VL 09 Marc S. Granovetter - „The Strengh of weak Ties“ Analyse der sozialen Netzwerke im Mikro/Makro Schema Schwäche der „gegenwärtigen“ Soziologie: ● keine überzeugende Verbindung von Mikro zur Makro Struktur Mikroebene Makroebene „data and theory offers ideas about what transpires within the confines of small groups“ „insight in social mobility, community organisation political structure“ Über schwache Beziehungen wird die Mikroebene in die Makroebene integriert → Analyse der Prozesse im interpersonellen Netzwerk nützlich „Stärke“ einer Verbindung: Kombination von aufgewandter Zeit, emotionaler Tiefe, Intimität und Gegenseitigkeit einer Beziehung Person A,B Personenset: C,D,E ● Je stärker die Beziehung AB, je größer die Anzahl der Menschen, mit denen sie gemeinsam verbunden sind → resultiert u.a. aus der längeren, gemeinsam verbrachten Zeit Mikromodell nach Granovetter: Verbotene Triade A hat eine ebenso starke Verbindung zu B zu einem dritten Akteur C. Die beiden Akteure B und C haben keine Beziehung → nicht vorhandene, abwesende Beziehung = „verbotene Triade“ Vorhandensein der verbotenen Triade in Realität unwahrscheinlich → i.d.R. Existiert (irgendeine) Beziehung: → wenn CB keine Beziehung haben, könnte starke Verbindung zu A eine generieren (erinnert sei hier auch an Homan: Je regelmäßiger Personen agieren, je stärker positve Gefühle) Beziehung CB hängt von AB und AC ab BSP: A - B = 60% der Zeit A - C = 40% der Zeit → A, B,C haben 24% der Zeit gemeinsam verbracht ● wenn AC und AB stark verbunden, steigt auch Wahrscheinlichkeit auf Ähnlichkeit (durch A) → gegenseitige Sympathie wahrscheinlich Zeit + Ähnlichkeit bedeutende Faktoren → bei Verbindung AC und AB auch BC Verbindung präsent Brücken der Netzwerke: Brücke: einzige Verbindung im Netzwerk zwischen 2 Punkten → in der Praxis einziger Weg, den Information fließen kann Brücken keine starke Verbindung! → Brücken sind schwache Verbindungen lokale Brücke: kürzeste Verbindung zwischen 2 Punkten AUSGENOMMEN sich selbst! (vgl. S 1365 2a/2b) lokale Brücke ist im Netzwerk signifikanter (häufiger kürzere Pfade) → erkennbar an Grad (^n) ; n>2 lokale (schwache) Brücken erreichen größere Zahl an Leuten (Diffusion)+ größere Distanzüberwindung (Gegenbeispiel: Gerüchte in einer fragmentierten Gruppe: Nur gegenseitiges „immer-wiedererzählen“ → keine Brücken werden überquert → weniger Informationsfluss) Hypothesen in der Empirie kaum prüfbar (personelle Kontakte schwer messbar) Unterscheidung in: zentrale Individuen: heben sich von Personen am Rande ab marginale Individuen: eher zu Behauptung bereit → „early innovaters“ marginal (übernehmen Neuerungen schneller) Bsp: Textilfabrik: von Ansteckungswelle überschwemmt mehr und mehr Arbeiter wurden krank Überprüfung: standen alle im engen Kontakt zueinander jedoch: aller ersten „first adopters“ Patienten waren sozial isolierte(marginal) → erst danach Übergreifen auf eher sozial integrierte Personen Theorem: ● Individuen mit (vielen) schwachen Beziehungen optimal, um „Innovation zu verbreiten“(ist jedoch spekulativ) „Small world“ Experiment nach Milgram: Startperson (zufällig gewählt) A soll Brief an ihr i.d.R. unbekannte) Zielperson Z weiterleiten Bedingung: Brief nur an persönlich Bekannten weitergeben Erfolgsquote bis zu 30% kurze Pfade (2-10) Überwiegender Teil der Intermediäre keine engen Freunde oder Verwandte → sind also eher schwache Verbindungen Signifikanz: individuell / Community: Existenz „loose knit“ bzw. „close knit“ Netzwerke (weitmaschig vs. engmaschig) Frage: nur Personen des Netzwerkes interessant, die direkten Kontakt haben, oder auch „Freunde der Freunde“ (Granovetter empfiehlt einzelne Betrachtung) Starke + schwache Beziehungen OHNE Brückenfunktion Brücken Arbeitsmarktstudie Granovetter: persönliche Beziehungen bei Arbeitsplatzsuche: Befragung nach Anzahl des Sehens der Kontaktperson → Indikator für Stärke der Beziehungen Annahme: starke Verbindungen sind zur Hilfe motiviert schwache Beziehungen verfügen über größere Netzwerkweite (mehr Information) Ergebnis: Häufung der erfolgreichen Fälle bei schwacher Beziehung (Vorrang Struktur vor Motivation) → in meisten Fällen „Kontakt“ nur geringfügig in momentanen Netzwerk vorhanden (bspw. Alte Schul- bzw. Arbeitskollegen) Granovetter untersuchte auch Länge der Verbindung: Annahme: In der Praxis lange Pfade (falsch!) größte Gruppe: 1 Intermediär; zweitgrößte Gruppe: direkter Kontakt zum zukünftigen Arbeitgeber Mikroebene: schwache Beziehungen machen eigenes Fortkommen möglich Makroebene: s.B. Erzeugen sozialen Zusammenhalt Weak Ties und Community Organisation: Problemfrage: Warum können sich manche Communities für gemeinsame Ziele erfolgreich organisieren, andere jedoch nicht? Beispiel: Arbeiterviertel „West-End“/Bosten → Stadterneuerungsplan → keine Initiative der Einwohner→ Viertel konnte nicht erhalten werden Erklärungsversuch Herbert J. Gans über Sozialstruktur: Lower Class + Working Class hätten weniger Vertrauen in „Führungsfiguren“ weniger Erfahrung in Gestaltung von effektiven Organisationen Erklärungsversuch Granovetter: Netzwerke werden untersucht (S. 1345ff.) West End: hauptsächlich Kontakte innerhalb der Familien → externe Verbindungen weniger wichtig wenig Mitgliedschaften in Organisationen → weniger Brücken Arbeit außerhalb des Viertels → kaum Konatkt über Arbeit → das Fehlen Brücken führt zu starker Fragmentierung der Gesellschaft → Planen für gemeinsames Ziel schwer möglich! Erfolgreiches Gegenbeispiel: Charlestown/Boston → Viertel konnte erhalten werden (reiches, organisiertes Leben; Arbeit vornehmlich innerhalb des Gebiets) mögliches Theorem könnte lauten: Je mehr lokale Brücken mit höheren Graden vorhanden sind, desto geschlossener ist Gesamtnetzwerk → gemeinsames agieren einfacher Mikro/Makro Netzwerkmodelle: (ist etwas unklar!!!) Interpersonelle Netzwerkmodell weniger für Einsatz innerhalb von „facetoface“ -Netzen eher zu Verbindung von verschiedenen „small scale levels“ untereinander bzw. mit größeren, gestaltlosen Netzwerken → schwache Beziehungen besser für Verbindung von unterschiedlichen (kleinen) Gruppen geeignet Interpersonelle Verbindungen tendieren zur Transitivität (S. 1376) P wählt O → O wählt X (Transitiv) → Wahrscheinlichkeit der Wahl (PO bzw. OX) ist... ...groß, wenn beide Beziehungen stark sind ...klein, wenn beide klein sind ...dazwischen, wenn je eine stark bzw. schwach ist → Transitivität als Funktion der Stärke von Beziehungen für transitive Logik muss Gruppe klein sein, sodass die Personen jeweils übereinander Bescheid wissen (für Entscheidungsfindung) Conclusion: Persönliches Erleben der Individuen eng verbunden mit „larger scale aspects“ der Sozialstruktur Es entstehen in der Theorie einige Paradoxon: schwache Bindungen: mehr Netzwerkkommunikation vs. Generierung von Entfremdung starke Bindungen: lokale Verwurzelung vs. Fragmentierung außerdem Anmerkung Granovetters: Gehalt der Beziehung wurde vollständig ignoriert (z.B negativer Gehalt)