Der Soldat und der Priester

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Der Soldat und der Priester
In dem Buch: Spuren im Licht, von Hans Georg Zambona, fand ich auf den Seiten 106 -107 folgende
Geschichte, die mich berührt hat. Die Geschichte erzähle ich sinngemäß folgend:
Halber, ein junger Mann, hatte sich mit Überzeugung dem fanatischen Wahn der Großdeutschen Reiches und
seines Führers unterworfen. Er wurde Anhänger jener Partei, die eine gewaltsame „Ordnung“ errichtete, die
kaltblütigste Greueltaten beging. Er war sicheren Glaubens, alles geschehe zum Wohl des Volkes, das Wahre
und Gute werde siegen, wenn die Feinde bezwungen und die große Idee alle Widersacher überwunden hat.
Als der Krieg ausbrach, folgte er als Soldat den Befehlen des Führers, beseelt von der Vorstellung, das
erhabene Ziel könne nur durch Gewalt erreicht werden. Jede gewonnene Schlacht bestätigte seine Zuversicht,
jedes Opfer stärkte seine Ergebenheit. Als er die Verwüstung fremder Länder erlebte, verdrängte er seine
Zweifel. Als er von der Zerstörung seiner Heimat erfuhr, gehorchte er trotz dem blindlings.
Auf dem Rückzug der Truppen traf er während einer Gefechtspause in einer ausgebrannten Kirche einen
Priester, der allein die Messe zelebrierte. Er handelte und sprach, als sei sie voll.
Halber redete ihn an. Nachdem dieser das letzte Amen gesprochen hatte, sagte er: „Wir müssen den Glauben
retten“. Halber nickte eifrig: „Den Glauben an das Wahre“! Darauf der Priester: „Was meinen Sie“? Halber
ungestüm, ohne zu überlegen: „Die Zukunft des Vaterlandes! Unseren Sieg!“ Der andere schwieg. Halber
beteuerte, es gebe jetzt nur ein Aufgabe, der alle dienen müssen. Als der Priester seufzte, fragte er ihm: „Sie
glauben mir nicht?“ „Ich glaube an Jesus Christus“, antwortete dieser. Da rief Halber: „Und wie viel Blut wurde
seinetwegen vergossen, wie viel Elend ist seinetwegen über die Welt gekommen?“ „Das war etwas anderes“
entgegnete der Priester. Halber: „Etwas anders? Aber Glaube ist doch Glaube, wie Liebe nur Liebe sein kann!
Denken Sie, dass es falschen und richtigen Glauben gibt, wahre und unechte Liebe?“ Er wies auf die Trümmer
ringsum: „Ihre Lehre hat ebenso viele Schmerzen, ebenso viele Tote gefordert wie unsere Idee! Ist da eine Idee
weniger groß als die andere? Gilt nicht allein die Größe oder Tiefe der Gefühle, der Gedanken“?
Der Priester legte Halber die Hände auf beide Schultern: „Gott segne Sie, mein Bruder. Auch das Irren des
Menschen ist Sein heiliges Werk“. Halber stöhnte: „Wer entscheidet über Irrtum und Wahrheit“?
Da setzte erneut der Beschuss der feindlichen Artillerie ein, beide duckten sich am Boden. Der Priester dachte:
„Nur die Gesinnung zeigt den Wert eines Menschen“. Halber überlegte: „Ich müsste sterben, wenn mein Glaube
unrecht wäre“.
Der Verfasser meinte zu dieser Geschichte: Ich deute sie als Vorbild menschlicher Würde. Es ist gleichgültig,
wen wir lieben, was wir glauben, wenn eine wahrhaft große Kraft uns erfüllt! Ob sie göttlich ist oder teuflisch
können wir niemals ermessen solange wir ihr unterliegen. Erst später, wenn uns ein Abstand trennt, gewinnen
wir Einsicht. Alle Weisheit wird aus Schmerzen geboren. Darum liebt Gott die Leidenden.
Diese Meinung gefällt mir. - Die Geschichte spricht von Gewalt, Wahrheit, Liebe.
1. Der Berliner Kardinal predigte in der Weingarter Basilika. Es verurteile Christenverfolgungen durch islamische
Fundamentalisten. Mit recht. Ich bin gegen jegliche Gewalt. Nur, warum verschweigt er die Gewalt im Namen
des „wahren“ christlichen Glaubens? Obrige Geschichte bestätigt meine Vermutung, dass die Kirche in 2000
Jahren etwa an so vielen Toten mitschuldig ist, wie es im letzten Krieg gab, durch Hexenverbrennungen, Tote
durch Kreuzzüge, Sklaverei, Ausrottung der „Roten“, beim Bau der riesigen Dome. Fundamentalistische
Moslems sind gewalttätig und gehen über Leichen. Ohne Gewalt der Christen, wären nicht ca. 33% der
Menschen Christen. Was ist das Mehr des Christentums gegenüber den Naturvölkern, die ihre Götter verehrten.
Ihr Glaube hat vielen das Leben gekostet, die sich nicht „bekehrt“ haben. Der Eingottglauben rechtfertigt nicht
einen Toten. Was die Liebe zur Schöpfung betrifft, können wir von ihnen lernen. - Hätte ich das während des
Studiums erkannt, hätte ich es abgebrochen. Die Kirchengeschichte ist deren Professoren ihr Spezialfach.
Täuschen sie sich wie Halber und meinen, dass jeweils gut war was geschah? Oder darf das Schlimme nicht
aufgedeckt und der Kirche zur Last gelegt werden, weil dadurch deren große Idee in Frage gestellt würde?
Schweigen sie, weil sie sonst aufhören müssten zu lehren und leben lieber mit doppeltem Gesicht? - Die Zeit
heilt nicht nur Wunden, sie fördert aus der Distanz auch Verschüttetes ans Tageslicht, und es wird geschwiegen
2. Für Halber war das kommende Großdeutsche Reich Wahrheit, die man nicht aus ihm hätte herausfoltern
können und dürfen. Jeder darf seine Wahrheit haben und niemand hat zu bestimmen, was für einen anderen die
Wahrheit ist, gleich, ob sie göttlich oder teuflisch zu sein scheint. Kein Mensch, keine Religion darf sagen, er/sie
habe d i e Wahrheit, da es sie hier nicht gibt. Religionsobere können sagen: Das ist die Wahrheit unserer
Religion, sie dürfen sie aber nicht fordern, auch nicht mit moralischer Gewalt. Grenzüberläufer können ja die
Religion verlassen oder ausgeschlossen werden. Die innere Stimme fordert Gehorsam, auch wenn außen
Gewalt herrscht. Die Wahrheit ist in allen Religionen und Menschen verstreut, nirgends ist sie ganz.
3. Zur Liebe gehört das Mitgefühl. Wo war es bei den Greueltaten des „rechten“ Glaubens wegen und etwa als
es um die Auseinandersetzung mit Luther ging, und heute mit: Hans Küng, Eugen Drewermann, Willigis Jäger
die Befreiungstheologen und Mystiker? Was ist gewichtiger: Macht und Rechthaben oder Liebe und Mitgefühl?
Die Kirche hat durch Ge- und Verbote, Menschen die ihr geglaubt haben, Lebensfreude genommen. Von der
Liebe gibt es in Materie/Raum/Zeit auch nur Teile, wie bei der Wahrheit, der Rest ist Ego, Täuschung, Lüge. In
den Religionen wird sich vieles verändern, ob deren Häupter das wollen oder nicht, weil es die Liebe gibt.
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