Lernskript für Marketing nach dem Buch „Marketing“ (2. Auflage) von Prof. Dr. Fritz 1. Einführung 2. Allgemeine Grundlagen des Marketing „Marketing“ leitet sich vom Stammbegriff „market“ („Markt“) ab. Zu unterscheiden sind drei verschiedene Begriffsversionen: Marketing als Absatzpolitik von Unternehmen („MARKETING0“) (Marketing ist lediglich die Absatzwirtschaft bzw. die Absatzpolitik des Unternehmens) Marketing als marktorientierte Unternehmensführung („MARKETING1“) (Alle Betrieblichen Aktivitäten stehen im Dienste einer Kunden- und Wettbewerbsorientierung des Unternehmens. Zentrale Aufgabe ist es, Kundenwünsche zu erkennen und zu erfüllen [systematische Analyse von Kundenwünschen und Konkurrenz]) Marketing als Management von Austauschprozessen und –beziehungen („MARKETING2“) (Marketing ist ein Prozeß, der Austauschprozesse herbeiführt und gestaltet. Erweiterung des Business- oder kommerziellen Marketings um Non-Business- oder nicht-kommerzielles Marketing. Desweiteren wird Marketing differenziert in internes, externes, Absatz-, Beschaffungs-, Public- und auch Social- oder Sozio-Marketing.) Versionen: MARKETING1 MARKETING2 Kunden- bzw. Wettbewerbsorientierung (primär) Gratifikationsorientierung (nach Wünschen) Engpaßorientierung Gesellschaftsorientierung Absatz-, Beschaffung und Public-Marketing internes und externes Marketing Transaktionen und Beziehungen kommerzielle und nichtkommerziuelle Institutionen, Personen Merkmale: Leitideen Absatzmarketing (primär) Aktionsbereiche Subjekte bzw. Träger kommerzielle Institutionen (Unternehmen) Die marktorientierte Unternehmensführung ist also das Management von Austauschprozessen und -beziehungen mit unternehmensinternen und -externen Partnern, insbesonere auf dem Absatz- und Beschaffungsmarkt bzw. in der Öffentlichkeit. 2.1.2. Alternative Marketing-Konzeptionen Kommerzielles Marketing (Business Marketing) Realisation kommerzieller Ziele (z.B. Gewinn) Nicht-kommerzielles Marketing Marketing nicht unternehmerischer Betriebe; hat gesellschaftliche und soziale Funktionen; vor allem von Non-Profit-Organisationen betrieben (Universitäten, Rotes Kreuz, Greepeace, Kirchen, Museen, Parteien) Generic Concept of Marketing umfaßt alle „Werttransaktionen“ zwischen sozialen Einheiten (d.h. alle Austauschvorgänge von Gütern, Geld, Zeit, Energie und Gefühlen!); läßt sich aufsplitten in internes und externes Marketing Internes Marketing personalorientiert: Sicherstellung eines kundenfreundlichen Mitarbeiterverhaltens; Marketing interner Leistungen: Erzeugung innerbetrieblicher Kunden-Lieferanten-Beziehungen, kundenorientiertes Prozeßmanagement; kooperationsinternes Marketing: in strategischen Allianzen [siehe 4.2.4.] sollen die Bedürfnisse der einzelnen Mitglieder bestmöglich befriedigt werden http://www.tu-bs.de/~y0007838 Seite 1 Relationsship-Marketing (Beziehungsmarketing) Zu Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten, Presse etc. soll Vertrauen aufgebaut werden; Kunden- und Beziehungsmanager für die ertragreiche Kundenpflege Human Concept und wohlfahrtsbedachtes Marketing Erweiterung des Zielkatalogs um humanitäre Ziele (ethische Frage des Marketing); vertritt die Interessen der Arbeitnehmer und der Gesellschaft; wohlfahrtsbedachte Marketing: Ausgleich zwischen Unternehmensgewinn, Kundeninteressen und gesellschaftlichem Anliegen Öko-Marketing Vermeidung bzw. Verringerung von Belastungen der natürlichen Umwelt Marketing ist eine Grundsäule des Unternehmenserfolgs. Bildet der Absatzmarkt den dominierenden Engpaß, wird das Marketing sogar zum wichtigsten Erfolgsfaktor. 2.1.4. Die Aufgaben des Marketing-Managements Die Hauptaufgabe besteht darin, Marketing als Führungskonzeption eines Unternehmens zur vollen Entfaltung zu bringen. Analyse der Marketing-Situation (Marketing-Forschung) Planung der Marketing-Konzeption (Leitideen, Ziele, Strategien und Maßnahmen entwickeln) Implementierung der Marketing-Konzeption (z.B. Unternehmenskultur und -struktur umgestalten) Marketing-Kontrolle (die Ergebnisse der Kontrolle fließen wieder in die Marketing-Planung ein) 2.2. Die Marketing-Situation 2.2.1. Die Unternehmenssituation Die Unternehmenspolitik prägt den grundlegenden Rahmen des gesamten Marketing; das normative Management bestimmt unter anderem die Unternehmensidentität (Corporate Identity). Eine Analyse der unternehmensinternen Marketing-Situation überprüft die Umsetzung des MarketingKonzeptes (finanzielle/personelle Marketing-Ressourcen, Effizienz und Intensität der Venetzung des Marketings mit anderen Unternehmensbereichen). Es gibt folgende Indikatoren für den Stellenwert des Marketing: Ausprägung von Marketing-Grundhaltungen (z.B. Kundennähe, Wettbewerbsorientierung) Stellung und Bedeutung von Marketing-Zielen (z.B. Kundenzufriedenheit, Umsatz) Intensität der Verfolgung von Marketing-Strategien (z.B. Marktsegmentierung) Höhe der Ausgaben für Marketing-Aktivitäten (z.B. für Marktforschung, Außendienst, Werbung) Intensität der Marketing-Maßnahmen (z.B. Häufigkeit von Kundenbefragungen) 2.2.2.1. Die Umwelt I (Mikro- oder Aufgabenumwelt) Die Umwelt I umfaßt die unmittelbare Marktumwelt (Absatz- und Beschaffungsmärkte) des Unternehmens. Die Beschaffungsmärkte gibt es Angebote von: Lieferanten, Geldgebern, Imformationsquellen und Stellenbewerbern. Auf den Absatzmärkten findet man: Konsumenten [K-Markt] bzw. private Haushalte [P-Markt], gewerbliche Abnehmer (professionelle Weiterverarbeiter wie Industrie oder Handwerk, Dienstleister, gewerbliche Absatzmittler wie Großund Einzelhandel) [W-Markt] und öffentliche Leistungsabnehmer [Ö-Markt]. Daneben gibt es natürlich noch die Wettbewerber (Konkurrenten), die aus Nachfrager-Sicht substituierbare Güter anbieten und damit den relevanten Markt des Anbieters definieren. Für eine Analyse der Umwelt I sind auch Absatzmittler (z.B. Händler), Absatzhelfer (z.B. Handelsvertreter) und Zulieferer wichtig, da sie durch Weiterentwicklung zu Konkurrenten werden können. Die unterschiedlichen Marktformen der Volkswirtschaftslehre sind nicht besonders ergiebig, da ein Nebeneinander von kleinen und großen Anbietern vorliegt, sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite eingeschränkte Markttransparenz herrscht und sachliche, räumliche, zeitliche oder personelle Präferenzen der Nachfrager existieren. http://www.tu-bs.de/~y0007838 Seite 2 2.2.2.2. Die Umwelt II (globale Makroumwelt) Die Umwelt II läßt sich einteilen in folgende Komponenten: ökonomische Umweltkomponente technologische Umwelt politisch-rechtliche Umweltkomponente sozio-kulturelle Umwelt ökologische Umwelt enthält z.B. das Bruttosozialprodukt, Einkommen, Gesamtmerkmale von Branchen bzw. Wirtschaftssektoren und der Unternehmenstätigkeit jeweils vorund nachgelagerten Stufen umfaßt das allgemeine Innovationspotential umfaßt Gesetze, gewerkschaftliche Forderungen, Deregulierungs- und Privatisierungsbeschlüsse der Bundesregierung birgt einen gesellschaftlichen Wandel und demographische Verschiebungen (Wachstum der Weltbevölkerung, zunehmende Verälterung der Bevölkerung, Veränderung der Familienstruktur, ethnischer Bevölkerungswandel, geographische Wanderung, verbesserte Ausbildungsniveaus, höherer Bildungsstandard) die natürliche Umwelt mit ihren Ressourcen 2.3. Verhaltenswissenschaftliche Aspekte des Marketing 2.3.1. Das Kaufverhalten von Konsumenten 2.3.1.1. Typen und Phasen individueller Kaufentscheidung Zur Erklärung, warum die Kunden bestimmte Produkte kaufen, wird neben betriebswirtschaftlichem Wissen die Psychologie und Soziologie hinzugezogen. Kaufentscheidungstypen Extensive Kaufentscheidungen (bei Specialtity goods [z.B. Häuser, Autos]) (großes kognitives Engagement des Konsumenten; Entscheidung durchläuft Anregungs-, Such-, Bewertungs- und Auswahl-, Kaufakt- und die Nachkaufphase) Habituelle Kaufentscheidungen (bei Convenience goods [z.B. Zahnpasta, Zeitschriften]) (Kauf läuft nach eingeübtem Verhaltensmuster ab, hat stark gewohnheitsmäßige Züge; nur kurzer Such-, Bewertungs- und Auswahlprozeß; typischer Ausdruck dieses Kaufverhaltens ist die Markentreue) Limitierte Kaufentscheidungen (bei hochwertigen Gütern[z.B. Uhren, Fernseher]) (Rückgriff auf bereits bewährte Produktbewertungs- und -auswahlkriterien; bei Gütern, die „immer mal wieder“ gekauft werden) Impulsive Kaufentscheidungen (oft bei Convenience goods [z.B. Eis]) (Spontanhandlung; oft bei Gütern, bei denen das Einkaufen eine emotionale Attraktivität besitzt) Das Kaufverhalten nach dem Kauf soll durch After-Sales-Marketing beeinflußt werden, indem Enttäuschungen (z.B. durch überzogene Versprechungen) zerstreut und Kundenzufriedenheit erzeugt werden (z.B. durch Gratulationsschreiben [„Wir gratulieren Ihnen zum Kauf...“] oder das Angebot weiterer Serviceleistungen). 2.3.1.2. Psychologische Ansätze zur Erklärung des Konsumentenverhaltens In der Persönlichkeit des Menschen verschmelzen aktivierende und kognitive Verhaltensaspekte. Aktivierende Prozesse allgemeine Aktivierung (s.u.; Leistungsbereitschaft; Involvement des Kunden an einer Kaufentscheidung) Emotionen (z.B. Furcht vor BWL-III/IV-Klausur) Motive (enthalten Zielorientierung; Konsummotive: z.B. Sparsamkeit, Modeorientierung) Einstellungen (subjektiv erworben; Objektbezogenheit; z.B. „Ich finde Renault scheiße.“) Werte (übergeordnete Einstellungssysteme; sorgen für eine feste Orientierung) Kognitive Prozesse Wahrnehmung (Aufnahme und Interpretation von Reizen) Denken (ist in primär Informationsverarbeitung [z.B. die Produktbeurteilung] im Kurzzeitgedächtnis) Lernen (Speicherung von Informationen im Langzeitgedächtnis) Lernen und Gedächtnis werden z.B. durch assoziative Werbung (Verknüpfung des Produkts mit z.B. Abenteuer) genutzt. http://www.tu-bs.de/~y0007838 Seite 3 Aktivierung ist ein neurophysischer Vorgang, der den Organismus in einen Zustand der Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft versetzt. Dieser Vorgang beruht auf der Einwirkung von Reizen: emotionale Reize (z.B. Kinder oder Tiere in der Werbung; erotische Reize) kognitive Reize (z.B. Widersprüche, gedankliche Konflikte, Überraschungen) physische Reize (z.B. auffallende Größe oder Farbe eines Produkts) Lambda-Hypothese: Für jede menschliche Leistung ist ein gewisses Maß an Aktivierung erforderlich. Für den Marketing-Bereich ist allerdings primär die Phase der Normalaktivierung relevant, da Überaktivierung mit den derzeitigen Marketing-Instrumenten kaum möglich ist. Trotzdem das Erwirken von Aktivierung beim Konsumenten nicht zwangsläufig eine Kaufentscheidung hervorruft, sollten Werbebotschaften, Werbemittel, Produkt- oder Verpackungsdesign und die Ladengestaltung dennoch dementsprechend wirken. Die exakte Messung der Aktivierung kann mittels Indikatoren geschehen: auf physiologisch-biologische Ebene (z.B. Hirnströme per EEG, Hautwiderstand per EDR), auf subjektiver Erlebnisebene (z.B. verbale Angaben), auf motorischer Ebene (z.B. durch unmittelbare Beobachtungen des Verhalten). Wahrnehmung umfaßt die aktive und selektive Aufnahme und Verarbeitung von Reizen. Kennzeichen der Wahrnehmung sind: Subjektivität (es gibt keine objektive Wahrnehmung) Aktivität (Wahrnehmung kann nicht in einem Stadium völliger Passivität erfolgen.) Selektivität (Die Reize [z.B. von den Augen] sind viel zu komplex.) Filtermodelle der Wahrnehmung: Damit es zur (bewußten) Wahrnehmung kommt, müssen Reiz- bzw. Wahrnehmungsschwellen überwunden werden. Hypothesentheorie: Der Kompromiß aus subjektiver Erwartung und objektiver Information kann zu einer günstigeren Einschätzung der tatsächlichen Qualität führen. Mechanismen der Vereinfachung der Wahrnehmung und Beurteilung von Produkten: Attributdominaz Von einer Produkteigenschaft wird auf die Gesamtqualität geschlossen. (E 1Q) (z.B. Preis oder Markenname bedeutet gute Produktqualität) Halo-Effekt Von einem Gesamturteil wird auf einzelne Eigenschaften geschlossen. (Q E1,E2) (z.B. Stiftung-Warentest-Urteil „gut“ bedeutet auch günstiger Preis und Langlebigkeit) Irradiation Von einzelnen Eigenschaften werden auf andere Eigenschaften geschlossen. (E1E2) (z.B. Farbe des Kühlschrankes bedeutet Stärke der Kühlung) Für die Gestaltungskonsequenzen ist das subjektiv wahrgenommene Leistungsangebot wichtig. Demnach sollte das Informationsangebot Schlüsselinformationen (z.B. Gütezeichen) enthalten. Die Bildinformation ist dabei oft einprägsamer als die textuelle Darstellungsweise. http://www.tu-bs.de/~y0007838 Seite 4 2.3.1.3. Soziologische Ansätze zur Erklärung des Konsumentenverhaltens Verhaltensregeln oder Normen bestimmen das Verhalten des Konsumenten. Dabei unterscheidet man zwischen Muß-Normen (oft gesetzliche Verbote), Soll-Normen (z.B. Sitten) und Kann-Normen (z.B. Gewohnheit, Modenormen). Die soziale Einbettung des Konsumenten: Kultur (übereinstimmende Orientierungs- und Verhaltensmuster; kollektives System gemeinsamer Werte und Normen; Traditionen) Subkultur (größere Personenmehrheit mit übereinstimmenden Verhaltensweisen; z.B. Berliner Szene, Yuppies) Soziale Schicht (Personenmehrheit, die nach soziodemographischen Kriterien [Herkunft, Einkommen, Bildung] abgegrenzt ist) Gruppe (Personenmehrheit mit eigener Identität, sozialer Ordnung sowie gemeinsamen Normen, Werten und Zielen) formale Gruppen: formal definiertes, distanziertes Verhältnis der Mitglieder [z.B. Partei, Schule] informale Gruppen: Kleingruppen mit persönliche Beziehungen [z.B. Familie, Freundeskreis] Bezugsgruppen: Das Individuum identifiziert sich mit einer Gruppe und paßt sich z.B. in Aussehen oder Verhalten dieser an (Junge kauft Trikot von Borussia Dortmund). 2.3.2. Das Kaufverhalten von Organisationen Besonderheiten des organisationalen Beschaffungsprozesses Kollektiventscheidungen Höherer Formalisierungsgrad Entscheidungskriterien, die vom Konsumverhalten abweichen. Höhere Rationalität Fremdbestimmtheit/abgeleiteter Bedarf die Entscheidung treffen mehrere Personen (Buying Center [siehe unten]) durch Notwendigkeit einer erhöhten Sicherheit und Nachvollziehbarkeit größere Langfristigkeitsorientierung, ökonomische Einkaufskriterien sind wichtiger längere Entscheidungsfindung; z.B. auch Hinzuziehung externer Berater die eingekauften Güter dienen auch der (Produktion mit anschließender) Weiterveräußerung Endabnehmerbedürfnisse werden berücksichtigt Im Investitionsgüterhandel stehen dem Anbieter meist sehr heterogene Nachfrager gegenüber. Der Wettbewerb hat eher eine langfristige Perspektive und findet hauptsächlich auf qualitätsbezogener, aber immer stärker auch auf preisbezogener Basis statt. Im Konsumgüterhandel kommen Einkaufskriterien wie z.B. Umschlaghäufigkeit oder Platzbedarf der Ware zum Tragen. Das Modell von Webster und Wind + verdeutlicht Mehrschichtigkeit + zeigt die Rollenstruktur der Beschaffungseinrichtung - wenig konkret - zeigt nur die Nachfragerseite Die Einkaufsentscheidung: E = f ( I, G, O, U ) I: G: O: U: persönliche Prädisposition des individuellen Entscheiders (z.B. seine Risikoneigung) Gruppenmerkmale (Rollenverteilung) organisationale Merkmale (z.B. Ziele, Technologie, Strukturen) allgemeine Umwelt Die Rollen im Buying-Center sind: Einkäufer (Buyer): kauft formal ein (leitet z.B. die Bestellung ein) Benutzer (User): späterer Produktverwender Beeinflusser (Influencer): z.B. externe Berater Informationsselektierer (Gatekeeper): als Informationsfilter Entscheider (Decider): verantwortliche Führungsspitze Organisationale Kaufentscheidungen und die Bedeutung der einzelnen Mitglieder des Buying-Centers: Erstkauf – aller Mitglieder sind wichtig modifizierter Wiederholungskauf – Einkäufer und Beeinflusser spielen eine wichtige Rolle reiner Wiederholungskauf – nur der Einkäufer ist wichtig, da reine Routine http://www.tu-bs.de/~y0007838 Seite 5 3. Marketing-Forschung 3.1. Ziele der Marketing-Forschung Die Aufgabe der Marketing-Forschung besteht in der systematischen und objektiven Gewinnung und Analyse von Informationen, die zur Erkennung und Lösung von Problemen im Marketing dienen. interne Marketing-Forschung externe Marketing-Forschung { Erforschung betriebsinterner Marketing-Sachverhalte Marktforschung: Absatz- und Beschaffungsmärkte (Umwelt I) Erforschung der weiteren Umwelt (Umwelt II) Typen von Marketing-Studien Explorative Studien: erste Strukturierung eines Problemfeldes (Lassen sich z.B. Käufergruppen identifizieren?) Deskriptive Studien: genaue Erfassung und Beschreibung der interessanten Sachverhalte (z.B. wieviel Prozent der potentiellen Käufergruppe kaufen das Produkt?) Explikative und kausale Studien: Erklärung interessanter Sachverhalte; Ableitung von Entscheidungshilfen und Entwicklung von Marketing-Prognosen (z.B. welche Produkteigenschaft bewirkt letztendlich die Kaufentscheidung?) http://www.tu-bs.de/~y0007838 Seite 6 Vor- und Nachteile der Eigenforschung + größere Vertrautheit mit dem Forschungsproblem - mögliche „Betriebsblindheit“ der Forscher + bessere Steuerung des Forschungsprozesses - Tendenz zu erwünschten Ergebnissen + Gewinnung und Aufbau eigener Erfahrung - fehlendes methodisches Forschungs-Know-how + bessere Geheimhaltung - Entstehen eines zusätzlichen Fixkostenblocks + geringer Kommunikations-/Koordinationsaufwand 3.2. Allgemeine Aufgaben der Marketing-Forschung 3.2.1. Die fünf „Ds“ der Marketing-Forschung Definitionsphase Designphase Datenerhebungsphase Datenanalysephase Dokumentationsphase Forschungsproblem bestimmen Ziel festlegen Wege zur Erreichung der Ziele bestimmen; Forschungsplan erstellen Daten sammeln (z.B. durch Interviews) Die Daten werden ausgewertet (z.B. Fragebögen auszählen) die Daten mit den Konsequenzen aufschreiben und wirkungsvoll präsentieren 3.2.2. Die Datenerhebung Für die Datenerhebung wählt man zwischen Primärfoschung (neues Datenmaterial erheben) oder Sekundärforschung (vorhandenes, zu anderem Zwecke erhobenes Material nutzen [z.B. aus externen Datenbanken]). Befragung Schriftliche Befragung (per Fragebogen [=postalische Befragung]) + Kostengünstig - Responseproblem (geringe Antwortquote) + schnelle Durchführbarkeit - Identitätsproblem (Hat das wirklich die Zielperson ausgefüllt?) + kein Interviewereinfluß - Stichtagsproblem (An welchem Tag wurde es genau ausgefüllt?) Mündliche Befragung (Interview) + hohe Flexibilität (z.B. Rückfragen) - Interviewereinfluß + höhere Antwortquoten - vergleichsweise teuer Telefonische Befragung (Variante der mündlichen Befragung) + nach kurzer Zeit Ergebnisse - Telefonbesitz vorausgesetzt +/- geringerer, aber vorhandener Interviewereinfluß Computergestützte Befragung + zeit- und kostensparend - setzt kommunikationstaugliche EDV-Anlage voraus Beobachtung teilnehmende Beobachtung (Beobachter nimmt aktiv teil [z.B. als Testkäufer]) nicht-teilnehmende Beobachtung (Beobachter bleibt passiv und registriert lediglich das Geschehen) Feldbeobachtungen (Beobachtung im natürlichen Umfeld der zu untersuchenden Person) Laborbeobachtungen (künstliche Umgebung [soll externe Einflüsse minimieren]) 3.2.2.2. Sonderformen der Datenerhebung Experiment Feldexperiment Laborexperiment Produkttest (für ausgewählte Kundengruppen) Store-Test (probeweiser Verkauf in begrenzter Anzahl von Ladengeschäften) Markttest (probeweiser Verkauf in einem Teilmarkt; Nachteil: sehr aufwendig, teuer und riskant) elektronische Mini-Testmärkte (Datenerfassung des Einkaufs über Scannerkarte im Geschäft) http://www.tu-bs.de/~y0007838 Seite 7 Panel Ein gleichbleibender Kreis von Untersuchungseinheiten (Personen, Organisationen) wird in regelmäßigen zeitlichen Abständen zum gleichen Untersuchungsgegenstand befragt. Paneleffekte: unvollständige Marktabdeckung („Coverage“) durch Teilnahmeverweigerung und Erfassungslücken Panelsterblichkeit durch das Ausscheiden von Panelmitgliedern (Tod, Umzug, Pleite) Panelerstarrung durch Alterung der Mitglieder (Maßnahme: neue Mitglieder aufnehmen) Paneleffekt im engeren Sinne (Mitglieder verhalten sich (un-) bewußt anders als gewöhnlich) 3.2.3. Die Datenanalyse Die zu erfassenden Daten können unterschiedlich empirisch erfaßt werden: Nominalskalen Ordinalsklalen Intervallskalen Verhältnisskalen (Ratioskalen) klassifizieren qualitative Eigenschaftsausprägungen (z.B. Geschlecht) Reihenfolgeprinzip (z.B. größer/kleiner- oder besser/schlechter-Urteile) zahlenmäßige (metrische) Einordnung der Merkmale ohne Nullpunkt metrische Einordnung mit Nullpunkt (z.B. Umsatz, Gewinn) Zur Auswertung der erfaßten Daten gibt es verschiedene Verfahren: Univarate Verfahren (betrachten nur eine einzige Variable [z.B. Häufigkeitsverteilung]) bivariate Verfahren (betrachten zwei Variablen [z.B. Kontingenz-, Korrelations-, Regressionsanalysen]) multivariate Verfahren (Unterteilung in Zusammenhänge überprüfende [dependenzanalytische] und Zusammenhänge entdeckende [interdependenzanalytische] Verfahren unterteilen) http://www.tu-bs.de/~y0007838 Seite 8 3.3. Spezielle Aufgaben der Marketing-Forschung Für eine Marktanalyse muß erst einmal der relevante Markt (Konkurrenz muß vorhanden sein) bestimmt werden. Dieser besitzt folgende Merkmale: Marktkapazität (der maximal mögliche Bedarf) Marktpotential (die maximal mögliche Nachfrage; der maximal mögliche Umsatz aller Anbieter) Marktvolumen (der tatsächlich realisierte Umsatz aller Anbieter) Marktausschöpfung[-sgrad] (Verhältnis von Marktvolumen zu Marktpotential; bei 1,0 Maximum) Umsatz- bzw. Absatzpotential (der maximal mögliche Umsatz oder Absatz eines Anbieters) Umsatz- bzw. Absatzvolumen (der tatsächlich getätigte Umsatz oder Absatz eines Anbieters) Marktanteil (absoluter Marktanteil: eigener Umsatz / Gesamtumsatz · 100 relativer Marktanteil: eigener Marktanteil / Marktanteil des stärksten Konkurrenten) 4. Ziele und Basisstrategien des Marketing 4.1. Marketing-Ziele Die Marketing-Ziele werden von den Unternehmenszielen abgeleitet, welche als Sach- (z.B. Autos herstellen) und Formalziele (z.B. Marktführer werden) vorliegen. In einer ganzheitlich-marktorientierten Unternehmensführung sind die Marketing-Ziele quasi der marktgerichtete Teil der Unternehmensziele. 4.1.2. Die Planung von Marketing-Zielen 1. Zieloperationalisierung (Präzisierung, Ziele als Anleitung und Kontrollmöglichkeit tauglich machen) Zielinhalt Zielausmaß Zeithorizont Geltungsbereich Was soll erreicht werden? (z.B. Kundenzufriedenheit, Umsatz, Marktanteil) Wieviel soll erreicht werden? (z.B. 15% Marktanteil, 10 Mio. Euro Umsatz) Wann soll erreicht sein? (nächsten Monat 1000 Stück verkauft, in 10 Jahren 10 Mio.) Für was soll gelten? (welcher Unternehmensbereich, welches Zielobjekt, welcher Instrumentalbereich, welcher Markt (-Ausschnitt) 2. Bildung eines Zielsystems Identifikation von Zielbeziehungen Aufbau einer Zielhierarchie - Zielkomplementarität – die Ziele verstärken sich (z.B. Gewinn + Umsatz) - Zielkonkurrenz – die Ziele behindern sich (z.B. Expansion + Entlassungen) - (Zielantinomie) – die Ziele schließen sich aus (z.B. Marktanteil + Marktrückzug) - Zielindifferenz – die Ziele sind neutral (z.B. Marktanteil + Stellenabbau) Anhand der Instrumentalbeziehung (Zweck-Mittel-Beziehung) wird zwischen OberZwischen- und Unterzielen unterschieden. Unter- und Zwischenziele dienen der Erfüllung von übergeordneten Zielen. 4.2. Marketing-Basisstrategien Strategien sind mittel- bis langfristig gültige Entscheidungen mit Richtliniencharakter. Umfassen sie marketingbezogene Ziele, so werden sie zu Marketing-Strategien, welche auch erst nach den Zielen festgelegt werden. Marketing-Basisstrategien kombinieren verschiedene Instrumente (siehe Kapitel 5), wogegen sich instrumentbezogene Strategien nur auf einen Maßnahmenbereich (z.B. Preisgestaltung) beziehen. 4.2.2. (Primär) Kundenorientierte Strategien Marktfeldstrategien (Marktdurchdringung [vorhandenes Produkt intensiver vermarkten], Marktentwicklung [vorh. Produkt auf neuem Markt], Produktentwicklung [neues Produkt auf vorhandenem Markt] und Diversifikation [neues Produkt auf neuem Markt]) Marktstimulierungsstrategien (Präferenzstrategie [Absatz über höhere Qualität], Preis-Mengen-Strategie) Marktparzellierungsstrategien (Aufteilung des Marktes in Teilmärkte [Massenmärkte oder Marktsegmente]) Marktarealstrategien (national oder international) Die Marktsegmentierung meint die Aufteilung in klar abgegrenzte Zielmärkte von Kunden, die jeweils mit einem eigenen Marketing-Mix bearbeitet werden, um eine höhere Bedürfnisbefriedigung zu erreichen. Diese Segmente sollten in sich möglichs homogen, nach außen hin aber heterogen sein. http://www.tu-bs.de/~y0007838 Seite 9 Marktaufteilung (Wie können Marktsegmente identifiziert und voneinander abgegrenzt werden?) Bildung von Segmentierungskriterien, welche folgende Anforderungen erfüllen müssen: Kaufverhaltensrelevanz (muß das Kaufverhalten erklären können) Aussagefähigkeit für den Einsatz der Marketing-Instrumente Zugänglichkeit (Werden tatsächlich nur und vollständig die anvisierten Zielgruppen erreicht?) Meßbarkeit / Operationalität (Marktaufteilung mit den Methoden der Marketing-Forschung) zeitliche Stabilität Wirtschaftlichkeit Neben den Investitionsgütermärkten gelten besonders für Konsumgütermärkte soziodemographische Kriterien (Schichtzugehörigkeit, Familiensituation, geographische Kriterien) psychographische Kriterien (Persönlichkeitsmerkmale, produktbezogene Kriterien [z.B. Präferenzen]) Kriterien des beobachtbaren Kaufverhaltens (auch Mediennutzungsverhalten) Segmentwahl und -bearbeitung (Welche/wieviele Segmente werden wie bearbeitet?) Die Segmente können unetrschiedlich bearbeitet werden: undifferenziertes Marketing (ein Marketing-Mix für den Gesamtmarkt) differenziertes Marketing (pro Segment einen eigenen Marketing-Mix) konzentriertes Marketing (für ein einzelnes Segment einen speziellen Marketing-Mix) Wird in zu viele Segmente aufgeteilt, sind evtl. die Marketing-Kosten zu hoch. Bei zu wenigen Segmenten ist möglicherweise die Struktur des Segments zu heterogen (zu viele verschiedene Kundenbedürfnisse). 4.2.3. (Primär) Konkurrenzorientierte Strategien Neben den eigenen Stärken und Schwächen sollte auch Konkurrenzforschung stattfinden, Der komparative Konkurrenzvorteil (KKV) bedeutet, daß der Kunde in unseren Produkten wahrnehmbare, wichtige und dauerhafte Nutzenvorteile sieht. Für einen wettbewerbsstrategischen Ansatz gibt es drei Grundtypen: Umfassende Kostenführerschaft Differenzierung Konzentration auf Schwerpunkte Erreichung eines Kostenvorsprungs Preiswettbewerb; dabei helfen Erfahrungskurveneffekte (fertigungsmengenabhängige dauerhafte Stückkostensenkung) Qualitätsführerschaft durch bessere Produkte; konsequentester Ausdruck sind die Markenartikelstrategie und das Erlebnismarketing Strategieausprägungen sind: Unique Selling Proposition (Produkt sei einzigartig), Doppelnutzen-Differenzierung (Produkt habe zwei überlegene Eigenschaften), Mehrfach-Nutzenpositionierung Fokussierungsstrategie; durch konzentration auf einen kleinen Bereich will man besonders gute Bedürfnisbefriedigung der Kunden erreichen (Nischenstrategie) Der Outpacing-Ansatz verlangt eine gleichzeitige Verfolgung sowohl kosten- als auch qualitätsorientierter Strategien. 4.2.4. Übergreifende Strategien: Strategische Partnerschaften Vertikale und diagonale strategische Partnerschaften bedeuten, daß das Unternehmen mit anderen nachgelagerten Betrieben kooperiert, um den Einfluß auf das Produkt auf dem Weg zum Endverbraucher nicht zu verlieren. Man nennt dies dann auch strategische Netzwerke. Horizontale strategische Partnerschaften meinen ein Zusammenarbeiten von konkurrierenden Unternehmen (oft nur Bereiche wie z.B. Forschung). Ursache für diese strategischen Allianzen sind oft die hohen Kosten im globalen Markt. Da ein Grund für Allianzen auch die Ausschaltung von Konkurrenten ist, kann es leicht kartellrechtliche Schwierigkeiten geben. Die Bildung von strategischen Allianzen wird heutzutage dadurch vorangetrieben, daß ein Hyperwettbewerb entstanden ist, der immer neue Wettbewerbsvorteile erzeugt, um sie nach kurzer Zeit selbst wieder zu vernichten (damit die Konkurrenz „nichts davon hat“). http://www.tu-bs.de/~y0007838 Seite 10 5. Instrumente der Absatzmarktgestaltung Um Marketing-Strategien zu realisieren, braucht man Instrumente, welche Marketing-Mix oder Submix genannt werden. Diese Instrumente sind: - Produktpolitik - Preispolitik - Distributionspolitik - Kommunikationspolitik Produktleistung = Präsenzleistung = Profilleistung 5.2. Produktpolitik Die Produktpolitik umfaßt die Planung und Gestaltung der Produkte (Herz des Marketing), bzw. des gesamten Produktprogramms (Sortiment). Es muß entschieden werden über Produktgestaltung, Verpackungsgestaltung, Markierung (Markenartikel), Programmgestaltung (z.B. mehrere Produkte zusammenstellen) und den Programmumfang (Breite [z.B. Schuhe, Hosen] und Tiefe [z.B. Straßenschuhe, Fußballschuhe]). Konzeptionsebenen des Produkts Grundnutzen Kernnutzen: generische Produkt: erwartete Produkt: Zusatznutzen augmentierte Produkt: potentielle Produkt: die Grundfunktion des Produktes (z.B. beim Auto die Beförderung) unverzichtbare Grundmerkmale (z.B. die Sitze im Auto) die Leistungserwartung des Kunden zusätzliche Ansprüche (z.B. Heckspoiler) noch unübliche Ansprüche (z.B. Navigationssystem im Kleinwagen) In den Industriestaaten findet der Wettbewerb hauptsächlich auf der Ebene des augmentierten Produktes statt. Gesichtspflege Die Abbildung rechts zeigt, daß es bei verschiedenen Produktkategorien unterschiedliche Möglichkeiten der Nutzenerweiterung gibt. bisher übliche Nutzenstrukturen Zusatznutzen Zusatznutzen Grundnutzen Grundnutzen d.h. bisher starke Zusatznutzenbetonung (z.B. Prestige) Produkte nach Kaufgewohnheit Convenience goods: häufig erworben ohne großen Auswand (z.B. Zeitungen, Zigaretten) Shopping goods: diverse Auswahlprozesse (z.B. Kleidung, Möbel) Specialty goods: besonderer Auswahlaufwand (z.B. Autos) Personalcomputer d.h. bisher starke Grundnutzenbetonung (z.B. Leistungsfähigkeit) Zusatznutzenanbau Zusatznutzen Gezielter Nutzenanbau zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit Zusatznutzen Grundnutzen Grundnutzen Grundnutzenanbau d.h. Nutzenanbau auf der Grundnutzenebene (z.B. natürliche Rohstoffe) d.h.Nutzenanbau auf der Zusatznutzenebene (z.B. Designgestaltung) Produkte nach Beurteilungsmöglichkeit des Kunden Inspektionsgüter: Erfahrungsgüter: Vertrauensgüter: können schon vor dem Kauf beurteilt werden (z.B. Blumen) müssen aus der Erfahrung heraus beurteilt werden (z.B. Restaurantessen) können auch im Nachhinein schwer beurteilt werden (z.B. ärztliche Behandlung) Es sind Produktinnovationen nötig, da viele Gewinne aus jungen Produkten stammen (Stars !). Unterscheiden kann man nach Marktneuheiten (wirklich neu) und Betriebsneuheiten (nur für den Betrieb neu). Allerdings bringen Innovationen auch Risiken mit (Marktversager -> Geld- und Imageverlust). Deshalb werden durchlaufen: http://www.tu-bs.de/~y0007838 Seite 11 5.2.2.1. Produktinnovation: Die Phasen des Produktinnovationsprozesses Innovations-/Suchfeldbestimmung neue Produkt- und Marktbereiche finden; kann große unternehmenspolitische Bedeutung haben (z.B. Einstieg in Computerbranche) Ideen für Neuprodukte gewinnen wo lassen sich Ideen finden (Forschungsabteilung, Konkurrenz, Kunde) wie lassen sich Ideen finden (Kreativitätstechniken). - Morphologische Analyse (alle möglichen Ausprägungen aufschreiben) - Brainstorming (Gruppendiskussion ohne Kritik) - Methode 635 Brainwriting (schriftliche Problemlösungsdiskussion) - Synetik (Analogien bilden [z.B. natürliches Vorbild suchen]) Prüfung und Auswahl von Ideen Grobauswahl (Screening): - Erfüllung von Mindestanforderungen (Must-Kriterien) - Scoring-Modelle (Nutzwertanalyse; Bewertungskriterien werden gewichtet und mit der Einstufung des Neuproduktes multipliziert) Feinauswahl: - Wertanalyse (was verursacht bei gleicher Qualität d. geringsten Kosten) - Break-Even-Analyse (überschreitet der Absatz den Break-Even-Point?) Realisierung der Idee und Planung 1.) Entwicklung des Produktes (Prototyp, Funktionstest, Akzeptanztests) der Markteinführungsstrategie z.B. mit Lead User (geben Wünsche ab) oder Quality Function Deployment (kundenwunschorientiertes Produktplanungsverfahren) 2.) Markttests, Produkteinführung unter Beachtung von - Timing (Führerstrategie [als erstes], Folgerstrategie) - wie einführen (z.B. Werbung, Preis) - Zielgruppen (unter Beachtung von Adoptertypen) - wo einführen (international, national, regional -> Kostenfrage) - ggf. Kooperationspartner (z.B. Hersteller kooperiert mit Händler) Verschiedene Adoptertypen Verwender Verwendung Eigenschaft Gangschaltung Lackierung Herren Tourenrad Lastentauglichkeit ohne einfarbig knallig Damen Sportrad geringes Gewicht 3-gang einfarbig gedeckt Jugendliche Rennrad Langlebigkeit 10-Gang zweifarbig Kinder Mountain-Bike Zerlegbarkleit 21-Gang mehrfarbig Adopter Vereinfachtes Beispiel eines morphologischen Kastens 2,5% Innovatoren 13,5% 34% 34% 16% Frühadopter Frühe Mehrheit Späte Mehrheit Nachzügler X - 2 X- X X+ Zeit bis zur Adoption der Innovation 5.2.2.2. Produktmodifikation und –elimination Produktvariation: Produktdifferenzierung: Produktrelaunch: Produktelimination: http://www.tu-bs.de/~y0007838 einzelne Bestandteile werden verändert, aber das Grundkonzept bleibt abgewandelte Produkte, die neben dem ursprünglichen existieren ein altes Produkt wird mit neuer z.B. Gestaltung wieder auf den Markt gebracht quantitative Kriterien (sinkender Umsatz, Deckungsbeitrag, Rentabilität usw.) qualitative Kriterien (negatives Image, neue Gesetzte/Bedürfnisse, nachlassende Wirkung der Marketing-Maßnahmen, Störungen im Produktionsablauf) Seite 12 Der Produktlebenszyklus Schwachpunkte des Modells: willkürliche Einteilung der Phasen; spiegelt nur einen realen Verlauf wieder 5.2.2.3 Produktmarkierung Vorteile eines Markenartikels für den Hersteller: für den Kunden: - Markenartikel können teurer verkauft werden - Förderung des Wiederkaufs (Markentreue) - Profilierung im Wettbewerb - Aufbau von Marktmacht gegenüber dem Handel - weit verbreitete Erhältlichkeit - höhere Produktqualität - Vereinfachung des Einkaufsverhaltens (Markentreue) Verschiedene Arten von Marken Einzelmarke: Dachmarke: Tandemmarke: Markengruppe/ Markenfamilie beinhaltet nur ein Produkt (z.B. Persil) umfassen sämtliche Produkte eines Unternehmens (z.B. Fiat oder IBM) verbindet Dachmarke und Einzelmarke (z.B. BigMäc, Fischmäc, McRib von McDonalds) Einzelmarken werden dachmarkenähnlich ausgebaut (z.B. Tesafilm [der echte Klebefilm, aber auch Flüssigkleber, Teppichkleber]) 5.3 Preispolitik Wird einer Leistung direkt ein Entgelt zugemessen, spricht man von clear payment. Bei nicht-monetären Gegenleistungen liegen Tausch-, Barter- oder Kompensationsgeschäfte vor. Neben der Festlegung von Preisen existiert auch die Konditionenpolitik (Festlegung der Rabatte, Absatzkredite, Gewährleistungen, Lieferungs- und Zahlungsbedingungen). http://www.tu-bs.de/~y0007838 Seite 13 5.3.2.1. Ansätze zur Preisbestimmung Marktorientierte Preisfindung verhindert unrealisierbare, erzeugt aber evtl. nicht kostendeckende Preise. Preiskalkulation auf Vollkostenbasis (kostenorientiert) Berechnung nach der Formel: Preis = Stückkosten · ( 1 + prozentualer Gewinnzuschlag) Vorteil: - alle Kosten fließen ein Nachteile: - evtl. willkürliche Fixkostenzurechnung; Preis kann deutlich über dem Marktpreis liegen - prozyklisches Verhalten des Preises (bei Rezession werden die gesamten Fixkosten auf wenig abgesetzte Produkte verteilt -> höhere Preise) - Zirkelschlußproblematik (zur Ermittlung der Vollkosten müssen Absatzmengen bekannt sein) Preiskalkulation auf Teilkostenbasis (kostenorientiert) Berechnung nach der Formel: Preis = variable Stückkosten · ( 1 + prozentualer Deckungsbeitragszuschlag) Vorteil: - Bestimmung von kurzfristigen Preisuntergrenzen (Preis nahe den Einzelkosten) Nachteile: - vernachläßigt die Deckung der Fix- und Gemeinkosten Preiskalkulation mit Target Costing (kosten- und marktorientiert) Der am Markt erzielbare Preis abzüglich des Gewinnzuschlags ergibt die Zielkosten (maximal zulässige Produktionskosten). Diese werden mit den Produktstandardkosten aus der Kostenrechnung verglichen und das Ergebnis dem Kostenmanagement zur eventuellen Gewinnzuschlagsreduzierung vorgelegt. Nachfrage- bzw. kundenorientierte Preisbestimmung einfachste Möglichkeit: Preisfixierung anhand der Nachfrageintensität (hohe Nachfrage hoher Preis) Preiselastizität der Nachfrage ( = -3 bewirkt eine Preissenkung um 10% eine Absatzerhöhung von 30%) dx x = dx · p x,p = dp dp x p x = Menge dx = Mengenänderung p = Preis dp = Preisänderung Eine niedrige Preiselastizität kann durch folgende Bedingungen erreicht werden: - nur wenige oder gar keine Substitutionsprodukte - geringes Preisbewußtsein der Käufer - Preis spielt untergeordnete Rolle, wichtig ist z.B. nur die Marke oder das Image des Produktes - Käufer denken, daß ein höherer Preis z.B. höhere Qualität bedeutet Elastizität: Preisänderung: Preissenkung Preiserhöhung http://www.tu-bs.de/~y0007838 > -1 || < 1 Umsatzsenkung Umsatzsteigerung Preiseffekt stärker < -1 || > 1 Umsatzsteigerung Umsatzsenkung Mengeneffekt stärker Seite 14 Konkurrentenorientierte Preisbestimmung - Anpassung an den branchenüblichen Leitpreis - Preisüberbietungen - Preisunterbietungen (ggf. bis hin zum Preiskampf) - Verfolgung einer Strategie der Preisführerschaft dominierende P. (wenn man eine überragende Marktstellung hat) barometrische P. (unter gleich starken Konkurrenten darf jeder mal - aber Vorsicht Kartellrecht !) - Nischenstrategie 5.3.2.2. Dynamische Preispolitik Der Produktpreis muß nicht konstant bleiben. Abschöpfungsstrategie („Skimming“) Es handelt sich um eine Hochpreisstrategie, wobei der hohe Anfangspreis nach und nach gesenkt wird. + kurzfristige hohe Gewinne + schnelle Amortisation (Ausgleich) des Forschungs- und Entwicklungsaufwands + Aufbau und Stützung des Produktimages + Abschöpfen der Preisbereitschaft des Käufers + Vermeidung von Preiserhöhungen und Schaffung eines Preisspielraums nach unten - Produkt muß innovativ und/oder qualitativ hochwertig sein - aufwendige Ausgestaltung anderer absatzpolitischer Instrumente (z.B. viel Werbung) Penetrationsstrategie Es handelt sich um eine Niedrigpreisstrategie, die bei Produktkopien oder unausgelasteten Fertigungskapazitäten Erfolg verspricht. + schnelle Marktdurchdringung + Kostensenkung durch Massenproduktion + Reduzierung des Fehlschlagsrisikos + Aufbau einer starken Marktposition und Errichtung von Markteintrittsbarrieren - der niedrige Preis assoziiert schlechte Qualität - Preisveränderungen sind kaum möglich - langsame Amortisation (Ausgleich) des Forschungs- und Entwicklungsaufwands 5.3.2.3 Preisdifferenzierung Für gleiche Produkte werden unterschiedliche Preise verlangt, was eine Verstetigung des Absatzes bewirken kann (bei starker Nachfrage hoher Preis, bei schwacher Nachfrage geringer Preis). persönliche/soziale Differenzierung (z.B. besondere Eintrittspreise für Rentner) regionale Differenzierung (z.B. billigere Autopreise im Ausland) zeitliche Differenzierung (z.B. Mondscheintarif beim Telefonieren) quantitative Differenzierung (Mengenrabatte, Mindermengenzuschlag) Der Erfolg der Preisdifferenzierung setzt folgendes voraus: - Einteilung der Nachfrager in Gruppen unterschiedlicher Preisempfindlichkeit - segmentierte Märkte müssen isoliert sein (z.B. kein Autoimport aus dem günstigen Ausland möglich) - große Preisempfindlichkeit und niedrige Preiselastizität - keine Diskriminierung (z.B. nicht: Männer zahlen nur die Hälfte) - Konkurrenzsituation muß differenzierte Preise zulassen 5.3.2.4. Produktübergreifende Preispolitik Mehrere Einzelprodukte werden im Paket verkauft, wobei der Paketpreis meist günstiger als die Summe der Einzelpreise ist. Gibt es die Bestandteile auch einzeln zu kaufen, spricht man von gemischter Preisbündelung. Eine andere Form produktübergreifender Preispolitik ist der kalkulatorische Ausgleich, welcher sukzessiv (ein Produkt ändert seinen Preis im Laufe des Lebens) oder simultan (ergebnisschwache Produkte werden von ergebnisstarken finanziell ausgeglichen) erfolgen kann. http://www.tu-bs.de/~y0007838 Seite 15 5.4 Distributionspolitik Distribution (allgemein) akquisitorische Distribution physische Distribution Art und Weise der Güterübertragung vom Hersteller zum Kunden der ökonomische und juristische Warenweg (Verkauf der Ware) der reale Gütertransfer (z.B. per LKW) 5.4.2.1. Die Wahl des Absatzwegs Direktvertrieb indirekter Vertrieb Nullstufenkanal (H-K) Einstufenkanal (H-E-K) Hersteller Zweistufenkanal (H-G-E-K) Einzelhändler Einzelhändler direkter Vertrieb + bessere Steuerung des Distributionsgeschehens + Einsparung der Handelsspanne + keine Abhängigkeit vom Handel Großhändler Konsument indirekter Vertrieb + geringere Aufbauinvestition (schneller realisierbar) + geringeres finanzielles Risiko + höhere Anpassungsflexibilität für den Hersteller Entscheidungskriterien der Absatzkanalpolitik Grad der Funktionserfüllung durch die Mitglieder des Absatzkanals (Quantität, Qualität der Funktionserfüllung) Absatzkanalspezifische Ertäge (maximaler Absatz, durchschnittliche Preise, Sortimentszusammenstellung) Absatzkanalspezifische Kosten und Kapitalbindung Absatzsicherung in der Zukunft (Wachstumspotential, Lieferantentreue der Händler) Marktpräsenz der Distributionsobjekte (Distributionsdichte, Distributionsgrad, Anteil der Distributionsstellen an allen Absatzstellen der Branche) Image des Absatzkanals Flexibilität des Absatzkanals (Aufbaudauer, Grad der erforderlichen Bindung) Steuerbarkeit und Kontrollierbarkeit des Absatzkanals (eigene Machtposition, Kooperationsbereitschaft) 5.4.2.2. Aspekte der Absatzwegesteuerung Divergenzen zwischen den Zielvorstellungen von Herstellern und Händlern erfordern entweder ein vertikales Marketing (Händler-Produkt-Hersteller gemeinsam betrachtet) oder ein Beziehungsmanagement. Ziele des Herstellers aktive und ständige Innovationspolitik Aufbau von Produkt- und Markenimages Distribution des kompletten Leistungsprogramms Verringerung der Handelsspannen kontinuierlicher Absatz und große Bestellmengen Serviceleistung vorwiegend durch den Handel nationale und internationale Produktwerbung bevorzugte Plazierung eigener Produkte http://www.tu-bs.de/~y0007838 Ziele des Handels nur Einführung erfolgversprechender Produkte Aufbau von Einkaufsstättenimages Beschränkung auf die erfolgreichsten Produkte Vergrößerung der Handelsspannen bedarfsabhängige Belieferung (ggf. kleine Mengen) starke Beteiligung des Herstellers am Service lokale und regionale Firmenwerbung sortimentsgerechte Plazierung Seite 16 Unterschieden wird zwischen intensiver Distribution („Produkt ist überall erhältlich“), selektiver und exklusiver Distribution. Bewertungs- und Auswahlkriterien für die Auswahl geeigneter Distributoren sind das Sortiment, Standort und Einzugsgebiet, Größe und Finanzkraft und die Leistungsfähigkeit bzw. das Image. Um den ausgewählten Händler zu gewinnen, kann die Pull-Strategie (den Händler durch massive Endverbraucherwerbung in Zugzwang setzten), die Push-Strategie (besondere Konditionen für den Händler) oder eine Kombination beider angewendet werden. Um den Händler schließlich vertraglich zu binden, gibt es verschiedene Formen von Vertriebssystemen: Vetriebsbindungssysteme Alleinvertriebssysteme Vertragshändlersysteme Franchise-Systeme Agentursysteme legt die Geschäftsbeziehungen des Großhändlers fest (z.B. nur Fachhandel) regionale Verkaufsbeschränkung für alleinigen Vertreiber Konkurrenzprodukte werden verboten (z.B. in der Automobilbranche) das Marketing-Konzept muß übernommen werden keine wirtschaftliche Selbständigkeit; reine Verkaufsstelle 5.4.2.3. Die Außendienstgestaltung Es wird zwischen verkaufendem und nicht-verkaufendem (Servicedienste) Außendienst unterschieden. Die Größe des verkaufenden Außendienstes kann entweder nach der Budgetmethode (Budget : Gehalt = Anzahl), nach der Arbeitslastmethode (Zeitaufwand : Arbeitszeit = Anzahl) oder nach der Inkrementalmethode (wenn weder Erhöhung noch Verminderung der Außendienstmitarbeiteranzahl eine Deckungsbeitragsänderung bewirkt = optimale Anzahl) bestimmt werden. Die Auswahl der Außendienstmitarbeiter kann entweder mit der Punktbewertungsmethode (Nutzwertanalyse, ähnlich Scoring [siehe 5.2.2.1.]) oder mit dem Modell des kritischen Umsatzes (siehe Grafik) geschehen, wobei zweitere Methode den Nachteil hat, daß sonstige Qualitäten der Außendienstler (z.B. Beratung, Motivation, Flexibilität) vernachlässigt werden. http://www.tu-bs.de/~y0007838 Seite 17 Als Außendienstler sollte man sowohl Einfühlungsvermögen (Empathy) als auch Ego-Dive (Selbstbestätigungsdrang) besitzen, um einerseits die Kundenwünsche zu erkennen, andererseits aber auch ausgeprägte Motivation zum Verkaufen zu haben. Nach der Ähnlichkeitshypothese sind Verkäufe dann besonders erfolgreich, wenn sie ihr Verhalten dem Kunden anpassen. Die Steuerung der Außendienstler erfolgt dann entweder nach inputorientierter (Besuchsvorgaben, Prämien pro Besuch) oder outputorientierter Steuerung (Umsatzvorgaben und Umsatzprovision), wobei letztere dann sinnvoller ist, wenn man den erzielten Umsatz kausal dem Mitarbeiter zurechnen kann. 5.5 Kommunikationspolitik Die Kommunikationspolitik umfaßt alle Maßnahmen, die dazu dienen, Informationen über die Produkte und das Unternehmen zu vermitteln und die Empfänger im Sinne des Marketing zu beeinflussen. 5.5.2.1. Werbung Der Prozeß der Werbeplanung beginnt mit den Marketing-Zielen, welche in Werbeziele (Umsatzsteigerung, Imageverbesserung etc.) entwickelt werden müssen. Der nächste Schritt ist dann die Bestimmung der Zielgruppe und der Werbestrategie (welche Botschaft, welches Werbemittel, welche Gestaltung). Die Auswahl der Werbemedien erfolgt dann per Intermediaselektion (Zeitung oder Fernsehen oder Hörfunkt) und Intramediaselektion (wenn Fernsehen, dann ARD oder ZDF oder PRO7). Bei letzterer Auswahl ist der Tausendkontaktpreis (TKP) besonders beliebt. TKPi = Kosten pro Belegung des Werbeträgers i · 1000 Reichweite des Werbeträgers Die Probleme des TKP sind aber die mangelnde Information darüber, welche Zielgruppe erreicht wurde (funktioniert mit durch Zusatzanalysen gewichteten TKP) und wie gut die Kontaktqualität war. Die Festlegung des Werbebudgets bildet den nächsten Schritt, wobei es verschiedene Verfahren gibt: Ziele-und-Aufgaben-Methode „percentage of sales method“ „all you can afford method“ Wettbewerbs-Parität-Methode Aufteilung nach Maßgabe der Werbeziele und Werbestrategie Budget als Prozentsatz vom Umsatz nach Abzug aller Kosten übrigbleibende Betrag bildet Budget Werbebudget wie die Konkurrenz Die Kontrolle des Werbeerfolges bildet die letzte Stufe. Hierbei kann geprüft werden, ob eine Umsatzentwicklung zeitgleich mit Werbeaktivität geschieht, der Bekanntheitsgrad steigt, die Kundenzufriedenheit steigt oder ein Markttest (siehe 3.2.2.) erfolgreich ist. Die Direktwerbung (aus dem Direct Marketing) wendet sich unmittelbar an den Kunden, wobei dies als Direct Mail (z.B. persönlicher Werbebrief) oder als Direct-Response-Werbung (z.B. Couponanzeigen) geschehen kann. Die Erfolgsursachen der Direktwerbung liegen in der direkten Ansprache, der hohen selektiven Reichweite (auf Grundlage einer genauen Datenbank), der konkurrenzfreien Aufnahme und der Bequemlichkeit des Konsumenten. 5.5.2.2. Verkaufsförderung (Sales Promotion) Durch besondere Aktionen (Probierstände, Lotterien etc.) soll der Produktabsatz kurzfristig wirksam erhöht werden. Dies kann auch durch Händlerpromotions (z.B. Rabatte), Außendienstpromotions (z.B. Verkäuferwettbewerb) oder Verbraucherpromotions (z.B. Produktproben, Treuerabatte) geschehen. 5.5.2.3. Öffentlichkeitsarbeit (Public Relations) Zur Schaffung einer für das Unternehmen günstigen Atmosphäre in der Öffentlichkeit bieten sich folgende PR-Instrumente an: gute Kontakte zu Presse, Funk und Fernsehen Pressekonferenzen und Hintergrundgespräche führen Sozial- und Umweltbilanzen veröffentlichen Tage der offenen Tür Firmenwerbung um öffentliches Vertrauen in den Massenmedien Direktwerbung gegenüber relevanten Meinungsführern http://www.tu-bs.de/~y0007838 Seite 18 5.5.2.4. Messen und Ausstellungen Messen und Ausstellungen bieten nicht nur die Möglichkeit zu persönlicher Kontaktknüpfung, sondern bieten auch Raum für Innovationspräsentationen und Ausstellungsstandgestaltung. Die erfolgreiche Messebeteiligung erfordert eine wirkungsvolle Messe-Vorwerbung (Termin und Messestand bekannt machen), eine ansprechende Standgestaltung, fachkundiges und kundenfreundliches Standpersonal, sowie ein gezieltes Nachmesse-Marketing, welches die Realisierung der auf der Messe iniziierten Verkäufe fördern soll. 5.5.2.5. Product Placement Der (hintergründige) Einsatz von Produkten in Filmen und Serien bietet diverse Vorteile: + + + + + + hohe Reichweite positive Umfeldwirkungen (den Film möchte man im Gegensatz zum Werbeblock ja sehen) Imagetransfer von der Filmhandlung auf das Produkt Einsatz des Product placement im internationalen Management möglich (z.B. weltweite Kinofilme) Umgehung des Zappens Umgehung von Werbeverboten Nachteile sind die mittlerweile gestiegenen Kosten, die Verbraucherkritik bei Aufdringlichkeit und die rechtlichen Probleme. 5.5.2.6. Sponsoring Es gibt das Kultursponsoring, das Sozio- und Umweltsponsoring sowie das Sportsponsoring. Daneben hat sich auch das Medien- oder Programmsponsoring („...wird Ihnen präsentiert von TVScheißfilm“) gebildet. Grundsätzlich herrscht ein Prinzip von Leistung und Gegenleistung. Sponsoring ist ein multiples Instrument, da es sowohl imagefördernd, absatzfördernd als auch bekanntheitsgradsteigernd wirken kann. Es ist somit ein komplementäres Instrument. Die Vor- und Nachteile sind: + attraktives Umfeld + hohe selektive Reichweiten + Multiplikatoreffekte durch Fernsehübertragung gesponserter Ereignisse + Imagetransfer der Veranstaltung auf das Produkt + Umgehung von Zapping und Werbeverbote + Einsatz im internationalen Management möglich - begrenzte Darstellungsmöglichkeit - Gefahr des Übersehens - Risiko der Unglaubwürdigkeit (z.B. Bierwerbung bei gleichzeitiger Gewalt von Betrunkenen) - Risiko des negativen Imagetransfers 5.5.2.7. Event-Marketing Das Event-Marketing bezahlt Veranstaltungen nicht nur wie beim Sponsoring, sonder organisiert selbst Special Events (z.B. Street-Soccer-Cup). 5.5.2.8. Multimedia-Kommunikation Da die traditionellen Werbemethoden in ihrer Wirkung nachlassen, wird die Multimedia-Kommunikation zu einer Neuorientierung der Kommunikationspolitik. Multimedia bedeutet dabei, einen interaktiven und multimodalen (= mehrere Sinne ansprechenden) Dialog zwischen Mensch und Medium. Es gibt drei technische Systeme: Mobile Speichermedien (z.B. CD-ROMs) Kiosk-Systeme (interaktive Terminals im Kaufhaus / in der Bank) Online-Systeme (z.B. Internet) Die Kommunikationspolitk muß die Wende zur Pull-Kommunikation (Empfänger entscheidet selbst, was er sehen will) schaffen. http://www.tu-bs.de/~y0007838 Seite 19 5.5.2.9. Integrierte Kommunikation Alle oben genannten Instrumente der Kommunikationspolitik können kombiniert und müssen koordiniert werden, damit eine höhere Wirkung beim Empfänger erreicht wird. Eine formale Vereinheitlichung (z.B. gleiche Fraben), eine inhaltliche Abstimmung (z.B. gleiche Slogans) und die zeitliche und geographische Koordination sind dabei nützlich. 5.6. Marketing-Mix Wie können absatzpolitische Instrumente optimal miteinander kombiniert werden? 5.6.2.1. Verfahren der Grobauswahl Sukzessive bzw. instrumental orientierte Vorgehensweise („ein Instrument nach dem anderen“, z.B. mit Gestaltung beginnen, danach Preis festlegen usw.) Orientierung an der Branche bzw. der Produktklasse (keine Werbung für z.B. Sand, Zement – jedoch viel Werbung für Markenartikel) Orientierung an der Wirtschaftsstufe ( Konsumgütermarkt: viel Werbung; Investitionsgütermarkt: persönliche Betreuung) 5.6.2.3. Praktikerregeln 1. 2. 3. 4. Bei Preisänderungen massiv werben und starker Außendiensteinsatz. Preiserhöhungen sollten Produktänderungen beinhalten. Dauerhafte Preis-Werbe-Konsistenz (hoher Preis = hohes Werbebudget) Spürbare Verbesserungen der Produktqualität rechtfertigen höheren Preis 6. Marketing-Implementierung 6.1. Das Grundproblem der Verankerung des Marketing im Unternehmen Das Marketing muß in der Unternehmenskultur (Werte, Denk und Verhaltensmuster der Unternehmensmitglieder) verankert sein, damit jeder kunden- und wettbewerbsorientiert arbeitet. Erleichtert wird dies durch vorbildhaftes Verhalten der Führungspersonen und durch personalorientiertes internes Marketing, was Schulungen, Trainings- und Kommunikationsmaßnahmen umfaßt. Solche Maßnahmen sollten in eine umfassende Strategie der marktorientierten Corporate Identity eingebettet sein. Auch die Organisationsstruktur muß die Umsetzung des Marketing-Konzeptes fördern, was durch geringe Spezialisierung und Formalisierung, sowie ein hohes Maß an Entscheidungsdelegation erreicht werden kann. Integrationsstufen des Marketing in der Organisationsstruktur Teilintegriertes Marketing Vollintegriertes Marketing http://www.tu-bs.de/~y0007838 - Marketing als Assistentenstelle bei der Verkaufsleitung - Marketing als Unterabteilung im Verkauf - Marketing als Hauptabteilung neben dem Verkauf - Marketing als Ressort im Vorstand bzw. in der Geschäftsleitung - Marketing als oberstes Vorstands- bzw. Geschäftsleitungsressorts Seite 20 6.2.1. Produktmanagement Es gibt einen Produktmanager, der sich vollständig um das Marketing eines Produktes kümmert. + hohe Flexibilität und Handlungsschnelligkeit + unmittelbare Kompetenz und Verantwortlichkeit + direkte Unterstützung einer Marktartikelstrategie - unproduktive Konflikte mit anderen Produkten und Funktionsbereichen - Vernachlässigung anderer Unternehmensbelange - Gesamtangebotspolitik wird schwierig 6.2.2. Kategoriemanagement Einzelne Produktgruppen (z.B. Kosmetika) oder Bedürfniskategorien (z.B. Haarpflege) werden gebildet, um Nachteile des Produktmanagements auszugleichen. 6.2.3. Kunden- bzw. Marktmanagement Es werden Marktmanager (für ganze Abnehmerbranchen), Kundengruppenmanager und Key-AccountManager (für Schlüssel- oder Großkunden) geschaffen. Der Kunde wird damit zum Mittelpunkt der Marketing-Bemühung. 6.3. Kundenorientiertes Prozeßmanagement und Business Reengineering Sämtliche Abläufe im Unternehmen sollen ganzheitlich (z.B. abteilungsübergreifend) gesehen werden. Diese Prozeßorganisation ermöglicht ein Prozeßmanagement, welches ein Marketing-Konzept leichter umsetzbar machen kann. Das Business Reengineering erwarte: fundamentales Überdenken (nichts ist selbstverständlich) radikales Redesign (nicht nur geringfügig verändern, sondern von Grund auf neu gestalten) dramatische Verbesserung Orientierung an den Unternehmensprozessen (Prozeßorganisation soll Kundenorientierung bringen) http://www.tu-bs.de/~y0007838 Seite 21 7. Marketing-Kontrolle 7.2.1. Formen der Marketing-Kontrolle Erfolgskontrollen (der Erreichungsgrad der Marketing-Ziele wird z.B. aus dem Rechnungswesen ermittelt) Effizienskontrollen (Verwendung von Indikatoren zur Effiziensbeurteilung [z.B. Zielgröße Gewinn x Größe Personal = Kennzahl]) Budgetkontrollen (formale [Zahlenvergleich] und inhaltliche [Effiziensvergleich] Budgetkontrolle; Die Gemeinkostenwertanalyse identifiziert nicht unbedingt notwendige Budgetanteile und liefert somit Einsparpotentiale) 7.2.2. Marketing-Audit Das Marketing-Audit bedeutet qualitative Kontrolle des Unternehmens, bzw. die Prüfung der betrieblichen Vorraussetzungen für die Erzielung von Ergebnissen. Verfahrens-Audit Ist das Unternehmen auf dem aktuellen Stand der Informations-, Planungs- und Kontrolltechnik? Strategie-Audit Kontrolliert die Voraussetzungen und Vorgaben der Strategieplanung Marketing-Mix-Audit achtet auf die Umsetzung der Marketing-Strategie und der Einhaltung des –Budgets Organisations-Audit Ist die Marketing-Organisation kosteneffizient und kundennah? 7.2.3. Strategische Überwachung Zum Zwecke der Weiterentwicklung werden dir grundlegenden Aktivitätsfelder und die Corporate Identity regelmäßig überprüft. Damit will man der Gefahr vorbeugen, zwar momentan effizient zu arbeiten, sich aber zukünftig in die falsche Richtung zu bewegen. http://www.tu-bs.de/~y0007838 Seite 22