Predigt am 14.06.09 – 1. S.n.Tr. – in Oslo Aus Hebräer 6 (HFA) 11 Wir haben nur einen Wunsch: Jeder von euch soll mit diesem Eifer an der Hoffnung festhalten, dass sich einmal alles erfüllt, was Gott versprochen hat. Ja, haltet daran fest, bis ihr das Ziel erreicht! 12 Werdet in eurem Glauben nicht träge und gleichgültig, sondern folgt dem Beispiel der Christen, die durch ihr Vertrauen zum Herrn standhaft geblieben sind und alles erhalten werden, was Gott zugesagt hat. 14 (Gott) versprach Abraham: "Du kannst dich fest darauf verlassen: Ich will dich mit Segen überschütten, und du sollst viele Nachkommen haben."2 15 Abraham wartete geduldig; und schließlich ging in Erfüllung, was Gott ihm versprochen hatte. 18 Gottes Zusage und sein Eid ermutigen und stärken alle, die an der von Gott versprochenen Hoffnung festhalten. 19 Diese Hoffnung ist für uns ein sicherer und fester Anker 1. Unser Thema heißt: Festmachen. Und noch bevor wir dieses Thema formuliert haben, war ein Symbol da: ein Anker. Das hängt auch mit dem Lied zusammen, das wir nachher singen werden – und das Sabrina sehr mag: Anker der Zeit. Wie man ein Schiff mit einem Anker festmacht, so wollen wir Christen bei Gott festmachen, wollen fest werden im Glauben. Was Gott mit uns vor hat, was wir als Christen wollen, was wir in der Taufe feiern – das wollen wir heute mit diesem Wort und diesem Symbol zu verstehen suchen. 2. Was steckt in diesem Wort „festmachen“? Ich habe ein Wörterbuch befragt und es auf das Liedblatt gedruckt: fẹst•ma•chen (hat) [Vt] 1. etwas irgendwo festmachen bewirken, dass etwas irgendwo fest (3) bleibt ≈ befestigen, anbringen 2. (mit jemandem) etwas festmachen gespr ≈ vereinbaren, abmachen (2): mit dem Zahnarzt einen Termin festmachen; [Vi] 3. Naut ≈ anlegen (11) Ist es das, was mit dem Glauben geschehen kann? Dass wir etwas fest machen können? Dass wir etwas vereinbaren, abmachen? Dass wir anlegen wie mit einem Schiff – bei Gott? Fest: das kann ja auch ziemlich negativ klingen und abschrecken. Fest werden: Es kann sich etwas verfestigen, starr werden und unbeweglich. Fest machen: Man kann sich so festlegen, dass man für nichts anderes mehr offen ist. In unserer Zeit ist es vielleicht besonders verdächtig, wenn jemand fest werden will, fest machen will. Unsere Zeit ist in vielerlei Hinsicht davon geprägt, dass man sich nicht zu schnell festlegt. Dass man erst alles genau prüft. Man will ja nicht einfach auf das eine verzichten zugunsten des anderen. Losmachen – klingt fast besser, alle Fäden in der Hand haben, viele Möglichkeiten haben, Mehreres gleichzeitig tun. In der Aftenpostenbeilage von Freitag war ein Artikel zum Thema „Alt paa en gang“ alles auf einmal - über das sog. Multitasking – vieles gleichzeitig tun, damit man nichts verpasst, alles hinbekommt. Und das verändert uns, im Umgang mit der Medientechnik, in Beziehungen, in der Freizeitgestaltung. Unsere Gehirne werden verändert. Springen, zappen, hoppen, wählen – das macht etwas mit uns. Mit dem Nebeneffekt, dass man vieles bald gar nicht mehr erreicht, in seinem eigenen Leben bald gar nicht mehr gegenwärtig ist – das ist die Anfrage des Artikels. Was heißt da festmachen? Zuerst einmal gibt es ganz verschiedene Bedeutungen von „fest“. Es macht einen großen Unterschied, ob ein Gegenstand in einem Schraubstock festgeklemmt wird, keine Luft mehr bekommt - oder ob ein Baum fest im Boden verwurzelt ist. Die Bibel verwendet viele Bilder für das Feste: In Psalm 1 wird ein Baum beschrieben, der tief verwurzelt ist und dadurch Wasser auch in dürren Zeiten hat. So ist jemand, wenn er oder sie in Gottes Wort verwurzelt ist, es liest, murmelt und sich davon prägen lässt. Fest stehen kann man, wenn Gott einen auf festen Grund stellt. „Er zog mich aus der grausigen Grube, aus lauter Schmutz und Schlamm, und stellte meine Füße auf einen Fels, dass ich sicher treten kann“ – heißt es in Ps 40. Oder fest verbunden ist die Rebe am Weinstock. So sollt ihr mit mir verbunden sein, sagt Jesus. Ein anderes Bild für das Feste ist das Haus auf Fels: es steht fest und bietet dadurch Sicherheit, Raum zum Leben, Geborgenheit. „Fest“ heißt nicht nur „fixiert“, an einem Ort gehalten. Sondern widerstandsfähig, versorgt, lebensfähig, bereit fürs Leben. Festmachen. Das ist nicht erst heute ein Thema. Der Gebrauch all dieser Bilder zeigt es. Nicht erst heute gibt es Menschen, denen im Glauben Festigkeit fehlt. Christen, die an der Oberfläche leben. Die einfach nicht viel über den Glauben wissen, nachdenken, erfahren. Christen, die vieles einfach unbestimmt lassen. Sich nie ganz auf ihren Glauben verlassen. Die sich nicht die Zeit nehmen, in die Einzelheiten zu gehen, sich nicht ganz einer Sache verschreiben wollen. Das führt dann zu einem Glauben, der „irgendwie“ glaubt, ohne groß Auskünfte geben zu können, an was und warum. Ein Glaube, der wackelt, nicht trägt, wenn es darauf ankommt. An mehreren Stellen der Bibel werden Christen beschrieben, die hin- und herschwanken, sich treiben lassen, am Ziel vorbei treiben. 3. Der Hebräerbrief geht darauf besonders ein. Wenn man die Bibel einmal durchscannt nach dem Begriff „fest“ oder eine Konkordanz benutzt, dann fällt einem auf, dass der Hebräerbrief für das Wachsen im Glauben oft Ausdrücke mit dem Wort „fest“ benutzt. 3 Beispiele Hebr. 10,23 festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung. 11,1 Der Glaube ist eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. 13,9 es ist ein köstlich Ding, dass das das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade Es gibt bei Glaubenden einen offensichtlichen Bedarf am „Festmachen“. Einen Abschnitt aus Hebr. 6 möchte ich lesen. Es ist auch die eine Stelle, wo in der Bibel das „Festmachen“ mit dem Bild vom Anker verbunden wird. Die Überschrift: Festhalten an der Verheißung. Textlesung – Hoffnung für alle. Diese Trias „Glaube-Liebe-Hoffnung“ prägt ganze Abschnitte der Bibel, auch Hebr. 6. Abraham wird als Beispiel vorgestellt für einen, der festgemacht hat, der fest geglaubt hat, was Gott ihm versprach. So wird oft ganz elementar zusammengefasst, was das Leben als Christ bedeutet: „Geh, mach dich auf die Reise in ein Land, das ich dir zeigen werde“ hatte Gott ihm gesagt. Und: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein – für die ganze Welt“. Und Abraham glaubte, machte sich durch manche Fragen und Zweifel hindurch an dieser Verheißung fest. Dieses Vorbild des Abraham soll uns ermutigen. 18 Gottes Zusage und sein Eid ermutigen und stärken alle, die an der von Gott versprochenen Hoffnung festhalten. 19 Diese Hoffnung ist für uns ein sicherer und fester Anker Von dieser Bibelstelle her kommt das Symbol Anker auf, ein altes christliches Symbol, schon im 3. Jh. auf christlichen Gräbern zu finden. Ein Zeichen für das Festhalten an der Hoffnung, das Festmachen. 4. Symbol Anker “Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, am größten jedoch unter ihnen ist die Liebe.” (Paulus, 1 Kor 13,13) 5. Es gibt Glaube, Liebe, Hoffnung – daran kann man fest machen. In dem Lied von Albert Frey, das wir gleich singen werden, wird Glaube, Liebe, Hoffnung aufgenommen. Da heißt es: Es gibt bedingungslose Liebe, die alles trägt und nie vergeht. Es gibt unerschütterliche Hoffnung, die jeden Test der Zeit besteht. Es gibt Gewissheit unseres Glaubens, auch wenn wir manches nicht verstehn. Das ist ein Fundament, auf dem man gut stehen und leben und sich bewegen kann. Wenn man anfängt, sich mit diesen Worten zu beschäftigen: Liebe/ Hoffnung/ Glaube - dann merkt man bald, dass es eine Art Geschenke sind. Keine Tugenden, mit denen man sich aufschwingen könnte zu einem Christen. Auf dem Liedblatt habe ich 2 Abbildungen von einem Anker. Interessanterweise in Kombination mit 2 anderen Zeichen. „Nicht darin steht die Liebe, dass wir Gott lieben, sondern, dass er uns geliebt hat und uns seinen Sohn gesandt hat“ – sagt uns der 1. Johannesbrief. Das ist das erste. Und von seiner Liebe nimmt unsere die Kraft. Das eine Bild zeigt ein Schmuckstück, das andere ein T-Shirt-Motiv. Als Tätowierung gibt es das übrigens auch. wird dir vergeben, was du vor ihm aussprichst und damit loswirst. Er sagt: du bist mir recht. Ich liebe dich. Dass er uns festmacht durch seine Gnade. Die Hoffnung ist wie ein Anker. Man kann sie festmachen. Kreuz , Herz und Anker sind Zeichen für Glaube, Liebe, Hoffnung. Sich an Glaube, Liebe, Hoffnung zu halten bedeutet, dass er uns hält. Hoffnung macht er uns, weil er mit uns redet, uns seine Verheißungen nahe bringt, uns hoffen lässt. Und Glaube ist ein Vertrauen, zu dem er uns lockt und anreizt, das er uns möglich macht und schenkt. 6. Ihr beide, Sabrina und Conny, macht heute etwas fest, indem ihr euch taufen lasst. Die Taufe ist ein Neuanfang, ein Aufbruch, aber bei euch auch eine Station einer längeren Entwicklung Ihr wollt das fest halten: Es gibt bedingungslose Liebe, unerschütterliche Hoffnung, Glaube, der gewiss ist. Das gibt es bei Gott. Das bietet er an. Und ihr sagt heute: Daran möchte ich mich festhalten. Da möchte ich meine Wurzeln wachsen lassen, tief hinein. Die Taufe ist Gottes Geschenk, ein Zeichen, eine Handlung, die er uns gegeben hat. Seine Art, bei uns „festzumachen“. 7. Es gibt aber auch für uns, die wir schon getauft sind noch andere Möglichkeiten außer der Taufe, den Glauben, die Hoffnung, das Vertrauen in Gott fest zu machen. Da möchte ich noch einmal auf die so genannten Verheißungen zurückkommen, von denen der Hebräerbrief spricht. Die „von Gott versprochene Hoffnung“. Verheißungen, die wir nicht aus dem Auge verlieren sollen, sondern ernst nehmen und fest daran glauben. Seine Verheißungen für uns sind dieselben wie die für Abraham: ich will die segnen, die mir vertrauen, die meine Wege gehen. Und sie sollen ein Segen sein. Da ist die Verheißung von Vergebung: nichts, was du falsch machst, kann bleibend zwischen dir und Gott stehen. Gott Da ist die Verheißung seines Geist, das Versprechen: Ihr werdet die Kraft des Hl. Geistes bekommen, der auf euch kommen wird. Gott sagt: ich will Früchte in dir wachsen lassen. Was du selber nicht hinbekommst, wird geschehen. Ich begabe dich für andere. Da ist die Verheißung seiner Gegenwart: Ich will da sein: mit meiner Nähe, meiner Kraft, meiner Hilfe. Allein schon in diesen 3 Bereichen gibt es so unendlich viel Stoff, fest zu machen. Darauf darf ich fest vertrauen, damit rechnen und leben. Mit ihm etwas festmachen kann auch heißen, einen Termin mit ihm zu machen – noch wichtiger und besser als beim Zahnarzt. Zeiten festmachen, vielleicht jetzt in der kommenden Urlaubszeit. Etwas vereinbaren, mit ihm ins Gespräch kommen über seine Pläne. Vielleicht auch im Gespräch mit einem Seelsorger etwas neu fest machen. Sich neue Schritte vornehmen und gehen. Manchmal lernen wir das „Fest bei ihm bleiben“ auch durch schwere Zeiten. Albert Frey redet in dem Lied vom „Test der Zeit“. Da reift ein neuer Vertrauensschritt heran, weil es nicht mehr anders geht. Er ist unsere Gewissheit, auch wenn wir nicht alles verstehen. Er ist unser Licht, auch wenn wir nicht alles sehen. „Er ist das Zentrum der Geschichte, er ist der Anker in der Zeit. Er ist der Ursprung allen Lebens und unser Ziel in Ewigkeit.“ Amen.