Die Aktion Arbeitsscheu Reich im Amt Ammerland Im Mittelpunkt meiner Tonspur soll das Schicksal zweier Besenbinder aus dem Ammerland stehen. Florenz von Römer und Jacob Hollwedel, festgenommen im Rahmen der Juniaktion der Aktion „Arbeitsscheu Reich“. Gerade einmal zwei Wochen verbrachten sie in Vorbeugehaft, bevor sie am 28. Juni ins Konzentrationslager Sachsenhausen überstellt wurden. Erstaunlich erscheint bei der Lektüre der Akten, dass die beiden überhaupt aufgegriffen wurden. Nur wenige Tage zuvor hatten nämlich sämtliche Gendarmen des Amtes Ammerland erklärt, keine Personen ausfindig machen zu können, die für die Vorbeugehaft in Frage kämen. Die Kriminalpolizeistelle Wilhelmshaven reagierte darauf ungehalten. Es könne doch wohl nicht sein, selbst bei großzügiger Auslegung niemanden zu finden, auf den die Kriterien zuträfen! Eine erneute Überprüfung sei deshalb unbedingt notwenig. Der Appell zeigt Wirkung. Nur wenige Tage später wurden von Römer und Hollwedel in Rastede aufgegriffen. In meiner Tonspur möchte ich anhand des Falls von Römer/Hollwedel den Ablauf der Aktion „Arbeitsscheu Reich“ darstellen. Die beiden, die als wandernde Handwerker ohne festen Wohnsitz durch den Raum Ammerland zogen, passten geradezu perfekt in die Zielgruppe der Festnahmeaktion. Ich plane die persönlichen Fallakten der beiden den offiziellen Dokumenten gegenüber zu stellen, aber auch den Briefwechsel zwischen Wilhelmshaven und Westerstede einzubinden, in dem massiv auf die Festnahme gedrängt wurde. Hiermit möchte ich zeigen, dass im Rahmen der Aktion um jeden Preis ein bestimmtes Kontingent an „Asozialen“ festgenommen werden sollte. Die offiziellen Dokumente der Kriminalpolizeistelle Wilhelmshaven geben hierfür die Vorgabe von mindestens 100 arbeitsfähigen Männern. Anhand der Forschungsliteratur will ich außerdem versuchen die Gründe für die Aktion zu thematisieren. Ging es um die Rekrutierung von Arbeitskräften für den Vierjahresplan, diente die Aktion der Abschreckung der üblichen Bevölkerung oder der Reinheit der Volksgemeinschaft? Hier bin ich mir allerdings noch nicht sicher, in welchem Umfang ich auf diesen Bereich eingehen werde. Bei der Aufnahme werde ich als Sprecherin aus dem Off agieren und hier sowohl die historische Kontextualisierung vornehmen, als auch durch die Chronologie der Akten leiten. Die Akten selbst werden auszugsweise von zusätzlichen Stimmen eingesprochen. Hierbei übernimmt ein Sprecher die Akten aus Wilhelmshaven, ein weiterer die Akten aus Westerstede.