Globalisierung oder Individualisierung durch das Internet

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Günther Lutterschmidt
Matr.Nr. 9956850
Allg.Soziologie
SS 2002
Globalisierung oder Individualisierung durch das Internet
Viele Menschen glauben, dass der durch das Internet ausgelöste Trend zur Isolierung und
Individualisierung führen könnte. Andere wiederum vermuten ein steigendes Freiheits- und
Demokratisierungspotential durch diesen Trend.
Auch ich stelle mir oft die Frage, ob das Internet eigentlich zu einer Vereinsamung oder
Isolation unserer Gesellschaft führt, oder ob dadurch mehr Kontakte zu anderen Menschen
ermöglicht werden können.
Darum möchte ich einige Punkte in meinem Refarat aufzeigen, ob das Internet zur Erosion
von sozialen Beziehungen führt, oder ob es im Gegenteil eine Plattform zur Herausbildung
neuer Gemeinschaftstendenzen mit sich bringt.
Vorweg möchte ich noch festhalten, dass ich den Begriff Globalisierung in diesem
Zusammenhang mit einer Art Vergemeinschaftung oder auch Vergesellschaftung
ansehe.
Der Begriff Individualisierung steht für Isolation oder Vereinsamung.
Führt das Internet zu einer Vereinsamung oder doch zu einer Vergemeinschaftun ?
Für eine Vergemeinschaftung spricht, dass meiner Ansicht nach ein sehr großer Kreis an
Kommunikationspartnern zu erreichen ist. So ist es auch möglich, dass man Kontakte nicht
nur im Inland mit Bekannten pflegen kann, sondern im Prinzip mit der ganzen Erde
kommunizieren könnte.
Zusätzlich glaube ich, dass der soziale Status im Internet eine untergeordnete Rolle spielt.
Im Internet ist man mehr oder weniger anonym
Dies hat den großen Vorteil, dass dadurch die Kommunikation für Menschen, die
möglicherweise Hemmungen beim Sprechen haben, erleichtert wird. (Schüchterne können
sich nicht versprechen, oder rot werden.)
Ein anderer wichtiger Punkt erscheint mir zu sein, dass Online-Kontakte haüfig den
Ausgangspunkt für Offline-Kontakte bilden. D.h. dass primär durch das Kommunizieren via
Internet neue konventionelle Bekanntschaften geschlossen werden.
Weiters bin ich überzeugt davon, dass Personen, die in regelmäßigen Abständen im Internet
kommunizieren (z.B. Artikel schreiben, Probleme schildern, soziale Kontakte knüpfen,...)
ebenfalls zur Förderung der Gemeinschaft beitragen.
Wenn z.B. ein User einen Artikel verfasst, diesen dann in einer Newsgroup anderen Usern
zum Lesen bereitstellt und danach per Mail Reaktionen erhält wobei er auf diese Mail wieder
zurückantwortet, übt ebenfalls soziale Kommunikation aus, wie zwei Menschen, die sich auf
der Straße über einen Zeitungsartikel unterhalten.
Aber auch Menschen, die unter Einsamkeitsstimmungen oder unter einer Art
Einsamkeitsphase leiden, können durch das Internet Kontakte aufbauen, und dadurch
möglicherweise wieder in die Gemeinschaft zurückfinden.
Gleichzeitig ist man durch das Internet zeitlich (E-Mail abschicken rund um die Uhr) und
örtlich (Aktienkursabfrage bei jedem PC mit Internet möglich) unabhängig und kann dadurch
um einiges leichter kommunizieren.
Nicht vergessen sollte man den relativ schnellen und auch günstigen Eintritt ins Internet, der
meiner Ansicht nach ebenfalls zur Gemeinschaftsförderung beitragen könnte.
Auch die Flexiblität im Internet ist ein wichtiges Argument das indirekt ebenfalls für eine
Vergemeinschaftung spricht. Man kann z.B. von mehreren Computern (Zuhause, Uni,...) die
eigenen E-Mails abschicken oder lesen.
Auf der anderen Seite könnte man jedoch sagen, dass das Internet gewisse
zwischenmenschliche Kontakte nicht erfüllen kann: Wenn es z.B. um die Anbahnung von
Liebesbeziehungen geht, wird dem „beiläufigen Kennen Lernen bei gemeinsamen
Aktivitäten“ immer noch die besten Chancen eingeräumt.
Wichtig ist auch, dass Chatrooms oder auch Newsgroups nur normale Treffpunkte im Internet
sind, die jedoch kein eigenständiges soziales System darstellen.
Aber auch sogenannte „Sexdienste“ können zur Individualisierung beitragen und die Zahl der
Singles anheben, weil eben diese Dienste den Leuten möglicherweise die Anlässe nehmen zu
denen sie sich kennenlernen können.
Ein weiterer wichtiger Punkt der gegen die Vergemeinschaftung spricht ist das Fernsehen
durch das Internet: Dadurch gehen Gemeinsamkeiten durch das Sehen der gleichen
Sendungen verloren und somit auch potentieller Gesprächsstoff mit Freunden, Bekannter oder
Kollegen verloren.
In diesem Zusammenhang muss man auch erwähnen, dass viele Internet-User, die früher in
der Gemeinschaft (Fußball, Kino, Jahrmarkt) vertreten waren, jetzt lieber zuhause sitzen und
alleine Internet-Surfen.
Zusammenfassend möchte ich sagen, dass meiner Ansicht nach eine Isolation durch die neuen
Möglichkeiten des Internets eher nicht stattfindet, da ein Großteil der konventionellen
Kontakte (Offline-Konakte) in persönliche Netzwerke eingebettet ist und diese ergänzt bzw
stabilisiert.
Ausserdem glaube ich, dass die Möglichkeit oder Option, die eigene Identität zu ändern, eher
selten genutzt wird. Chatrooms und Newsgroups bilden meiner Meinung nach einen lockeren
Treffpunkt und lose Netzwerke mit sehr vielen Anknüpfpunkten als eine wirkliche
Gemeinschaft.
Das leichte Aussteigen aus dem Internet (Exit-Option) sowie strukturelle Defizite der OnlineKommunikation machen meiner Ansicht nach eine virtuelle Vergemeinschaftung eher
unwahrscheinlich.
Was Kinder und Jugendliche in Verbindung mit Internet betrifft, hängt meiner Ansicht nach
oft von der zeitlichen Aufteilung zwischen der normalen Teilnahme an der Gemeinschaft und
der Zeit vor dem PC ab.
Die Eltern sollten schon relativ bald die Teilnahme an der konventionellen Gemeinschaft
fördern, (Sportverein, Pfadfinder,...) aber auch auf der anderen Seite versuchen, dass Kinder
und Jugendliche
das Internet effizient nützen. (E-Mail, Nachrichten lesen,
Informationsaustausch,...).
Durch dieses sinnvolle Gleichgewicht können die Eltern meiner Ansicht nach einerseits die
Vergemeinschaftung fördern, (für eine funktionierende Gesellschaft essentiell), und
andererseits durch den sinnvollen Einsatz des Internets z.B. für Wissenserweiterung, Vorteile
für das zukünftige Berufsleben setzen.
In wirtschaftlicher Hinsicht (Staat, Unternehmung) sollte man das Internet nur im weitesten
Sinn zwischen Isolierung oder Vergemeinschaftung vergleichen. Vielmehr bringt das Internet
in diesem Bereich sehr viele Vorteile mit sich.
Es ist ein Medium zur Effizienzsteigerung oder Optimierung der wirtschaftlichen Abläufe.
(Schnelle Informationen, Verkauf über Internet, Werbung im Internet, usw....). Durch dieses
Medium können Unternehmen effizienter wirtschaften, erhöhen dadurch das
Wirtschaftswachstum und sichern, bzw. steigern in weiterer Folge den Lebensstandard in
unserer Volkswirtschaft.
Abschließend möchte ich noch festhalten, dass es meiner Ansicht nach auf jeden Einzelen
darauf ankommt, ob er sich durch das Internet gegenüber der Gesellschaft isoliert oder ob
erdas Internet sinnvoll nützt und dadurch die konventionelle Gemeinschaft noch mehr
ausbaut.
Günther Lutterschmidt
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