I Zukunftsperspektiven der deutschen Industrie Grundsatzpapier erarbeitet vom DIHT-Ausschuss für Industrie und Forschung II Zukunftsperspektiven der deutschen Industrie Grundsatzpapier erarbeitet vom DIHT-Ausschuss für Industrie und Forschung Copyright: DIHT . Deutscher Industrie- und Handelstag, Bonn . Berlin III Herausgeber © Deutscher Industrie- und Handelstag · DIHT Redaktion: Dr. Kurt Fleckenstein, Dr. Stephan Wimmers DIHT Berlin: Postanschrift: 11052 Berlin · Hausanschrift: Breite Straße 29 · Berlin-Mitte Telefon (030) 20 308-0 · Telefax (030) 20 308-1000 DIHT Bonn: Adenauerallee 148 · 53113 Bonn · Telefon (0228)104-0 · Telefax (0228) 104-1001 Internet: www.diht.de Stand Dezember 2000 I INHALT Vorwort ................................................................................................. III 1. Einleitung........................................................................................... 1 2. Gesamtwirtschaftliche Bedeutung und Struktur der Industrie ...... 6 3. Strukturelle und zukunftsweisende Entwicklungen in der Industrie........................................................................................... 10 3.1. Zusätzliches Ertragspotenzial durch Dienstleistungen .............................. 10 3.2. Chancen der Globalisierung werden ausgenutzt ...................................... 12 3.3. Strategien bei veränderten Präferenzen – Kostensenkung und Innovationen ............................................................................................. 13 3.4. Automatisierte Fertigung – erhöhte Produktivität, Effizienz und Konkurrenzfähigkeit .................................................................................. 14 3.5. Innovativer Strukturwandel in den Konzernen........................................... 16 3.6. Synergieeffekte durch Konzentrationsprozesse ........................................ 17 3.7. Bedarf an Beschäftigten mit neuen Qualifikationen steigt ......................... 19 3.8. Strukturwandel und industrielle Neugründungen ...................................... 20 3.9. Technologieführerschaft durch Forschung und Entwicklung ..................... 22 3.10. E-Commerce-Anwendungen in der Industrie – Die Verbindung der Old Economy mit der New Economy ............................................................... 23 4. Bewertung des Standorts Deutschland aus Sicht der Industrieunternehmen .................................................................... 27 5. Industriepolitik ................................................................................ 28 6. Zwischenergebnis: heutige Bedeutung der Industrie .................. 29 II 7. Die Zukunft der Industrie in Deutschland...................................... 31 7.1. Grundlagen der Prognose ......................................................................... 31 7.2. Deutsche Wirtschaft verfügt über komparative Vorteile bei der Produktion von Industriegütern ................................................................. 33 7.3. Produktionsrahmenbedingungen werden die Zukunft der Industrie entscheidend beeinflussen........................................................................ 34 7.4. Defizite staatlicher Rahmenbedingungen ................................................. 36 8. Handlungsempfehlungen ............................................................... 40 8.1. Allgemeine Rahmenbedingungen ............................................................. 40 8.2. Beseitigung des Fachkräftemangels ......................................................... 43 8.2.1. Forderungen an die Bildungspolitik ................................................. 43 8.2.2. Leitlinien für eine bedarfsorientierte Einwanderungsgesetzgebung 44 ANHANG .............................................................................................. 45 Betrachtung ausgewählter Branchen ................................................ 45 A.1. Automobilindustrie .................................................................................... 45 A.2. Bauindustrie .............................................................................................. 48 A.3. Chemische Industrie ................................................................................. 51 A.4. Die Eisen-, Blech- und Metallverarbeitende Industrie ............................... 53 A.5. Elektro-, Computer- und Softwareindustrie ............................................... 54 A.6. Energieversorgungsindustrie .................................................................... 56 A.7. Ernährungsindustrie .................................................................................. 58 A.8. Feinmechanische und optische Industrie .................................................. 60 A.9. Kunststoffverarbeitende Industrie ............................................................. 61 A.10. Luft- und Raumfahrtindustrie..................................................................... 62 A.11. Maschinen- und Anlagenbau .................................................................... 64 A.12. Pharmazeutische Industrie........................................................................ 67 A.13. Schiffbau ................................................................................................... 69 A.14. Textil- und Bekleidungsindustrie ............................................................... 70 Literatur ............................................................................................... 72 III Vorwort Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um die Zukunft der Old Economy verfolgt der DIHT-Ausschuss für Industrie und Forschung mit dem vorliegenden Papier die Zielsetzung, die gegenwärtige und zukünftige, qualitative und quantitative Bedeutung der Industrie für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und den Wohlstand in Deutschland aufzuzeigen. Durch die Analyse von Wertschöpfungsprozessen lassen sich im Zeitablauf die vielfältigen Veränderungen innerhalb der Industrie, die Verflechtungen zwischen den Industriesektoren und die Verbindungen zwischen Industrie- und Dienstleistungsbereich darstellen. Insofern ist eine Betrachtungsweise, die von einem Gegensatz zwischen New und Old Economy ausgeht, realitätsfern und überholt. Auch das immer wieder prognostizierte Ende der industriellen Produktion ist nicht zu befürchten. Die aktuellen Entwicklungen (Outsourcing, Unternehmenskäufe, Fusionen etc.) in der Industrie zeigen, dass die beobachtbaren Veränderungen Ausdruck einer effizienten, stärker marktorientierten und arbeitsteiligen Neustrukturierung der Wirtschaft sind. Die Wirtschaftspolitik ist aufgefordert, den Strukturwandel durch verlässliche und unternehmerfreundliche Rahmen- und Standortbedingungen zu flankieren. Der DIHTAusschuss für Industrie und Forschung hat das Grundsatzpapier eingehend beraten und in der letzten Sitzung der Legislaturperiode 1997 – 2000 am 12. Dezember 2000 in Frankfurt verabschiedet. Zu den Adressaten, an die sich dieses Papier richtet, gehören vor allem Unternehmer und Manager, die Politik und die Öffentlichkeit, aber auch die IHK-Organisation selbst. Allen Mitgliedern des Ausschusses, der Geschäftsführung sowie den Mitarbeitern aus dem DIHT und den Industrie- und Handelskammern, die an dem vorliegenden Papier mitgewirkt haben, sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Dr. Frank Niethammer Vizepräsident des DIHT, Vorsitzender des DIHT-Ausschusses für Industrie und Foschung 1 1. Einleitung Der in der jüngsten Vergangenheit boomenden New Economy wird trotz neuerdings abgeschwächter Wachstumsraten nach wie vor große Aufmerksamkeit entgegengebracht. Steigende Aktienkurse, beachtliche Umsatzzuwächse, Gewinnsteigerungen und überdurchschnittlich zunehmende Beschäftigungszahlen bei den Internet- und sonstigen IT-Firmen haben die Hoffnung auf höhere Einkommen und zusätzliche Arbeitsplätze in den Industrieländern geweckt. Zugleich wird immer wieder das Ende der Old Economy, d.h. auch der Industrie und damit der Industriegesellschaft prophezeit. Nach Auffassung zahlreicher Wissenschaftler, Politiker und Teilen der Wirtschaft selbst entsteht in Deutschland eine Dienstleistungsgesellschaft, etliche sprechen auch von einer Informations- und Wissensgesellschaft. Das würde bedeuten, dass eine Gesellschaft, die ihren materiellen Wohlstand bislang der Produktion und einer erfolgreichen, weltweiten Vermarktung von Industriegütern zu verdanken hat, in Zukunft den Absatz von Dienstleistungen und die Verfügbarkeit von Informationen und Wissen zu ihrer primären Entwicklungsgrundlage machen wird. Diese Perspektive lässt sich durch verschiedene statistische Belege durchaus unterfüttern. Bedeutungsrückgang der Industrie in der Statistik Betrachtet man die Anteile des Industrie- und des Dienstleistungssektors an der Gesamtheit der Erwerbstätigen, so ist festzustellen, dass der Anteil der Industrie von ehemals fast 50 Prozent in den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts auf heute knapp 35 Prozent gesunken und derjenige des Dienstleistungssektors im gleichen Zeitraum von unter 40 auf mittlerweile gut 65 Prozent angewachsen ist (Grömling/Lichtblau/Weber 1998, S. 42). Ein noch deutlicherer Trend zeigt sich bei der Zahl der Unternehmen. So sind von den im Jahre 1970 existierenden 123.000 Industrieunternehmen heute noch etwa 84.000 übrig geblieben, während die Zahl der Dienstleistungsunternehmen allein in den neunziger Jahren von gut 2 Mio. auf etwa 3,2 Mio. angestiegen ist (Hauser/Wimmers 1999). Schließlich ist der Teil der nominalen Wertschöpfung, der auf die Industrie entfällt, von über 40 Prozent im Jahre 1970 auf heute etwa 28% gesunken und im Dienstleistungssektor von gut 45 auf über 60 Prozent angestiegen (Grömling/Lichtblau/Weber 1998, S. 12, 60). Der Wandel wird aber nicht nur bei den volkswirtschaftlichen Gesamtdaten sichtbar, sondern auch in den Industrieunternehmen selbst. So verwandeln sich alteingesessene, klassische Industrieunternehmen ganz oder teilweise in Dienstleister. Darüber hinaus bieten Industrieunternehmen zunehmend produktbegleitende Dienstleistungen als Ergänzung zu ihren Produkten an. Wandel von Industrieunternehmen zu Dienstleistern Beispiele liefern der Röhrenhersteller Mannesmann AG, der durch seine Betätigung im Telekommunikationssektor zum Dienstleister wurde, und der Automobilkonzern Daimler Benz AG, der 1990 sein Tochterunternehmen debis AG gründete, das weltweit Finanz- und IT-Dienstleistungen anbietet. Der Trend zu produktbegleitenden Dienstleistungen ist vor allem im Maschinenbau zu erkennen. Immerhin liegt der Anteil am Umsatz, den Maschinenbauunternehmen mit produktbegleitenden 2 Dienstleistungen erzielen, bei 20 Prozent. Dieser Wandel wird von Teilen der Öffentlichkeit mit Sorge registriert und häufig als Bedrohung für gesamtwirtschaftliches Wachstum und Arbeitsplatzentwicklung empfunden. Eine empirische Überprüfung zeigt, dass die Wertschöpfung, die die Industrie zusammen mit anderen Sektoren im Vorleistungsverbund erwirtschaftet, in den letzten 20 Jahren nahezu unverändert geblieben ist. Von einer DeIndustrialisierung kann insofern keine Rede sein. Auch die These vom Ende der Arbeit, welche die hohe Arbeitslosigkeit in Europa als Folge der Globalisierung und des arbeitssparenden technischen Fortschritts sieht, übergeht die Realität. In allen OECD-Ländern sind seit 1980 insgesamt mehr als 75 Mio. – meist im Dienstleistungssektor - neue Arbeitsplätze entstanden, das entspricht einem Zuwachs von mehr als 20%. Dass innerhalb Europas der Zuwachs an Arbeitsplätzen nur bei 7% lag, kann nicht dem Strukturwandel angelastet werden. Die Gründe liegen eher bei der Qualität der nationalen Standortfaktoren. Die Höhe der Beschäftigung ist vor allem eine Frage der Rahmenbedingungen. (Grömling/Lichtblau/Weber 1998, S. 406 f.) Die Angst vor dem Verlust der vertrauten und bewährten industriellen Tradition verschließt zuweilen den Blick auf die Chancen, die ein solcher Wandel mit sich bringt. Die Globalisierung schafft beispielsweise durch die Erschließung neuer Märkte weitere Exportmöglichkeiten für die Industrieländer und damit wiederum Beschäftigungswachstum. Natürlich bringt die veränderte Welt für die Industrie neue Herausforderungen und Anpassungen. Doch liegt in der Notwendigkeit, neue innovative Produkte zu entwickeln, gerade die Chance, hochproduktive, einkommensstarke und wettbewerbsfähige Arbeitsfelder zu erschließen. Unstrittig ist, dass der Dienstleistungsbereich auch weiterhin eine steigende Bedeutung in der modernen Volkswirtschaft erhält. Mit dieser Ausweitung ist jedoch keinesfalls eine komplette Verdrängung der Industrie verbunden. Vielmehr werden beide Sektoren auch künftig nebeneinander bestehen, bzw. sie werden sehr eng zusammenwirken und stark miteinander verflochten sein. In diesem Geflecht wird die Bedeutung der Industrie unterschätzt, denn sie erbringt wesentliche Vorleistungen, die direkt oder indirekt anderen Sektoren zugute kommen. So wird etwa in den Entwicklungszentren der Industrie ein wichtiger Beitrag zu Forschung und Entwicklung geleistet. Diese Forschungsanstrengungen kommen nicht nur der Industrie sondern auch den Dienstleistern zugute: 50% der neu entwickelten Technologiegüter werden im Dienstleistungsbereich eingesetzt. Der Technologieverbund ist eines von mehreren Beziehungsgeflechten, die zeigen, dass beide Bereiche voneinander profitieren (Grömling/Lichtblau/Weber 1998, S. 411). Von herausragender Bedeutung ist die Position der Industrie auch im Bereich des Exports. In allen Industrieländern liegt hier eine Domäne des Verarbeitenden Gewerbes. In Deutschland liegt der Anteil des Verarbeitenden Gewerbes an den gesamten Exporten seit 1970 bei etwa 90%. Eine von Exporten maßgeblich abhängige Volkswirtschaft wie Deutschland kann auf die Industrie nicht verzichten. Durch die Exporte wie auch die Direktinvestitionen wird gleichzeitig die Verflechtung der Weltmärkte gefördert. Über die Entstehung neuer Märkte erweitern sich die Chancen für Beschäftigung und zusätzliche Einkommen. 3 Die industrielle Basis bestimmt zunehmend auch die Vorleistungsverflechtungen. Über sie wachsen Industrie und Dienstleistungen immer stärker zu einem „kombinierten Sektor“ zusammen. In Deutschland, den USA und Japan kauft das verarbeitende Gewerbe mehr Vorleistungen in anderen Dienstleistungssektoren ein, als es selbst dorthin liefert. Damit ist und bleibt die Industrie ein wichtiger Absatzmarkt für andere Sektoren. Auf diese Weise trägt das verarbeitende Gewerbe in Deutschland zu jeder dritten DM Wertschöpfung bei. Der Industrie kommt damit eine wichtige Drehscheibenfunktion zu. Innerhalb des Vorleistungsverbundes werden sich die Gewichte allerdings in Richtung auf eine stärkere Tertiarisierung verschieben. Andererseits steht fest, dass auch Dienstleister nur mit einer international wettbewerbsfähigen Industrie überleben können (Grömling/Lichtblau/Weber 1998, S. 415). Zu den Herausforderungen, die von der Industrie zu bewältigen sind, gehören allerdings auch die Auswirkungen der Globalisierung. Die weltweite Verflechtung der Volkswirtschaften hat dazu geführt, dass z.T. nach außen abgeschottete nationale Kapital-, Güter- und Dienstleistungsmärkte geöffnet wurden. Viele Unternehmen werden auf Konkurrenzmärkten nicht mehr nur mit einem nationalen, sondern einem weltweiten Produktangebot konfrontiert. Gleiches gilt für die Güternachfrage. Globalisierung der Weltwirtschaft Belege für die zunehmende Verflechtung der Weltwirtschaft liefert die Entwicklung des (Welt-)Bruttoinlandproduktes, der Exporte (und Importe) und der Direktinvestitionen. Alle drei Größen wachsen seit Mitte der achtziger Jahre in verstärktem Maße an. Besonders deutlich wird dies jedoch beim gegenseitigen Handel mit Industriewaren. Der Auslandsumsatz der deutschen Industrie ist kontinuierlich angestiegen. Sein Anteil in Prozent des Gesamtumsatzes der Industrie ist zwischen 1996 und 1999 von 29,5% auf 34,2% angewachsen. (IW Köln 2000a, 69) Die prozentuale Zunahme der Inlandsversorgung durch Industriegüterimporte liegt sogar in einigen Industrieländern zwischen 1980 und 1994 im zweistelligen Bereich. Auch in Deutschland, Frankreich und den USA haben die Importe moderat zugelegt (Grömling/Lichtblau/Weber 1998, S. 26). Damit stehen viele deutsche Industrieunternehmen seit Mitte der achtziger Jahre auf den Inlands- und Auslandsmärkten einer wettbewerbsfähigen ausländischen Konkurrenz gegenüber. Dieser waren sie infolge ihrer im internationalen Vergleich hohen Produktionskosten und Defizite im Servicebereich z.T. nicht gewachsen und so kam es zu Marktanteilsverlusten. Etliche Industrieunternehmen gerieten dadurch Mitte der 90er Jahre in ernsthafte Schwierigkeiten. Die Beschäftigung musste reduziert, die Fertigung teilweise eingestellt und häufig auch Konkurs angemeldet werden. Andere haben versucht, ihre Wettbewerbsfähigkeit durch Verlagerung ihrer Betriebsstätten in das kostengünstigere, vor allem osteuropäische Ausland zu erhöhen, die internationalen Zukunftsmärkte Asiens zu bedienen und ihre Struktur an die neuen Bedingungen (Konzentration auf die Kernkompetenz) anzupassen. 4 Strukturkrise der deutschen Industrie zur Mitte der neunziger Jahre Für die Strukturkrise gibt es eine ganze Reihe von Belegen. So ist der Weltmarktanteil ( des für alle Länder gebildeten Verhältnisses der jeweils aus Deutschland bezogenen Importe zu den jeweiligen Gesamtimporten) Deutschlands von ehemals fast 14% auf heute gut 10% gesunken (DIHT 2000a, S. III u. S. 24). Besonders bedrohlich daran ist, dass der Anteil auf den wachstumsstärksten Märkten gesunken, auf den wachstumsschwachen jedoch zugenommen hat. Eine der möglichen Reaktionen auf die Krise, etwa Verlagerungen der Produktion in das Ausland, lässt sich z. B. an der Zunahme der deutschen Einfuhren nach passiver Lohnveredelung aus den Ländern Osteuropas ablesen. Diese stiegen von 60,7 Mio. DM im Jahre 1989 auf 66,1 Mio. DM im Jahre 1994 an (Fieten/Friedrich/Lageman 1997, S. 93 ff.). Ein weiteres Indiz ist die Steigerung der Direktinvestitionen deutscher Unternehmen in Osteuropa, die von 103 Mio. DM (1989) auf 4,2 Mrd. DM (1995) angewachsen sind. Der Wettbewerbsdruck entsteht aber nicht nur auf der Seite der Absatzmärkte, sondern auch durch die Veränderung der Kapitalmärkte. Da die Anlagemärkte heute stark miteinander vernetzt sind und durch die IuK-Technologien Informationen und Transaktionen sofort verfügbar sind bzw. ausgeführt werden können, sind Beteiligungskapitalgeber heute in der Lage, ihr Kapital zu den besten Renditen anzulegen. Das führt im Allgemeinen dazu, dass Unternehmen um knappe finanzielle Ressourcen konkurrieren. Nur wer den Anteilseignern angemessene Gewinne, d.h. einen attraktiven Shareholder Value, bietet, erhält das notwendige Kapital. Eine weitere Herausforderung, die deutsche Industrieunternehmen zu bewältigen haben, ist die Veränderung der Verbrauchergewohnheiten in Deutschland und Westeuropa. Die Nachfrage nach industriell gefertigten Massengütern – bedingt durch das im Allgemeinen hohe Wohlstandsniveau - stagniert, während sich individuelle Produktangebote oft in Verbindung mit produktbezogenen Dienstleistungen einer zunehmenden Beliebtheit erfreuen. Auch diese Entwicklung hat einige Industrieunternehmen zur Aufgabe ihrer Produktion gezwungen. Andere passen ihre Produkte durch entsprechende Innovationen an die Konsumtrends an. Betrachtet man die aufgeführten Trends „Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft“, „Globalisierung“ und „Präferenzänderungen“, könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Zukunftsperspektiven der deutschen Industrie nicht gerade positiv sind. Ziel des vorliegenden Papiers ist es, die beobachteten Entwicklungen eingehender und im Zusammenhang zu betrachten und zu bewerten, wo sich im Einzelnen etwa die folgenden Fragen stellen: Fragen zur Zukunft der deutschen Industrie Bleibt Deutschland auch zukünftig Industriestandort? In welchem Umfang werden in Zukunft Menschen in der Industrie eine Beschäftigung finden? Werden zunehmend Industrieunternehmen den Standort Deutschland verlassen? Führen Megafusionen zu einer Senkung der Zahl der Industrieunternehmen? Hält die jüngste Konzentrationswelle weiter an? Mutieren Industrieunternehmen zu Dienstleistern? Welche Rolle spielen Industrieunternehmen für die Tertiarisierung? Finden die Unternehmen geeignete Rahmenbedingungen vor? Können und sollten 5 wirtschaftspolitische Maßnahmen ergriffen werden? 6 2. Gesamtwirtschaftliche Bedeutung und Struktur der Industrie Deutschland zählt nach wie vor zu den wichtigsten Industrieländern. Deutsche Industrieunternehmen leisten einen erheblichen Teil der weltweiten Industriegüterproduktion. Auch in Deutschland selbst ist die Bedeutung des Sektors hinsichtlich Umsatz, Beschäftigung und Wertschöpfung immer noch erheblich. Dennoch ist festzustellen, dass die Anteile an der Beschäftigung und der Bruttowertschöpfung seit Anfang der neunziger Jahre zurückgegangen sind, während der Umsatz nahezu gleich geblieben ist. Stellung der Industrie in der Gesamtwirtschaft Die Industrieunternehmen erzielten 1998 einen Umsatz in Höhe von 2.619 Mrd. DM (35,4% des gesamten gewerblichen Umsatzes), beschäftigten 6,0 Mio. Arbeitnehmer (16,5% aller Erwerbstätigen) und trugen mit einem Anteil von 30,4% maßgeblich zur Bruttowertschöpfung des Unternehmenssektors in Deutschland bei. Der Anteil am Gesamtumsatz hat sich seit 1992 nicht verändert (2.244 Mrd.; 35,5%). Die Beschäftigung ist hingegen gesunken (1991: 8,8 Mio.; 23,3%). Ebenfalls rückläufig war die Bruttowertschöpfung (1991: 36,3%). Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen Ebenfalls zurückgegangen ist die Zahl der Industrieunternehmen - auf heute rund 84.000. Betroffen ist dabei vor allem der Bereich der Bauindustrie. Demgegenüber ist die Zahl der Industrieunternehmen in den übrigen Teilsegmenten (Bergbau, Energieund Wasserversorgung und Verarbeitendes Gewerbe) seither, abgesehen von konjunkturellen Schwankungen, seit 1970 beinahe unverändert geblieben. Industrieunternehmen in der Statistik des Produzierenden Gewerbes Statistisch betrachtet, setzt sich die Industrie aus den Teilsegmenten Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden, Verarbeitendes Gewerbe, Energie- und Wasserversorgung und Baugewerbe zusammen. Da die aufgeführten Segmente jedoch sowohl die Angaben der Industrie- als auch der Handwerksunternehmen enthalten, würde eine undifferenzierte Betrachtung zu einer Überschätzung der Zahl der Unternehmen des industriellen Sektors führen. Um dies zu vermeiden, bildet man für jedes Segment das nachstehende Aggregat: Zahl der Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten - Zahl der Handwerksunternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten + Zahl der industriellen Kleinunternehmen mit 1 – 19 Beschäftigten -------------------------------------------------------------------------------------------= Zahl der Industrieunternehmen Anschließend bildet man die Summe aus den Aggregaten. Ergebnis der Schätzung ist, dass es im Jahre 1999 etwa 84.000 Industrieunternehmen gab, wobei der weitaus größte Teil auf das Segment Verarbeitendes Gewerbe entfällt (ca. 72.000). Quelle: Statistisches Bundesamt; Hauser/Wimmers 1999; eigene Berechnungen 7 Die aufgeführten Trends werden dennoch nicht in einer Bedeutungslosigkeit der Industrie enden, sondern sie sind ein Resultat der zunehmend arbeitsteilig organisierten Wirtschaft wie eine nähere Betrachtung des Produktions- und Vermarktungsprozesses eines Industriegutes deutlich werden läßt. Um ein Industriegut zu produzieren und zu vermarkten, ist eine Vielzahl unterschiedlicher Tätigkeiten erforderlich. Beginnend mit der Bedarfserkennung wird ein ganzer Wertschöpfungsprozess inklusive Beschaffung, Forschung, Entwicklung, Fertigung, Lagerung, Transport, Distribution und schließlich Kundenbetreuung in Gang gesetzt. Herstellung und Vermarktung eines Industriegutes erfordern Produktions- und Dienstleistungstätigkeiten Im Jahre 1995 waren nur 28,1 Prozent aller Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe in der Herstellung tätig, während alle Übrigen dienstleistende Aufgaben (Maschinen einstellen / warten, Reparieren, Handel treiben, Büroarbeiten, Planen / Forschen, Leiten, Ausbilden / Informieren) ausführten (Grömling/Lichtblau/Weber 1998, S. 81). Selbstverständlich können die meisten Elemente dieses Prozesses innerhalb eines Industrieunternehmens integriert sein, was in den zurückliegenden Jahrzehnten der industriellen Produktion sicherlich der Fall war. Heute haben viele ursprünglich voll integrierte Industrieunternehmen dienstleistende Tätigkeiten auf selbständige Unternehmen verlagert. Durch dieses Outsourcing sinken zwangsläufig die Beschäftigung und die Wertschöpfung des Industrieunternehmens auf das betriebsnotwendige Minimum. In die Herstellung und Vermarktung von Industriegütern fließen zunehmend extern erbrachte Dienstleistungen ein Der größte Nachfrager von Vorleistungen ist nach wie vor die Industrie. So fragen die Versorgungswirtschaft, das Verarbeitende Gewerbe und die Bauwirtschaft über fünfzig Prozent aller Vorleistungen nach. (Auch an den gesamten Lieferungen von Vorleistungen ist die Industrie mit rund fünfzig Prozent beteiligt. Bildet man entsprechende Salden, so bezog die Industrie (ohne Baugewerbe) im Jahre 1996 aus dem Dienstleistungssektor einen Überschuss an Vorleistungen in Höhe von 278,1 Mrd. DM netto, der noch im Jahre 1990 bei 180,7 Mrd. DM lag. Die Zunahme ist zum größten Teil auf die Lieferungen der sogenannten übrigen Dienste (insbesondere unternehmensnahe Dienstleister) zurückzuführen. Dieser Dienstleistungsbereich erzielte 1996 gut 40 Prozent seiner gesamten Umsätze durch die Zusammenarbeit mit Industrieunternehmen. (Grömling/Lichtblau/Weber 1998, S. 88, 94) Insbesondere bei den sogenannten neuen unternehmensnahen Dienstleistern (IT, Multimedia, Technische Beratung, Personalvermittlung, Marketing, Logistik etc.) zählt die Industrie zu den Hauptabnehmern (76,6%). Outsourcing und Auslagerung verursachte in den neunziger Jahren eine immer noch anhaltende Gründungswelle solcher Unternehmen in Verbindung mit außerordentlichen Umsatz- und Beschäftigungszuwächsen. (Wimmers/Hauser/Paffenholz 1999, S. 24, S. 40 ff. u. 8 86 ff.) Nach Hochrechnungen sind in Hamburg während der neunziger Jahre rund 7000 Dienstleistungsarbeitsplätze (5% des Ausgangsbestandes) mit immerhin 4% der industriellen Bruttowertschöpfung von Betrieben des verarbeitenden Gewerbes ausgelagert und die entsprechenden Leistungen von Betrieben anderer Wirtschaftszweige – unternehmensorientierte Dienstleistungen, Verkehr und Energie – übernommen worden. In diesem Umfang ist das Wachstum dieser Wirtschaftszweige lediglich ein statistischer Reflex einer veränderten intersektoralen Arbeitsteilung. An den Tätigkeiten selbst wie an deren Zugehörigkeit zu Leistungen des verarbeitenden Gewerbes hat sich grundsätzlich nichts verändert (DIW 2000c, S. 665, 668). Gleichwohl stellt aber die industrielle Fertigung ein konstitutives Element der Erstellung von Sachgütern dar, ohne die ein Angebot an produktbezogenen Dienstleistungen keinen Sinn ergeben würde. Die Industrie übt also, auch in Deutschland, eine Art Basisfunktion für die Erstellung von Sachgütern aus. Somit lässt sich festhalten: Solange Konsumenten Sachgüter nachfragen, ist ein Ende der industriellen Fertigung nicht in Sicht. Eine für die deutsche Industrie folgenreiche Entwicklung könnte sich aber aus der theoretischen Möglichkeit ergeben, dass im Zuge der internationalen Arbeitsteilung in einem Land ausschließlich Industrieunternehmen ansässig sein könnten und in einem anderen lediglich Dienstleistungsunternehmen. Immerhin besteht durch die Verfügbarkeit der heutigen Informations-, Kommunikations- und Transportsysteme keine unbedingte Notwendigkeit mehr, alle produktionsrelevanten Unternehmen am gleichen Ort anzusiedeln. Wenn Produktionsfaktoren wie Informationen, Humankapital und Rohstoffe weltweit kostengünstig verfügbar sind, entscheiden sich industrielle Investoren für die Standorte mit den attraktivsten Rahmenbedingungen. Langfristig kann Deutschland also nur dann ein Industriestandort bleiben, wenn im Wettbewerb mit anderen Regionen und Ländern hinreichend günstige Konditionen geboten werden. Ein besonderes Kennzeichen der deutschen Industrie ist ihre heterogene Struktur mit 32 verschiedenen Wirtschaftszweigen (Branchen). Die zugehörigen Unternehmen stellen nahezu alle Produkte her, die in einer entwickelten Volkswirtschaft benötigt und nachgefragt werden. Dennoch hat sich die deutsche Industrie im Zuge der internationalen Arbeitsteilung spezialisiert. Bei den Investitionsgütern übersteigt die Ausfuhr (1997: 193 Mrd. DM) die Einfuhr (1997: 87 Mrd. DM) deutlich, wobei dies besonders auf Straßenfahrzeuge, elektrotechnische Investitionsgüter, Maschinenbauund Stahlerzeugnisse zutrifft (Statistisches Bundesamt 1998). Bei Büromaschinen, d.h. Computer u. ä. überwiegt jedoch die Einfuhr. Auch Verbrauchsgüter werden eher ein- (1997: 147 Mrd. DM) als ausgeführt (1997: 130 Mrd. DM) (Statistisches Bundesamt 1998). Beispiele dafür sind Möbel und Bekleidung. Allerdings gibt es auch hier Ausnahmen wie die Chemische Industrie, die mehr Verbrauchsgüter ex- als importiert. 9 Einteilung der Industrie in Wirtschaftszweige Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden Kohlenbergbau, Torfgewinnung Gewinnung von Erdöl und Erdgas, Erbringung verbundener Dienstleistungen Bergbau auf Uran- und Thoriumerze Erzbergbau Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau Verarbeitendes Gewerbe Ernährungsgewerbe Tabakverarbeitung Textilgewerbe Bekleidungsgewerbe Ledergewerbe Holzgewerbe (ohne H. v. Möbeln) Papiergewerbe Verlags-, Druckgewerbe, Vervielfältigung Kokerei, Mineralölverarbeitung, H. v. Brutstoffen Chemische Industrie H. v. Gummi- und Kunststoffwaren Glasgewerbe, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden Metallerzeugung und –bearbeitung H. v. Metallerzeugnissen Maschinenbau H. v. Büromaschinen, Datenverarbeitungsgeräten und –einrichtungen H. v. Geräten der Elektrizitätserzeugung, -verteilung u. ä. Rundfunk-, Fernseh- und Nachrichtentechnik Medizin-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Optik H. v. Kraftwagen und Kraftwagenteilen Sonstiger Fahrzeugbau H. v. Möbeln, Schmuck, Musikinstrumenten, Sportgeräten usw. Recycling Energie- und Wasserversorgung Elektrizitätsversorgung Gasversorgung Fernwärmeversorgung Wasserversorgung Baugewerbe* Vorbereitende Baustellenarbeiten, Hoch- und Tiefbau * Der Bereich Bauinstallation wurde nicht berücksichtigt, da hier fast Handwerksunternehmen tätig sind. Quelle: Statistisches Bundesamt ausschließlich Die in der Einleitung erwähnten Trends „Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft“, „Globalisierung“ und „Präferenzänderungen“ haben in den einzelnen Wirtschaftsbereichen sowohl unterschiedliche als auch ähnliche Entwicklungen ausgelöst. So hatte sich die pharmazeutische Industrie mit einem durch die Gentechnik ausgelösten Paradigmenwechsel auseinanderzusetzen, der auch die Ausrichtung der Unternehmen vollkommen verändert hat. Das Beispiel des Chemieunternehmens Hoechst AG zeigt, dass der vormals auch im traditionellen Chemiebereich tätige Konzern zukünftig unter dem Namen Aventis (zusammen mit der Rhône Poulenc AG) vor allem den Life Science Markt bedienen wird (Aventis 1999). Bestimmender Faktor war jedoch nicht nur die Neuorientierung in der 10 Pharmaforschung, sondern auch die Suche nach ertragreicheren Geschäftsfeldern als Reaktion auf den Shareholder-Value-Trend. Auch in der Automobilindustrie spielt der Shareholder-Value eine herausragende Rolle. Hier dominierte jedoch neben der Suche nach ertragreicheren Feldern die völlige Neustrukturierung der Produktion. Endprodukthersteller wie die VW AG haben ganze Teile ihrer Fertigung auf Systemlieferanten verlagert, die ihrerseits auf Teilelieferanten zurückgreifen (Fieten/Friedrich/Lageman 1997, S. 40 ff.). Die vorherrschende Devise in den neunziger Jahren war die Konzentration auf die Kernkompetenzen und damit eine Optimierung der Wertschöpfungskette. Um einige solcher allgemeinen Gesetzmäßigkeiten oder Aussagen ableiten zu können, die sich auf alle Industriezweige übertragen lassen, wurde eine branchenbezogene Betrachtung der Industrie vorgenommen. Sie findet sich im Anhang der vorliegenden Studie.1 Es liegt auf der Hand, dass eine vollständige Analyse aller Industriezweige den Rahmen dieses Grundsatzpapiers sprengen würde. Deshalb wird eine Auswahl in der Weise getroffen, dass ein möglichst breites Spektrum der deutschen Industrie abgedeckt wird. Berücksichtigt werden traditionelle und neue Industriezweige, solche mit geringer und hoher Auslandsorientierung, Konjunktursensitivität oder Betroffenheit von den erwähnten Trends. 3. Strukturelle und zukunftsweisende Entwicklungen in der Industrie 3.1. Zusätzliches Ertragspotenzial durch Dienstleistungen Die meisten Industrieunternehmen haben mittlerweile erkannt, dass dienstleistende Tätigkeiten wertschöpfend sind. Industrieprodukte lassen sich ohne Dienstleistungen wie z. B. Transport, Logistik oder FuE nicht fertigen. Diesbezüglich konzentrieren sich die Industrieunternehmen auf eine Optimierung bei der Eigenerstellung bzw. beim externen Bezug. Kostensenkung durch Optimierung von Dienstleistungen Schätzungen zufolge liegt das Kostensenkungspotenzial allein bei Logistikleistungen zwischen Industrie und Handel bei 15% bis 20% der Gesamtkosten. Versuchsprojekte der Ernährungsindustrie haben hervorgebracht, dass sich gefahrene Wege durch Bündelung von Lieferungen um bis zu 30% reduzieren lassen. Quelle: BVE 2000a, S. 93 Zweitens spielen die sogenannten produktbegleitenden Dienstleistungen für den Absatz eine herausragende Rolle. Die Kunden erwarten nicht nur die Bereitstellung eines Sachgutes, sondern immer häufiger zusätzliche Leistungen wie Beratung, Finanzierung, Inbetriebnahme und Wartung „aus einer Hand“. 1 In die Branchenbetrachtungen fließen teilweise Informationen aus den Statements ein, die einige Mitglieder des DIHT-Ausschusses Industrie und Forschung abgegeben haben. 11 Produktbegleitende Dienstleistungen werden wichtiger Der Anteil produktbegleitender Dienstleistungen (Engineering, Softwareentwicklung, Wartung und Schulung) am Gesamtumsatz von Maschinenbauunternehmen liegt durchschnittlich zwischen 10% und 15%. Die größte Zahlungsbereitschaft der Kunden besteht für technische Verfügbarkeitsgarantien, erweiterte Gewährleistungen, Montage und Inbetriebnahme sowie für 24h-Ersatzteildienste. Daneben werden Online-Verknüpfungen, Produktionsoptimierungen, Hotline-Dienste, Wartung und Inspektion sowie Recyclingdienste verlangt. Konzerne stellen diese Dienstleistungen überwiegend durch externe, gelegentlich durch Auslagerung entstandene Tochterunternehmen bereit. Die Dienstleistungsableger beliefern zum einen die übrigen Konzernunternehmen und zum anderen weitere Kunden. Gelegentlich wird, wenn das Dienstleistungsunternehmen überlebensfähig geworden ist, eine Herauslösung aus dem Konzern angestrebt. Dienstleistungstochterunternehmen von DaimlerChrysler 1. DaimlerChrysler Services (debis) AG (Financial Services, IT Services , debis Leasing) 2. Mercedes-Benz Finanz GmbH (Fahrzeugfinanzierungen) 3. Mercedes-Benz Leasing GmbH (Fahrzeugbezogene Leasingverträge) 4. debis Finanz Service GmbH (Customer Service Center und Versicherungsangebote) 5. Mercedes-Benz Charterway GmbH (Fuhrpark- und Transportberatung (Nutzfahrzeuge)) 6. debis Car Fleet Management GmbH (Flottenmanagement (PKW)) Quelle: DaimlerChrysler 2000 Kleine und mittlere Unternehmen bieten Serviceleistungen noch überwiegend selbst an. Aber auch bei ihnen setzt sich zunehmend die Zusammenarbeit mit Dienstleistungspartnern durch, ohne dass dies für den Kunden erkennbar wird. Mittelständischer Spezialmaschinenhersteller USM - Uebach Spezial Maschinen Die Tätigkeitsfelder des mittelständischen Spezialmaschinenherstellers USM erstrecken sich von Investitionsplanung, Projektstudien und Machbarkeitsanalysen über die konkrete Durchführung von Investitionsvorhaben im Spezialmaschinenbau und Sonderprojekten. USM projektiert, entwickelt, fertigt und liefert ständig Sonderlösungen in den Produktbereichen Metallverpackungen, Edelstahl-KEGBierfässer, Radiatoren, Prüfstände im Automobilbereich, Logistische Anlagen und Transportketten. Weiterhin liefert USM ein neuartiges Verladesystem zur automatisierten Be- und Entladung von LKWs und Trailer unter Verwendung des Rolaload-Systems von Rolamat. Aufgrund der USM-Firmenstruktur kann von der Planung über die Projektierung bis hin zur Ausführung und Inbetriebnahme die komplette Leistung angeboten werden. Quelle: USM 2000 12 3.2. Chancen der Globalisierung werden ausgenutzt Wie eingangs erwähnt, bringt der internationale Wettbewerb für die deutsche Industrie einige Veränderungen, die sie zu scharfen Anpassungsmaßnahmen zwingen und sie vor neue Herausforderungen stellen. Ausländische Anbieter drängen mit Macht auf die angestammten Märkte der Industrieunternehmen. Dabei hilft ihnen vielfach ihre wesentlich günstigere Kostenposition infolge niedriger Steuern und geringerer Löhne. Importkonkurrenz am Beispiel Südostasiens Seit 1980 ist der Anteil der Importe aus Südostasien am deutschen Inlandsmarkt um 1,3 Prozentpunkte gestiegen und machte 1996 2,4% des Inlandsangebotes aus. Die größten Anteile am deutschen Inlandsmarkt entfielen auf Taiwan, Südkorea, Hongkong und Singapur (zusammen 1%), gefolgt von China mit (0,7%) und Thailand, Malaysia, den Philippinen, Indonesien und Vietnam (zusammen 0,6%). Indiens Marktanteil in Deutschland betrug 0,2%. Die südostasiatischen Anbieter sind auf den Export arbeitsintensiver Industriegüter (ca 7%) spezialisiert, während sie bei ressourcenintensiven Gütern und Massengütern (unter 1%) nur schwach vertreten sind. Bei den arbeitsintensiven Gütern lag der Schwerpunkt auf Bekleidung und Lederwaren, deren Marktanteile in Deutschland mittlerweile bei knapp 20% liegen. Darüber hinaus waren die südostasiatischen Anbieter stark vertreten bei Computern und Büromaschinen (ca. 18%), Nachrichtentechnik (ca. 6%) und Feinmechanik (ca. 9%). In Einzelfällen handelt es sich um qualitativ hochwertige Produkte (Computer aus Korea), überwiegend jedoch um Güter mit geringer Qualität bzw. solche, bei denen die arbeitsintensive Endmontage in Südostasien stattgefunden hat. Quelle: DIW 2000a, S.188 f. Die Abnehmer von Industriegütern betreiben inzwischen „global sourcing“, so dass eine beträchtliche Zahl von deutschen Produzenten die Kosten drastisch senken oder im schlimmsten Fall die Produktion einstellen muss, so wie es Mitte der 90er Jahre im Zulieferbereich der Automobilherstellung geschehen ist. Global Sourcing Industrieunternehmen wie z. B. die Porsche AG haben Global Sourcing-Bereiche eingerichtet. Die Firma schreibt Einkäufe inzwischen weltweit aus, um die Kompetenz des gesamten Lieferantenmarktes ausschöpfen zu können. Des Weiteren bieten zahlreiche Dienstleister global sourcing als Serviceleistung an. Quelle: Porsche AG 2000 Das Überleben vieler Industrieunternehmen wird deshalb ganz entscheidend davon abhängig sein, ob es gelingt, Kostensenkungspotenziale zu nutzen. Rationalisierung und Produktionsverlagerung in das Ausland werden also insbesondere in Zulieferindustrien weiter voranschreiten. 13 Andererseits bietet die Globalisierung durch die steigende Nachfrage in den aufstrebenden Wirtschaftsregionen auch Chancen. Obwohl auch hier, z. B. durch die Krise in Ostasien, gelegentlich Rückschläge hingenommen werden müssen, besteht in diesen Wirtschaftsräumen ein ungeheures Potenzial an ungesättigtem Bedarf. Die Deckung dieses Bedarfs stellt auch für deutsche Industrieunternehmen eine Herausforderung dar, die sie annehmen können. Hierbei verfügen sie über die Vorteile qualitativ hochwertiger Produkte und intensiven technischen Know-hows, andererseits besteht der Nachteil einer ungünstigen Kostenposition gegenüber ausländischen Mitbewerbern. 3.3. Strategien bei veränderten Präferenzen – Kostensenkung und Innovationen Deutschland sowie viele westeuropäische Staaten sind zum einen durch einen hohen Prozentsatz von Verbrauchern gekennzeichnet, deren Grundbedürfnisse im Wesentlichen gedeckt sind. In der Folge fragen sie traditionelle Industriegüter prinzipiell dann nach, wenn Ersatz oder Erneuerung anstehen. Dementsprechend sind diese Märkte durch ein geringes Wachstum, gelegentlich auch durch Stagnation oder Schrumpfung des Volumens, gekennzeichnet. Industrieunternehmen, die auf solchen Märkten operieren, sind einem enormen Preiswettbewerb ausgesetzt, dem sie nur durch drastische Kostensenkungen begegnen können. Da dies nicht allen Unternehmen gelingt, sind Konzentrationsprozesse durch Übernahmen und Insolvenzen zu beobachten. Veränderung der Nachfragepräferenzen Seit Beginn des Jahrhunderts ist der Anteil an den Gesamtausgaben der privaten Haushalte für Nahrungs- und Genussmittel (1900: 46,7%; 1997: 18,9%) und Bekleidung (1900: 13,0%; 1997: 6,8%) kontinuierlich gesunken. Ungefähr gleich geblieben ist der Ausgabenanteil für Möbel und Hausrat (1900: 8,3%; 1997: 8,6%), wobei dieser Anteil in den fünfziger, sechziger und siebziger Jahren infolge des Nachholbedarfs bei gut 10% lag. Deutlich gestiegen sind hingegen die Ausgabenanteile für Wohnung (1900: 16,2%; 1997: 24,6%), Verkehr und Kommunikation (1900: 4,1%; 1997: 17,5%), Freizeit und Bildung (1900: 1,4%; 1997: 9,9%) und Gesundheit (1900: 3,0%; 1997: 5,9%). Quelle: IW Köln 2000b, S. 12 Zum anderen sind die westeuropäischen Volkswirtschaften durch Konsumtrends wie Hedonismus, Gesundheitswelle, Körperbewusstsein, Harmoniebedürfnis und vor allem dem Bedürfnis nach Individualität geprägt. Es werden also vor allem solche Produkte nachgefragt, die diesen Bedürfnissen entgegenkommen. Damit hängt der Erfolg der Industriegüterproduktion maßgeblich davon ab, ob es den Herstellern gelingt, ihre Produkte an diese Trends anzupassen, m.a.W. entsprechende Produkt- und Leistungsinnovationen durchzuführen. Dabei kommt es nicht ausschließlich auf technische Neuerungen an, sondern auch darauf, die Kunden intensiv zu beraten und zu betreuen, also ein Bündel aus nutzenstiftenden Sach- und Dienstleistungen anzubieten. 14 Produkt- und Leistungsinnovationen bieten Marktchancen Die gesamten geplanten Innovationsaufwendungen der Industrie lagen 1999 bei etwa 110 Mrd. DM (das entspricht im Durchschnitt ca. 4,5% des Umsatzes) und haben damit noch nicht ganz den Stand von fast 120 Mrd. DM vor dem Beginn der Rezession 1992 erreicht. Fast zwei Drittel aller Industrieunternehmen führten 1998 Innovationen durch. Drei von fünf Unternehmen haben neue Produkte eingeführt, mehr als die Hälfte hat Prozessinnovationen durchgeführt und drei von zehn Unternehmen warteten mit Marktneuheiten auf. Damit ist der Anteil der Innovatoren unter den Industrieunternehmen heute deutlich höher als in der Rezessionsphase 1993 und 1994 (BMBF 2000a, S. 18 f.). Die forschungsintensiven Industrien haben sich von der zurückliegenden Rezession schneller erholt als die nicht-forschungsintensiven Bereiche. Erstere haben bereits 1998 das Produktionsniveau von 1991 wieder erreicht und erwarteten für das Jahr 1999 eine Ausweitung um 1% bzw. für das Jahr 2000 einen Zuwachs von 3% - 5%, während die nicht-forschungsintensiven Industrien für 1999 zunächst eine Schrumpfung um 0,5% und erst für das Jahr 2000 einen Zuwachs von 2,5% – 3% prognostizierten (BMBF 2000a, S. 23 f.). Gute Beispiele für Produktinnovationen, die an die Konsumtrends angepasst sind, liefert der Fahrzeugmarkt. Während früher die reine Fortbewegungsmöglichkeit im Mittelpunkt des Interesses stand, spielt heute die Sicherheit der Insassen eine herausragende Rolle. Automobilhersteller wie die Porsche AG haben deshalb Bauteile aus Stahl mit hoher Festigkeit entwickelt, die im Falle von Kollisionen dafür sorgen, dass die Fahrgastzelle nicht oder nur in geringem Maße deformiert wird (StahlInformationszentrum 2000, S.12 f.). 3.4. Automatisierte Fertigung – erhöhte Produktivität, Effizienz und Konkurrenzfähigkeit Deutschland ist im internationalen Vergleich ein Hochlohnland. Dadurch ist die lohnintensive Fertigung von Industriegütern mit hohen Kosten verbunden. Bei gleichzeitig nach unten starren Löhnen besteht die Gefahr, dass Unternehmen zur Sicherung ihrer Wettbewerbsfähigkeit diesem Kostendruck auszuweichen versuchen, indem sie in das kostengünstigere Ausland abwandern. Tatsächlich haben deutsche Industrieunternehmen in den letzten zwanzig Jahren von dieser Möglichkeit mit mehr oder weniger großem Erfolg Gebrauch gemacht. Teile der lohnintensiven Fertigung wurden in die Länder und Regionen verlagert, in denen manuelle fertigungsbezogene Tätigkeiten verhältnismäßig gering entlohnt werden. Der Kostennachteil Westdeutschlands hat sich zwar gegenüber 1996 um 15 Prozentpunkte verringert, aber ein Vergleich internationaler Arbeitskosten für 1999 zeigt, dass Westdeutschland nach wie vor die höchsten Arbeitskosten aufweist (Schröder 2000, S. 77). 15 Internationaler Vergleich der Arbeitskosten in der Verarbeitenden Industrie 1999 in DM * P G R E IR L I N C A O st D F G B X A U S A LU J N L FI N S B C H N D K D W es t 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 *Je geleisteter Arbeitsstunde, weibliche und männliche Arbeiter Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln Eine weitere Möglichkeit den hohen Arbeitskosten in Deutschland auszuweichen wird in der Substitution von lohnintensiver durch eine kapitalintensive Fertigung gesehen, also in der Durchführung von Automation. Dabei werden einzelne manuelle Produktionsschritte sukzessive von Maschinen und Robotern übernommen. Auch die Steuerung der Anlagen lässt sich weitgehend auf elektronischem Wege durchführen. Diese Form der Fertigung existiert bereits in vielen deutschen Industrieunternehmen. Dabei bieten vor allem Prüf-, Kontroll- und Steuerungstätigkeiten sowie die Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologie weitere Möglichkeiten, menschliche Arbeit zu ersetzen. In diesen Bereichen besteht zur Zeit und auch in absehbarer Zukunft ein hohes Potenzial an Rationalisierungsmöglichkeiten. Investitionen der Industrieunternehmen Die Industrie hat im Jahre 1999 insgesamt gut 87 Mrd. DM investiert, wobei der Hauptteil auf die Ausrüstungsinvestitionen entfiel (88%). In der Betrachtung der vergangenen zehn Jahre waren die Aufträge für Ausrüstungsinvestitionen von 1991 bis 1994 stark rückläufig und stiegen seitdem wieder an. Allerdings wurde das Niveau von 1991 noch nicht wieder erreicht. Die Investitionen dienten in den letzten fünf Jahren bei drei von fünf Unternehmen der Einführung neuer Produktionsmethoden. Noch im Jahre 1990 plante der größte Teil der Unternehmen Kapazitätserweiterungen (ca. 50%). Für jeweils etwa 25% der Unternehmen war Rationalisierung bzw. Ersatzbeschaffung das entscheidende Investitionsmotiv. Mitte der 90er Jahre verschoben sich diese Anteile. Nur noch etwa 30% der Unternehmen planten Kapazitätserweiterungen, fast 40% beabsichtigten Rationalisierungsmaßnahmen und etwa 30% ersetzten die vorhandene Ausrüstung. Mittlerweile planen wieder fünfzig Prozent der Unternehmen eine Kapazitätserweiterung. Jedes vierte Unternehmen plant Rationalisierungs- bzw. Ersatzbeschaffungsmaßnahmen. Auslösender Faktor für die Rationalisierungsmaßnahmen war und ist im Regelfall die Höhe der Lohn- und Gehaltskosten. Quelle: Weichselberger 2000, S. 26 ff. 16 Sowohl die automatisierte Fertigung als auch die Produktion der Anlagen wird von deutschen Unternehmen i. d. R. nicht im kostengünstigen Ausland, sondern in hochentwickelten Ländern wie z.B. Deutschland betrieben. Hierfür gibt es verschiedene Gründe. Erstens finden die Endprodukthersteller und ihre Zulieferer die Hersteller der Maschinen und Anlagen in Deutschland vor. Die Inbetriebnahme und die Steuerung der Anlagen erfordert die räumliche Nähe des Herstellers zum Kunden. Zwar gibt es bereits Online- bzw. Ferndiagnosemöglichkeiten, doch die Komplexität des technischen Betriebs erfordert die Anwesenheit sowohl von Beratern als auch Technikern, die im Notfall sofort und „rund um die Uhr“ in kürzester Zeit an Ort und Stelle, d.h. beim Kunden präsent sind. Folglich wäre eine Verlagerung der automatisierten Fertigung in das Ausland nur möglich, wenn der Anlagenhersteller diesen Weg mit beschreitet. Industrie setzt zunehmend Roboter ein 1999 sind in Deutschland 10.550 Roboter neu in Betrieb genommen worden, so dass mittlerweile eine Gesamtzahl von 96.000 Robotern installiert worden ist. Durch technische Errungenschaften in den Bereichen Sensorik, Bildverarbeitung und Aktuatorik übernehmen sie ständig mehr Aufgaben, für die vormals menschliche Arbeitskraft erforderlich war. Der Stundenpreis eines Roboters liegt heute bei etwa 15 – 30 DM, der eines Arbeiters bei 80 DM. In der Branche Robotik und Automation sind 22.000 Mitarbeiter beschäftigt, insgesamt wird ein Umsatz von 9,5 Mrd. DM (1990 3,6 Mrd. DM) erzielt. Quelle: FAZ vom 22.3.00, o.V. Zweitens werden für die Entwicklung, Konstruktion, Inbetriebnahme und Wartung der Anlagen sowie die Beratung des Kunden hochqualifizierte Ingenieure und Techniker benötigt. Diese finden die Anlagenhersteller in Deutschland in ausreichender Qualität vor. Vor allem ihre Fähigkeiten zum systematischen und zielorientierten Denken und Handeln zeichnen die in Deutschland ausgebildeten Fachkräfte aus.2 Drittens werden in der Fabrikautomation überwiegend hochtechnisierte Produkte gefertigt. Hierfür werden wiederum Zulieferprodukte mit hoher Qualität benötigt, die, so bestätigen es die Unternehmen, zum Teil ausschließlich in Deutschland bzw. anderen Industrieländern produziert werden. Kleine Serien in Verbindung mit hohen Transportkosten lassen die Unternehmen in solchen Fällen von einer Auslandsfertigung absehen. Bei im technischen Sinne verhältnismäßig einfachen Produkten, die in hoher Stückzahl hergestellt werden, sind ausländische Produktionsstätten eher angebracht. 3.5. Innovativer Strukturwandel in den Konzernen Es gibt in der Industrie unzweifelhaft traditionelle bzw. „reife“ Bereiche, in denen der technische Fortschritt nur noch langsam voranschreitet, Gewinne und Renditen aufgrund des Wettbewerbsdrucks auf ein Minimum geschrumpft sind und in denen infolge nur noch langsam wachsender Marktvolumina ein immer noch andauernder 2 Dennoch bestehen aufgrund von Personalmangel und aus Kostengründen Tendenzen, vor allem Konstruktionsarbeiten und die Umsetzung kreativer Ingenieurideen in funktionstüchtige Maschinen und Anlagen in das benachbarte Ausland zu verlagern. 17 Konzentrationsprozess zur Bildung verhältnismäßig großer Unternehmenseinheiten geführt hat. Ein Beispiel für eine solche Branche ist die Stahlbranche. Die in diesen Bereichen tätigen Großkonzerne nehmen die stagnierenden oder rückläufigen Aufträge wahr und versuchen, neue, zukunftsträchtige Geschäftsfelder zu besetzen. Dies zeigt sich z. B. daran, dass alteingesessene Stahl- oder Metallkonzerne in Telekommunikationsnetze und Hochtechnologiefelder investiert haben und die traditionellen Industriebereiche teilweise ausgliedern. Strukturwandel in den Traditionskonzernen Der traditionsreiche ThyssenKrupp-Konzern arbeitet heute nicht mehr überwiegend im Bereich Stahlerzeugung, sondern bietet Aufzüge, Produktionssysteme, Komponenten, Service-Dienstleistungen und Engineering an. Die Preussag hat sich innerhalb von zehn Jahren aus dem Anlagen- und Schiffbau sowie der Stahl- und Metall-erzeugung zurückgezogen und einen Touristikbereich aufgebaut. Quelle: ThyssenKrupp 2000; BMWI 2000 3.6. Synergieeffekte durch Konzentrationsprozesse Fusionen und Übernahmen beherrschen seit einiger Zeit die Nachrichten und Pressemeldungen. Internationale Automobilhersteller, nationale und internationale Energieproduzenten, Stahlunternehmen und Chemiekonzerne fusionieren zu weltweit agierenden multinationalen Unternehmen. Sie produzieren weltweit und setzen ihre Produkte global ab. Für diese Entwicklungen, an denen auch deutsche Firmen beteiligt sind, gibt es unterschiedliche Ursachen: Bei etlichen Industrieprodukten, z. B. Fahrzeugen, besteht eine Unterauslastung der weltweiten Kapazitäten. Dementsprechend sind die betroffenen Unternehmen an der Erschließung neuer Märkte für den Absatz ihrer Produkte interessiert. Allianzen versetzen sie in die Lage, den Zugang zu diesen Märkten zu erlangen. Gegebenenfalls dringen sie in diese Märkte auch durch den Erwerb von Teilen der dort ansässigen Unternehmen ein. Ein weiteres Motiv ist die Besetzung von Marktsegmenten, die die Unternehmen bislang nicht oder nur in geringem Umfang bedienen. Anstatt selbst enorme Investitionen für den Aufbau eigener Kapazitäten zu tätigen, nutzt man hierbei die Erfahrungen und das Know-how des Partners bzw. des Beteiligungsunternehmens. Des Weiteren ist der FuE-Aufwand, den die Unternehmen in technologisch weit fortgeschrittenen Märkten betreiben müssen um weitere Innovationen zu erzielen, außergewöhnlich hoch. Durch eine Zusammenlegung der Ressourcen lassen sich vielfältige Skalen- und Verbundvorteile realisieren (z. B. Plattformengineering). Der Zweck der Fusion ist damit letztlich eine Senkung der Produktionskosten. Durch gemeinsames Auftreten auf den Faktormärkten lassen sich zudem Synergieeffekte erzielen. Die Abnahmemengen für bestimmte Rohstoffe, Zulieferprodukte, Maschinen und Anlagen vergrößern sich und somit können Rabatte sowie günstige Lieferbedingungen verhandelt werden. 18 Politische Entscheidungen bestimmen heute maßgeblich über Marktöffnungen, Ausfuhrmöglichkeiten und Investitionsvorhaben. Internationale Konzerne sind insofern in vielfältiger Weise von politischen Entscheidungen abhängig. Durch das Erreichen einer bestimmten Unternehmensgröße ergibt sich für die Unternehmen auch die Möglichkeit, einen stärkeren Einfluss auf politische Prozesse auszuüben. Nicht nur, dass bei der Unterhaltung von Lobbyvertretungen Kostendegressionseffekte realisiert werden können, sondern es wird auch die Wahrnehmung des Unternehmens von Seiten der Politik wird gesteigert. Kenndaten der 20 größten, in Deutschland produzierenden Industrieunternehmen Unternehmen DaimlerChrysler AG Volkswagen AG Siemens AG Branche Automobil, Luftund Raumfahrt, Dienstleistungen Automobilindustrie Umsatz Auslands- Beschäfti JÜ 1999 Großaktionär/ Eigentümer 1999 Anteil gte (Mio. DM) (Mio. DM) 1999 1999 (in%) 293.345 81,1 466.938 11.238,0 Deutsche Bank (rd.12%), Emirat Kuwait (rd. 7%) 147.013 67,8 306.275 1.651,0 Land Niedersachsen (18,64%) 134.134 73,0 443.000 3.648,0 Siemens Vermögensverwaltung (6,48%) Veba AG Elektronik u. Elektrotechnik Mischkonzern 103.473 49,3 131.602 5.218,0 RWE AG Energie 75.133 27,6 155.576 2.247,2 BMW AG Automobil, Motorräder 67.284 73,2 114.952 -4.864,0 Thyssen-Krupp Investitionsgüter, AG Werkstoffe, Autmobilzulieferun g, Dienstleistung 63.325 63,0 184.770 538,0 BASF AG Chemie 57.644 74,0 104.628 2.419,4 Robert Bosch GmbH Bayer AG Elektrotechnik 54.579 66,0 194.889 900,0 Chemie, Pharma 53.433 70,0 120.400 3.947,0 Mannesmann AG Viag AG Telekommunikatio n Energie, Telekommunikatio n, Chemie, Verpackung, Aluminium Touristik, Logistik, Industrie 45.502 53,8 130.860 972,0 Vodafone Air Touch (99%) 38.113 56,0 81.809 497,0 32.273 76,0 79.142 676,0 Adam Opel AG Automobilindustrie 32.000 55,7 42.317 -81,0 Audi AG 29.624 54,0 45.800 412,0 Freistaat Bayern (15,1%), Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG, München (10,1%), HI-Vermögensverwaltung (10,5%), Allianz (5,9%), VEBA AG, Düsseldorf 10,0%, Streubesitz: 48,4% West LB über GEV Gesellschaft für Energie- und Versorgungswerte mbH (über 25%) General Motors Corporation, Detroit/USA (100%) Volkswagen AG (99,01%) RWE-DEA AG Mineralöl/ Petrochemie RAG AG, Bergbau, Essen Technologie 26.700 22,7 10.117 462,0 RWE AG, Essen (100%) 26.698 24,7 101.770 330,6 MAN AG 25.927 67,5 66.838 725,0 VEBA AG (37,1%), BGE Beteiligungsgesellschaft für Energieunternehmen mbH (100% VEW AG), mittelbar über Société Nouvelle Sidéchar (30,2%), Thyssen Stahl AG (12,7%), Montan-Verwaltungsgesellschaft mbH (davon Krupp Hoesch Stahl AG 79% / VEBA AG 21%) (10%), Verwaltungsgesellschaft RAG-Beteiligung mbH (10%) Regina-Verwaltungsgesellschaft mbH, München, (Allianz-Holding, AllianzLebensversicherung AG, Commerzbank AG, Münchener Rückversicherungsgesellschaft je 25%) zu Preussag AG Automobil Maschinenbau, Nutzfahrzeuge, Industrielle Dienstleistung, Druckmaschinen, Allianz AG (13,32%), RW Holding AG (12,1%) Johanna Quandt (16,7%), Stefan Quandt (17,4%), Susanne Klaten (12,5%), Dresdner Bank (5%) AKBH-Stiftung (17,36%), IFIC Holding AG/IFIC (7,69%), TBV (7,00%), Fritz Thyssen Stiftung (4,96%), WestLB (1,68%), Fonds und Banken im Inland (18,70%), Fonds und Banken im Ausland (23,80%), Privatanleger (16,00%), Sonstige (2,81%) Allianz Versicherungs-AG (10,44%) Robert Bosch Stiftung GmbH (92%) Allianz ca. 5%, Streubesitz 95% 19 Dieselmotoren Ford-Werke AG Automobil mehr als 25% 25.894 72,0 42.087 -434,2 Ford Motor Company, Dearborn, Mich./USA (99,8%) Quelle: Die Welt 2000b Zur Zeit ist noch kein eindeutiger Trend erkennbar, der darauf schließen lässt, dass deutsche Industrieunternehmen in überdurchschnittlichem Umfang ausländische Unternehmen aufkaufen bzw. umgekehrt vor allem aufgekauft werden. Bei Käufen und Verkäufen zeichnet sich eher ein Gleichgewicht ab, erklärbar mit Globalisierungstendenzen und einer auf wenige Kernkompetenzen ausgerichteten Unternehmensstrategie. 3.7. Bedarf an Beschäftigten mit neuen Qualifikationen steigt Die industrielle Produktion erfordert durch die gestiegene FuE- und Technikintensität zunehmend den Einsatz höher qualifizierter Beschäftigter. Somit hat sich auch der Anteil an höher qualifizierten Beschäftigten im Zeitablauf verändert. Qualifikationsstruktur der Beschäftigten in der Industrie verändert sich Der Anteil von Hochqualifizierten (Uni/FH-Absolventen) und insbesondere von Naturwissenschaftlern und Ingenieuren an der Gesamtbeschäftigung steigt seit 1990 kontinuierlich an. 1998 lag der Anteil der Hochschulabsolventen im Verarbeitenden Gewerbe bei 6,8%. Höher fiel dieser Proporz nur im Kredit- und Versicherungsgewerbe (9,3%) und bei den unternehmensnahen Dienstleistungen (15,6%) aus. Insgesamt überdurchschnittlich zeigen sich hier auch der Maschinenbau (9,2%), der Kraftfahrzeugbau (9,0%), der Luftfahrzeugbau (20,9%), die Elektrotechnik (14,9%), die Optik (10,9%), die Chemie (12,9%) und der EDVBereich (23,0%). Bei den Naturwissenschaftlern und Ingenieuren ist der Anteil der Industrie mit 4,1% der Gesamtbeschäftigung insgesamt überdurchschnittlich; Tendenz ebenfalls steigend. Quelle: BMBF 2000a, S. VI f. In nahezu allen Industriebereichen werden deshalb zur Zeit Fachkräfte gesucht. Dabei ist den Angaben der Industrieunternehmen zufolge der Bedarf auf dem Arbeitsmarkt bereits heute nicht mehr zu decken. Insbesondere IT-Fachleute, Naturwissenschaftler und Ingenieure sind Mangelware. Bedarf an qualifizierten Beschäftigten steigt Als Indiz für den gestiegenen Bedarf kann die Zahl der an die Arbeitsämter gemeldeten offenen Stellen gelten. Der Jahresdurchschnitt an gemeldeten offenen Stellen für Ingenieure, Chemiker, Physiker und Mathematiker lag 1996 bei 5.848. Für 1999/2000 lag dieser Durchschnitt bei 12.200. Im Jahresdurchschnitt waren 1997 durchschnittlich über 100.000 Menschen mit diesen Qualifikationen arbeitslos gemeldet. Im Jahresdurchschnitt 1999/2000 waren es nur noch knapp 84.000. Schätzungen zufolge fehlen allein im IT-Bereich 250.000 Experten. Dem stehen jährlich etwa 45.000 bis 65.000 neu ausgebildete Fachkräfte gegenüber. Quelle: Der Tagesspiegel 2000 20 Die Ursache dafür ist nicht, wie die Unternehmen selbst betonen, die Qualität der Ausbildung, sondern die unzureichende Zahl von qualifizierten Arbeitssuchenden. Zu den Fähigkeiten, die die Mitarbeiter neben ihrer fachlichen Qualifikation aufweisen sollten, gehören u.a. Sprachkenntnisse, Teamfähigkeit und betriebswirtschaftliche Kenntnisse. 3.8. Strukturwandel und industrielle Neugründungen Die deutsche Industrie hat seit dreißig Jahren eine Netto-Abnahme der Unternehmenszahl zu verzeichnen. In vielen Branchen haben Konkurse, Betriebsaufgaben und Unternehmenszusammenschlüsse stattgefunden. Selbstverständlich hat es im industriellen Bereich auch Neugründungen (z. B. Biotechnologieunternehmen wie Evotec) gegeben. Diese konnten den Rückgang der Unternehmenszahl jedoch nicht aufhalten. Industrielle Neugründungen und Stilllegungen Im Verarbeitenden Gewerbe gab es 1999 insgesamt 36.997 Gewerbeanmeldungen. Diese Gesamtzahl beinhaltet jedoch die Neuerrichtung von Zweigniederlassungen bzw. unselbständigen Zweigstellen, sonstige Neuerrichtungen, Zuzüge aus anderen Meldebezirken sowie Übernahmen. Bereinigt man die Zahl der Gewerbeanmeldungen um die genannten Bereiche, erhält man die Zahl der echten Neuerrichtung von Hauptniederlassungen in Höhe von 11.636. Hierin ist neben den Gründungen des Handwerks- und handwerksähnlichen Gewerbes die Zahl der neuen Industrieunternehmen enthalten. Den Gewerbeanmeldungen standen insgesamt 37.298 Gewerbeabmeldungen gegenüber. Da Stilllegungen von Zweigniederlassungen bzw. unselbständigen Zweigstellen, Verlagerungen (in andere Meldebezirke), teilweise und vollständige Aufgaben (Verkauf, Verpachtung, Erbfolge) von weiter bestehenden Betrieben in dieser Gesamtzahl enthalten sind, muss auch hier eine Bereinigung vorgenommen werden. Die Zahl der Stilllegung von Hauptniederlassungen betrug 7.840; enthalten sind Handwerks- und Industrieunternehmen. Quelle: Statistisches Bundesamt 2000b Die Neugründung von Industrieunternehmen war somit eher die Ausnahme als die Regel. Dennoch gibt es eine Branche, in der ein nennenswertes Gründungsgeschehen zu beobachten ist. Die Entdeckung biound gentechnologischer Verfahren hat das Entstehen eines neuen Industriezweiges ermöglicht. Bio- und Gentechnologieunternehmen In den Jahren 1998 und 1999 wurden rund 100 solcher Unternehmen gegründet. Die Gesamtzahl beläuft sich damit auf etwa 280. Die Branche beschäftigt in etwa 8000 Arbeitnehmer und setzte gut 1 Mrd. DM um. Mehr als 60 Prozent des Umsatzes wird in die Forschung investiert. Quelle: Ernst & Young 2000 21 22 3.9. Technologieführerschaft durch Forschung und Entwicklung Deutschland ist im internationalen Vergleich rohstoffarm, Löhne, Steuern und Abgaben weisen ein sehr hohes Niveau auf und die Regelungsdichte ist ebenfalls sehr hoch. Unter solchen Voraussetzungen sind wettbewerbsfähige Angebote an Industriegütern nur unter zwei Bedingungen möglich. Die erste ist die bereits angesprochene Automatisierung, mit der man die Kostenposition verbessert. Die zweite betrifft die technische Ausstattung der Produkte bzw. deren Innovationsgehalt. Mit technologisch fortgeschrittenen Produkten, die mehr Komfort, Sicherheit, höchste Qualität oder völlig neue Eigenschaften aufweisen, kann man in Konkurrenz zu preiswerten Massengütern treten. Industrien in hochentwickelten Ländern können auf diese Weise ihre Vorteile in Form eines hohen technischen Wissensstandes, ausgeprägten FuE-Aktivitäten und einer hohen Qualifikationsstruktur bei den Beschäftigten nutzen. Die Industrie ist auf das Angebot höherwertiger Technik spezialisiert Industriegüter und –branchen lassen sich nach ihrer Forschungsintensität klassifizieren, d.h. nach dem Verhältnis der FuE-Ausgaben zum Produktionswert. Man erhält dann eine Einteilung der produzierten Güter bzw. der Branchen in hochwertige (Spitzentechnologie), höherwertige, durchschnittliche und geringwertige. Im internationalen Vergleich ist die deutsche Industrie auf höherwertige Güter (Maschinen- und Fahrzeugbau, Industriechemikalien, Elektrotechnik) spezialisiert, d.h. in diesem Bereich sind die meisten Patente angemeldet, werden die meisten Exportüberschüsse erzielt und es fällt ein Großteil der FuE-Ressourcen darauf. Eine ähnliche Spezialisierung weisen Frankreich, Italien und die Schweiz auf. Spitzentechnik stellen vor allem Japan, die USA und das Vereinigte Königreich her. Quelle: BMBF 2000a, S. 77 ff. Um sich diese Vorteile zu erhalten, betreiben Industrieunternehmen einen erheblichen Aufwand. In Forschungs- und Entwicklungsabteilungen entwickeln sie ständig neue Ideen, Produkte und Anwendungen, die ihnen die Wettbewerbsvorsprünge der Zukunft sichern. Aber auch in den Institutionen der Gemeinschaftsforschung sowie öffentlichen Forschungseinrichtungen lassen sie Forschungsaufträge bearbeiten. Die FuE-Aufwendungen der Industrie Insgesamt gaben die Unternehmen im Jahre 1999 75,7 Mrd. DM für Forschung und Entwicklung aus, davon 63,3 Mrd. DM in den Unternehmen selbst. Allein 71,6 Mrd. DM (95%) entfielen auf das Verarbeitende Gewerbe, also den Kernbereich der Industrie. Fast 44 Prozent dieser Aufwendungen wurden allein vom Fahrzeugbau getragen. Knapp zwanzig Prozent entfielen auf die Chemische Industrie. Weitere 20 Prozent wurden von der Elektro-, Feinmechanischen und Optischen Industrie aufgebracht. Einen ähnlich hohen Beitrag leistet die Industrie in der Beschäftigung von FuEPersonal. Von den 288.000 Forschern und Technikern, die 1998 im gesamten Wirtschaftssektor tätig waren, entfielen 268.240 auf das Verarbeitende Gewerbe. Allein der Fahrzeugbau beschäftigte 80.900 Personen im FuE-Bereich, die Elektro-, Feinmechanische und Optische Industrie zusammen 74.363, die Chemische Industrie 48.970 und der Maschinenbau 38.079. 23 Quelle: Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft 2000, S. 18 ff. Die Ergebnisse der Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen werden meist in innovative Produkte, seltener in neue Verfahren umgesetzt. Dabei handelt es sich vielfach um echte Neuentwicklungen; diese werden jedoch von den Weiterentwicklungen bisheriger Produkte und Verfahren geringfügig übertroffen. Wichtige technologische Entwicklungen - Optische Technologien Optik, Optoelektronik und Lasertechnik, auch allgemein als Optische Technologien oder moderner als Photonik bezeichnet, haben sich bereits in den vergangenen Jahrzehnten als Querschnitts- oder Schlüsseltechnologien etabliert. Im englischen Sprachraum spricht man noch weiter gehend von „Enabling Technology“, um damit zu verdeutlichen, dass diese Technologien Grundlage und Voraussetzungen für andere technologische Entwicklungen sind. Betrachtet man Zukunftsfelder wie Informationsund Kommunikationstechnologie, Gesundheitswesen und Biowissenschaften, Beleuchtung, Energie und Umwelt oder die industrielle Fertigung, so stellt man fest, dass sie in erheblicher Weise von Optik und Lasertechnik beeinflusst werden. Die Optischen Technologien werden in allen diesen Feldern zu neuen Produkten und Verfahren führen und einen zunehmenden Einfluss auf Technologie, Wissenschaft und Medizin bekommen (Litfin 1999; Lenkungskreis Optische Technologien für das 21. Jahrhundert 2000, S. 1). - System-Biotechnologie Zur System-Biotechnologie können im Hinblick auf Produkte wie Systeme und Technik für die Medizin oder Systeme in Kommunikation mit Biogewebe, Organe und Organismen eine Vielzahl von Einzeldisziplinen gerechnet werden. Hierzu zählen die Mikrosystemtechnik,Mikroelektronik, Signalverarbeitung, Sensorik/Aktorik, Medizintechnik, Neuro-Informatik, Bioinformatik, Robotik, Biomaterialforschung, Systembiologie sowie Wirkstofftherapiesysteme (Pohl 2000, S. 16). 3.10. E-Commerce-Anwendungen in der Industrie – Die Verbindung der Old Economy mit der New Economy Geschäftsprozesse werden heute zunehmend elektronisch abgewickelt. Während Online-Bestellungen über das Internet im Konsumbereich (B2C) heute bereits Standard sind, steht die Interaktion zwischen den Unternehmen (B2B) noch am Anfang. Diesem Bereich werden jedoch die größten Wachstumsaussichten attestiert. Nach Einschätzung der Boston Consulting Group werden im Jahr 2000 in Deutschland über elektronische Marktplätze vermutlich Umsätze von bis zu 350 Mrd. DM getätigt (ECIN 2000, S. 3). Gegenwärtig sind insbesondere die eMarketplaces von besonderem Interesse, über die die Unternehmen einen großen Teil ihrer Transaktionen abwickeln werden. Im B2B-Commerce präsentieren sich die Unternehmen nicht nur als Ein- oder Verkäufer. Ziel ist auch, eine große Zahl von Anbietern und Nachfragern miteinander 24 in Verbindung zu bringen, um die Produktionskosten zu senken. Darüber hinaus sind Effizienzsteigerungen beabsichtigt, die durch eine bessere Zusammenarbeit über die ganze Wertschöpfungskette hinweg realisiert werden können. 25 Formen des B2B Die Online-Verbindungen zwischen Unternehmen werden im allgemeinen als Marktplätze bezeichnet. Man unterscheidet hierbei verschiedene Typen des OnlineAustauschs zwischen Unternehmen. Trifft man eine Unterscheidung nach dem Marktplatzbetreiber, so lassen sich der Third-party Exchange (eine dritte Partei häufig ein B2B-Start-up besitzt und betreibt einen Marktplatz, ohne selbst als Handelspartner aufzutreten), der Consortia-led Exchange (der Markt wird gemeinsam von Industrieunternehmen und Technologiepartnern betrieben) und der Privat/Proprietary Exchange (der Austausch wird von einem großen Unternehmen organisiert) unterscheiden. Quelle: ECIN 2000 Die elementare Veränderung durch die Informations- und Kommunikationstechnik ist, dass dort eingespeiste Informationen, also Markt- und Firmendaten für die Teilnehmer stets frei verfügbar sind und ohne größeren Zeitverzug ausgetauscht werden sowie Transaktionen durchgeführt und veranlasst werden. Infolgedessen werden die Märkte insgesamt transparenter, d.h. auch bislang von Informationen abgeschnittene Marktteilnehmer können sich – vergleichsweise leicht - einen Überblick verschaffen. Grundsätzlich kommt es dabei zu einer Reduzierung der Kosten für die Nutzung des Marktmechanismus, d.h. der Transaktionskosten (Such-, (Vertrags-)Anbahnungs-, Verhandlungs- und Anpassungskosten). Daraus folgt aber auch, dass viele Unternehmen, die Informationsvorsprünge vermarktet haben, ihre Existenzgrundlage verlieren. Des Weiteren sind Unternehmen gefährdet, deren Angebot nur deshalb weiter angenommen wurde, weil den Nachfragern Informationen über Alternativangebote nicht zur Verfügung standen. Als generelles Problem kommt hinzu, die relevanten, aktuellen und belastbaren Informationen aus der unüberschaubaren Datenmenge zu selektieren. Internet - wettbewerbsrelevante Fragen für die Unternehmen 1. Welche Informationsvorsprünge des Unternehmens gehen verloren? 2. Welches firmeneigene Wissen wird frei verfügbar? 3. Welche Informationen sollen in das Netz eingespeist werden? 4. Wie sollen die verfügbaren Informationen selektiert werden? 5. Welche wettbewerbsbezogenen Veränderungen entstehen für das Unternehmen? Als zweite, elementare Veränderung ist die Möglichkeit zu nennen, sich an Internetportalen und Intranetzen zu beteiligen. Zu den Informations- und Kommunikationsanwendungen kommen hier Interaktionsmöglichkeiten zwischen Unternehmen hinzu. Das bedeutet, die organisatorischen wie technischen Abläufe im Unternehmen und eventuell auch vor- und nachgelagerte Bereiche an die Datennetze anzubinden. Portale und Intranetze – das Entscheidungsproblem der Unternehmen 1. Wozu dienen Internetplattformen? 2. Wozu dienen Intranetze? 3. Soll/muss sich das Unternehmen an Internetportalen oder Intranetzen beteiligen? 4. Welche Veränderungen ergeben sich für die Supply-Chains? 26 5. Wird es zu einer weiteren Auslagerung kommen? In der Praxis haben sich bereits zahlreiche Internetportale und Intranetze herausgebildet. Gerade die Industrie hat damit begonnen, die Angebote der New Economy für ihre Zwecke zu nutzen. Mehr und mehr Industrieunternehmen beteiligen sich an Internetmarktplätzen oder gründen neue. e-ChemLogistics als Beispiel für einen elektronischen Marktplatz Bei e-ChemLogistics handelt es sich um einen elektronischen Logistikmarktplatz für die chemische und chemienahe Industrie. Gegründet wurde das Portal von der Bayer AG, der Infracor GmbH (Degussa Hüls Gruppe) und der Infraserve GmbH. Ausschlaggebend für das Engagement der Firmen war die Tatsache, das die Chemieunternehmen mit den in den herkömmlichen Internetmarktplätzen angebotenen Logistikleistungen nicht zufrieden waren. Das Leistungsspektrum von e-ChemLogistics bietet deshalb nicht nur die Möglichkeit den Einkauf und das Angebot von Logistikleistungen elektronisch abzuwickeln bzw. zu präsentieren, sondern auch die Abwicklung von Transporten, die Vermittlung von Lagerdienstleistungen, Planung und Betrieb von Distributionssystemen, Berücksichtigung chemiespezifischer Anforderungen (z. B. Gefahrgutproblematik, außenwirtschaftsrechtliche Beschränkungen) und logistische Zusatzleistungen (z. B. Sendungsverfolgung, Carrier Rating, Reporting von Logistikkennzahlen). Ziel der Teilnehmer ist es, die Beschaffung kostengünstiger zu gestalten, ihre Kapazitäten besser auszulasten und schließlich ihre Absätze zu erhöhen. Außerdem fällt es in Zukunft leichter, ein Matching von Logistikanbietern und –nachfragern zu erreichen. ENX als Beispiel für ein Intranetz Da sich bestehende (Internet-)Kommunikationsstrukturen als zu starr, zu isoliert und insgesamt zu teuer erwiesen haben, um den wachsenden Material- und Informationsfluß in der Automobilindustrie bewältigen zu können, hat die Automobilindustrie (BMW, Bosch, DaimlerChrysler, Ford, Opel, Siemens, Volkswagen und Volvo) das European Network Exchange (ENX) ins Leben gerufen. Es handelt sich dabei um ein virtuelles privates Netzwerk (Virtual Private Network auf IP-Basis), in dem eine universelle Kommunikation möglich ist und Verschlüsselung, Authentifizierung und Vertraulichkeit garantiert sind. ENX wurde in einer deutschen Pilotphase von den Automobilherstellern Audi, BMW, DaimlerChrysler und VW im Praxiseinsatz erprobt. Seitens der Zulieferer waren Bosch, Behr, Dräxlmaier, Freudenberg und Hella beteiligt. Die getesteten Anwendungen sind CA-Conferencing für verteilte Produktentwicklung, Filetransfer auf Basis von OFTP (Odette File Transfer Protocol), Web Applikationen (CAD, EDI) unter Einsatz von Browser- und Java-Technologie mit direktem Zugriff auf Produkt-, Bestell-, Finanzdaten über Unternehmensgrenzen hinweg. Im nächsten Schritt werden auf ENX weitere e-Business-Module, wie digitale Signatur und Anwendungsdienste zur Verfügung gestellt. Quelle: ENX 2000 27 4. Bewertung des Standorts Deutschland aus Sicht der Industrieunternehmen Ein Industriestandort lässt sich anhand von Kriterien wie Potenziale des Zuliefer- und Absatzmarkts, Kosten der Einsatzfaktoren, Potenziale des Arbeitsmarktes, Regelung der Arbeitsbeziehungen, staatliche Rahmenbedingungen und Potenziale der Infrastruktur bewerten. Nimmt man eine solche Bewertung für Deutschland vor, ergibt sich ein differenziertes Bild. Standortfaktor Zuliefermarkt Absatzmarkt Kosten der Einsatzfaktoren Potenziale des Arbeitsmarktes Regelung der Arbeitsbeziehungen staatliche Rahmenbedingungen Potenziale der Infrastruktur Bewertung Rohstoffe und Vorleistungen (insbesondere produktionsnahe Dienstleistungen) positiv/haushaltsnahe Dienstleistungen negativ Investitionsgüter positiv/für Gebrauchsund Verbrauchsgüter negativ Arbeitskosten negativ/Kapitalkosten positiv Ausbildung positiv/(Fach-)Arbeitskräfteangebot zu gering Regelungen zu starr Steuern (insb. Ökosteuern) negativ/Bürokratiebelastung negativ/Administration negativ/Rahmenbedingungen weitgehend verlässlich Forschungsinfrastruktur positiv/Bildungsinfrastruktur reformbedürftig/Verkehrsinfrastruktur verbesserungsbedürftig Das Bild, das die Industrieunternehmen von den Rahmenbedingungen in Deutschland haben, ist wie folgt zu beschreiben. Generell bemängelt wird der unzureichend flexible Arbeitsmarkt und das Steuersystem. Diesbezüglich hat der Standort Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern an Boden verloren. Als ganz besonderes Problem wird derzeit der Mangel an ausgebildeten Fachkräften angesehen. Es fehlen vor allem Naturwissenschaftler und Ingenieure, die die bevorstehenden Forschungs-, Entwicklungs- und Serviceaufgaben in den Industrieunternehmen bewältigen. Dabei wird nicht die Qualität der Hochschulausbildung in Frage gestellt, sondern die Quantität der Absolventen. Gerade die Qualität der Absolventen stellt nach Auffassung der Unternehmer einen Standortvorteil dar. Ein Teil der Unternehmer ist sogar der Meinung, dass der Standort Deutschland nicht so schlecht ist, wie er häufig dargestellt wird. Für eine weitgehend oder vollständig automatisierte Fertigung gibt es ihres Erachtens kaum einen besseren Standort, weil man die notwendigen Ressourcen vorfinde und die Bedingungen verlässlich seien. 28 5. Industriepolitik Eine deutsche Industriepolitik mit einer von der Regierung bzw. der Administration festgelegten speziellen Zielsetzung, wie dies z.B. in Frankreich und Japan zumindest in der Vergangenheit der Fall war, existiert nicht. Versteht man unter Industriepolitik allerdings genereller die Förderung des industriellen Sektors, so lassen sich in Deutschland durchaus Politikansätze und – maßnahmen finden, die man dem industriepolitischen Instrumentarium zuordnen kann. Traditionsgemäß setzt die Bundesregierung in erster Linie auf eine rahmensetzende, den Unternehmen aller Sektoren gleichermaßen zugute kommende Wirtschaftspolitik. Auch wenn dieser wettbewerbs- und standortorientierte Ansatz in den letzten Jahren nicht in dem wünschenswerten Umfang umgesetzt werden konnte, sind doch einige positive Deregulierungsvorhaben erwähnenswert, wie z. B. die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes und die Reform der deutschen Bundespost. Diese Maßnahmen haben Bewegung in das Preisgefüge und die Serviceorientierung gebracht und somit auch die Kostenposition der Industrieunternehmen im internationalen Vergleich etwas verbessert. Darüber hinaus ergaben sich Möglichkeiten, die liberalisierten Märkte mit innovativen Industrieprodukten zu bedienen (Beispiel: Mobiltelefone). Zweitens vergibt die Bundesregierung Subventionen, um Strukturen zu erhalten bzw. die Konkurrenz- und Anpassungsfähigkeit von Unternehmen an veränderte Marktbedingungen zu verbessern. Beispiele hierfür sind der Bergbau und die Werften, wobei der überwiegende Teil der Mittel in den Steinkohlebergbau fließt. Subventionen an die gewerbliche Wirtschaft Von den 22,5 Mrd. DM, die im Jahre 2000 aus dem Bundeshaushalt an die gewerbliche Wirtschaft (ohne Verkehr) in Form von Beihilfen oder Steuervergünstigungen gezahlt werden, entfallen 8,3 Mrd. DM (36,9%) auf die Unterstützung des deutschen Steinkohlebergbaus. 4,5 Mrd. DM (20%) betreffen die Ausnahmeregelungen der Ökologischen Steuerreform, fast ebensoviel wird im Rahmen der regionalen Strukturförderung gewährt. Knapp 3,9 Mrd. fließen in die Mittelstandsförderung. 334 Mio. DM erhält der Schiffbau, 260 die Luftfahrt und 74 der Bereich Stahl. Schließlich stehen 242 Mio. DM für die Technologieförderung bereit. Hinzuzurechnen wären noch die Finanzhilfen und Steuervergünstigungen der Länder und Gemeinden, die ERP-Finanzhilfen und die Marktordnungsausgaben der EU. Quelle: Deutscher Bundestag 1999 (17. Subventionsbericht der Bundesregierung) Drittens werden den Strukturwandel fördernde Maßnahmen durchgeführt. Von der Unterstützung von Großprojekten wie dem geplanten Bau des A380 bis hin zur Förderung von erneuerbaren Energien existiert eine Fülle von Maßnahmen. Insbesondere werden aus dem Bundeshaushalt 16,2 Mrd. DM für die Forschungsförderung ausgegeben. 29 Tabelle: Forschungsförderung in Deutschland 2000 Förderbereich Trägerorganisationen; Umstrukturierung der Forschung im Beitrittsgebiet; Hochschulbau und überwiegend hochschulbezogene Sonderprogramme Großgeräte der Grundlagenforschung Meeres- und Polarforschung; Meerestechnik Weltraumforschung und Weltraumtechnik Energieforschung und Energietechnologie Umweltgerechte, nachhaltige Entwicklung Forschung und Entwicklung im Dienste der Gesundheit Forschung und Entwicklung zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen Informationstechnik (einschl. Multimedia und Fertigungstechnik) Biotechnologie Materialforschung; physikalische und chemische Technologien Luftfahrtforschung und Hyperschalltechnologie Forschung und Technologie für Mobilität und Verkehr (einschl. Verkehrssicherheit) Geowissenschaften und Rohstoffsicherung Raumordnung und Städtebau; Bauforschung Forschung und Entwicklung im Ernährungsbereich Forschung und Entwicklung in der Land- und Forstwirtschaft sowie der Fischerei Bildungsforschung Innovation und verbesserte Rahmenbedingungen Fachinformation Geisteswissenschaften; Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Strukturelle / innovative (Querschnitts-)maßnahmen/ Übrige Querschnittsaktivitäten Zivile Förderbereiche zusammen Wehrforschung und –technik Ausgaben insgesamt Mio. DM 3.342,6 1.099,1 276,6 1.426,4 834,4 1.108,0 840,9 99,5 1.096,5 506,2 744,2 234,6 168,7 79,8 99,2 71,1 237,8 157,0 800,4 20,4 495,4 762,5 14.281,3 2.568,0 16.849,3 Quelle: BMBF 2000b, S. 464 ff. Schließlich ist auf die industrierelevanten, rahmensetzenden Maßnahmen der Europäischen Union hinzuweisen. Zu erwähnen sind etwa die Dienstleistungs- und Niederlassungsfreiheit, die europäische Kartellpolitik sowie die Liberalisierung des öffentlichen Auftragswesens. Hinzu kommt, dass die Europäische Kommission durch eine restriktive Beihilfepolitik zunehmend den industriepolitischen Handlungsspielraum der nationalen Regierungen einschränkt, wie das Beispiel der Schiffbausubventionen zeigt. Ein besonderes Augenmerk richtet die Kommission bei ihren Zukunftsüberlegungen auf die Technologiepolitik, die sie als Teil der Industriepolitik versteht. Mittlerweile ist das 6. Forschungsrahmenprogramm in Planung. 6. Zwischenergebnis: heutige Bedeutung der Industrie 1. Die Industrie ist durch ihren Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Beschäftigung und Wertschöpfung nach wie vor von immenser Bedeutung für die Wirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland. Sie ist das wichtigste Glied in der Wertschöpfungskette bei der Erstellung von Sachgütern. Ohne die Präsenz von industriell gefertigten Güter ergeben viele erbrachte Dienstleistungen keinen Sinn. Die industrielle Produktion wird deshalb ihren Stellenwert als Quelle des Wohlstands nicht verlieren. 30 2. Die Industrie sorgt mittelbar über ihre Vorleistungsnachfrage (Outsourcing, Auslagerung) für Unternehmensgründungen und Beschäftigungszuwächse im Dienstleistungssektor, aber auch in der New Economy. Viele der neuen Möglichkeiten, die die Informations- und Kommunikationstechnik bietet, finden im industriellen Sektor Anwendung und dienen damit der Produktion von Industriegütern. Im Übrigen rüstet die Industrie die Anwender der IuK-Technik mit den entsprechenden Produkten aus. 3. Die abnehmende Beschäftigung und die verringerte Wertschöpfung der Industrie sind Ausdruck einer Entwicklung hin zu einer effizienten Arbeitsteilung zwischen Industrieunternehmen und Dienstleistern. Die Industrie trennt sich dabei von Prozesselementen, in denen sie keine Kernkompetenz hat, und die Dienstleister bündeln dadurch die Nachfrage und erzielen auf diese Weise Skalenerträge. Dies führt zu einer kostengünstigeren Produktion bzw. Erstellung in beiden Sektoren. 4. Die Substitution von manueller Arbeit durch Maschinen (Automatisierung) ist vor dem Hintergrund hoher Arbeitskosten effizient. Aber auch die Qualitätssicherung lässt sich auf diesem Wege verbessern. Schließlich entstehen bei den Zulieferern der Automatisierungstechnik neue, hochqualifizierte und zukunftsfähige Arbeitsplätze. 5. Die weiter voranschreitende Globalisierung wird von den Industrieunternehmen erkannt und bewältigt. Dabei sorgt die Importkonkurrenz für die Realisierung von weiteren Kostensenkungspotenzialen und der in Wachstumsregionen aufkommende Bedarf für zusätzliche Exportchancen. Produktionsverlagerungen in das Ausland werden weiter voranschreiten. In einigen Branchen wird es einen Trend dahingehend geben, dass bei den Unternehmen in Deutschland die Organisation, Steuerung, Forschung und Entwicklung und schließlich der Vertrieb angesiedelt bleiben, während die gesamte Fertigung im Ausland stattfindet. Entscheidend für Verlagerungen werden die Lohnkosten, die Steuern, die Transportkosten, die Verfügbarkeit von Ressourcen und die Verlässlichkeit der Produktionsbedingungen an den jeweiligen Standorten sein. 6. Die Nachfragepräferenzänderungen auf den heimischen Märkten motivieren die Industrieunternehmen zu Anpassungen an neue Trends und zur Einführung von (technologisch) innovativen Produkten. 7. Die Industrieunternehmen überprüfen ihre Wertschöpfungsketten und optimieren ihre selbst erstellten fertigungsbezogenen Dienstleistungen, weil dort Kostensenkungspotenziale bestehen. Durch Bündelung und organisatorische Veränderungen werden diese Potenziale ausgeschöpft. 8. Produktbegleitende Dienstleistungen sind der Schlüssel zu einer erhöhten Kundenorientierung und werden damit zu entscheidenden Wettbewerbsvorteilen. Da die Kunden immer häufiger an Komplettangeboten interessiert sind, gehen die Industrieunternehmen auf diese Wünsche ein. Die Dienstleistungen werden von den Unternehmen selbst, zunehmend aber auch durch Tochterunternehmen oder Kooperationspartner in Netzwerken erstellt. 9. Industrieunternehmen sind in zunehmendem Maße auf Fachkräfte angewiesen. Um die anstehenden Veränderungen bewältigen zu können, müssen sie ihren Bedarf schnellstmöglich decken. Ausbildung, Praktikaangebote und Kontakte zu 31 Hochschulen und Forschungseinrichtungen werden zu entscheidenden Faktoren im Wettbewerb um den qualifizierten Nachwuchs. 10. In der Industrie wird die Konzentration zunehmen. Die anstehenden Veränderungen erfordern einerseits vielfach das Überschreiten einer Mindestunternehmensgröße, wenn sie als global player auftreten, d.h. den Weltmarkt bedienen und der Importkonkurrenz trotzen müssen. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, die die kritische Masse nicht erreichen, sind durch Aufkaufversuche von ihren Wettbewerbern bedroht. Andererseits müssen sich Management und Struktur der Unternehmen an die Veränderungen anpassen. Vor allem Familienunternehmen, die kurz vor der Übergabe an die nächste Generation stehen oder dies schon bewältigt haben, werden mit Übernahmeangeboten konfrontiert. Andererseits bleiben hochspezialisierte und innovative mittelständische Unternehmen auch weiterhin wettbewerbsfrei, selbst auf globalen Märkten. 7. Die Zukunft der Industrie in Deutschland 7.1. Grundlagen der Prognose Grundlegende Erkenntnis 1: Die Verfügbarkeit von Industriegütern bildet die Grundvoraussetzung für ein modernes Leben Ausgangspunkt der folgenden Ausführungen ist eine grundlegende Erkenntnis. Ein modernes Leben ist – trotz der steigenden Nachfrage nach Dienstleistungen - ohne den Gebrauch und die Verwertung physischer Produkte undenkbar. Konsumenten fragen die verschiedensten Sachgüter in zum Teil großen Mengen nach. Solange sich an diesen materiellen Bedürfnissen nichts ändert, muss es industrielle Produktion unterschiedlichster Art geben. Ihr Ende ist somit weder abzusehen noch möglich. Grundlegende Erkenntnis 2: Dienstleistungs- und Wissensgesellschaften sind auf industrielle Produktion angewiesen, umgekehrt gilt dies jedoch auch. Ein Gegensatz zwischen Old und New Economy existiert nicht. Die industrielle Fertigung ist direkter Bestandteil aller Wertschöpfungsprozesse, deren Ergebnis ein Sachgut ist. Darüber hinaus ist sie indirekter Bestandteil aller Wertschöpfungsprozesse, während deren Verlauf Sachgüter eingesetzt werden müssen, unabhängig davon, ob das Ergebnis eine Dienstleistung, ein Sachgut oder sogar Wissen ist. Daraus folgt, dass nicht nur Industrie-, sondern auch reine Dienstleistungs- und Wissensgesellschaften einen Bedarf an industriell gefertigten Gütern aufweisen. Und dies sowohl zur Deckung ihrer materiellen Grundbedürfnisse, als auch zur Erstellung ihrer Produkte. Andererseits sind Industriegesellschaften auf Wissen und Dienstleistungen angewiesen. Wettbewerbsfähige Industrieprodukte lassen sich nur unter Verwendung modernsten Wissens und innovativer Dienstleistung herstellen und vermarkten. 32 33 Grundlegende Erkenntnis 3: Die quantitativ-statistische Bedeutung der Industrie wird weiter abnehmen; ihre qualitative Bedeutung bleibt unverändert hoch. Geht man davon aus, dass sich die vergangenen und heute erkennbaren Trends und Entwicklungen so fortsetzen wie bisher, wird die statistisch festzustellende quantitative Bedeutung der Industrie in Zukunft geringer. Die Frage ist jedoch, ob eine isolierte Betrachtung der Industrie vor dem Hintergrund ihres Stellenwerts in den Wertschöpfungsprozessen noch sinnvoll und zeitgemäß ist. Eine Differenzierung der Wirtschaft nach Sektoren ermöglicht zwar eine detaillierte Analyse einzelner Teilbereiche und kann wichtige Hinweise für die Unternehmen, die Wissenschaft und die Politik liefern. Doch suggeriert diese Betrachtungsweise, dass diese Segmente unabhängig von anderen Wirtschaftszweigen nebeneinander existierten und darüber hinaus auch isoliert lebensfähig seien. Der moderne Wertschöpfungsprozess, sei das Ergebnis nun ein Industriegut, eine Dienstleistung oder Wissen, erfordert aber den Einsatz von industriell gefertigten Gütern und Dienstleistungen. Insofern ist der Gegensatz zwischen Industrie und Dienstleistungen künstlich, für die Analyse der zukünftigen Perspektiven nicht dienlich und damit unerheblich. Industrielle Produktion und Dienstleistungen sind die zwei Seiten der gleichen Medaille. Unerheblich ist auch, ein Unternehmen nach dem Schwerpunkt seiner Betätigung industrielle Produktion oder die Erstellung von Dienstleistungen – als Industrie- oder Dienstleistungsunternehmen zu bezeichnen. Für die zukünftige Perspektive ist es vielmehr wichtig, dass am Ende eines Wertschöpfungsprozesses ein Produkt steht, das dem Kunden den Nutzen stiftet, den er sich erwünscht. Ebenfalls unerheblich ist es, welchen Anteil die industrielle Produktion an der im Produkt enthaltenen Wertschöpfung hat. Fehlt sie gänzlich, liegt eben kein Sachgut vor. 7.2. Deutsche Wirtschaft verfügt über komparative Vorteile bei der Produktion von Industriegütern Nimmt man die abgeleiteten Grunderkenntnisse als gegeben an, ist festzustellen, dass Deutschland auf industrielle Güter weder heute, noch in Zukunft verzichten kann. Im Gegenteil werden z. B. durch die Bedürfnisse nach Mobilität, Kommunikation und Information weit höhere technische Ansprüche an Industrieprodukte gestellt als bisher. Dienstleistungs- und Wissensgesellschaften können Industriegüter nicht durch Dienstleistungen substituieren. Vielmehr besteht eine komplementäre Beziehung zwischen Industriegütern und Dienstleistungen. Zu fragen ist lediglich, ob die Fertigung industrieller Güter im gleichen Ausmaß weiter in Deutschland stattfinden wird bzw. die industriellen Kerne am Standort Deutschland eine Zukunft haben. In global miteinander verflochtenen Volkswirtschaften werden sich zunehmend Arbeitsteilungen herausbilden. Solche Arbeitsteilungen lassen sich im internationalen Außenhandel deutlich erkennen. Betrachtet man z. B. die Verflechtung des Außenhandels zwischen 34 Deutschland und den Vereinigten Staaten, so fällt auf, dass Deutschland einerseits in größerem Umfang Industriegüter in die USA exportiert und andererseits Dienstleistungen von dort importiert. Insgesamt ist der Saldo der deutschen Handelsbilanz bei Industriegütern seit Jahren positiv, bei Dienstleistungen dagegen negativ. Somit zählt Deutschland im internationalen Vergleich zu den Ländern, die sich im Rahmen der globalen Arbeitsteilung auf Industriegüter spezialisiert haben, wobei anspruchsvolle Waren dominieren. Es drängt sich die Frage auf, ob Deutschland in Zukunft weniger Industriegüter produziert und sie stattdessen einführt sowie mehr Dienstleistungen erstellt und ausführt. Dies wird ganz wesentlich davon abhängen, ob es weiteren Volkswirtschaften – wie es beispielsweise bei Japan und Südkorea der Fall war gelingt, vergleichbare Industriegüter wie die deutsche Wirtschaft zu produzieren. Einfache Produkte mit geringem Innovations- und Technikgehalt werden bereits heute von den Schwellenländern gefertigt und häufig zu konkurrenzlosen Preisen exportiert. Daraus folgt aber noch nicht zwangsläufig, dass deutsche Unternehmen die Weltmärkte ausschließlich mit intelligenten, höherwertigen und innovativen Sachgütern beliefern können oder sich auf höherwertige Dienstleistungen verlegen müssen. Es kommt vielmehr zusätzlich darauf an, ob die deutsche Wirtschaft über einen komparativen Vorteil bei der Produktion solcher Produkte verfügt. In einer sich dynamisch weiter entwickelnden und zunehmend durch Handel und Direktinvestitionen verflochtenen Weltwirtschaft lässt sich dies nur unter bestimmten Voraussetzungen vorhersagen. In den Schwellenländern und aufstrebenden Industrienationen verändert sich die Leistungsfähigkeit dahingehend, dass auch sie mittlerweile Effizienzvorteile im Bereich der mittleren bis höherwertigen Technologiegüter realisieren. Und da Deutschlands Position aufgrund hoher Preise infolge gestiegener Produktionskosten gefährdet ist, muss sich die Industrie auf die kapitalintensive, automatisierte Produktion neuer hochwertiger Industriegüter sowie auf komplementäre produktbegleitende und marktorientierte Dienstleistungen ausrichten. Hier liegt die größte relative Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Wenn es ihr gelingt – vieles spricht dafür -, das darin liegende Potenzial auszuschöpfen, werden in Deutschland weiterhin Industriegüter produziert, die der Bevölkerung ein hohes Wohlstandsniveau sichern. 7.3. Produktionsrahmenbedingungen werden die Zukunft der Industrie entscheidend beeinflussen Das Ausschöpfen des Leistungspotenzials hängt zunächst von den Unternehmen selbst ab. Sie müssen sich an die Marktveränderungen anpassen, da nur sie wissen, welche Wünsche und Ansprüche ihre Kunden an die Produkte stellen. Die weiter oben abgeleiteten allgemeinen Entwicklungstendenzen lassen deutlich erkennen, dass die Industrieunternehmen die Anpassung entsprechend vorantreiben. 35 Die maßgeblichen unternehmerischen Voraussetzungen für eine zukunftsfähige Industrie sind: - Unternehmergeist - die effiziente Organisation und Beherrschung der Wertschöpfungsprozesse - eine optimale Arbeitsteilung zwischen den am Wertschöpfungsprozess beteiligten Unternehmen - die Bildung von Netzwerken und Allianzen - der effiziente Einsatz intelligenter, produktionsnaher Dienstleistungen im Wertschöpfungsprozess - die Kundenorientierung durch den Einsatz produktbegleitender Dienstleistungen - die Nutzung des technologischen Potenzials aus Forschung und Unternehmen - die konsequente Umsetzung von technologischen Neuerungen in marktfähige Produkte - die Wahrnehmung unternehmerischer Chancen auf den Weltmärkten Der stattfindende Wandel setzt jedoch die Verfügbarkeit von produktionsrelevanten Ressourcen voraus. Sind sie in ausreichender Menge verfügbar, können die Industrieunternehmen ihre Produktion effizient organisieren und innovative Lösungen adäquat umsetzen. Die notwendigen Ressourcen für eine zukunftsfähige Industrie sind: - ausreichend Kapital (Zugang zu den Kapitalmärkten) - leistungsfähige Infrastrukturen (Administrations-, Informations-, Kommunikations-, und Verkehrsnetze) - ausreichend Personal (adäquat ausgebildet, flexibel, leistungsfähig und leistungsbereit) - ausreichende Produktionsmittel (Rohstoffe, Technologien, IuK-Technik, Software) - relevantes Wissen (Forschungsergebnisse, Produktions-Know-how, Marktdaten) - industriefreundliche Standorte (Gewerbeflächen, einfache Genehmigungsverfahren, moderate Auflagen, Akzeptanz) Einen entscheidenden Einfluss auf die unternehmerischen Voraussetzungen und die Verfügbarkeit von Ressourcen üben die vom Staat beeinflussbaren Rahmenbedingungen aus. Nur wenn die Unternehmen in der Lage sind, z. B. die Wertschöpfungsprozesse effizient zu gestalten, werden sie die notwendigen Anpassungen vornehmen können. 36 Die notwendigen staatlichen Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Industrie sind: - die Förderung des Wettbewerbs und des Freihandels - eine anreizkompatible Steuergesetzgebung - ein flexibilititätsgarantierendes Arbeitsrecht - eine anreizkompatible Sozialgesetzgebung - die adäquate Ausbildung des Humankapitals - eine bedarfsorientierte Einwanderungspolitik - die Bereitstellung leistungsfähiger Infrastrukturen - die Förderung der Entstehung und Verbreitung von Forschungsergebnissen - die Bereitstellung von Gewerbeflächen - die Organisation einer leistungsfähigen Administration - die Gewährleistung verlässlicher Regelungen Sind die Rahmenbedingungen entsprechend gesetzt, ist die Verfügbarkeit der Ressourcen gewährleistet und die unternehmerische Initiative kann sich entfalten. Unter diesen Umständen wird der deutschen Industrie eine positive Zukunft gewiss sein. Daran wird zwangsläufig auch der produktionsnahe Dienstleistungssektor profitieren. 7.4. Defizite staatlicher Rahmenbedingungen - Wettbewerb und Freihandel Deutschlands Wirtschaft wird immer noch durch eine Reihe von Wettbewerbsbeschränkungen benachteiligt. Ein besonders plastisches Beispiel dafür liefert der Energiemarkt. Strom und Gas werden trotz der Liberalisierung noch nicht zu Wettbewerbspreisen an die Verbraucher geliefert. Dies führt dazu, dass deutsche Industrieunternehmen zu höheren Energiekosten produzieren als ausländische Wettbewerber. Den Ministern der WTO-Mitgliedstaaten ist es bislang nicht gelungen, eine umfassende Verhandlungsrunde einzuleiten. Die Notwendigkeit einer solchen Runde besteht, da die WTO als einzige internationale Institution in der Lage ist, den wachsenden weltweiten Außenwirtschaftsverkehr in allseits akzeptierte Regeln einzubinden, die allen Beteiligten die gleichen Rechte des Marktzugangs garantieren. - Steuergesetzgebung Der Bundesrat hat am 14. Juli 2000 die Steuerreform verabschiedet, die Steuerentlastungen von etwa 60 Milliarden Deutsche Mark bringt. Obwohl dadurch insbesondere die Kapitalgesellschaften Vorteile erzielen, kann man davon ausgehen, dass die ertragsteuerliche Durchschnittsbelastung der meisten tatsächlich Steuern zahlenden Personenunternehmen schon nächstes Jahr trotz Gewerbesteuer mehr 37 oder weniger deutlich unter 35 Prozent liegen wird. Je mehr Steuern bisher gezahlt werden mussten, desto größer ist die Ersparnis durch die Reform. Große oder gewinnstarke Personenunternehmen werden jedoch besonders belastet. Die Ungleichbehandlung der Personen- gegenüber den Kapitalgesellschaften ist ökonomisch zweifelhaft. Es macht keinen Unterschied, ob eine Personenunternehmung oder eine Kapitalgesellschaft umstrukturieren und Veräußerungsgewinne reinvestieren will. - Arbeitsrecht Das Arbeitsrecht ist als Arbeitnehmerschutzrecht konzipiert. Das hat seine Richtigkeit, soweit ein Mindeststandard wie z. B. der Schutz vor Ausbeutung, Willkür oder Persönlichkeitsrechtsverletzungen von Arbeitnehmern gewährleistet werden soll. Ob dies angesichts des Fachkräftemangels in der Industrie vordringlich ist, sei dahingestellt. Weder unter Schutzaspekten noch als organisations- und wirtschaftsrechtliches Ordnungsinstrument ist das Arbeitsrecht zur Zeit leistungsfähig, soweit es seine Reaktionsfähigkeit auf Abweichungen vom Leitbild des Vollzeitarbeitnehmers mit Lebensberuf betrifft. Die Tendenz, das Arbeitsrecht auch auf atypische, sich wandelnde sowie Übergangssituationen anzuwenden, verkennt die Tatsache, dass es auch außerhalb des Arbeitsrechts Schutzmechanismen bei unvollkommenen Verträgen und folglich Ungleichgewichtslagen gibt. Beispielhaft negativ sind die Regulierungen des vergangenen Jahres, die Neuregelung der 630-DM-Jobs, das Gesetz zur Scheinselbständigkeit und die Rücknahme der Reform des Kündigungsschutzes. Der beabsichtigte Schutz des Arbeitnehmers wird damit nicht erreicht, aber die damit einhergehende Belastung der Unternehmen verhindert eine höhere Beschäftigung. Flexiblere Beschäftigungsverhältnisse erleichtern die Neueinstellung und sind wirksamer als viele artifizielle Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Eine auf Kundenorientierung und Innovationen ausgerichtete Unternehmenspolitik erfordert Mitarbeiter, die in zeitlicher sowie räumlicher Hinsicht außerordentlich flexibel sind. Tätigkeiten in der Produktion und produktbegleitende, aber auch produktionsbezogene Dienstleistungen müssen vielfach „rund um die Uhr“ und jeden Tag verfügbar sein. Da die Mitarbeiter vielfach ausgesprochene Spezialisten sind und „ihr“ Projekt betreuen, sind sie nicht beliebig zu ersetzen. Insofern können Sonntagsarbeitsverbote und durch Tarifverträge festgeschriebene Arbeitszeiten einen optimalen Service stark beeinträchtigen. In Forschung und Entwicklung sind feste, eng begrenzte Arbeitszeiten kontraproduktiv. - Sozialgesetzgebung Die Notwendigkeit sozialer Sicherung aller Menschen gegen Risiken von Krankheit, Alter, Erwerbsunfähigkeit und Pflegebedürftigkeit ist in einer sozialen Marktwirtschaft weitgehend unbestritten. Gleichwohl muss das Verhältnis zwischen Eigenvorsorge und staatlicher Sicherung immer wieder überprüft werden. Und gerade hier zeigt sich, dass die staatlich verordneten Sicherungssysteme u. a. durch mangelnde Anreize zur Eigenvorsorge bei gleichbleibenden Leistungen langfristig nicht finanzierbar sind. Die Konsequenz der Einbindung von Arbeitnehmern in gesetzlich vorgeschriebene 38 Sicherungssysteme ist eine beträchtliche Kostenbelastung der Industrieunternehmen, zumal dann, wenn nicht nur eine Grundsicherung, sondern eine am erreichten Lebensstandard orientierte Sicherung angestrebt wird. - Einwanderungspolitik Die deutsche Industrie ist aufgrund des herrschenden Mangels an Fachkräften, der sich in absehbarer Zeit nicht durch Inländer beseitigen lässt, auf mobile und qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen. Der geltende Anwerbestopp, der die Beschäftigung ausländischer Fachkräfte behindert, ist deshalb unzeitgemäß und ein Wettbewerbsnachteil für deutsche Unternehmen. Insofern braucht Deutschland wie die meisten entwickelten Volkswirtschaften eine moderne, am Bedarf der Unternehmen ausgerichtete Einwanderungspolitik. - Infrastrukturausstattung Das bundesdeutsche Straßennetz wird den Anforderungen bereits seit längerem nicht mehr gerecht. Dies belegen tägliche Stauungen, Verspätungen und Umwegverkehre. Für die Industrieunternehmen ergibt sich daraus die Konsequenz, die Transportbedingungen nicht mehr kalkulieren zu können. Transporte mit LKWs auf Straßenverkehrswegen sind zur Zeit unverzichtbar, da der Straßengüterverkehr bezüglich Flexibilität, Schnelligkeit und Pünktlichkeit besser abschneidet als die Bahnund Binnenschifffahrttransporte. Engpässe zeichnen sich zudem beim Flugverkehr ab, denn die Kapazitäten der Flughäfen werden nicht schnell genug an die wachsende Nachfrage angepasst. Zudem ist die aktuelle Lage im Eisenbahnverkehr aus verkehrs- und wettbewerbspolitischer Sicht unbefriedigend. Im höherwertigen Schienenpersonennahverkehr konnten Newcomer bis heute nicht Fuß fassen. Im Schienengüterverkehr besetzen NE-Bahnen allenfalls Marktnischen. - Gewerbeflächen In kommunalen Stadtentwicklungskonzepten werden die Belange der Unternehmen vernachlässigt. Die Standortbedingungen vor allem für flächenintensive und emittierende Industrieunternehmen werden zunehmend schwieriger. Durch eine restriktive Planungs- und Auflagenpolitik werden Investitionen erschwert. Überzogene Begrünungskonzepte schränken eine flexible Grundstücksnutzung ein. In verdichteten Gebieten schwindet die Planungs- und Investitionssicherheit. Selbst die Vorabunterrichtung der Unternehmen wird häufig nicht mehr für nötig befunden. - Forschung und Technologie Die Forschungsabteilungen der Unternehmen und die öffentlichen Forschungseinrichtungen produzieren Forschungserkenntnisse in kaum überschaubarem Ausmaß. Die breite und differenzierte Forschungsinfrastruktur in Deutschland bietet auf praktisch allen Wissens- und Technikfeldern leistungsfähige Potenziale. Viele Ergebnisse spitzentechnologischer Forschung haben ihren Ursprung in Deutschland (z. B. Computer, Faxtechnik). Das größte Manko liegt vor allem darin, dass das Wissen, auch wenn man einen Vorsprung hat, vielfach nicht genutzt werden darf bzw. die Nutzung behindert oder 39 nicht gefördert wird (Kernenergie, Gentechnik, Transrapid etc.). Insbesondere das Beispiel Gentechnik zeigt symptomatisch, auf welchem Wege Deutschland den Anschluss an die internationale Spitze, aber auch in der ökonomischen Nutzung verloren hat und jetzt mühsam wieder aufholen muss. So war zur Mitte der achtziger Jahre nicht nur die amerikanische Biotechnologieindustrie in der Lage, Humaninsulin auf gentechnischem Wege herzustellen, sondern auch die deutsche Höchst AG. Bis man ihr allerdings die Produktion genehmigte, vergingen fast zehn Jahre. Im Unterschied zu den USA, wo Genehmigungen unter Beachtung strengster Regeln und Auflagen, nicht zuletzt aufgrund des dort geltenden Haftungsrechts, seitens der Behörden zeitig erteilt wurden, brauchte man in Deutschland Jahre zum Erlass eines Gentechnikgesetzes, wobei während dieses Zeitraums keine Anlagen betrieben werden durften. Darin zeigt sich der bei Paradigmenwechseln – und darum handelt es sich bei der Gentechnik - vollkommen hilflose deutsche Ansatz. Die Intention des Gentechnikgesetzes ist es, die Bevölkerung vor den Risiken dieser Technik zu schützen. Folglich war es die Aufgabe des Gesetzgebers, die Risiken zu evaluieren und durch die Kodifizierung von Auflagen für die Betreiber der Anlagen zu vermeiden. Hierbei zeigte sich allerdings, dass die Administration mit einer solchen Aufgabe vollkommen überfordert war, denn das technische Know-how befand sich in den FuEAbteilungen der Unternehmen und in der Wissenschaft. Nachdem eine lange gesellschaftspolitische und wissenschaftliche Auseinandersetzung stattgefunden hatte, brachte erst die Gentechniknovelle 1993 den Durchbruch. In den USA begann dieser Prozess bereits 1975 mit der Ausarbeitung der NIH-Richtlinien und endete 1987 mit dem Erlass von Vorschriften über die Freisetzung von genetisch veränderten Pflanzen. Während dieses Zeitraums gab es allerdings kein Moratorium, sondern es wurden bereits Genehmigungen erteilt. - Fachkräftemangel Der festzustellende Mangel an Fach- und Arbeitskräften ist nur bedingt auf die zu geringe Zuwanderung in Deutschland zurückzuführen. Immerhin verfügt Deutschland über eine größere Reserve an potenziellen Arbeitskräften. Abgesehen von fehlenden Anreizen, einer Tätigkeit nachzugehen – die Gründe liegen in einer verfehlten Sozialgesetzgebung, im Steuerrecht etc. -, ist eine der Hauptursachen die mangelnde Anpassungsfähigkeit des deutschen Bildungssystems. Bereits das Grundthema „Wirtschaft“ wird in Deutschland nur von einigen wenigen Schulen ausreichend behandelt, obwohl dieses Themenfeld heute eine Selbstverständlichkeit sein müsste. Denn nur die intensive schulische Auseinandersetzung mit diesem Grundthema schafft die erforderlichen Voraussetzungen dafür, dass sich ein breiter Teil der Gesellschaft auch mit den spezifischen Bedingungen der Industrie auseinandersetzen kann. Die „Halbwertzeit“ erworbenen Wissens sinkt rapide; die Schulen bereiten jedoch auf lebenslanges Lernen nur unzulänglich vor und motivieren selten zu eigenständigem Handeln im Erwerbsleben. Schein und Wirklichkeit des „deutschen“ Abiturs, das seinem Anspruch nicht mehr gerecht wird, driften immer weiter auseinander. Junge Menschen mit dem derzeitigen Abitur in ein Studium oder die Berufswelt zu entlassen, ist unverantwortlich. Nicht erst 40 durch die internationalen Vergleichsstudien oder Mahnungen von Unternehmen und Professoren hat der Ruf des Abiturs gelitten. Auch im Hochschulsektor bestehen Defizite bei der Vermittlung der fachlichen Fähigkeiten, die für eine Tätigkeit in einem Industrieunternehmen die Grundvoraussetzung sind. Während die Wirtschaft bei Hochschulabsolventen zunehmend Wert auf persönlichkeitsbildende Schlüsselqualifikationen legt, unter denen Team-, Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit, Mobilität, Kundenorientierung und unternehmerisches Denken und Handeln an besonders exponierter Stelle stehen, beschränken zu viele Hochschulen ihren Auftrag noch immer auf die Herausbildung von Spezialisten. 8. Handlungsempfehlungen 8.1. Allgemeine Rahmenbedingungen Aus dem Rückgang der Beschäftigung in der Industrie den Schluss zu ziehen, es handele sich um einen stagnierenden Wirtschaftssektor, den man vernachlässigen kann, ist verfehlt. Dabei wird verkannt, dass ein immer größeres Volumen an Industrieprodukten von immer weniger Beschäftigten erstellt wird. Die Industrie hat ihre Produktivität gesteigert. Sie ist damit dem Grundprinzip ökonomischen Denkens gefolgt, die gegebenen Ressourcen effizient einzusetzen. Auch gibt der Rückgang der Beschäftigung in der Industrie generell keinen Anlass zur Sorge. Erstens gilt die Hypothese vom „Ausgehen“ der Arbeit seit langem als überholt. Und zweitens entstehen im Dienstleistungssektor qualifizierte und zukunftsfähige Arbeitsplätze, weil die Industrie Leistungen auslagert bzw. extern bezieht. Daraus ergibt sich die eindeutige Erkenntnis, dass eine Vernachlässigung der Old Economy zum Entzug der Wachstumsbasis der New Economy führt. Die Industrie liefert zum einen die Technologien und Produkte, die in der Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft benötigt werden. Zum anderen sind zahlreiche Dienstleistungen, aber auch Wissen, nur dann nutzbringend, wenn sie in der industriellen Wertschöpfungskette eingesetzt werden können. Somit kann eine vernünftige Standortpolitik, die allen Unternehmen zugute kommt, zu mehr Wachstum und Beschäftigung, besonders im tertiären Sektor, führen. Eine Politik, die Industrieunternehmen benachteiligt, wird zweifelsohne genau das Gegenteil zur Folge haben. Deshalb sollte die Bundesregierung die folgenden Handlungsempfehlungen umsetzen. - Energieversorgung Als Bestandteile eines zukunftsorientierten und nachhaltigen Energiekonzepts sollte/sollten die Öffnung der Strommärkte fortgesetzt, die Öffnung der Gasmärkte vorangetrieben, die Kernenergie als Zukunftsenergie weiter genutzt, die Steinkohlebeihilfen sozial verträglich abgebaut, die wettbewerbsfähige Braunkohle weiter genutzt, die erneuerbaren Energien unter der Voraussetzung limitierter Beihilfen weiter ausgebaut, das Schutzgesetz für Kraft-Wärme-Kopplung abgeschafft, die Beihilfen für erneuerbare Energien und KWK-Anlagen ausgeschrieben, die Ökosteuer abgeschafft und die Bemühungen zur Energieeinsparung weiter vorangetrieben werden. 41 - Steuergesetzgebung Gefordert werden Nachbesserungen bei der Unternehmensbesteuerung. Dies gilt für die Gleichbehandlung der Personenunternehmen mit Kapitalgesellschaften bei der Besteuerung von Veräußerungsgewinnen, die reinvestiert werden sollen. Des Weiteren sollte sich jeder aktive Unternehmer in seinem Unternehmen durch die Bildung von Pensionsrückstellungen eine betriebliche Altersversorgung aufbauen können. Für die Personenunternehmen sollte es eine noch stärkere Abflachung des Einkommensteuertarifs in der Progressionszone und eine Absenkung des Höchststeuersatzes in die Nähe von oder unter 40 Prozent geben. - Arbeitsrecht Die Bundesregierung wird aufgefordert, den Arbeitsmarkt nicht mehr durch weitere Regulierungen zu belasten, sondern endlich deutliche Impulse für mehr Flexibilität zu setzen. Dies ist neben einer geringeren Lohnkostenbelastung für die Unternehmen das wichtigste Kriterium für mehr wettbewerbsfähige Arbeitsplätze. Das Recht auf Teilzeit und die Einschränkung der befristeten Beschäftigungsverhältnisse schränken besonders die mittelständischen Industrieunternehmen in ihrer Anpassungsfähigkeit ein und schaden ihrer Wettbewerbsfähigkeit . Insbesondere der Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit führt in vielen kleinen und mittleren Unternehmen zu unnötigen Verunsicherungen. So ist bislang völlig unklar, in welchen Fällen ein Teilzeitwunsch mit Hinweis auf betriebliche Gründe wirksam abgewiesen werden kann. Das nunmehr gesetzlich verankerte Recht auf Teilzeit stellt deshalb nicht nur einen Eingriff in die Vertragsfreiheit dar. Es erschwert auch unnötig die betriebliche Organisation, wenn ein Arbeitnehmer mit nur dreimonatiger Ankündigungsfrist seine Arbeitszeit grundsätzlich beliebig reduzieren kann. Jedoch sind auch die Unternehmen selbst aufgefordert, ihre Flexibilisierungsmöglichkeiten noch stärker zu nutzen. Besonders eine flexiblere Arbeitszeit ist geeignet, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu stärken. Bislang werden überwiegend traditionelle Formen wie Jahresarbeitskonten oder Gleitzeit mit Kernzeit genutzt. Moderne Varianten wie Lebensarbeitskonten oder Telearbeit sind hingegen noch zu wenig verbreitet. Auch die geplanten Änderungen im Betriebsverfassungsgesetz würden den Standort Deutschland zusätzlich belasten: Mehr Kosten, mehr Bürokratie, aber auch weniger Demokratie für die Beschäftigten wären die Folge. Gerade kleine und mittlere Unternehmen würden unter den Kostensteigerungen leiden, die insbesondere mit der Ausweitung der Freistellungsregelung für Betriebsratsmitglieder und der Vergrößerung der Betriebsräte verbunden sind. Vor allem aber eröffnen zusätzliche Mitbestimmungsmöglichkeiten z. B. bei Gruppenarbeit oder auch bei den Themen Qualifizierung und Umweltschutz weitere Möglichkeiten der Einflussnahme von Gewerkschaftsseite. - Sozialgesetzgebung Notwendig ist eine umfassende Reform, um die Zukunftsfähigkeit der Altersvorsorge zu sichern. Die Beitragssätze müssen unter der 20-Prozent-Marke stabilisiert werden. Notwendig dazu ist eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit durch späteren Renteneintritt und früheren Berufsstart. Das Fehlen eines Konzeptes zur Verlängerung 42 der Lebensarbeitszeit insbesondere ist eine entscheidende Schwachstelle des aktuellen Reformvorhabens. Auch das Rentenniveau muss stärker reduziert werden, als das im Konzept der Bundesregierung vorgesehen ist. Die gesetzliche Rentenversicherung kann künftig nur eine beitragsfinanzierte Basissicherung sein. Die kapitalgedeckte Altersvorsorge ist durch die generelle Einführung einer nachgelagerten Besteuerung zu stärken. Gleichzeitig sollte die Wahlfreiheit bei den Anlageformen gewährleistet werden. Die geplanten Vorschriften sind hingegen zu kompliziert und zu bürokratisch. Die vorgesehene Einführung von beitragsorientierten Pensionsfonds stellt einen richtigen Schritt dar, erleichtert sie doch mittelständischen Unternehmen den Einstieg in die betriebliche Altersversorgung. Eine parallele Reform der Beamtenversorgung ist aus Gründen der Gleichbehandlung erforderlich – nicht zuletzt durch einen Abschlag beim Versorgungsniveau und eine höhere Pensionierungsgrenze. In der Krankenversicherung sollte der Wettbewerb zwischen den Leistungsanbietern, aber auch die individuelle Verantwortung der Versicherten gestärkt werden. - Infrastrukturpolitik Im Straßenverkehr sind Erneuerungs- und Ausbaumaßnahmen erforderlich, wobei eine Finanzierung der Bundesfernstraßen über eine entfernungsabhängige Gebühr abgelehnt wird. Im Eisenbahnverkehr sollte mehr Wettbewerb eingeführt werden. - Forschungspolitik Generell sind staatlich gelenkte Investitionen in Forschung abzulehnen. Mehr als ein Impulsgeber kann der Staat zumindest bei der Zuwendung von FuE-Fördermitteln an die Wirtschaft nicht sein. Im marktnahen Bereich muß der Staat von wirtschaftslenkenden Finanzzuwendungen aus Steuermitteln abstinent bleiben. Hier hat er durch Schaffung innovationsfreundlicher Rahmenbedingungen auf breiter Front und Flankierung der Innovations- und Exportbemühungen der Wirtschaft bis hin zu einer innovativen öffentlichen Beschaffung ein breites Betätigungsfeld, dem er sich verstärkt widmen sollte. Weitgehende Zurückhaltung ist bei lenkenden Instrumenten der Innovationsförderung zu üben. Die klassische Projektförderung mit über 10.000 Einzelprojekten stößt an ihre Grenzen, wenn der Staat die Projektziele definiert und anschließend abarbeiten lässt. Die Fähigkeit zur flexiblen Förderung innovativer Ansätze geht dadurch verloren. Auch ist die Effizienz der direkten Projektförderung zu hinterfragen, wenn öffentlich geförderte Forschungsprojekte nach Auslauf der Förderphase „in der Schublade“ verschwinden. Daher sollte bereits vor der Bewilligung von Projektförderungen dem Aspekt konsistenter Verwertungsstrategien größere Bedeutung beigemessen werden. Neue Richtlinien wie die „NKBF’98“ tragen diesem Prinzip Rechnung. Grundsätzlich wird ein Mix aus direkten und indirekten FuE-Fördermaßnahmen in Abhängigkeit von der spezifischen Problemsituation als richtig angesehen. Die Orientierung der Projektförderung an strategisch angelegten Leitprojekten ist ein richtiger und bereits erprobter Weg der Innovationsförderung. Es wird dafür plädiert, auch weiterhin mit begrenzten Mitteln Impulse durch Ideenwettbewerbe zu geben. Eine Verengung der Themenfelder und Schwerpunkte auf „sozial-ökologische Umweltforschung“ wäre dabei ein volkswirtschaftlich schädlicher Weg. Auch die starke Orientierung auf erneuerbare Energien und Energieeinsparung (100.000-Dächer- 43 Programm) sind eher Markteinführungshilfen und dirigistische Steuerung als eine wettbewerbskonforme Technologieförderung. Abseits finanzieller Fördermaßnahmen muss die Politik dafür Sorge tragen, dass es sich für deutsche wie für ausländische Investoren betriebswirtschaftlich wieder lohnt, verstärkt in Innovationen am Standort Deutschland zu investieren. Dazu sollte die Bundesregierung ein stärkeres Augenmerk auf die Globalisierung legen. Das generelle FuE-Engagement deutscher Unternehmen im Ausland nimmt schneller zu als die FuE-Kapazitäten ausländischer Unternehmen in Deutschland. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich die Güte eines Innovationsstandortes nicht allein nach den FuE-Aufwendungen bemisst. Beispiele für Innovationshemmnisse sind aus der Sicht internationaler Unternehmen die starren Arbeitszeitregelungen für Forscher, schleppende Genehmigungsverfahren für Neuund Erweiterungsinvestitionen in Forschung und Produktion wissensintensiver Güter, die Gefahr der „Nachbesserung“ bei bereits genehmigten Anlagen, fehlende Infrastruktur für bestimmte Phasen der Entwicklung, z. B. in der klinischen Forschung usw. Die nationalen und europäischen Regulierungssysteme müssen innovationsorientiert gestaltet werden. Alle innovationsrelevanten Rahmenbedingungen sind auf den Prüfstand zu stellen und daraufhin auszuleuchten, ob sie Innovationen Impulse geben oder im Wege stehen. Angesichts des globalen Wettbewerbs müssen am Standort Deutschland durch rigorose Überprüfung und ggf. Abschaffung einschlägiger gesetzlicher Vorschriften wettbewerbskonforme Investitionsund Innovationsbedingungen herbeigeführt werden. Neue Gesetzesvorhaben sollten regelmäßig auf mögliche innovationshemmende Wirkungen hin überprüft und entsprechend behandelt werden. 8.2. Beseitigung des Fachkräftemangels Um den Fachkräftemangel der Industrie zu beseitigen bedarf es entsprechender Maßnahmen in den Bereichen der Bildungspolitik und der Einwanderungsgesetzgebung sowie seitens der Industrieunternehmen selbst. 8.2.1. Forderungen an die Bildungspolitik Der engeren Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Schule gehört die Zukunft. Sie ist notwendig, viele wünschen sie und beide Seiten profitieren davon. Mittlerweile hat sich ein partnerschaftlicher Umgang von Schule und Wirtschaft vor Ort entwickelt. Dabei sollte sich die Wirtschaft in Zukunft dort einbringen, wo ihre Erfahrungen und Kompetenzen am größten sind und beide Partner am meisten profitieren. Die Schwerpunkte liegen in drei Themenbereichen: 1. „Wirtschaft im Unterricht“ durch mehr ökonomisches Wissen und eine solide ITGrundbildung. Das sind heute unerlässliche Voraussetzungen für das Verstehen und Leben in unserer Gesellschaft. 2. „Ausbildungsreife und Studierfähigkeit“ als Eingangsvoraussetzung für die „Schulabnehmer“ in der Wirtschaft und weiterführende Schulen und Hochschulen sowie mit persönlicher und beruflicher „Selbständigkeit“ als Perspektive. Die zentrale 44 Verantwortung der Schule als lebens- und berufsvorbereitende Instanz muss dabei von allen Seiten akzeptiert werden. 3. „Schulorganisation“ in den Feldern Schulmanagement, Unterrichtsevaluierung und Bildungscontrolling. Hier kann die Wirtschaft ihre Kenntnisse und Erfahrungen aus dem gelebten Unternehmensalltag anbieten. Notwendig sind mehr Wettbewerb, Serviceorientierung und Eigeninitiative der Hochschulen. Die Lehrinhalte sollten um Qualifikationen erweitert werden, die Voraussetzung für die Übernahme von Aufgaben in innovativen Industrieunternehmen sind. Eine stärkere, auch interdisziplinäre, Kooperation von Hochschulen und Unternehmen ist geboten. Gegebenenfalls könnten auch neue Studiengänge konzipiert werden, die z. B. technisch-ingenieurwissenschaftliche, informationstechnische und informationswissenschaftliche, betriebswirtschaftliche aber auch kulturwissenschaftliche Komponenten kombinieren. Letzteres ist, angesichts noch fehlender Internationalität des deutschen Hochschulsektors, durch internationale Zusammenarbeit zu forcieren. Ferner sollten international übliche und anerkannte Studienabschlüsse, Auslandsaufenthalte der Studierenden, fremdsprachige Vorlesungen sowie inund ausländische Unternehmenspraktika zur Selbstverständlichkeit werden. 8.2.2. Leitlinien für eine bedarfsorientierte Einwanderungsgesetzgebung Da der Mangel an Arbeitskräften durch bildungspolitische Maßnahmen zur Zeit nicht beseitigt werden kann, hat der Vorstand des DIHT acht Leitlinien für ein Einwanderungsgesetz formuliert. Sie lauten im einzelnen: - Deutschland braucht ein am Bedarf von Wirtschaft und Gesellschaft orientiertes Einwanderungsgesetz - Die Qualifikation von Einwanderern sollte mit Hilfe objektiver und transparenter Kriterien bewertet werden - Die Einwanderungskontingente sollten kontinuierlich den Veränderungen am Arbeitsmarkt angepasst werden - Ein modernes Einwanderungsgesetz bedeutet „one-stop-government“ statt bürokratischem Hürdenlauf - Qualifizierte Einwanderer und ihre Familien brauchen die Perspektive eines unbefristeten Aufenthalts - Bildungspolitik und Einwanderung müssen einander ergänzen - Studentenbleiberecht und weitere Reformen im Hochschulbereich sind notwendig (Verkürzung der Studienzeiten, Hochschulauswahl der Bewerber, Betreuung der Studierenden, internationales Marketing und Studiengebühren und weltweite Kooperationen mit Partneruniversitäten) - Ausländerfreundlichkeit, Integrationsbereitschaft und attraktive Rahmenbedingungen sind Kennzeichen eines attraktiven Einwanderungslandes 45 ANHANG Betrachtung ausgewählter Branchen A.1. Automobilindustrie - kurze Branchencharakteristik Kenndaten der Automobilindustrie Im Bereich Fahrzeugbau gab es im Jahre 1999 etwa 1280 Unternehmen. Über 720.000 Menschen haben derzeit in der Automobilindustrie ihren Arbeitsplatz, wobei 580.000 (ca. 80%) davon auf die sechs in Deutschland produzierenden Automobilhersteller entfallen. In den vergangenen beiden Jahren sind etwa 65.000 neue Arbeitsplätze hinzugekommen. Die deutsche Automobilindustrie erwirtschaftete 1998 einen Umsatz von 312 Mrd. DM. Davon entfielen 70 Prozent auf die Hersteller von Kraftwagen und deren Motoren, gut 4 Prozent auf die Hersteller von Anhängern, Aufbauten und Containern sowie 26 Prozent auf die Kfz-Teile- und die Zubehörindustrie. Mit 165,6 Mrd. DM erlöste die deutsche Automobilindustrie mehr als die Hälfte ihres Umsatzes (53%) im Ausland. Quellen: VDA 2000; Adam Opel AG 2000; Audi 2000; BMW Group 2000; DaimlerChrysler 2000; Ford 2000; Volkswagen AG 2000 Die Unternehmen der Branche stellen Kraftwagen, Motoren, Anhänger, Aufbauten, Container, Kraftfahrzeugteile und Zubehör her. Aufgrund der niedrigen Fertigungstiefe in der Automobilindustrie ergibt sich ein hoher und differenzierter Vorleistungsbedarf, so dass zahlreiche andere Branchen mittelbar an der Wertschöpfung in der Automobilproduktion partizipieren. Investitionsgüter, Material- und Teilelieferungen zur laufenden Fertigung werden unter anderem von der chemischen Industrie, der Textilindustrie, dem Maschinenbau, der elektrotechnischen Industrie, den Ziehereien und Kaltwalzwerken und der Eisenschaffenden Industrie bereitgestellt. Darüber hinaus tragen Dienstleistungsbranchen wie Ingenieurbüros, Speditionen und Verkehrsbetriebe zur Entstehung eines Automobils bei. Insgesamt sind rund eine Million Menschen in den vorgelagerten Industrien für die Automobilbranche tätig. Diesen sekundären Beschäftigungseffekt über die gesamte automobile Wertschöpfungskette hinzugerechnet, waren im vergangenen Jahr 1,72 Millionen Menschen in der Automobilproduktion tätig (VDA 2000). - aktuelle Entwicklungen In der jüngeren Vergangenheit hat in der Branche eine Restrukturierung stattgefunden, die zu einer Neuordnung der gesamten Prozessabläufe, d.h. zu einer vollkommenen Umgestaltung der Wertschöpfungskette geführt hat. Die zunehmende 46 Verschlankung der Produktionsprozesse und die damit verbundene Konzentration der Endprodukthersteller auf die Kernfertigung hat die Wertschöpfungsverteilung zwischen Fahrzeugherstellern, Zulieferern und Vorlieferanten verändert. Etliche Zulieferunternehmen haben eine Entwicklung hin zum Systemlieferanten vollzogen, andere sind zu Komponenten- oder Teilelieferanten geworden. Während z. B. ein Großteil der Forschung und Entwicklung sowie wesentliche Schritte der Montage zuvor noch bei den Endproduktherstellern stattfanden, fällt dieser Aufwand heute bei den System- und Komponentenlieferanten an, die zudem kürzeste Lieferzeiten einhalten und enorme Produkthaftungsrisiken übernehmen müssen. Da nicht alle Lieferanten mit dieser Entwicklung Schritt halten konnten, sind von Anfang bis Mitte der neunziger Jahre viele Unternehmen aus dem Markt ausgetreten oder waren gezwungen, sich mit der hinsichtlich eigener Spielräume eng eingegrenzten Position als Teilelieferant zu begnügen (VDA 2000). Zur Zeit führt der generell verschärfte internationale Wettbewerb in Zusammenhang mit den weltweiten Überkapazitäten zu einer Belastung der Gewinne. In Lateinamerika kommt diese Problematik besonders zum Tragen, weil Markteinbrüche dort rückläufige Kapazitätsauslastungen bedingen, andererseits neue Kapazitäten aufgebaut worden sind. Dennoch gehören Lateinamerika sowie Ostasien zu den Märkten mit einem zukünftigen hohen Wachstumspotenzial (VDA 2000). - Strategien der Unternehmen Die Verschlankung der Automobilproduktion bei den Endproduktherstellern ist im Wesentlichen vollzogen. Die Konzerne versuchen derzeit, internationale Allianzen oder Fusionen anzustreben bzw. durchzuführen. Als Ergebnis dieses Konzentrationsprozesses bedienen derzeit lediglich 13 vollständig unabhängige Automobilhersteller den Weltmarkt. Die größten Automobilkonzerne 1998 1. General Motors 8,1 Mio. Fahrzeuge 2. Ford 6,8 Mio. Fahrzeuge 3. Toyota/Daihatsu 5,3 Mio. Fahrzeuge 4. Renault/Nissan 4,7 Mio. Fahrzeuge 5. VWKonzern 4,7 Mio. Fahrzeuge 6. DaimlerChrysler 4,5 Mio. Fahrzeuge 7. Fiat 2,7 Mio. Fahrzeuge 8. Honda 2,3 Mio. Fahrzeuge 9. Peugeot-Citroen 2,3 Mio. Fahrzeuge 10. BMW 1,2 Mio. Fahrzeuge Quelle: VDA 1999, S. 193 Die Zusammenschlüsse dienen zunächst der kostengünstigen Nutzung von Verbundvorteilen im FuE-Bereich und der Vertriebskanäle. Des Weiteren sind die mit dem Zugang zu neuen Absatzmärkten notwendigen Investitionen gemeinsam eher tragbar. Im Übrigen hat man als welt- bzw. länderübergreifender Konzern eine potenziell bessere Ausgangslage bei Geschäftsund sonstigen Vertragsverhandlungen. Die Systemund Komponentenlieferanten versuchen derzeit ihren Innovationsaufwand zu finanzieren, der inzwischen bei nahezu allen Zulieferkomponenten für jedes neue Automobilmodell anfällt. Da auch hier Verbundvorteile gegeben sind, vereinbaren die großen Automobilzulieferer vermehrt Kooperationen. Die Teilelieferanten, die den Weg zum Systemlieferanten nicht 47 bewältigen konnten, trennen sich von Unter- 48 nehmensteilen, die im Zuge der früheren Diversifizierungsstratgie aufgebaut worden waren, jedoch nicht der Kernproduktion zuzuordnen sind. Dies geschieht u.a. auch durch eine Aufspaltung des Unternehmens in mehrere, technisch voneinander unabhängige Einheiten. Für die System-, Komponenten- wie auch die Teilelieferanten ist die Ausschöpfung sämtlicher Kostensenkungspotenziale unumgänglich, da der Preis – Voraussetzung ist die Einhaltung von Mindestqualitätsstandards - inzwischen das zentrale Verkaufsargument ist. Dies ist mithin einer der Gründe, weshalb die Unternehmen Auslandsstandorte aufbauen. Des Weiteren beabsichtigen sie damit eine größere Markt- und Kundennähe, zumal ihre Abnehmer im Ausland fertigen (VDA 2000). Eine weitere Strategie ist die Erweiterung der Angebotspalette durch Dienstleistungen. Vor allem Leistungen im FuE-Bereich lassen sich nicht nur intern verwenden, sondern können den Kunden als eigenständige Produkte angeboten werden. Standortprofil Als problematisch wird vor allem die Schwäche der Inlandsnachfrage angesehen. Die Ursachen dafür werden in erster Linie in der Steuerbelastung für Mineralölprodukte (Ökosteuer etc.) gesucht. Kritisiert wird weiter die geplante Verschärfung der Abschreibungsfristen, da sie mit restriktiven Auswirkungen auf die Nachfrage gewerblich genutzter Kfz verbunden sei. Bemängelt wird auch die vernachlässigte Straßeninfrastruktur. Alles in allem besteht jedoch ein grundsätzliches Bekenntnis zum Standort Deutschland. Quelle: VDA A.2. Bauindustrie - kurze Branchencharakteristik Kenndaten der Bauindustrie In der Bauindustrie (Bauhauptgewerbe) gab es im Jahre 1999 etwa 11.800 überwiegend mittelständische Unternehmen. Im Mai 2000 waren noch gut 1 Mio. Menschen in der Bauindustrie beschäftigt. Sowohl die Zahl der Unternehmen als auch die Beschäftigung ist seit dreißig Jahren rückläufig. Allein im Zeitraum Dezember 1999 bis Mai 2000 sind über 50.000 Arbeitsplätze weggefallen. Die drei größten deutschen Bauunternehmen (Hochtief, Holzmann und Bilfinger + Berger) beschäftigten 1998 zusammen 122.000 Arbeitnehmer. Die deutsche Bauindustrie erwirtschaftete 1999 einen Umsatz von 206 Mrd. DM. Das Bauvolumen lag 1999 bei 526 Mrd. DM und damit um mehr als 30 Mrd. niedriger als 1996. Immerhin trägt die gesamte Bauwirtschaft mit einem Anteil von gut zehn Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Quelle: Statistisches Bundesamt 2000a; Wimmers/Wolter/Fieten 1997, S. 18 ff.; DIW 2000b, S. 337; Holzmann AG 2000; Hochtief AG 2000; Bilfinger + Berger 2000; eigene Berechnungen 49 50 Die Bauindustrie stellt Wohnungs-, Wirtschafts- und öffentliche Bauten her. Den größten Anteil an den Bauleistungen insgesamt hat mit 55% der Wohnungsbau, wobei der Eigenheimbau im Vordergrund steht. Der Wirtschaftsbau liegt an zweiter Stelle mit knapp 29%, gefolgt vom öffentlichen Bau mit gerade 16% (DIW 2000b, S. 336 f.). - aktuelle Entwicklungen Für das Jahr 2000 wird insgesamt mit einer geringen Abschwächung oder mit einer Stagnation der Bauleistungen gerechnet. Infolgedessen bestehen in der Bauindustrie Überkapazitäten, die von den Unternehmen abgebaut werden müssen. Da die Ertragslage als angespannt zu bezeichnen ist, sind die Unternehmen daran interessiert, alle Möglichkeiten der Rationalisierung und Kostensenkung zu nutzen. Um dies zu bewältigen, haben sich viele, vor allem größere Bauunternehmen in technischer Hinsicht spezialisiert und müssen, da die Abnehmer schlüsselfertige Bauleistungen erwarten, einen Teil der Aufgaben an Nachunternehmen delegieren. Zunehmend dringen auch west- und südeuropäische Subunternehmen in die Märkte der deutschen Bauunternehmen (ZDB 2000). - Strategien der Unternehmen Die entscheidende Maßnahme für viele Bauunternehmen wird die Reduzierung der Fertigungstiefe sein. Eine Ausgliederung von Unternehmensteilen, in denen man keine Wettbewerbsvorteile hat, wird unabdingbar. Gleichwohl müssen parallel Spezialisten gefunden werden, die in diesen Bereichen Wettbewerbsvorteile aufweisen und bereit sind, zu kooperieren, so dass die komplette Bauleistung im Verbund angeboten werden kann. Insofern wird es in Zukunft sehr viel mehr spezialisierte Anbieter von Bauleistungen geben. Für sie besteht allerdings die Notwendigkeit, ihre Wettbewerbsvorteile durch (technologische) Innovationen zu sichern (Wischhof et. al. 2000, S. 110 ff.). Als weitere Strategie steht den Bauunternehmen die Hinwendung zu den Dienstleistungen offen. Angebote betreffen die Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen und Bauvorhaben, Betreibermodelle, integrierte Projektentwicklung, Wartung, Reparatur, Facility-Management und Energie-Contracting (ZDB 2000). Standortprofil Befürchtet werden in erster Linie Rückgänge der öffentlichen Bauinvestitionen, da eine Rückführung der Finanzhilfen des Bundes für die Länder und Gemeinden erwartet wird. Die Steuerbelastung und insbesondere die Veränderungen bei den Abschreibungsmöglichkeiten werden kritisiert, da sie Bauinvestitionen behindern. Besonders kritisch werden die wettbewerbsverzerrenden tariflichen Sonderregelungen gesehen, die der Holzmann-Konzern mit der IG Bau abgeschlossen hat. Quelle: ZDB 2000 51 A.3. Chemische Industrie - Kurzcharakteristik der Branche Kenndaten der Chemischen Industrie Derzeit gibt es in Deutschland rund 1.750 Chemieunternehmen. Insgesamt beschäftigte die Branche 1999 knapp 478.000 Menschen. Über drei Viertel aller deutschen Chemiebetriebe haben weniger als 300 Mitarbeiter und zählen damit zum Mittelstand. Allerdings entfallen auf die großen Chemieunternehmen zwei Drittel der Gesamtbeschäftigung. Fast jeder vierte Beschäftigte ist in einem der drei großen Konzerne (Bayer AG, BASF, Aventis) tätig. 1999 erreichte der Umsatz aus chemischer Produktion 190 Mrd. DM und lag damit 1,4 Prozent über dem Vorjahr. Mehr als 40 Prozent der ausländischen Produktionsstätten liegen in der EU. 1996 belegte die deutsche Chemie im weltweiten Vergleich gemessen am Chemieumsatz den Platz drei nach den USA und Japan. Die Chemieproduktion stieg 1999 um 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die deutschen Chemieexporte sind 1999 um etwa 4,4 Prozent auf rund 127,6 Mrd. DM gestiegen. Die Chemieeinfuhren nach Deutschland stiegen um 5,6 Prozent auf 78,9 Mrd. DM. Der Handelsbilanzüberschuss betrug 48,7 Mrd. DM. Quelle: VCI 2000b, c; Aventis 2000; BASF AG 2000; Bayer AG 2000 In der Chemie unterscheidet man grundsätzlich den vorgelagerten und den nachgelagerten Bereich. Die Unternehmen des vorgelagerten Bereichs produzieren die anorganischen, auch petrochemischen sowie die organischen chemischen Grundstoffe, die nahezu vollständig an die Unternehmen des nachgelagerten Bereichs abgegeben werden. Diese verarbeiten die Stoffe weiter oder stellen direkt für den Konsum bestimmte Produkte her (Pharma, Farben, Wasch- und Körperpflegemittel, Kunststoffe). Ein weiteres besonderes Kennzeichen der Chemie ist die besonders kapital- und forschungsintensive Produktion3 (Wimmers/Wolter/Fieten 1997, S. 40 f.). - aktuelle Entwicklungen Für das Jahr 2000 wird eine weitere Belebung der Weltwirtschaft erwartet, die das Exportgeschäft der Chemiefirmen positiv beeinflussen wird (VCI 2000a). Sowohl in Westeuropa als auch in den USA, den asiatischen Schwellenländern, in Lateinamerika und in Mittel- und Osteuropa wird die Wirtschaft kräftig wachsen und damit auch die Nachfrage nach Chemieerzeugnissen steigen. Bei der Belebung des Inlandsgeschäfts fallen die Erwartungen unterschiedlich aus. Während einige Chemieunternehmen auch hier ein Wachstum prognostizieren, betrachten andere dies mit Skepsis. Bei einem wachsenden Geschäftsvolumen wird gleichzeitig eine Stagnation der Beschäftigung zu beobachten sein. Vor allem in Deutschland rechnet man mit einer rückläufigen Beschäftigung, im Ausland mit einer Ausdehnung. Insbesondere 3 Rund 11,3 Mrd. DM wendete die Chemie 1997 für die Erforschung neuer Produkte auf. Zusammen mit dem Straßenfahrzeugbau und der Elektrotechnik gehört sie damit zu den forschungsintensivsten Industriezweigen in Deutschland. Bezogen auf den Umsatz erreichte die Forschungsquote 6,0 Prozent. In den Bereichen Pharma und Pflanzenschutz liegt dieser Anteil bei 15 bis 20 Prozent. 52 Chemieunternehmen, die im Konsumgüterbereich tätig sind, unterliegen einem sehr starken internationalen Wettbewerb in kleinen, eng eingegrenzten Märkten. Hinzu kommt eine auf der Kundenseite, d.h. im Handel, stark zunehmende Konzentration. - Strategien der Unternehmen Die Unternehmen konzentrieren sich auf ihre Kernkompetenzen und streben vor allem die Technologieführerschaft bzw. die Erhaltung der technologischen Leistungsfähigkeit an. Dies ist mit Anstrengungen in den Bereichen Investitionen, Innovationen, Forschung und Entwicklung verbunden. Um dies zu bewältigen, werden die Chemieunternehmen Kooperationen, u.a. mit kleineren Firmen, eingehen, Allianzen anstreben sowie eine Vernetzung vornehmen. Eine bedeutende Voraussetzung für die Umsetzung dieser Strategien sind die vorhandenen Human Resources, die einen ganz wesentlichen Faktor für die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit und die Innovationsfähigkeit darstellen. Da das zukünftige Angebot an qualifizierten Hochschulabsolventen vermutlich zu gering ausfällt, sind die Unternehmen gezwungen, auf die Studenten und Wissenschaftler zuzugehen, um sie für eine Tätigkeit in einem Chemieunternehmen zu gewinnen bzw. Impulse für die zukünftige Ausbildung zu geben. Da bei den Produkten immer kürzere Lebenszyklen erwartet werden, werden die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen gesteigert. In diesem Umfeld ist es geboten, die eigenen Marktanteile zu verteidigen. Vor allem kommt es darauf an, neue Trends zu erkennen, d. h. eine „Spürnase“ dafür zu entwickeln, wo sich mittel- oder langfristig neue Felder auftun, wobei die Voraussetzung dafür eine gute externe Kommunikation ist. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass nach Auffassung einiger Chemieunternehmen eine Konzentration auf die Kernkompetenzen mittelfristig Erfolg haben kann, langfristig ist sie jedoch unzureichend. Die Unternehmen beabsichtigen, grundsätzlich einen geringen Prozentsatz der FuE-Mittel in der strategischen Forschung oder auch explorativen Forschung einzusetzen, ohne dabei zwangsläufig die FuE-Intensität zu erhöhen. Des Weiteren werden Auslandsinvestitionen getätigt, wobei das beherrschende Motiv die inzwischen notwendige Präsenz der Firmen auf den Auslandsmärkten ist. Hinzu kommt eine Entwicklung hin zur globalen Bündelung von Einkäufen, um Kostensenkungspotenziale auszuschöpfen. Standortprofil Als nachteilig werden die bislang geltende Steuerbelastung, die hohen Lohnkosten und die Fülle der bürokratischen Regelungen empfunden. Insbesondere die Ökosteuer führt zu Wettbewerbsnachteilen der Chemieunternehmen. Verbessert hat sich das Bild der Chemie in der Öffentlichkeit. Die Standortvorteile Deutschlands im internationalen Wettbewerb liegen insbesondere in einem – noch – sehr guten Bildungssystem, hochqualifizierten Mitarbeitern und einer sehr guten Forschungsinfrastruktur. Quelle: VCI 2000a 53 A.4. Die Eisen-, Blech- und Metallverarbeitende Industrie - Kurzcharakteristik der Branche Kenndaten der Eisen-, Blech- und Metallverarbeitenden Industrie Im Jahre 1998 gab es in der Eisen-, Blech- und Metallverarbeitende Industrie (EBM) gut 2.700, überwiegend mittelständische Betriebe, die insgesamt fast 240.000 Mitarbeiter beschäftigten. Der größte Teil der Arbeitnehmer entfällt auf die mittelgroßen Unternehmen mit 100 bis 499 Beschäftigten. Die gesamte, auf den Mittelstand entfallende Beschäftigung umfasst rund 80% der Beschäftigung in der Branche. Der Gesamtumsatz der Branche lag bei 55 Mrd. DM, 26% davon wurden im Ausland erzielt. Damit ist die Branche der weltgrößte Lieferant von EBMErzeugnissen. Schwerpunkt der Exporte ist die EU mit gut 57% Anteil. Weitere größere Anteile werden in das übrige Europa (ca. 21%) und die USA (ca. 7%) exportiert. Die Importe von EBM-Erzeugnissen stammen überwiegend aus Drittländern (52,3%) und nicht aus der EU. Besonders groß sind die Anteile Chinas (7,7%) und der USA (7,4%). Quelle: EBM 2000 Das charakteristische gemeinsame Merkmal der branchenzugehörigen Unternehmen ist die Verarbeitung von metallischen Vormaterialien wie warm- und kaltgewalzte Stahlerzeugnisse und NE-Metallhalbzeug wie Aluminium und Kupfer. Die Unternehmen liefern Komponenten und Einzelteile für die Endprodukthersteller von Kraftfahrzeugen, Maschinen, Elektroindustrie, Nahrungsmittel-, Bekleidungs- und Chemische Industrie. Daneben statten sie das Ausbaugewerbe, die Bauindustrie und das Handwerk mit Materialien aus. Schließlich stellen die Unternehmen zahlreiche Gebrauchsgüter her. Den größten Anteil an der Gesamtproduktion nehmen allerdings Zulieferprodukte (ca. 70%) ein. Auf Investitionsgüter entfallen gut 20 Prozent und auf Gebrauchsgüter zehn Prozent der Produktion (EBM 2000). - aktuelle Entwicklungen Die Branche hat in den 90er Jahren eine erhebliche Veränderung der Unternehmenslandschaft durchgemacht. Betriebsaufgaben, Konkurse und Übernahmen haben in den vergangenen Jahren zu einer Bereinigung der Struktur geführt. Insbesondere der die Branche dominierende Zulieferbereich war von der (lean production-) Entwicklung in der Automobilindustrie betroffen. Die Unternehmen beliefern mittlerweile immer seltener den Endprodukthersteller selbst, sondern die vorgelagerten System- und Komponentenlieferanten. Überlebt haben diese Entwicklung einerseits Unternehmen, die eine kostengünstige Serienfertigung bei höchsten Qualitäts- und Lieferbedingungen erreichen konnten. Outsourcing, Kooperationen und Fusionen ermöglichten ihnen die Bewältigung dieser Schritte. Andererseits hatten solche Unternehmen Erfolg, die sich auf Nischenprodukte oder die Fertigung von Spezialteilen auf Abruf konzentriert haben. Mittlerweile sehen sich alle Unternehmen der Branche mit steigenden Einstandspreisen für Rohstoffe insbesondere bei Stahlerzeugnissen gegenüber. Da sie Preissteigerungen bei ihren Abnehmern in den seltensten Fällen durchsetzen können, schrumpfen entsprechend die Gewinnspannen. Hinzu kommt, dass die Stahlverarbeiter 54 Versorgungsschwierigkeiten haben und deshalb längere Lieferzeiten in Kauf genommen werden müssen. Standortprofil Die Branche hat ganz allgemein mit der schwachen Binnennachfrage zu kämpfen. Die derzeitige positive Stimmung ist vor allem auf die gestiegene Auslandsnachfrage zurückzuführen. Daneben stellten die im Vergleich schlechte Kostenposition und die geringen Renditen während der vergangenen zehn Jahre eine enorme Belastung dar. Kritik üben die Unternehmen in erster Linie an der Sozial- und der (bisherigen) Steuerpolitik, die den Spielraum der Wirtschaftsakteure einschränken. Quelle: EBM 2000 A.5. Elektro-, Computer- und Softwareindustrie - Kurzcharakteristik der Branche Kenndaten der Elektroindustrie Die Zahl der Industrieunternehmen in der Elektroindustrie belief sich im Jahre 1999 auf etwa 3.150. Sie beschäftigen in Deutschland rund 860.000 Arbeitnehmer, weltweit kommen noch einmal 300.000 hinzu. Etwa 280.000 Arbeitnehmer, also rund ein Drittel, entfallen auf die beiden größten Unternehmen der Branche (Bosch und Siemens). Die deutsche Elektroindustrie investiert jährlich in Deutschland etwa 12 Mrd. DM in Anlagen und Ausrüstungen. Mit über 15 Mrd. DM - rund einem Viertel aller FuE-Aufwendungen der Privatwirtschaft - ist sie eine der forschungsintensivsten Branchen der deutschen Wirtschaft. Der Branchenumsatz lag 1998 bei rund 255 Mrd. DM. Mehr als die Hälfte der in Deutschland hergestellten Produkte und Leistungen der Elektroindustrie gehen in den Export, davon wiederum rund 60 Prozent nach Westeuropa. Der Direktinvestitionsbestand im Ausland liegt bei 35 Mrd. DM; pro Jahr investieren die Unternehmen etwa weitere 3 Mrd. DM. Quelle: Bosch 2000, S. 40; Siemens AG 2000; Statistisches Bundesamt; ZVEI 2000b; eigene Berechnungen Die Elektroindustrie ist insgesamt sehr heterogen strukturiert. Das Produktspektrum reicht vom elektronischen Bauteil bis zur schlüsselfertigen Fabrikanlage, vom komfortablen Hausgerät bis zum kompletten Telekommunikationssystem, von der speicherprogrammierbaren Steuerung bis zum modernsten elektromedizinischen Diagnosegerät. Außerdem gehören sowohl traditionelle Industriezweige – wie z. B. die Herstellung von Batterien oder elektrischen Lampen – als auch zukunftsträchtige Hochtechnologiebereiche wie der Bau von elektrischen Bahnen, Computern oder komplexen Telekommunikationsnetzen und Endgeräten (z. B. Handies) dazu (ZVEI 2000a). - aktuelle Entwicklungen Bei den Technologiefeldern Elektrotechnik und Elektronik handelt es sich um Bereiche, die stets neue Anwendungen ermöglichen. In vielen Gebrauchsgütern, in 55 den meisten technischen Produkten und in der Produktion lassen sich diese Technologien einsetzen. In Verbindung mit dem Einsatz intelligenter Software können in den Produkten Informationen und Wissen gespeichert werden, die als Grundlage von Entscheidungen dienen. Dadurch können Produkte mit neuen Funktionen ausgestattet werden, die für den Verbraucher eine Erleichterung darstellen (ZVEI 1997, S. 6). Wie in anderen Branchen auch, wünschen die Abnehmer der Produkte der Elektroindustrie zunehmend innovative Lösungen. Als innovativ sind dabei nicht nur Basisinnovationen zu betrachten, sondern ebenfalls Kombinationen verschiedenster Technologien, die die Nutzungsvielfalt elektrischer und elektrotechnischer Geräte erhöhen. Ebenso werden produktbegleitende Dienstleistungen für den wirtschaftlichen Erfolg immer wichtiger. Insgesamt hat diese Entwicklung die Anforderungen an die Qualifikation des Personals in den Elektrofirmen massiv erhöht. Grundkenntnisse der Physik und die Beherrschung der englischen Sprache gehören zu den Voraussetzungen (ZVEI 1997, S. 7). Ein wichtiger wachstumsstarker Zweig der Elektroindustrie ist die Telekommunikatonsindustrie. Sie schafft die Grundlagen für ganz neue Dienstleistungssegmente, z. B. alle Arten von Internet-Dienstleistungen, die in Zukunft auch für mobile Endgeräte nutzbar sein werden (WAP auf Handies, UMTS). Sie erfüllt den Wunsch der Menschen nach Kommunikation von jedem Ort aus (vergleiche die hohe Zahl der Handies in Schüler- und Studentenhänden) und beeinflusst damit grundlegend das Kommunikationsverhalten der Menschen. - Strategien der Unternehmen Generell betreiben die großen Unternehmen der Abnehmerindustrien derzeit in verstärktem Maße ein für die mittelständischen Unternehmen folgenreiches Outsourcing bzw. eine Reduzierung des Produktionsprogramms auf die Kernfertigung. Für die zuliefernden Unternehmen bedeutet das, dass sie die Systemfähigkeit erreichen müssen. Konkret sind sie dann innerhalb der Wertschöpfungskette für eine Zulieferkomponente verantwortlich. Forschung und Entwicklung, Produktion, Montage, Qualitätskontrolle und –sicherung sowie die Logistik sind vollständig zu gewährleisten. Hinzu kommt die Ausrichtung des Unternehmensstandorts an den Bedürfnissen der Abnehmer, also auch im Ausland (ZVEI 1997, S. 8). Die Unternehmen der Branche versuchen, ausgelagerte Unternehmensteile zu integrieren, um mit Komplettangeboten aufwarten zu können. Das bedeutet auch, produktbegleitende Dienstleistungen in das Leistungsspektrum aufzunehmen. Außerdem versuchen die Unternehmen, Allianzen mit Mittelständlern einzugehen, um deren Wettbewerbsvorteile zu nutzen. Die Fertigung von Kernelementen findet zur Zeit vielfach noch in Deutschland statt, während die Endmontage in den USA, in China und in der Schweiz durchgeführt wird, wenn die Produkte für den globalen Markt bestimmt sind. Standortprofil Als nachteilig werden die standortbedingten Kosten, darunter die Abgabenlast und die Lohnzusatzkosten angeführt. Demgegenüber liefern vor allem das vorhandene dichte industrielle Netzwerk, die leistungsfähigen Infrastrukturen und die gut 56 ausgebildeten Arbeitskräfte Argumente dafür, die (noch) wettbewerbsfähigen Produktionsaktivitäten am Kernstandort Deutschland zu halten. Quelle: ZVEI 2000a A.6. Energieversorgungsindustrie - Kurzcharakteristik der Branche Kenndaten der Energieversorgung In der Energieversorgung waren 1996 etwa 1.720 Industrieunternehmen tätig, wobei die meisten davon auf den Bereich Elektrizitätsversorgung (ca. 1000) und Gasversorgung (ca. 700) entfielen. Sie beschäftigten rund 450.000 Arbeitnehmer und erzielten einen Umsatz in Höhe von 352 Mrd. DM. Das gesamte Energieaufkommen in Deutschland machte 1998 gut 520 Mio. Tonnen Steinkohleeinheiten aus, wovon fast 80% importiert wurden. Andererseits wurde weniger als zehn Prozent des Aufkommens exportiert bzw. gebunkert. Insgesamt wurden 1998 491,9 Mio. Tonnen Steinkohleeinheiten in Deutschland verbraucht. Davon gingen 113,8 Mio. Tonnen (23,2%) durch Umwandlung verloren, 35,2 Mio. Tonnen wurden nichtenergetisch, 19,5 Mio. Tonnen im Energiesektor selbst und 322,9 Mio. Tonnen von Industrie (81,6), Verkehr (91,4), Gewerbe, Handel Dienstleistungen (zus. 51,6) und den Haushalten (98,3) verbraucht. Quelle: Schiffer 1999, S. 28 ff. Die Energieversorger liefern Energieträger wie Stein- und Braunkohle (zus. 23,6%), Gas (21,5%) und Mineralölprodukte (39,4%) sowie die zum Teil daraus erzeugte Elektrizität. Nach wie vor wird der meiste Strom in Deutschland aus Kohle erzeugt. Insgesamt entfallen 54% auf diesen Bereich. Zweiter wichtiger Energieträger für die Stromerzeugung ist die Kernenergie mit 34%. Erdgas und Heizöl werden hingegen kaum zu Strom umgewandelt. Ihnen kommt eine größere Bedeutung bei der Gebäudeheizung zu. Auch regenerative Energien wie Wind- und Sonnenenergie sowie Wasserkraft spielen nur eine untergeordnete Rolle. Dies liegt zum Teil daran, dass sie nur zu bestimmten Zeiten verfügbar sind und die erzeugte Energie nicht zufriedenstellend gespeichert werden kann. Sie sind bislang nicht wettbewerbsfähig. - aktuelle Entwicklungen Die aktuelle Entwicklung ist durch die jüngsten gesetzlichen Veränderungen geprägt. Maßgeblich sind das Gesetz über die Elektrizitäts- und Gasversorgung (Energiewirtschaftsgesetz - EnWG) aus dem Jahre 1998 und die in diesem Jahr in Kraft getretenen Gesetze zur Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und zur Förderung der Stromerzeugung aus kommunaler Kraft-WärmeKopplung. Das Energiewirtschaftsgesetz hat im Strommarkt zu einer weitgehenden Liberalisierung geführt. Im wesentlichen wurde eine Abkehr vom Prinzip der geschlossenen Versorgungsgebiete beschlossen. Damit wurde der Bau paralleler und zusätzlicher Versorgungsleitungen erlaubt und Durchleitungsrechte eingeräumt. Es 57 kam zu einer teilweisen Aufhebung der herrschenden Monopolstrukturen und ein begrenzter Wettbewerb um die Stromversorgung konnte beginnen. Seit der Liberalisierung haben die Strompreise für Tarifkunden in Deutschland im Durchschnitt um 20 Prozent nachgegeben, für Sondervertragskunden um bis zu 60 Prozent (Hartmann 2000, S. 6). Im Gasmarkt ist die Liberalisierung noch nicht so weit vorangeschritten. Die derzeitigen Gebühren der Netzbetreiber halten Dritte zum Teil noch von entsprechenden Angeboten ab. Schließlich beinhaltet das Gesetz zur Förderung der erneuerbaren Energien eine Subventionierung der Stromanbieter und verpflichtet die Stromversorger zur Abnahme des Stroms. Tabelle: Die größten deutschen Stromerzeuger: Unternehmen Stromverkauf in Mrd. kWh (1999) RWE AG, Essen *1)3) 209 e.on Energie AG, München **3)4) EnBW Energie BadenWürttemberg AG, Karlsruhe 3) VEAG Vereinigte Energiewerke AG, Berlin Hamburgische ElectricitätsWerke AG (HEW), Hamburg 3) Bewag AG, Berlin 2) 196 Avacon AG, Helmstedt 14 Neckarwerke Stuttgart AG, Stuttgart 3) EWE AG, Oldenburg 14 envia Energie Sachsen Brandenburg AG, Chemnitz 2) 13 55 49 21 15 13 * Summe RWE und VEW ** Summe PreussenElektra AG und Bayernwerk AG 1) RWE: Geschäftsjahr 1998/1999; VEW: Geschäftsjahr 1999 2) Geschäftsjahr 1999/2000 3) Konzern 4) einschließlich Netzverluste Quelle: VdEW und Unternehmen Im deutschen Steinkohlebergbau ist lediglich ein Unternehmen tätig, die Ruhrkohle AG (RAG) mit dem Tochterunternehmen Deutsche Steinkohle AG. Es handelt sich um einen Unternehmensbereich, der aus eigener Kraft nicht lebensfähig und zur Zeit auf öffentliche Hilfen in Höhe von 8,3 Mrd. DM angewiesen ist. Als Ergebnis der kohlepolitischen Vereinbarung von 1997 wurde allerdings festgelegt, dass die öffentlichen Kohlehilfen schrittweise bis zum Jahr 2005 auf 5,3 Mrd. DM zurückgeführt werden. Dies wird zu einer Verringerung der nationalen Kohleproduktion von 50 auf 26 Mio. Tonnen führen und von den 1997 noch tätigen 18 Bergwerken werden 2005 noch zehn übrig bleiben. Die Belegschaft wird von heute noch 66.000 Beschäftigten auf 36.000 abgebaut werden (RAG 1999, S. 24). Im Gegensatz zu Steinkohle und Erdgas ist die Braunkohle der einzige in Deutschland gewonnene Energieträger, der in ausreichendem Umfang zu konkurrenzfähigen Bedingungen zur Verfügung steht. Größtes Unternehmen ist die Tochtergesellschaft Rheinbraun AG des RWE-Konzerns mit einer Gesamtbeschäftigung von 11.318 Personen. 58 Die RAG Aktiengesellschaft ist ein international tätiger Bergbau- und TechnologieKonzern, der 1999 mit rund 102.000 Mitarbeitern etwa 27 Mrd. DM Umsatz erwirtschaftete. Der Konzern engagiert sich schwerpunktmäßig in den Geschäftsfeldern Bergbau, Bergbautechnik, Handel, Kraftwirtschaft, Prozesstechnik, Chemie, Kunststoffe und Umwelt. Quelle: RAG 2000 Im Mineralölbereich dominierten die von unter zehn auf über 25 Dollar pro Barrel steigenden Preise für Rohöl. Diese konnten von den Unternehmen nur zeitlich verzögert und nicht vollständig überwälzt werden, so dass die Verarbeitungs- und Vertriebsmargen schrumpften. Der Druck auf die Margen wird auch durch den Preiswettbewerb an den Tankstellen erhöht. Im laufenden Jahr erwartet die Ölwirtschaft allerdings höhere Gewinne, da der Rohölpreis und Verarbeitungsmargen steigen. Zudem verändert sich die Ölwirtschaft seit etwa zwei Jahren, indem sich die führenden Mineralölgesellschaften zusammenschließen (Hartmann 2000, S. 7). - Strategien der Unternehmen Die Stromversorger, aber auch die Mineralölverarbeiter versuchen, sich auf ihre Kernaktivitäten zu konzentrieren. Vor dem Hintergrund der zusammenwachsenden Strom- und Gasmärkte wird der gezielte Ausbau der Gasaktivitäten eine wichtige Rolle spielen. Zum Teil streben die Unternehmen an, Strom und Gas gemeinsam in Paketlösungen anzubieten. Des Weiteren beabsichtigen die großen Unternehmen der Branche ihren Absatz auszudehnen und führen verstärkt Kostensenkungsmaßnahmen durch. Fusionen dienen dabei der Nutzung von Synergieeffekten (E.ON AG 2000). Standortprofil Die Energiepolitik der Bundesregierung wird insgesamt kritisch gesehen. Obwohl die Liberalisierung der Strom- und Gasmärkte grundsätzlich positiv gewertet wird, bemängeln die Unternehmen, dass nicht alle EU-Länder ihre Märkte gleichermaßen geöffnet haben. Aber auch in Deutschland gibt es noch viele Hindernisse für einen funktionsfähigen Strom- und insbesondere Gaswettbewerb. Kritisiert wird auch die restriktive Politik des Kartellamts bei Fusionsvorhaben. Abgelehnt werden die Subventionen für erneuerbare Energien und kommunale Kraft-Wärme-KopplungsAnlagen, die derzeit diskutierten Erzeugungsquoten sowie die Öko-Steuer. Der Ausstieg aus der Kernenergie wird als nicht sinnvoll angesehen. Quelle: DIHT 2000 b-d; Hartmann 2000, S. 17 A.7. Ernährungsindustrie - Kurzcharakteristik der Branche Kenndaten der Ernährungsindustrie Die deutsche Ernährungsindustrie umfasst 6.145 Betriebe mit insgesamt 550.498 Beschäftigten. Beide Größen entwickelten sich rückläufig. Ein Ende dieser Tendenz 59 ist noch nicht abzusehen. Die Umsätze der Ernährungsindustrie lagen 1999 nach neuesten Schätzungen bei etwa 227 Mrd. DM und damit niedriger als im Vorjahr. Insgesamt exportierte die Branche 1999 Lebensmittel im Wert von knapp 38 Mrd. DM. Quelle: BVE 2000a; Gordian 2000 Die Ernährungsindustrie gehört zu den traditionellen Industriezweigen und kann dementsprechend auf eine lange Geschichte zurückblicken. Etliche noch heute aktive Unternehmen – z. B. Brauereien – wurden bereits im Mittelalter gegründet. Allerdings hat sich der Charakter dieser Unternehmen im Zeitablauf stark verändert. Handelte es sich ursprünglich um reine Handwerksbetriebe, so stieg der Mechanisierungsgrad im Zuge der Industrialisierung an. Auch haben die Unternehmen des Ernährungsgewerbes die Landwirtschaft als Direktlieferant von Nahrungsmitteln weitgehend verdrängt. Die Branche besteht insgesamt aus dreißig Einzelbranchen (z. B. Fleischverarbeitung, Milchverarbeitung, Getränkeherstellung). Charakteristisch ist die kapitalintensive Fertigung, die lokale Ansiedlung aufgrund von Frischeerfordernissen sowie das stark binnenmarktorientierte Angebot (Wimmers/Wolter/Fieten 1997, S. 57 f.). - aktuelle Entwicklungen Der Markt für Lebensmittel stagniert seit längerem und ist durch einen äußerst intensiven Wettbewerb gekennzeichnet (BVE 2000a, S. 23). Dieser wirkt sich durch die Verhandlungsmacht des stark konzentrierten Lebensmitteleinzelhandels vollständig auf die Ernährungsindustrie aus, was vor allem einen Druck auf die Absatzpreise und damit auf die Gewinnmargen der Produzenten auslöst. Es ist zu erwarten, dass sich dieser Prozess fortsetzt. Ähnliche Tendenzen sind beim Absatz an Großverbraucher festzustellen. Eine Ausnahme von dieser Entwicklung stellt – bedingt durch demografische Veränderungen (Zunahme von Single-Haushalten, modifizierte Essgewohnheiten etc.) - der Markt für die sogenannte „Außer-Haus-Verpflegung“ dar. Seit 1991 ist das Marktvolumen um 30% auf heute rund 178 Mrd. DM gestiegen, und es wird erwartet, dass bis 2002 ein Gesamtvolumen von 200 Mrd. DM erreicht sein wird (BVE 2000a, S. 76). Im Übrigen ist die Haltung der Verbraucher anspruchsvoller geworden. Unter den Anforderungen an die Mahlzeiten sind eine schnelle Einnahme, ein gutes PreisLeistungs-Verhältnis, die Frische und gesundheitliche Aspekte (fettarm, ballaststoffreich, biologisch etc.) zu nennen. - Strategien der Unternehmen Die angespannte Situation auf dem Lebensmittelmarkt führt dazu, dass die Unternehmen ihre Kernprozesse optimieren und unrentable Betriebsteile abstoßen. Daneben streben die Unternehmen an, ihre Produktions-, Lager- und Transportkapazitäten durch Zusammenschlüsse oder Kooperationen besser auszuschöpfen und Synergieeffekte nutzbar zu machen (BVE 2000a, S. 23). Die Unternehmen versuchen, stets bessere Qualität, Vielfalt und Service anzubieten sowie auf die Bedürfnisse der Großverbraucher immer genauer einzugehen und hoffen, dadurch kostendeckende Preise durchzusetzen. Ein Erfolg im deutschen 60 Großverbauchermarkt stellt zudem eine gute Plattform im internationalen Wettbewerb dar. Die beschriebenen demografischen Trends treffen auf weite Teile der EU zu. In den mittel- und osteuropäischen Ländern befindet sich der Markt für Außer-HausVerpflegung in einem strukturellen Wandel, der mit dem Wandel der Unternehmensstrukturen einhergeht. Hier liegen vielfältige Chancen für international ausgerichtete Lebensmittelhersteller. Ein weiteres Feld, das von den Unternehmen erschlossen wird, ist die Erlebnisgastronomie. Schließlich versuchen die Unternehmen, ihre Produkte mit einem entsprechenden Zusatznutzen auszustatten. Insbesondere die Bereitstellung weiterer Convenience-Produkte und Innovationen im Bereich Functional Food (Sportlernahrung, Gesundheitszusätze etc.) bieten gute Absatzchancen. Standortprofil Kritisiert werden überzogene Einschränkungen bei der Verpackungswahl durch starre Mehrwegquotenvorgaben, sowie die geplante Einführung eines Zwangspfandes auf bestimmte Einwegverpackungen. Ebenso werden die Engpässe in der Straßenverkehrsinfrastruktur bemängelt. An der Politik wird beanstandet, dass diese nicht deutlich genug für moderne Technologien, wie Biotechnologie und Gentechnik eintritt und dass es an klaren Linien in der Umweltpolitik mangelt. Generell sei das Konsum- und Investitionsklima in Deutschland verbesserungsbedürftig. Quelle: BVE 2000b A.8. Feinmechanische und optische Industrie - Kurzcharakteristik der Branche Kenndaten der feinmechanischen und optischen Industrie In der feinmechanischen und optischen Industrie gab es 1999 gut 205.000 Beschäftigte, wobei die Zahl seit Jahren rückläufig ist. Zugenommen hat hingegen der Umsatz, der 1999 50 Mrd. DM erreichte. Immerhin 45% des Umsatzes wurde im Ausland erzielt. Dieser Anteil wird künftig weiter steigen. Exportsteigerungen wurden vor allem in der EU und in Osteuropa erzielt, während in Südostasien Rückgänge zu verzeichnen waren. Quelle: Verband F+O 2000 Die feinmechanische und optische Industrie setzt sich aus den Gruppen Herstellung von optischen und photographischen Geräten (Augenoptik, Optik-/Laser- und Labortechnik, Imaging und Phototechnik), Herstellung von Mess-, Kontroll-, Navigationsund anderen Instrumenten (Feinmechanik, Messund Automatisierungstechnik) und der Herstellung von medizinischen und orthopädischen Vorrichtungen (Medizintechnik) zusammen. - aktuelle Entwicklungen 61 Zur Zeit ist die Ertragslage der traditionellen Unternehmen der Branche angespannt (z.B. Brillen, Phototechnik). Dies liegt vor allem daran, dass der globale Wettbewerb die Firmen zu erheblichen Preiszugeständnissen zwingt. Gleichzeitig haben die Unternehmen mit rückläufigen Stückzahlen zu kämpfen. Ferner verlangen die Kunden individuell auf sie zugeschnittene Produkte, d.h. nicht mehr nur das industrielle Erzeugnis, sondern ebenfalls Software- und Serviceangebote. Für die traditionellen Unternehmen ergibt sich daraus ein Paradigmenwechsel. In den Unternehmen herrschte eine Philosophie vor, Produkte zu entwickeln, deren Funktionen das technisch Machbare widerspiegelte, weitgehend unabhängig davon, ob der Kunde diese Funktionen nachfragte oder nutzen konnte bzw. wollte. In Zukunft werden nur noch die Produkte einen Abnehmer finden, die nach den Wünschen des Kunden konstruiert sind. Gänzlich unterschiedlich verläuft die Entwicklung der Unternehmen, die sich mit Optischen Technologien befassen (z.B. Lasertechnik). Generell entwickeln sich die Optischen Technologien zu Querschnitts- oder Schlüsseltechnologien, die eine wichtige Grundlage und Voraussetzung für andere technologische Entwicklungen darstellen. Zukunftsfelder wie Informations- und Kommunikationstechnologie, Gesundheitswesen und Biowissenschaften, Beleuchtung, Energie und Umwelt oder die industrielle Fertigung werden in erheblicher Weise von Optik und Lasertechnik beeinflusst (Litfin 2000). Dementsprechend sind die in diesen Feldern tätigen Firmen (z.B. Jenoptik, Lambdaphysik, Linos, Polytec) äußerst erfolgreich und haben angesichts steigender Marktvolumina beste Zukunftsaussichten. - Strategien der Unternehmen Die Unternehmen versuchen, ihre Kosten insbesondere im Personalbereich und in der Fertigungstechnik zu senken. Dies führt einerseits zu einer verstärkten Automatisierung und andererseits zu einer Verlagerung der Produktion nach Osteuropa. Die Kundennähe wird dadurch erhöht, dass nicht nur industrielle Erzeugnisse, sondern auch zunehmend Software und Dienstleistungen angeboten werden. Mit letzteren erzielen manche Unternehmen bereits bis zu vierzig Prozent ihres Umsatzes. Die Dienstleistungen umfassen Finanzierungskonzepte, technische Hilfestellung und Projektierung. Standortprofil Ein generelles Problem stellt die Höhe der Löhne dar, die nicht an den betrieblichen Gegebenheiten orientiert ist. Des Weiteren wird die zu geringe Lohndifferenzierung bemängelt. Nachteilig wirkt sich auch die zurückhaltende Investitionspolitik der öffentlichen Hand im Gesundheitswesen aus. Schließlich ist die feinmechanische und optische Industrie von der schwachen Binnennachfrage betroffen. Quelle: Verband F+O 2000, S. 12 f. A.9. Kunststoffverarbeitende Industrie - Kurzcharakteristik der Branche 62 Kenndaten der kunststoffverarbeitenden Industrie In der Branche waren 1999 rund 280.000 Arbeitnehmer in insgesamt 2.771 Betrieben beschäftigt. Der Umsatz lag bei 73 Mrd. DM, wobei fast 27% davon im Ausland erzielt wurden. Alle genannten Größen haben seit 1998 einen positiven Verlauf genommen. Quelle: GKV 2000a Die kunststoffverarbeitende Industrie setzt sich aus den Segmenten technische Teile, Halbzeuge, Kunststoff-Konsumwaren, Verpackung, GfK und duroplastische Formmassen sowie Schaumkunststoffen zusammen. In der breiten Masse handelt es sich bei den Kunststoffverarbeitern um Vorlieferanten vor allem für das Bauwesen und die Automobilindustrie. - aktuelle Entwicklungen Da der internationale Wettbewerb stärker geworden ist und die Abnehmer der Produkte teilweise fusionieren, hat die Branche mit nachgebenden Erzeugerpreisen zu kämpfen. Auf der anderen Seite sind die Rohstoffpreise gestiegen (im Jahr 1999 um 55% bis 80%), so dass die Erträge belastet wurden. Positiv wirken sich zur Zeit die sinkenden Energiepreise aus (GKV 2000a, S. 3). Die aktuelle Entwicklung wird im Wesentlichen durch den folgenden Trend bestimmt. Die anwendungstechnischen Abteilungen bei den Kunststofferzeugern werden reduziert, die Leistungen teilweise von Distributoren übernommen und die kunststoffverarbeitenden Betriebe versuchen, ihre Wertschöpfungskette in der Produktion und bei der Entwicklung zu verlängern. Außerdem übernehmen sie mehr Projektverantwortung und werden zunehmend auch zu Dienstleistern. Das bedeutet, dass sie die Verantwortung für die stetige Verfügbarkeit der gelieferten Maschinen und Anlagen übernehmen, Wartungsverträge abschließen und nutzungsabhängige Zahlungsmodelle, Instandhaltungskonzepte, Teleservice sowie Finanzierungsunterstützung anbieten (GKV 2000c, S.2). - Strategien der Unternehmen Die Kunststoffverarbeiter gehen einerseits auf die Servicebedürfnisse ihrer Nachfrager ein, indem sie produktbegleitende Dienstleistungen anbieten. Andererseits führen sie in hohem Maße Prozess- und Produktinnovationen durch. Standortprofil Ganz besonders kritisch werden die neuen Abschreibungsregelungen und die höheren Energiekosten infolge des Erneuerbare Energien-Gesetzes betrachtet. Ferner gibt der Rückzug der Banken aus dem Firmenkundengeschäft Anlass zur Sorge. Quelle: GKV 2000b, S. 3 f. A.10. Luft- und Raumfahrtindustrie 63 - Kurzcharakteristik der Branche Kenndaten der Luft- und Raumfahrtindustrie Die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie beschäftigt zur Zeit etwa 68.100 Arbeitnehmer. Ausgehend von einer Gesamtbeschäftigung in Höhe von 95.000 im Jahre 1990 nahm die Zahl der Beschäftigten bis 1997 auf rund 61.000 ab und stieg seither wieder leicht an. Insgesamt setzt die Branche knapp 27 Mrd. DM um, davon 61% im Ausland. Quelle: BDLI 2000a Die Luft- und Raumfahrtindustrie besteht im Wesentlichen aus den vier Herstellergruppen Luft- und Raumfahrtsysteme, Triebwerke, Ausrüstung und Werkstofftechnologien und Komponenten. Die Unternehmen stellen u.a. zivile und militärische Flugzeuge sowie Hubschrauber, Triebwerke, Raketen und wehrtechnische Produkte her. Typisch für die Branche ist die Verbindung von Technologien verschiedenster Disziplinen zu hochkomplexen Systemen und eine überdurchschnittliche Forschungsintensität. - aktuelle Entwicklungen In den letzten Jahren hat sich in der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie ein tiefgreifender struktureller Wandel vollzogen, der vor allem einer weltweit verschärften Konkurrenzsituation Rechnung trug (BDLI 1999). Um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit in diesem schwierigen Umfeld zu sichern, haben die Unternehmen der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie Initiativen zur nationalen und europäischen Neuordnung der Industrie ergriffen. Auf der nationalen Ebene sind Fusionen und die Restrukturierung der Zulieferkette zu nennen. Am Ende der Zulieferkette stehen in der Luft- und Raumfahrtindustrie die Systemintegratoren bzw. Endproduktlieferanten. Um diese Funktion ausüben zu können, müssen diese in der Lage sein, alle verschiedenen technologischen Systeme - die z. B. für den Bau eines Flugzeugs notwendig sind - zu erstellen und zusammenzufügen (Systemfähigkeit). Eine Beherrschung aller Technologien des Ausrüstungsbereichs ist betriebswirtschaftlich jedoch nicht sinnvoll. Besser ist es, sich auf das Kerngeschäft, also die Prozesse, die man beherrscht, zu konzentrieren, und die Fertigungstiefe weiter zu verringern. Dies bedeutet zwangsläufig, dass vielfältige Arbeiten an Zulieferer aller Ebenen vergeben werden müssen. Das Verhältnis zwischen System- und Zulieferindustrie wird sich deshalb grundlegend in Richtung einer "Partnership Supply Chain" mit verteilten Verantwortungs- und Risikobereichen verändern. Als Partner kommen größere Zulieferbetriebe in Frage, die in der Lage sind, die entsprechenden finanziellen und technischen Risiken zu tragen. Gegenleistung für die Übernahme der Verantwortung und des Risikos werden längerfristige und engere Beziehungen mit dem Systempartner sein. - Strategien der Unternehmen Um die aktuellen Entwicklungen bewältigen zu können, stehen der mittelständisch geprägten Ausrüstungsindustrie drei Möglichkeiten zur Auswahl. Erstens können sich Unternehmen der gleichen Produktgruppe zusammenschließen und damit 64 finanzkräftig und subsystemfähig werden. Zweitens können Geräte- bzw. Komponentenhersteller komplementärer Produkte Kooperationen eingehen und Produktstrategien auf der Subsystemebene gemeinsam entwickeln. Schließlich besteht die Möglichkeit, sich als Nischenproduzent von der Entwicklung der Zulieferkette unabhängig zu machen und spezifische Einzelkomponenten anzubieten (BDLI 2000b, S. 3). Die Endprodukthersteller versuchen, die europäische Luft- und Raumfahrtindustrie zu vernetzen. Der Zusammenschluss der Airbus-Kooperationspartner zur EADS ist letztlich eine Reaktion auf die Integration, die in der amerikanischen Luftfahrt stattgefunden hat. Standortprofil Besonders kritisch wird die seit zehn Jahren rückläufige Entwicklung der Ausgaben des Verteidigungsministeriums für wehrtechnische Aufträge gesehen, auf die z. B. letztlich die Halbierung der Beschäftigung im Bereich Luftfahrt-Militärtechnik zurückzuführen ist. Ebenfalls kritisiert wird der Rückgang der Förderquote in der Luftfahrtforschung sowie des Raumfahrtbudgets. Auch der deutsche Sonderweg bei der Rüs-tungsexportkontrolle gefährdet nach Auffassung der Branchenunternehmen den Standort Deutschland. Quelle: BDLI 2000c; Die Welt 2000a A.11. Maschinen- und Anlagenbau - Kurzcharakteristik der Branche Kenndaten des Maschinenbaus Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau umfasst nahezu 6.000, überwiegend mittelständische Unternehmen. Insgesamt beschäftigen die Unternehmen der Branche 927.000 Arbeitnehmer. Der Gesamtumsatz lag 1999 bei knapp 260 Mrd. DM, wobei rund 47% im Exportgeschäft verdient wurden. Beim Maschinenbau handelt es sich um eine sehr heterogen strukturierte Branche mit 33 verschiedenen Fachzweigen, deren zugehörige Unternehmen über 20.000 verschiedene Produkte herstellen. Quelle: VDMA 2000; Wimmers/Wolter/Fieten 1997, S. 65 f. Schwerpunkt der Unternehmenstätigkeit im Maschinenbau ist die Bereitstellung der Ausrüstung (Maschinen und Anlagen) für andere Wirtschaftsbereiche. Bedeutend sind ebenfalls Vorleistungslieferungen wie Maschinenkomponenten (z. B. Zahnräder) und Produktbestandteile (z. B. Getriebe) sowie produktbegleitende Dienstleistungen in Form von Beratung, Installation, Engineering und Software-Erstellung. Als besondere Kennzeichen der Branche sind die überdurchschnittliche Personalkostenintensität, die Export- sowie die Konjunkturabhängigkeit zu nennen. So liegt der Anteil der Personalkosten an den Gesamtkosten mit 36 Prozent etwa neun Prozentpunkte über dem Durchschnitt der Industrie insgesamt. Zurückzuführen ist dies 65 auf die hohe Qualifikation der Beschäftigten und die hohe Fertigungstiefe. Die Exportquote des Maschinenbaus ist mit 47% ebenfalls überdurchschnittlich hoch, wobei der größte Teil der Exporte auf westeuropäische Länder entfällt. Eine Folge der Konjunkturabhängigkeit ist, dass die Unternehmen positive und negative Bewegungen schneller spüren, wovon sie ungleich stärker betroffen sind als andere Branchen (Wimmers/Wolter/Fieten 1997, S. 66). - aktuelle Entwicklungen Unter den aktuellen Entwicklungen sind drei grundlegende Tendenzen hervorzuheben. Die Kunden der Maschinen- und Anlagenbauer fragen nicht mehr nur einzelne Maschinen oder Anlagen nach, sondern in die Geschäfts- und Produktionsprozesse integrierbare, maßgeschneiderte Lösungskonzepte (1). Dies erfordert eine Betreuung von der ersten Beratung bis hin zur Ersatzbeschaffung. Vor allem aber muss der Maschinenbauer ein komplettes Paket an produktbegleitenden Dienstleistungen bereithalten. Die Exportmärkte, auf denen der deutsche Maschinen- und Anlagenbau aktiv ist, wachsen (2). Nordamerika, Lateinamerika und vereinzelt auch wieder asiatische Regionen bieten derzeit gute Exportchancen. Der Transfer von Produktionsstätten in die osteuropäischen Länder stagniert. Auch Konzerne, die einen Teil ihrer Fertigung zu Beginn der neunziger Jahre nach Fernost verlagert haben, produzieren mittlerweile wieder in Deutschland. Gelegentlich ist die Aufnahme einer Produktion im Ausland eine Folge von Auslandsinvestitionen der Abnehmerindustrien. Der Konzentrationsgrad in der Branche ist vergleichsweise gering, wird jedoch allmählich durch Aufkäufe zunehmen (3). Die modernen Kommunikationsstrukturen lösen Selektionsprozesse aus. Gleichzeitig wachsen Entwicklungs- und administrativer Aufwand der Unternehmen zur Zeit besonders stark an. Da kleine Unternehmen diesen Aufwand vielfach nicht leisten können, bestehen daher für sie Übernahmegefahren. - Strategien der Unternehmen Die Unternehmen des Maschinenbaus verfolgen zur Zeit drei zentrale Strategien. In den meisten Unternehmen findet ein durch die Konzentration auf die Kernkompetenzen bedingtes Outsourcing bzw. eine Auslagerung statt (1). Dies führt einerseits zum externen Bezug bislang intern erstellter Leistungen, andererseits aber auch zum Verkauf von vormals im Zuge einer Diversifikationsstrategie erworbenen Unternehmensteilen bzw. Beteiligungen. Des Weiteren betreiben die Unternehmen intern eine starke Dezentralisierung. Um den Wünschen ihrer Kunden nach Gesamtlösungen entgegen kommen zu können, konzentrieren sich die Unternehmen auf die Akquisition und bieten wissensbasierte Dienstleistungen an (2). Ihre wichtigsten Produktionsfaktoren sind die Informations- und Kommunikationstechnologien und das produktbezogene Know-how. Da sich die beiden vorgenannten Strategien in gewissem Sinne widersprechen, müssen die Unternehmen ihr Leistungsangebot zunehmend im Verbund, d.h. durch eine Netzwerkbildung, gewährleisten (3). Standortprofil 66 Im Maschinenbau wird der Standort Deutschland überwiegend positiv beurteilt. Nach Auffassung der Unternehmen ist der Standort für die Serienfertigung ideal. Die für den Maschinenbau wichtigen Produktionsvoraussetzungen wie die Verfügbarkeit von Technologien (Informations- und Kommunikationstechnologie, Oberflächentechnik, Mechatronik), technischer Vorprodukte und Dienstleistungen, die Ausbildung in den Hochschulen, eine funktionstüchtige Verwaltung und der Zugang zu Ergebnissen aus der Forschung sowie die Kooperation mit wissenschaftlichen Einrichtungen sind gegeben. Als vorteilhaft wird ebenfalls die mittelständische Struktur der Branche angesehen. Sie gewährleistet einerseits die notwendige Flexibilität und Kundenorientierung, andererseits sind Wettbewerbsverzerrungen durch Macht- und Marktkonzentrationen weitgehend ausgeschlossen. 67 Als nachteilig werden die im internationalen Vergleich durch Feiertage und Arbeitszeitverkürzung verursachten hohen Arbeitskosten betrachtet. Insofern entsteht den Maschinenbauunternehmen ein Kostennachteil, der allerdings bislang durch eine hohe Leistungsfähigkeit der Arbeitnehmer ausgeglichen wird. Weitere Verschlechterungen der Kostenposition könnten zu einer Verlagerung der Fertigung in das Ausland führen. Überdies zeichnet sich ein Mangel an qualifiziertem Personal (Ingenieurlücke) ab. Quelle: Interviews auf der Hannovermesse; Statements des DIHT Ausschusses Industrie und Forschung im Februar 2000; VDMA 2000 A.12. Pharmazeutische Industrie - Kurzcharakteristik der Branche Kenndaten der Pharmazeutischen Industrie In der Bundesrepublik Deutschland gab es 1999 etwa 1.100 überwiegend kleine und mittlere Arzneimittelhersteller. Rund drei Dutzend der Unternehmen sind multinationale Konzerne, die ihre Produkte weltweit vertreiben. 1999 beschäftigte die Branche im Durchschnitt 113.000 Mitarbeiter, wobei im Zeitraum von 1993 bis 1999 in Deutschland ein Beschäftigungsrückgang von rund 20.000 zu verzeichnen war. Die deutschen Arzneimittelhersteller sind dem internationalen Wettbewerb vollständig ausgesetzt, was sich u.a. daran erkennen lässt, dass ausländische, vor allem amerikanische und schweizerische, Konzerne 54,5% des gesamten Umsatzes der Branche in Deutschland erzielten. Dennoch weist die deutsche Handelsbilanz einen Exportüberschuss bei Arzneimitteln auf, und deutsche Hersteller tätigen über die Hälfte ihrer Umsätze im Ausland. Bislang ist die Konzentration in der Branche als vergleichsweise gering zu bezeichnen. So verfügen die zehn größten Hersteller in Westdeutschland über einen Marktanteil von lediglich 29,0% (Ostdeutschland 28,8%). Allerdings dürfte die laufende Fusionswelle in der Branche zu einer deutlichen Zunahme des Konzentrationsgrades führen. Generell ist zu sagen, dass das Weltmarktvolumen im Bereich Pharmazeutika stetig wächst. Die Umsätze der Arzneimittelhersteller auf dem deutschen Markt hinken der weltweiten Wachstumsentwicklung hinterher. Während zwischen März 1999 und Februar 2000 die weltweit führenden Pharmamärkte um durchschnittlich 10% gewachsen sind, wies der deutsche Markt mit einem Zuwachs von 5,3% eine geringere Dynamik auf, als die meisten europäischen Märkte. Quelle: BPI 2000a, b Die Pharmazie-Unternehmen stellen gen- und biotechnische sowie chemischsynthetische, pflanzliche, homöopathische und anthroposophische Arzneimittel und Generika her. Wichtige Rahmenbedingungen der Produktion sind die durchsetzbaren Preise, die Importentwicklung bei Fertigarzneimitteln, das Nachfrageverhalten von Ärzten und Verbrauchern im Inland, der Aufbau von Produktionskapazitäten im Ausland sowie die bedeutende Auslandsnachfrage (BPI 2000a). 68 - aktuelle Entwicklungen Die Entwicklung und Herstellung von Pharmazeutika zählt innerhalb des Themenbereichs Gesundheit zu dem umfassenden Gebiet der Life Sciences. Life Sciences haben in den letzten Jahren bedingt durch Forschungserkenntnisse aus der Gen- und Biotechnologie, aber auch durch Konsumtrends (Gesundheitsbewusstsein, Ernährungsbewusstsein etc.) an Bedeutung gewonnen. Bei Investitionen in diesem Bereich wurden bislang hohe Renditen erzielt, die man auch weiterhin erwartet. Veränderungen in dem Wettbewerbsumfeld, der Wissenschaft, der demografischen Entwicklung und die weltweite Verfügbarkeit von Kapital werden das Life-ScienceGeschäft zukünftig beeinflussen. Das Wettbewerbsumfeld ist durch die fortschreitende Globalisierung, den Übergang von lokalen zu globalen Märkten, höheren Marktanteilen einzelner, durch Fusion entstandener Global Player und einer Vielzahl innovativer Unternehmensgründungen gekennzeichnet. In der Wissenschaft sind ein erleichterter Zugang zu den Universitäten, eine erhöhte Verfügbarkeit an Akademikern, das Entstehen neuer Disziplinen, das Auftreten neuer Technologien, der Gewinn interdisziplinärer Erkenntnisse und eine zunehmende Geschwindigkeit des Zuwaches an Wissen zu beobachten. Im gesellschaftlichen Umfeld eröffnen demografische Veränderungen neue Märkte, übt die Kostendämpfung im Gesundheitswesen einen Preisdruck sowie Nachfragerückgänge aus, entstehen Life Style-Märkte, und es erhöht sich das Absatzpotenzial in Entwicklungsländern durch Bevölkerungszuwächse. Schließlich bestimmt die Finanzwelt bzw. das Kapital die Politik der Unternehmen, wobei die Innovationskraft Einfluss auf die Börsenwerte ausübt, eine Vervielfachung des verfügbaren Risikokapitals erfolgt und die Anleger dort investieren, wo sie die höchsten Renditen erwarten. - Strategien der Industrieunternehmen Viele Industrieunternehmen haben die positive Entwicklung in den Life Sciences erkannt und wenden sich diesem Bereich zu. Im Gegensatz zu früheren Geschäftspolitiken, bei denen Diversifizierungstrategien im Mittelpunkt standen, richten sich die Pharma- bzw. Life-Science-Unternehmen jetzt auf das Kerngeschäft aus. Unter den Voraussetzungen für den zukünftigen Erfolg sind eine gute Infrastruktur, Netzwerkbildung in Industrie und Wissenschaft, schneller Zugang zu neuen Technologien, Flexibilität, anpassungsfähige und fortbildungswillige Mitarbeiter, Risikokapital und -bereitschaft, Verständnis für Komplexität und Zusammenhänge sowie die Fähigkeit, Paradigmenwechsel frühzeitig zu erkennen und zu implementieren, zu nennen. Standortprofil Positiv wird bewertet, dass sich in Europa die Rahmenbedingungen für die pharmazeutische Industrie durch die erfolgte Rechtsharmonisierung in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert haben. So besteht seit 1995 in der EU ein vereinfachter Marktzugang für Arzneimittel. Kritisiert wird jedoch die Fülle der staatlichen Reglementierungen in Deutschland, sowie der staatliche Einfluss auf die Festlegung der Arzneimittelpreise, die sich negativ auf den Forschungsstandort Deutschland auswirken. Beanstandet werden zudem die unsichere Gesundheitspolitik, die längerfristige Planungen unmöglich mache, sowie generell 69 unklare gesetzliche Vorgaben. Insgesamt Krankenversicherungssystems beklagt. wird die Verkrustung des Quelle: BPI 2000a S. 51, 2000b, 2000c A.13. Schiffbau - Kurzcharakteristik der Branche Kenndaten des Schiffbaus Im deutschen Schiffbau sind zur Zeit noch um die 100 Werften, darunter etwa 30 große Seeschiffswerften tätig. Im Laufe des Jahres 1997 hat sich die Zahl der Beschäftigten stabilisiert und Ende 1998 bei 25.500 eingependelt. Hinzu kommen noch etwa 6.000 Mitarbeiter bei Subunternehmen. Etwa 400 Unternehmen mit rund 70.000 Beschäftigten und einem Umsatz von 16 Mrd. DM zählen zur Schiffbauzulieferindustrie4, wobei die Zahl der Betriebe, die regelmäßig Systeme und Komponenten an Werften und Unternehmen der Meerestechnik liefern, vermutlich bei mehr als 1.000 liegt. Insgesamt erzielten die deutschen Werften 1998 Umsätze von 7,6 Mrd. DM und hatten damit eine Einbuße von 7% zu verkraften. Der Anteil des Inlandsumsatzes am Gesamtumsatz erhöhte sich von 52% um 9 Prozentpunkte auf rund 61%. Der Auslands-umsatz verringerte sich entsprechend von 47% auf heute 39%. Während aber die Inlandsumsätze tatsächlich zugenommen haben, sanken die Erlöse mit dem Ausland um nahezu 1 Mrd. DM. Somit haben die deutschen Werften auf dem internationalen Markt für Schiffe Anteile verloren. Weltmarktführer ist Japan (Anteil 38,0%), gefolgt von Korea (20,3%), China (6,1%) und Deutschland (5,4%). Der jetzige Auftragsbestand lastet die Kapazitäten der deutschen Werften durchschnittlich zwei Jahre aus. Quelle: VSM 2000a, b Die Schiffbauindustrie stellt Containerschiffe, Massengutschiffe, Spezialtanker, Fährund Passagierschiffe, Ro-Ro-Schiffe, Marineschiffe, Binnenschiffe und meerestechnische Erzeugnisse5 her und führt Reparaturen sowie Instandsetzungsarbeiten durch. - aktuelle Entwicklungen Mittlerweile ist der durch den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit notwendig gewordene Umstrukturierungsprozess, d.h. der Personalabbau, in den Werften weitgehend abgeschlossen und die Produktivität enorm gesteigert worden. Es ist jedoch zu erwarten, dass diese Maßnahmen nicht ausreichen, um im Wettbewerb mit anderen Nationen zu bestehen. So haben die internationalen Finanzhilfen und der niedrige Won-Kurs die koreanischen Schiffbaukonzerne in die Lage versetzt, Schiffe zu 4 Sie stellt Produkte wie Navigations-, Steuerungs- und Regelungssysteme, Informations- und Kommunikationssysteme, Antriebstechnik, Motoren, Getriebe, Decksmaschinen, Hydraulikaggregate, Automatisierungs- und elektronische Systeme her. 5 Es handelt sich um sogenannte „Offshore“-Technik zur Exploration und Gewinnung von Öl und Gas, Polar-, marine Umwelt- und Verkehrstechnik. 70 äußerst geringen Preisen herstellen zu können. In der Folge gingen z. B. im Jahre 1997 nahezu 50% aller Containerschiffaufträge an südkoreanische Werften. Überdies versuchen Japan und Korea, in anspruchsvollen, bisher von europäischen Werften dominierten Schiffbaubereichen (z. B. Fähr- und Passagierschiffe) Fuß zu fassen. Zukünftig ist damit zu rechnen, dass mit China ein weiterer preisgünstiger Anbieter auf den Weltmärkten operiert. Somit deutet auf dem Weltschiffbaumarkt alles auf einen Verdrängungswettbewerb hin. Positiv ist zu beurteilen, dass die Tankertonnage zur Zeit ins Ersatzalter kommt und daher die Auftragslage bei den deutschen Werften als gut zu bezeichnen ist (VSM 2000a, b). Im Marineschiffbau haben die rund zehn in diesem Marktsegment aktiven Seeschiffswerften nach wie vor eine unangefochtene, marktführende Wettbewerbsposition. Innerhalb des Binnenschiffbaus wird der größte Teil des Umsatzes durch Reparaturen und Umbauten und nicht durch Neubauten erzielt. Hier ist jedoch zu erwarten, dass die vorhandenen Binnenschiffe in das Ersatzzeitalter kommen. Ähnlich wie der Marineschiffbau hat auch die Schiffbau-Zulieferindustrie einen international hervorragenden Ruf und rangiert mit ihren Produkten hinter der japanischen auf Platz zwei. In der Meerestechnik ist eine wachsende internationale Nachfrage zu beobachten, weitere Impulse verspricht sich die Meerestechnik von staatlichen Forschungsfördermaßnahmen (BMBF, EU) (VSM 2000a, b). - Strategien der Unternehmen Angesichts des weltweiten Verdrängungswettbewerbes versuchen europäische und damit auch deutsche Werften sich in Nischen zu etablieren oder zu behaupten. Deshalb richten sie sich auf den Bau von Fähr- und Passagier-, Spezialschiffen (z. B. Marineschiffe) und das Anbieten von meerestechnologischen Erzeugnissen aus. Des Weiteren versuchen sie technische Innovationen (z. B. Schiffsrümpfe aus Kohlefasern) voranzutreiben und im Hochtechnologiebereich Fuß zu fassen bzw. ihre Position zu halten. Vielfach gehen sie diesbezüglich auch Kooperationen ein (VSM 2000a, b). Standortprofil Begrüßt wird die Fortführung des Wettbewerbshilfeprogramms durch Bund und Länder, sowie die politische Unterstützung der Bundesregierung im Zusammenhang mit den Staatsinterventionen in Korea. Kritisiert wird, dass sich die Lohnforderungen der Gewerkschaften nicht ausreichend am globalen Wettbewerb orientieren und daher die Beschäftigung gefährden. Negativ beurteilt wird weiter die Unsicherheit über die Abschreibungszeiten für Schiffe. Quelle: VSM 2000b A.14. Textil- und Bekleidungsindustrie - Kurzcharakteristik der Branche Kenndaten der Textil- und Bekleidungsindustrie In der Textilindustrie wurden im Jahre 1999 1230, in der Bekleidungsindustrie 779 71 Betriebe gezählt. Die Zahl der Beschäftigten lag im Jahre 2000 bei knapp 124.000 (Textilindustrie) bzw. 73.500 (Bekleidungsindustrie). Allein in der Textilindustrie gingen 1999 über 5000 Arbeitsplätze verloren. Insgesamt ist die Beschäftigung in der deutschen Textilindustrie in den letzten beiden Dekaden rückläufig (1980: ca. 300.000). Ein Großteil der Produkte der Textilindustrieunternehmen wird an die Bekleidungsindustrie geliefert (Anteil 45%), weitere Fertigungsbereiche sind Heimund Haus-textilien (30%) sowie „technische“ Textilien (25%), die von der Automobilindustrie, dem Baugewerbe und der Medizintechnik benötigt werden. Der Umsatz der Textilindustrie lag 1999 bei knapp 29,7 Mrd. DM, der Umsatz der Bekleidungsindustrie bei 21,5 Mrd. DM. Insgesamt wurden Textil- und Bekleidungswaren im Wert von 34,8 Mrd. DM exportiert. Quelle: Gesamttextil 2000 - aktuelle Entwicklungen Wie in einigen anderen Branchen auch, stagniert die Binnennachfrage nach Textilien, während die Nachfrage aus dem Ausland wächst. Ein besonders ausgeprägtes Wachstum ist jedoch nur bei den technischen Textilien zu erwarten. Insgesamt ist die Ausgangsposition der deutschen Textilindustrie als gut zu bezeichnen, zumal sie, abgesehen vom Bereich Bekleidung, die im internationalen Vergleich höchsten Marktanteile hält. In den Hauptabsatzmärkten der Textilindustrie in Westeuropa ist zur Zeit allenfalls ein moderates Wachstum, teilweise eine Stagnation zu erwarten. Wachstumsmärkte für Textilien sind u. a. Ostasien und Lateinamerika. - Strategien der Unternehmen Da die Wachstumsmärkte der Zukunft nicht im Hauptabsatzgebiet der Textilindustrie, also in Westeuropa liegen, verlagert die deutsche Textilindustrie zunehmend einen Teil ihrer Produktion in diese Wirtschaftsräume, um die dort gegebenen Marktchancen konsequent zu nutzen. Gleichzeitig profitieren die Unternehmen dadurch von dem dort geringeren Kostenniveau und sichern auf diese Weise den Erhalt ihrer Produktionsstandorte in Deutschland. Standortprofil Die Textilindustrie kritisiert ganz allgemein die deutschen Standortbedingungen, wobei in dieser Branche die nationalen Faktoren zunehmend in den Hintergrund treten und internationale Einflüsse immer wichtiger werden. Von großem Interesse ist vor allem die internationale Handelspolitik sowie die Öffnung der Märkte und der Abbau von Handelshemmnissen. Quelle: Gesamttextil 1999 72 Literatur Adam Opel AG, 2000, Geschäftsbericht, Internetseite: http://www.opel.de/company/annual/?mode=be_lage, Stand: 02.08.2000. Audi, 2000, Internetseite: http://www.audi.com/java/news/stage/aktuell/ct_news34_de.html, Stand: 31.10.2000. Aventis,1999, Innovativ, kooperativ, wettbewerbsfähig – our challenge is life, Hrsg. Dr. Friedmar Nusch. Aventis, 2000, Internetseite: http://www.pharma.aventis.de/, Stand: 01.08.2000. BASF AG, 2000, Geschäftsbericht 1999 unter: http://www.basf.de/basf/html/d/investor/gb99/mitarbeiter.htm, Stand: 01.08.2000. 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