungen dar, da diese Erkrankungen die Qualität der
Partnerschaft
zusätzlich
und
schwerwiegend
beeinflussen
und
dementsprechende die Ergebnisse verändern könnten. Der Partner des
Patienten
wurde
von
ihm
selbst
oder
vom
Untersucher
um
die
Studienteilnahme gebeten. Nach einer Aufklärung über die Ziele der Studie
sollten die beiden Probanden getrennt voneinander die Fragebögen ausfüllen.
Dies nahm durchschnittlich eine Stunde in Anspruch. Die Rückgabe der
Bögen erfolgte in einem verschlossenen Umschlag. Danach war auf Wunsch
eine Rückmeldung über die Ergebnisse und ein genaues Besprechen mit
beiden Partnern durch den Behandler möglich. Hieraus konnten sich dann
Interventionen für die stationäre Psychotherapie ableiten. Danach fand eine
Anonymisierung der Ergebnisse und Daten statt, um eine rückwirkende
Zuordnung unmöglich zu machen.
Im Studienzentrum Würzburg erfolgten der Rückerhalt der Fragebögen und
die Rückmeldung über die Ergebnisse nur auf postalischem Weg. Die
Teilnehmer
in
beiden
Zentren
erhielten
keine
Bezahlung
für
die
Studienteilnahme.
Die Probanden der gesunden Gruppe wurden durch die Untersucher im
Familien-, Freundes-, Bekannten- und Kollegenkreis rekrutiert. Aus diesem
Grund gab es keine Rückmeldung und die Erhebung war von Anfang an
anonym. Die Zuordnung von zwei Fragebögen zu einem Paar erfolgte über
ein gemeinsam festgelegtes Codewort. Aus bereits erwähnten Gründen war
eine Partnerschaft von mindestens einem Jahr Voraussetzung für die
Teilnahme. Zudem durfte aktuell keine psychische Erkrankung vorliegen. Das
Ausfüllen der Fragebögen sollte getrennt voneinander geschehen. Auch diese
Gruppe erhielt keine Bezahlung für die Teilnahme.
3.2. Stichprobe
Die Stichprobe umfasst insgesamt 104 Paare, das heißt 208 Teilnehmer. Im
folgenden
Abschnitt
erfolgt
deren
Beschreibung
getrennt
nach
Störungsbildern. Die nachfolgende Tabelle 1 gibt einen Gesamtüberblick über
die Stichprobe.
- 30 -
Alter
Beziehungsdauer
Kinderzahl
Erkrankungsdauer
Anzahl stationärer
Behandlungen
Dauer
stationärer
Behandlungen
Angegebene
Symptomstärke
Globale
Glückseinschätzung
PFB_31
ManischDepressive
depressive
Gesunde
Patienten mit
Patienten mit
Stichprobe
Partner
Partner
N M
SD
N
M
SD
N M
SD
98 44,86 15,53 46 47,35 11,3 64 46,72 9,42
94 22,72 15,99 46 19,78 13,96 64 21,67 12,29
98 1,23 1,12 46 1,43 1
64 1,77 0,92
46 8,31 8,13 64 13,79 11,46
-
-
-
46
2,43
2,45
-
-
-
46
15
14,58 64 25
32,59
-
-
-
46
5,85
2,9
64 6,35
3,28
0,8
46
4,39
0,88
64 4,25
1,1
97 5,11
64 4,06
5,3
Tabelle 1: Gesamtübersicht deskriptive Statistik
3.2.1. Gesunde Probanden
Insgesamt besteht die Vergleichsstichprobe der gesunden Teilnehmer aus 49
Paaren, das heißt 98 Probanden. Alle Befragten sind heterosexuell und
weisen laut eigenen Angaben keine psychiatrische Diagnose auf. Die
Teilnehmer sind im Mittel 44,9 Jahre alt, mit einer Altersspanne zwischen 2475 Jahre. Verheiratet sind 67,3 % und in einer festen Partnerschaft, ohne
Heirat befinden sich 32,7 %. Von den Befragten leben 87,8% zusammen in
einer gemeinsamen Wohnung und 12,2% getrennt voneinander. 28,3% der
Teilnehmer haben ein Kind, 34,8% zwei Kinder und 15,2% drei Kinder. 21,7%
geben an, kinderlos zu sein. Der Mittelwert liegt hier bei 1,23 Kindern. Die
Dauer der Beziehung beträgt im Mittel bei 22,7 Jahre. Die Spanne reicht
hierbei von 2-53 Jahre. Die nachfolgende Abbildung 5 veranschaulicht die
berufliche Situation der Studienteilnehmer.
- 31 -
Abbildung 5: Häufigkeitsverteilung der beruflichen Situation der gesunden
Probanden
Der Großteil der Befragten (86,7%) empfindet die Beziehung als stabil bis
sehr stabil (M=7,35 bei Werten von 1-8). Keiner der Probanden gibt an, seine
Beziehung als sehr instabil zu empfinden. 93,9% sind sich sicher bis sehr
sicher, auch in fünf Jahren noch mit ihrem derzeitigen Partner zusammen zu
sein. Für fast zwei Drittel der Probanden (63,3%) spielt das Thema
„Auszug/Trennung“ keine Rolle, nur 3,1% denken regelmäßig daran, sich vom
Partner trennen zu wollen oder auszuziehen. Die globale Glückseinschätzung,
gemessen über das sechsstufige Item Nr. 31 des PFB, fällt mit einem
Mittelwert von M=5,11, bei einer Skala von 1-6, recht hoch aus. 81,7% der
Befragten empfinden ihre Partnerschaft als glücklich bis sehr glücklich.
Lediglich 3% erleben die Beziehung als unglücklich bis eher unglücklich (siehe
Abbildung 6).
- 32 -
Abbildung 6: globale Glückseinschätzung der Beziehung der gesunden
Probanden
3.2.2. Depressive Probanden und deren Partner
Insgesamt besteht dieser Teil der Stichprobe aus 46 heterosexuellen
Personen, das heißt 23 Paaren. Hierbei handelt es sich bei jeweils 23
Personen um depressiv erkrankte Probanden, der andere Teil besteht aus
deren Partnern. Im Durchschnitt sind die Teilnehmer 47,4 Jahre alt. Dabei
reicht die Altersspanne von 20-71 Jahre. In einer festen Partnerschaft leben
26,1%, die restlichen 73,9% sind verheiratet. Lediglich 8,7% der Befragten
wohnen getrennt voneinander, 91,3% leben in einer gemeinsamen Wohnung.
21,7% der Teilnehmer sind kinderlos, 28,3% haben ein Kind, 34,8% zwei
Kinder und 15,2% drei Kinder. Der Durchschnitt beträgt hier 1,43 Kinder. Die
Beziehung der Probanden dauert im Schnitt 19,8 Jahre, wobei die Spanne
von 1-50 Jahren reicht. Die nachfolgende Abbildung 7 veranschaulicht die
berufliche Situation dieser Stichprobe.
- 33 -
Abbildung 7: Häufigkeitsverteilung der beruflichen Situation der depressiven
Probanden und deren Partnern
Die Einschätzung der Beziehungsstabilität fällt folgendermaßen aus: 65,2%
der Teilnehmer erleben die Partnerschaft als stabil bis sehr stabil. 6,5%
schätzen die Stabilität der Partnerschaft als eher instabil ein. Die restlichen
28,2% geben eine mittlere Stabilität an. Bei Werten von 1-8 liegt hier der
Mittelwert bei M=6,56. Bezüglich der Sicherheit, auch in fünf Jahren noch ein
Paar zu sein, geben 84,8% an, sicher bis sehr sicher zu sein. 43,5% der
Teilnehmer geben an, über das Thema „Auszug/Trennung“ aktuell nicht
nachzudenken,
lediglich
8,7% der
Befragten
denken
oft
über
eine
Trennung/Auszug nach. Betrachtet man die globale Glückseinschätzung, liegt
hier der Mittelwert bei M=4,39 bei einer Skala von 1-6. Von den
Studienteilnehmern sind 43,5% glücklich bis sehr glücklich in ihrer aktuellen
Beziehung. 41,3% geben an, eher glücklich zu sein und 15,2% eher
unglücklich. Als unglücklich schätzt keiner der Befragten seine Beziehung ein
(siehe Abbildung 8).
- 34 -
Abbildung 8: Globale Glückseinschätzung der Beziehung der depressiven
Probanden mit deren Partnern.
Betrachtet man bei dieser Stichprobe die Verteilung der Diagnosen ergibt sich
folgendes Bild (Abbildung 9).
- 35 -
Abbildung 9: Prozentuale Verteilung der ICD-10 Diagnosen bei den
depressiven Patienten
Eine schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome (F32.2)
wurde bei 8,7% der Patienten diagnostiziert, eine schwere depressive Episode
mit psychotischen Symptomen bei (F32.3) bei 4,3%. Bei 21,7% der
Teilnehmer besteht eine rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig
mittelgradig (F33.1), bei 60,9% ist die Episode schwer, ohne psychotische
Symptome (F33.2) und bei 4,3% ist die depressive Störung gegenwärtig
remittiert (F33.4).
Hinsichtlich der Komorbidität wurde bei einem Befragten zusätzlich eine
Panikstörung (F41.0) diagnostiziert, bei einem Patienten eine generalisierte
Angststörung (F41.1), bei einem Teilnehmer eine Panikstörung (F41.0) und
zusätzlich eine Zwangsstörung mit vorwiegend Zwangshandlungen (F42.1)
sowie bei einem Probanden eine Anorexia Nervosa (F50.0).
Im Hinblick auf die Dauer der depressiven Erkrankung ergibt sich ein
Mittelwert von M=8,3 Jahren. Es erfolgten im Schnitt 2,4 stationäre
Behandlungen, die im Mittel 15 Wochen andauerten. Die durch eine visuelle
- 36 Analogskala (Werte von 0-10) anzugebende durchschnittliche Symptomstärke
liegt bei 5,8.
3.2.3. Bipolar-affektiv gestörte Probanden und deren Partner
Die Stichprobe setzt sich aus 64 Personen, das heißt 32 manisch-depressiv
erkrankten Patienten und deren Partnern, zusammen. Alle Befragten geben
an, heterosexuell zu sein. Das durchschnittliche Alter beträgt 46,7 Jahre, bei
einer Spanne von 24-63 Jahren. 89,1% der Befragten sind verheiratet, die
verbleibenden 10,9% leben in einer festen Partnerschaft ohne Trauschein. In
einer gemeinsamen Wohnung leben 87,5% der Teilnehmer, 12,5% wohnen
räumlich getrennt voneinander. Im Durchschnitt haben die Befragten 1,8
Kinder. 14,1% haben überhaupt keine Kinder, 12,5% ein Kind, 57,8% zwei
Kinder, 14,1% drei Kinder und 1,6% vier Kinder.
Die durchschnittliche Beziehungsdauer der Probanden liegt bei 21,7 Jahren,
bei einer Spanne zwischen 2 und 40 Jahren. Die nachfolgende Abbildung 10
zeigt die berufliche Situation der Teilnehmer, wobei 0 eine fehlende Angabe
bezeichnet.
Abbildung 10: Häufigkeitsverteilung der beruflichen Situation der bipolaraffektiv gestörten Probanden und deren Partnern
- 37 Betrachtet man die empfundene Beziehungsstabilität, ergibt sich folgendes
Bild: 62,5% der Teilnehmer nehmen ihre Beziehung als stabil bis sehr stabil
wahr, 31,3% als mittelmäßig stabil, 4,7% als eher instabil. Keiner der
Befragten empfindet die Beziehung als sehr instabil, bei 1,6% fehlten die
Angaben. Der Mittelwert liegt bei M=6,44 bei Werten von 1-8. 82,8% geben
an, sicher bis sehr sicher zu sein, auch in fünf Jahren noch in der aktuellen
Partnerschaft zu leben. Über einen Auszug/Trennung denken 9,4% der
Probanden oft nach, während sich 42,2% mit diesem Thema nie beschäftigen.
Betrachtet man die globale Glückseinschätzung der Partnerschaft, lässt sich
der Mittelwert hier mit M=4,25 auf einer Skala von 1-6 bestimmen. 39,1% der
Befragten schätzen die Beziehung als glücklich bis sehr glücklich. 39,1% als
eher glücklich, 17,2% als eher unglücklich und 4,7% als unglücklich bis sehr
unglücklich (siehe Abbildung 11).
Abbildung 11: globale Glückseinschätzung der Beziehung der bipolar-affektiv
gestörten Patienten mit deren Partnern
- 38 Hinsichtlich der Verteilung der Diagnosen in dieser Stichprobe ergibt sich
folgendes Bild (Abbildung 12).
Abbildung 12: Prozentuale Verteilung der ICD-10 Diagnosen bei den bipolaraffektiv gestörten Patienten
Bei 6,1% der Patienten liegt eine bipolare affektive Störung mit gegenwärtig
hypomanischer Episode (F31.0) vor, bei 21,2% mit gegenwärtig manischer
Episode ohne psychotische Symptome (F31.1). 48,5% der Patienten weisen
eine bipolare affektive Störung mit einer leichten oder mittelgradig depressiven
Episode auf (F31.3), 18,2% mit einer gegenwärtig schweren depressiven
Episode ohne psychotische Symptome (F31.4). Bei jeweils 3% der Befragten
wurde eine bipolare affektive Störung, gegenwärtig remittiert (F31.7), sowie
eine sonstige bipolare Störung (F31.8) diagnostiziert. Bei keinem der
Patienten gibt es eine andere komorbide psychische Störung.
Die mittlere Dauer der Erkrankung lässt sich auf M=13,8 Jahre festlegen.
Durchschnittlich erfolgten 4,1 stationäre Behandlungen mit einer mittleren
Dauer von 25 Wochen. Die über eine visuelle Analogskala (Werte von 1-10)
gemessene durchschnittliche Symptomstärke liegt bei 6,4.
- 39 -
3.3. Messinstrumente
Die Daten wurden über einen Fragebogen, bestehend aus demografischen
Angaben
und
verschiedenen
Instrumenten
zur
Erfassung
der
Partnerschaftsqualität, der Bindung, der Liebesstile sowie der eigenen
Belastung erhoben. Diese Instrumente sollen im nachfolgenden Abschnitt
dargestellt werden.
3.3.1. Demografische Angaben
Die Teilnehmer sollten zunächst Fragen zum Geschlecht, Alter, der
Wohnsituation, der Dauer der Beziehung und des Berufs beantworten.
Außerdem wurden
die
sexuelle
Orientierung und
der
Konsum von
Alkohol/Drogen erfragt. Diese erfolgte über ein gebundenes Antwortformat mit
mehreren Alternativen. Über ein freies Antwortformat sollten zudem Angaben
über das Vorhandensein von Erkrankungen und die Einnahme von
Medikamenten, sowie Angaben zur psychischen Erkrankung (Diagnose,
Dauer, stationäre Aufenthalte, Spürbarkeit der Symptome) gemacht werden.
3.3.2. Der Bochumer Bindungsfragebogen (BoBi)
Der Bochumer Bindungsfragebogen, im Nachfolgenden BoBi genannt, wurde
von Neumann, Rohmann und Bierhoff im Jahr 2007 entwickelt (Neumann,
Rohmann & Bierhoff, 2007). Er stellt die deutsche Adaptation des
Fragebogens „Experiences in Close Relationships“ (ECR) von Brennan, Clark
und
Shaver
(1998)
dar.
Dieser
wurde
nach
faktorenanalytischen
Überlegungen konzipiert Er fußt auf dem Modell der Bindungsstile von
Bartholomew (Bartholomew & Horowitz, 1991). Die Grundannahmen und
Theoreme zum Thema Bindung wurden bereits im theoretischen Teil dieser
Arbeit
näher
erläutert.
Der
BoBi
misst
Bindungsverhalten
in
zwei
Dimensionen, nämlich Angst und Vermeidung. Je nach Ausprägung dieser
Dimensionen lassen sich clusteranalytisch vier Bindungsstile feststellen:
sicher, verstrickt, abweisend und ängstlich (siehe Kapitel 2.2).
- 40 Der Fragebogen umfasst 36 Items zur Selbsteinschätzung, die auf einer
siebenstufigen Skala von „stimmt überhaupt nicht“ bis „stimmt voll und ganz“
eingeschätzt werden sollen. Dabei wird in der Instruktion darauf hingewiesen,
dass es um die Einschätzung der Beziehung im Allgemeinen und nicht um
den aktuellen Stand geht.
Ausgewertet wird der BoBi, indem aus dem Wert der ungeraden Items die
Skala Angst und aus dem Wert der geraden Items die Skala Vermeidung
gebildet wird. Aus der Berechnung einer Clusteranalyse ergibt sich nun der
Bindungsstil. Niedrige Werte auf den Dimensionen Angst und Vermeidung
ergeben einen sicheren Bindungsstil. Hohe Werte auf beiden Dimensionen
weisen auf einen ängstlichen Bindungsstil hin. Eine niedrige Ausprägung bei
Vermeidung, jedoch eine hohe bei Angst bildet den ängstlich verstrickten
Bindungsstil und eine niedrige Ausprägung der Dimension Angst, aber eine
Hohe bei Vermeidung wird als abweisender Bindungsstil eingestuft (siehe
Bartholomew & Horowitz, 1991). Das Vorgehen der Berechnung einer
Clusteranalyse wurde so von den Autoren des BoBi nicht explizit beschrieben,
aber in anderen Arbeiten zu diesem Thema mit guten Erfolgen genutzt (z.B.
bei Brennan, Clark & Shaver, 1998 und Feeney, Noller & Hanrahan, 1994).
Die Reliabilität des Fragebogens, gemessen über die interne Konsistenz ist
als hoch einzustufen (α .85-.91). Die Skalen Vermeidung und Angst sind
voneinander unabhängig (Neumann, Rohmann & Bierhoff, 2007). Die
diskriminative Validität wurde von den Autoren durch Korrelation der
Dimensionen Vermeidung und Angst mit den Liebesstilen aus dem Marburger
Einstellungs-Inventar für Liebesstile (Bierhoff, Grau & Ludwig, 1993) überprüft
und als gegeben eingestuft. Auch die konvergente Validität wird von den
Autoren ausreichend belegt.
3.3.3. Das Marburger Einstellungs-Inventar für Liebesstile (MEIL)
Der MEIL wurde nach der Liebestheorie von Lee (Lee 1973) konzipiert. Wie
bereits ausführlich im theoretischen Teil (siehe Kapitel 2.1) dieser Arbeit
beschrieben, geht er von sechs Liebesstilen aus. Diese sind Eros- die
romantische
Liebe,
Ludus-
die
spielerische
Liebe
und
Storge-
die
freundschaftliche Liebe, Mania- die besitzergreifende Liebe, Pragma- die
- 41 pragmatische Liebe sowie Agape- die altruistische Liebe (Bierhoff, Grau &
Ludwig, 1993). Der Fragebogen misst diese sechs Skalen mit jeweils zehn
Items, besteht also aus insgesamt 60 Items. In der ursprünglichen Version gibt
es für Frauen und Männer getrennte Versionen, die sich in der Formulierung
nach Partner und Partnerin unterscheiden. Aus Gründen der Ökonomie wurde
in der vorliegenden Studie nur die Formulierung „mein Partner“ verwendet. Die
Items werden auf einer neunstufigen Skala von „absolut falsch“ bis „absolut
richtig“ beantwortet. Diese Einstufung wird in der Instruktion zum Fragebogen
nochmals
ausführlicher
beschrieben.
Die
Items
wurden
nach
Faktorenanalysen gruppiert und belegen das Vorhandensein der sechs
Skalen.
Zur Berechnung der jeweiligen Ausprägung des entsprechenden Liebesstils
wurden die Mittelwerte der zugehörigen Skala gebildet. Zudem lassen sich
„kritische Differenzen“ der Partner berechnen, indem man die Werte beider
zusammengehöriger Probanden voneinander subtrahiert. Diese Werte sind je
nach Liebesstil unterschiedlich und zeigen an, ob sich die Partner signifikant
voneinander unterscheiden. Hier wurde laut den Autoren vor allem bei großen
Differenzen von Eros ein Zusammenhang mit geringer partnerschaftlicher
Zufriedenheit gefunden.
Es liegen zudem alters- und geschlechtsspezifische Normen für jede Skala
vor, die aber bei der vorliegenden Studie nicht berücksichtigt wurden.
Die Trennschärfen der einzelnen Items liegen zwischen .34 und .75 und sind
so laut Autoren als gut bis sehr gut einzustufen. Zudem wurde die interne
Konsistenz der Skalen bestimmt. Bis auf Ludus (.76) haben alle Skalen als gut
bis sehr gut einzustufende Werte (.80-.90). Die Retest-Reliabilität nach 12
Monaten ist mit Werten von .67-.81 ausreichend. Um die Konstruktvalidität
des Tests nachzuweisen, korrelierten die Autoren die Liebesstile mit
verschiedenen Gegebenheiten, wie Geschlecht, Alter Beziehungsdauer,
Zusammenwohnen oder Partnerzahl. Die vorgelegten Untersuchungen
belegen die Konstruktvalidität des Tests, da die Korrelationen in die von den
Autoren erwartete Richtung gehen. Für die vorliegende Studie ist zudem der
Vergleich mit dem Partnerschaftsfragebogen nach Hahlweg (PFB, Hahlweg
1979) interessant. Hier stellten die Autoren Zusammenhänge zwischen hoch
ausgeprägtem Eros und einem hohen Ausmaß an Kommunikation und
- 42 Zärtlichkeit, sowie einem wenig problematischen Streitverhalten fest. Bei
Ludus stellen sich diese Zusammenhänge genau umgekehrt dar. Agape
korreliert mit stärkerer Gemeinsamkeit, Storge negativ mit häufigem
Streitverhalten.
3.3.4. Der Fragebogen zur Partnerschaftsdiagnostik (FPD)
Dieser Fragebogen besteht aus drei verschiedenen Instrumenten: dem
Partnerschaftsfragebogen (PFB), der Problemliste (PL) und dem Fragebogen
zur Lebensgeschichte und Partnerschaft (FLP). Diese wurden vornehmlich zur
Diagnose und Evaluation von Paartherapie entwickelt (Hahlweg, 1996) und
können auch einzeln eingesetzt werden. Für diese Studie wurden nur der PFB
und PL verwendet, da der Fragebogen zur quantitativen Datenerhebung- und
Auswertung verwendet werden sollte und der FLP ein Instrument ist, das
qualitative Ergebnisse liefert. In der vorliegenden Arbeit werden nur
Ergebnisse dargestellt, die sich auf den PFB beziehen. Deshalb wird dieser im
Folgenden näher erläutert. Weitere Ergebnisse der Studie, die auch die
Problemliste mit einbeziehen finden sich bei Wieser et al. (2015).
Der PFB umfasst 30 Items sowie ein zusätzliches Item zur globalen
Glückseinschätzung auf einer Skala von 1-6. Das Antwortformat des übrigen
PFB ist vierstufig und reicht von „tritt nie/selten auf“ bis „tritt sehr oft auf“. Es
lassen sich insgesamt drei Skalen berechnen. Die Skala Streitverhalten
erfasst Verhaltensweisen während eines Streits, die einer Lösung nicht
zuträglich sind. Die Skala Zärtlichkeit beinhaltet sowohl Items zum physischen
Ausdruck von Zuneigung, als auch Items die verbale Äußerungen zu positiven
Gefühlen
des
Partners
beschreiben.
Die
dritte
Skala
wird
als
„Gemeinsamkeit/Kommunikation“ bezeichnet und erfasst gemeinsame und
verbindende Aktivitäten sowie kommunikative Aspekte. Zudem kann ein
Gesamtwert berechnet werden. Im PFB wird nach der aktuellen Beziehung
und gezielt nach Verhaltensweisen des Partners, also einer Fremdbeurteilung
gefragt (Beispielitem: „Er/Sie teilt mir seine/ihre Gedanken und Gefühle offen
mit.“).
Entwickelt wurde der PFB nach Vorbild des Marital Precounseling Inventory
(Stuart & Stuart, 1972) und
dem Maritial Activities Inventory (Weiss &
- 43 Margolin, 1977). Manche Items wurden auch durch Experteneinschätzungen
gewonnen.
Aus
300
Items
wurden
dann
nach
faktorenanalytischen
Berechnungen insgesamt 45 Items ausgewählt. Um Veränderungen bei einer
Therapie
besser
messen
zu
können,
wurden
anschließend
nicht-
änderungssensitive Items entfernt, sodass in der Endversion 30 übrig blieben.
Für die Normierung wurde eine Stichprobe von 534 Personen herangezogen,
von denen sich 299 in Eheberatung befanden. Die Trennschärfen der Items
des PFB liegen bis auf wenige Ausnahmen bei >.60 und sind als gut zu
bewerten. Der PFB weist zudem hohe interne Konsistenzen auf (.88-.95) und
die Retest-Reliabilitäten der Skalen liegen zwischen .68-.83, was ihn als sehr
reliables Instrument erscheinen lässt. Außerdem weisen die Autoren eine gute
diskriminative
Validität
durch
Untersuchungen
an
Kontroll-
und
Therapiegruppe nach. Zur Bestimmung der Konstruktvalidität wurden die
Ergebnisse des PFB mit denen anderer Instrumente zur Erfassung der
Ehequalität korreliert. Es zeigten sich Korrelationen von .85 bei den
Gesamtwerten, was für eine gute Konstruktvalidität spricht. Auch die hohen
Interkorrelationen
mit
dem
„Kategoriensystem
für
partnerschaftliche
Interaktion“ (Hahlweg, 1996) belegen dies. Die prädiktive Validität der Skalen
wurde ebenfalls untersucht, konnte aber nur für die Skalen Zärtlichkeit und
Gemeinsamkeit/Kommunikation überzeugend belegt werden.
3.3.5 Die Paarklimaskalen (PKS)
Die Paarklimaskalen orientieren sich konzeptuell an den „Familienskalen“
(Schneewind,
1988).
Sie
wurden
entwickelt
um
intime,
dyadische
Beziehungen zu erfassen und sind für die Forschung und Anwendung in der
Eheberatung konzipiert (Schneewind, 2002). Es existiert eine Kurz- und
Langversion des Fragebogens. In der vorliegenden Studie wurde die 54 Items
umfassende Langversion verwendet. Das Antwortformat ist vierstufig von
„stimmt überhaupt nicht“ bis „stimmt genau“. Aus den Items lassen sich neun
Primärskalen und daraus wiederum durch faktorenanalytische Berechnungen
drei Globalskalen berechnen. Diese werden im Folgenden dargstellt.
Zunächst gibt es die Primärskala Zusammenhalt. Diese umfasst ein
allgemeines Zusammengehörigkeitsgefühl und Solidarität. Die Skala Offenheit
- 44 beschreibt die Möglichkeit in der Partnerschaft spontan Gefühle auszudrücken
und
offen
miteinander
Konfliktneigung
geht
über
Probleme
sprechen
zu
es um negatives Streitverhalten
können.
Bei
(z.B. Nörgeln,
Reibereien). Aus diesen drei genannten Skalen lässt sich die Globalskala
Verbundenheit bilden. Eine hohe Verbundenheit ist charakterisiert durch ein
hohes
Maß
an
Zusammenhalt
und
Offenheit,
sowie
eine
geringe
Konfliktneigung.
Außerdem erfasst der Fragebogen die Globalskala Unabhängigkeit. Diese
setzt sich aus einem hohen Wert auf der Primärskala Selbstständigkeit und
einem niedrigen Wert bei Kontrolle zusammen. Selbstständigkeit bedeutet in
diesem Zusammenhang die Möglichkeit eigene Bedürfnisse zu verwirklichen,
ohne dass der Partner verstimmt reagiert. Bei der Skala Kontrolle geht es um
die Einhaltung und Verbindlichkeit von Regeln und ob an diesen starr
festgehalten wird.
Die letzte Globalskala bildet Anregung/Aktivität. Diese zeichnet sich durch
eine hohe Kulturelle Orientierung und Aktive Freizeitgestaltung aus. Kulturelle
Orientierung erfasst die Aufgeschlossenheit für intellektuelle und kulturelle
Aktivitäten. Aktive Freizeitgestaltung ist gekennzeichnet durch den Umfang
der sozialen Kontakte, Hobbys und Unternehmungen, die in der Freizeit
genutzt werden.
Des Weiteren gibt es noch zwei Primärskalen, die allerdings nicht in die
Berechnung der Globalskalen eingehen. Diese sind Organisation und
Leistungsorientierung. Ersteres umfasst die Planung, Zeiteinteilung und
Absprachen
zwischen
den
Partnern,
letzteres
das
Leistungs-
und
Wettbewerbsdenken in der Partnerschaft.
Für die PKS liegen Normen in Form von Sten-Werten vor. Diese wurden an
einer Stichprobe von 490 in einer Partnerschaft lebenden Personen erhoben
und mit eine repräsentativen Normierungsstichprobe von 618 Personen
verglichen. Zudem liegen alters- und geschlechtsspezifische Normen vor.
Die Reliabilität des Fragebogens ist als befriedigend einzuschätzen Die
internen Konsistenzen (Cronbachs α) der Primärskalen liegen bis auf eine
Ausnahme zwischen .60 und .83. Die Retest-Reliabiltät der Primärskalen nach
einem Jahr liegt mit Werten von .58-.79 im ausreichenden Bereich, zumal der
Test veränderungssensitiv zu sein scheint. Bei den Globalskalen bietet sich
- 45 ein ähnliches Bild. Zur Überprüfung der Konstruktvalidität wurden von den
Autoren verschiedene Maße und Verfahren herangezogen (Paarstress,
Konfliktstile,
Persönliche
Beziehungskompetenz,
Autorität
in
NEO-Fünf-Faktoren-Inventar,
Familiensystemen,
16
Persönlichkeits-
Faktoren-Test (revidierte Fassung), Eheliches Vertrauen, Dyadisches Coping,
Eheliche Kontrollüberzeugungen, Autonomie und Bezogenheit, Ehelicher
Attributionsstil). Es ergaben sich konstruktbestätigende Beziehungen zu den
Paarklimaskalen. Um die Kriteriumsvalidität zu überprüfen wurde die
Ehezufriedenheit und Trennung/Scheidung mit den PKS vorhergesagt. Es
ergaben sich signifikante, erwartungskonforme Zusammenhänge, die die
Kriteriumsvalidität bestätigen.
3.3.6. Weitere Fragebögen
Um das Erhebungsinstrument möglichst umfassend zu gestalten und mehrere
Fragestellungen beantworten zu können, wurden zudem der Fragebogen zur
Beziehungsstabilität (Utne, Hatfield, Traupmann & Greenberger, 1984) die
Symptom-Checkliste 90, revidierte Fassung (SCL-90-R, Franke 2002) sowie
der Involvement Evaluation Questionnaire (IEQ, van Wijngaarden, 2002)
eingesetzt. Da diese für die Fragestellungen der vorliegenden Studie nicht
relevant sind, wird auf deren Kennwerte nicht näher eingegangen. Nähere
Ausführungen hierzu finden sich bei Wieser et al. (2015).
- 46 -
4. Ergebnisse
In
diesem Kapitel
werden
die
Ergebnisse
zu
den
entsprechenden
Fragestellungen aus Kapitel 2.7. dargestellt. Zunächst wird auf die
deskriptiven
Statistiken
der
verschiedenen
Fragebogenskalen
für
die
einzelnen Gruppen eingegangen. Anschließend erfolgt die Prüfung der
Verteilungsform und die Ergebnisse zu den Liebesstilen und zur Bindung
werden dargestellt. Diese werden am Schluss des Kapitels nochmals
zusammenfassend beschrieben. Für die Berechnungen wurde das Programm
PASW Statistics 18.0 für Windows (SPSS, Chicago IL) verwendet.
4.1. Deskriptive Statistiken
Im nachfolgenden Abschnitt werden die deskriptiven Ergebnisse der
verschiedenen Gruppen dargstellt. Diese Darstellung erfolgt einmal getrennt
für die Gruppe der gesunden Probanden, der depressiven und bipolaren
Probanden, sowie deren Angehörigen. Außerdem werden Berechnungen für
Partner und Betroffene zusammen als Paar durchgeführt.
4.1.1. Deskriptive Statistiken für gesunde Probanden
Tabelle 2 zeigt die deskriptiven Ergebnisse für die Stichprobe der gesunden
Probanden im Überblick. Insgesamt nahmen hier 98 Personen, also 49 Paare
teil. Die Anzahl derer, von denen vollständige Skalenwerte errechnet werden
konnten, findet sich in Spalte N. Für die Paarklimaskalen (PKS) geben die
gesunden Studienteilnehmer eine durchschnittliche Verbundenheit von
M=21,06 an. Der Mittelwert für die Globalskala Unabhängigkeit beträgt
M=21,29
und
für
Anregung/Aktivität
M=21,14.
Der
Gesamtwert
des
Partnerschaftsfragebogens (PFB) wird im Mittel mit M=63,58 angegeben. Im
Bochumer-Bindungsfragebogen (BoBi) lässt sich die Mittelwert der Skala
Angst auf M=54,08 festlegen, auf der Skala Vermeidung liegt der Mittelwert
bei M=44,14. Im Marburger-Einstellungs-Inventar für Liebesstile (MEIL) liegt
der durchschnittliche Summenwert für Eros bei M=67,04, für Ludus bei
- 47 M=25,49, für Storge bei M=60,11, für Pragma bei M=49,72, für Mania bei
M=49,47 und für Agape bei M=68,87.
Fragebogenskala
N
Minimum
Maximum
Mittelwert
Standardabweichung
PKS: Globalskala
Verbundenheit
96
17
28
21,06
2,23
PKS: Globalskala
Unabhängigkeit
96
16
50
21,29
3,82
PKS: Globalskala
Anregung/Aktivität
98
9
32
21,14
4,52
93
11
90
63,58
14,44
BoBi Skalensumme
Angst
98
25
92
54,08
15,33
BoBi Skalensumme
Vermeidung
98
21
93
44,14
14,41
Skalensumme Eros
97
14
90
67,04
14,05
Skalensumme
Ludus
97
10
62
25,49
11,30
Skalensumme
Storge
97
25
90
60,11
15,44
Skalensumme
Pragma
98
13
82
49,72
14,83
Skalensumme
Mania
98
13
80
49,47
13,17
Skalensumme
Agape
97
34
90
68,87
12,81
PFB GE:
Gesamtwert
Tabelle 2: Deskriptive Statistik gesunde Probanden
4.1.2. Deskriptive Statistik für depressive Probanden und deren Angehörige
Depressive Probanden inklusive Partner
Tabelle 3 zeigt den Überblick über die deskriptiven Ergebnisse der
depressiven Patienten und deren Partner („depressives Paar“), Tabelle 4 und
5 zeigen diese Statistik nochmals für beide Gruppen getrennt.
- 48 Für die Stichprobe der depressiven Probanden mit Angehörigen liegen für 46
Teilnehmer, also 23 Paare, Ergebnisse vor. Bei den PKS liegt der Wert für
Verbundenheit durchschnittlich bei M=20,59, für Unabhängigkeit bei M=20,60
und für Anregung/Aktivität bei M=16,47. Der Gesamtwert des PFB wird im
Mittel mit M=52,73 angegeben. Im BoBi findet sich auf der Skala Angst ein
Mittelwert von M=61,20, auf der Skala Vermeidung liegt dieser bei M=50,54.
Im MEIL liegt der durchschnittliche Summenwert der Skala Eros bei M=62,39.
Die Skala Ludus hat einen Mittelwert von M=24,70, die Skala Storge von
M=59,78, die Skala Pragma von M= 42,59, die Skala Mania von M= 54,63 und
die Skala Agape von M=73,65.
Fragebogenskala
N
Minimum
Maximum
Mittelwert
Standardabweichung
PKS: Globalskala Verbundenheit
44
14
26
20,59
2,69
PKS: Globalskala
Unabhängigkeit
45
15
25
20,60
2,47
PKS: Globalskala
Anregung/Aktivität
45
11
21
16,47
2,65
PFB GE: Gesamtwert
45
26
78
52,73
11,71
45
31
99
61,20
18,78
46
22
90
50,54
15,48
Skalensumme Eros
46
34
86
62,39
13,53
Skalensumme Ludus
46
10
53
24,70
12,67
Skalensumme Storge
45
21
90
59,78
17,01
Skalensumme Pragma
46
10
79
42,59
16,75
Skalensumme Mania
46
27
85
54,63
13,89
Skalensumme Agape
46
46
90
73,65
11,05
BoBi Skalensumme Angst
BoBi Skalensumme Vermeidung
Tabelle 3: Deskriptive Statistik depressive Probanden mit Angehörigen
- 49 Nur depressive Probanden
Sieht man sich die deskriptiven Statistiken für diese Gruppe getrennt an,
ergibt sich die Tabelle 4 für die depressiven Probanden. Diese Gruppe besteht
aus 23 Teilnehmern. In den PKS zeigt sich bei Verbundenheit ein Mittelwert
von M=20,87, bei Unabhängigkeit von M=21,13 und bei Anregung/Aktivität
von M=17,13. Im PFB liegt der Summenwert im Durchschnitt bei M=54,17. Für
den BoBi ergeben sich auf der Skala Angst im Mittel Werte von M=64,35, bei
Vermeidung von M=53,83. Im Hinblick auf die Liebesstile liegt der
durchschnittliche Wert von Eros bei M=63,35, der von Ludus bei M=27,74 und
der von Storge bei M=63,00. Der Mittelwert der anderen Skalen beträgt für
Pragma M=45,74, für Mania M=60,57 und für Agape M=72,91.
Fragebogenskala
N
Minimum
Maximum
Mittelwert
Standardabweichung
PKS: Globalskala Verbundenheit
23
15
26
20,87
2,60
PKS: Globalskala
Unabhängigkeit
23
16
25
21,13
2,28
PKS: Globalskala
Anregung/Aktivität
23
13
21
17,13
2,47
PFB GE: Gesamtwert
23
27
72
54,17
10,66
23
39
99
64,35
19,34
23
22
90
53,83
16,73
Skalensumme Eros
23
34
86
63,35
13,10
Skalensumme Ludus
23
10
53
27,74
14,73
Skalensumme Storge
23
30
90
63,00
16,37
Skalensumme Pragma
23
10
79
45,74
16,29
Skalensumme Mania
23
32
85
60,57
12,86
Skalensumme Agape
23
46
90
72,91
12,55
BoBi Skalensumme Angst
BoBi Skalensumme Vermeidung
Tabelle 4: Deskriptive Statistik depressive Probanden
- 50 Nur Partner depressiver Probanden
Für die Gruppe der Angehörigen depressiver Teilnehmer lässt sich die in
Tabelle 5 dargestellte deskriptive Statistik errechnen. Insgesamt gehen 23
Angehörige in die Berechnung ein. Bei den PKS ergibt sich bei Verbundenheit
ein durchschnittlicher Summenwert von M=20,29, bei Unabhängigkeit von
M=20,05 und bei Anregung/Aktivität von M=15,77. Der Mittelwert des
Partnerschaftsfragebogen beträgt M=51,23. Im BoBi lässt sich der mittlere
Summenwert für Angst bei M=57,91 und für Vermeidung M=47,26 feststellen.
Die Berechnungen für das MEIL ergeben bei der Skala Eros einen mittleren
Wert von M=61,43, bei Ludus von M=21,65 und bei Storge von M=56,41. Die
Mittelwerte der Sekundärstile stellen sich wie folgt dar: Pragma liegt bei
M=39,43, Mania bei M=48,70 und Agape bei M=74,39.
Fragebogenskala
N
Minimum
Maximum
Mittelwert
StandardabWeichung
PKS: Globalskala Verbundenheit
21
14
26
20,29
2,81
PKS: Globalskala
Unabhängigkeit
22
15
24
20,05
2,59
PKS: Globalskala
Anregung/Aktivität
22
11
20
15,77
2,71
PFB GE: Gesamtwert
22
26
78
51,23
12,79
22
31
94
57,91
18,03
23
24
75
47,26
13,70
Skalensumme Eros
23
34
84
61,43
14,17
Skalensumme Ludus
23
10
41
21,65
9,60
Skalensumme Storge
22
21
82
56,41
17,38
Skalensumme Pragma
23
10
76
39,43
16,96
Skalensumme Mania
23
27
76
48,70
12,48
Skalensumme Agape
23
58
90
74,39
9,54
BoBi Skalensumme Angst
BoBi Skalensumme Vermeidung
Tabelle 5: Deskriptive Statistik für Angehörige depressiver Probanden
- 51 4.1.3. Deskriptive Statistik für manisch-depressive Probanden und deren
Angehörige
Manisch-depressive Probanden inklusive Partner
In der nachfolgenden Tabelle 6 wird die deskriptive Statistik für manischdepressive Probanden zusammen mit deren Angehörigen dargestellt.
Insgesamt ließen sich Werte für 64 Teilnehmer, also 32 Paare, berechnen. In
den
PKS
liegt
der
Mittelwert
für
Verbundenheit
bei
M=20,61,
für
Unabhängigkeit bei M=20,94 und für Anregung/Aktivität bei M=18,70. Der PFB
weist einen mittleren Summenwert von M=53,10 auf. Für den BoBi ergeben
sich Mittelwerte für Angst von M=63,76 und für Vermeidung von M=51,67. Die
durchschnittlichen Skalenwerte der Primärstile im MEIL liegen für Eros bei
M=62,10, für Ludus bei M=26,95 und für Storge bei M=57,66. Für die
Sekundärstile lässt sich bei Pragma ein Mittelwert von M=50,90, bei Mania
von M=57,98 und bei Agape von M=73,06 feststellen.
Fragebogenskala
N
Minimum
Maximum
Mittelwert
StandardabWeichung
PKS: Globalskala Verbundenheit
64
16
26
20,61
1,87
PKS: Globalskala
Unabhängigkeit
64
17
28
20,94
2,61
PKS: Globalskala
Anregung/Aktivität
63
8
53
18,70
5,88
PFB GE: Gesamtwert
60
5
87
53,10
15,51
63
24
106
63,76
18,11
63
22
93
51,67
16,39
Skalensumme Eros
62
16
90
62,10
16,27
Skalensumme Ludus
63
10
77
26,95
14,31
Skalensumme Storge
59
25
90
57,66
16,17
Skalensumme Pragma
62
10
83
50,90
16,48
Skalensumme Mania
63
29
90
57,98
14,49
Skalensumme Agape
63
33
90
73,06
12,86
BoBi Skalensumme Angst
BoBi Skalensumme Vermeidung
Tabelle 6: Deskriptive Statistik bipolare Probanden mit Partner
- 52 Nur manisch-depressive Probanden
In Tabelle 7 werden die deskriptiven Ergebnisse für die Teilnehmer mit
bipolarer affektiver Störung, ohne ihre Partner, dargestellt. Insgesamt gingen
die Daten von 33 Studienteilnehmern in die Berechnungen ein. In den PKS
liegt der durchschnittliche Wert für Verbundenheit bei M=20,88, für
Unabhängigkeit bei M=21,06 und für Anregung/Aktivität bei M=19,27. Im PFB
ergibt sich für den Gesamtscore ein Mittelwert von M=53,47. Für den BoBi
lässt sich für die Skala Angst ein Summenwert von im Schnitt M=65,24 und für
Vermeidung von M=51,36 feststellen. Im MEIL ergibt sich folgende Verteilung
der Mittelwerte: Für Eros M=61,06, für Ludus M=30,09, für Storge M=59,26,
für Pragma M=52,61, für Mania M=60,45 und für Agape M=73,00.
Fragebogenskala
N
Minimum
Maximum
Mittelwert
StandardabWeichung
PKS: Globalskala Verbundenheit
33
17
24
20,88
1,47
PKS: Globalskala
Unabhängigkeit
33
17
28
21,06
2,70
PKS: Globalskala
Anregung/Aktivität
33
9
53
19,27
7,32
PFB GE: Gesamtwert
30
5
87
53,47
17,75
33
24
99
65,24
17,98
33
22
87
51,36
17,91
Skalensumme Eros
33
16
90
61,06
19,11
Skalensumme Ludus
33
10
77
30,09
15,72
Skalensumme Storge
31
25
90
59,26
16,28
Skalensumme Pragma
33
18
83
52,61
17,05
Skalensumme Mania
33
36
90
60,45
14,91
Skalensumme Agape
33
43
90
73,00
11,81
BoBi Skalensumme Angst
BoBi Skalensumme Vermeidung
Tabelle 7: Deskriptive Statistik manisch-depressive Probanden
- 53 Nur Partner manisch-depressiver Probanden
In der Tabelle 8 werden die Berechnungen zur deskriptiven Statistik
dargestellt. Insgesamt wurden Daten von 31 Personen verwendet. Für die
PKS ergibt sich auf der Skala Verbundenheit ein Mittelwert von M=20,32, für
Unabhängigkeit von M=20,81 und für Anregung/Aktivität von M=18,07. Im
PFB liegt der durchschnittliche Gesamtwert bei M=52,73. Im BoBi liegt für die
Skala Angst ein Mittelwert von M=62,13 und für Vermeidung von M=52,00 vor.
Für das MEIL lässt sich folgende Verteilung der Mittelwerte feststellen: Für
Eros M=63,28, für Ludus M=23,50, für Storge M=55,89, für Pragma M=48,97,
für Mania M=55,27 und für Agape M=73,13.
Fragebogenskala
N
Minimum
Maximum
Mittelwert
StandardabWeichung
PKS: Globalskala Verbundenheit
31
16
26
20,32
2,21
PKS: Globalskala
Unabhängigkeit
31
17
28
20,81
2,55
PKS: Globalskala
Anregung/Aktivität
30
8
25
18,07
3,74
PFB GE: Gesamtwert
30
30
82
52,73
13,20
30
31
106
62,13
18,43
30
27
93
52,00
14,82
Skalensumme Eros
29
35
90
63,28
12,51
Skalensumme Ludus
30
10
57
23,50
11,90
Skalensumme Storge
28
26
90
55,89
16,14
Skalensumme Pragma
29
10
76
48,97
15,87
Skalensumme Mania
30
29
81
55,27
13,75
Skalensumme Agape
30
33
90
73,13
14,13
BoBi Skalensumme Angst
BoBi Skalensumme Vermeidung
Tabelle 8: Deskriptive Statistik Partner manisch-depressiver Probanden
- 54 -
4.2. Prüfung der Verteilungsform
In diesem Abschnitt erfolgt die Prüfung der Daten auf Normalverteilung. Dies
geschieht mittels Histogrammen und des Kolmogorov-Smirnoff-Tests für jedes
angewendete Verfahren. Die Daten wurden korrigiert für multiples Testen.
4.2.1. Paarklimaskalen (PKS)
Im Hinblick auf die Paarklimaskalen muss die Normalverteilungshypothese für
die drei Globalskalen abgelehnt werden (siehe Tabelle 9, Tabelle 10 und
Tabelle 11). Die nachfolgenden Abbildungen 13, 14 und 15 zeigen die
Histogramme für die Skalen.
Abbildung 13: Histogramm PKS-Globalskala Verbundenheit
- 55 -
Abbildung 14: Histogramm PKS-Globalskala Unabhängigkeit
Abbildung 15: Histogramm PKS-Globalskala Anregung/Aktivität
Die nachfolgende Tabelle 9 veranschaulicht die Ergebnisse des KolmogorovSmirnov-Tests.
PKS- Skala
Globalskala Verbundenheit
Globalskala Unabhängigkeit
Globalskala Anregung/Aktivität
Signifikanz
Tabelle 9: Ergebnisse des Kolmogorov-Smirnov-Tests für die PKS
0,00
0,00
0,00
- 56 -
4.2.2. Partnerschaftsfragebogen (PFB)
Für die Berechnungen in der hier vorliegenden Studie wird nur der
Gesamtscore des PFB verwendet. Dieser ist normalverteilt (siehe Tabelle 10).
Die Abbildung 16 zeigt das Histogramm für die Verteilung des PFBGesamtwerts.
Abbildung 16: Histogramm PFB Gesamtwert
In der Tabelle 10 sind die Werte für den Kolmogorov-Smirnov-Test dargestellt.
PFB- Skala
PFB Gesamtwert
Signifikanz
0,20
Tabelle 10: Ergebnisse des Kolmogorov-Smirnov-Tests für den PFB
4.2.3. Bochumer Bindungsfragebogen (BoBi)
Für die beiden Skalen des BoBi, Angst und Vermeidung, ist die
Normalverteilungshypothese abzulehnen (siehe Tabelle 11).
In der Abbildung 17 und 18 sind die Histogramme der beiden Skalen
dargestellt.
- 57 -
Abbildung 17: Histogramm BoBi Angst
Abbildung 18: Histogramm BoBi Vermeidung
Die Werte des dazugehörigen Kolmogorov-Smirnov-Tests finden sich in
nachfolgender Tabelle 11.
BoBi- Skala
Signifikanz
Angst
Vermeidung
Tabelle 11: Ergebnisse des Kolmogorov-Smirnov-Tests für den BoBi
0,02
0,01
- 58 4.2.4. Marburger-Einstellungs-Inventar für Liebesstile (MEIL)
Bei den Skalen des MEIL lässt sich nur für Storge und Pragma eine
Normalverteilung feststellen (siehe Tabelle 12). Die anderen Skalen sind nicht
normalverteilt (siehe Tabelle 12).
Die Histogramme der einzelnen Skalen sind in den folgenden Abbildungen
19,20,21,22,23 und 24 dargestellt.
Abbildung 19: Histogramm MEIL Eros
Abbildung 20: Histogramm MEIL Ludus
- 59 -
Abbildung 21: Histogramm MEIL Storge
Abbildung 22: Histogramm MEIL Pragma
- 60 -
Abbildung 23: Histogramm MEIL Mania
Abbildung 24: Histogramm MEIL Agape
Die Berechnungen für den Kolmogorv-Smirnov-Test zeigt die folgende Tabelle
12.
MEIL- Skala
Signifikanz
Eros
Ludus
Storge
Pragma
Mania
Agape
Tabelle 12: Ergebnisse des Kolmogorov-Smirnov-Tests für den MEIL
0,00
0,00
0,20
0,20
0,03
0,00
- 61 -
4.3. Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich der
Bindungsdimensionen und der Liebesstile
Um Unterschiede in der Bindung und den Liebesstilen feststellen zu können,
wurden
Mittelwertsvergleiche
berechnet.
Als
zwischen
parametrische
den
Verfahren
verschiedenen
wurden
die
Gruppen
einfaktorielle
Varianzanalyse und der t-Test berechnet. Falls nicht anders angegeben,
werden im nachfolgenden Abschnitt nur die Ergebnisse des t-Tests berichtet,
da dieser bei zwei Stichproben durch die Prüfung der Varianzhomogenität die
exakteren Ergebnisse liefert. Da viele der Daten nicht normalverteilt sind,
wurden zudem als nonparametrische Verfahren der Kruskal- Wallis- H und der
Mann-Whitney-U
Test
für
unabhängige
Stichproben
berechnet.
Die
Ergebnisse der nonparametrischen Verfahren werden nur explizit dargestellt,
wenn sie sich von denen der parametrischen Alternative auffallend
unterscheiden. Ansonsten finden sich alle Berechnungen im Anhang 1. Zur
besseren Übersicht werden die Mittelwertsvergleiche nach Gruppen geordnet
dargestellt.
Vergleich der Gruppe der gesunden und der depressiven Probanden
Im BoBi zeigt der t-Test hinsichtlich der Skala Angst einen signifikanten
Unterschied von t(119)= -2,74, p<.05. Auch bei der Skala Vermeidung ist der
Unterschied zwischen den Gruppen signifikant t(119)=-2,81, p<.05.
Hier zeigen die t-Tests, dass die gesunden Studienteilnehmer deutlich
weniger Angst und Vermeidung in Partnerschaften berichten, als die
Depressiven.
Im MEIL lassen sich nur für Mania signifikante Ergebnisse feststellen. Im
Detail ergeben die Berechnungen für Eros t(118)=1,15, n.s., für Ludus
t(118)=-0,68, n.s., für Storge t(118)=-0,80, n.s., für Pragma t(119)=1,14, für
Mania t(119)=-3,65, p<.01 und für Agape t(118)=-1,37, n.s.. Dies weist darauf
hin, dass depressive Patienten deutlich eifersüchtiger und besitzergreifender
sind als Gesunde.
- 62 Vergleich der Gruppe der gesunden Probanden und Partner depressiver
Probanden
Bei dieser Kombination zeigt der t-Test für den BoBi sowohl hinsichtlich der
Skala Angst (t(118)=-1,02, n.s.) als auch der Skala Vermeidung (t(119)=-0,94,
ns.s.) keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen. Das heißt,
gesunde Probanden und Partner von depressiven Teilnehmern unterscheiden
sich hinsichtlich ihres Bindungsverhaltens nicht signifikant.
Im MEIL ergeben die Berechnungen für Eros t(118)=1,72, p=.09, für Ludus
t(118)=1,5, n.s., für Storge t(117)=0,99, n.s., für Pragma t(119)=2,91, p<.01,
für Mania t(119)=0,26, n.s. und für Agape t(118)=-1,94, p<.05. Dies bedeutet,
dass gesunde Probanden tendenziell mehr erotische Liebe erleben als
Partner von depressiven Probanden. Zudem sind gesunde Studienteilnehmer
signifikant pragmatischer eingestellt als die Partner der depressiven
Stichprobe. Der Wert für Agape zeigt, dass Partner von depressiven Personen
aufopferungsvoller sind. Dieses Ergebnis lässt sich beim Mann-Whitney-U
Test jedoch nur noch tendenziell nachweisen (U=840,5, p=.07).
Vergleich der Gruppe der gesunden Probanden und depressiver Probanden
inklusive Partner („depressives Paar“)
Vergleicht man die Werte des BoBi für diese Stichprobe, lassen sich bei der
Skala Angst (t(141)=-2,40, p<.05) und bei der Skala Vermeidung (t(142)=2,43, p<.05) signifikante Unterschiede feststellen. Dies bedeutet, dass
„depressive Paare“ ängstlicher und vermeidender sind als Gesunde. Der
Mann-Whitney-U Test zeigt für Angst aber nur noch tendenziell signifikante
Ergebnisse (U=1,77, p=.06).
Betrachtet man die Skalen des MEIL zeigt sich für Eros eine Tendenz von
t(141)=1,87, p=.06. Dieses Ergebnis wird mit dem Mann-Whitney-U Test
sogar signifikant (U=1746, p<.05). Für Ludus (t(141)=0,38, n.s.) und für Storge
(t(140)=0,12, n.s.) zeigen sich keine signifikant unterschiedlichen Werte
zwischen den Gruppen. Die Skalen Pragma (t(142)=2,15, p<.05), Mania
(t(142)=-2,15,
p<.05)
und
Agape
(t(141)
=-2,18, p<.05) liefern wieder signifikante Ergebnisse. Insgesamt lassen die
Ergebnisse des MEIL darauf schließen, dass gesunde Paare mehr erotische
Liebe erleben, aber auch eine pragmatischere Einstellung aufweisen.
- 63 Depressive
Paare
hingegen
sind
deutlich
eifersüchtiger,
aber
auch
aufopferungsvoller.
Vergleich der Gruppe der gesunden und manisch-depressiven Probanden
In dieser Gruppe sind im BoBi die Ergebnisse des t-Tests der Skala Angst
(t(129)=-3,46, p<.001) signifikant unterschiedlich für beide Gruppen. Auch für
Vermeidung (t(129)=-2,10, p<.05 ergeben die Berechnungen signifikante
Ergebnisse, die sich dahingehend interpretieren lassen, dass manischdepressive Patienten ängstlicher und vermeidender in ihren Beziehungen sind
als Gesunde.
Bezüglich des MEIL zeigen sich bei den Skalen Eros (t(128)=1,65, p<.06) und
Ludus (t(128=-1,55, p=.07) tendenziell bedeutsame Unterschiede, die sich
aber im Mann-Whitney-U Test nicht mehr feststellen lassen (für Eros
U=1303,5, n.s. und für Ludus U=1367,5, n.s.). Für die Skalen Storge
(t(126)=0,27, n.s.), Pragma (t(129)=-0,93, n.s.) und Agape (t(128)=-1,63, n.s.)
lassen sich ebenfalls keine signifikanten Unterschiede feststellen. Einzig die
Skala Mania kann mit t(129)=-4,00, p<.01 signifikante Ergebnisse erbringen.
Das bedeutet, dass sich gesunde und manisch-depressive Probanden in ihren
Liebesstilen nur dahingehend unterscheiden, dass Patienten mit einer
bipolaren Erkrankung viel eifersüchtiger sind als gesunde Teilnehmer.
Vergleich der Gruppe der gesunden Probanden und Angehörige manischdepressiver Probanden
Sowohl auf der BoBi- Skala Angst (t(126))=-2,4, p<.05) als auch auf der Skala
Vermeidung (t(126)=-2,60, p<.01) zeigen sich signifikante Ergebnisse. Diese
weisen darauf hin, dass die Angehörigen von Patienten mit einer bipolar
affektiven Störung zu mehr ängstlichem und vermeidendem Verhalten in
Beziehungen tendieren als Personen mit gesunden Partnern.
Für den MEIL sind die Ergebnisse des t-Tests für Eros t(124)=-1,30, n.s., nicht
signifikant, aber die Ergebnisse des Mann-Whitney-U Test sind mit U=1006,
p=.07 zumindest tendenziell signifikant. Für die Skalen Ludus (t(125)=0,85,
n.s.), Storge (t(123)=1,26, n.s.) und Pragma (t(125)=0,24, n.s.) zeigen sich
keine signifikanten Unterschiede. Bei Mania (t(126)=-2,09, p<.05) ist das
Ergebnis des t-Test signifikant, der Mann-Whitney-U Test ergibt jedoch nur
- 64 noch eine Tendenz (U=1143, p=.07). Für Agape ist der t-Test nicht signifikant
(t(125)=-1,56, n.s.) aber der Mann-Whitney-U Test erbringt signifikante
Unterschiede (U=111,5, p<.05). Zusammenfassend lassen sich diese Werte
dahingehend interpretieren, das Gesunde in ihren Partnerschaften mehr
erotische Liebe erleben, als die Partner der manisch-depressiven Patienten.
Diese sind aber auch tendenziell eifersüchtiger und besitzergreifender sowie
deutlich
aufopferungsvoller
als
Gesunde.
Auf
den
anderen
Skalen
unterscheiden sie sich nicht.
Vergleich der Gruppe der gesunden Probanden und manisch-depressiver
Probanden inklusive Partner („manisch-depressives Paar“)
Bei diesem Gruppenvergleich sind die Ergebnisse ebenfalls auf beiden Skalen
signifikant. Die Prüfung der Skala Angst ergibt t(159)=-3,64, p<.01 und die der
Skala Vermeidung t(159)=-3,06, p<.01. Das bedeutet, dass Paare, bei denen
eine
Person
an
einer
manisch-depressiven
Störung
leidet,
in
Paarbeziehungen mehr Angst und Vermeidung zeigen.
Zudem zeigen sich auf den Skalen Eros (t(157)=2,03, p<.05), Mania (t(159)=3,85, p<.01) und Agape (t(158)=-2,02, p<.05) signifikante Ergebnisse. Für
Ludus (t(158)=-0,68), n.s.), Storge (t(154)=0,95, n.s.) und Pragma (t(158)=0,47) lassen sich keine bedeutsamen Unterschiede feststellen. Dies bedeutet,
dass sich in Beziehungen gesunder Paare deutlich mehr erotische Liebe
findet als bei Paaren, bei denen einer der Partner an Depressionen leidet.
Diese Paare sind dafür aber deutlich eifersüchtiger und aufopferungsvoller als
Gesunde.
Vergleich der Gruppe der gesunden Probanden und aller Partner
Bei diesem Vergleich ergeben sich im BoBi für die Skala Angst signifikante
Werte von t(148)=-2,23, p<.05 und auf der Skala Vermeidung signifikante
Werte von t(149)=-2,36, p<.05. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass
Partner von Patienten mit affektiven Störungen in ihren Beziehungen mehr
ängstliches und vermeidendes Verhalten zeigen.
Für den MEIL sind die Ergebnisse der Skala Eros (t(147)=1,9, p<.05) und
Agape (t(148)=-2,23, p<.05) signifikant. Für Ludus ergibt der t-Test mit
t(148)=1,47, n.s. keine signifikanten Unterschiede, aber der Mann-Whitney-U
- 65 Test ist mit U=2129,5, p=.08 zumindest tendenziell signifikant. Für Storge
(t(145)=1,45, n.s.) und Mania (t(149)=-1,30, n.s.) ergeben sich keine
signifikanten Unterschiede. Bei Pragma zeigen sich für den t-Test tendenziell
signifikante Werte von t(148)=1,86, p=.06, die aber im Mann- Whitney- U Test
nicht mehr signifikant sind (U=2127,5, n.s.). Zusammenfassend lässt sich
feststellen, dass Angehörige von Patienten mit affektiven Erkrankungen
weniger erotische Liebe aufweisen, aber dafür deutlich aufopferungsvoller
sind als Gesunde. Zudem sind Gesunde in der Liebe tendenziell spielerischer
als Partner von Patienten.
Vergleich der Gruppe der depressiven und manisch-depressiven Probanden
Hier zeigen sich im BoBi bei den beiden Skalen Angst und Vermeidung keine
signifikanten Unterschiede. Die Berechnung ergibt für Angst t(54)=-0,52, n.s.
und für Vermeidung t(54)=0,52, n.s.. Das zeigt, dass sich depressive und
manisch-depressive Patienten hinsichtlich ihres Bindungsverhaltens nicht
signifikant unterscheiden.
Auch der MEIL liefert keine signifikanten Ergebnisse. Im Detail gestalten sich
die Ergebnisse des t-Test wie folgt: Eros: t(54)=-0,50, n.s., Ludus: t(54)=
-0,56, n.s., Storge: t(52)=0,83, n.s., Pragma: t(54)=-1,51, n.s., Mania:
t(54)=0,03, n.s. und Agape t(54)=-0,03, n.s.. Das bedeutet, dass sich
depressive
und
manisch-depressive
Patienten
auch
hinsichtlich
ihrer
Liebesstile nicht bedeutsam unterscheiden.
Vergleich der Gruppe der Partner depressiver und manisch-depressiver
Probanden
Bei dieser Gruppe ergibt sich im BoBi für die Skala Angst ein Wert von t(50)=0,83, n.s. und für die Skala Vermeidung von t(51)=-1,19, n.s.. Dies lässt sich
dahingehend interpretieren, dass die Partner depressiver und manischdepressiver Patienten keine signifikanten Unterschiede bezüglich ihrer
Paarbindung zeigen.
Für den MEIL sind die Werte der Skalen Eros (t(50)=-0,50, n.s.), Ludus
(t(51)=-0,61, n.s.), Storge (t(48)=0,11, n.s.) und Agape (t(51)=0,37, n.s.) nicht
signifikant unterschiedlich. Für Pragma ergibt sich ein signifikanter Wert von
t(50)=-2,90, p<.05. Auf der Skala Mania (t(51)=-1,79, p=.08) sind die
- 66 Unterschiede nur tendenziell signifikant. Diese Ergebnisse weisen darauf hin,
dass Angehörige manisch-depressiver Patienten in der Liebe deutlich
pragmatischer und tendenziell eifersüchtiger sind als die Partner depressiver
Probanden.
Vergleich der Gruppe der „depressiven“ und „manisch-depressiven Paare“
Hier zeigen sich im BoBi sowohl auf der Skala Angst (t(106)=-0,71, n.s.), als
auch auf der Skala Vermeidung (t(107)=-0,36, n.s.) keine signifikanten
Ergebnisse. Das lässt darauf schließen, dass sich Paare, bei denen eine
Person von einer affektiven Störung betroffen ist, nicht signifikant in ihrem
Bindungsverhalten unterscheiden.
Für den MEIL ergaben sich auf den Skalen Eros (t(106)=0,10, n.s.), Ludus
(t(107)=-0,85, n.s.), Storge (t(102)=0,65, n.s.), Mania (t(107)=-1,21, n.s.) und
Agape (t(107)=0,25, n.s.) keine signifikanten Unterschiede. Lediglich die Skala
Pragma erbringt mit t(106)=-2,57, p<.01 ein signifikantes Ergebnis. Das heißt,
dass Paare, bei denen ein Partner von einer depressiven oder manischdepressiven Erkrankung betroffen ist, sich nur dahingehend bedeutsam
unterscheiden,
dass
„manisch-depressive
Paare“
eine
deutlich
pragmatischere Einstellung bezüglich der Liebe in der Paarbeziehung
aufweisen.
Vergleich der Gruppe der depressiven Probanden und deren Partner
Für die Skala Angst wird im BoBi ein Wert von t(43)=1,15, n.s. und für die
Skala Vermeidung von t(44)=1,46, n.s. berechnet. Dies bedeutet, dass sich
depressive Patienten und deren Partner nicht signifikant unterscheiden, wenn
man sie hinsichtlich ihrer Bindung vergleicht.
Auch im MEIL finden sich nur bei Mania signifikante Unterschiede von
t(44)=3,18, p<.01. Die Skalen Eros (t(44)=0,47, n.s.), Ludus (t(44)=1,66, n.s.),
Storge (t(43)=1,31, n.s.), Pragma (t(44)=1,28, n.s.) und Agape (t(44)=-0,45,
n.s.) wiesen keine signifikanten Ergebnisse auf. Das bedeutet, dass
depressive Probanden deutlich eifersüchtiger sind als ihre Partner, sich aber
in den anderen
unterscheiden.
Variablen des MEIL nicht bedeutsam voneinander
- 67 Vergleich der Gruppe der manisch-depressiven Probanden und deren Partner
Bei diesem Vergleich ergeben sich im BoBi keine signifikanten Ergebnisse.
Der Wert der Skala Angst liegt bei t(61)=0,68, n.s. und der von Vermeidung
bei t(61)=-0,15, n.s.. Dies zeigt, dass sich manisch-depressive Patienten und
deren Partner hinsichtlich ihrer Paarbindung nicht signifikant voneinander
unterscheiden.
Im MEIL zeigen sich nur tendenziell signifikante Unterschiede auf der Skala
Ludus von t(61)=1,86, p=.07. Für Eros (t(60)=-0,53), n.s.), Storge (t(57)=0,80,
n.s.), Pragma (t(60)=0,87, n.s.), Mania (t(61)=1,43, n.s.) und Agape (t(61=0,04, n.s.) können keine signifikanten Ergebnisse berechnet werden.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass manisch-depressive Patienten
tendenziell eifersüchtiger sind als ihre Partner, sich aber bezüglich der
Liebesstile sonst nicht voneinander unterscheiden.
Vergleich der Gruppe aller Patienten und aller Partner
Die Werte dieser Gruppe ergeben im BoBi für Angst t(106)=1,28, n.s. und für
Vermeidung t(107)=0,79, n.s.. Auch hier lassen sich keine statistisch
signifikanten Unterschiede in der Bindung für Patienten und deren
Angehörigen feststellen.
Der MEIL liefert signifikante Ergebnisse für die Skalen Ludus von t(107)=2,54,
p<.01 und für Mania von t(107)=3,07, p<.01. Die Ergebnisse der Skalen Eros
(t(106)=-0,16, n.s.), Storge (t(102)=-1,47, n.s.), Pragma (t(106)=-1,55, n.s.)
und Agape (t(107)=-0,31, n.s.) erreichen keine Signifikanz. Es lässt sich also
feststellen, dass Patienten mit affektiven Erkrankungen in der Liebe
spielerischer, aber auch eifersüchtiger sind als ihre Partner.
4.4.
Unterschiede
zwischen
den
Gruppen
hinsichtlich
der
Bindungstypen
Um aus den beiden Dimensionen Angst und Vermeidung Kategorien
bestimmen zu können, wurde eine Clusterzentrenanalyse mit vier Clustern
durchgeführt. Personen, die bei der Skala Angst und Vermeidung niedrige
Werte aufweisen, werden als sicherer Bindungstyp (Cluster 4) eingestuft. Eine
hohe Ausprägung von Vermeidung und Angst ist kennzeichnend für den
- 68 Bindungstyp ängstlich (Cluster 3). Als abweisend werden Individuen mit
weniger Angst, aber höherer Vermeidung (Cluster 2) eingestuft und das
Cluster verstrickt ist gekennzeichnet durch hohe Angst, aber niedrigere
Vermeidung (Cluster 1). Die exakten Ergebnisse finden sich in Tabelle 13.
Clusterzentren
1
2
3
4
BoBi: Angst
Skalensumme
67,93
53,61
85,63
42,24
BoBi: Vermeidung
Skalensumme
40,08
66,57
60,77
37,62
Tabelle 13: Ergebnisse der Clusteranalyse
Nach diesem Vorgang wurde eine Kreuztabelle mit den Variablen Bindungstyp
und Diagnosegruppe mit anschließendem Chi-Quadrat Test berechnet.
Für die Gegenüberstellung von gesunden und depressiven Paaren ergibt sich
folgende Verteilung in Tabelle 14.
Diagnosegruppe
Bindungstyp
Verstrickt
Abweisend
Ängstlich
Sicher
Tabelle
14:
Kreuztabelle
Anzahl
Prozentualer Anteil
innerhalb der Gruppe
Anzahl
Prozentualer Anteil
innerhalb der Gruppe
Anzahl
Prozentualer Anteil
innerhalb der Gruppe
Anzahl
Prozentualer Anteil
innerhalb der Gruppe
Bindungstyp*Diagnosegruppe
gesund depressiv
28
12
28,6%
26,7%
16
12
16,3%
26,7%
7
10
7,1%
22,2%
47
11
48,0%
24,4%
(gesund
und
depressiv)
Der Chi-Quadrat-Test ergibt χ² (3, N=143)= 11,83, p<.01. Das bedeutet, dass
in diesem Fall die Diagnose einer Depression signifikanten Einfluss auf die
Zuteilung zu einem bestimmten Bindungstyp hat.
- 69 Man findet bei gesunden Probanden mehr sicher gebundene Teilnehmer und
weniger abweisende und ängstliche. Der Anteil von verstrickten Personen ist
bei depressiven und gesunden annähernd gleich.
Betrachtet man die gesunden Paare und die Paare, bei denen die Diagnose
einer manisch-depressiven Erkrankung vergeben wurde, zeigen sich folgende
Ergebnisse:
Diagnosegruppe
Bindungstyp
Verstrickt
Abweisend
Ängstlich
Sicher
Anzahl
Prozentualer Anteil
innerhalb der Gruppe
Anzahl
Prozentualer Anteil
innerhalb der Gruppe
Anzahl
Prozentualer Anteil
innerhalb der Gruppe
Anzahl
Prozentualer Anteil
innerhalb der Gruppe
Gesund
28
bipolar
26
28,6%
41,3%
16
11
16,3%
17,5%
7
13
7,1%
20,6%
47
13
48,0%
20,6%
Tabelle 15: Kreuztabelle Bindungstyp*Diagnosegruppe (gesund und manisch
depressiv)
Das Ergebnis des Chi-Quadrat-Tests beläuft sich auf χ² (3, N=161)= 15,18,
p<.01. Dies bedeutet, dass auch hier die Diagnose einer manisch-depressiven
Störung einen signifikanten Einfluss auf die Zuteilung zu einem Bindungstyp
hat. Es zeigt sich, dass auch hier Gesunde häufiger sicher gebunden und
weniger verstrickt und ängstlich sind. Der Anteil der abweisend Gebundenen
ist relativ gleich verteilt in beiden Gruppen.
Betrachtet man die Gegenüberstellung von depressiven und manischdepressiven Paare, ergibt sich folgendes Bild:
- 70 Diagnosegruppe
Bindungstyp
Verstrickt
Anzahl
Prozentualer Anteil
innerhalb der Gruppe
Abweisend
Ängstlich
Anzahl
Prozentualer Anteil
innerhalb der Gruppe
Anzahl
Prozentualer Anteil
innerhalb der Gruppe
Sicher
Anzahl
Prozentualer Anteil
innerhalb der Gruppe
depressiv
12
bipolar
26
26,7%
41,3%
12
11
26,7%
17,5%
10
13
22,2%
20,6%
11
13
24,4%
20,6%
Tabelle 16: Kreuztabelle Bindungstyp*Diagnosegruppe (depressiv und
manisch depressiv)
Der Chi-Quadrat-Test liefert folgendes Ergebnis: χ² (3, N=108)= 2,84, n.s..
Das heißt, die Art der affektiven Störung hat keinen signifikanten Einfluss auf
die Zuteilung zu den Bindungskategorien generell. Besonders bei den
Kategorien ängstlich und sicher zeigen sich keine starken Unterschiede.
Depressive sind jedoch etwas abweisender als manisch-depressive Patienten
und diese sind wiederum verstrickter als die depressiven Patienten.
Zusammenfassend kann man hier, wie bei der dimensionalen Berechnung,
ebenfalls feststellen, dass Paare, bei denen einer die Diagnose einer
affektiven Störung erhalten hat, generell unsicherer gebunden sind als
gesunde Paar. Die Art der affektiven Erkrankung spielt auch hier für die
Bindung keine entscheidende Rolle.
4.5. Zusammenfassung der Ergebnisse des BoBi und des MEIL
Hinsichtlich der Bindung zeigt sich wie erwartet, dass depressive und bipolare
Patienten
in
ihrem
Bindungsverhalten
sowohl
ängstlicher,
als
auch
vermeidender sind als Gesunde. Diese Unterschiede gelten auch für Partner
von
manisch-depressiven Patienten, aber nicht für die Partner der
depressiven Patienten. Betrachtet man die affektiv gestörten Probanden und
deren Partner als eine Einheit, so lassen sich gegenüber Gesunden ebenfalls
- 71 deutlich
vermeidendere
und
ängstlichere
Verhaltensweisen
in
der
Paarbindung feststellen. Auch wenn man die gesunden Teilnehmer und alle
Partner von Patienten vergleicht, kommt man zu dem Ergebnis, dass
Gesunde weniger vermeidend und ängstlich sind als betroffene Partner.
Zwischen depressiven und manisch-depressiven Patienten und zwischen
deren Partnern lassen sich keine Unterschiede feststellen. Diese Ergebnisse
weisen darauf hin, dass affektive Erkrankungen generell mit einem unsicheren
Bindungsverhalten einhergehen, von dem nicht nur die Patienten, sondern
auch die Partner betroffen sind. Ob die Erkrankung depressiv oder manischdepressiv war, spielte in der untersuchten Stichprobe keine Rolle.
Betrachtet man die Stichprobe hinsichtlich der Bindungstypen, lässt sich
feststellen, dass „kranke Paare“ deutlich mehr unsichere Bindungstypen
aufweisen als gesunde Paare.
Im Hinblick auf die Liebesstile lassen sich die Ergebnisse in folgender Tabelle
zusammenfassen. Der Buchstabe t kennzeichnet Tendenzen.
Eros
Gesunde > Partner depressiver Patienten (t), Gesunde > Depressive Paare,
Gesunde > Manisch-depressive Patienten, Gesunde > alle Partner
Ludus
Manisch- depressive Patienten > deren Partner (t), alle Patienten > alle
Angehörigen
Storge
keine signifikanten Ergebnisse
Pragma
Gesunde > Partner depressiver Patienten, Gesunde > depressive Paare, Partner
manisch-depressiver Patienten > Partner depressiver Patienten
Mania
Depressive > Gesunde, Depressives Paar > Gesunde, Manisch- depressive
Patienten > Gesunde, Partner manisch-depressiver Patienten > Gesunde,
Manisch-depressive Paare > Gesunde, Partner manisch-depressiver Patienten >
Partner depressiver Patienten (t), Manisch-depressive Paare > Depressive Paar,
Depressive > deren Partner, alle Patienten > alle Partner
Agape
Partner depressiver Patienten > Gesunde (t), Depressive Paare > Gesunde,
Partner manisch-depressiver Patienten > Gesunde, Manisch-depressives Paar >
Gesunde, Alle Partner > Gesunde
Tabelle 17: Zusammenfassung der Ergebnisse des MEIL
Es zeigte sich, dass gesunde Paare im Vergleich zu den erkrankten Paaren
mehr erotische Liebe (Eros) aufweisen. Zudem sind gesunde Paare deutlich
pragmatischer (Pragma) als Paare mit depressiver Erkrankung. Außerdem
waren erkrankte Paare insgesamt, aber auch die betroffenen Patienten als
- 72 eigene Gruppe, deutlich eifersüchtiger und besitzergreifender (Mania) als
gesunde
Studienteilnehmer.
Weiterhin
waren
Angehörige
generell
aufopferungsvoller (Agape) als die gesunden Probanden. Betrachtet man die
Form der affektiven Erkrankung, ergeben sich keine Unterschiede zwischen
depressiven und manisch-depressiven Patienten oder deren Angehörigen.
Vergleicht man aber alle Patienten und alle Partner miteinander zeigt sich,
dass die Patienten deutlich eifersüchtiger (Mania) aber auch spielerischer und
unverbindlicher (Ludus) bezüglich der Liebesstile sind. Auffallend ist, dass der
Liebesstil Storge (freundschaftliche Liebe) in keinem Gruppenvergleich
Unterschiede hervorbrachte. Zusammenfassend zeigt sich anhand der
Ergebnisse der Testungen, dass Paare, bei denen einer von einer affektiven
Erkrankung betroffen ist, auch im Hinblick auf die Liebesstile Unterschiede
gegenüber gesunden Studienteilnehmern aufweisen.
4.6.
Zusammenhänge
zwischen
Bindung,
Liebesstilen
und
Partnerschaftsvariablen
Um der Fragestellung (2) aus Kapitel 2.7. nachgehen zu können, wurde eine
bivariate Korrelation nach Pearson berechnet. Die Überprüfung erfolgte
anhand der Berechnung des Kendall-Tau Koeffizienten. Die nachfolgende
Tabelle 18 zeigt die Ergebnisse nach Pearson.
Skala
PFB Gesamtscore PKS Verbundenheit
MEIL Eros
MEIL Ludus
MEIL Storge
MEIL Pragma
MEIL Mania
MEIL Agape
BoBi Angst
BoBi
Vermeidung
*p<.05; **p<.01
Tabelle
18:
.71**
-.19**
-.03
-.13
-.09
.10
-.32**
.16*
-.01
-.09
-.10
-.01
-.01
.03
-.62**
-.29**
Korrelationen
zwischen
Partnerschaftsvariablen nach Pearson
PKS
Unabhängigkeit
Liebesstilen,
PKS
Anregung/
Aktivität
-.01
.21**
-.05
.04
-.10
.07
-.14*
.04
-.10
.06
-.06
-.01
-.05
-.05
.07
Bindung
-.19**
und
- 73 Diese Ergebnisse zeigen, dass die Bindung in Zusammenhang mit der
Qualität der Partnerschaft zu stehen scheint. Je höher Angst und Vermeidung
ausgeprägt
sind,
desto
niedriger
ist
der
Gesamtscore
des
Partnerschaftsfragebogens. Zudem ist auch die Verbundenheit und Anregung
im PKS niedriger, je vermeidender die Bindung ausgeprägt ist.
Bei den Liebesstilen ist Eros am wichtigsten. Je höher dessen Ausprägung ist,
umso höher ist auch der Gesamtscore des PFB sowie die Verbundenheit und
die Anregung/Aktivität im PKS. Der Zusammenhang mit Verbundenheit ist bei
der Berechnung des nonparametrischen Verfahrens allerdings nicht mehr
signifikant. Der Stil Ludus wirkt sich signifikant negativ auf den PFB
Gesamtwert aus und je höher der pragmatische Liebesstil ausgeprägt ist,
desto niedriger fällt die Verbundenheit im PKS aus. Bei Mania zeigt sich im
nonparametrischen Verfahren, dass dieser Stil auf einem Signifikanzniveau
von p<.05 negativ mit Unabhängigkeit korreliert (τ = -.12).
Sonst zeigen sich in Bezug auf die Liebesstile keine signifikanten Ergebnisse.
Zusammenfassend zeigen diese Ergebnisse, dass die Bindung großen
Einfluss auf die Qualität der Partnerschaft hat und der Liebesstil Eros
ebenfalls einen wichtigen Beitrag dazu leistet.
4.7. Zusammenhänge zwischen Bindung, Liebesstilen und Alter
sowie Dauer der Beziehung
Um herauszufinden, ob die Dauer der Beziehung mit der Ausprägung der
Bindungssicherheit und der Liebesstile zusammenhängt, wurde eine bivariate
Korrelation
nach
Spearman
berechnet
und
zur
Überprüfung
als
nichtparametrisches Verfahren der Kendall-Tau Koeffizient. Tabelle 19
beinhaltet die Korrelationskoeffizienten.
- 74 Skala
MEIL Eros
MEIL Ludus
MEIL Storge
MEIL Pragma
MEIL Mania
MEIL Agape
BoBi Angst
BoBi Vermeidung
*p<.05; **p<.01
Alter in Jahren
-.09
-.01
.01
.05
.15*
.02
.09
.05
Dauer der aktuellen Beziehung
-.07
-.07
.00
.04
.09
-.04
-.02
.05
Tabelle 19: Korrelationen zwischen Liebesstilen, Bindung, Dauer der
Partnerschaft und Alter nach Pearson
Hier zeigt sich als einzig signifikantes Ergebnis, dass Mania mit dem Alter
zunimmt. Dieses Ergebnis lässt sich allerdings mit dem non-parametrischen
Verfahren nicht absichern. So kann davon ausgegangen werden, dass weder
das Alter noch die Dauer der Beziehung bei der Bindung und den Liebesstilen
eine Rolle spielt. Die Interpretation, dass sowohl Liebesstile als auch
Bindungsverhalten stabile Merkmale sind, scheint somit zulässig.
4.8. Zusammenfassung aller Ergebnisse
Nach den Ergebnissen der Analysen dieser Untersuchung unterscheiden sich
Partnerschaften, in denen eine Person an einer affektiven Erkrankung leidet
hinsichtlich der Bindung und den Liebesstilen von Partnerschaften, in denen
beide Partner psychisch gesund sind. Diese Unterschiede erreichen zum Teil
ein statistisch signifikantes Niveau. Bei betroffenen Paaren ist mehr Angst und
Vermeidung zu finden und generell weniger der sichere Bindungstyp. Dies
korreliert negativ mit der Beziehungsqualität und ist unabhängig vom Alter der
Personen und der Dauer der Beziehung.
In Bezug auf die Liebesstile zeigen sich vor allem bei Eros, Mania und
Pragma große Unterschiede dahingehend, dass Gesunde generell mehr
erotische Liebe erleben, pragmatischer und weniger eifersüchtig sind als
betroffene Paare. Diese Unterscheide sind ebenfalls unabhängig vom Alter
und der Dauer der Beziehung. Zudem ist Eros ein positives und Ludus ein
negatives Korrelat der Qualität der Paarbeziehung.
- 75 -
5. Diskussion
In diesem Kapitel sollen Limitationen und Stärken der Studie aufgezeigt und
die Ergebnisse in Bezug zu den Fragestellungen aus Kapitel 2.7 gestellt
werden. Zudem soll die Praxisrelevanz der Studie dargestellt und Anregungen
für künftige Forschung gegeben werden.
5.1. Allgemeine Diskussion
5.1.1. Limitationen und Würdigung der Studie
Stichprobengröße
Nimmt man die Teilnehmer als Paare zusammen, so ist die Stichprobengröße
mit 46 Personen bei den depressiven, 64 bei den manisch-depressiven und
98 bei den gesunden Personen ausreichend, um valide Schlussfolgerungen
ziehen zu können. Dennoch ist die Größe der verschiedenen Gruppen
unterschiedlich. Die Mindestanzahl von 30 Personen ist aber in jeder Gruppe
erreicht worden. In den Berechnungen mit den einzelnen Untergruppen (z.B.
nur depressive Probanden) werden diese Zahlen halbiert (z.B. 23 depressive
Probanden als eine Gruppe). Dies ist sicherlich eine sehr kleine Stichprobe,
doch viele Ergebnisse werden trotzdem signifikant. Dies spricht ebenfalls für
die
Aussagekraft
der
Ergebnisse.
Es wäre
jedoch
interessant,
die
Fragestellungen an einer noch größeren Zahl an Probanden zu untersuchen
um die Befunde replizieren zu können und eine bessere Generalisierbarkeit zu
erreichen.
Teilnehmer
Generell ist die Teilnahme von Paaren, die sich aktuell tatsächlich in einer
Beziehung befinden, ein sehr guter Ausgangspunkt. Nur so lässt sich die
Qualität der Partnerschaft zuverlässig erfassen. Das Außergewöhnliche an
dieser Studie ist, dass die Teilnehmer immer zusammengehörige Paare
waren. So lassen sich interessante und aussagekräftige Berechnungen (z.B.
Unterschiede
zwischen
depressiven
Personen
und
deren
Partnern)
durchführen und verschiedene Perspektiven betrachten. Dies ist ein großer
- 76 Vorteil gegenüber anderen Studien, in denen zum Beispiel nur depressive
Probanden und Gesunde befragt werden. Aber nur wenn man beide Partner
einbezieht, kann man die Partnerschaft aus beiden Blickwinkeln beleuchten.
Die Rekrutierung der Teilnehmer gestaltet sich in unserem Fall allerdings
etwas schwieriger, da immer beide Personen bereit sein mussten, den
Fragebogen auszufüllen. Dies erklärt wiederum die geringe Größe der
Stichprobenpopulation.
Die Zusammensetzung der Stichprobe ist eher inhomogen, was für eine
externe Validität der Studie spricht. Die Altersspanne der Teilnehmer ist relativ
groß (von 20-75 Jahren), die Dauer der Partnerschaft variiert von 1-53 Jahren
und es sind verschiedenste Berufsgruppen vertreten (siehe Kapitel 3.2). Dies
spricht für eine gute Repräsentativität der Studie, wohingegen es jedoch die
Untergruppen verkleinert.
Betrachtet man die erkrankten Teilnehmer, ist an der Studie hervorzuheben,
dass diese mit akut erkrankten und schwerer betroffenen Personen
durchgeführt wurde. Dies lässt Aussagen zu, wie stark auch z.B. schwere
depressive Episoden die Beziehung belasten und ist auch im Hinblick auf die
Bindung und die Liebesstile interessant. Natürlich ist eine gewisse Selektion
durch die Durchführung in einer Universitätsklinik nicht ausgeschlossen. Da
hier kein Versorgungsauftrag herrscht, müssen Patienten unter Umständen so
weit stabil sein, eventuell eine Wartezeit auf sich zu nehmen.
Bei manchen Patienten bestanden Komorbiditäten (siehe Kapitel 3.2), deren
Raten aber so gering sind, dass sie vernachlässigbar erscheinen und das
Ergebnis
nicht
beeinflussen,
zumal
Persönlichkeitsstörungen,
die
tiefgreifendere Probleme mit sich bringen, ausgeschlossen wurden. Auch
dieser Aspekt könnte die geringe Größe der Studienpopulation erklären, da
angenommen werden könnte, dass an Universitätskliniken wie in diesem Fall
Erlangen und Würzburg eher schwerer erkrankte Patienten mit unter
Umständen Mehrfachdiagnosen behandelt werden, die den Verlauf der
Depression aggravieren, wie dies bei Persönlichkeitsstörungen oft der Fall ist
Untersuchungen an bipolaren Patienten hinsichtlich Liebe und Bindung sind
eher selten. So kann diese Studie einen wichtigen Beitrag auf diesem Gebiet
leisten. Betrachtet man die manisch-depressiven Patienten genauer, so fällt
auf,
dass
der
Großteil
der
Teilnehmer
sich
zum
Zeitpunkt
der
- 77 Studienteilnahme in einer depressiven Phase befand (siehe Kapitel 3.2), was
ebenfalls eine gewisse Selektion darstellt. Aus theoretischer Perspektive ist
dies jedoch nachvollziehbar, da bei den meisten manisch-depressiven
Patienten häufiger depressive Phasen vorkommen (Hautzinger & Meyer,
2011). Diese Realität bildet sich auch in der untersuchten Stichprobe ab.
Messinstrument
Die verwendeten Instrumente sind alle als valide und reliabel einzustufen
(siehe Kapitel 3.3). Allerdings ist der Fragebogen insgesamt sehr umfangreich
und erfordert von Patienten mit einer psychischen Störung ein hohes Maß an
Konzentration. Deshalb wurde bei den Probanden immer wieder betont, den
Fragebogen schrittweise durchzugehen und Pausen zu machen. Die nur
geringen fehlenden oder nicht verwertbaren Werte sprechen dafür, dass es für
die Patienten trotzdem zumutbar war. Zudem ist das Fragebogenverfahren
viel ökonomischer als die Feststellung mittels Interview. So konnten sehr viele
Daten mit vergleichsweise moderatem Aufwand gesammelt und verschiedene
Fragestellungen beantwortet werden.
5.2. Diskussion bezogen auf die Fragestellungen
5.2.1. Zu Fragestellung 1: Dimensionale und kategoriale Unterschiede
zwischen den Gruppen bei der Bindung
Zusammenfassend kann man feststellen, dass es sowohl dimensionale als
auch kategoriale Unterschiede in der Bindung von gesunden und betroffenen
Paaren gibt. Diese zeigen sich in mehr Angst und Vermeidung und generell
mehr nicht-sicheren Bindungstypen bei betroffenen Paaren und auch bei
erkrankten Personen als einzelne Gruppe. Diese Ergebnisse sind konform mit
dem derzeitigen Stand der Forschung (siehe Kapitel 2.2), der die
Bindungsprobleme als zugrundeliegende Faktoren für ein negatives Fremdund/oder Selbstbild sieht und somit auch zur Entwicklung von depressiven
Erkrankungen beiträgt (z. B. Roberts, Gotlib & Kassel, 1996; Murphy & Bates,
1997).
- 78 Im Hinblick auf die depressiven und manisch-depressiven Personen zeigen
sich keine Unterschiede. Dies könnte darin begründet sein, dass der Großteil
der manisch-depressiven Patienten überwiegend depressive Phasen berichtet
und somit die bipolare Erkrankung ähnlich einer Depression erlebt wird. Es
könnte aber auch ein Anhaltspunkt dafür sein, dass bei schweren affektiven
Erkrankungen generell eine Bindungsstörung vorhanden ist, die sich in
verschiedene Richtungen entwickeln kann.
Interessant ist dabei auch die Rolle der Partner. Die Ergebnisse zeigen, dass
insgesamt die Partner affektiv gestörter Patienten ebenfalls ängstlicher und
vermeidender sind als gesunde Probanden. Dies kann bei der Entstehung von
erneuten Krankheitsepisoden auf Seiten der Patienten ebenfalls ein wichtiger
Faktor sein (Whiffen, Kallos-Lilly & MacDonald, 2001). Ob bei den Partnern
allerdings das stärker unsichere und vermeidende Bindungsverhalten seit der
Kindheit existiert oder ob es durch die Erkrankung des Partners entscheidend
geprägt wird, bleibt eine wichtige Frage, die in zukünftigen Studien
berücksichtigt werden sollte.
Ein interessantes Ergebnis ist auch, dass sich Partner und Betroffene
affektiver Erkrankungen hinsichtlich der Bindung nicht unterscheiden. Hier
wäre es notwendig, herauszufinden, warum dann die Partner keine
psychische Störung entwickeln. Es ist denkbar, dass hier die Erblichkeit und
das Vorhandensein individueller Ressourcen ebenfalls wichtige Faktoren sind.
5.2.2. Zu Fragestellung 2: Unterschiede zwischen gesunden und betroffenen
Paaren bezüglich der Liebesstile
In Bezug auf diese Fragstellung zeigen die Ergebnisse wichtige Unterschiede.
Zusammenfassend gestalten sich diese wie in Tabelle 17 (siehe 4.5)
dargestellt. Die Tabelle verdeutlicht, dass bei allen Liebesstilen außer Storge
signifikante Unterschiede festzustellen sind. Wie in der Literatur beschrieben,
erleben gesunde Personen mehr erotische Liebe als betroffene Patienten oder
deren Partner. Dies stimmt zum Beispiel mit der Arbeit von Bierhoff &
Schwennen (2002) überein. Betrachtet man die Kriterien einer depressiven
Episode, die neben Gefühlen der Niedergeschlagenheit und Traurigkeit unter
anderem auch Libidoverlust beinhalten können, scheint dieses Ergebnis nicht
- 79 verwunderlich. Der Liebesstil Eros definiert sich zum großen Teil über sexuelle
Anziehungskraft und starke positive Gefühle gegenüber dem Partner. Dies
sind genau solche Merkmale, die Patienten mit affektiven Erkrankungen meist
nicht erfüllen. Interessant ist, dass auch die Partner psychisch erkrankter
Personen weniger erotische Liebe erleben. Dies ließe sich möglicherweise
durch die Beeinträchtigungen des erkrankten Partners im Sinne des
Reziprozitätsprinzips erklären. Wenn durch die affektive Erkrankung die Lust
am Sexualleben verloren geht, hat dies natürlich auch unmittelbare
Auswirkungen auf den Partner. Seine Annäherungsversuche werden vielleicht
häufiger zurückgewiesen, sodass er sich im Verlauf der Erkrankung mehr
zurückzieht und immer weniger Versuche startet, den Partner zu verführen.
Außerdem ist ebenfalls denkbar, dass ein Partner, der antriebslos, traurig und
von
negativen
Gedanken
geplagt
wird,
dadurch
weniger
erotische
Ausstrahlung besitzt und dies ebenfalls ein Faktor ist, warum der Stil Eros
geringer ausgeprägt ist. Es ließe sich aber auch eine andere Erklärung
vermuten. Denkbar wäre ebenfalls, dass beide Partner von Anfang an
niedrigere Ausprägungen bei Eros aufweisen. Das bedeutet, es gibt weniger
starke und positive Gefühle und auch die sexuelle Anziehung ist geringer. Für
diese These spricht, dass Eros generell höher bei Personen mit einem
positiven Selbstwertgefühl ausgeprägt ist (Bierhoff, Grau & Ludwig, 1993).
Psychisch kranke Personen, besonders depressive Patienten, haben
hingegen
generell
weniger
Selbstwert
und
somit
auch
niedrigere
Ausprägungen bei Eros. Dies kann über einen längeren Zeitraum gesehen zu
Problemen in der Partnerschaft und zu der Entwicklung einer psychischen
Erkrankung beitragen. Vermutlich interagieren beide Aspekte miteinander und
prägen dann das komplexe Bild der Partnerschaft unter Berücksichtigung
einer psychiatrischen Erkrankung.
Betrachtet man die Berechnungen für den Liebesstil Ludus, so lässt sich als
einzig signifikantes Ergebnis feststellen, dass Patienten hier eine höhere
Ausprägung aufweisen als deren Partner. Da Ludus eher mit unsicheren
Bindungsstilen, speziell vermeidenden Tendenzen assoziiert ist (Levy &
Davis, 1988 & Fricker & Moore, 2002) und diese wiederum häufiger bei
psychisch erkrankten Personen zu finden sind (Difilippo & Overholser, 2002),
scheint dieses Ergebnis ebenfalls plausibel. Es ist allerdings verwunderlich,
- 80 dass es nicht noch weitere signifikante Unterschiede gab. So wäre zum
Beispiel
denkbar,
dass
manisch-depressive
Patienten
hier
höhere
Ausprägungen aufweisen als gesunde Personen, da in manischen Phasen per
Definition häufig eine gesteigerte sexuelle Aktivität vorhanden ist, die sich
auch auf mehrere Partner beziehen kann. Dies ist den Merkmalen des
Liebesstil Ludus sehr ähnlich. Laut Bierhoff, Grau & Ludwig (1993) besitzt
dieser Liebesstil aber generell die geringste Zustimmung, das bedeutet,
befragte Personen lehnen ihn in der Selbsteinschätzung eher ab. Dies könnte
darauf hindeuten, dass in dieser Studie das Problem der sozialen
Erwünschtheit eine Rolle gespielt haben könnte und Befragte nicht gerne
zugeben wollten, oft mit mehreren Partnern gleichzeitig sexuelle Kontakte zu
haben.
Eine
andere
Erklärung wäre,
dass die
manisch-depressiven
Probanden sich wie bereits erwähnt häufiger in einer depressiven Phase
befanden, somit auch die Libido beeinträchtigt war und Sexualkontakte auch
mit anderen Partner eher selten stattfanden.
Für den Liebesstil Storge fanden sich keine signifikanten Ergebnisse. Das
bedeutet, seine Ausprägung ist über alle untersuchten Gruppen hinweg relativ
gleich. Dies stimmt mit bisherigen Forschungsergebnissen (Bierhoff, Grau &
Ludwig, 1993; Hahlweg, 1979, Schwennen & Bierhoff, 2002; Neumann &
Tress, 2005) überein, die ebenfalls keine Zusammenhänge von Storge und
psychischen Erkrankungen feststellen konnten. Der Beitrag dieses Liebesstils
für die Forschung ist also fraglich, da sich zudem in dieser Studie auch
keinerlei Zusammenhänge mit Partnerschaftsvariablen fanden.
In Bezug auf den Liebesstil Pragma zeigten die Ergebnisse, dass Gesunde im
Vergleich zu depressiven Paaren signifikant höhere Werte erzielten. Dies
scheint insofern nachvollziehbar, als dass Pragma mehr Rationalität und
weniger intensive Gefühle, auch im negativen Sinne, beinhaltet. Betrachtet
man sich die Expressed Emotion Theorie (Überblick in Hahlweg & Baucom,
2008), so zeigt sich, dass bei von affektiven Störungen betroffenen Paaren
häufiger
eine
Kommunikation
vorherrscht,
die
ein
emotionales
Überengagement und Kritik beinhaltet. Dies erhöht das Risiko eines Rückfalls
enorm. Der Liebesstil Pragma erfasst genau gegenteiliges Verhalten, nämlich
rational, sachlich und weniger emotional. So könnte sich auch erklären lassen,
warum gesunde Paare hier eine höhere Ausprägung haben. Eventuell
- 81 herrschen hier generell weniger Expressed Emotions vor. Interessant ist auch,
dass Partner manisch-depressiver Patienten pragmatischer orientiert sind als
Partner depressiver Patienten. Dies könnte sich auf die längere Dauer der
Erkrankung
bei
manisch-depressiven
Patienten
(siehe
Kapitel
3.2)
zurückführen lassen. Im Mittel sind diese nämlich schon fünf Jahre länger
erkrankt als depressive Patienten und auch häufiger und länger stationär
behandelt worden. Das könnte bedeuten, dass Angehörige von manischdepressiven Patienten mehr Zeit hatten, sich auf die Erkrankung des Partners
einzustellen und auch mehr Erfahrung im Umgang damit haben, sodass sie
einen rationaleren und weniger emotionalen Partnerschaftsstil bevorzugen,
der einen Rückfall verhindern soll oder aber ihnen den Umgang mit der
Erkrankung erleichtert.
Wie auch in anderen Studien (z.B. Schwennen & Bierhoff, 2002) beschrieben,
haben psychisch erkrankte Personen in der vorliegenden Arbeit höhere Werte
bei Mania als Gesunde und als ihre Partner. Dies bedeutet, sie sind
eifersüchtiger, besitzergreifender und benötigen mehr Rückversicherung und
Aufmerksamkeit vom Partner. Dieses Ergebnis ist nicht verwunderlich, wenn
man bedenkt, dass bei Personen mit hoch ausgeprägtem Mania-Stil oft eine
Selbstwertproblematik zugrunde liegt (Bierhoff, Grau & Ludwig, 1993). Dies
passt zu dem Bild einer affektiven Störung, insbesondere einer depressiven
Phase. In dieser ist das Selbstbild verstärkt von Gefühlen der Minderwertigkeit
und Unattraktivität geprägt. Das kann dazu führen, dass Patienten sich auch
in der Partnerschaft nicht liebenswert fühlen und vielleicht deshalb Angst
haben, der Partner könnte sich in jemand anderen verlieben, der besser und
wertvoller ist, als man selbst von sich annimmt. Dies kann Eifersucht und
ängstlich- anklammerndes Verhalten gegenüber dem Partner fördern. Da die
manischen-depressiven Patienten in der untersuchten Stichprobe häufiger
depressive Phasen erleben, passt deren höhere Ausprägung bei Mania
ebenfalls ins Bild. Es wäre aber auch denkbar, dass sie sich ihres Verhaltens
in den manischen Phasen schämen und zum Beispiel wegen verstärkter
Promiskuität Angst haben, der Partner könnte sie verlassen. Dies könnte auch
erklären, warum die Partner von manisch-depressiven Patienten eine
signifikant höhere Ausprägung bei Mania aufweisen als Gesunde oder
tendenziell eine höhere Ausprägung als Partner depressiver Patienten. Es
- 82 wäre vorstellbar, dass in einer manischen Phase bereits ein Kontakt mit
anderen Sexualpartnern stattgefunden hat und die Partner deshalb aus
gegebenem
Anlass
misstrauischer
und
eifersüchtiger
sind,
mehr
Rückversicherung benötigen und Angst davor haben, dass die Patienten
erneut untreu sein könnten.
Betrachtet man die Ergebnisse bezüglich des Liebesstils Agape, so zeigt sich,
dass die Partner psychisch erkrankter Personen höhere Ausprägungen
aufweisen als gesunde Studienteilnehmer. Dies ist wenig verwunderlich, wenn
man bedenkt, dass der Liebesstil Agape mit aufopferungsvollem und
selbstlosem Verhalten einhergeht, bei dem eigene Bedürfnisse eher
untergeordnet werden. Es ist gut vorstellbar, dass Partner psychisch
erkrankter Patienten sich sehr viel um die Betroffenen kümmern, sie
unterstützen und dabei eigene Bedürfnisse vernachlässigen. Dies ist mit der
Verstärkungstheorie als Aufrechterhaltung der psychischen Erkrankung
konsistent. Angehörige erleben zum Beispiel beständiges Klagen und die
Lustlosigkeit des Partners als aversiv und verhalten sich deshalb noch
positiver, um den Betroffenen nicht noch mehr zu belasten. Dies ist aber
längerfristig eine positive Verstärkung des störenden Verhaltens und somit ein
zentraler aufrechterhaltender Faktor für die Erkrankung (siehe Hahlweg &
Baucom, 2008).
Generell weisen diese Ergebnisse darauf hin, dass psychisch erkrankte Paare
und Patienten nicht nur Bindung sondern auch Liebe anders erleben als
Gesunde. Dies sollte in der Behandlung unbedingt berücksichtigt werden, um
Rezidiven durch die Schaffung einer stabilen und glücklichen Partnerschaft,
vorzubeugen.
5.2.3. Zu Fragestellung 3: Zusammenhänge zwischen Bindung, Liebesstilen
und Partnerschaftsvariablen
Bezüglich der Bindung konnte gezeigt werden, dass sowohl Angst als auch
Vermeidung mit einem niedrigeren PFB-Gesamtwert, also einer geringeren
Partnerschaftsqualität einhergehen. Dieser Befund steht im Einklang mit
anderen Forschungsergebnissen zu diesem Thema (Fricker & Moore, 2002;
Neumann, Rohmann & Bierhoff, 2007; Feeney, 2008). Zudem korreliert
- 83 Vermeidung signifikant negativ mit Verbundenheit und Anregung in der
Beziehung. Diese Ergebnisse sind ein Hinweis darauf, dass es in der
Paartherapie sehr gewinnbringend sein könnte, nicht nur beispielhaft an
Kommunikationsstrategien zu arbeiten, sondern auch Bindungsmuster zu
reflektieren, zu verstehen und zu bearbeiten, um eine längerfristige
Stabilisierung der Zufriedenheit in der Partnerschaft erreichen und so
möglicherweise einer erneuten Krankheitsphase bei Patienten vorbeugen zu
können.
Betrachtet man die Liebesstile, so erweisen sich Eros und Ludus als wichtigste
Korrelate der Partnerschaftsqualität. Eros korreliert positiv mit dem PFBGesamtscore sowie der Verbundenheit und der Anregung in der Beziehung.
Ludus hingegen weist einen negativen Zusammenhang mit dem PFBGesamtwert auf. Diese Ergebnisse decken sich mit bisherigen Befunden
(Fricker & Moore, 2002 Bierhoff, Grau & Ludwig, 1993). Dies zeigt, dass es in
der Paartherapie generell aber auch besonders in der Paartherapie mit von
psychischen Erkrankungen betroffenen Paaren, von großer Bedeutung sein
kann, am Wiederaufleben der erotischen Liebe zu arbeiten, um die
Zufriedenheit zu verbessern. Dies ist in Übereinstimmung zu den Ergebnissen
zu Fragstellung (1). Hier zeigte sich, dass Gesunde mehr erotische Liebe
erleben.
Dies zusammen
mit
der
eher
sicheren
Bindung
vermittelt
wahrscheinlich die Zusammenhänge zwischen dem Vorhandensein einer
affektiven Erkrankung und der niedrigeren Partnerschaftsqualität, die bei
Wieser et al. (2015) dargestellt sind.
5.2.4. Zu Fragestellung 4: Veränderung der Bindung und der Liebesstile über
die Dauer der Beziehung und mit dem Alter
Im Hinblick auf diese Fragestellung zeigte sich, dass weder die Bindungsnoch die Liebesstile signifikant mit dem Alter der Probanden oder der Dauer
der Beziehung korrelieren. Das bedeutet, dass sowohl die Bindung als auch
die Art und Weise zu lieben zumindest im Erwachsenenalter als stabile
Merkmale angesehen werden können. Hier wird nochmals die Annahme von
Hazan & Shaver (1987) bestätigt, die Bindung als stabiles Merkmal einstuften.
Dies könnte heißen, dass ungünstige Bindungs- und Liebesmuster eher einer
- 84 affektiven psychischen Erkrankung zugrunde liegen beziehungsweise als
Vulnerabilitätsfaktoren diskutiert werden müssten als eine Begleiterscheinung
der Erkrankung sind. Umso wichtiger ist es, diesen Aspekt auch in der
Psychotherapie zu berücksichtigen. Auch mit Patienten, die aktuell keinen
Partner haben, dürfte es sehr sinnvoll sein, die Bindungsmuster zu
reflektieren.
Besonders Patienten mit
stark ausgeprägter Angst und
Vermeidung, haben große Schwierigkeiten befriedigende enge Beziehungen
aufzubauen und sind so häufiger alleine oder mit Bindungsabbrüchen
konfrontiert, auch wenn eine stabile Partnerschaft gewünscht wird. Bevor sie
aber in der Lage sind, eine stabile und zufriedenstellende Partnerschaft
einzugehen, die das Wohlbefinden fördert und gegebenenfalls sogar Rückfälle
verhindert, muss am Umgang mit den zugrundeliegenden Bindungsmustern
gearbeitet werden.
5.3. Bedeutung der Studie für die Praxis
Diese
Studie
demonstriert,
dass
bei
affektiven
Erkrankungen
die
Bindungsmuster und die Liebesstile eine wichtige Rolle spielen. Dies sollte in
der Behandlung unbedingt Beachtung finden.
Zum einen betont die Studie, dass der Einbezug von Partnern in den
therapeutischen Prozess unabdingbar ist. Wie auch Wieser et al. (2015)
belegen konnte, ist die Partnerschaftsqualität bei affektiv gestörten Patienten
geringer und dies kann zur Aufrechterhaltung der Erkrankung und zum
Auftreten erneuter Krankheitsschübe beitragen. Hier wäre die Entwicklung
einer Konzeption wichtig, die sich nicht nur auf Kommunikationsstrategien und
den gemeinsamen Umgang mit der Erkrankung richtet, sondern explizit auch
Bindungsmuster und die Art und Weise zu Lieben mit einbezieht und
behandelt. Es ist auf jeden Fall zu empfehlen in der diagnostischen Phase
Fragebögen wie den MEIL, den BoBi oder den PFB, wenn möglich auch vom
Partner, auszuwerten, um ein besseres und umfassenderes therapeutisches
Behandlungskonzept
erarbeiten
zu
können.
Dies
kann
für
das
Therapieergebnis von entscheidender Bedeutung sein. McBride, Atkinson,
Quilty & Bagby (2006) konnten nachweisen, dass die Art der Bindung von
Patienten beim Outcome der Therapie eine wichtige Rolle spielt. Die Studie
- 85 verdeutlichte, dass zum Beispiel eher vermeidend gebundene Patienten
besser von einer kognitiven Verhaltenstherapie als von einer Interpersonellen
Therapie profitieren. Bettmann (2006) unterstrich in ihrem Fallbericht, dass die
Betrachtung der Probleme von depressiven Patienten durch die theoretische
Brille der Bindungstheorie sehr gewinnbringend und hilfreich, sowohl für den
Patienten als auch den Therapeuten sein kann und die Behandlung
bereichert. Auch Grawe (1998) betont die therapeutische Beziehung als
wichtigen Wirkfaktor der Psychotherapie. Der Überblick von Lambert & Barley
(2008)
über
den
aktuellen
Forschungsstand
der
Wirkfaktoren
einer
Psychotherapie zeigt, dass 30% der Wirkung über die therapeutische
Beziehung vermittelt werden. Methoden machen hingegen nur 15% aus. Die
vorliegende Studie weist ebenfalls in diese Richtung. Es konnte gezeigt
werden, dass affektive Störungen und unsicheres Bindungsverhalten eng
miteinander verknüpft sind und negativ mit der Qualität vorhandener
Partnerschaften korrelieren. Hier ist es für eine erfolgreiche Behandlung sehr
wichtig, Bindungsmuster explizit herauszufiltern und zu bearbeiten. Die
Gestaltung der therapeutischen Beziehung spielt hierbei eine wichtige Rolle.
Sie sollte komplementär sein, das heißt den Bedürfnissen und Motivstrukturen
des Patienten angepasst und ihm unbedingt Wertschätzung und Akzeptanz
vermitteln. Außerdem sollte der biografischen Arbeit und somit auch der
Bindungsgeschichte
viel
Raum
in
der
Therapie
gegeben
und
zugrundeliegende Schemata herausgearbeitet und modifiziert werden. Vor
allem Therapeutenverhalten, das die Bedürfnisse des Patienten z.B. nach
Anerkennung
und
Wärme,
erfüllt
und
ihm
eine
korrigierende
Beziehungserfahrung ermöglicht, ist ein wirksames Mittel bei der Behandlung
psychischer Störungen. So kann der Patient längerfristig befriedigende
Beziehungen eingehen, die zur Genesung bzw. Stabilisierung beitragen.
Eine weitere wichtige Anregung dieser Studie ist, dass bei der erfolgreichen
Therapie affektiv gestörter Patienten auch eine Rolle spielen könnte, welchem
Bindungstyp sie konkret zuzuordnen sind. Laut Strauß (2008) suchen
Personen mit vermeidenden Bindungstendenzen seltener Hilfe, möchten mehr
Autonomie und die Entwicklung einer positiven therapeutischen Beziehung ist
für sie besonders schwierig. Personen mit verstrickter Bindung hingegen sind
eher fordernd und entwickeln eine stärkere Bindung an den Therapeuten.
- 86 Solche nicht-sicheren Bindungsmuster finden sich bei affektiv gestörten
Patienten
sehr
häufig
und
erfordern
völlig
unterschiedliche
Herangehensweisen seitens des Therapeuten, um eine komplementäre
Beziehungsgestaltung zu erreichen und somit die Basis für die Anwendung
spezifischer Methoden zu gewährleisten. Hier kann es sehr hilfreich sein, in
die Therapie auch eine Erfassung der Bindungsmuster, z.B. durch den BoBi,
einzubeziehen und für die Erarbeitung des therapeutischen Konzepts zu
nutzen.
Zusammenfassend verdeutlicht die Studie, dass sich Paaren, die von
affektiven Erkrankungen betroffen sind, hinsichtlich tiefergreifender Konzepte
von Liebe und Bindung deutlich von gesunden Paaren unterscheiden. Dies
sollte in der Therapie unbedingt berücksichtigt und mitbehandelt werden. Ein
gutes Konzept zur Behandlung bei depressiven Patienten, das den
Beziehungsaspekt verstärkt einbringt, ist zum Beispiel das Cognitive
Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) von McCollough
(2007). Hier werden zwischenmenschliche Interaktionen, besonders die in der
therapeutischen Beziehung, reflektiert und neue interpersonelle Strategien
erarbeitet. Generell finden die Bindungstheorie und die damit verbundenen
therapeutischen Implikationen immer größeren Einzug auch in die Domäne
der Verhaltenstherapie (z.B. CBASP, schematherapeutische Elemente). Diese
Entwicklung ist sehr zu begrüßen und sollte vorangetrieben werden.
5.4. Anregungen für zukünftige Forschung
Unter Berücksichtigung der Publikationen zum Thema fällt auf, dass es sehr
wenige spezifische Forschungsergebnisse zum Thema Bindung, Liebe und
Partnerschaft bei manisch-depressiven Patienten gibt. Die vorliegende Studie
legt zwar nahe, dass sie sich bei Bindungsdimensionen und Liebesstilen kaum
von depressiven Patienten unterscheiden, dieses Ergebnis sollte aber noch
validiert werden. Zudem wäre es interessant, Patienten mit häufigeren
manischen Episoden zu untersuchen, um deren Liebesstile, Bindung und
Partnerschaftsqualität noch detaillierter erfassen und behandeln zu können.
Auch eine Replikation der Studie mit einer noch größeren Anzahl an
Probanden wäre wünschenswert, um die Ergebnisse zu sichern.
- 87 Außerdem wäre es gewinnbringend, noch mehr über die Partner psychisch
kranker Personen zu erfahren. Eine interessante Fragestellung wäre, warum
sie trotz ähnlicher zugrundeliegender Bindungs- und Liebesmuster seltener
eine psychische Störung entwickeln, also herauszufinden, welche Ressourcen
und Copingstrategien besonders hilfreich sind.
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass in betroffenen Partnerschaften die
Liebe weniger erotisch, die Bindung unsicherer und Partnerschaftsqualität
unbefriedigender ist. Kausale Zusammenhänge, zum Beispiel die Frage ob die
beschriebenen
Unterschiede
zu
Gesunden
eine
Ursache
oder
Begleiterscheinung der psychischen Erkrankung sind, wären sehr hilfreich
beim Verständnis von Partnerschaftsmustern. In Bezug auf dieses Thema
könnte es aufschlussreich sein herauszufinden ob die Bindungsmuster bei
den Probanden, insbesondere bei den Partnern, bereits in der Kindheit
vorlagen oder sich in der Beziehung mit einer psychisch erkrankten Person
verändert haben. Die Untersuchung legt zwar die Stabilität des Merkmals im
Erwachsenenalter nahe, über Prozesse in der Kindheit können aber keine
Aussagen getroffen werden. Deshalb wären retrospektive Untersuchungen
sehr wertvoll, um feststellen zu können, ob sich die Personen von Anfang an
ähnlich gelagerte Bindungstypen als Partner suchten oder ob die psychische
Erkrankung die Bindungsmuster verändert hat.
Weiterhin wäre interessant zu untersuchen, welche Auswirkungen eine
Einbeziehung von Bindungs- und Liebesmustern in die Paartherapie von
psychisch erkrankten Paaren hat, ob damit Erfolge stabilisiert und im
Vergleich zu „klassischer“ verhaltenstherapeutischer Paartherapie bessere
Resultate erzielt werden können.
- 88 -
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- 94 -
7. Abkürzungsverzeichnis
α
interne Konsistenz
Abb.
Abbildung
BAS
Behavioural Acvtivation System
BoBi
Bochumer Bindungsfragebogen
Bzw.
beziehungsweise
d.h.
das heißt
ECR
Experiences in Close Relationships
e.g.
example given (zum Beispiel)
et al.
et alii (und andere)
etc.
et cetera (und so weiter)
FFT
Familien-Fokussierte Therapie
FLP
Fragebogen zur Lebensgeschichte und Partnerschaft
FPD
Fragebogen zur Partnerschaftsdiagnostik
ggf
gegebenenfalls
IPSRT
Interpersonelle und Soziale Rhythmus Therapie
IPT
Interpersonellen Psychotherapie
ICD-10
International Statistical Classification of Diseases and Related
Health Problems, 10.Auflage
IEQ
Involvement Evaluation Questionnaire
DSM IV
Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 4. Auflage
KVT
Kognitive Verhaltenstherapie
M
Mittelwert
MEIL
Marburger Einstellungs-Inventart für Liebesstile
N
Stichprobenumfang
n.s.
nicht signifikant
p
Signifikanzniveau
p.
Seite
PASW
Predictive Analysis Software
PFB
Partnerschaftsfragebogen
PL
Problemliste
PKS
Paarklimaskalen
pp.
Seiten
- 95 SCL- 90-R
Symptom-Checkliste 90-Revised
SD
Standardabweichung
Tab.
Tabelle
τ
Kendall-Tau Koeffizient
u.a.
unter anderem
vgl.
vergleiche
χ²
Chi-Quadrat Koeffizient
z.B.
zum Beispiel
- 96 -
8. Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Gesamtübersicht deskriptive Statistik
Tabelle 2: Deskriptive Statistik gesunde Probanden
Tabelle 3: Deskriptive Statistik depressive Probanden mit Angehörigen
Tabelle 4: Deskriptive Statistik depressive Probanden
Tabelle 5: Deskriptive Statistik für Angehörige depressiver Probanden
Tabelle 6: Deskriptive Statistik bipolare Probanden mit Partner
Tabelle 7: Deskriptive Statistik manisch-depressive Probanden
Tabelle 8: Deskriptive Statistik Partner manisch-depressiver Probanden
Tabelle 9: Ergebnisse des Kolmogorov-Smirnov-Tests für die PKS
Tabelle 10: Ergebnisse des Kolmogorov-Smirnov-Tests für den PFB
Tabelle 11: Ergebnisse des Kolmogorov-Smirnov-Tests für den BoBi
Tabelle 12: Ergebnisse des Kolmogorov-Smirnov-Tests für den MEIL
Tabelle 13: Ergebnisse der Clusteranalyse
Tabelle
14:
Kreuztabelle
Bindungstyp*Diagnosegruppe
(gesund
und
depressiv)
Tabelle 15: Kreuztabelle Bindungstyp*Diagnosegruppe (gesund und manisch
depressiv)
Tabelle
16:
Kreuztabelle
Bindungstyp*Diagnosegruppe
(depressiv und
manisch depressiv)
Tabelle 17: Zusammenfassung der Ergebnisse des MEIL
Tabelle
18:
Korrelationen
zwischen
Liebesstilen,
Bindung
und
Partnerschaftsvariablen nach Pearson
Tabelle 19: Korrelationen zwischen Liebesstilen, Bindung, Dauer der
Partnerschaft und Alter nach Pearson
Tabelle 20: Legende der untersuchten Gruppen
Tabelle 21: Zusammenfassung Ergebnisse
- 97 -
9. Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Darstellung der Liebesstile aus Lee (1973)
Abbildung 2: Bindungsmuster von Erwachsenen aus Bartholomew & Horowitz
(1991)
Abbildung 3: Depressionsmodell nach Hautzinger (1998)
Abbildung 4: Modell manisch-depressiver Störungen aus Hautzinger & Meyer
(2007)
Abbildung 5: Häufigkeitsverteilung der beruflichen Situation der gesunden
Probanden
Abbildung 6: globale Glückseinschätzung der Beziehung der gesunden
Probanden
Abbildung 7: Häufigkeitsverteilung der beruflichen Situation der depressiven
Probanden und deren Partnern
Abbildung 8: Globale Glückseinschätzung der Beziehung der depressiven
Probanden mit deren Partnern
Abbildung 9: Prozentuale Verteilung der ICD-10 Diagnosen bei den
depressiven Patienten
Abbildung 10: Häufigkeitsverteilung der beruflichen Situation der bipolaraffektiv gestörten Probanden und deren Partnern
Abbildung 11: globale Glückseinschätzung der Beziehung der bipolar-affektiv
gestörten Patienten mit deren Partnern
Abbildung 12: Prozentuale Verteilung der ICD-10 Diagnosen bei den bipolaraffektiv gestörten Patienten
Abbildung 13: Histogramm PKS-Globalskala Verbundenheit
Abbildung 14: Histogramm PKS-Globalskala Unabhängigkeit
Abbildung 15: Histogramm PKS-Globalskala Anregung/Aktivität
Abbildung 16: Histogramm PFB Gesamtwert
Abbildung 17: Histogramm BoBi Angst
Abbildung 18: Histogramm BoBi Vermeidung
Abbildung 19: Histogramm MEIL Eros
Abbildung 20: Histogramm MEIL Ludus
Abbildung 21: Histogramm MEIL Storge
Abbildung 22: Histogramm MEIL Pragma
- 98 Abbildung 23: Histogramm MEIL Mania
Abbildung 24: Histogramm MEIL Agape
- 99 -
10. Anhang
Anhang 1: Zusammenfassung Ergebnisse
Legende
Gesunde
Depressive
Bipolar
Partner Depressiver
Partner Bipolarer
„Depressives Paar“
„Bipolares Paar“
Alle Partner
Alle Patienten
Teilnehmer ohne psychische Erkrankung
Teilnehmer mit depressiver Erkrankung
Teilnehmer mit manisch-depressiver Erkrankung
Angehörige depressiv Erkrankter
Angehörige manisch-depressiv Erkrankter
depressive Patienten inklusive ihrer Partner
manisch-depressive Patienten inklusive ihrer Partner
Angehörige depressiver und manisch-depressiv Erkrankter
depressiv und manisch-depressiv Erkrankte
Tabelle 20: Legende der untersuchten Gruppen
Anmerkung zu nachfolgender Tabelle 21: Signifikante Ergebnisse sind dunkelgrau
unterlegt, Tendenzen nur hellgrau.
- 100 -
Skala /Gruppe
Verfahren
Anova
t-Test
Kruskal-Wallis H
Mann- Whitney- U
Höhere Werte
bei
F(1,119)=7,53, p<.01
F(1,119)=7,90, p<.01
F(1,118)=1,32, n.s.
F(1,118)=0,65, n.s.
F(1,118)=0,64, n.s.
F(1,119)=1,30, n.s.
F(1,119)=1,33, p<.01
F(1,118)=1,87, n.s.
t(119)=-3,8, p<.05
t(119)=-2,81, p<.01
t(118)=1,1,5, n.s.
t(118)=-0,68, n.s.
t(118)=-0,80, n.s.
t(119)=1,14, n.s.
t(119)=-3,65, p<.01
t(118)=-1,37, n.s.
H(1)=4,36, p<.05
H(1)=7,27, p<.01
H(1)=1,94, n.s.
H(1)=0,08, n.s.
H(1)=0,51, n.s.
H(1)=0,91, n.s.
H(1)=12,20, p<.01
H(1)=2,03, n.s.
U=811, p<.05
U=719, p<.01
U=906,5, n.s.
U=1073, n.s.
U=1008,5, n.s.
U=983, n.s.
U=598,5, p<.01
U=902, n.s.
depressiv
depressiv
F(1,118)=1,05, n.s.
F(1,119)=0,89, n.s.
F(1,118)=2,95, p=.09
F(1,118)=2,27, n.s.
F(1,117)=0,98, n.s.
F(1,119)=8,48, p<.01
F(1,119)=0,06, n.s.
F(1,118)=3,77,p<.05
t(118)=-1,02, n.s.
t(119)=-0,94, n.s.
t(118)=1,72, p=.09
t(118)=1,5, n.s.
t(117)=0,99, n.s.
t(119)=2,91, p<.01
t(119)=0,26, n.s.
t(118)=-1,94, p<.05
H(1)=0,62, n.s.
H(1)=1,12, n.s.
H(1)=3,39, p=.07
H(1)=2,1, n.s.
H(1)=0,47, n.s.
H(1)=7,2, p<.01
H(1)=0,14, n.s.
H(1)=3,3,7, p=.07
U=961,5, n.s.
U=967, n.s.
U=839,5, p=.07
U=898, n.s.
U=966,5, n.s.
U=720,5, p<.01
U=1069,5, n.s.
U=840,5, p=.07
GesundeDepressive
BoBi Angst
BoBi Vermeidung
MEIL Eros
MEIL Ludus
MEIL Storge
MEIL Pragma
MEIL Mania
MEIL Agape
depressiv
GesundePartner
Depressiver
BoBi Angst
BoBi Vermeidung
MEIL Eros
MEIL Ludus
MEIL Storge
MEIL Pragma
MEIL Mania
MEIL Agape
gesund
gesund
Partner Depr.
- 101 -
Gesunde„Depressives
Paar“
BoBi Angst
BoBi Vermeidung
MEIL Eros
MEIL Ludus
MEIL Storge
MEIL Pragma
MEIL Mania
MEIL Agape
F(1,141)=5,75, p<.05
F(1,142)=5,89, p<.05
F(1,141)=3,5, p=.06
F(1,141)=0,14, n.s.
F(1,140)=0,01, n.s.
F(1,142)=6,67, p<.01
F(1,142)=4,64, p<.05
F(1,141)=4,74,p<.05
t(141)=-2,40, p<.05
t(141)=-2,43,p<.05
t(141)=1,87,p=.06
t(141)=0,38, n.s.
t(140)=0,12, n.s.
t(142)=2,15,p<.05
t(142)=-2,15, p<.05
t(141)=-2,18, p<.05
H(1)=3,52, p=.06
H(1)=5,93, p<.01
H(1)=4,40, p<.05
H(1)=0,57, n.s.
H(1)=0,00, n.s.
H(1)=5,57, p<.05
H(1)=4,08, p<.05
H(1)=4,46, p<.05
U=1772,5, p=.06
U=1686, p<.01
U=1746, p<.05
U=2056, n.s.
U=2176, n.s.
U=1703,5, p<.05
U=1783, p<.05
U=1742,5, p<.05
depr. Paar
depr. Paar
gesund
F(1,129)=11,97 p<.01
F(1,129)=5,46, p<.05
F(1,128=3,68, p=.06
F(1,128)=3,30, p=.07
F(1,126)=0,07, n.s.
F(1,129)=0,86, n.s.
F(1,129)=16,05, p<.01
F(1,128)=2,66, n.s.
t(129)=-3,46, p<.01
t(129)=-2,10, p<.05
t(128)=1,65, p=.06
t(128)=-1,55, p=.07
t(126)=0,27, n.s.
t(129)=-0,93, n.s.
t(129)=-4,00, p<.01
t(128)=-1,63, n.s.
H(1)=9,90, p<.01
H(1)=4,61, p<.05
H(1)=2,53, n.s.
H(1)=1,56, n.s.
H(1)=0,01, n.s.
H(1)=1,39, n.s.
H(1)=10,94, p<.01
H(1)=2,66, n.s.
U=1024, p<.01
U=1212, p<.05
U=1303,5, n.s.
U=1367,5, n.s.
U=1489, n.s.
U=1395, n.s,
U=993,5, p<.01
U=1295,5, n.s.
bipolar
bipolar
gesund
depr. Paar
depr. Paar
Gesund-Bipolar
BoBi Angst
BoBi Vermeidung
MEIL Eros
MEIL Ludus
MEIL Storge
MEIL Pragma
MEIL Mania
MEIL Agape
bipolar
- 102 -
Gesund-Partner
Bipolarer
BoBi Angst
BoBi Vermeidung
MEIL Eros
MEIL Ludus
MEIL Storge
MEIL Pragma
MEIL Mania
MEIL Agape
F(1,126)=5,75, p<.05
F(1,126)=6,73, p<.01
F(1,124)=1,68, n.s.
F(1,125)=0,70, n.s.
F(1,123)=1,59, n.s.
F(1,125)=0,06, n.s.
F(1,126)=4,36, p<.05
F(1,125)=2,42, n.s.
t(126)=-2,40, p<.05
t(126)=-2,60, p<.01
t(124)=1,30 n.s.
t(125)=0,85, n.s.
t(123)=1,26, n.s.
t(125)=0,24, n.s.
t(126)=-2,09, p<.05
t(125)=-1,56, n.s.
H(1)=4,78, p<.05
H(1)=6,82, p<.01
H(1)=3,22, p=.07
H(1)=1,61, n.s.
H(1)=1,33, n.s.
H(1)=0,01, n.s.
H(1)=3,39, p=.07
H(1)=3,81, p<.05
U=1081,5, p<.05
U=1006, p<.01
U=1097, p=.07
U=1231,5, n.s.
U=1163,5, n.s.
U=1407, n.s,
U=1143, p=.07
U=1111,5, p<.05
Partner Bip.
Partner Bip.
gesund
F(1,159)=13,24, p<.01
F(1,159)=9,38, p<.01.
F(1,157)=4,14, p<.05
F(1,158)=0,51, n.s.
F(1,154)=0,89, n.s.
F(1,158)=0,22, n.s.
F(1,159)=14,81, p<.01
F(1,158)=4,09, p<.05
t(159)=-3,64, p<.01
t(159)=-3,06, p<.01
t(157)=2,03, p<.05
t(158)=-0,68, n.s.
t(154)=0,95, n.s.
t(158)=-0,47, n.s.
t(159)=-3,85, p<.01
t(158)=-2,02, p<.05
H(1)=11,56, p<.01
H(1)=9,07, p<.01
H(1)=4,59, p<.05
H(1)=0,00, n.s.
H(1)=0,58, n.s.
H(1)=0,53, n.s.
H(1)=10,85, p<.01
H(1)=5,14, p<.05
U=2105,5, p<.01
U=2218, p<.01
U=2400,5, p<.05
U=3046, n.s.
U=2652,5, n.s.
U=2830, n.s,
U=2136,5, p<.01
U=2407, p<.05
bip. Paar
bip. Paar
gesund
Partner Bip.
Partner Bip.
Gesund„bipolares Paar“
BoBi Angst
BoBi Vermeidung
MEIL Eros
MEIL Ludus
MEIL Storge
MEIL Pragma
MEIL Mania
MEIL Agape
bip. Paar
bip. Paar
- 103 -
Gesund-alle
Partner
BoBi Angst
BoBi Vermeidung
MEIL Eros
MEIL Ludus
MEIL Storge
MEIL Pragma
MEIL Mania
MEIL Agape
F(1,148)=4,97, p<.05
F(1,149)=5,57, p<.05
F(1,147)=3,76, p<.05
F(1,148)=2,15, n.s.
F(1,145)=2,10, n.s.
F(1,148)=3,47, p=.06
F(1,149)=1,69, n.s.
F(1,148)=4,98, p<.05
t(148)=-2,23, p<.05
t(149)=-2,36, p<.05
t(147)=1,9, p<.05
t(148)=1,47, n.s.
t(145)=1,45, n.s.
t(148)=1,86, p=.06
t(149)=-1,30, n.s.
t(148)=-2,23, p<.05
H(1)=3,98, p<.05
H(1)=5,92, p<.01
H(1)=5,44, p<.05
H(1)=3,01, p=.08
H(1)=1,46, n.s.
H(1)=2,76, n.s.
H(1)=1,10, n.s.
H(1)=5,92, p<.01
U=2043, p<.05
U=1973, p<.01
U=1936,5, p<.05
U=2129,5, p=.08
U=2130, n.s.
U=2127,5, n.s,
U=2327,5, n.s.
U=1952, p<.01
F(1,54)=0,03, n.s.
F(1,54)=0,27, n.s.
F(1,54)=0,25, n.s.
F(1,54)=0,32, n.s.
F(1,52)=0,69, n.s.
F(1,54)=2,28, n.s.
F(1,54)=0,00, n.s.
F(1,54)=0,00, n.s.
t(54)=-0,18, n.s.
t(54)=0,52, n.s.
t(54)=-0,50, n.s.
t(54)=-0,56, n.s.
t(52)=0,83, n.s.
t(54)=-1,51, n.s.
t(54)=0,03, n.s.
t(54)=-0,03, n.s.
H(1)=0,17, n.s.
H(1)=0,20, n.s.
H(1)=0,04, n.s.
H(1)=0,24, n.s.
H(1)=0,51, n.s.
H(1)=2,53, n.s.
H(1)=0,00, n.s.
H(1)=0,04, n.s.
U=355, n.s.
U=352,5 n.s.
U=368, n.s.
U=350, n.s.
U=315,5, n.s.
U=284, n.s.
U=379,5, n.s.
U=367,5, n.s.
DepressivBipolar
BoBi Angst
BoBi Vermeidung
MEIL Eros
MEIL Ludus
MEIL Storge
MEIL Pragma
MEIL Mania
MEIL Agape
alle Partner
alle Partner
gesund
gesund
alle Partner
- 104 -
Partner
DepressiverPartner Bipolarer
BoBi Angst
BoBi Vermeidung
MEIL Eros
MEIL Ludus
MEIL Storge
MEIL Pragma
MEIL Mania
MEIL Agape
F(1,50)=0,68, n.s.
F(1,51)=1,42, n.s.
F(1,50)=0,25, n.s.
F(1,51)=0,37, n.s.
F(1,48)=0,01, n.s.
F(1,50)=4,35, p<.05
F(1,51)=3,22, p=.08
F(1,51)=0,14, n.s.
t(50)=-0,83, n.s.
t(51)=-1,19, n.s.
t(50)=-0,50, n.s.
t(51)=-0,61, n.s.
t(48)=0,11, n.s.
t(50)=-2,90, p<.05
t(51)=-1,79, p=.08
t(51)=0,37, n.s.
H(1)=0,65, n.s.
H(1)=1,26, n.s.
H(1)=0,13, n.s.
H(1)=0,17, n.s.
H(1)=0,03, n.s.
H(1)=4,65, p<.05
H(1)=2,85, p=.09
H(1)=0,09, n.s.
U=286,5, n.s.
U=282,5 n.s.
U=314, n.s.
U=322, n.s.
U=299, n.s.
U=216,5, p<.05
U=251, p=.09
U=328, n.s.
F(1,106)=0,51, n.s.
F(1,107)=0,13, n.s.
F(1,106)=0,01, n.s.
F(1,107)=0,73, n.s.
F(1,102)=0,42, n.s.
F(1,106)=6,63, p<.01
F(1,107)=1,48, n.s.
F(1,107)=0,06, n.s.
t(106)=-0,71, n.s.
t(107)=-0,36, n.s.
t(106)=0,10, n.s.
t(107)=-0,85, n.s.
t(102)=0,65, n.s.
t(106)=-2,57, p<.01
t(107)=-1,21, n.s.
t(107)=0,25, n.s.
H(1)=0,88, n.s.
H(1)=0,11, n.s.
H(1)=0,00, n.s.
H(1)=0,58, n.s.
H(1)=0,43, n.s.
H(1)=6,45, p<.01
H(1)=1,20, n.s.
H(1)=0,00, n.s.
U=1267, n.s.
U=1395, n.s.
U=1415,5, n.s.
U=1325, n.s.
U=1227,5, n.s.
U=1017,5, p<.01
U=1270,5, n.s.
U=1437, n.s.
Partner Bip.
Partner Bip.
„Depressives
Paar“-„Bipolares
Paar“
BoBi Angst
BoBi Vermeidung
MEIL Eros
MEIL Ludus
MEIL Storge
MEIL Pragma
MEIL Mania
MEIL Agape
bip. Paar
- 105 -
DepressivPartner
Depressiver
BoBi Angst
BoBi Vermeidung
MEIL Eros
MEIL Ludus
MEIL Storge
MEIL Pragma
MEIL Mania
MEIL Agape
F(1,43)=1,33, n.s.
F(1,44)=2,12, n.s.
F(1,44)=0,23, n.s.
F(1,44)=2,76, n.s.
F(1,43)=1,72, n.s.
F(1,44)=1,65, n.s.
F(1,44)=10,10, p<.01
F(1,44)=0,20, n.s.
t(43)=1,15, n.s.
t(44)=1,46, n.s.
t(44)=0,47, n.s.
t(44)=1,66, n.s.
t(43)=1,31, n.s.
t(44)=1,28, n.s.
t(44)=3,18, p<.01
t(44)=-0,45, n.s.
H(1)=1,19, n.s.
H(1)=2,17, n.s.
H(1)=0,12, n.s.
H(1)=1,47, n.s.
H(1)=1,59, n.s.
H(1)=2,20, n.s.
H(1)=8,37, p<.01
H(1)=0,00, n.s.
U=205, n.s.
U=197,5, n.s.
U=249, n.s.
U=209,5, n.s.
U=197,5, n.s.
U=197, n.s.
U=133, p<.01
U=262, n.s.
F(1,61)=0,46, n.s.
F(1,61)=0,02, n.s.
F(1,60)=0,28, n.s.
F(1,61)=3,47, p=.07
F(1,57)=0,63, n.s.
F(1,60)=0,75, n.s.
F(1,61)=2,05, n.s.
F(1,61)=0,00, n.s.
t(61)=0,68, n.s.
t(61)=-0,15, n.s.
t(60)=-0,53, n.s.
t(61)=1,86, p=.07
t(57)=0,80, n.s.
t(60)=0,87, n.s.
t(61)=1,43, n.s.
t(61)=-0,04, n.s.
H(1)=0,47, n.s.
H(1)=0,00, n.s.
H(1)=0,00, n.s.
H(1)=2,87, p=.09
H(1)=0,73, n.s.
H(1)=1,02, n.s.
H(1)=1,80, n.s.
H(1)=0,17, n.s.
U=445, n.s.
U=494, n.s.
U=475, n.s.
U=372, p=.09
U=377,5, n.s.
U=407, n.s.
U=397,5, n.s.
U=465, n.s.
depressiv
Bipolar-Partner
Bipolarer
BoBi Angst
BoBi Vermeidung
MEIL Eros
MEIL Ludus
MEIL Storge
MEIL Pragma
MEIL Mania
MEIL Agape
Bipolar
- 106 -
alle Patientenalle Partner
BoBi Angst
BoBi Vermeidung
MEIL Eros
MEIL Ludus
MEIL Storge
MEIL Pragma
MEIL Mania
MEIL Agape
F(1,106)=1,65, n.s.
F(1,107)=0,63, n.s.
F(1,106)=0,02, n.s.
F(1,107)=6,36, p<.01
F(1,102)=2,16, n.s.
F(1,106)=2,39, n.s.
F(1,107)=9,42, p<.01
F(1,107)=0,09, n.s.
Tabelle 21: Zusammenfassung Ergebnisse
t(106)=1,28, n.s.
t(107)=0,79, n.s.
t(106)=-0,16, n.s.
t(107)=2,54, p<.01
t(102)=-1,47, n.s.
t(106)=-1,55, n.s.
t(107)=3,07, p<.01
t(107)=-0,31, n.s.
H(1)=1,37, n.s.
H(1)=0,83, n.s.
H(1)=0,03, n.s.
H(1)=4,55, p<.05
H(1)=2,09, n.s.
H(1)=2,52, n.s.
H(1)=8,01, p<.01
H(1)=0,09, n.s.
U=1265,5, n.s.
U=1333,5, n.s.
U=1429,5, n.s.
U=1132,5, p<.05
U=1128, n.s.
U=1198, n.s.
U=1017,5, p<.01
U=1434,5, n.s.
alle Patienten
alle Patienten
- 107 -
11. Danksagung
Im Rahmen dieser Arbeit möchte ich mich recht herzlich bedanken bei Herrn
Prof. Dr. Kornhuber für die Möglichkeit zur Promotion.
Bei PD Dr. T. Biermann für Ihre gute Betreuung, Ihre Geduld, Ihre humorvolle
und unkomplizierte Art und die netten Einladungen.
Bei Herrn Prof. Dr. Stemmler und Herrn PD Dr. Lenz für die Referate.
Bei Herrn Prof. Prokosch für die spontane und unkomplizierte Übernahme
einer Prüferposition bei der mündlichen Prüfung.
Bei Frau E. Wieser für die gute Zusammenarbeit und für Ihre Hilfe und
Unterstützung zu jederzeit. Ich hätte mir keine bessere „Partnerin“ für die
Promotion wünschen können.
Bei Frau K. Reich für die Hilfe bei methodischen Fragen.
Bei Frau K. Röder, Frau B. Hrach und Frau A. Meier für das Korrekturlesen,
Motivieren und für Ihre Anregungen.
Bei meiner Familie, besonders Herrn E. Thoß für sein stetiges Interesse und
Frau S. Hüttner für alles sonst.
Last but not least bei M. Schmidt, ohne ihn hätte ich die Promotion
wahrscheinlich nicht angefangen und erst recht nicht beendet.
Und natürlich allen Studienteilnehmern für das Ausfüllen der Fragebögen.
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