Karl Garnitschnig (1998) Interviewleitfaden zur Erfassung des moralischen Urteils Interviewleitfaden zur Erfassung des moralischen Urteils A: Das Prädikat „gut“; Erfassen der Begründungen von moralischen Urteilen: A 1: Was bedeutet für Sie/Dich moralisch Handeln? A 2: Mit moralischem Handeln ist ein gutes Handeln gemeint. Wie definieren Sie/definierst Du „gut“? A 2a: Sie haben jetzt gut durch ..... definiert. Glauben Sie/glaubst Du, dass dadurch „gut“ zur Gänze definiert ist? Was meinen Sie/meinst Du dazu, wenn ich sage, „gut“ ist auch über andere Prädikate, wie gerecht, nützlich, wohl Sein, Freude fördernd, schön, wahr, stimmig...... zu definieren? (Bitte das vom Proband gesagte Prädikat NICHT mehr nennen!!!) A 3: Wie können Sie/kannst Du das, was Sie/Du als gut definieren, begründen? A 4: Was beachten Sie/Du in moralischen Entscheidungssituationen? A 5: Welche Begründungen geben Sie/gibst Du bei strittigen Entscheidungen? B: Erfahrung von Anerkennung: B 1: Wer ist für Sie/Dich wichtig? B 2: Warum gerade diese Person? B 3: Welche Eigenschaften hat diese Person, die Ihnen/Dir wichtig sind? B 4: Warum gerade diese Eigenschaften? B 5: Meinen Sie/Meinst Du, dass auch Sie/Du dieser Person wichtig sind/bist? B 6: Ist es für Sie/Dich bedeutsam, dass auch Sie/Du für diese Person wichtig sind/bist? B 7: Warum brauchen Sie/brauchst Du jemanden, der Ihnen/Dir wichtig ist? B 8: Glauben Sie/Glaubst Du, dass Sie/Du unbedingt jemanden brauchen/ brauchst, der für Sie/Dich wichtig ist? B 9: Warum? B 10: Wer schenkt Ihnen/Dir Vertrauen? B 11: Wem Vertrauen Sie/vertraust Du? B 12: Von wem erfahren Sie/erfährst Du Anerkennung? B 13: Bei wem können Sie/kannst Du so sein, wie Sie wollen/Du willst? B 14: Sind Sie sich/Bist du dir selbst wichtig? -1- Karl Garnitschnig (1998) Interviewleitfaden zur Erfassung des moralischen Urteils B 15: Wem schenken Sie/schenkst du Anerkennung? C: Perspektivenübernahme: C 1: Angenommen Sie stimmen/Du stimmst mit den Meinungen einer anderen Person nicht überein, wie begegnen Sie/begegnest Du ihr? C 2: Versuchen Sie sich/Versuchst Du dich in den anderen einzufühlen? C 3: Was glauben Sie/glaubst Du, müssten Sie/müsstest Du beachten, wenn Sie sich/Du dich in einen anderen einfühlen/einfühlst? C 4: Es gibt in der Nachbarschaft (Kindergarten, Schule, Betrieb) sicherlich Menschen aus unterschiedlichen Kulturen mit unterschiedlichen Religionen. C 4a: Wollen Sie sich/Willst Du dich mit ihnen beschäftigen? C 4b: Haben Sie/Hast Du Interesse an ihnen? C 4c: Möchten Sie/Möchtest Du ihre Kultur und Religion verstehen und kennen lernen? C 5: Nehmen Sie/Nimmst du auch Kontakt mit ihnen auf (In Bezug auf kleine Kinder –Spielst du auch mit ihnen?) C 6: Würden Sie/Würdest du das auch tun, wenn andere es ablehnen? C 7: Angenommen Sie werden/Du wirst von einer Person bestohlen, macht es einen Unterschied, ob diese unserer Kultur oder einer anderen Kultur angehört? C 8: Glauben Sie/Glaubst du, dass Angehörige anderer Kulturen sich von uns in wichtigen menschlichen Eigenschaften und Fähigkeiten wesentlich unterscheiden, anders handeln? -2- Karl Garnitschnig (1998) Interviewleitfaden zur Erfassung des moralischen Urteils D: Betroffenheit: D 1: Wie gut können Sie/kannst Du dich auf Situationen einlassen? D 2: Wollen Sie sich/Willst Du dich auf Entscheidungssituationen mit welcher Intensität einlassen? D 3: Fällt es Ihnen/Dir leichter eine Entscheidung zu treffen, wenn Sie sich/Du dich mit vollem Interesse auf eine Situation eingelassen hast? D 4: Habne Sie/Hast Du schon die Erfahrung gemacht, dass sich aus der Situation die Motive ergeben haben, wie Sie sich/Du dich entscheiden werden/wirst? (Wenn Sie sich/Du dich intensiv genug auf die Situation eingestellt haben/hast) D 5: Wenn Sie sich/Du dich in einer Entscheidungssituation befinden/befindest, was ist dabei für Sie/Dich ausschlaggebend? Was werden Sie/wirst Du berücksichtigen/einbeziehen? D 5a: Subjektives Befinden von betroffenen Personen: - Wie fühlt sich die Person? - Schweregrad bezogen auf das Befinden o Auf das psychische Befinden o Auf das physische Befinden o Folgen für andere Personen D 5b: Situationsmerkmale: - Was beachten Sie/beachtest Du an einer Situation? - Jede Entscheidung bringt positive und negative Folgen mit sich. o Wie weit beachten Sie/beachtest Du diese Folgen? o Muss man alle denkbaren Folgen in die Entscheidung einbeziehen? o Wann hören Sie/hörst Du auf, die Folgen für Personen und für die Umwelt zu bedenken? -3- Karl Garnitschnig (1998) Interviewleitfaden zur Erfassung des moralischen Urteils E: Abwägen der Folgen: E 1: Machen Sie sich/Machst Du dir in Handlungsentscheidungen auch Gedanken darüber, wie weit es Ihnen/Dir gelungen ist, möglichst alle Folgen für Personen und die Umwelt zu erfassen beziehungsweise einzubeziehen? E 2: Handlungsentscheidungen haben positive aber auch negative Folgen. Wie gehen Sie/gehst du dabei vor? E 3: Wenn Sie/Du die Möglichkeit haben/hast, fragen Sie/fragst Du auch andere, im besonderen betroffene Personen, ob Sie/Du die Folgen richtig eingeschätzt haben/hast? E 4: Machen Sie sich/Machst Du dich laufend darüber kundig, welche Folge Ihre/Deine Handlungsentscheidungen haben? E 5: Reflektieren Sie/Reflektierst Du auch nach einer Handlung, wie weit es Ihnen/Dir gelungen ist, die Folgen Ihrer/Deiner Handlungsentscheidung abzuschätzen? Vergleiche auch Fragen bei der Betroffenheit (D5a – D5b) F: Bewusstsein: F 1: Wie überlegt treffen Sie/triffst Du ihre/deine Handlungsentscheidungen? F 2: Wie bewusst sind Sie sich/bist Du dir in deinen Handlungsentscheidungen? -4- Karl Garnitschnig (1998) Interviewleitfaden zur Erfassung des moralischen Urteils G: Autonomie - Selbstverpflichtung: G 1: Würden Sie/Würdest Du Ihrer/Deiner Meinung nach moralisch handeln, wenn Sie ihr/Du dein Handeln nach irgendwelchen vorgegebenen Regeln ausrichten/ausrichtest? G 1a: Kann es einen Moralkodex geben? G 2b: Wenn mit Ja geantwortet wurde: Wer könnte einen solchen Moralkodex aufstellen? G 2: Wie beurteilen Sie/beurteilst Du die beiden folgenden Aussagen? G 2a: Ein moralischer Mensch ist an ein Sollen gebunden! G 2b: Ein moralischer Mensch will aus sich selbst moralisch handeln! G 2c: Wie begründen Sie/begründest Du das? G 3: Manche sagen, dass man nach seinem Gewissen handeln müsste. Was sagen Sie/sagst Du dazu? Was bedeutet für Sie/Dich „Gewissen“? G 4: Welchen Stellenwert hat für Sie/Dich in moralischen Entscheidungssituationen die Übereinstimmung mit sich selbst? G 5: Muss man nach von anderen Personen getroffenen moralischen Entscheidungen handeln? G 6: Sind Sie/bist Du der Meinung, dass nur ein Mensch moralisch gut ist, der aus sich heraus moralisch handeln will? G 7: Sie haben sich/Du hast dich in einer Entscheidungssituation nach bestem Wissen und Gewissen entschieden, können Sie/kannst Du dann sicher sein, G 7a: dass Ihre/Deine Entscheidung die einzige richtige Entscheidung war. G7b: dass Sie sich /Du dich in einer anderen ähnlichen Situation wieder in gleicher Weise entscheiden können/kannst? Begründen Sie/begründe bitte ihre/Deine Aussage! -5- Karl Garnitschnig (1998) Interviewleitfaden zur Erfassung des moralischen Urteils H: Universalisierung: Anzahl von Personen H 1: Wen beziehen Sie/beziehst Du in deine Überlegungen ein? H 2: Wen glauben Sie/glaubst Du in die Überlegungen bei Entscheidungen einbeziehen zu müssen? H 3: Müsste man bei moralischen Entscheidungen ihre Folgen für alle Menschen einbeziehen? H 4: Entscheidungen, z.B. ob jemand eine Person belügt, haben immer Folgen für alle. Welche Personen müssten Sie/müsstest Du bei diesen Entscheidungen einbeziehen? H 4a: Personen der gleichen Gruppen. H 4b: Personen, die Mitglieder eines sozialen Systems (Staates) sind? H 4c: Prinzipiell alle Menschen. H 5: Müsste man jene Personen, die man in seine Entscheidungen einbeziehen kann, auch tatsächlich einbeziehen? H 6: Angenommen Sie befinden sich/Du befindest dich in einer Entscheidungssituation mit anderen. Achten Sie/Achtest du darauf, wie weit der andere die Möglichkeit hat, sich selbst Gehör zu verschaffen? H 7: Würden Sie/Würdest Du eine Person unterstützen, um sich Gehör verschaffen zu können? H 8: Fühlen Sie sich/Fühlst du dich sogar verpflichtet, eine Person darin zu unterstützen, sich Gehör zu verschaffen? -6-