Mt. Nicholas Mission P.O.Box 212 5160 MTHATHA, E. C. South Africa Email: [email protected] Dienstag, 21. Dezember 2010 Am 1. Dezember war World Aids Day. Aber unsere Diözese hat diesen Tag auf Samstag, den 4. Dezember, verlegt, damit recht viele Leute an dem reichhaltigen Programm teilnehmen konnten. Ein Marsch in den Strassen von Mthahta wurde veranstaltet. Der Bischof hatte eine Messe in der Kathedrale und eine lange Predigt. Damit sollte öffentlich dokumentiert werden, dass die katholische Kirche die Sorge der Regierung mitträgt, aber nicht mit der Methode übereinstimmt, wie diese Epidemie bekämpft werden soll. Aids ist ein Thema, das immer einen beträchtlichen Platz einnimmt in unseren Versammlungen, sei es der Diözesan Pastoral Rat, Priesterrat, Versammlungen auf Dekanats oder Pfarrebene. Die Regierung meint, dieses Problem eindämmen zu können, indem sie Unmengen von Geld und Kondome zur Verfügung stellt. Aber wie die Statistiken zeigen, nützt das allein nicht viel. Es geht um eine verantwortungsvolle Einstellung zur Sexualität. Und die kann nicht erzwungen werden. Manchmal möchte man resignierend mit dem Sprichwort antworten: „Wer nicht hören will, muss fühlen“. Das aber würde heißen, die Hoffnung aufgeben und die Menschen mit ihrem Schicksal allein lassen. Unser Bischof hat als Wahlspruch gewählt: „to care and to work“. Viele Bischöfe wählen als Leitspruch einen Satz aus der Bibel. Diese beiden Worte übersetzen auf ganz simple Weise, worauf es ihm Glauben ankommt: Sorge zu tragen, Verantwortung zu übernehmen und Hand anzulegen. Auf Diözesanebene sind zwei Frauen angestellt worden, die alle Pfarreien besuchen, um Erwachsene und Jugendliche über dieses Problem aufzuklären. Jede Pfarre soll ein Aidskommittee haben und auch auf jeder Aussenstation soll eine Gruppe von Leuten sich der Aidsinfizierten und der betroffenen Familien annehmen. Was können sie tun? Die Jugendlichen zu ermutigen, einen Aidstest zu machen, ihnen Hoffnung geben, wenn der Test positiv ist, es ist nicht das Ende des Lebens, sie beraten, wie sie von der Regierung finanzielle Hilfe bekommen können, ihnen zu zeigen, wo sie antiretroviral Medikamente bekommen können und sie motivieren, dass sie die Medikamente täglich einnehmen, sie beraten über vitaminreiche Ernaehrung, infizierte Menschen zu Gruppen zusammenführen, wo sie sich gegenseitig unterstützen. Am 4. Dezember in Mthahta bestand auch die Möglichkeit, einen Aidstest machen zu lassen. Der Bischof und die Priester gingen mit gutem Beispiel voran. Die Regierung hat auch eine große Aidstest Aktion gestartet. Bis Mitte 2011 sollen 15 Millionen getestet werden. Es gibt einen Spruch, der heißt: „Gottes Mühlen mahlen langsam, aber fein“. Das kann man von der Justiz in Süd Afrika nicht sagen. Langsam Ja, aber viel zu langsam. In Englisch gibt es einen anderen Spruch: justice delayed is justice denied (Rechtssprechung verzögert heißt so viel wie Rechtssprechung verneint). Es geht um den Prozess um den Mord an P. Ernst Ploechl. Es dauerte über ein Jahr bis der erste Termin festgelegt wurde. Der wurde aufgeschoben, so auch der zweite. Das Verbrechen soll nun im November 2011 zur Verhandlung kommen. Das heißt, fast zweieinhalb Jahre nach dem Mord. Ich habe den österreichischen Ehrenkonsul in Durban angerufen und gebeten, er soll diese Sache der oesterr. Regierung mitteilen in der Hoffnung, dass die oesterr. Regierung wenigstens ihr Befremden über diese Verzögerung anmeldet. Er aber meint: Ja keinen Druck ausüben, ja keine Einmischung von außen, das könnte sich negativ auf das Verfahren auswirken. Dem gegenüber ist folgendes zu sagen: Anfangs November hat es einen „tragischen“ Mordfall in Kapstadt gegeben. Ein junges Ehepaar aus England, zwei Wochen verheiratet, wollte seine Flitterwochen in SA verbringen. Drei Tage nach der Ankunft wurden sie auf einer Rundfahrt durch eine schwarze Vorstadt nachts überfallen. Der Mann und der Fahrer wurden unverletzt aus dem Auto geworfen. Die junge Frau hat man am nächsten Tag erschossen aufgefunden. Grosse Aufregung, Schock und Mitleid mit dem jungen Mann. Der gute Name Südafrikas stand auf dem Spiel. Bald aber stellte es sich heraus, dass der junge Mann bezahlte Mörder für 15.000.Rand angeworben hat, um seine Frau zu beseitigen. Jetzt drängt SA darauf, dass der Mann so schnell wie möglich, vielleicht schon im Januar 2011 nach SA ausgeliefert wird. Der Verbrecher soll so schnell wie möglich verurteilt werden, damit die Welt sieht wie gut die Justiz in SA arbeitet, damit der gute Name wieder hergestellt wird. Die allgemeine Meinung in SA ist, dass es hier zwei Formen von Gerechtigkeit gibt: eine für die Parteimitglieder des regierenden ANC und die Reichen und eine andere für das gewöhnliche Volk.Es gibt buchstäblich Hunderte von Schwerverbrechern, die schon über zwei Jahre in Untersuchungshaft sind. Unser Bischof ist heuer schon dreimal ausgeflogen um zu „Fischen“. Einmal nach Indien, dann nach Uganda und kürzlich in die Demokratische Republik von Kongo. Er braucht Priester für seine Diözese. Es ist zwar nicht so schlimm wie in Europa, aber auch hier gibt es Priestermangel. Hoffentlich sind ihm im Kongo einige „ins Netz“ gegangen. Ich stelle meine zweite Pfarre Port St. John’s gerne zur Verfügung. Ich bin jetzt fast ein volles Jahr in diesen beiden Pfarreien. Hier in Libode, Mt. Nicholas, wo ich die meiste Zeit bin, war ich viel beschäftigt mit Renovierungen der Gebäude auf der Hauptstation und den Kirchen auf den Aussenstationen. Wenn lange Zeit nichts gemacht wird, kosten die Arbeiten umso mehr. Es wird auch in der ersten Hälfte des neuen Jahres so weitergehen. Dieser Brief wird erst nach Weihnachten in Europa landen. Doch geht mein Weihnachtswunsch jetzt schon auf die Reise. Das auessere Geschehen von Weihnachten wird in der Bibel umschrieben mit Stern, Stall, Kind, Hirten … Die innere Wirklichkeit von Weihnachten wird erklärt mit Licht, Freude, Hoffnung, Friede … Das wünsche ich für Weihnachten und das neue Jahr 1011. Herzliche Grüsse P. Winfried Egler CMM