Weltmission - Mund-Hand-Werk

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Weltmissionssonntag01 (Den Glauben leben)
Liebe Mitchristen!
Ein gläubiger Moslem war nach Mekka gewallfahrtet, hatte die vorgeschriebenen Waschungen vorgenommen, stundenlang sein Gebet
verrichtet, aber nichts sprach ihn an, er blieb innerlich leer. In seiner inneren Not ging er zu einem Gelehrten. Dieser fragte ihn: "Wie bist
du nach Mekka gekommen?" Der Pilger antwortete: "Mit dem Flugzeug!" Darauf der Gelehrte: "Dann mußt du noch warten, denn deine
Seele kommt zu Fuß nach!"
Diese Erzählung paßt sicherlich recht gut zum heutigen Weltmissionssonntag, der unter dem Motto steht: "den Glauben leben". Wir alle,
die wir hier versammelt sind, bezeichnen uns selbst als Christen, als gläubige Christen. Aber geht es uns nicht auch oft so wie dem
gläubigen Mohammedaner in der Geschichte? Hat unser Glaube eigentlich eine Seele oder ist er nicht vielmehr eine Sache, die wir in
irgendeinem Schrank verstauen? Und wenn wir ihn zu bestimmten Zeiten hervorholen wollen, stellen wir dann nicht zumeist fest, daß wir
ihn verlegt oder gar vergessen haben?
"Glauben heißt nichts wissen!", sagt ein Sprichwort und ein anderes - gegensätzliches - meint: "Der Glaube kann Berge versetzen!"
Eigentlich müßte unser Glaubensbegriff einheitlich und eindeutig sein und über jeglichen Zweifel erhaben. Wir glauben an Gott, der
seinen Sohn Jesus Christus in die Welt gesandt hat. Dieser Jesus hat selbst als Mensch gelebt, von ihm haben wir unseren Namen als
Christen. Dieser Jesus war es, der uns in seine eigene Beziehung zu Gott hineingenommen hat. Er hat uns gelehrt Gott als liebenden
Vater zu sehen und ihn auch so anzusprechen: "Vater unser". Dies ist unser Glaube, dem wir alle seit der Taufe verpflichtet sind, den wir
in der Firmung erneuert haben und in jedem Gottesdienst durch das Glaubensbekenntnis bestätigen und bekräftigen.
Gott, unser Vater - die Folge davon ist, daß wir Christen seine Kinder und weiter, daß wir untereinander Schwestern und Brüder sind.
Dies gilt nicht nur für unsere Gemeinde: alle Christen auf der ganzen Welt bilden eine Familie von Schwestern und Brüdern im Sinne
Jesu.
In einer Familie trägt jeder Verantwortung für den anderen, jeder hilft dem anderen, jeder unterstützt und beschützt den anderen. In dem
Maß, in welchem wir Christen untereinander umgehen, zeigen wir der Welt, daß Gott unser aller Vater ist, dann verkünden wir selbst die
Frohe Botschaft Jesu von der Liebe Gottes, die die Liebe der Menschen untereinander bewirkt.
Ein überzeugter Atheist und Marxist hat einmal gesagt: "Ob es Gott gibt, ob Christus gelebt hat, das ist für uns nicht die Frage; wir
wollen wissen: wo sind denn die Christen und was tun die Christen?" Freilich erscheint diese Frage keineswegs unberechtigt, wenn wir
nicht bereit sind unseren Glauben mit Leben zu füllen, mit jenem Leben, welches uns die jungen Kirchen in Afrika und Asien beispielhaft
vor Augen führen.
Die Christen in diesen Erdteilen sind bereit viele Anstrengungen und Strapazen auf sich zu nehmen um das Wort Gottes zu hören, um
von Jesus und seiner Botschaft mehr zu wissen. Wer Christ werden will, der muß eine 4jährige Lehr- und Erprobungszeit absolvieren bis
er getauft werden kann. Diese lange Zeit nehmen die Menschen auf sich, weil sie in der christlichen Botschaft etwas Lebendiges und
Befreiendes erfahren. Und diese Menschen tragen die Botschaft Jesu nicht nur in ihrem Herzen, sondern auch auf ihren Lippen. Sie
sind bereit für ihre Überzeugung, für ihren Glauben erhebliche Widerstände auf sich zu nehmen: Verachtung, Gefängnis, Folter - ja sie
sind sogar bereit für ihren Glauben zu sterben!
Der frühchristliche Schriftsteller Tertullian schreib einmal: "Das Blut der Märtyrer ist der Same für neue Christen!" Dieser Satz hat bis
heute nichts von seiner Gültigkeit verloren. Der Glaube an den gekreuzigten und auferstandenen Christus, dieser wahrhaft gelebte
Glaube, läßt die Kirchen der 3.Welt immer weiter wachsen. Es existiert ein Glaubensbild, wir wir es von der Apostelgeschichte her
kennen: opferbereit, dynamisch, überzeugend, anziehend und lebendig!
Christliche Mission, und darum geht es ja heute, besteht nicht - wie irrtümlich oft angenommen wird - in einseitigem Geben. Sie
beinhaltet vielmehr ein gegenseitiges Schenken und Empfangen. Lebendiger Glaube, dieses Bild führen uns die Christen in Afrika und
Asien vor Augen. Dieser Glaube kann doch nur ein Vorbild für uns alle sein; er ist ein Geschenk an uns, das wir annehmen sollten um
aus unserer festgefahrenen und starren Glaubenshaltung ausbrechen zu können. "Der Glaube ist nicht etwas, was ich gelegentlich
aufziehe, wie eine Puppe", heißt es im Text einer Rockgruppe, "ohne Leben gibt es keinen Glauben, ohne Glauben aber auch kein
Leben!"
Sind wir bereit dieses Geschenk eines gelebten und lebendigen Glaubens als Geschenk anzunehmen, so sollen, ja müssen wir ebenso
bereit sein für das Empfangene etwas zu geben. Da wir in einer Wohlstandsgesellschaft leben, kann unsere Gabe eigentlich nur die
Form einer Geldspende haben. Natürlich, es geht wieder an den Geldbeutel, wird so mancher von uns denken, aber: läßt sich hier
eigentlich ein Vergleich finden: lebendiger Glaube - totes Geld?
Die Christen der 3.Welt brauchen materielle Unterstützung zum Aufbau von Missionsstationen, Schulen, für die Ausbildung neuer
Priester und Laienkatecheten - wir aber, wir brauchen dringend ihr Vorbild im Glauben.
Amen
Predigtszene für den Weltmissionssonntag
Einleitung:
S1: Es war einmal ein schöner Sonntagmorgen. Wie jeden Sonntag um diese Zeit machen sie sich fertig um zum Gottesdienst zu
kommen: Vater, Mutter und die Kinder!
Szene 1:
S2: Geh weida, viertl hots scho gleit, wir miassn fahrn
S3: I kimm ja eh scho. Host as Geld fürn Pfarrer scho eingschteckt?
S2: i Hob unsa Fuchzgal scho dabei
S3: Du wart amoi. Heit miasma scho a Mark eiwerfa!
S2: Ja wieso denn des?
S3: Da is doch im letztn Pfarrbriaf gestandn, daß heit a Sonntag fürd Mission is und da miaßt ma scho a weng mehr hergebn.
S2: Mission - Sonntag der Mission?
Sezene 2:
S2: Vorurteil, wos hoaßt da Vorurteil. Host es glesn letzte Wocha in da Zeidung.
S3: Ja, wenn ma hoit owei wissat wo des Geld hikimmt. Da hört ma ja scho so manches.
S2: Wos moanst, was alloa de Verwaltung kost. I mecht gar net wissn, wievuil da hänga bleibt.
S3: Und des wos no übrig bleibt, mit dem baun se de Reichn in Afrika ernane Paläste.
S2: Oder kafan se Flugzeig und Panzer.
S3: Und de des brauchan kriegn nix!
S2: Solln doch de Reichn zerst selba was toa für erna Land!
Szene 3:
S2: Mir hams ja! 300 Milliarden Schulden!
S3: Und de Arbeitslosen wern oiwei mehr!
S2: D'Rentn san a nimma gsichart.
S3: S'Kindageld und Schülerbeihilfe wert kürzt.
S2: Aber Entwicklungshilfe a no zoin!
S3: Mia hams ja!
Szene 4:
S2: Eigentlich hoda scho recht. Wenn ma de Buitln im fernsehn so segt, da gehts uns fei bei uns scho no ganz guat
S3: I woas ned, da sammelns und sammelns - Misereor, Adveniat und heit Missio und wias sonst no olle hoaßn - und nix geht weida da!
S2: Ja im Gegenteil - owei mehr Arme werns!
S3: I moa hoid, des ganze, des is a Faßl ohne Bodn!
S2: Nur a Tropfen aufn hoaßn Stoa.
Schluß:
S1: Es war einmal ein Weltmissionssonntag, da wurde viel geredet....
Weltmissionssonntag03
Liebe Mitchristen!
"Weltmission", das ist nicht nur ein großes Wort, sondern in seiner handlungsorientierten Konsequenz auch eine äußerst schwierige
Aufgabe. Wir alle tun uns schwer unsere diesbezüglich widersprüchlichen Gedanken zu ordnen. Denn wir kennen die Situation der
ärmsten Länder dieser Erde bestenfalls vom Hörensagen, aus Fernsehberichten, Zeitungsartikeln, Zeitschriften und Büchern. Sicher
gewinnen wir da-durch einen gewissen Überblick. Aus eigenem Erleben heraus aber haben logischerweise die wenigsten von uns
Erfahrungen vorzuweisen. Unser Bild ist und bleibt daher lückenhaft. Wir sehen nur die Spitze des Eisberges und wissen, dass der
größte Teil unseren Augen verborgen ist. Doch die Spitze allein kann uns oft schon den Mut nehmen. Unsere Hilfe empfinden wir selbst
meist als den berühmten Tropfen auf den heißen Stein.
Gegen all diese Hoffnungslosigkeit, gegen alle Resignation feiern wir heute zusammen mit allen Christen auf dem weiten Erdkreis den
Weltmissionssonntag als einen Fels der Hoffnung und des Aufbruchs in eine neue, bessere Zukunft für alle Menschen. Er will uns
Anstoß sein unsere Bemühungen nicht in Frage zu stellen, sondern vielmehr mit den Herausforderungen zu wachsen und schlußendlich
an ihnen zu reifen.
Liebe Mitchristen. Vor einigen Tagen hatte ich die vielleicht einmalige Gelegenheit mit Menschen zusammenzutreffen, die die
Wirklichkeit in der sog.3.und 4.Welt dauerhaft spüren, weil sie in diesen Ländern aufgewachsen sind, dort leben, ar-beiten und die
Probleme vor Ort daher genau kennen. In Erfahrungsberichten, Referaten und Diskussionen versuchten sie uns Teilnehmern eine
ergänzende und erweiterte Sicht von Mission und Entwicklung aufzuzeigen.
Stellvertretend für die vielen möchte ich gerne einige Gedanken von Bischof Patrick Auguste Kalilombe aus Malawi wiedergeben.
Malawi ist ein kleines Land im Herzen Afrikas und zählt zu den 15 ärmsten Staaten dieser Erde. Das Bruttosozialprodukt beträgt pro
Kopf gerade einmal 230 Dollar im Jahr. Über 50% der Bevölkerung müssen aber mit unter 40 Dollar jährlich auskom-men. Selbst in
einem Land wie Malawi ein Ding der Unmöglichkeit.
Armut, so führte der Bischof aus, ist kein Geburtsfehler, sondern einzig und allein die Folge einer teilweise jahrhundertelangen
weltweiten Entwicklung. Und diese Entwicklung lautet: Die Reichen und Mächtigen machen die Regeln, die Armen und Schwachen
bleiben auf der Strecke und werden zu ohnmächtigen Opfern. Im Gegensatz zu manch anderen Ländern, bemüht sich die Regierung
von Malawi die Situation vor al-lem auch für die Armen zu verbessern. Sie wirtschaftet nicht hauptsächlich in die eigene Tasche,
sondern hat sich den Kampf gegen die Armut als oberstes Ziel auf die Fahnen geschrieben. Und die Erfolge geben ihr Recht: In den
letzten 10 Jahren stieg das Wirtschaftswachstum von 0,7% auf 7,8%. Und genau hier tritt ein Widerspruch in sich selbst auf: Die Armen
im Lande haben von diesem Boom keinerlei Vorteile. Malawi nämlich wird beherrscht von internationalen Konzernen, die über das
notwendige Know-How und die entsprechenden Produktionsmittel verfügen. Sie bestimmen die Programme und haben die Fäden in der
Hand. Die Regierung selbst ist in einem Interessenskonflikt: Möchte sie ihre Programme zugunsten der eigenen Bevölkerung
intensivieren, ziehen sich die Konzerne zurück und wandern ab. Die Fol-gen wären verherrend: Das Elend würde sich noch weiter
vergrößern, denn die Arbeitslosigkeit würde noch weiter zunehmen, die Auslandsschulden des Landes ab-solut unüberschaubar
werden.
Doch es gibt Hoffnung, wie Bischof Kalilombe ausdrücklich betonte und diese Hoffnung trägt den Namen Kirche. Dem Evangelium
verpflichtet, ist sie der wahre Anwalt der Außenseiter und Armen. Hier gibt es keine Interessenskonflikte, auch nicht zwischen den
unterschiedlichen Konfessionen. In ökumenischer Eintracht sind sie sich ihrer Verantwortung bewußt und arbeiten direkt in den Dörfern
und Elendsquartieren der Städte mit den Betroffenen zusammen. Probleme werden praktisch und zweckmäßig angegangen: Schulen
und Ausbildungsstätten sind so entstanden und heben den Bildungsstand; Krankenstationen verbessern die Hygiene und den
allgemeinen Gesundheitszustand der Bevölkerung; Schwierigkeiten aller Art - von der Geburtenkontrolle bis hin zu Ackerbaumethoden hat sich die Kirche angenommen und versucht sie mit Aufklärung und Hand anlegen aus der Welt zu schaffen. Moderne Missionsarbeit
nennt der Bischof diese Tätigkeit und sieht sie in direktem Zusammenhang mit dem Verhalten Jesu, der gesagt hat: Nicht die Gesunden
brauchen den Arzt, sondern die Kranken! Und wenn nur einem dieser Kranken dadurch geholfen werden kann, ist dies ein Erfolg!
So hat die Kirche in Malawi einen ungeheuren Aufschwung genommen, da sich die Menschen angenommen fühlen und in ihren Sorgen
und Problemen weit besser verstanden als bei jeglicher staatlichen Maßnahme.
Das schwerwiegenste aller Probleme aber kann auch die Kirche nicht lösen: Die Verschuldung des Staates gegenüber ausländischen
Kreditgebern ist so hoch, dass sich auf absehbare Zeit keinerlei Verbesserung der allgemeinen Situation einstellen kann. Deshalb
fordert die Kirche schon seit langem einen umfassenden Schuldenerlaß, der zum einen die Abhängigkeit des Staates gegenüber dem
Ausland und den ausländischen Konzernen auf ein erträgliches Maß reduziert, zum anderen die Handlungsfähigkeit des Staates
gegenüber der Not der eigenen Bevölkerung ungeheuer verbessern würde. Nachdrücklich setzte sich Bischof Kalilombe deshalb für
diesen Weg ein. Auch wenn er in den reichen Ländern nur schwer zu vermitteln sei, -so sei es doch der Weg der Gerechtigkeit, des
Friedens und der wahren Nächstenliebe unter den Christen und Menschen guten Willens aller Nationen.
Liebe Mitchristen. Wenn wir den heutigen Weltmissionssonntag begehen unter dem Motto: "Und vergib uns unsere Schulden", so sollten
wir versuchen unser Denken zu erweitern, unsere eigenen Schwierigkeiten beiseite zu legen und uns auf das Wesentliche zu
konzentrieren. Wir wollen in all unserm Tun Erfolge sehen, wir wollen vorankommen und etwas zum Guten verändern. Unser
Engagement für die Armen und Notleidenden der Welt ist kein Tropfen auf den heißen Stein; jede Hilfe - und sei sie noch so klein erfüllt ihren Zweck; jedes Gebet verstärkt unser Verständnis und gibt uns Kraft das Richtige zu tun. Und mögen wir den Schuldenerlaß
für die ärmsten Länder dieser Erde auch für den berühmten Biß in den sauren Apfel halten: Beißen wir trotzdem mit gutem Appetit
hinein, denn er weckt die Lebensgeister und macht uns hell wach. Und was könnten wir uns als Christen in der Nachfolge Christi
besseres wünschen als hell wach zu sein für die Sorgen und Probleme unserer Mit-menschen. Gott wird es uns vergelten.
Amen.
Weltmissionssonntag04 (ein Kalenderblatt für jeden)
Liebe Mitchristen!
Menschen, die sich in der Umgebung Jesu befinden, versprechen sich viel von seiner Nähe. Sie wissen sich geborgen und verstanden,
sie sind froh und voller Hoffnung. Situationen, die ihrer Meinung nach diese schöne Ordnung stören, machen sie ärgerlich, ja sogar
rabiat. Eine solche Situation stellt auch der blinde Bartimäus für seine Umgebung im heutigen Evangelium dar.
Ein Blinder ist arm darn, Blindheit macht abhängig und Bartimäus ist darüber zum Bettler geworden. Doch keinerlei Widerstand gegen
seine Person kann ihn davon abhalten Jesus anzurufen. Er hat nichts zu verlieren und ruft immer lauter: Jesus, Sohn Davids, erbarme
dich meiner! Jesus hört ihn und in diesem Moment tritt alles in den Hintergrund. Jesus kümmert sich nicht um die Meinung seiner
Umgebung, für ihn ist jetzt dieser eine Mensch der Mittelpunkt, diesem einen gilt sein ganzes Interesse und seine ganze
Aufmerksamkeit. Jesu Art der Zuwendung wird so zu einem Lehrbeispiel für alle Anwesenden.
2000 Jahre später müssen auch wir uns von Jesus belehren lassen,daß eigentlich wir die Blinden sind. Wir sehen zwar viel, können
oder wollen aber nur wenig begreifen.
Bloße Mitläufer sind noch lange keine Nachfolger Christi, noch lange keine echten Christen. Sie übersehen nämlich allzu leicht, daß sich
Jesus längst anderen zugewandt hat. Nicht selten gar jenen, die wir normalerweise bewußt oder unbewußt unbeachtet lassen und für
die wir weder Platz noch Zeit haben, weder in unserem Herzen noch wenn es darum geht konkrete Hilfe zu leisten. Der heutige Sonntag
der Weltmission will uns daher dazu anregen die Augen zu öffnen für derjenigen, die mit uns und mit Christus Jesus unterwegs sind.
Aus einigen wenigen Jüngern ist heute Weltkirche geworden. Auf allen Kontinenten hat der Glaube an Gott und seinen Sohn vielen
Menschen die Augen geöffnet. Ihr Vertrauen in Christus, ihre Begeisterung für und in der Kirche und vor allem ihre Bereitschaft, sich
aktiv für diese Botschaft einzusetzen, beschämen uns oft. Auch um dieser Menschen willen feiern wir den Weltmissionssonntag. Sie
brauchen uns, unser Engagement, unsere Mitsorge und unsere ganz konkrete materielle Hilfe. Sich hierbei jedoch in der Position des
Stärkeren und Überlegenen zu wähnen und die anderen zu bloßen Almosenempfängern zu degradieren steht uns in keinster Weise zu.
Denn wir brauchen auch sie, soll unser Glaube und unser Christentum nicht in der Woge unseres Wohlstandsdenkens ersticken. Wir
brauchen sie: ihr Zeugnis für den Glauben unter oft bedrohlichen, ja lebensgefährlichen Situationen wie etwa in China, in Vietnam oder
im Sudan; wir brauchen ihre Lebensfreude in einer weiter anwachsenden Kirche in weiten Teilen Afrikas und Asiens und wir brauchen
ihre beispielhafte Bereitschaft sich für die Botschaft Jesu einzusetzen.
Obwohl selbst bitterarm, teilen sie das Wenige, das sie haben, teilen sich mit und sind untereinander solidarisch: sie wissen gerade in
der Krise Gott in ihrer Mitte, den sie nie aus den Augen verloren haben und der ihnen immer wieder Halt, Stütze und Kraft ist.
Liebe Mitchristen, "aus den Augen - aus dem Sinn" - diese kurzen Worte beschreiben - leider - sehr trefflich unsere oftmalige
Glaubenssituation. Es genügt einfach nicht, wenn wir uns mit einer vielleicht sogar etwas größeren Spende dieser lästigen
Missionsangelegenheit entledigen, wenn wir uns auf diese Art und Weise aus diesem Teil unserer Glaubensverantwortung stehlen und
uns loszukaufen versuchen.
"Die Sehnsucht Gottes ist der Mensch!", schreibt der hl.Augustinus. Der Mensch ist also das Ziel der Liebe Gottes , die unter uns aber
erst dann Gestalt annehmen kann, wenn wir selbst in der Lage sind Liebe geben zu können. Die Menschen in der 3.Welt brauchen vor
allem unsere Solidarität und unser wirklich ernsthaftes Bemühen sie und ihre Situation verstehen zu wollen. Wie ein Netz überzieht der
Glaube an Jesus Christus unsere ganze Erde. Für ihn sind alle Menschen gleich, es gibt keine Geringeren, wie das Beispiel des
Bartimäus zeigt. Wenn uns heute zig-Millionen Menschen anrufen: erbarmt euch unser - wie können wir da eiskalt nur unser eigenes
Wohl im Auge behalten? Ist nicht jeder auf jeden angewiesen? Sind die Notzeiten unseres eigenen Volkes schon so sehr in
Vergessenheit geraten, daß wir kein Verständnis mehr für die Not anderer aufbringen können? Ist unser Glaube schon so zur Routine
geworden, daß es uns egal ist, ob das Christentum weiter wachsen kann oder nicht?
Liebe Mitchristen, Solidarität beginnt bei mir selbst, in meinem eigenen Herzen. Und sie entwickelt sich fort aber das Denken zum
Handeln.
Eine Möglichkeit diese unsere Solidarität mit den jungen Kirchen wachsen zu lassen, bietet sich beim heutigen Gottesdienst; er wäre ein
guter Anfang. Jeder von uns hat, als er zum Gottesdienst gekommen ist, ein Kalenderblatt bekommen; jeder von uns ein eigenes
Datum, einen eigenen Tag. Ich möchte uns alle auffordern an diesem jeweiligen Tag einmal ganz besonders an die 3.Welt zu denken:
dies könnte geschehen durch ein Gebet, dessen Kraft wir nicht unterschätzen sollten; dies könnte dadurch geschehen, daß es an
diesem Tag wirklich nur sehr einfache und sparsame Speisen gibt - sozusagen ein Solidaritätsfasttag für die Armen der Welt; dies
könnte auch geschehen, indem ich mir vornehme: das Geld, welches in an diesem Tag verdiene, das spende ich als meinen speziellen,
ureigenen Beitrag für ein menschenwürdiges, christlich fundiertes Dasein gegen die Not der Welt. Einen Anfang können wir schon heute
machen, wenn wir die Waren aus den Ländern der 3.Welt, wie sie die Jugend nach diesem Gottesdienst zum Verkauf anbietet, nicht
unbeachtet lassen, sondern unser Interesse zeigen und mit unserem Kauf zu einer Verbesserung beitragen.
Auf diese Art und Weise kann Solidarität entstehen und wachsen; Solidarität, die sich nicht in leeren Formeln und Worten erschöpft,
sondern von der ich und mein Nächster etwas merken. Der Weltmissionssonntag darf kein einzelner Tag im Jahr sein, den ich abhake
und als erledigt betrachte, wenn es vorüber ist. Die Not der Welt und der jungen Kirchen fordert uns das ganze Jahr und sie fordert uns
in unserer Ganzheit.
Sie sollen nicht umsonst rufen - wir werden uns ihrer erbarmen.
Amen
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