02.Sonntag im Jahreskreis/B/Evangelium01 Liebe Mitchristen! Das Weihnachtsfest ist vorbei und seit einigen Wochen hat uns der Alltag wieder. Man bemerkt das nicht nur, weil der Wecker frühmorgens wieder läutet oder weil die Wochentage wieder mit hektischer Arbeit ausgefüllt sind; nein, es läßt sich auch leicht an einer anderen "Kleinigkeit" feststellen: die Kirchen sind bei den Gottesdiensten wieder üblich leer. Jedem regelmäßigen Kirchgänger wird diese Tatsache auffallen und sie wird ihm vielleicht auch etwas zu denken geben. Offensichtlich meinen wohl manche Christen, es genüge an Ostern, Weihnachten und Allerheiligen den Gottesdienst zu besuchen, das Wort Gottes zu hören und die Gemeinschaft mit Christus zu feiern. Es dürfte wohl die Frage berechtigt sein: sind diese Christen etwa bereits im Besitz der Wahrheit oder haben sie - um es salopp auszudrücken - bei Gott einen Stein im Brett? Wahrscheinlicher erscheint da doch wohl folgendes: die Bereitschaft für gelebtes Christentum, das entschiedene Ja zu Gott, wird immer mehr in den Hintergrund gedrängt; solange, bis man mit Religion und Glaube nichts mehr anzufangen weiß, weil sämtliche Grundlagen verloren gegangen sind. Ein Sprichwort sagt: Wer suchet, der findet - wer aber nichts sucht, der kann logischerweise auch nichts finden! Der Religionsphilosoph Martin Buber hat in diesem Zusammenhang eine kleine Geschichte aufgeschrieben: Rabbi Baruchs Enkel, der Knabe Jechiel, spielte einst mit einem anderen Knaben Verstecken. Er verbarg sich gut und wartete, daß ihn sein Gefährte suche. Als er lange gewartet hatte, kam er aus seinem Versteck, aber der andere war nirgends zu sehen. Nun merkte Jechiel, daß jener ihn von Anfang an nicht gesucht hatte. Darüber mußte er weinen, kann weinend in die Stube seines Großvaters gelaufen und beklagte sich über den bösen Spielkameraden. Da floßen auch dem Rabbi die Augen über und er sagte: So spricht Gott auch: ich verberge mich, aber keiner will mich suchen! Ich meine, diese Geschichte spiegelt sehr gut die Situation des Christentums in den sog, hochentwickelten Ländern wider. In Deutschland sind lt. Umfragen weit weniger als die Hälfte aller Christen noch bereit Gott zu suchen. Viele bezweifeln seine Existenz überhaupt. Ja, so heißt es, in dieser Welt, wo Krieg und Terror, Elend, Hunger, Not und Armut regieren, da kann es doch unmöglich einen Gott geben; und wenn, so ist er doch so weit weg von uns, daß ihn niemand mehr erkennen kann. Früher, zur Zeit Jesu, da sei das alles noch viel einfacher gewesen, da hätte man Gott in der Gestalt Christi sogar von Angesicht zu Angesicht sehen können. Liebe Mitchristen, es war wohl zu keiner Zeit einfach Gott zu entdecken. Hätte sonst Jesus zu seinen Lebzeiten mehr Feinde als Freunde gehabt? Es war und ist sicher schwierig im Menschsein Jesu den verborgenen Gott zu entdecken. Von den ersten, die diesen verborgenen Gott erkannt haben, erzählt uns das heutige Evangelium. Hingewiesen durch Johannes d.T. werden ihnen die Augen geöffnet: das "Lamm Gottes" ist unser Meister. Von ihm können wir lernen, wie das Leben zu bewältigen ist, weil in ihm die göttliche Autorität lebt, weil er der Gesalbte Gottes ist. Beachtenswert ist hierbei eine scheinbare Nebensächlichkeit: auch die ersten Jünger kommen nicht von selbst und aus sich selbst zur Erkenntnis des verborgenen Gottes in Jesus. Sie werden von einem anderen darauf aufmerksam gemacht: Johannes d.T. weist auf die Einzigartigkeit Jesu hin und erst dieser Hinweis ermöglicht es den Jüngern zu sehen, Gott in Jesus zu er-kennen. Eigentlich sind wir alle in der gleichen Situation wie die Jünger: auch wir können den verborgenen Gott nur dann entdecken, wenn wir aufmerksam hören, wenn wir uns hinweisen lassen. In jedem Gottesdienst wird uns Jesus verkündet. Im Lauf eines Kirchenjahres wird uns erzählt von seiner Geburt und Kindheit, von seinem Leben und Sterben und davon, was sich nach seinem Tod ereignete. Jahre für Jahr wiederholt sich das. Allerdings geschieht das nicht, um Langeweile aufkommen zu lassen, sondern weil das Hören auf die Botschaft des NT eine Grundlage ist unseren Glauben wachsen zu lassen. Je genauer und öfter wir zuhören, desto mehr sind wir hingewiesen darauf, daß im menschlichen Anlitz Jesu das Anlitz Gottes leuchtet; daß sich in der menschlichen Geschichte Jesu eine Geschichte Gottes mit uns Menschen ereignet. Das menschliche Leben Jesu bringt unser Menschsein so nahe an das göttliche Geheimnis, daß es uns eigentlich wie Schuppen von den Augen fallen müßte: Gott ist bei uns, er ist uns nahe, er will für uns sorgen und für uns da sein. Sind Hören und Sich-Hinweisen-Lassen die eine Grundlage unseres Glaubens, so bleibt dieser doch leer und fruchtlos, wenn nicht eine zweite Voraussetzung nach Kräften gegeben ist: im Alltag ein lebendiges und überzeugendes Christentum zu leben. Was nützt uns alles theoretische Wissen, alle Erkenntnis, wenn wir nicht in der Lage sind diese in die Praxis umzusetzen? Mit anderen Worten: was sind wir eigentlich für Christen, wenn wir zwar sonntags brav zur Messe gehen, die ganze Woche über aber unseren Glauben wie einen Mantel in den Kleiderschrank hängen? Warum versagen wir eigentlich meist dann, wenn wir aufgefordert sind unser Christsein unter Beweis zu stellen? Warum halten wir uns da vornehm zurück, wo konkrete Nächstenliebe gefordert ist? Warum wollen wir viel lieber anonym bleiben und mit der Masse und ihrer Meinung marschieren, wo eigentlich unser gutes Beispiel angebracht wäre? Liebe Mitchristen, momentan wird unser Christsein auf die Probe gestellt. Seit einigen Tagen leben hier Menschen, die - leider - nicht unsere ungeteilte Zustimmung haben. Sicher ist die jetzige Situation für alle Beteiligten neu und beispiellos. Doch anstatt nun mit Vorurteilen und Verleumdungen, ja sogar mit Haßgefühlen zu reagieren, könnten wir alle diese Gelegenheit beim Schopf packen und beweisen, ob und daß wir tatsächlich in der Lage sind unseren Glauben auch in die Tat umzusetzen. Wenn wir uns alle darum bemühen und guten Willen zeigen, so gehen wir weiter ein Stück in die Richtung, die Gott wohlgefällt. Dann befinden wir uns weiter auf der Suche nach dem verborgenen Gott, der desto deutlicher wird, je mehr wir uns dem anderen, dem Nächsten zuwenden. So wie wir uns selbst nur über den anderen finden, so ist auch Gott nur im Nächsten zu entdecken. Jemand hat einmal gesagt: Gott ist wie eine Oase. Man muß viele Wüsten durchschritten haben, um ihn zu finden. Nur, eine Oase kann man auch leicht verfehlen. Auch als Christ! Amen 02.Sonntag im Jahreskreis/B/1.Lesung Liebe Mitchristen! Nicht oder nur schlecht hören zu können ist eine Krankheit, die für den Betroffenen schlimme Auswirkungen hat. Gespräche sind fast unmöglich, es drohen Vereinsamung und Isolation. Viele wichtige Eindrücke können nicht wahrgenommen werden; das Leben ist um vieles ärmer. Nicht hören zu wollen, sich taub zu stellen, zählt freilich nicht zu den Krankheiten. Es ist wohl eher ein Zustand, der gerade heute weit verbreitet ist. Auf einen, der nicht hören will kann man noch sehr einreden: den erreicht kein noch so liebevolles Zureden, kein noch so wohlgemeinter Rat, keine noch so eindringliche Mahnung. "Beim dem geht das Wort zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus!" sagt ein Sprichwort. Wer eine solche Erfahrung schon einmal gemacht hat - und wer hat sie nicht gemacht - der wird entweder zornig oder aber er zuckt die Schultern, läßt die Sache auf sich beruhen und resigniert. Da ist eben nichts zu machen! Seine Ohren bewußt zu verschließen - vielleicht hat das etwas mit unserer Zeit zu tun, in der wir alle möglichen schlimmen und katastrophalen Ereignisse frei haus geliefert bekommen. Vielleicht ist es eine Art Schutzmechanismus, weil wir sonst unseres Lebens nicht mehr froh werden könnten angesichts einer Überfülle chaotischer Zustände auf der Welt. Vielleicht ist es aber auch nur unsere Sattheit, unsere Laschheit, unse-re Faulheit. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.- oder: Was ich nicht gehört habe, damit brauche ich mich nicht auseinanderzusetzen! Dieses Prinzip gilt sicherlich auch für den Glauben. Wir hören zwar, aber wir hören nicht alles. Wir wählen aus, was wir hören wollen und dann interpretieren wir das Gehörte nicht selten nach unserem Gutdünken. Und anstatt, daß uns das Gehörte vielleicht neugierig gemacht hätte mehr zu hören und zu erfahren, sind wir zumeist mit dem wenigen vollauf zufrieden. Mehr können wir offensichtlich nicht ertragen! Denn mehr hören hieße auch sich mehr damit zu beschäftigen und das wiederum hätte zur Folge, daß wir Konsequenzen zu ziehen hätten. Dies aber würde vielleicht unser Leben in vielen Dingen umwerfen - und genau das wollen wir in den meisten Fällen nicht! Liebe Mitchristen, wenn und aber - hätte und würde - helfen uns nicht weiter. Diese Ausreden haben vor Gott auch keinerlei Bestand. Ihm geht es ausschließlich um unsere glaubensmäßige Gesinnung, um unsere Haltung. Was Gott von uns erwartet ist ein offenes Ohr. Als Hörende können wir uns Samuel als Beispiel nehmen, der - wie wir in der Lesung gehört haben - auf den Anruf Gottes antwortet: Rede, dein Diener hört! Gottes Rede zu verstehen aber setzt voraus, daß wir ernst nehmen, was wir im Vater-Unser beten: Dein Wille geschehe! Nicht, weil Gott wie ein menschlicher Despot darauf aus ist, uns immer und überall seinen Willen aufzuzwingen, sondern weil bei ihm - im Unterschied zu uns Menschen - Wollen und Wohlwollen vollkommen eins sind. Dies zeigt sich deutlich auch bei Samuel: Gott gibt nicht auf. Erst beim 4.mal hört Samuel richtig und das auch nur, weil er sich Rat holt bei Eli, dem Priester. Dies macht zweierlei deutlich: Zum einen ist Gott nicht derjenige, der nach einigen Fehlversuchen resigniert. Er versucht es immer wieder - nicht mit Geschrei und Wut, sondern liebevoll und einfühlsam. Gott ist beharrlich und zielstrebig. Er sorgt sich um das Wohl des Menschen, deshalb läßt er ihn auch nicht links liegen - selbst dann nicht, wenn er nicht hören kann oder will. Und ein zweites ist wichtig: Der Rat eines anderen Menschen, die Gemeinschaft aller. Gerade im Umgang mit Gott bin ich auf die Erfahrungen anderer angewiesen. Ihr Rat, ihre Meinung und ihr Erleben können mir die richtige Richtung weisen, können mich richtig hörend machen. Allein stehe ich da auf oft auf verlorenem Posten. Liebe Mitchristen, Herr, gib uns Mut zum Hören auf das, was du uns sagst. Wir danken dir, daß du es mit uns wagst. Wie oft haben wir dieses Lied schon gesungen? Und wie oft haben wir diesen Text schon bedacht? Wie oft haben wir schon versucht diese Worte ernst zu nehmen und sie in uns lebendig werden zu lassen? Wie oft haben wir diesen Mut schon aufgebracht und gesagt: Rede, dein Diener hört!? Amen