30.Sonntag im Jahreskreis/B/Evangelium (Weltmissionssonntag) Liebe Mitchristen! Menschen, die sich in der Umgebung Jesu befinden, versprechen sich viel von seiner Nähe. Sie wissen sich geborgen und verstanden, sie sind froh und voller Hoffnung. Situationen, die ihrer Meinung nach diese schöne Ordnung stören, machen sie ärgerlich, ja sogar rabiat. Eine solche Situation stellt auch der blinde Bartimäus für seine Umgebung im heutigen Evangelium dar. Ein Blinder ist arm darn, Blindheit macht abhängig und Bartimäus ist darüber zum Bettler geworden. Doch keinerlei Widerstand gegen seine Person kann ihn davon abhalten Jesus anzurufen. Er hat nichts zu verlieren und ruft immer lauter: Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner! Jesus hört ihn und in diesem Moment tritt alles in den Hintergrund. Jesus kümmert sich nicht um die Meinung seiner Umgebung, für ihn ist jetzt dieser eine Mensch der Mittelpunkt, diesem einen gilt sein ganzes Interesse und seine ganze Aufmerksamkeit. Jesu Art der Zuwendung wird so zu einem Lehrbeispiel für alle Anwesenden. 2000 Jahre später müssen auch wir uns von Jesus belehren lassen,daß eigentlich wir die Blinden sind. Wir sehen zwar viel, können oder wollen aber nur wenig begreifen. Bloße Mitläufer sind noch lange keine Nachfolger Christi, noch lange keine echten Christen. Sie übersehen nämlich allzu leicht, daß sich Jesus längst anderen zugewandt hat. Nicht selten gar jenen, die wir normalerweise bewußt oder unbewußt unbeachtet lassen und für die wir weder Platz noch Zeit haben, weder in unserem Herzen noch wenn es darum geht konkrete Hilfe zu leisten. Der heutige Sonntag der Weltmission will uns daher dazu anregen die Augen zu öffnen für derjenigen, die mit uns und mit Christus Jesus unterwegs sind. Aus einigen wenigen Jüngern ist heute Weltkirche geworden. Auf allen Kontinenten hat der Glaube an Gott und seinen Sohn vielen Menschen die Augen geöffnet. Ihr Vertrauen in Christus, ihre Begeisterung für und in der Kirche und vor allem ihre Bereitschaft, sich aktiv für diese Botschaft einzusetzen, beschämen uns oft. Auch um dieser Menschen willen feiern wir den Weltmissionssonntag. Sie brauchen uns, unser Engagement, unsere Mitsorge und unsere ganz konkrete materielle Hilfe. Sich hierbei jedoch in der Position des Stärkeren und Überlegenen zu wähnen und die anderen zu bloßen Almosenempfängern zu degradieren steht uns in keinster Weise zu. Denn wir brauchen auch sie, soll unser Glaube und unser Christentum nicht in der Woge unseres Wohlstandsdenkens ersticken. Wir brauchen sie: ihr Zeugnis für den Glauben unter oft bedrohlichen, ja lebensgefährlichen Situationen wie etwa in China, in Vietnam oder im Sudan; wir brauchen ihre Lebensfreude in einer weiter anwachsenden Kirche in weiten Teilen Afrikas und Asiens und wir brauchen ihre beispielhafte Bereitschaft sich für die Botschaft Jesu einzusetzen. Obwohl selbst bitterarm, teilen sie das Wenige, das sie haben, teilen sich mit und sind untereinander solidarisch: sie wissen gerade in der Krise Gott in ihrer Mitte, den sie nie aus den Augen verloren haben und der ihnen immer wieder Halt, Stütze und Kraft ist. Liebe Mitchristen, "aus den Augen - aus dem Sinn" - diese kurzen Worte beschreiben - leider - sehr trefflich unsere oftmalige Glaubenssituation. Es genügt einfach nicht, wenn wir uns mit einer vielleicht sogar etwas größeren Spende dieser lästigen Missionsangelegenheit entledigen, wenn wir uns auf diese Art und Weise aus diesem Teil unserer Glaubensverantwortung stehlen und uns loszukaufen versuchen. !Die Sehnsucht Gottes ist der Mensch!", schreibt der hl.Augustinus. Der Mensch ist also das Ziel der Liebe Gottes , die unter uns aber erst dann Gestalt annehmen kann, wenn wir selbst in der Lage sind Liebe geben zu können. Die Menschen in der 3.Welt brauchen vor allem unsere Solidarität und unser wirklich ernsthaftes Bemühen sie und ihre Situation verstehen zu wollen. Wie ein Netz überzieht der Glaube an Jesus Christus unsere ganze Erde. Für ihn sind alle Menschen gleich, es gibt keine Geringeren, wie das Beispiel des Bartimäus zeigt. Wenn uns heute zig-Millionen Menschen anrufen: erbarmt euch unser - wie können wir da eiskalt nur unser eigenes Wohl im Auge behalten? Ist nicht jeder auf jeden angewisen? Sind die Notzeiten unseres eigenen Volkes schon so sehr in Vergessenheit geraten, daß wir kein Verständnis mehr für die Not anderer aufbringen können? Ist unser Glaube schon so zur Routine geworden, daß es uns egal ist, ob das Christentum weiter wachsen kann oder nicht? Liebe Mitchristen, Solidarität beginnt bei mir selbst, in meinem eigenen Herzen. Und sie entwickelt sich fort aber das Denken zum Handeln. Eine Möglichkeit diese unsere Solidarität mit den jungen Kirchen wachsen zu lassen, bietet sich beim heutigen Gottesdienst; er wäre ein guter Anfang. Jeder von uns hat, als er zum Gottesdienst gekommen ist, ein Kalenderblatt bekommen; jeder von uns ein eigenes Datum, einen eigenen Tag. Ich möchte uns alle auffordern an diesem jeweiligen Tag einmal ganz besonders an die 3.Welt zu denken: dies könnte geschehen durch ein Gebet, dessen Kraft wir nicht unterschätzen sollten; dies könnte dadurch geschehen, daß es an diesem Tag wirklich nur sehr einfache und sparsame Speisen gibt - sozusagen ein Solidaritätsfasttag für die Armen der Welt; dies könnte auch geschehen, indem ich mir vornehme: das Geld, welches in an diesem Tag verdiene, das spende ich als meinen speziellen, ureigenen Beitrag für ein menschenwürdiges, christlich fundiertes Dasein gegen die Not der Welt. Einen Anfang können wir schon heute machen, wenn wir die Waren aus den Ländern der 3.Welt, wie sie die Jugend nach diesem Gottesdienst zum Verkauf anbietet, nicht unbeachtet lassen, sondern unser Interesse zeigen und mit unserem Kauf zu einer Verbesserung beitragen. Auf diese Art und Weise kann Solidarität entstehen und wachsen; Solidarität, die sich nicht in leeren Formeln und Worten erschöpft, sondern von der ich und mein Nächster etwas merken. Der Weltmissionssonntag darf kein einzelner Tag im Jahr sein, den ich abhake und als erledigt betrachte, wenn es vorüber ist. Die Not der Welt und der jungen Kirchen fordert uns das ganze Jahr und sie fordert uns in unserer Ganzheit. Sie sollen nicht umsonst rufen - wir werden uns ihrer erbarmen. Amen 30.Sonntag im Jahreskreis/B/Evangelium, 1.Lesung Liebe Mitchristen! Fragt man Menschen nach dem, was ihnen wichtig ist, so nimmt in der Reihenfolge der Antworten einen nicht unbedeutenden Platz die Aussage ein: eine Heimat haben, einen Platz haben, an dem man sich wohlfühlt, wo man Geborgenheit spüren darf, Vertrauen zu seinen Mitmenschen, Harmonie, Zufriedenheit und Angenommensein. Vor für allem ältere Leute, die die Kriegswirren und die Vertreibungen noch am eigenen Leib verspürt haben, ist Heimat das wichtigste Gut. Solche Menschen können auch am besten nachfühlen was es heißt keine Heimat zu haben, von Gott und der Welt verlassen zu sein, sich in einer feindlichen Atmosphäre behaupten zu müssen. Auch junge Menschen erkennen diese Werte an, vielleicht auf Grund der Tatsache, daß Millionen von Menschen auf dieser Erde das Schicksal der Heimatlosigkeit erleiden - entwurzelt irren sie herum auf der Suche nach einer neuen Heimat, auf der Suche nach Schutz. Seit dem Beginn der Menschheitsgeschichte werden solche Situationen immer wieder erwähnt und beschrieben. Wie gut ist es da auch einmal einen Text zu finden, der tröstende Worte findet. Worte, die aufbauend und liebevoll sind, die ernst nehmen und Zuversicht schenken. Jeremia, einer der großen Propheten des AT hat solche Worte gesprochen. Es sind die Worte Gottes, die er dem Volk Israel sagt, als es verzweifelt und hoffnungslos in der assyrischen Gefangenschaft dahinvegetiert. Und eben dieselben Worte beziehen die Juden auch in späteren Jahren auf die jeweilige Situation, um darin Kraft und Mut zu schöpfen und an eine bessere Zukunft zu glauben. Was für die Menschen des Alten Bundes wichtig war, hat bis heute nichts von seiner Aussagekraft verloren. Denn auch wir heutigen Menschen haben diese Worte nötig! Sicher haben wir - oberflächlich betrachtet unsere Heimat nicht verloren. Wir leben in relativ gesicherten Verhältnissen und doch macht sich bei uns immer mehr Unsicherheit breit. Unsicherheit, weil wir den Umbruch spüren, der sich dort breitmacht, wo wir Christen zuallererst Heimat haben: in unserer Kirche! Kirche und Christen haben über viele Jahrzehnte in festen Formen und Traditionen verharrt. Man hat sich eingerichtet und ist davon ausgegangen, daß alles immer so weitergeht. Aber die Zeit bleibt nicht stehen, auch nicht vor der Kirche! Neuerungen waren und sind dringend nötig, will die Kirche auch in Zukunft Heimat des Menschen sein; will sie der Platz sein, wo wir uns wohl fühlt können und geborgen sind in der Liebe Gottes. Gott bleibt nicht stehen. Gott ist ein lebendiger Gott. Gott ist Dynamik und unser Verhältnis zu ihm - und damit auch zur Kirche - ist gekennzeichnet von Umbruch, Verunsicherung und der Suche nach Neuanfängen. Das hat Auswirkungen: die einen kehren Glauben und Kirche den Rücken; die anderen trauern der Vergangenheit nach und klammern sich krampfhaft am Traditionellen fest. Einige suchen ihr Heil vermehrt in Sekten. Wieder andere aber begreifen diesen Umbruch als Chance neue Möglichkeiten zu suchen einen lebendigen Glauben zu finden. Sie halten wachsam Ausschau nach neuen Anfängen und Aufbrüchen, nach Spuren der Hoffnung und der Zuversicht. Sie begrüßen die klareren Formen in der Liturgie, die Möglichkeit sich vermehrt auch in dieser Beziehung zu engagieren. Sie begrüßen es, wenn sich die Theologie mehr und mehr an der harten Wirklichkeit orientiert ohne deshalb der Welt nach dem Mund zu reden. Erfahrungen und Meinungen prallen aufeinander und wer sie aufmerksam verfolgt, der darf erfreut feststellen, daß die Kirche bemüht ist eine Kirche des Dialogs zu werden. D.h. nun keinesfalls, daß jeder sein eigenes Süppchen kochen kann, wohl aber ergibt sich die Chance wegzukommen von einem "genormten" Glauben, wie er früher üblich war, hin zu einem eigenständigen, selbstverantworteten Glauben. Und über diesen Glauben kann ich sprechen, denn er ist nicht mehr Privatsache, sondern für uns alle von wichtigem allgemeinem Interesse. Liebe Mitchristen, beim Glauben geht es nicht um eine Sache, es geht vielmehr ausschließlich um unser Verhältnis zu Gott, zu Jesus. Es geht darum seiner Nachfolge gerecht zu werden und es geht darum Mölglichkeiten zu finden, daß auch in Zukunft viele Menschen ihre Heimat in der Kirche finden können. Solange wir miteinander über den Glauben reden und danach handeln können, solange verlieren wir auch Gott nicht aus dem Sinn, der unser Mittelpunkt ist. Solange aber braucht uns auch nicht bange zu sein wie es mit dem Glauben an Jesus, an Gott weitergeht. Wir dürfen sicher sein, daß wir nicht im Stich gelassen werden und daß nicht wir Menschen allein das Schicksal von Glaube und Kirche bestimmen. Auch für uns gelten die Worte Gottes: "Weinend kommen sie und tröstend begleite ich sie. Ich führe sie an wasserführende Bäche, auf einen ebenen Weg, wo sie nicht straucheln. Amen.