„… damit ihr Hoffnung habt.“ 6. Sonntag der Osterzeit C, 2010 Epheser 4,3-6 Evangelium: Joh. Liebe Schwestern und Brüder, 1. vielleicht haben Sie ein wenig geschmunzelt, als Sie diese Bilder auf Ihrem Platz gesehen haben. Sie sind der Karikaturenausstellung „Ach du lieber Gott – Karikaturen zu Ökumene und Kirche“ entnommen. Ich finde diese Karikaturen köstlich, denn sie laden zum Schmunzeln ein. Schließlich sind sie ein Beleg dafür: Kirche kann sich heute selbst kritischer sehen und hinterfragen lassen. 2. Die eine Karikatur von Werner Tiki Küstenmacher zeigt ein Schiff „Ecclesia“ mit dem Titel: „Möchte bloß wissen, was den alten Kahn noch über Wasser hält.“ Antwort geben kann jeder von uns auf je verschiedene Weise in Wort und Tat. „Damit ihr Hoffnung habt“, unter diesem Motto steht der 2. Ökumenische Kirchentag in München. Die Hoffnung ist es, die uns verbindet und uns über Wasser hält, dass wir unseren Weg nicht alleine zu gehen brauchen, sondern, dass Gott mit uns geht, dass er hinter unserem Lebensweg steht, dass er uns Zukunft gibt. Jedoch: Hoffnung und Vertrauen sind nicht einfach selbstverständlich da; sie fliegen uns nicht einfach zu. In der 3. Klasse haben wir in der vergangenen Woche anhand des Judentums und der jeweiligen Feste erkannt: Hoffnung und Vertrauen erwachsen aus der Erinnerung: Die Israeliten sollen sich nach dem Auszug aus Ägypten immer wieder daran erinnern, gerade wenn der Weg ungewiss ist, wie segensreich und gut Gott an ihnen gehandelt hat. Die Erinnerung, dass es Gott gibt, dass er Ursprung und Ziel ist, ist die eine Seite der Medaille; die andere ist die Erfahrung, die Menschen vor uns mit Gott gemacht haben. Heute sind diese gemachten Erfahrungen unserer Vorfahren, Mütter und Väter, denen wir großen Dank schulden, eine Einladung an uns, mit Gott selbst Erfahrungen zu machen. Die Tauf-, Erstkommunion- und Firmvorbereitung möchte in besonderer Weise junge Menschen einladen und anleiten, gewissenhaft auch auf das eigene Leben zu schauen, auch die kleinen Dinge des Lebens anzuschauen, damit gesehen wird, wo Gott im Leben vorkommt. Ich bete immer wieder darum, dass viele Menschen unserer Gemeinden – zumindest punktuell und für eine bestimmte Zeit - einen großen Schatz von Erfahrungen des Vertrauen und der Hoffnung für ihr Leben sammeln können. 3. Das Bild „Möchte bloß wissen, was den alten Kahn noch über Wasser hält“ zeigt einen katholischen und evangelischen Bischof vereint auf dem einen Schiff. IM Epheserbrief steht: „Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens: Ein Leib und ein Geist, wie auch ihr berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen.“ (Epheser 4,3-6). Das gemeinsame ökumenische Handeln dieser zwei Amtspersonen auf dem einen Schiff darf nicht als Hobby zweier Menschen verstanden werden, die sich zufällig gut verstehen und als gebildete Theologen ihre Theorien austauschen. Es gehört zum Kerngeschäft jeder Gemeinde, sich des gemeinsamen Fundaments zu erinnern, den Gott des Lebens zu feiern und daraus zu leben: die Taufe und die Bibel. Ich bin sehr froh, dass vielen Menschen die Ökumene – auch aufgrund vieler konfessionsverbindender Ehen – ein Herzensanliegen ist: Ökumenische Gottesdienste und Seniorentreffen, die wechselseitige, unkomplizierte Nutzung von Pfarrheimen, gemeinsame Dienstbesprechungen von Hauptamtlichen beider Kirchen, und vieles mehr schenken Hoffnung und Zuversicht, dass wir uns trotz noch bestehender theologischer Unterschiede und trotz der noch nicht erreichten sichtbaren Kirchengemeinschaft – uns schon jetzt als Leib Christi, Brüder und Schwestern im Glauben an Christus verstehen und in die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft segensreich hineinwirken. 4. Das Bild auf der Rückseite spricht wohl vielen Menschen aus der Seele, die voll Sehnsucht und Hoffnung den Weg der Einheit gehen wollen, denen es aber zu langsam geht: Beide Vertreter der Kirchen sind zu sehen mit Dreieck, Lineal und Zirkel. Fußspuren sind zu sehen, die an den beiden vorbei gehen und scheinbar andere, neue oder fremde Wege gehen. Fachleute sagen, dass in den letzten 50 Jahren mehr in der Ökumene geschehen ist als in den 400 Jahren seit dem 16. Jahrhundert insgesamt. Gotthold Ephraim Lessing hat einmal sinngemäß so gesagt: „Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht noch immer geschwinder, als jener, der ohne Ziel umherirrt oder in der Eile sein Ziel verfehlt.“ (Gotthold Ephraim Lessing) 5. „Damit ihr Hoffnung habt.“ Am kommenden Freitag und Samstag werde ich zum ökumenischen Kirchentag fahren und die Stimmung mit nach Hause nehmen und ihnen in den nächsten Wochen darüber berichten. Mögen heute morgen die Zeichnungen ein Ansporn sein, um bei vielen Gelegenheiten über Ökumene zu reden, ohne den Humor zu verlieren: „Denn der Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt.“ Amen.