Auftrag 1 Gott von ganzem Herzen lieben 1 13.April 2008; Pfr. B. Botschen Auftrag 1: Gott lieben Lukas 10,27: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt.“ 1. Was motiviert uns, Gott zu lieben? Als Jugendlicher befand ich mich in der Zwickmühle. Ich habe viel mit anderen über Gott diskutiert. Irgendwann haben mich die Argumente überzeugt und ich konnte es nicht verhindern, an Gott zu glauben. Nur: Ich hatte keine Lust, mit ihm durchs Leben zu gehen. Was soll da aus meinem Leben werden, wenn da plötzlich Gott bestimmt? Was passiert dann? Macht das überhaupt noch Spass? Diese ganze Sache schien mir einfach ziemlich riskant. Wenn ich heute darüber rede, was es bedeutet, Gott zu lieben, geht es Ihnen vielleicht ähnlich. Da sollen wir unser Leben an Gott hingeben, ihn lieben, haben aber vielleicht gar keine Lust dazu. Manch einer sagt vielleicht: „Wir wollen es nicht übertreiben. Gott ist nicht schlecht, aber das Leben besteht nicht nur aus Gott. Mir sind andere Sachen genauso wichtig! Ich habe keine Lust, dass Gott mein ganzes Leben bestimmt.“ Genau mit dieser Haltung bin ich damals auf eine christliche Jugendkonferenz mitgefahren. Dort auf der Konferenz, genauer gesagt in der Nacht, ist etwas Wichtiges passiert. Ich habe geträumt, dass ich Jesus bin. Aber nicht als erfolgreicher Prediger, sondern in den Tagen vor der Kreuzigung. Ich hatte enorm Angst. Ich hatte Panik. In diesem Traum hatte ich immer diese Folter vor Augen, die auf mich zukommt. Ich habe etwas von der Last gespürt, mit der Jesus gelebt hat. Viel weiter bin ich in diesem Traum nicht gekommen. Aber er hat mir etwas Wichtiges bewusst gemacht: Wie sehr hat Jesus mich lieb, dass er bereit war, so zu sterben. Wie wichtig bin ich ihm, dass er diesen Weg gegangen ist! Es war das erste Mal, dass mich seine Liebe wirklich erreicht hat. Als mir bewusst wurde, was Jesus trotz aller meiner Fehler für mich getan hat, habe ich begonnen, mich auf ihn einzulassen. Wir haben Angst, bei Gott zu kurz zu kommen. Das ist normal. Und deshalb – bevor Gott irgendeine Liebe fordert – liebt er uns zuerst einmal. Unsere Liebe ist eine Antwort auf seine Liebe. 1.Joh.4,10.19 lesen. In dem Masse, in dem wir die Liebe Gottes zu uns begreifen, in dem Masse können wir ihn auch lieben. Fällt es Ihnen schwer, diese Liebe zu erfahren? Dann bitten Sie ihn darum: „Bitte, zeige mir deine Liebe. Mach’ sie mir bewusst. Berühre mein Herz, damit ich lernen kann, auch dich zu lieben.“ 2. Kann man so etwas wie Liebe befehlen? Wenn man dieses Gebot ansieht, fällt einem sofort die Befehlsform auf. „Du sollst lieben“. Bei anderen Geboten ist diese Befehlsform kein Problem. Wenn es heisst „Du sollst nicht stehlen“, kann ich mich in einem Laden selber entscheiden, ob ich etwas mitgehen lasse oder nicht. Aber hier heisst es: Du sollst lieben. Kann man so etwas wie Liebe befehlen? Als junger Mann habe ich mich einmal Hals über Kopf in ein Mädchen verliebt, und sie sich auch in mich. Da hat es im Bauch gekribbelt, wenn wir miteinander spazieren gingen. Aber nach zwei Wochen Bauchkribbeln musste ich nach Wien und drei Wochen lang konnte ich meinen Schwarm nicht treffen. Nach diesen drei Wochen war alles ein bisschen peinlich: Denn dieses Kribbeln war weg. Ich traf sie wieder. Aber die Liebe war verschwunden. Auftrag 1 Gott von ganzem Herzen lieben 2 13.April 2008; Pfr. B. Botschen Ich fand das schon ein bisschen sonderbar. Aber was sollte ich machen? Liebe kann man doch nicht befehlen! In den Zeitungen wird regelmässig darüber berichtet, wenn Prominente sich trennen. Oft heisst es dann: „Wir lieben uns einfach nicht mehr!“ Im besten Fall geht man in aller Freundschaft auseinander. Was soll man denn machen, wenn die Liebe nicht mehr da ist? Entweder die Liebe ist da oder eben nicht. Gefühle kann man nicht befehlen. Trotzdem hat das Gebot „Du sollst Gott lieben“ seinen Sinn. Jesus befiehlt uns, zu lieben, aber im griechischen Wort „agape“ geht es zunächst nicht um Gefühle. Liebe heisst: Gib Gott Raum, gehorche ihm, stell’ dein Leben auf ihn ein, mach’ ihn zum Zentrum deines Lebens. Besonders deutlich wird das, wenn Jesus sagt: „Liebe deine Feinde.“ Stellen Sie sich vor, eine Frau kommt zu Jesus und sagt: „Mein Ehemann hat mich betrogen. Ich hasse ihn.“ Jesus antwortet: „Dann liebe ihn doch einfach!“ Die Frau sagt: „Jesus, du verstehst mich nicht. Ich hasse ihn!“ Jesus sagt: „Ja, eben. Deshalb sollst du ihn ja lieben.“ Wie kann eine Frau voller Hassgefühle lieben? Ganz einfach: Die Liebe, so wie Jesus sie meint, hängt nicht von den Gefühlen ab. Diese Frau kann ihren Mann zwar mit ihren Gefühlen hassen, ihm aber trotzdem vergeben. Sie kann versuchen, in einer Trennung fair mit ihm umzugehen und ihm nicht alles heimzuzahlen. Sie kann darauf verzichten, vor der gemeinsamen Tochter über ihn zu schimpfen. So liebt sie ihren Mann, obwohl er ihr Feind geworden ist. Und ganz zuletzt werden sich bei ihr so nach und nach auch die Gefühle verändern. Wer seinen Partner verlässt und sagt: „Ich liebe meinen Partner halt nicht mehr!“, der hat das Wesen der Liebe, so wie die Bibel sie versteht, noch nicht begriffen. Liebe hat mit unserem Willen zu tun. Liebe ist eine Entscheidung. Die Liebe zu unserem Partner genauso wie die Liebe zu Gott. 3. Was bedeutet es, Gott zu lieben? Die Gebote halten: Jesus sagte (Joh.14,15): „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.“ So oder ähnlich steht es immer wieder im Neuen Testament. Das hat wenig mit Gefühlen zu tun. Das ist ganz bodenständig und nüchtern. Meine Liebe zu Gott zeigt sich darin, dass ich so lebe, wie es ihm gefällt. Wieder der Vergleich mit einer Ehe: Auch in einer Ehe braucht es ein paar ganz nüchterne Dinge, damit die Liebe wachsen kann. Z.B. „Ich gehe nicht fremd, sondern bleibe meinem Partner auch in schwierigen Momenten treu.“ „Ich beleidige meinen Partner nicht absichtlich.“ „Ich vergebe meinem Partner, wenn er mich verletzt hat.“ „Ich trage den Kübel hinaus und hänge die Wäsche auf, weil mein Partner müde ist.“ Mit diesen ganz äusserlichen Dingen ist vielleicht noch nicht die grosse Liebe da, aber diese nüchternen Dinge geben der Liebe einen guten Nährboden. Ähnlich ist es mit Gott: Wenn ich ihn liebe, werde ich – so sagt es Jesus – seine Gebote halten. Gott freut sich, wenn ich im Gottesdienst stehe und ihm sage: „Ich liebe dich.“ Aber wichtiger ist ihm, dass ich mich im Alltag nach seinen Geboten richte. Wenn ich mich über seine Gebote hinwegsetze, dann liebe ich ihn nicht. Denn die Liebe zu Gott zeigt sich darin, dass ich ihm vertraue und seine Gebote ernst nehme. Gott an die erste Stelle rücken: Ein Wort fällt in diesem Gebot von Jesus auf, weil es sich wiederholt: Das Wort „ganz“, bzw. „alle“. Bei Lukas kommt es vier Mal vor: Wir sollen Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt. Jesus stellt sich das offensichtlich so vor: Gott zu lieben ist im Zentrum aller Gedanken, es ist der grösste Wunsch unseres Herzens, es ist unsere grösste Leidenschaft, es ist das, was wir am meisten wollen! Auftrag 1 Gott von ganzem Herzen lieben 3 13.April 2008; Pfr. B. Botschen Jesus erzählt einmal die Geschichte vom Schatz im Acker. Ein Mann findet einen Schatz, der im Acker verborgen liegt. In seiner Begeisterung verkauft er alles, was er hat. Er gibt alles andere auf, um diesen Schatz erwerben zu können (Matth.13,44). Jesus denkt also an eine Liebe, die so gross ist, dass sie alles andere in unserem Leben in den Schatten stellt. Beruf, Hobby, Familie und Computer haben ihren Platz in unserem Leben. Aber unsere grösste Leidenschaft, die erste Liebe in unserem Leben gehört Gott. Dieser Text fordert uns heraus, unser Leben zu überdenken. Hat Gott bei mir diesen Stellenwert? Liebe ich ihn aus ganzem Herzen, mehr als alles andere? Welche Dinge stehen mir im Weg und hindern mich daran, ihn so zu lieben? Wie viel von meinem Herzen gehört ihm? Sich Zeit für die Beziehung zu ihm nehmen: Beziehungen sind wie ein Feuer. Ein Feuer braucht laufend neue Nahrung, damit es weiterbrennen kann. So ist es auch in der Beziehung zwischen Mann und Frau. Wenn jeder sein Leben lebt und man kaum Zeit miteinander verbringt, wird die Liebe zurückgehen und man lebt sich auseinander. Manche Ehepaare schaffen ganz klare Strukturen, die ihnen helfen, ihre Liebe am Brennen zu halten. Freunde von uns haben einen Eheabend eingeführt, den sie bewusst miteinander verbringen. Andere gehen zusammen ins Konzert oder ins Kino. Sie bleiben am Wochenende nach dem Essen beim Tisch sitzen und trinken einen Kaffee. Die Liebe zum Partner zeigt sich darin, dass man sich sagt: „Diese Zeit nehme ich mir. Das erhält unsere Beziehung am Leben!“ Genauso braucht auch die Liebe zu Gott Zeit. Diese Liebe ist wie ein Feuer, das laufend neue Nahrung braucht, um weiterbrennen zu können. Wenn keine Zeit für Gott bleibt, dann lieben wir ihn auch nicht, egal was wir sagen. Wenn wir für alles Zeit finden, aber für die Beziehung zu Gott bleibt am Schluss keine Zeit mehr übrig, dann lieben wir Gott weniger als die anderen Sachen. Egal was wir behaupten: Unsere Zeiteinteilung zeigt, was uns wirklich wichtig ist. Gott lieben heisst: Ich entscheide mich wieder und wieder dafür, in die Beziehung zu ihm zu investieren. 4. Und wenn ich keine Lust habe, Gott so sehr zu lieben? Inzwischen ist vielleicht das passiert, was ich am Anfang angesprochen habe: Manchmal macht dieser Anspruch von Jesus Angst, von wegen „ganzes Herz“ und „mit allen Kräften“. Vielleicht sitzen Sie schon längst da und sagen sich: „Ich verstehe, was Jesus meint. Aber ehrlich gesagt frage ich mich: Will ich das überhaupt? Will ich so weit gehen? Habe ich überhaupt Lust dazu?“ Wenn Sie so fühlen, - und ich habe mich schon manchmal so gefühlt -, dann gebe ich noch einen Tipp weiter: Gehen Sie einfach den nächsten Schritt. Jemand hat mir einmal gesagt: „Bei meiner Beziehung zu Gott geht es um lauter kleine Entscheidungen. Auf dem WC kann ich entweder die Zeitung lesen oder den Losungstext für den heutigen Tag.“ Nun verbringt nicht jeder so viel Zeit auf dem Stillen Ort. Aber man kann sich auch vornehmen, jeden Tag einen Vers oder auch ein ganzes Kapitel der Bibel zu lesen. Oder beim Auto fahren zu beten, anstatt Radio zu hören. Wenn man es ernst meint, kann man sich ruhig auch ein bisschen Druck aufsetzen und im Hauskreis sagen: Das habe ich mir vorgenommen. Bitte fragt mich doch in ein paar Wochen, ob ich dran geblieben bin! Wissen Sie, was dann passieren wird? Mit jedem Schritt wird die Freude an Gott zunehmen. Mit jedem Schritt werden Sie die Nähe Gottes stärker erleben. Mit jedem Schritt wird es leichter, das Leben Gott hinzulegen. Wenn Sie also Angst vor so viel Liebesgebot haben: Gehen Sie einfach den nächsten Schritt und lassen Sie die Liebe Schritt für Schritt wachsen. Wir sollen Gott aus ganzem Herzen und mit allen Kräften lieben. Was ist Ihr nächster Schritt zu diesem Ziel? AMEN.